Mondgestein für Marsmäuse – Veganes Käse-Rezept

Mondgestein für Marsmäuse – Veganes Käse-Rezept

Das gelbe Glück, von dem niemand so wirklich weiß, wie es hergestellt wird. Im Falle einer Apokalypse wäre das große Rezept des Käses vermutlich das Erste, was an menschlichem Wissen verloren gehen würde. Daher ist es umso wichtiger das große Geheimnis in seine persönliche kognitive Schatzkiste aufnehmen zu können.

Nun ist tierische Milch völlig zu Recht aus der Mode gekommen. Dafür ist die rein pflanzliche Methodik genauso zu Recht immer mehr verbreitet und damit en vogue. Deshalb gibt es hier das vegane Käse-Rezept voller Würze und Cremigkeit.

Zutaten:

360 g Kokosmilch
4 EL Hefeflocken
15 g Agar-Agar-Pulver
80 ml Sauerkrautsaft
1,5 EL Maisstärke
1 TL Salz
2 TL verschiedene Gewürze, zum Beispiel Zwiebelpulver, Knoblauchpulver, Paprikapulver
1 Prise Kurkumapulver

Zubereitung:

  1. Kokosmilch, Hefeflocken, Agar-Agar-Pulver, Salz, Gewürze und Kurkumapulver in einen Topf geben und vermengen.
  2. Die Masse bei mittlerer Hitze zum Köcheln bringen. Dann fünf Minuten bei niedriger Hitze köcheln lassen und immer wieder umrühren.
  3. Sauerkrautsaft (nicht kalt) und Maisstärke in einer kleinen Schüssel vermengen. Die Mischung mit in den Topf geben und wieder gut verrühren.
  4. Alles noch eine Minute weiter köcheln lassen. Eine mittelgroße Schüssel mit Öl einfetten.
  5. Die Käsesoße in die Schüssel geben und glattstreichen. Abkühlen lassen und mehrere Stunden in den Kühlschrank stellen (am besten über Nacht). Genießen.

Bemerkungen:

Wer bei den Zutaten erst einmal ein bisschen ins Stutzen kommt, für den gibt es hier eine kurze Erklärung dazu. Agar-Agar-Pulver ist ein rein pflanzliches Geliermittel, welches es in der Backabteilung jedes Supermarkts geben sollte. Hefeflocken könnten möglicherweise ein kleines Problem darstellen, gibt es aber in Naturkostläden oder höherklassigen Supermärkten. 
Sollte der Käse sich nicht aus der Schüssel lösen lassen, einfach mit dem Stiel eines Teelöffels ringsum an lüften, bis er vom Rand gelöst ist.
Der Käse ist wirklich sehr intensiv und würzig. Daher ist er nur in sehr geringen Mengen pur zu empfehlen. Als Aufstrich ist er aber wirklich köstlich. Am besten empfiehlt sich dazu ein knuspriges Brot.

Wie ihr das Brot zum Käse ganz einfach selbst backen könnt, erlebt ihr in der knusprigen Welt der Brote.

Beitragsbild: Fabian Kauschke
Gif: giphy.com

umgekrempelt: 8 Tage Schlafrhythmus

umgekrempelt: 8 Tage Schlafrhythmus

Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns (meistens) sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.

Früher hatte ich immer Angst vor der vierfachen 0, der bösen Geisterstunde. Diese Angst ist glücklicherweise in der Kindheit geblieben, damit aber auch meine Disziplin, vor 12 Uhr schlafen zu gehen. Stattdessen liebe ich inzwischen die nächtliche Ruhe und die taube Dunkelheit draußen, die manchmal für so viel Freiraum oder Entspannung sorgen, dass ich einfach nicht schlafen gehen mag. Mein Hang zur Nachteule verträgt sich allerdings auch nicht mit dem Wunsch, nicht zu spät in den neuen Tag zu starten und morgens von selbst aufzuwachen, anstatt unsanft aus dem Schlaf geklingelt zu werden.

Was diese Zeiten angeht, habe ich insbesondere mit dem fortschreitenden Februar meinen Takt ein wenig verloren und versuche mich daher wieder an etwas mehr Rhythmus. Auch wenn es natürlich länger dauert, bis sich die innere Uhr auf wiederkehrende Zeiten einstellt, stecke ich mir für 8 Tage das Ziel, von 00:00 Uhr bis 08:00 Uhr zu schlafen.

Donnerstag 23:32 – 08:00 Uhr

Ich starte in meine erste umgekrempelte Nacht mit höllischen Kopfschmerzen und nehme das Experiment dementsprechend gerne an. Trotz des hämmernden Schädels bin ich allerdings auch erst relativ spät schlafen und beobachte hieran, wie oft ich die Stunden abends noch rumschlage. Und das, auch wenn ich bereits so müde bin, dass ich auch einfach früh schlafen gehen könnte. Die Stunde(n), die ich dann doch noch wach verbringe, ist (sind) meistens dem Gedanken geschuldet, dass ich noch etwas freie Zeit haben möchte und die nächtliche Ruhe zum Ausklingen brauche – der frühere Schlaf wäre aber wahrscheinlich doch deutlich erholsamer.

Freitag 02:00 – 08:15 Uhr

Es ist Freitagabend und schon stehe ich vor dem typischen Problem, was einfach schwer mit Routinen und einem Sozialleben vereinbar ist: festes Abendprogramm (in der WG). Ich habe mich die ganze Woche darauf gefreut und fand Let’s Dance und meinen frühen Schlaf gegeneinander abgewogen doch wirklich in Ordnung. Um im Rhythmus zu bleiben, war der Wecker trotzdem erstmal auf 8 Uhr gestellt, wobei ich mir angesichts der späten Stunde noch ein Viertelstündchen mehr geschenkt habe.

Als ich ins Bett gegangen bin, habe ich dann aber immerhin meditiert, anstatt noch das Handy zu zücken und durch die virtuelle Welt zu scrollen. Das ist etwas, was ich sonst nicht oder erst später gemacht hätte, denn leider gehört mein Handy so zu meiner Einschlafroutine, dass mir alles andere erstmal sehr langweilig erscheint. Trotz der endlich vermiedenen Reizüberflutung und meines aktuell reibungslosen Schlafs konnte ich nur leider überhaupt nicht wegdämmern. Vielleicht tanzte mein Kopf einfach noch ein bisschen auf dem Parkett.

Samstag: 02:30 – 09:15 Uhr

Schlafen vor Mitternacht und die Endphase der ganzen Hausarbeiten – eindeutig nicht so verträglich. Tatsächlich war die Arbeitsnacht aber eingeplant und hat auch ihren gewünschten Workflow gebracht, trotzdem fühlt es sich doch etwas ernüchternd an, wie schwer das „frühe“ Schlafengehen bisher umzusetzen ist. Da ich den Tag entsprechend viel Energie verbraucht habe und die Nacht davor kaum Schlaf finden konnte, wandert mein Wecker doch zur 9, damit ich am nächsten Tag fit bin.

Sonntag 00:27 – 08:30 Uhr

Ach ja, wir nähern uns der 12, aber so richtig klappt es noch nicht. Heute Abend hatte ich ursprünglich noch so viel Zeit, dass ich es so locker bis 24 Uhr geschafft hätte und dadurch viel zu sehr getrödelt habe. Und ich muss gestehen, dass ich zwar um 00:01 Uhr fertig im Bett lag, meine Selbstdisziplin dann aber nicht gereicht hat, um nicht noch das YouTube-Video zu gucken, was ich mir die ganze Zeit vorgenommen habe. Da das Video 23 Minuten lang war, hatte ich mir also fest vorgenommen, um 23:30 Uhr bettfertig zu sein und dann noch genug Zeit zu haben. Geschaut habe ich es dann trotzdem, upsi.

Montag 00:30 – 08:30 Uhr

Die feste Schlafenszeit macht sich auch in der WG-Planung bemerkbar: Wir haben heute länger gearbeitet und wollten zur Belohnung eine Folge unserer Serie schauen und mussten dementsprechend rechnen, wann wir dann damit anfangen müssen, den Schokopudding dafür zu kochen, um dann mit den 45 Minuten der Folge und der Zeit im Bad bis 12 fertig zu sein. Mit Blick auf meine tatsächliche Schlafenszeit haben wir uns zwar nicht verrechnet, allerdings kam dann das Staffelfinale und das konnten wir ja nicht einfach mittendrin unterbrechen, wie das dann so ist… 

Aber immerhin: Ich bin wieder direkt ins Bett gegangen und habe noch meditiert, anstatt ans Handy zu gehen und das ist vielleicht noch mehr hervorzuheben, als jetzt die 30 Minuten, die ich außerplanmäßig länger wach war. Trotzdem war ich gerädert wie sonst was am nächsten Morgen, nicht gerade motivierend.

Dienstag 00:17 – 08:20 Uhr

Aiaiai es ist gerade 23:49 Uhr und ich bin noch am Schreibtisch. Daher muss ich schon wieder so auf die Tube drücken, dass ich es bis 0 Uhr ins Bett schaffe, wodurch ich jetzt aber auch keinen Feierabend hätte, manno! Daher überlege ich, meinen geplanten Rhythmus auf 00:30 Uhr zu ändern, das zeichnet sich ja sowieso gerade ab. 
Obwohl ich dann fast mit einer Punktlandung um 00:01 Uhr im Bett lag, habe ich mir wenigstens noch kurz Zeit am Handy genommen, diese aber wesentlich kürzer gehalten als sonst und bin nach einer viertel Stunde schlafen gegangen. Das verbuche ich definitiv als Erfolg!

Mittwoch 01:57 – 08:30 Uhr

Huhu, hier meldet sich erneut die Studentin, die ihren Nachtflow der festen Schlafenszeit vorziehen muss. Es ist bereits 00:54 Uhr und ich hatte sogar ursprünglich einen Wecker auf 23:30 Uhr gestellt, damit ich ganz vorbildlich zu meiner Sperrstunde im Bett bin. Da ich bei dessen Klingeln aber so eine produktive Phase hatte, habe ich beschlossen, dass ich heute halt länger wach bleibe. Letzten Endes finde ich es dann besser, nach dem Gefühl zu gehen und solche Phasen zu nutzen, die ich tagsüber schwerer erreiche, als dann auf Krampf schlafen zu gehen.

Ich bin am nächsten Morgen dann aber doch um 8:30 Uhr aufgewacht, obwohl mein Wecker auf 9 Uhr gestellt war, juhu! Normalerweise hätte ich mich jetzt noch einmal umgedreht, erfahrungsgemäß bin ich dann aber so matschig, dass ich dieses Mal also direkt wach geblieben bin. Ein erster Schritt in den früheren Morgen, nur mit dem Aufstehen hat es dann doch noch etwas gedauert.

Donnerstag, 00:02 – 08:00 Uhr

Ich habe bis 23 Uhr gearbeitet und wollte abends endlich mal wieder ein bisschen Serie gucken und eine ruhige Nacht haben, die ich doch so liebe. Das war eigentlich auch sehr schön, allerdings hatte ich mein Handy nicht bei mir und wusste dadurch die ganze Zeit nicht, ob es jetzt schon Richtung 12 geht oder nicht. Das war dann dementsprechend nur so halb entspannt (ja ich hätte aufstehen und nachgucken können, aber so vom Prinzip her) und ich finde, dass mir ein (mehr oder weniger) strikt eingehaltener Schlafrhythmus dann auch nichts bringt, wenn ich vor dem Schlafen nicht unbefangen runterfahren kann. 

Magischerweise habe ich dann aber tatsächlich um 23:48 Uhr aufgehört, mich also in Windeseile bettfertig gemacht und es dann mal rechtzeitig geschafft. For the sake of umgekrempelt-Tag 8 bin ich dieses Mal ganz ohne Handy oder Meditation ins Bett gegangen und habe mich der Reizlosigkeit ausgesetzt, die ich sonst immer zu vermeiden versuche. Und siehe da, wie zu erwarten tut die Ruhe dem Kopf ganz gut, ich habe ein wenig in den dunklen Himmel aus dem Fenster geschaut und versucht, den Freiraum zu genießen, anstatt ihn fluchtartig zu füllen.

Fazit

Schon auf den ersten Blick ist erkennbar, dass die festen Zeiten für mich gar nicht so einfach waren. Letztendlich ist aber auch Vieles irgendwie Kopfsache, bei mir jedenfalls. Ich habe mir in den Kopf gesetzt, wann ich bestenfalls schlafen und aufstehen sollte, damit ich mich gut fühle und positiv in den Tag starten kann. Diese Zeiten je nach Abendprogramm und potenziellen Work- oder Entspannungsflows dann aber ohne schlechtes Gewissen zu überziehen, ist für mich der bessere Weg.

An dem umgekrempelt-Experiment hat sich allerdings gezeigt, was mich sowieso täglich beschäftigt: die schwindende Disziplin bei unnötiger Handyzeit. Wo ich eigentlich immer auf mein gesundes Maß stolz war oder abends so gerne gelesen habe, ist mit jedem Monat Lockdown auch meine Bildschirmzeit beträchtlich in die Höhe gegangen. Das wäre auch völlig in Ordnung, wenn es mir denn gut tun würde. Allerdings noch so vielen Reizen, Lichtern und Farben ausgesetzt zu sein, wenn ich doch eigentlich in einen friedlichen Schlaf übergehen möchte, ist etwas, was sich leider noch viel stärker als mein Rhythmus etabliert hat. Dass es sich lohnt, diesem Drang zu widerstehen, habe ich durch die letzte Woche endlich mal wieder erleben können, anstatt es mir immer nur vorzunehmen.

Beitragsbild: Annica Brommann
Banner: Julia Schlichtkrull

Ein Interview mit Anna Kassautzki – Ihre Petition hat bereits knapp 6.000 Unterschriften

Ein Interview mit Anna Kassautzki – Ihre Petition hat bereits knapp 6.000 Unterschriften

Vielleicht hast du schon einmal von der „Petition für die Lehre und Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen an der Universitätsmedizin Greifswald” gehört, die seit zwei Wochen hohe Wellen schlägt. Ich durfte die Initiatorin der Petition zu einem Interview treffen: Anna Kassautzki. Sie hat die Petition, die sich an die Leitung der Universitätsmedizin Greifswald wendet, gestartet. In diesem Interview erfährst du mehr über ihre Gründe ihre erste Petition zu starten und worum es genau in der Petition geht.

Anna, könntest du dich erst einmal, für diejenigen die dich noch nicht kennen, vorstellen?

Ich bin Anna Kassautzki und 27 Jahre alt. Noch bin ich im Master Politikwissenschaften eingeschrieben, arbeite aber hauptsächlich. Und vor kurzem habe ich eine Petition gestartet.

Was steht in der Petition? Was ist der Inhalt und was sind die Ziele?

Vielleicht kann ich erst einmal, um verständlich zu machen warum ich eine Petition gestartet habe, erzählen wie ich darauf gekommen bin. Im letzten Jahr gab es hier in Greifswald eine Demonstration zu reproduktiven Rechten. Unter anderem gab es auch einen Wortbeitrag, der die Situation an der Unimedizin thematisiert hat. Ich bin auch politisch aktiv und dort haben wir auch vorher schon häufig über das Thema Schwangerschaftsabbrüche diskutiert gehabt. Da ging es aber eher um die Abschaffung von §219a und um die Reform von §218. Aber ich kannte nicht die Lage in Greifswald. Ich bin fest davon ausgegangen, dass die Unimedizin auch Schwangerschaftsabbrüche lehrt. Da dachte ich mir, das kann so nicht sein und dagegen muss man etwas tun. Jetzt studiere ich aber nicht Medizin und stecke in diesen ganzen Strukturen nicht drin. Dann habe ich erst einmal geguckt, an wen müsste man überhaupt eine Petition wenden: Geht das dann an das Ministerium oder an die Uni? Aber die Unimedizin ist ja noch einmal gesondert. Also habe ich herausgefunden, dass es an die Leitung der Unimedizin geht.

Kurz vor dem Frauen-Kampftag kam mir die Idee [mit der Petition] wieder in den Kopf und was wäre ein besserer Tag, um so eine Petition zu starten. Deswegen hatte ich mit Medizin-Studierenden gesprochen gehabt. Also auch vorher schon in meinem Freundeskreis. Und geschaut, wie ist eigentlich die Situation. Stimmt das, was auf der Demo erzählt wurde. Und sie haben mir das weitestgehend bestätigt. Ich wollte nicht etwas Reißerisches schreiben, sondern es geht mir ja auch darum, dass die Forderungen umgesetzt werden. Deswegen habe ich es so sachlich wie möglich gehalten: Es ist ein Unding, dass hier an der Unimedizin keine Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden und es nicht wirklich in der Lehre vorkommt.  

Das wird in der Petition gefordert:
1. Die theoretische und praktische Ausbildung in den verschiedenen Methoden des Schwangerschaftsabbruchs im Medizinstudium zu lehren.
2. Schwangerschaftsabbrüche in das Angebot der Universitätsmedizin Greifswald aufzunehmen.

Als ich mich mit deiner Petition beschäftigte, wunderte ich mich auch darüber.

Stimmt, man geht davon aus, wenn man nicht Medizin studiert, dass das vollkommen normal ist. Und wenn man sich dann anschaut, dass die Anzahl der Praxen und Kliniken, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen von 2000 auf 1200 gesunken ist. Und das geht perspektivisch so weiter, wenn keine neuen Ärzt*innen ausgebildet werden, die das durchführen können. Wie sollen sie es dann anbieten? Es tut sich halt nichts.

Warum sind konkret Schwangerschaftsabbrüche wichtig?

Es kann immer passieren, dass man ungewollt schwanger wird. Auch wenn man verhütet. Ob eine Frau bzw. eine schwangere Person das Kind behalten möchte, ist die Entscheidung der betroffenen Person. Dass das nicht möglich ist, kämpferisch ausgedrückt, zeigt wie das patriarchale System immer noch Frauen unterdrückt. Niemand anderes hat über meinen Körper zu entscheiden, außer ich selbst. Da gehört für mich ein Schwangerschaftsabbruch genauso dazu.

Warum bist du der Meinung, dass die Kosten für einen Schwangerschaftsabbruch von der Krankenkasse getragen werden sollen?

Es ist ein medizinischer Eingriff und das ist wieder eine Benachteiligung von schwangeren Menschen, die vielleicht weniger Geld haben und sich den Schwangerschaftsabbruch nicht leisten können.

Das Thema muss allgemein enttabuisiert werden. Natürlich ist es immer noch eine ethische Abwägung. Es geht immer noch um ein ungeborenes Leben. Aber das hat ja auch das Bundesverfassungsgericht entschieden, bis zum dritten Monat und nicht weiter. Und da wiegt für mich das Selbstbestimmungsrecht der Frauen höher.

Wie hat die Uni auf die Vorwürfe reagiert?

Im Interview mit der Ostseezeitung hat die Leitung der Unimedizin verlauten lassen, dass Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt würden. Profamilia meinte dagegen, sie wissen nichts davon. Ich bin gerade dabei, zusammen mit der AG Medizin und Menschenrechte, die außerhalb vom Lehrplan Workshops durchführt, nochmal einen Brief an die Leitung der Gynäkologie zu schreiben. Weil ich es schwierig finde, wenn man sich nur über eine Zeitung unterhält. Und man stattdessen vielleicht direkt ins Gespräch kommt. Jetzt habe ich aber von der fachlichen Ebene überhaupt keine Ahnung. Und dadurch, dass die AG Medizin und Menschenrechte schon viel länger an dem Thema dran ist, hätte ich die gerne dabei. Und jetzt sind wir gerade dabei, den Brief zu schreiben. Und ich hoffe, dass dann ein Treffen [mit der Leitung der Universitätsmedizin] zu Stande kommt.

Was tust du, wenn die Petition fehlschlägt? Wärst du für einen Kompromiss bereit oder würdest du einen anderen Weg gehen?

Ich finde es krass, wie viel Zuspruch die Petition bekommt. Das hat mich mega gefreut. Klar, ich bin auch SPD-Politikerin, aber ich habe das nicht in Absprache mit meiner Partei gemacht, sondern ich wollte etwas ändern. Also schreibe ich eine Petition. Und auch andere Parteien haben sich dem angeschlossen, zum Beispiel die FDP Greifswald unterstützt die Petition auch. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass der Status quo beibehalten wird. Daher hoffe ich einfach auf Besserung.

Hast du noch etwas zum Schluss zu sagen?

Was für mich vielleicht noch Motivation war, die Petition zu starten, war, dass auf der Demo erzählt wurde, dass Medizinstudierende schon intern versuchten, das zu ändern. Und mir war einfach wichtig zu zeigen, dass es nicht nur eine interne Debatte ist, sondern viele betrifft und Interesse an Änderung ist nicht nur aus den fachlichen Reihen gewünscht, sondern auch in der Bevölkerung. Und da dachte ich mir, die Petition wäre der richtige Weg dafür.

Hier kommst du zur Petition.

Bild: Maret Becker

web.woche 22.-28. März

web.woche 22.-28. März

Was geht eigentlich ab in Greifswald? In der web.woche geben wir euch eine Übersicht über die kommenden Veranstaltungen in und um unsere Studierendenstadt. Hier findet ihr Termine, Infos und Neuigkeiten, von Politik und Region, über Universität und Wissenschaft bis hin zu Kultur und Sport.

Kultur & Sport

VERANSTALTUNGEN

NEUIGKEITEN

  • Die STRAZE bietet von Montag bis Freitag (12 Uhr bis 14 Uhr) einen Mittagstisch an, bei dem ihr nicht nur herzhafte Gerichte, sondern auch Kuchen erwerben könnt. Die aktuelle Wochenkarte findet ihr hier.
  • Auch das Café Küstenkind bietet immer von Donnerstag bis Sonntag (13 Uhr bis 17 Uhr) einen Abholservice an. Hier könnt ihr heißgeliebten Kaffee und hausgebackene Kuchen erwerben.
  • Unter dem Titel „artist@homeoffice“ zeigen 14 Künstler*innen ihre Stimmungen und Arbeitsweisen mit den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. Videoprojektionen können im Kunstkubus CUBIC auf dem Karl-Marx-Platz und im Fenster des St. Spiritus angesehen werden.
  • Bis zum 21.04.2021 wird in den Fenster der Buchhandlung Hugendubel und der Galerie Schwarz eine Wanderausstellung der Stiftung Buchkunst zu sehen sein, welche die schönsten Bücher des Jahres 2020 prämiert hat.
  • Derzeit könnt ihr im Kunstkubus CUBIC am Karl Marx Platz die Plakatinszenierung flying leaves bestaunen.

Uni & Wissenschaft

VERANSTALTUNGEN

  • Was? Ordentliche AStA-Sitzung
  • Wann? Montag, 23.03.2021, 20:15 Uhr
  • Wo? BBB im Moodle-Kurs
  • Was wird besprochen? Unter anderem die Koordination zur Begrüßung der Erstis.
  • Was? Workshop “E-Portfolio-Arbeit”
  • Wann? Freitag, 26.03.2021, 09:00-12:00 Uhr
  • Wo? Online, die Zugangsdaten werden per Mail verschickt.
  • Anmeldung? Die Anmeldung muss bis zum 22.03.2021 per Mail an zuzanna.papierz@uni-greifswald.de erfolgen.

NEUIGKEITEN

  • Die Wahl um das studentische Prorektorat in Greifswald blieb zunächst ohne Erfolg. Die ersten näheren Informationen könnt ihr in diesem Artikel nachlesen.
  • Professor Andreas Greinacher von der Greifswalder Unimedizin hat zusammen mit europäischen Wissenschaftler*innen und dem Paul-Ehrlich-Institut eine Therapie für die Hirnvenenthrombosen gefunden, die als Komplikationen mit dem AstraZeneca Impfstoff in Verbindung stehen. Da diese Information bereits breit kommuniziert wurde, kann der AstraZeneca wieder verimpft werden. Näheres könnt ihr auch dieser Pressekonferenz entnehmen.
  • Momentan gibt es eine Petition an die Universitätsmedizin, Schwangerschaftsabbrüche sowohl theoretisch und praktisch zu lehren als auch in das Angebot der Greifswalder Universitätsmedizin aufzunehmen.

Region & Politik

NEUIGKEITEN

  • Auch in Greifswald kann die luca-App benutzt werden. Mit der App kann eine sichere und lückenlose Kontaktübermittlung und schnelle Kontaktnachverfolgung stattfinden. Anwenden kann man die App z.B. in der Greifswalder Stadtverwaltung. Die App kann kostenlos im Playstore heruntergeladen werden.
  • Greifswald konnte sich beim Fahrradklima-Test des ADFC verbessern. Greifswald belegt Rang 4 von 110 mittelgroßen Städten.
  • Am 13.03. wurde das Kooperationsprojekt „Grüne Fakten to go“ in der Greifswalder Innenstadt gestartet. Die Schaufenster-Ausstellung wird vom Katapult Verlag, der Heinrich-Böll-Stiftung MV und RENN.nord in der Greifswalder Innenstadt präsentiert.
  • Die Greifswald-App wurde aktualisiert und hat nicht nur ein neues Design, sondern auch neue Funktionen. Es wird nicht nur über Veranstaltungen informiert, sondern auch über die Geschichte der Stadt.
  • Die Feministische Aktion Greifswald “Neonlila” hat euch eine Route mit sechs Orten zusammengestellt, die mit Frauen verknüpft sind, die die Greifswalder Historie und das heutige Stadtleben geprägt haben oder berühmt geworden sind. Die Stationen der Route und die eingelesenen Beiträge dazu könnt ihr kostenlos in der Actionbound App anhören. Scannt dafür den QR Code, den ihr auf der Instagram Seite “neonlila_greifswald” finden könnt.
  • Es werden Wahlhelfer*innen für die Bundes-und Landtagswahl am 26.09.2021 gesuchtHier könnt ihr euch online anmelden. Es gibt übrigens eine Entlohnung von 40€.
  • Der Lockdown wurde für die ganze Bundesrepublik bis zum 28. März verlängertHier findet ihr nähere Informationen zu den Regeln, die weiterhin für den Lockdown in Mecklenburg-Vorpommern gelten. Die 7-Tage-Inzidenz liegt im Kreis Vorpommern-Greifswald zur Zeit bei 82,3  (Stand: 20.03.2021).

Wir haben ein wichtiges Event in dieser Woche vergessen? Ihr habt noch einen heißen Tipp für die nächste Woche? Schreibt uns einen Kommentar oder eine Nachricht, wenn ihr etwas zur web.woche beisteuern wollt!

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull

Die knusprige Welt der Brote – Teil 2

Die knusprige Welt der Brote – Teil 2

Das Powerfood Brot erlebt wie alle fünf Jahre wieder eine neue Welle der Begeisterung. Jeder Mensch, der am Zahn der Zeit bleiben möchte, muss nun den Ofen vorheizen. Der große Teig an Informationen im Internet hat seine Gehzeit erreicht. Aber nicht alles, was man sieht, ist Sauerteig, sodass vieles erst richtig durchgeknetet werden muss. Die Mehlwolke der Unwissenheit soll hiermit weggepustet werden und Klarheit soll über die wunderbare Welt der Brote kommen. In Teil 1 wurden bereits verschiedene Mehltypen, die zwei Hefearten, und die Herstellung von Sauerteig präsentiert. Nun wird auch gezeigt, was damit Knuspriges gebacken werden kann. Zum Abschluss gibt es auch noch Tipps und Tricks, mit denen jedes Brot nur noch gelingen kann. Das ist die knusprige Welt der Brote.

Rezepte

Sauerteig-Roggenbrot

Zutaten: Roggenmehl:                             200 g
                    Weizenmehl:                             150 g
                    Sauerteig:                                  300 g (Hälfte der Menge nach der Zubereitung aus dem Vorschlag von Teil 1)
                    Wasser, handwarm:                 185 ml
Salz:                                             9 g
Trockenhefe:                              7 g

Zubereitung:
1. Mehl, Sauerteig, Wasser, Salz und die Trockenhefe in eine Backschüssel geben. Die Zutaten mit dem Rührgerät oder den Händen zu einem glatten Teig kneten (sollte relativ klebrig sein).
2. Rührschüssel und Teig mit einem Küchentuch abdecken und 90 Minuten ruhen lassen. Dabei nach der Hälfe der Zeit einmal mit der Faust auf den Teig schlagen, sodass die Luft entweichen kann.
3. Den Teig in eine Brotform bringen und auf ein Backblech mit Backpapier legen. Nochmal eine Stunde gehen lassen.
4. Den Ofen auf 250 °C vorheizen. Eine Auflaufform mit etwas Wasser füllen und auf den Grund des Backofens stellen. Das Brot oben dreimal einschneiden und in den Ofen schieben.
5. Nach zehn Minuten die Ofentür kurz öffnen und die Temperatur auf 200 °C herunterstellen. Das Brot für weitere 35–40 Minuten backen.

Bemerkung:
Die Frage, die im Zusammenhang mit Sauerteig immer in der Luft steht, lautet natürlich: Lohnt sich der ganze Aufwand überhaupt? Dazu muss gesagt werden, dass sich die Arbeit für die Herstellung des Sauerteiges eigentlich in Grenzen hält, da täglich nur kurz Mehl und Wasser hinzugegeben und die Masse umgerührt werden muss. Die sieben Tage Laufzeit ist dabei jedoch das Abschreckende. Hat man das aber hinter sich gebracht und auch das große Backen vollzogen, so wartet ein wirklich lockeres, fluffiges Ergebnis auf den*die Bäcker*in. Es bildet sich zudem eine sehr schöne Kruste heraus, die zum sich daran erfreuen einlädt. Daher muss das Resultat des Sauerteigbrotes heißen, dass sich der Aufwand lohnt.


Dinkelbrot:

Zutaten:     Dinkelmehl:                              500 g
Wasser, handwarm:                270 ml
Salz:                                          2 TL
Trockenhefe:                             7 g
Rohrzucker:                              1 TL
Olivenöl:                                   2 EL

Zubereitung:
1. Mehl in eine große Schüssel geben. Trockenhefe, Wasser, Salz, Rohrzucker und Olivenöl dazugeben.
2. Die Zutaten mit den Knethacken eines Rührgeräts oder mit den Händen gut durchkneten bis ein glatter Teig entstanden ist.
3. Schüssel und Teig mit einem Küchentuch abdecken und eine Stunde an einen Ort mit Zimmertemperatur stellen.
4. Ofen auf 220 °C vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier oder eine Brotbackform herausholen. Den Teig darauf zu einem Brot formen und mit einem Messer dreimal die Oberfläche einritzen. Eine feuerfeste Schüssel oder Auflaufform mit Wasser auf den Boden des Ofens stellen. Das Brot 30 Minuten backen.
5. Danach sollte es schön braun sein. Es kann außerdem sein, dass das Brot direkt nach dem Herausnehmen noch etwas hart ist. Nach dem Abkühlen wird es aber noch weicher.

Bemerkung:           
Das Brot aus reinem Dinkelmehl ist sehr schnell zuzubereiten und hat, im Gegensatz zu Broten mit anderen Mehlkomponenten, auch eine geringe Ruhezeit. Es ist natürlich auch möglich das Brot mit frischer Hefe zuzubereiten. Dazu sind die Erklärungen aus dem Abschnitt Hefe in Teil 1 zu beachten.
Durch die reine Zubereitung aus Dinkelmehl ist das Brot recht hell. Je nach Geschmack kann es noch durch verschiedene Körner und Samenarten verfeinert werden. Hierbei bieten sich besonders Sesamsamen an, die in den Teig gegeben werden können, mit denen aber auch das Brot vor dem Gang in den Ofen bestreut werden kann.
Geschmacklich hält sich das Dinkelbrot etwas zurück, überzeugt jedoch durch eine leichte Salznote und die knusprig frische Kruste.

Weizen-Walnussbrot

Zutaten:      Weizenmehl:                                      400 g
Roggenmehl:                                      200 g
Haferflocken:                                      200 g
Wasser, handwarm:                          400 ml
Trockenhefe:                                      7 g
Walnusskerne:                                  100 g
Salz:                                                    1 TL
Pflanzenöl:                                          2 EL

Zubereitung:
1. Walnusskerne grob hacken. Weizenmehl, Roggenmehl und Haferflocken in einer großen Schüssel vermengen. Trockenhefe, Walnusskerne, Pflanzenöl und Salz dazugeben.
2. Alle Zutaten zu einem Teig verkneten.
3. Die Schüssel mit dem Teig mit einem Küchentuch bedecken und acht Stunden gehen lassen.
4. Den Ofen auf 200 °C vorheizen. Den Teig in zwei gleiche Teile trennen, zu Broten formen und mit Abstand zueinander auf ein Blech mit Backpapier legen. Eine feuerfeste Schale mit etwas Wasser auf den Boden des Ofens stellen.
5. Das Brot für 30–35 Minuten backen.

Bemerkung:
Dieses Brot hat dank der Walnusskerne ein herrlich nussiges Aroma.
Zudem bietet sich das Weizenmehl sehr gut dazu an, mit anderen gemischt zu werden. Die lange Ruhezeit des Brotes kann einfach auf die Nacht gelegt werden, sodass der Teig am Morgen schön aufgegangen sein sollte.

Tipps und Tricks

  1. Das Kneten ist einer der wichtigsten Schritte auf dem Weg zu einem guten Brot. Hat man Spaß daran, bietet sich immer das Kneten mit den Händen an. Es ist aber auch möglich die Knethaken eines Rührgeräts zu benutzen. Allgemein sollte ein bisschen Geduld beim Kneten mitgebracht werden. 5–10 Minuten sind ideal, da so alle Zutaten in jedem Fall gut durchmischt sind.
  2. Das Gehen des Teiges sollte immer in einer warmen Umgebung vollzogen werden, da dort die Hefe besser arbeiten kann. Die warme Heizung oder der Ofen bei 30–40 °C bieten sich gut an. Außerdem sollte der Teig im Gehprozess immer abgedeckt werden. Mit einem Küchentuch über der Backschüssel werden so trockene Stellen und Risse vermieden.
  3. Wenn man sich nicht sicher ist, ob das Brot auch gut durchgebacken ist, gibt es einen einfachen Trick. Dazu das Brot aus dem Ofen nehmen und auf die Oberseite drehen. Nun mit den Fingern auf den Boden des Brotes klopfen. Hört es sich hohl an, ist das Brot fertig.
  4. Natürlich gibt es auch Backmischungen für Brote. Diese sehen sehr einfach aus, aber im Prinzip sind darin auch nur Mehl und Trockenhefe enthalten. Nach dem Testen solcher Backmischungen wurde klar, dass die Selbstzusammenstellung des Mehls zu einem größeren Erfolg führt. Daher eher selbst oder anhand von Rezepten ausprobieren anstatt Backmischungen zu nutzen.

Fazit

Eines sollte für die knusprige Welt der Brote noch gesagt werden. Im Wesentlichen besteht jedes Brot aus drei Zutaten: Mehl, Hefe und Wasser. Wie gezeigt, gibt es verschiedene Typen von Mehl, die für unterschiedliche Gebäckarten besonders geeignet sind. Auch unterscheiden sich frische Hefe und Trockenhefe. Diese können aber einfach im richtigen Verhältnis gegeneinander ausgetauscht werden. Die angeführten Rezepte können natürlich als Inspiration dienen, aber mit diesen wenigen einfachen Komponenten, kann jede*r Bäcker*in das Brot nach dem eigenen Geschmack zusammenstellen. Neben den Grundzutaten können dann noch beispielsweise verschiedene Samen und Körner dazugegeben werden. Die Zubereitungsschritte sind dabei immer sehr ähnlich, was auch an den Rezepten klar wird.

Also einfach Mehl, Hefe und Wasser nehmen und selbst eintauchen, in die knusprige Welt der Brote.

Beitragsbilder: Fabian Kauschke

Zu früh gefreut? Gescheiterte Wahl um das studentische Prorektorat

Zu früh gefreut? Gescheiterte Wahl um das studentische Prorektorat

Auch im dritten Wahlgang konnte der Kandidat für das studentische Prorektorat, Felix Willer, nicht die nötige Mehrheit finden. Nachdem in den ersten beiden Wahlgängen mindestens 18 Ja-Stimmen benötigt worden wären, hätte im dritten Wahlgang auch die Mehrheit der abgegebenen Stimmen gereicht. Die Ergebnisse der Auszählung wurden bei der gestrigen Senatssitzung besprochen.

Aber gehen wir noch einmal zurück in das letzte Jahr. Mit der Kandidatur von Frau Prof. Dr. Riedel für die Stelle der Rektorin und dem Bemühen aus der Studierendenschaft, das Amt als eine der wenigen deutschen Hochschulen einzuführen, wurde der Weg für ein studentisches Prorektorat geebnet. Dass das eines ihrer zentralen Anliegen sei, erklärte uns Frau Prof. Dr. Riedel auch nach ihrer Wahl nochmal in einem Interview

Am Dienstag, den 8. Dezember 2020, fand dann die Vorstellung der vier Kandidierenden innerhalb der Studierendenschaft statt. Das Amt wurde zuvor am 20. November 2020 per Mail an alle Studierenden ausgeschrieben. Nach einer Vorstellungs- und Fragerunde wurde der aktuelle Präsident des Studierendenparlaments, Felix Willer, von den Mitgliedern der Fachschaftskonferenz, des Studierendenparlaments sowie den studentischen Senator*innen als Kandidat der Studierendenschaft vorgeschlagen. 

In der Zwischenzeit beschloss der erweiterte Senat am 16. Dezember 2020 eine Änderung der Grundordnung der Universität, welche am 17. Dezember von der Rektorin bestätigt wurde. Nach dieser können fortan neben zwei Professor*innen noch bis zu zwei weitere Prorektor*innen gewählt werden. Diese müssen keine Professur besitzen, sondern können auch anderweitige Mitglieder der Universität und demnach auch Studierende sein. Somit ist es also nicht (wie in Rostock) rechtlich festgeschrieben, dass das Amt zwingend durch ein*e Studierende*n zu besetzen ist. Verpflichtend ist hingegen, dass mindestens ein Prorektoratsposten durch eine Person besetzt wird, die nicht der Gruppe der Professor*innen angehört. Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur genehmigte diese im Senat beschlossene Satzung zur Änderung der Grundordnung am 14. Januar 2021.

Die erfolgte Nominierung von Felix Willer aus der Studierendenschaft war jedoch nur eine interne Übereinkunft und ein Vorschlag für die Rektorin. Bindend ist nur das eigentliche Wahlprozedere im Senat. Und nun wird es etwas knifflig: Zunächst muss ein Vorschlag von drei Mitgliedern des erweiterten Senats, von eine*r Dekan*in auf Beschluss des Fakultätsrates oder der Rektorin vorgenommen werden. Nach diesem und der Einverständniserklärung der vorgeschlagenen Personen erfolgte die Nominierung über eine geheime Wahl im engeren Senat samt Zustimmung der Rektorin. Dafür fand am 20. Januar eine hochschulöffentliche Vorstellung der bis Ende Dezember vorgeschlagenen Kandidierenden statt. Die daraufhin Nominierten aus dem engeren Senat standen dann schlussendlich, ebenfalls in geheimer Wahl, zur Abstimmung im erweiterten Senat – durch die aktuellen Coronabestimmungen per Briefwahl.

Nach Auszählung der Stimmzettel des ersten Wahlgangs wurden Prof. Dr. Konstanze Marx, Prof. Dr. Lars Kaderali und Dorthe G. A. Hartmann als zukünftige Prorektor*innen gewählt. Für Felix Willer ging es in den zweiten und dann dritten Wahlgang, wobei die erforderliche Mehrheit nicht erreicht werden konnte.

Was passiert nun? Frau Prof. Dr. Riedel wird mit dem bisher gewählten Team ab April an die Arbeit gehen und die Studierendenschaft wird sich erneut in einem Ausschreibungsprozess auf die Suche nach Kandidat*innen für das gerade erst ermöglichte, aber nun zunächst vakante Amt begeben müssen.

Was die studentischen Senator*innen und Felix Willer selbst dazu sagen, könnt ihr im Folgenden nachlesen. Auch den übrigen Senator*innen und zukünftigen Mitgliedern des Rektorats wurde die Möglichkeit für eine erste Meinungsäußerung geboten. Die Antworten findet ihr nächste Woche auf dem webmoritz.

Studentische Senator*innen

Was spricht gegen ein studentisches Prorektorat?

Aus unserer Sicht spricht nichts gegen ein studentisches Prorektorat. 
Über die Gründe der anderen Statusgruppen können wir demnach nichts sagen und diese nur erahnen.

Vor wenigen Wochen hat der Senat der Möglichkeit eines studentischen Prorektorats in der 14. Satzung zur Änderung der Grundordnung der Universität Greifswald (vom 16.12.2020) mit einer Zweidrittelmehrheit zugestimmt.
Warum wurde Felix eurer Meinung nach nicht gewählt?

Auf uns wirkt es, als wären es vielzählige Gründe, die zu dieser Entscheidung geführt haben. Dabei gibt es einerseits den Punkt einer generellen Ablehnung des studentischen Prorektorats, aber auch Vorbehalte gegenüber des von uns gestellten Kandidaten. Des Weiteren erschien unmittelbar vor der Wahl ein Artikel der OZ über Felix und unseren AStA-Vorsitzenden Hennis, was für zusätzliche Kritik gesorgt hat.

Was ist euch für zukünftige Kandidaturen und Wahlen wichtig? 

Uns ist vor allem wichtig, dass wir eine neue Kandidatin oder einen neuen Kandidaten für das Amt finden. Bereits im Oktober bzw. November hatten wir dafür ein Verfahren ausgearbeitet, welches nun nochmals feinjustiert werden soll. Wir wollen bei der erneuten Auswahl darauf achten, dass es eventuell eine Person wird, welche noch nicht „verbrannt“ ist. Außerdem werden wir uns noch stärker hinter dieser Person positionieren, damit allen Senator*innen signalisiert wird, dass die Kandidatur von der breiten Studierendenschaft unterstützt wird.

Habt ihr bisher von Meinungen gegen das studentische Prorektorat gehört?

Ja.

Wie werdet ihr jetzt weiter vorgehen?

Wir wollen eine Reihung mehrerer Kandidierender, um eine Auswahlmöglichkeit im Senat zu bieten. Die genaue Ausgestaltung werden wir unter den neuen studentischen Senator*innen besprechen, da bereits die letzte Sitzung der aktuellen Legislatur war und wir mit einigen neuen Personen in die nächste Legislatur starten.

Was für einen Einfluss haben die bisherigen Entwicklungen auf das Klima der studentischen Mitbestimmung, insbesondere im Senat?

Es gibt weiterhin keine direkte Stimme der Studierenden im Rektorat. Im Senat sind wir mit einem Drittel der Stimmen vertreten und haben zusätzlich einen Platz für Studierende als stellvertretenden Vorsitz erreichen können.

Felix Willer

“Ich persönlich bin davon überzeugt, dass eine Vertretung der Studierendenschaft im Rektorat gewinnbringend für alle ist. Mit dieser Motivation und dem Votum der Studierendenschaft bin ich zur Wahl angetreten. Dass die Wahl nicht erfolgreich war, ist aus meiner Sicht natürlich schade, aber nun nicht mehr zu ändern. Für das weiter anstehende Verfahren, ganz gleich, wie es ausgestaltet sein mag, wünsche ich mir einen Prozess, der alle Gremien der Studierendenschaft beteiligt. Unabdingbar für diesen Prozess ist meiner Meinung nach Kommunikation – auch zwischen den studentischen und akademischen Gremien. Ich glaube nicht, dass die Idee der Verankerung eines studentischen Prorektorats hier an der Uni nun erst mal wieder at acta gelegt wird oder werden muss. Vielmehr muss nun geschaut werden, was den*die eine*n oder andere*n noch davon abgehalten hat, bei der ersten Wahl mit “JA” abzustimmen und dann weiter darüber gesprochen werden.”

Beitragsbild: Annica Brommann