Einfach mal abheben in ein anderes Universum, auch dafür ist der webmoritz. da! Ihr könnt jeden Freitag ein anderes Redaktionsmitglied auf einem neuen Teil der intergalaktischen Reise unserer unendlichen Geschichte begleiten. Die Rahmenbedingungen haben wir in einer gemeinsamen Sitzung aus unseren Ideen zufällig ausgewürfelt, danach haben wir die Geschichte jedoch der individuellen Kreativität und Gnade unserer Redakteur*innen überlassen. Wohin die unendliche Geschichte führen wird, ist für uns also auch noch ungewiss, aber wir bieten Corona-Craziness, Ärger und Spaß ohne Ende – garantiert!

Was bisher geschah … Es war einmal in einer anderen Galaxis, aber gar nicht so anderen Zeit. Galapagos-Schildkröte, Entenfotograf und seines Zeichens investigativster Investigativjournalist Gerhard Schmitt hatte auf dem Raumschiff Große Kosmische Ente investigiert, bis dieses schließlich etwas unsanft auf dem Planeten Meridia landete (Teil 1). Dort observierte er eine etwas andere Fete, welche jedoch vom Meritär gecrasht wurde (Teil 3). Auf der Suche nach den gefangenen Enten und mit Justus im Schlepptau traf er auf den galaxiebekannten Abenteurer Cornelius von Nussingen (Teil 5). Das Treffen sollte jedoch nicht von langer Dauer sein, da es nun galt die Wesen zu finden, die die Antworten auf seine Fragen haben könnten (Teil 7).

Immer noch ganz verdutzt von dem Anblick, der sich Gerhard bot, sah er eine zweite Gestalt aus der Ferne sich in seine Richtung hangeln. „Ebenfalls ein Faultier“, sprach er zu sich. „Wieso seid ihr schon hier? Was wollt ihr?“, fragte es mit einer etwas genervten Stimme. „Die Redaktionssitzung ist doch immer am Donnerstag um 19.15 Uhr, außer es läuft …“ – Justus unterbrach das Faultier: „Ich möchte euch vorstellen: Gerhard von …“ Justus stockte. „Gerhard Schmitt“, grummelte die Galapagos-Schildkröte energisch, in ihrer Ehre etwas gekränkt. „Ah, der Abenteurerautor, der die Galaxie durchreist, immer auf der Suche nach neuen Geschichten, Helfer der Wale, Retter der Unentdeckten, …“, legte das zweite Faultier mit leuchtenden Augen los. „Nein“, stieß Gerhard jetzt mit erhobener Stimme aus. „Ich bin Gerhard Schmitt, weltbekannter, investigativer Fotojournalist und Entenfotograf.“ Inzwischen hatte sich nun auch das braune Faultier gemächlich zwischen den Hängematten auf den Boden begeben und begonnen, das seltsame, gepanzerte Wesen, welches sich vor ihnen echauffiert zu mustern. „Sagt mir nix“, „Mir auch nicht“, erwiderten die beiden Faultiere, während sie in das inzwischen karmesinrot anlaufende Gesicht der Schildkröte blickten. In seinem Kopf befand sich Gerhard mittlerweile auf einem schmalen Grat zwischen brennender Wut und vollkommener Entrüstung. „Ich bin übrigens Julica und das ist Lila“, fügte das braune Faultier mit der Brille hinzu. Erst jetzt fiel der Schildkröte die seltsam violette Fellfarbe des linken Faultiers auf. So etwas hatte er vorher noch nie gesehen. „Wir sind Alpha-Mudixe und haben hier sowas wie das Sagen.“ „Chefredakteur*innen …“, zählte Gerhard schnell eins und eins im Kopf zusammen. Genau die Leute, die er gesucht hat. Doch wie geht er die Situation an? Angesichts des absoluten Ausnahmezustands, in dem sich die Meridianer*innen und nun auch er wiederfanden, musste er besonders charismatisch und bedacht mit einer extra großen Prise Feingefühl an die Sache herangehen. Aber das konnte er eben am besten. So war es doch erst seine überaus bemerkenswerte Wortgewandtheit, die ihn an diesen Punkt gebracht hat. Nein. Er weiß, wie er an die Informationen kommt, die er braucht. Darin ist er am besten. Dafür ist er schließlich weltbekannt. Deswegen wollte der quackmoritz. ihn. Und nur ihn. Hierfür hat er studiert.

Versunken in den eigenen Gedanken und einer Mischung aus Lobpreisungen sowie einer unerschütterlichen Überschwänglichkeit, bemerkte Gerhard gar nicht, wie ihm niemand mehr zuhörte oder ihn überhaupt beachtete. Stattdessen hatte Justus den beiden Faultieren alles erzählt, was in den letzten Stunden passiert war. Was auf Brigittes Mottoparty vorgefallen war, wie die Enten festgenommen wurden, wie er dem Meritär nachgelaufen ist, wie er Gerhard Schmitt und Cornelius von Nussingen getroffen hatte und wie die beiden letztendlich bei den Mudixen gelandet waren. Gerhard war wie angewurzelt. „Habe ich das gerade laut gesagt? Haben die mich gehört?“, flüsterte er vor sich hin. Er zog seinen Kopf so weit in den Panzer zurück, bis nur noch sein Gesicht rausschaute. Was gerade passiert war, war ihm sichtlich unangenehm. Wie konnte das sein? Als die Schildkröte jedoch ihren Blick durch den Raum schweifen lies, fiel auf, dass sich gar niemand für ihn interessierte. Die Mudixe warteten immer noch geduldig auf jedes neue Detail, was der kleine Justus stammelnd von sich gab. „Ein ulkiges Bild“, dachte sich Gerhard, während er seinen Kopf langsam wieder aus dem Panzer herausbewegte und eine, wie er dachte, würdige Haltung einnahm. „Wer schon bei der Haltung keine Haltung annehmen kann, der wird nicht mal einen schlafenden Hasen einholen.“ So oder so ähnlich hatte es schon seine Mutter gepredigt.

An der Tür zur Redaktion ertönte lautes Klopfen. „Herein!“ In der Tür stand ein großes Schnabeltier. Gerhard traute seinen Augen kaum. „Das ist ja heute wie vermudixt hier“, brach Lila die Stille. „Die Redaktionssitzung der Mudixe findet jeden Donnerstag um 19.15 Uhr statt. Außer, wenn Meridias Next Top Mudix läuft, dann 18 Uhr. Aber das weißt du eigentlich, Monika.“ Auch Justus erkannte sofort, um wen es sich in der Tür handelte. „Sie haben meinen Sohn“, sprach das Schnabeltier bedrohlich. Auf einmal fiel es der Galapagos-Schildkröte wie Schuppen von den Augen. „Und Sie haben meinen Sauerteig“, entgegnete Gerhard daraufhin etwas zögerlich. Er hatte selbst bemerkt, dass dies weder der rechte Ort noch die rechte Zeit dafür war. Wutentbrannt und wild entschlossen stampfte Monika auf den Entenfotografen zu. Gerhard hatte sich währenddessen seine Chancen ausgemalt und verschwand in seinem Panzer. Zu oft war er in solch prekäre Situationen geraten, um jetzt den Kopf zu verlieren. Einfach warten und ausharren. Das ist seine Strategie. Und gut ist sie auch noch. Sehr gut.

„Ein bisschen so, wie in einer Box oder einem Karton eingesperrt zu sein. Karton … an Board eines Raumschiffs …“, fuhr Gerhard nachdenklich fort. Er hatte schon fast vergessen, weshalb er überhaupt da war. Wofür er sich die letzten zwei Jahre in einem Suppenkarton versteckt hatte. Er wollte Enten fotografieren. Und nicht nur das. Er wollte den größten und informativsten Artikel über Enten schreiben, den es je gab. Es geht ihm nicht mehr nur um Ruhm oder Jahresvorräte an Löwenzahn und Shrimps. Davon hatte er genug. Auch wenn Gerhard noch einige Jahre vor sich hatte, wusste er, dass nichts für die Ewigkeit ist. Er wollte nur nicht vergessen werden. Im Gegenteil. Er wollte Unendlichkeit. Man sollte sich noch in Jahrhunderten an Gerhard Schmitt erinnern. Er wartete nun schon seit fast zwei Minuten auf das endliche Eintreffen der ungebremsten Schläge der Schnabeltierdame. Doch in der Dunkelheit seines Panzers herrschte nur Stille.

Kommt bei Gerhard tatsächlich der Hochmut vor dem Fall? Fängt er sich jetzt eine gehörige Tracht Prügel ein? Haben die Faultiere die Antworten auf seine Fragen? Und was ist jetzt eigentlich mit seinem Sauerteig los? Die Antwort auf all diese Fragen gibt es (vielleicht) nächste Woche in Julias Teil der unendlichen Geschichte. Freut euch drauf!

Illustration: Elisa Schwertner