Zoom auf den Datenschutz

Zoom auf den Datenschutz

Die Universität Greifswald hat seit diesem Wintersemester Zoom-Lizenzen, um nun auch Lehrveranstaltung mit Hilfe dieses Tools abzuhalten. Doch es gibt immer wieder Kritik am Unternehmen. Wir zoomen einmal auf Datenschutz und Sicherheitsaspekte.

Datenschutz ist wichtig. In einer digitalen Zeit, welche zusätzlich noch von einer Pandemie geprägt wird, in der Digitalisierung den Schlüssel darstellt, kann man dies nicht oft genug sagen. Datenschutz ist aber auch ein sehr großes Thema, bei dem man schnell den Überblick verliert. Die Problematik um soziale Medien, Cloud-Dienste und eben auch Videokonferenz-Tools ist die folgende: Die Firmen sind größtenteils in den USA (oder anderen Drittländern außerhalb der EU) angesiedelt, inklusive ihrer Server, was bedeutet, dass die dortigen Datenschutzrichtlinien gelten. Häufig handelt es sich dabei um Firmen, die im Cloud-Bereich oder der Telekommunikation unterwegs sind: Microsoft, Google, Facebook und auch Zoom. Diese Unternehmen und Dienste sind vor allem deswegen interessant, weil Geheimdienste aber auch Facebook und andere Unternehmen mit Hilfe dieser Firmen sehr leicht an äußerst private Daten für Werbezwecke und Profiling kommen können.

Von 2016 bis 2020 galt das sogenannte Privacy-Shield-Abkommen. Ein Abkommen zwischen der EU und den USA, das die Weitergabe von personenbezogenen Daten von Menschen der Mitgliedsstaaten der EU regelte. Problematisch war hierbei jedoch, dass die Datenschutzrichtlinien der USA als ausreichend für die EU festgehalten wurden, was sie jedoch gar nicht sind. Für US-Firmen heißt das konkret, dass kaum Datenschutzrichtlinien gelten, während die Bundesrepublik Deutschland dagegen sehr harte Datenschutzrichtlinien hat – auch durch die im Jahr 2018 europaweit in Kraft getretene Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Kurz: Trotz Privacy-Shield-Abkommen waren europäische Daten kaum geschützt. 2020 wurde dieses Abkommen vom Europäischen Gerichtshof außer Kraft gesetzt, aufgrund einer Klage des Datenschützers Max Schrems. Zuvor wurde bereits das Safe-Harbor-Abkommen durch den EuGH gekippt. Datenschutzrichtlinien wurden anschließend durch sogenannte Standarddatenschutzklauseln (SCCs) festgelegt, wobei darauf geachtet werden muss, ob der Datenschutz des „Operationslandes“ eingehalten wird.

Stellt eine Person freiwillig ihre Daten zur Verfügung, beispielsweise durch die Nutzung von Google Drive, so dürfen diese Daten durchaus genutzt werden, weil beispielsweise die Server, auf denen diese Daten liegen, in den USA stehen. Die Firmen dürfen die Daten lediglich nicht von einem Land in das nächste übertragen, ohne dass die Nutzer*innen davon wissen. Bleibt jedoch die Frage, wie so etwas kontrolliert wird. In der nicht allzu weit entfernten Vergangenheit, halfen vor allem Whistleblower*innen, einen Blick auf diese Geschehnisse zu werfen.

Open Source vs. Kapitalismus vs. Datenschutz

Auch Zoom ist eine amerikanische Firma. Nutze ich Zoom, stimme ich auch den US-Nutzungsbedingungen zu, die eben eine Nutzung der Daten durch Geheimdienste ermöglichen. Doch nicht nur das: Zoom besitzt eigene Server, welche nur mit einem zahlungspflichtigen Konto ausgewählt werden können. Nutzer*innen mit Basic-Account können so nicht entscheiden, in welchem Land der Server steht, der ihr Meeting hostet. Mit den kostenpflichtigen Accounts ist immerhin schon einmal das Hosten regulierbar. So mussten sich zum Beispiel deutsche Universitäten um europäische Server bemühen, um Zoom nutzen zu können. Doch selbst, wenn die Server in Deutschland stehen: Zoom Video Communications Inc. ist eine US-Firma, und die Server gehören nicht dem universitären Rechenzentrum an.

Zum Vergleich: Jitsi lässt sich auf eigene Netzwerke installieren und dadurch selbst hosten, genauso wie BigBlueButton – was die Uni auch macht. Damit ist sichergestellt, dass die empfangenen Daten, wenn sie schon irgendwohin übermittelt werden, auf einem universitätseigenen Server landen. Darüber hinaus handelt es sich bei Jitsi und bei BigBlueButton um linuxbasierte Open Source Software, was als besonders sicher gilt, vor allem, weil keine an Umsatz orientierten Firmen dahinterstehen. Jitsi ist äußerst datensparend und einfach in der Bedienung. BigBlueButton ist vor allem für den Bildungssektor sehr praktisch mit den vielen Funktionen, die wir in den letzten Semestern kennenlernen durften.

Bei Zoom ist das logischerweise nicht der Fall. Bevor man nun freudig Zoom nutzt, sollte man sich eventuell einmal die Seite des Rechenzentrums ansehen: Bei allen Clients wird zu Beginn die Funktionsweise erklärt, bei Zoom folgt anschließend jedoch eine lange Passage zum Datenschutz. Deutsche Universitäten haben sich in den letzten Monaten für ein Custom Data Processing Agreement eingesetzt und dieses abgeschlossen, doch eins bleibt: Zoom ist vor allem an einer Sache interessiert ist: Gewinn. Was wir bereits von solchen Firmen, aber auch speziell von Zoom, wissen: Datenschutz ist zweitrangig. Sicherheitslücken werden akzeptiert, weggelächelt und im besten Fall sogar verkauft.

Kritik von Datenschützer*innen … und Elon Musk

Auch bei Zoom war und ist das Alltag. Während der Pandemie kamen vermehrt Aufrufe zur Verbesserung der Datensicherheit und dem Schließen von Sicherheitslücken. Datenschutzbeauftragte rieten von der Nutzung der Software ab, da diese nicht DSGVO-konform sei. So kam es wohl vor, dass nicht nur die Metadaten von Nutzer*innen der Software im Darknet landeten, sondern auch die Gesprächsinhalte über einen langen Zeitraum von Dritten mitgehört wurden. Nicht einmal Elon Musk und das Federal Bureau of Investigation (FBI) trauen dem Dienst Zoom und haben die Nutzung unterbunden. Auch der MacOS bzw. iOS-Client der Firma soll enorme Sicherheitslücken aufweisen, die eine Datenweitergabe an Facebook beinhaltete, aber auch angezapfte Webcams und lokale Webserver, die installiert wurden ohne das Einverständnis oder Wissen des*der Nutzer*innen.

Zurück zur Website des Rechenzentrums: Hier finden sich ein paar schöne Zitate aus den Datenschutzhinweisen, welche uns alle einen Denkanstoß geben sollten. Nicht nur steht dort ausführlich, dass es eine Firma mit Sitz in den USA ist, sondern auch, dass für die Zoom-Website die Firma Zoom zuständig ist – auch und vor allem für die Datenverarbeitung. Dann folgt ein Hinweis, dass man die App laden könnte. Hier sei noch einmal an die Sicherheitslücken der MacOS- und iOS-App erinnert. Möchte man die App nicht nutzen, kann man im Browser bleiben – Stichwort Datenverarbeitung – außerdem gibt es dort dann nur die Basisfunktionen.

Anschließend verarbeitet Zoom alles, was es zu greifen bekommt. Viele Menschen präferieren Zoom, da man hier die Sitzungen aufnehmen und weiterverwenden kann. Abgesehen davon, dass Aufnahmen von Sitzungen immer unangenehm für die teilnehmenden Personen sind, zumal Chat-, Video- und Tonverläufe aufgenommen werden (Stichwort Privatsphäre), würde die Aufnahme auch mit Änderung der Einstellungen durch den Admin in BigBlueButton funktionieren. Selbiges gilt auch für die maximale Nutzer*innen-Anzahl, die auch für BigBlueButton bis zu 300 Personen beträgt, wenn die Host-Server das schaffen (würden).

Was die Verarbeitung und Speicherung betrifft, ist Zoom auch ganz vorn dabei. Von registrierten Nutzer*innen kann Zoom die gewonnen Daten bis zu einem Monat abspeichern, macht das aber auch gern mal etwas länger. Zusätzlich stehen die Server vielleicht nun in Deutschland (oder einem anderen EU-Land), doch Zoom verarbeitet weiterhin Daten in den USA.

Datenverarbeitung ohne Datenschutz

Kommen wir zu einer der mitunter interessantesten Passagen der Zoom-Seite des Rechenzentrums:

Personenbezogene Daten, die im Zusammenhang mit der Teilnahme an ‚Online-Meetings‘ verarbeitet werden, werden grundsätzlich nicht an Dritte weitergegeben, sofern sie nicht gerade zur Weitergabe bestimmt sind. Beachten Sie bitte, dass Inhalte aus ‚Online-Meetings‘ wie auch bei persönlichen Besprechungstreffen häufig gerade dazu dienen, um Informationen mit Kunden, Interessenten oder Dritten zu kommunizieren und damit zur Weitergabe bestimmt sind.

Website des Universitätsrechenzentrum zur Weitergabe von Daten

Kurz: Eure Daten sollen nicht weitergegeben werden, aber eigentlich sollen sie das schon. Was ist denn schon Datenschutz?! Klar, wenn ich mich mit Menschen persönlich treffe und etwas sage, weiß ich auch nicht, wer die geteilten Informationen noch erhält, aber ich kann zumindest den Kreis der „Maulwürfe“ einschränken. Bei Zoom kann sich, wie bereits oben beschrieben, einfach eine dritte Person unbemerkt hinzuschalten und mithören. Sneaky!

In der E-Mail an die Studierenden von Prorektor Prof. Dr. Lars Kaderali zur Einführung von Zoom wird die Entscheidung für die Plattform näher ausgeführt.

Selbstverständlich liegt für die Zoom-Nutzung die Zustimmung des Personalrates sowie ein positives Votum des Datenschützers der Universität Greifswald vor. Wir haben mit Zoom ein Custom Data Processing Agreement geschlossen, das über die Datenschutz-Standard-Vereinbarungen von Zoom deutlich hinausgeht und die DSGVO-Konforme Nutzung von Zoom ermöglicht. Zoom kann damit ohne Einschränkungen in Forschung und Lehre verwendet werden.

Prof. Dr. Lars Kaderali, Prorektor für Forschung, Transfer und Digitalisierung

Die Universität nutzt dementsprechend keinen allgemeinen Zugang, trotzdem ist technisch nicht völlig ausgeschlossen, dass US-amerikanische Firmen Zugriff auf die Daten haben.

Worauf die Universität Greifswald auf ihrer Website auch hinweist: „Darüber hinaus ist keine Lehrperson und kein*e Studierende*r gezwungen, mit Zoom zu arbeiten.“ Theoretisch kann man einfach sagen, man möchte nicht mit der Software arbeiten, aber dann ist man im Normalfall einfach vom Seminar oder der Vorlesung ausgeschlossen. Entscheidet sich also eine Lehrperson, Zoom zu nutzen, ist man als Studierende*r folglich schon gezwungen, dem nachzugehen, denn andernfalls verzögert sich das Studium weiter.

In Anbetracht der Entwicklungen von Zoom und den immer wieder aufkommenden Datenschutzbedenken sollte, vor allem von staatlicher Seite, einer Nutzung dieses Dienstes abgeraten werden. Zumal die Kosten für die Lizenzen nicht gerade gering sind – einer Anfrage und der anschließenden Berechnung zufolge liegen diese Kosten für deutsche Hochschulen für das Jahr 2020 sogar bei über 6 Millionen Euro. 6 Millionen Euro für Sicherheitslücken und fragwürdigen Datenschutz. Für das Jahr 2021 wird die Summe sehr wahrscheinlich noch höher ausfallen.

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Giraffen in Greifswald?! – Die Anatomische Sammlung

Giraffen in Greifswald?! – Die Anatomische Sammlung

Über zwei Türen steht „Sammlung“, doch dahinter befinden sich Labore. Über einer Tür steht „Bibliothek“, doch hier ist die Sammlung aufbewahrt – die Anatomische Sammlung der Universität Greifswald. Eine Führung.

Das Haus ist im Stil einer antiken römischen Villa gebaut worden. Zum 400-jährigen Jubiläum der Universität wurde es 1856 offiziell eingeweiht. Es ist die Anatomie der Universität Greifswald. Immer wieder wurde sie umgebaut, erweitert und renoviert. Einige Bewohner*innen des Hauses haben schon viel mehr gesehen als das, denn hinter der großen Fensterfront befindet sich die anatomische Sammlung. Sie ist geteilt in die human-anatomische und die vergleichende anatomische Sammlung, verglichen werden hier Tiere: Skelette, Organe, Muskelgewebe. Mehrere Mediziner*innengenerationen haben hier ihre Fingerabdrücke an den Präparaten hinterlassen. Die meisten Präparate stammen noch aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, danach kam kaum etwas neu dazu, erzählt Prof. Dr. Koppe. Er selbst hat in Greifswald studiert und lehrt seit 1998 an der Uni. Zu Lehrzwecken wird die Sammlung kaum noch genutzt. Doch zusammen mit Frau Deutsch zeigt Herr Koppe die Sammlung gerne interessierten Studierenden – nach Anmeldung.

Herr Koppe berichtet begeistert von den Präparaten und ihrer Herstellung. Zu einem Präparat von einem Unterkiefer, bei dem die Arterien gut zu erkennen sind, erklärt er zum Beispiel: „Die Arterien sind nach dem Tod des Menschen blutleer und können deswegen mit einer bestimmten Paste aufgefüllt werden.“ Seit Ende des zweiten Weltkriegs dürfen in Deutschland nur noch Körperspender*innen präpariert werden. Körperspender*innen sind Menschen, die ihren Körper nach ihrem Tod der Anatomie zur Verfügung stellen. Das war nicht immer so. Die hier ausgestellten, menschlichen Präparate sind nicht freiwillig zur Verfügung gestellt worden. Seit Ende des Mittelalters bis Mitte des 19. Jahrhunderts durften Hingerichtete, Selbstmörder*innen, unbekannt Totaufgefunde und Menschen ohne Angehörige präpariert werden. Heute ist das nicht mehr so. In Greifswald kostet das Körperspenden Geld. Die Körperspender*innen müssen vor ihrem Tod 1000 Euro bezahlen und sie dürfen nur von einem Bestattungsunternehmen in die Anatomie gebracht werden. Nach dem Tod werden die Menschen erst ein Jahr lang von innen und außen konserviert und dann ein bis zwei Jahre lang von Studierenden präpariert. Warum Herr Koppe selbst „nur“ Organspender, aber kein Körperspender ist, erklärt er einfach: Es sei emotional seinen Kolleg*innen nicht zumutbar, ihn zu präparieren. Passenderweise kommt ein junger Kollege vorbei und bestätigt das: „Ich würde Sie ungern präparieren wollen.“ Das könne man nicht verkraften. Die Familie Meckel aus Halle soll aber genau das gemacht haben: Die Familienangehörigen haben sich gegenseitig präpariert und an Geburtstagen ihre Verwandten sozusagen „besucht“. Herr Koppe findet das eher unkollegial und sagt ehrlich, dass Anatomie-Profs, die sich als Körperspender*innen zur Verfügung stellen, meist sofort kremiert werden.

Eine Besonderheit: Ein Schädel mit besonders langen Griffelfortsätzen an den Schläfenknochen, die in den Hals piksen können.

In der zweiten und dritten Etage ist die vergleichende anatomische Sammlung. Hier können Tiere, wie der Name schon verrät, miteinander verglichen werden. Die meisten Ausstellungsstücke stammen von Expeditionen ehemaliger Anatomie-Profs oder aus Tierparks, z. B. dem Berliner Tierpark. Hier stehen auch zwei sehr beeindruckende Giraffenskelette, die die Motivation hinter dem Sammlungsbesuch des webmoritz. waren. Die Giraffenschädel zwinkern einem nämlich fast schon durch die Fenster der Anatomie nach draußen zu. Herr Koppe blüht in der Erklärung der unterschiedlichen Tierschädel sehr auf: Besonders einen Elefantenschädel erklärt er ausführlich. Elefanten wächst nämlich fünf bis sechs Mal im Leben auf den Kieferseiten jeweils ein Zahn nach und wenn der letzte ausfällt, können sie nichts mehr fressen und sterben.  Auch sind einige Walskelette in der Sammlung ausgestellt – die meisten davon sind im Bodden gestrandet.

Im Boddenbereich gestrandeter Großer Tümmler, präpariert.

Ein Thema, über das Herr Koppe etwas bedachter spricht, sind Schädel aus Java, einer Insel, die jetzt zu Indonesien gehört. Die Universität Greifswald gehe eigentlich sehr selbstkritisch mit Sammlungsstücken aus Kolonialzeiten um, 2017 wurden drei Schädel aus Namibia zurückgegeben. Doch für die Schädelsammlung aus Java scheint sich noch niemand zu interessieren oder sie zurückzuverlangen. Herr Koppe und sein Team wollen sich in einem Projekt mit der Anatomie in Rostock engagieren, um angemessen mit den Schädeln umgehen zu können.  Es soll klar werden, dass sich die Anatomie der Universität Greifswald über den Ursprung der Schädel bewusst ist. Wenn möglich, sollten sie aber zurückgegeben werden.

Nach zwei sehr informativen Stunden muss Herr Koppe wieder zurück in sein Büro, er nehme sich aber gerne die Zeit, Interessierten die Sammlung ausführlich zu erklären – normalerweise aber eher nur für eine Stunde. Die menschliche Anatomiesammlung wird sonst nicht so detailliert beschrieben, denn einige gruseln sich doch etwas vor den menschlichen Präparaten.

 Beitragsbilder: Lena E. Schröpl

Unterm Dach 23: Den FSRs unters Dach geschaut Vol.1

Unterm Dach 23: Den FSRs unters Dach geschaut Vol.1

Svenja und Tom schauen den Fachschaftsräten Medizin und Nordistik unters Dach.

Timestamps:

00:00:00 – 00:04:20
Intro – Es wird wieder dunkel, nass und kalt, der Greifswalder Herbst kommt
00:04:20 – 00:23:20
9. ordentliche StuPa-Sitzung – Wahl, Wahl, Wahl und Weber
00:23:20 – 00:27:17
Vorstellung Fachschaftsrat – Was ist das und was machen die?
00:27:17 – 00:50:28
FSR Medizin – Fachschaftsrat und Studierende leben von Interdisziplinalität
00:50:28 – 01:02:15
FSR Nordistik – Lucia, Midsommer, liebe Lehrende
01:02:15 – 01:04:55
Outro – Das wird ein cooles Projekt werden

Ihr habt Fragen oder Anregungen? Dann schreibt uns einfach einen Kommentar oder eine Mail an: web-podcast@moritz-medien.de

Beitragsbild: Lilli Lipka

Heimathafen Review – Ein Jahr danach

Heimathafen Review – Ein Jahr danach

Seit über einem Jahr lebe ich nun schon in Greifswald. Ich bin keine frisch Zugezogene mehr. Die Großstadt, die ich für Greifswald verlassen habe, kommt mir sehr weit entfernt vor. Heute weiß ich, dass in Greifswald alles kleiner, ruhiger und nahbarer ist. Die Stadt ist eine kleine Idylle. Aber gefällt mir diese Idylle, wo alles so perfekt zu sein scheint?

Vor genau einem Jahr schrieb ich den Artikel „Eine kleine Review zu meinem neuen Heimathafen Greifswald“. Das scheint so lange her, aber auch gerade erst wie gestern. Nun schreibe ich auch schon seit einem Jahr für den webmoritz.. Wie erging es mir in diesem einen Jahr? Konnte sich Greifswald als mein neuer Heimathafen bewähren? Blieben meine Freundschaften erhalten? Und wie lief das digitale Semester für mich? Was bedeutet mir heute die Stadt, die mir vor einem Jahr noch fremd war?

Die Erstiwoche der anderen

Sehnsüchtig beobachte ich das Treiben am Hafen und auf dem Markt. Dort sind so viele (vor allem junge) Menschen. Menschen, die jetzt ihr Studium beginnen werden. Menschen, die eine ,,richtige“ Erstiwoche erleben dürfen. Ganz ehrlich, ich bin schon etwas (sehr) neidisch. Sie scheinen alle so aufgeregt und glücklich zu sein, dass sie ein neues Kapitel ihres Lebens aufschlagen können. Okay, vielleicht liegt das auch an dem bereits getrunkenen Alkohol, dass alle so glücklich wirken. Der Schein trügt oft.

Aber warum bin ich eigentlich so neidisch auf die Neuankömmlinge?! Vor einem Jahr schrieb ich in meinem Artikel:

,,Sie wurde ganz verantwortungsvoll an die Corona-Maßnahmen angepasst: Alkoholverbot, Masken tragen bei den Veranstaltungen, sich für diese vorher anmelden oder sie online wahrnehmen.“

Das hat die Stimmung damals etwas gedämpft. Aber der eigentliche Grund, warum ich neidisch bin, ist, dass alle so viele Kontakte knüpfen können. Klar, das konnte ich auch. Aber halt in einer abgeschwächten Form. Die Erstis scheinen alle so freudig erregt und das beneide ich.

Dort studieren, wo andere Urlaub machen

Diesen Spruch lese ich so oft. Sowohl in der Stadt, als auch in der Uni. Und jedes Mal stolpere ich darüber. Denn ich verstehe nicht, warum Leute hier Urlaub machen wollen?! Die Innenstadt ist wunderschön, das Fischerdorf Wieck und die Klosterruine Eldena auch. Einen Tages- oder Wochenendtrip würde ich auch vorschlagen, aber war es das nicht im Grunde schon?! Vor einem Jahr schrieb ich:

Die Universität formt die Stadt. Die Stadt formt wiederum das Leben der Studierenden. Ein ewiger Kreislauf, den niemand durchbrechen kann. (…) Die Gebäude der Universität und die Stadt bilden eine wunderschöne Symbiose.

Dem würde ich auch heute noch zustimmen. Aber genau das stört mich manchmal. Es ist meistens sehr voll in der Innenstadt. Ältere Menschen, die die Cafés besetzen, Studierende, die von dem einen zum nächsten Seminar hetzen, Kinder, die von der Schule kommen und Tourist*innen, die große Gruppen bilden. Na ja, ich lebe dort, wo andere Urlaub machen.

Mein erstes Winter- und Sommersemester: Freizeit, Spaß und Spiel adé

Ich studiere jetzt. Das schon seit einem ganzen Jahr. Vor allem während des ersten Semesters war ich maßlos davon überfordert. Hobbys, die kamen viel zu kurz. Ich stand eine Zeit lang jeden Morgen um 5 Uhr auf, um all meine Aufgaben für die Uni zu schaffen.

Das Wintersemester begann noch ein wenig im Präsenz-Unterricht. Das Sommersemester endete rein digital. Und heute? Heute bin ich davon überfordert, so viele Menschen in einem Raum zu sehen. Am liebsten würde ich wegrennen. Manchmal habe ich ein wenig Angst vor den ganzen Leuten, die wieder Augenkontakt mit mir aufbauen können.

Sowohl mit dem Fahrrad, dem Domcenter als auch dem Küstenkind konnte ich mich noch nicht so recht anfreunden. Trotz meiner fehlenden Liebe zum Rad, bin ich nicht auf der Stelle stehengeblieben. Die erste eigene Wohnung, eine Beziehung, ein Jahr webmoritz. und einen Job mehr sind dazu gekommen.

Alte Freundschaften

,,Ich bin zufrieden und dankbar für diejenigen, die jetzt ein Teil meines Lebens sind, die ich hier durch die Universität gefunden habe oder auch Freund*innen, die ich aus der Heimat mitbringen konnte.“

Dem kann ich nur zustimmen. Um ehrlich zu sein, viele neue Freundschaften sind nach dem ersten Monat auch nicht mehr dazu gekommen. Manche Freundschaften sind enger geworden, andere sind auseinandergedriftet. Und wiederum andere könnten durch die Präsenz-Lehre wieder stärker werden.

Mein Fazit zu einem Jahr Heimathafen

Diese Review ist eindeutig kritischer und weniger positiv geworden als der Artikel von vor einem Jahr. Ich kann Greifswald und das Studium bloß nicht mehr durch die Rosa-Rote-Brille sehen. Heute fallen mir Fehler an der Stadt auf, die ich damals nicht sah. Jedoch finde ich das überhaupt nicht schlimm, denn mein Zuhause ist Greifswald. Manchmal ist mir hier alles zu eng und zu viel. An anderen Tag ist es mir zu weit und zu wenig. Und ab und zu ist einfach alles genau richtig, so wie es ist. Hier habe ich meine Freunde und die Universität. Vielleicht denke ich in ein paar Jahren, dass Greifswald nicht mehr der Ort ist, an dem ich mich angekommen fühle. Aber dann ziehe ich weiter. Und das fände ich okay. Denn heute bin ich hier, hier in Greifswald. Und diese kleine Idylle mag ich sehr gerne.

PS: Falls ihr den Artikel schon kritisch fandet, hört mich mal über meine Geburtsstadt lästern ;).

Beitragsbilder von Maret Becker

Unterm Dach 23: Den FSRs unters Dach geschaut Vol.1

Unterm Dach 23: Den FSRs unters Dach geschaut Vol.1

Hier kommt ihr zur dreiundzwanzigsten Folge

Ein neues Semester startet und damit brechen auch hier neue Zeiten an. In einer neuen Reihe betrachten wir die Aufgaben des heimlichen Stars der Hochschulpolitik: dem Fachschaftsrat. Gerade für die Studierenden sind die Fachschaftsräte der erste Ansprechpartner und Veranstalter vieler Partys. Um diese Arbeit zu würdigen und bekannter zu machen, möchten wir hier so viele Fachschaftsräte wie möglich vorstellen. Dabei fangen wir dieses Mal mit dem FSR Medizin und Nordistik an.

Natürlich ist auch dieses Mal die StuPa-Nachbesprechung mit dabei. Neben einigen interessanten Wahlen wurde erneut das Thema Professor Weber auf den Tisch gebracht. Leider ist die Besprechung dieses Mal ein wenig kürzer geworden, da wir digital aufnehmen mussten und deswegen der Gesprächsflow etwas abhanden gekommen ist. Aber beim nächsten Mal mit es definitiv wieder besser. 😉

Abstimmungs- und Anwesenheitslisten

Ihr habt Fragen oder Anregungen? Dann schreibt uns einfach einen Kommentar oder eine Mail an: web-podcast@moritz-medien.de

Beitragsbild: Jonas Meyerhof

So schmeckt Vorpommern – das zeigte der Regionalmarkt am Samstag

So schmeckt Vorpommern – das zeigte der Regionalmarkt am Samstag

Auf dem ersten Regionalmarkt letzten Samstag war wirklich für jede*n etwas dabei! Von 8 bis 13 Uhr boten am 16.10.2021 auf dem Greifswalder Marktplatz verschiedene Lebensmittelhersteller*innen aus der Region Vorpommern Ihre Produkte an. Die eigentlich angedachte Regionalproduktmesse konnte aufgrund von Corona nicht wie gewohnt im Pommerschen Landesmuseum stattfinden, weswegen der Regionalmarkt ins Leben gerufen wurde.

 

Die Highlights

Für alle Käse-Fans war bestens gesorgt, wobei die mobile Käserei sicherlich ein Highlight war, da man dort bei der Herstellung von Käse zusehen konnte. Des Weiteren konnte man auf dem Markt riesige Käseblöcke bestaunen. Bei den Fleischständen sprangen einem vor allem die vielen Wild-Spezialitäten ins Auge. So gab es beispielsweise Wild- und Hirschsalami oder auch Hirsch-Knacker. Auch alle Liebhaber*innen von Brotaufstrich wurden hier fündig, und zwar nicht nur mit herkömmlichen Aufstrichen, sondern auch mit Besonderheiten wie schwarzen Nüsse von Natürlich Büttners aus Greifswald. Für alle Senf-Fans war die Senfmühle Schlemmin sicherlich ein Highlight. Außerdem konnte man einer Frau beim Wolle spinnen zusehen.

Aber man hat nicht nur Produkte gefunden, nach denen man gesucht hat, sondern man wurde auch überrascht. So gab es zum Beispiel verschiedene Probiotika aus Stralsund, Speckmarmelade von Natürlich Büttners, und sogar Eis konnte man zu dieser Jahreszeit von Bodden Landeis probieren. Wer Durst oder Hunger bekommen sollte, für den war auch gesorgt. Passend zur Jahreszeit konnte man beispielsweise einen Pumpkin Spice Latte trinken.

Wer diesen Regionalmarkt verpasst hat, sollte, falls es wieder einen Regionalmarkt geben wird, beim nächsten Mal auf jeden Fall vorbeischauen und sich von den verschiedenen Leckereien überraschen lassen.

Bilder: Kirstin Seitz