“NDR Kultur Foyerkonzert on tour” in Greifswald

“NDR Kultur Foyerkonzert on tour” in Greifswald

Am nächsten Freitag, den 26. November um 18 Uhr, lädt die STRAZE zu einer höchst exklusiven Musikveranstaltung mit hochkarätiger Besetzung ein. Im Zuge der NDR Kultur Foyerkonzert on tour bringt der NDR die Klassikmusik nach Greifswald, um sie auch für euch erlebbar zu machen.

Doch was bedeutet jetzt eigentlich hochkarätig und höchst exklusiv? Am nächsten Wochenende gastieren zwei besondere, junge Ausnahmetalente der Klassikmusik in Greifswald. Auf der einen Seite haben wir hier den Violinisten Emmanuel Tjeknavorian. Der 26-jährige ist der jüngste „Artist in Residence“ in der Geschichte des Wiener Musikvereins und konzertiert regelmäßig mit namhaften Musiker*innen sowie Orchestern. Für sein Debüt-Album wurde er bereits mit dem OPUS Klassik ausgezeichnet.
Auf der anderen Seite haben wir den Pianisten Mario Häring, der ebenfalls in vielen Konzertsälen seine Stücke zum Besten geben durfte. Seine Liebe gilt der Kammermusik, welche er auf seinem Album Indentity präsentiert und damit bereits für den International Classical Music Award nominiert wurde.

Karten gibt es weder online, noch an der Abendkasse zu kaufen – um genau zu sein gibt es gar keine Karten zu kaufen.
NDR Kultur verlost diese bereits seit dem 9. November on air im Radioprogramm sowie online und in der NDR Kultur-App.
Doch keine Angst. Wir haben noch eine weitere Option für euch, an die begehrten Tickets zu kommen: Die moritz.medien verlosen am heutigen Samstag, den 19. November, über unseren Instagramkanal vier mal je zwei Tickets für euch. Nehmt einfach an der Verlosung teil und mit etwas Glück könnt ihr schon in einer Woche in den Genuss klassischer Musik auf ganz hohem Niveau werden.

Das Wichtigste auf einen Blick:
Kartenverlosung?
Heute auf dem Instagramkanal @moritz.medien
Das Konzert? Am Freitag, den 26.11.2021 um 18 Uhr in der STRAZE

Beitragsbild: Lukas Beck

Wer studiert, geht auch feiern – oder?

Wer studiert, geht auch feiern – oder?

Laut und voll. Das ist das erste, was ich am Samstagabend bei der 2000er-Party in der neuen Mensa wahrnehme und das zieht sich so auch durch die Nacht. Die Musik schallt mir entgegen. Ich kenne das Lied nicht, aber alle um mich herum scheinen mitzusingen. Ich kann nicht mal den Text verstehen, fühle nur den Bass im Brustkorb vibrieren. Ein schönes Gefühl. Noch stehen wir ganz hinten und fangen langsam an mitzutanzen. Ich trete von einem Fuß auf den anderen, lasse die Arme schwingen und versuche mich irgendwie dem Tanzen der anderen anzupassen. Zu jeder Zeit ist mir bewusst, wie viele Menschen um mich herum sind, mir zugucken können und ich rede mir ein, dass es niemanden interessiert, wie gut oder schlecht ich tanze. 

Ich bin 21 Jahre alt und war vorher noch nie auf einer richtigen Party, war noch nie feiern. Während der Online-Semester habe ich mich immer wieder beklagt, dass das Studieren auf das reine Lernen reduziert wurde. Vieles von dem, was man sich unter dem Studieren vorgestellt hat, ist weggefallen. Aber wie habe ich mir das Studium überhaupt vorgestellt? Welche Klischees sind wahr und auf welche habe ich überhaupt Lust? Feiern zu gehen ist definitiv ein Klischee, aber ich hätte nie gedacht, dass ich Lust dazu haben könnte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es mir Spaß machen würde, vor so vielen Leuten auf engem Raum und zu potenziell schlechter Musik zu tanzen. Konnte mir nicht vorstellen, dabei loslassen zu können und alle Hemmungen zu vergessen. Aber ich probiere gerne Neues und deshalb bin ich auch mit zwei Freundinnen zu der Party gegangen.

Die Schlange am Eingang ist lang. Wir sind eine Stunde nach Beginn der Party da. Von einer anderen Freundin weiß ich, dass es wohl eine ungeschriebene Regel gibt, nicht gleich zu Beginn einer Party aufzutauchen. Diese “Regel” finde ich albern – soll man doch kommen, wann man will. Andere scheinen diese Regel allerdings auch zu kennen, denn die Schlange wird immer länger und bewegt sich nur langsam voran. Ich schätze die Geschwindigkeit auf einen Meter pro Minute. Vor und hinter uns wird schon fleißig getrunken. Je dichter wir an den Eingang kommen, desto mehr leere und kaputte Flaschen säumen den Weg. Viel Wodka, aber auch Saft und Cola sind dabei. Zwei Meter vor uns sehe ich, wie jemand ein Tetra Pak auf den Boden wirft. Bescheuert. Ein Mann läuft neben der Schlange entlang und sammelt Pfandflaschen ein, er macht heute bestimmt eine gute Ausbeute. Etwa eine Stunde nachdem wir uns angestellt haben, kommen wir an der Tür an. Es wird überprüft, dass sich alle bei der Luca-App eingecheckt haben und einen 2G-Status nachweisen können. Dann geht es weiter zur Kasse. Eine halbe Stunde später haben wir dann auch unsere Jacken an der Garderobe abgegeben und können endlich nach oben zur richtigen Party gehen. 

Die Schlange ist lang und von teilweise kaputten Flaschen gesäumt.

Auf dem Weg die Treppe hoch wird die Musik immer lauter und es lässt sich schon erahnen, dass es voll und eng wird. Unmittelbar muss ich an Corona denken. Wie kann es sein, dass ich mir die ganze Zeit nur Sorgen gemacht habe, ob mir die Party wohl Spaß machen wird, nicht aber, ob eine Party unter diesen Umständen gerade überhaupt eine gute Idee ist? Ich kriege ein schlechtes Gewissen. Klar, wir sind hier alle geimpft oder genesen, aber infizieren können wir uns ja immer noch. Ich entscheide mich, trotzdem weiterzugehen, aber der Gedanke bleibt im Hinterkopf und ich hoffe einfach sehr, dass alles gut geht. 

Dort, wo wir am Tag zuvor noch zu Mittag gegessen haben, sind zwei Bars und eine Bühne mit DJ und Lichtanlagen aufgebaut. Es ist kaum wiederzuerkennen. Wir stellen uns irgendwo in die Mitte zwischen die beiden Bars und beginnen zu tanzen. Es fühlt sich komisch an, hier einfach anzufangen sich zur Musik zu bewegen. Ich spüre den Bass im Brustkorb vibrieren, aber eine Melodie ist kaum auszumachen. Eine Freundin von mir sagt etwas, aber ich verstehe nichts. Die Musik ist einfach zu laut. Zudem liegt ein Summen von den ganzen anderen Stimmen im Raum, die versuchen sich schreiend zu unterhalten. Aber ich verstehe meine Freundinnen auch schreiend nicht. Ein komisches Gefühl, nicht miteinander reden zu können. 

Wir bewegen uns weiter nach vorne in Richtung Bühne und an den Rand des Saals. Dort fühle ich mich wohler, denn dort sind nicht so viele Leute um uns herum. Ich stehe mit dem Rücken an der Fensterscheibe und kann somit den Saal gut überblicken. Überall wird getanzt. Aber es gibt auch viel Bewegung, dauernd wird versucht weiter nach vorne zu einer freien Stelle oder nach hinten zum Ausgang oder zur Bar zu kommen. Dauernd werden wir angerempelt, müssen aufhören zu tanzen, um jemanden durchzulassen oder werden sogar von irgendwelchen Typen angetanzt. Unangenehm. Ich bin so auf meine Umgebung fokussiert, dass ich mich kaum auf meine Freundinnen konzentrieren kann. Und gleichzeitig muss ich mich auch auf das Tanzen konzentrieren. Wie muss ich mich bewegen? Was sieht nicht zu komisch aus? Würde es überhaupt jemand merken, wenn ich schlecht tanze?

Es sind zu viele Eindrücke: die laute Musik, die bunten Lichter, die Menschenmasse. Aber trotzdem tanze ich auf dem bisschen freien Platz, den wir haben und versuche Spaß zu haben. Endlich kommen auch ein paar Lieder, die ich kenne, und ich singe lauthals mit, hoffe, dass meine Stimme in den anderen untergeht. Das bringt Spaß. Mit der Weile komme ich dann doch auch immer mehr ins Tanzen hinein, es fühlt sich nicht mehr ganz so komisch an wie zu Anfang. Ein Zeichen, dass ich immer mehr auf der Party ankomme. Ich mache mit, wenn der DJ ruft, wir sollen die Hände in die Luft heben oder anfangen zu springen. Aber ich kann nicht die ganze Zeit über einfach alles ausblenden und hemmungslos tanzen. Es bleibt immer ein Bewusstsein dafür, was um mich herum los ist und wie ich mich gerade bewege.

Die Party ist in vollem Gange.

Nach einer Stunde machen wir eine Pause und gehen kurz nach draußen. Es tut gut, aus dem warmen und stickigen Saal rauszukommen. Aber draußen ist es dann doch auch eher ernüchternd, da dort die Luft von Zigarettenrauch verhangen ist. Wir sehen einen Krankenwagen abfahren und kurz darauf kommt schon wieder ein neuer. Erschreckend ist das schon. Aber die Party geht weiter und man kann nur hoffen, dass es denjenigen, für die die Krankenwagen kommen mussten, schnell wieder besser geht. 

Danach tanzen wir noch eine Weile weiter und ich freue mich über jedes Lied, das ich kenne. Sogar Let It Go aus Die Eiskönigin wird gespielt. Mit dem Lied habe ich gar nicht gerechnet. Aber nicht nur ich, sondern auch alle um mich herum singen lauthals mit. Wir stehen wieder am Rand des Saals am Fenster, aber diesmal stehe ich mit dem Rücken zur tanzenden Masse. Und auch da fühle ich mich jetzt wohl. Wieder müssen wir dauernd anderen ausweichen und stoßen mit wieder anderen zusammen. Ein Mann vom Sicherheitsdienst kommt an uns vorbei und ich sehe, wie er den Kopf leicht zur Musik bewegt. Zum Ende hin kenne ich wieder weniger Lieder, aber das macht nichts.

Als wir um halb drei gehen, bin ich zufrieden und froh, da gewesen zu sein, aber ein Partymensch werde ich wohl trotzdem nicht werden. Am liebsten tanze ich immer noch zuhause beim Kochen, in meinem ganz eigenen Tempo, unpassend zur Musik und mit so viel Platz wie ich möchte. Da kann ich dann auch besser loslassen und alles um mich herum vergessen (außer das Essen auf dem Herd natürlich).

Beitragsbilder: Juli Böhm

Unterm Dach 25: Den FSR unters Dach geschaut Vol.3

Unterm Dach 25: Den FSR unters Dach geschaut Vol.3

Hier kommt ihr zur fünfundzwanzigsten Folge

The same procedure as every year
So wie jedes Jahr zu Silvester ein weiteres Mal Dinner for One geschaut wird, so wird auch jedes Mal in der StuPa-Sitzung die selbe Tagesordnung besprochen. mal hier ein bisschen länger, mal hier ein bisschen kürzer, mal hier eine Bewerbung, aber mehr passiert aktuell nicht. Wir alle hoffen, dass sich in der nächsten Legislatur einige motivierte Student*innen aufstellen um wieder etwas Schwung in die ganze Sache zu bekommen. Aber bis dahin besprechen wir weiterhin fleißig alle kleinen oder größeren Aufregungen aus dem großen Hörsaal am Lohmeyerplatz.

Im Gegensatz dazu sind unsere beiden Interviews mit den Fachschaftsräten Bildungswissenschaft und Psychologie deutlich ergiebiger. Mit dem FSR Biwi haben wir uns vor allem über die Sonderstellung der Lehramtsstudierenden unterhalten. Sie leben in zwei Welten: die fachlichen Studiengänge und die Bildungswissenschaft. Wie man das am besten unter einen Hut bekommt, welche Möglichkeiten für Fortschritt es durch die Studierenden in den Schulen gibt und ob überhaupt genug Schulen für die Lehramtsausbildung vorhanden sind, wird uns von der Vertretung des FSR Biwi erklärt.

Der FSR Psychologie beschriebt sich und den gesamten Studiengang als unglaublich offen und das merken wir in dem Gespräch sehr schnell. Frei von der Leber weg werden Anekdoten aus dem FSR erzählt, über eine Vielzahl von Veranstaltungen und Pläne für den Studiengang in Greifswald geredet. Und im Gegensatz zu sonst könnten wir mit der Frage zum Lieblingstier eine ganze Hausarbeit schreiben.

Abstimmungs- und Anwesenheitslisten
Lehramtsstudium in Greifswald

Ihr habt Fragen oder Anregungen? Dann schreibt uns einfach einen Kommentar oder eine Mail an: web-podcast@moritz-medien.de

Beitragsbild: Jonas Meyerhof

Unterm Dach 25: Den FSR unters Dach geschaut Vol.3

Unterm Dach 25: Den FSR unters Dach geschaut Vol.3

Svenja und Tom schauen den Fachschaftsräten Bildungswissenschaft und Psychologie unters Dach.

Timestamps:

00:00:00 – 00:04:41
Intro – Den ganzen Tag im Bett bleiben und vom Sommer träumen
00:04:41 – 00:24:58
11. ordentliche StuPa-Sitzung – The same procedure as every year
00:24:58 – 00:48:10
FSR Bildungswissenschaft – ein ganz junger Fachschaftsrat mit Sonderstellung bringt Digitalisierung aus dem Studium in die Schule
00:48:10 – 01:20:54
FSR Psychologie – ein ganz offener Fachschaftsrat mit unglaublich vielen Ideen für Veranstaltungen und Studiengänge
01:20:54 – 01:23:30
Outro – Wir beißen uns alle gegenseitig

Ihr habt Fragen oder Anregungen? Dann schreibt uns einfach einen Kommentar oder eine Mail an: web-podcast@moritz-medien.de

Beitragsbild: Lilli Lipka

Dear Future Children

Dear Future Children

Dear Future Children – ein Film, der bewegt. Und ein Film, der zum Nachdenken anregt und lange nachwirkt. So sehr, dass ich auch jetzt, mehrere Wochen, nachdem ich den Film im STRAZE-Kino bei seiner Premiere in Greifswald angeschaut habe, noch das große Bedürfnis habe, einen Artikel über ihn zu schreiben und ihn anderen Menschen weiterzuempfehlen.

Der Dokumentarfilm handelt von drei jungen Aktivistinnen, die in drei unterschiedlichen Protestbewegungen in drei verschiedenen Ländern kämpfen. Er begleitet Pepper aus Hongkong, Hilda aus Uganda und Rayen aus Chile bei ihrem Kampf gegen die von Peking beeinflusste Regierung unter Carrie Lam, bei den Protesten in Chile gegen soziale Ungleichheit im Land und in Uganda bei den lokalen Fridays-for-Future-Protesten und Aktionen für Klimagerechtigkeit und Naturschutz. Dabei stoßen die drei und ihre Mitstreiter*innen teils auf sehr ähnliche und teils auf sehr unterschiedliche Probleme und Gefahren und innere wie äußere Konflikte. Diese reichen von Resignation in der Politik wie im Denken und Handeln der Menschen, weil einfach nicht genug passiert, bis zu direkten körperlichen Gefahren durch brutale Vorgehensweisen der Polizei. Was sie gemein haben ist der Kampf für eine bessere Zukunft und der Wille, etwas mit viel Mut und Einfallsreichtum zu verändern. Dafür sind sie auch bereit viel aufzugeben, wie ihre eigene Gesundheit, ihre Freiheit oder den Platz für andere Aktivitäten in ihrem Leben.

Vielleicht kennt ihr das: Ihr schaut einen Film, der euch in irgendeiner Weise berührt und ihr denkt danach: Ab jetzt werde ich mein Leben ändern und mich mehr engagieren oder mehr reisen oder meinen Alltag bewusster und aktiver gestalten … Aber sobald ihr aus dem Kino zu Hause ankommt oder euren Fernseher ausschaltet oder den Laptop zuklappt, denkt ihr nicht mehr weiter über den Film nach. Oder vielleicht begleitet euch der Film sogar noch für ein paar Tage, aber spätestens dann habt ihr ihn meistens vergessen und seid wieder in eurem Alltag – bis zum nächsten Film, der euch in irgendeiner Weise wachrüttelt.

Anders war das für mich und für die anderen Menschen, die den Film mit mir geschaut haben. Nach dem Film sitze ich erst einmal 30 Minuten schweigend einfach nur da und lasse nachwirken, um das gerade Gesehene zu verdauen. Und ich schaffe es in meinem Alltag immer wieder Bezüge zu dem Film herzustellen, bei den verschiedensten Themen. Immer wieder ploppt die Erinnerung an den Film in meinem Kopf auf und ich habe das große Bedürfnis, über den Film zu reden und anderen Menschen davon zu erzählen. Das liegt wohl an dem Thema, das der Film behandelt, aber vor allem auch an den Gefühlen, die er in einem auslöst: Wut, Angst, Ohnmacht, Trauer. Das mag jetzt womöglich abschreckend klingen – soll es aber gar nicht, denn was der Film genauso auslöst ist: Hoffnung, die Erkenntnis, was für unglaublich starke und beeindruckende Menschen es da draußen gibt, die für ihre Sache kämpfen, und die ihre Ziele sogar – zumindest teilweise – erreichen. Das macht Mut mitzukämpfen, sich für etwas einzusetzen, das einem wichtig ist!

Nach dem Film hatte ich viele offene Fragen, wie auch viele der anderen Menschen, die den Film mit mir gemeinsam geschaut haben. Dabei hat uns sehr das Nachgespräch mit dem Regisseur Franz Böhm geholfen, der für die Premiere in der STRAZE nach Greifswald gekommen ist. Hier sind ein paar der interessantesten Fragen zusammen mit seinen paraphrasierten Antworten.

Warum heißt der Film überhaupt „Dear Future Children“?

Der Titel des Films stammt von einem Brief, den Hilda an ihre zukünftigen Kinder geschrieben hat. Die Szene, in der sie den Brief vorliest, ist zwar nicht mehr im Film selbst enthalten, war aber Inspiration für dessen Titel. Er beschreibt auch einen Kernpunkt, warum alle drei Aktivistinnen auf die Straße gehen und für ihre Sache kämpfen. Sie denken dabei immer an ihre zukünftigen Kinder, für die sie eine bessere Welt schaffen wollen, in der man gut aufwachsen und leben kann.

War es Zufall oder Absicht, dass alle drei Aktivistinnen Frauen sind?

Das war tatsächlich Zufall. Bevor sich für eine Person in der Protestbewegung entschieden wurde, wurden von den wichtigen Akteur*innen Profile erstellt mit allen relevanten Informationen über die Personen, ihr Leben, ihre Persönlichkeit und ihre Stellung in der Bewegung. Als es zur Abstimmungsentscheidung kam, welche drei Menschen man filmen möchte, wurden die Informationen über Alter, Geschlecht und Name aus dem Informationsblatt gelöscht, damit niemand davon beeinflusst wird. Es ist allerdings auch passend, dass alle drei Aktivistinnen Frauen sind, weil auch die Protestbewegungen, in denen sie mitkämpfen, vor allem weiblich geführt sind.

Wie sind die Macher*innen des Films an die Drehgenehmigungen für z.B. Hongkong gekommen?

Der Film stellt sicherlich keine Position dar, die zum Beispiel die Regierung Chinas gerne sieht. Für die Erhaltung der Drehgenehmigungen wurde deswegen etwas getrickst. Zum Beispiel wurde für Hongkong behauptet, dass das Team gerne einen Film über Hongkong als Reiseziel für Westeuropäer drehen und dabei die schönen und besonderen Seiten der Stadt darstellen will, um mehr Tourist*innen auf diese Stadt aufmerksam zu machen.

Haben die Dreharbeiten und die Veröffentlichung des Films Nachwirkungen für das Filmteam gehabt?

Natürlich waren schon alleine die Dreharbeiten eine Gefahr, da sie an vorderster Front von Protestbewegungen stattfanden, bei denen die Polizei sehr brutal vorgeht. Aber auch nach den Dreharbeiten gab es noch Nachwirkungen für das Filmteam. Gerade von chinesischer Seite gab es sehr viele Drohungen, darunter auch Morddrohungen. Es wurden auch sehr persönliche Informationen herausgefunden und gegen die Macher*innen des Films verwendet, wie beispielsweise der Wohnort naher Verwandter. Das Team konnte sich aber ein gutes Sicherheitsnetzwerk mit Hilfe von Bekannten und Freund*innen aufbauen, die sich in solchen Sachen auskennen. Kommunizieren tun sie untereinander nur mit höchster Sicherheit in der Verschlüsselung.

Am Donnerstag, den 25.11.21 um 20:00 Uhr, wird der Film noch einmal von Fridays for Future in Greifswald im Hörsaal 1 in der Rubenowstraße 1 gezeigt. Ich kann wirklich jedem*r nur empfehlen, sich den Film anzusehen!

Beitragsbild: © NIGHTRUNNER PRODUCTIONS & SCHUBERT FILM

Aus der Klinik auf die Straße: Warnstreiks an den Unikliniken

Aus der Klinik auf die Straße: Warnstreiks an den Unikliniken

Dass die Arbeitsbedingungen an den Kliniken Deutschlands zunehmend schlechter werden und es gleichzeitig vermehrt an Personal mangelt, ist nicht erst seit der Coronapandemie bekannt. Zwar hat die Notlage der letzten anderthalb Jahre auch der breiteren Öffentlichkeit einen Eindruck von der Situation in den Krankenhäusern geboten, doch die Politik scheint demgegenüber den Blick abzuwenden. Jetzt sollen neue Tarifverhandlungen sogar zu einer Herabgruppierung der Mitarbeitenden des Gesundheitswesens in eine niedrigere Entgeltgruppe führen. Die Antwort: Warnstreiks.

„Nach dem Klatschen kommt die Klatsche“, heißt es auf Flyern, die die Gewerkschaft vor dem Warnstreik am vergangenen Montag verteilt. Die ersten Demonstrierenden versammeln sich am 8. November schon gegen 6 Uhr vor dem Universitätsklinikum, wo der Streikzug beginnt. Nach einer Kundgebung auf dem Berthold-Beitz-Platz geht es für eine zweite Kundgebung gemeinsam zum Marktplatz und anschließend wieder zurück zur Klinik. Insgesamt über 200 Streikende kommen zusammen, die mit Trillerpfeifen und Rasseln, selbst gestalteten Plakaten und dem lauten Rufen ihrer Forderungen auf sich aufmerksam machen. Gleichzeitig legen auch Mitarbei­tende in anderen Städten wie Lübeck, Essen, Köln oder Münster ihre Arbeit nieder. Die aktuelle Lage des Gesundheits­wesens ist ein nationales Problem.

Die Frage des Streiks ist keine leichte, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Berufen betrifft eine Arbeitsniederlegung im Krankenhaus direkt andere Menschenleben. Deshalb wurde im Vorfeld über eine ganze Woche hinweg eine Notdienstvereinbarung ausgehandelt, damit keine lebensnotwendige Ar­beit zurückgestellt werden oder gar ausfallen muss. Doch ein Streik scheint unvermeidlich. Bereits zwei Mal kamen in Potsdam die Gewerkschaften und die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) zusammen, um über die Verteilung von Gehältern zu verhandeln. Der Vorschlag der TdL sieht eine Neustrukturierung des Arbeitsvorgangs bei der Berechnung vor, nach der verschiedene Arbeitsgrup­pen des öffentlichen Dienstes aus der Entgeltgruppe 9a in die Entgeltgruppe 6 herabgestuft würden. Darunter auch das Krankenhauspersonal der Unikliniken. Zudem wird das Problem der Personal­engpässe vom TdL-Verhandlungsführer Reinhold Hilbers (CDU) abgestritten. Die derzeitige Be­lastung sei lediglich ein vorübergehender Umstand unter der Pandemie, einen Fachkräftemangel gäbe es allenfalls in „Spezialbereichen“. Und: Würden die Gehälter weiter erhöht werden, müsse man zum Ausgleich Arbeitsplätze abbauen.

„Die Äußerungen des Herrn Hilbers zeigen, dass er von der Realität in den Kliniken null Ahnung hat. Wer den Fachkräftemangel und die enorme Arbeitsverdichtung einfach leugnet, treibt die Men­schen weiter aus dem Beruf. Wir werden ihn nicht nur mit guten Argumenten, sondern auch mit Aktionen vom Gegenteil überzeugen.“

– Sylke Kiel, Gesundheits- und Krankenpflegerin am Uniklinikum Jena; vom ver.di-Flyer „Arbeitgeber, geht’s noch?“

Dabei arbeiten viele Stationen bereits jetzt an der Personaluntergrenze, wenn sie überhaupt eingehalten werden kann. Vor allem dort, wo eine hohe Arbeitsbelastung und eine große Unplanbarkeit zusammenkommen, fehlen meist die notwendigen Mitarbeitenden. Ist eine Station beispielsweise nicht voll ausgelastet, wird oft auch mit weniger Pflegepersonal gerechnet, doch gerade in Bereichen wie der Notfallversorgung kann sich die Menge an Patient*innen jederzeit ändern. Durch reduzierte Bettenanzahlen und zunehmend verkürzte Liegezeiten kumuliert sich außerdem die Akutpflege, und das bei einer immer älter werdenden Patient*innenschaft, die ohnehin mehr Pflege benötigt. Und fällt eine Arbeitskraft aus – ein nicht allzu geringes Risiko bei den derzeitig steigenden Corona-Inzidenzen – ist oft niemand da, um die freigewordene Schicht zu besetzen, denn die anderen Pfleger*innen haben bereits ihre Arbeitsgrenze erreicht und ein hohes Pensum an Überstunden angesammelt.

Andere Forderungen der Streikenden umfassen einen eigenen Verhandlungstisch „Gesundheit“ in den Tarifverhandlungen, eine Erhöhung der Zeitzuschläge für Samstagsarbeit und Wechselschicht sowie eine größere Schichtzulage, als Inflationsausgleich monatlich 300 Euro mehr für alle Be­schäftigtengruppen der Universitätsmedizin Greifswald sowie 100 Euro mehr für Azubis, Studieren­de und Praktikant*innen und eine Übernahme aller Azubis nach erfolgreich abgeschlossener Aus­bildung. Und, das ist wohl die wichtigste Forderung, egal von welcher Station die Streikenden kommen: Anerkennung und Wertschätzung.

Um diese Ziele zu erreichen, sollen vor der dritten Verhandlungsrunde mit der TdL am 27. und 28. November noch weitere Streiks folgen. Denn auch hier könnte Corona einen Strich durch die Tarif­rechnung machen: Steigen die Zahlen an Infizierten weiterhin so wie in den letzten Wochen, wären weitere Streiks im Dezember unverantwortlich, sowohl den Streikteilnehmenden als auch den Patient*innen gegenüber. Daher soll die verbleibende Zeit genutzt werden, um möglichst viel Druck aufzubauen. Morgen, am Dienstag, dem 16.11.2021, möchte man sich daher wieder vom Beginn der ersten Frühschicht (gegen 6 Uhr) bis zum Ende der letzten Spätschicht (gegen 22 Uhr) versammeln und auf die Notsituation aufmerksam machen. Dieses Mal wird auch Unterstützung aus anderen Berufsfeldern erwartet, wie zum Beispiel aus dem Straßenbau, denn die Tarifverhandlungen mit der TdL betreffen alle Bereiche des öffentlichen Dienstes, von Kitas und Schulen über die Polizei bis eben zum Gesundheitswesen. Die Botschaft soll deutlich gemacht werden: Wertschätzung darf in Zukunft nicht nur auf ein Klatschen reduziert bleiben.

Weitere Informationen für euch:
Flugblatt “Arbeitgeber, geht’s noch?” von ver.di
Über die Forderungen und Verhandlungen der Tarifrunde 2021
Presseinformation der TdL nach der ersten Verhandlungsrunde

Beitragsbild: anonym