web.woche 7. Februar bis 13. Februar

web.woche 7. Februar bis 13. Februar

Was geht eigentlich ab in Greifswald? In der web.woche geben wir euch eine Übersicht über die kommenden Veranstaltungen in und um unsere Studierendenstadt. Hier findet ihr Termine, Neuigkeiten und Altigkeiten, von Politik und Region, über Universität und Wissenschaft bis hin zu Kultur und Sport. Im Kalender findet ihr eine Übersicht über alle anstehenden Veranstaltungen. In der Übersicht danach haben wir nicht nur die Veranstaltungen in einzelne Ressorts zusammengefasst, sondern auch weitere Neuigkeiten (und Altigkeiten) zusammengetragen.

von Annica Brommann, Maret Becker und Nina Jungierek

moritz.kalender

Hier sammeln wir wichtige Termine für Euch

Neuigkeiten

  • Am 12./13.02.1940 wurden 1120 Jüd*innen aus dem Regierungsbezirk Stettin verhaftet und in das vom Dritten Reich besetzte Generalgouvernement deportiert. Die beiden Stettiner Künstlerinnen Natalia Szostak und Weronika setzen sich mit diesem Geschehen in ihrer Ausstellung “Experiment in Catastrophe” auseinander. Die Ausstellung wird ab Samstag (12.02.) im Pommerschen Landesmuseum zu sehen sein. An diesem Tag wird es um 11 Uhr auch eine Ausstellungseröffnung geben, bei der die beiden Künstlerinnen durch die Ausstellung führen.
  • Unter dem Titel “Verwurzelt mit Greifswald“ präsentieren Christine Schulz, Burkhard Szymanski und Bernd Anders in einer neuen Ausstellung ihre Werke im Pommernhus.
  • In den Fluren der STRAZE ist die Ausstellung “Frauen, die Mecklenburg-Vorpommern bewegen” der Heinrich-Böll-Stiftung auffindbar, welche Porträts von 18 außergewöhnlichen Frauen aus der Region zeigt.

Altigkeiten

  • Unter dem Titel “Kirchenburgen Siebenbürgens“ wird bis zum 11.03.2022 eine neue Fotoausstellung in der Kleinen Rathausgalerie präsentiert. Das Greifswalder Fotografenpaar Heidrun und Burkhardt Köhler stellt Fotografien alter Kirchenburgen der Region Siebenbürgens aus, die sich im heutigen Transsilvanien befindet.
  • Unter dem Motto “Never Waste A Crisis” wird dieses Jahr wieder das Greifswald International Students Festival vom 14. bis zum 21.05. stattfinden. Noch bis zum 14.02. können sich Studierende aus aller Welt über die Website von GriStuf e.V. bewerben.
  • Noch bis Anfang März beherbergt der PKBKunsLADEN die Ausstellung “GETÖPFERTES und mehr” von Christine Musolff.
  • Das CDFZ stellt derzeit die Ausstellung “Was ist der Fall?” von Ulrich Fischer aus. In dieser präsentiert der Greifswalder Künstler unter anderem Porträts von Bächen, Zeichnungen von Gletschern und durch Sturm und Wasser geformte Objekte, so genannte “Seebollen”.

Neuigkeiten

  • Was? Kundgebung “Solidarität statt Hass, Fake News und Hetze”
  • Wann? Montag, 07.02.2022, 18:45 Uhr
  • Wo? Greifswalder Marktplatz (Südseite)

  • Was? Sonderimpfaktion im Rathaus
  • Wann? Mittwoch, 09.02.2022, 9 bis 15:30 Uhr
  • Wo? Greifswalder Rathaus
  • Impfen ist mit und ohne Termin möglich.

  • Was? Impfaktion: Familienimpftag
  • Wann? Samstag, 12.02.2022, 8 bis 16 Uhr
  • Wo? Impfzentrum, Brandteichstraße 20
  • Du brauchst keinen Termin

Neuigkeiten

  • Es werden Wahlhelfer*innen für die Oberbürgermeister*inwahl gesucht, sowohl für den 12. Juni als auch, falls es zu einer Stichwahl kommt, für den 26. Juni. Als Aufwandsentschädigung gibt es jeweils 40 Euro pro Wahltag.
  • Seit dem 03.01.2022 bis zum 25.02.2022 gibt es die Ausstellung “Fischerei wie sie einst war” im BioTechnikum. Dort seht ihr historische Fotos der Hiddenseer Fischerei.
  • Die 7-Tage-Inzidenz Hospitalisierung liegt im Kreis Vorpommern-Greifswald zurzeit bei 11,0 (Stand: 04.02.2022). Damit steht der Landkreis auf Stufe 2 – rot. Der Wert richtet sich nach der Corona-Ampel, die in MV gilt. Dabei ist die Hospitalisierung entscheidend, im zweiten Schritt wird auf die Infektionszahlen geschaut und danach auf die ITS-Auslastung. Es gilt in unserem Landkreis die 2GPlus-Regel.

Altigkeiten

Veranstaltungen

  • Was? Online-Treffen für Studierende zur Klimaschutzstrategie
  • Wann? Donnerstag, 10.02.2022, 14 bis 15:30 Uhr
  • Wo? Jitsi
  • Was ist das? Bei dem Treffen geht es um die Planungen zur angestrebten Klimaneutralität der Universität bis 2030. Ihr könnt euch einfach nur mit euren Ideen oder als direkte*r Vertreter*in in verschiedenen Ausschüssen engagieren.

Neuigkeiten

  • Bei der Senatssitzung am 19.01.2022 wurde unter anderem bekannt gegeben, dass der jetzige Prorektor für Forschung, Digitalisierung und Transfer Prof. Dr. Kaderali sein Amt aufgrund seiner hohen Arbeitsbelastung als Corona-Berater für die Politik niederlegen wird.
  • Der Corona-Krisenstab hat nach seiner Sitzung am 27.01.2022 bekanntgegeben, dass studentische Unterstützung zur Sicherstellung der kritischen Infrastruktur, wie etwa in der Medizin oder Verwaltung, sehr willkommen sei. Dafür wird bald eine E-Mail über Groupware verschickt.
  • Die Rückmeldung für das Sommersemester läuft noch bis zum 11.02.2022. Überweist dafür 90€ an das Studierendensekretariat, alle Angaben findet ihr in der Verlinkung. Achtung: Dieses Mal muss auch euer Name mit im Verwendungszweck angegeben werden.
  • Bedenken wegen der Impfung? Die Initiative “Gemeinsam für psychische Gesundheit” hat ein diskretes psychologisches Beratungs- und Unterstützungsangebot entwickelt. Bei Interesse könnt ihr euch per Mail an gemeinsampsychischgesund@uni-greifswald.de wenden.
  • Bei der StuPa-Sitzung am 08. Dezember stellte sich der jetzige AStA-Vorsitzende Hennis Herbst als Kandidierender für die studentische Vertretung im Rektorat vor. Alle Infos findet ihr im Liveticker des webmoritz. Auch bei der letzten FSK-Sitzung wurde er nominiert. Als nächstes steht die Nominierung, Vorstellung und Wahl im Senat an.
  • Aktuell ist nur noch ein einziges AStA-Referat unbesetzt: Das Referat für politische Bildung und Antifaschismus. Die Referatsbeschreibung findet ihr im Studierendenportal oder in diesem webmoritz.-Artikel.

Altigkeiten

  • Die Ergebnisse der akademischen und studentischen Gremienwahlen findet ihr unter anderem in den Artikeln auf dem webmoritz.
  • Der Krisenstab hat am 06. Januar beschlossen, dass die temporären Teststrecken der Universität zum 28. Januar wieder abgebaut werden. Wenn ihr nicht genesen oder geimpft seid und eine Präsenzveranstaltung habt, zeigt euren Testnachweis bitte bei den neu eingerichteten Verifizierungsstellen vor, damit die Lehrenden entlastet werden.
  • Es werden immer noch dringend Blutspender*innen gesucht!! Alle Informationen findet ihr auf der Website der Unimedizin oder in diesem webmoritz.-Artikel, Termine können über 03834/86-5478 vereinbart werden.
  • Im Rektoratsforum vom 20.12.2021 gibt es unter anderem einen Jahresrückblick zu Projekten und Beschlüssen sowie Einblicke in die Arbeit der Rektoratsmitglieder.
  • Auf dieser Uni-Website könnt ihr die Selbstlernplätze der Universität einsehen und euch bei Bedarf anmelden.

Neuigkeiten

  • Vom 08.02.2022 bis einschließlich zum 10.02.2022 finden im St. Spiritus immer von 10 bis 12 Uhr die Kinderkunsttage für Kinder ab 8 Jahren statt. Dieses Mal werden wollige Schlüsselanhänger und Taschenbaumler gefertigt. Die Kosten belaufen sich auf 3 Euro pro Kind. Eine Anmeldung ist erforderlich und kann unter der Telefonnummer 03834 8536-4444 getätigt werden.
  • Das Winterferienprogramm der Kunstwerkstätten sieht vom 08.02.2022 bis zum 10.02.2022 das Binden und Gestalten von eigenen Büchern, Fotoalben und Kalendern vor. Der dreitägige Workshop richtet sich an Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren und kostet 54 Euro (ermäßigt 40,50 Euro). Eine Anmeldung ist erforderlich und kann über die Mailadresse workshops@kunst-werkstaetten.de erfolgen.

Altigkeiten

  • Jeden Donnerstag findet in der STRAZE von 16 bis 18 Uhr der Druck- und Zucktreff für alle Jugendlichen ab 14 Jahren statt.
  • Die Uni bietet fortan einen Babysitter*innenpool an. Die neuen familienfreundlichen Angebote der Uni könnt ihr hier nachlesen.
  • Der Greifswalder Jugendstadtplanwelcher von und für Jugendliche konzipiert wurde, bietet einen Überblick über die verschiedenen Angebote und Einrichtungen der Region.

Wir haben ein wichtiges Event in dieser Woche vergessen? Ihr habt noch einen heißen Tipp für die nächste Woche? Schreibt uns einen Kommentar oder eine Nachricht, wenn ihr etwas zur web.woche beisteuern wollt!

Beitragsbild: Julian Schlichtkrull

Neues Jahr, neues Ich?

Neues Jahr, neues Ich?

“Was sind eigentlich deine Neujahrsvorsätze für dieses Jahr?”, fragte mich ein Freund neulich interessiert, wenn auch etwas verspätet. Neujahrsvorsätze … Eigentlich habe ich so etwas nicht, weil ich sowieso schlecht im Planen bin und ohnehin nicht viel davon halte — wenn ich etwas tun will, dann tue ich es einfach, und zum Anfangen gibt es nie den einen perfekten Moment, außer vielleicht jetzt gleich. Aber dieses Jahr habe ich tatsächlich einen Vorsatz, zumindest so etwas ähnliches, denn kurz vor Weihnachten 2021 hat sich einiges für mich geändert, was ich in diesem Jahr weiterführen, ausbauen muss. Obwohl, wirklich geändert hat sich eigentlich nichts, die Dinge sind viel mehr an den Platz gefallen, auf den sie schon immer gehörten. Und damit lautet mein Neujahrsvorsatz für dieses Jahr: mit vollster schonungsloser Ehrlichkeit einfach ich sein.

Für einige mag das banal klingen, für andere wie die größte Unmöglichkeit der Welt. Mindestens dreizehn Jahre lang war ich auch eher von letzterem überzeugt. Seit ich in die Pubertät kam und mein Körper anfing, sich zu verändern. Seit ich merkte, dass diese Veränderungen einfach nicht zu dem passen, was ich fühle. Seit die Menschen um mich herum anfingen, alles und jede*n zu kategorisieren und sich die Kategorie, die sie für mich vorgesehen hatten, absolut nicht richtig anfühlte. Wie soll ich jemals wirklich ich sein können, wirklich glücklich werden, wenn mein Körper einfach nicht so ist, wie er sein soll? Und während ich hoffte, dass alles doch irgendwie noch “richtig” wird, während ich versuchte, verschiedene Rollen zu spielen — Was ist mit dieser weiblichen Figur aus dieser einen Serie, die mag ich doch, vielleicht kann ich ja sein wie sie? — und immer wieder kläglich scheiterte, begriff ich, dass es vor allem eine Sache war, die mir die ganze Zeit zum Glücklichsein fehlte: Akzeptanz. Akzeptanz von anderen, mich anzunehmen wie ich wirklich bin. Aber auch Akzeptanz von mir selbst, dass es nicht notwendig ist, jemand anderes zu sein, sondern alles genauso richtig ist, wie es eben ist. Ich bin ein Junge. War es schon immer und werde es immer bleiben. Und das ist gut so.

Ich bin in einer der offensten Familien aufgewachsen, die man sich nur wünschen kann. Christliches Mindset, wie es eigentlich sein sollte: Uneingeschränkte Nächstenliebe, egal wem gegenüber. Als Kind lernte ich nicht, dass Kleider oder Spielzeuge oder Hobbys ein Geschlecht haben sollten. Ich war kein “Mädchen”, das mit “Jungsspielzeug” spielte. Ich war einfach ich, das kleine Kind, das sich gerne als Pirat verkleidete oder Papa beim Schreinern half oder die Matchbox-Autos im ganzen Zimmer verteilte. Das Kind, das auch mal ein Kleidchen trug oder den Barbies die Haare kämmte oder heimlich in Mamas Hackenschuhe schlüpfte. Ich war ein Kind, das frei sein durfte, und jeden Tag davon genoss. Die Probleme begannen erst in der Pubertät, wenn so viele Probleme beginnen: Mobbing, Ausgrenzung, Selbsthass. Wenn Kinder einen Teil ihrer Kindlichkeit ablegen und zu kleinen Erwachsenen werden. Wenn sie anfangen, in die von der Gesellschaft vorgefertigten Schubladen einzuordnen und ausschließen, was nicht reinpassen will.

In der Schulzeit hielten sich die Probleme hauptsächlich in meinem eigenen Kopf auf, da ich auch hier das große Glück hatte von einem Freundeskreis umgeben zu sein, in dem alle “anders” waren und gerade deshalb so sein durften, wie sie wollten. Eine kleine Gruppe von queeren Kids, die der Rest der Welt vielleicht manchmal nicht verstand, aber die sich gegenseitig verstanden. Das änderte aber nichts daran, dass die Gesellschaft immer näher rückte, und mit ihr der Wunsch dazuzugehören und sich einzufügen. Und ich fing an, an mir zu zweifeln und fragte mich, ob vielleicht nicht die Gesellschaft falsche Erwartungen von ihren Individuen hat, sondern ob ich es selbst als Individuum bin, das falsch ist. Mit zweiundzwanzig wurden für mich die Begriffe “nonbinär” und “genderfluid” relevant. Ich hatte schon vorher davon gehört, lernte aber erst hier jemanden kennen, der ähnliche Erfahrungen gemacht hatte wie ich. Ich lernte, dass das innere Gefühl über den eigenen Körper nichts mit dem Erscheinungsbild des eigentlichen Körpers zu tun haben muss — wie trans oder cis (also in der Geschlechtsidentität mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmend) jemand ist, hat nichts damit zu tun, wie “männlich” oder “weiblich” die Person aussieht. Ich tastete mich weiter vor, lernte, dass es mich schon ein Stück glücklicher macht, von mir selbst mit männlichen Begriffen zu sprechen. Eine heikle Angelegenheit, wenn dein Umfeld, bei dem du noch nicht out bist, es liebt zu gendern (“Du bist Student? Meinst du nicht eher Studentin?” — “Äh … Neee ..?”).

Aber ich lernte auch, dass es für mich kein dazwischen oder beides ist, sondern ein ausschließlich. Dass sich weibliche Begriffe zunehmend unangenehm anfühlten, dass ich nicht mehr wollte, dass Familie und Freund*innen von mir als “Frau” denken, zu keinem Zeitpunkt. Dass es mir ein warmes, zufriedenes Gefühl im Bauch gab, wenn meine Schwester mich ihren “kleinen Bruder” nannte, dass ich mich wohler fühlte in Kleidung, die meine Brüste und meine Hüfte verdeckte und dass ich den ganzen Tag mit einem Dauergrinsen durch die Gegend rannte, nachdem mich ein Kollege auf dem Bau als “Junge” bezeichnete. Dann war da dieser Charakter in dieser einen Sendung, Theo, der die erste Staffel als Susie begann, und als ihn — pre-Outing — die blinde aber hellsehende Großmutter einer Freundin mit “Hübscher Junge!” begrüßte, brach ich für Minuten in Tränen aus. Für mich war klar: Das will ich auch. Nein, das brauche ich auch. Ich muss endlich auch von anderen so gesehen werden, wie ich mich selbst sehe. Und so schrieb ich meinen Eltern am 16. Dezember 2021 auf dem Nachhauseweg eine Nachricht. “Hallo, Mama und Papa. Ich wollte euch gerade die ganze Zeit etwas sagen, aber wusste nicht wie, weil der Moment irgendwie nie gepasst hat und weil ich ganz dolle Angst davor habe und mein Herz geschlagen hat wie verrückt […] Obwohl ich hoffe, dass es eigentlich egal ist und dass ihr mich trotzdem immer lieb haben werdet, als euer Kind, das ich immer war und bleiben werde. Ich bin nicht eure Tochter. Weil ich keine Frau bin. Das war ich nie, auch wenn ich lange versucht habe, das zu ändern […]”

Und nur wenige Minuten später, während ich noch mit einer Panikattacke im Auto festsaß, leuchtete bereits mein Handy auf.
Papa: “Mein kleiner Julius (Caesar) klingt doch auch gut :-*”

So weit, so gut. Alle Probleme löst so ein Outing nicht. Um genau zu sein, wird sich der Haufen der Probleme danach vielleicht sogar noch tausend Mal größer anfühlen. Während man sich jahrelang mit den Fragen eines stagnierenden Zustandes beschäftigt hat, kommen jetzt plötzlich ganz neue, vorher unbekannte Fragen hinzu: Wie “weiblich” darf ich jetzt noch sein, um es für andere und mich selbst möglichst leicht zu machen? Wie weit möchte ich gehen — für meine Eltern stand sofort fest, dass sie mich bei jedem Schritt unterstützen werden, aber welche Schritte genau möchte ich eigentlich gehen und wie schnell? Und der immer wiederkehrende nagende Zweifel: Bin ich mir wirklich sicher? Was, wenn ich mich geirrt habe?

Mir selbst half es, ein Tagebuch oder besser ein Gedankenbuch zu beginnen. Hier wandern alle Fragen und Zweifel und jedes Gefühl der Körperdysphorie rein, sobald sie auftreten. Hier kann ich beim Schreiben auch weiter reflektieren, meine Gedanken ungefiltert zu (digitalem) Papier bringen und mir dabei selbst viele Dinge bewusst machen. Bin ich mir sicher? Ja. Ich weiß, dass ich ein Junge bin, und das nicht erst seit gestern. Möchte ich meinen Körper angleichen? Ja, aber ich habe auch Angst vor den Folgen und Risiken, und das ist okay, und die Akzeptanz durch mein Umfeld hilft ungemein, meinen Körper weniger als störend wahrzunehmen.

Warum jetzt eigentlich dieser ganze Artikel? Um Mut zu machen. Mut, zu sich selbst zu stehen und sich selbst so zu lieben, wie man ist. Denn so viele Fragen und Zweifel nach dem Outing auch dazukommen, so wohltuend ist es doch jedes einzelne Mal, den richtigen Namen zu hören, mit den richtigen Pronomen angesprochen zu werden, zu wissen, dass man verstanden und angenommen wird, so wie man ist. Gleichzeitig soll dies kein allgemeiner Aufruf zum sofortigen Outing sein. Ich bin mir bewusst, dass ich mich durch mein Umfeld in einer unfassbar privilegierten Situation befinde, und dass ein Outing für viele nicht sicher ist. Aber Akzeptanz kann nicht nur von außen helfen. Mindestens genauso wichtig ist die eigene Akzeptanz: Sich selbst bewusst zu machen, wer man eigentlich ist, Geschichten anderer zu hören, denen es ähnlich geht, zu erkennen, dass man nicht allein und nicht “verkehrt” ist und sich nicht ändern muss. Und dieser Artikel soll Mut machen, über das Thema zu sprechen und den Diskurs über Trans-Identitäten und Queerness weiter in die Öffentlichkeit zu rücken, in der er noch immer viel zu sehr gemieden wird, obwohl nur so mehr allgemeines Wissen und Verständnis geschaffen werden kann. Und mit diesem Verständnis — so klischeehaft das auch klingen mag — wird es irgendwann besser. Ganz bestimmt.

Anlaufstellen
in Greifswald:
Aktionsbündnis Queer in Greifswald e.V. (E-Mail: Kontakt@Queer-HGW.de)
Qube — queere Bildungs- und Antidiskriminierungsarbeit in MV (31. März 2022, 16:30 bis 18:30 Uhr: Gesprächsrunde bei Kaffee und Kuchen “tin* Tratsch für trans*, inter*, nicht-binäre Menschen” in der STRAZE)
Antidiskriminierungsstelle der Uni Greifswald (Telefon: +49 3834 420 3491, E-Mail: antidiskriminierung@uni-greifswald.de; auf der Webseite findet ihr auch Informationen darüber, wie ihr euer Geschlecht und euren Namen in den Stammdaten der Universität ändern könnt)
Gender Trouble AG der Studierendenschaft (E-Mail: gendertroubleag@gmail.com)
Psychologische Beratung des Studierendenwerkes (E-Mail: beratung@stw-greifswald.de)
AStA-Referat für soziale Aspekte und Gleichstellung
Nightline Greifswald

deutschlandweit:
Gendertreff-Forum
Telefonseelsorge (dauerhaft erreichbar; Telefon: 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222, oder unter diesem Link per Mail und Chat)
Info-Telefon Depression der Stiftung Deutsche Depressionshilfe (Telefon: 0800 3344533, Sprechzeiten: Mo, Di, Do: 13:00 bis 17:00 Uhr sowie Mi, Fr: 08:30 bis 12:30 Uhr)
Krisenchat (für alle unter 25 Jahren)

Beitragsbild: Alina Dallmann

Das neue Hotel am Hafen: Ein Schandfleck oder eine Chance für unsere Stadt?

Das neue Hotel am Hafen: Ein Schandfleck oder eine Chance für unsere Stadt?

Bis 2024 soll ein neues Hotel am Hafen entstehen. Diesem Projekt könnte man zum Beispiel in Anbetracht des fehlendem Wohnraums in Greifswald kritisch gegenüber stehen. Mich konnte das Projekt “Hotel” bisher auch nicht wirklich überzeugen. Aber meine Kenntnisse, was Städtebau und die Integration von Gebäuden in das Stadtbild angeht, sind auch nicht die besten. Daher habe ich die Bürgerinitiative “Steinbeckervorstadt” interviewt. Sie kennen sich mit solchen Sachen besser aus als ich.

Noch im Frühjahr dieses Jahres, nach der Frostperiode im März/April, soll der Bau des Hotels der AMEDIA-Group beginnen. Das neue Hotel wird auf dem Areal des A9-Quartiers am Hansering neben der Knopfstraße errichtet. Auf der vorgesehenen Fläche befindet sich derzeit noch ein Bewohnerparkplatz mit rund 30 Stellplätzen.

Die Pläne für ein Hotel am Hansering reichen bereits viele Jahre zurück. Ein konkretes Bauvorhaben wurde bereits 2017 der Greifswalder Öffentlichkeit vorgestellt. 2020 kam es zur Baugenehmigung. Im Dezember 2021 hat das Land Mecklenburg-Vorpommern schließlich den Fördermittelbescheid für das Hotel erteilt, um die Gesamtfinanzierung zu sichern. Das Hotel soll mit rund 120 Zimmern, zwei Restaurants, drei Tagungsräumen, Lobby, Lounge, Shops, Eisdiele sowie Wellness- und Fitnessbereich ausgestattet werden.

Ein neues Hotel könnte eine große Chance für die Stadt sein, schließlich würde unter anderem die lokale Wirtschaft davon profitieren. Ein neues Hotel könnte aber auch das Stadtbild zerstören und die Anwohner*innen belästigen. Die Fragen, die sich daraus ergeben, habe ich mit der Bürgerinitiative “Steinbeckervorstadt” besprochen.

Stellen Sie sich kurz vor. Wofür setzt sich Ihre Organisation ein?

Silke Schnabel: Wir sind keine Organisation, sondern nur eine ganz lose Bürgerinitiative. Das heißt, dass wir keine echte Verwaltungsorganisation haben, uns aber trotzdem für viele zivilgesellschaftliche und politische Themen interessieren, die vor allen Dingen hier im Stadtteil Steinbeckervorstadt und in der Stadt passieren.

Der konkrete Anlass, warum die Bürgerinitiative gegründet wurde, war der Masterplan für die Steinbeckervorstadt. Wir wollten uns als Bürger*innen dieses Stadtteils besser aufstellen und unsere Wünsche und Anliegen mit einbringen. Vor vielen Jahren gab es schon mal eine Bürgerinitiative mit vielen Menschen, die auch jetzt in der BI sind. Damals ging es um den Bebauungsplan für die Steinbeckervorstadt. Wir wollen die Stimme der Bürger*innen mehr aufs Tableau bringen und mehr organisierte Mitbestimmung ermöglichen. Seitdem hangeln wir uns von Aktion zu Aktion und sind mal mehr und mal weniger Leute. Wir sprechen auch Menschen an, die nicht in unserem Stadtteil wohnen, weil es eben um ganz grundsätzliche Geschichten geht, die alle betreffen, die in der Stadt wohnen und die sich für ihre Prozesse interessieren.

Tiemo Timmermann: Ich bin spontan zu der Bürgerinitiative dazu gestoßen, als ich von dem Bauvorhaben Straße 47 erfuhr, weil ich das für einen großen Planungsfehler halte und weil ich da eine zukunftsgerichtete Vision für eine lebenswerte Stadt vermisse. Das beobachtete ich auch bei anderen Bauten, vor allem in zentraler Lage entlang des Rycks.

Klaus Marsiske: Ich bin früher in meinem Leben Architekt gewesen und jetzt interessiere ich mich für den Stadtteil direkt vor der Stadt. Ich selbst wohne in der Innenstadt und sympathisiere einfach mit Bewegungen, die sich mit der Gleichmacherei nicht abfinden können.

Was halten Sie von dem Bau des Hotels der AMEDIA-Gruppe am Hansering?

Tiemo Timmermann: Grundsätzlich finde ich ein größeres Hotel an diesem attraktiven, zentralen Ort sinnvoll. Es zieht Menschen an und schafft Bewegung. Ich finde den Bau selbst nicht umwerfend gut, aber nicht so schlecht wie andere Sachen.

Ich habe eigentlich das Gefühl, dass bei öffentlichen Diskussionen, zum Beispiel ausgelöst durch Zeitungspublikationen, die Würfel schon gefallen sind und man vielleicht noch an Details dieser Entwürfe abarbeiten kann. Ich will hier aber jetzt keine Schuldzuweisung betreiben. Eigentlich geht es doch darum, dass man ein gemeinsames Interesse hat. Man muss sich zu einem viel früheren Zeitpunkt über grundsätzliche Dinge verständigen: Was wäre dort eine geeignete Bebauung, welche anderen Funktionen, außer vielleicht ein maximierter Baukörper, sind für diese Stelle sinnvoll? Wir sind eine Hanse- und Universitätsstadt, da geht es um Begegnung. Und wir haben Orte mit einer hoher Lebens- und Aufenthaltsqualität, zum Beispiel ein neues Zentrum im Bereich des Hafens, wo eine Promenadensituation entwickelt wird. Will man das fördern oder nicht? Man hat den Campus daneben, man hat den Ryck und die Entwicklung rund um die STRAZE. Da ist unheimlich viel Dynamik und das muss die Stadtplanung in ihrem Leitbild und ihren Leitlinien stärker berücksichtigen. Wenn ich das Hotel so betrachte, finde ich, da fehlt einfach ein bisschen Platz, wo noch andere Funktionen außer die eines Innenraums für Hotelgäste erfüllt werden.

Klaus Marsiske: Als ehemaliger Stadtplaner finde ich, dass es richtig ist, dass man da ein Hotel baut. Große Hotels stehen überall an großen Straßen, nicht nur in New York, und belasten auf der einen Seite zwar den, der im Hotel ist, aber andererseits ist er eben nur kurz drin. Wohnungsbau an der Stelle ist nicht gut geeignet, man sieht es auf der anderen Seite, wo neu gebaut worden ist. Da wohnen die Leute im Erdgeschoss zur Straße hin, weil die Straße zum Wohnungsbau hingezogen ist. Das ist keine Wohnqualität mehr. Es ist aber ärgerlich, dass dieser Hotelneubau so etwas wie ein Bunker geworden ist.

Silke Schnabel: Ich würde noch ergänzen, dass wir auch immer schon versucht haben, klarzumachen, dass wir nicht grundsätzlich gegen Bebauung im Stadtteilbereich sind, sondern dass wir es eigentlich gut finden, wenn Baulücken bebaut werden und nicht noch mehr Fläche versiegelt wird. Ja, wir sind nicht grundsätzlich dagegen, aber ich finde vor allem den Aspekt, dass man immer erst über die OZ informiert wird, komisch. Man hat tatsächlich als Bürger*in das Gefühl, dass jetzt noch entschieden werden kann, auf welche Etage das Fitnessstudio darf, aber mehr eigentlich auch nicht. Man kriegt bestimmte Informationen zu bestimmten Zeiten. Aber es gibt eigentlich kein Interesse an einem gemeinsamen gestalterischen Prozess.

Klaus Marsiske: Ich würde das nicht als Nichtinteresse bezeichnen, sondern es sind einfach keine fähigen Leute da, die das machen. Daran mangelt es und das macht das ganze Problem aus. Die müssten zum Beispiel die Fähigkeit besitzen, über Stadtstruktur, Lage von Funktionen, Höhe von Gebäuden und so weiter ganz klar nachzudenken und die städtebaulichen Vorgaben in der Stadt zu bestätigen und nicht nur einfach zu sagen: Ja, die Innenstadt ist ein denkmalpflegerisches Gebiet und da sind die Höhen einzuhalten. Für solche Restflächen kann man von vornherein sagen, was dort stehen kann und in welcher Wirkung das dort steht. Da hat man Vorgaben zu machen. Das kann man nicht den Investor*innen überlassen. Dafür sind diese Flächen viel zu prekär.

Tiemo Timmermann: Ich denke, es geht dann um die Werte der Stadtgesellschaft und die Werte der Stadt. Also das sind historisch orientierte Werte, vielleicht Denkmalschutz, aber auch die zukunftsgerichteten Werte, die vom Bestehenden ausgehen, von dem, was dort eben möglich ist. Das Leben hat sich in den letzten Jahrzehnten stärker in den öffentlichen Raum verlagert. Da, denke ich, muss man als Stadtgesellschaft eben eine Prioritätenliste haben, welche Werte zu schützen und zu entwickeln sind und die dann auch konsequent umsetzen. Aus meiner Sicht kann man sich das in anderen Städten gut abschauen. Man kann zum Beispiel an Stralsund sehen, dass dort vieles richtig gemacht worden ist. Dort ist es gelungen, den Erhalt der sehr interessanten Altbausubstanz mit qualitativ hochwertigem, interessantem Neubau zu kombinieren und dabei die Attraktivität insgesamt zu steigern.

Was denken Sie wird auf die Bewohner*innen der Stadt Greifswald mit dem Beginn der Bauarbeiten des Hotels in diesem Frühjahr zukommen?

Klaus Marsiske: Wenn man in einer dicht besiedelten Stadt wohnt, dann kommt es manchmal vor, dass Flächen, die gerade nicht bebaut sind, wieder bebaut werden. Das ist ein natürlicher Prozess und ganz normaler Städtebau. Darüber gibt es auch nichts zu jammern. Eine Stadt ist sinnvollerweise zu komplettieren. Wenn wir uns die Innenstadtquartiere anschauen, sind sie im Grunde alle rundherum verschlossene Gebiete. Da gibt es in der Regel im Inneren gar nicht viel Grün. Heute ist die Innenstadt grüner denn je. Und wir können nicht davon ausgehen, dass wir das, was wir gerade mal zufällig haben, nämlich einen schönen Blick, für alle Zeiten haben werden. Das ist in einer Stadt nicht normal, dass Restflächen ewig bestehen bleiben, das muss man aushalten.

Wissen Sie was mit der großen Fläche passiert, auf der der Speicher stand? War nicht auch hier ursprünglich ein Hotel in Planung?

Klaus Marsiske: Also was ich zuletzt mitgekriegt habe, war eine Projektvorstellung vor ein oder zwei Jahren, eine Art Hochhaus oder ein Hotel. Aber beides war nicht so ganz sicher. Der Investor war sich selbst nicht klar darüber. Beides würde ich aber an der Stelle bedauern, jedenfalls in der Höhe, weil schon der ehemalige Speicher eine Bausünde war. Er war viel zu hoch und was hinter der Marienkirche war, zumindest vom Ryck aus, so stark beeinflusst und auch städtebaulich von der Gesamtansicht beschädigt. Man muss das unbedingt verhindern, weil das eine Katastrophe wäre, die mit der kleinen Katastrophe, dem Hotelbau in der Innenstadt, gar nicht vergleichbar ist.

Wird sich das Hotel gut mit der Hafenkultur vertragen? Oder läuft es Gefahr, diesen Teil der Greifswalder Kultur zu verbieten, wenn der Lärmpegel die Gäste stört?

Klaus Marsiske: Wir wissen, dass in der verlängerten Hafenstraße ein großes Wohngebiet entsteht. Dieses Wohngebiet soll eigentlich dazu beitragen, dass das Hafengebiet verlängert wird, das heißt, dass die Hafenatmosphäre auch verlängert wird. Wenn man eine Befürchtung hätte, dass durch den Lärm vonseiten des Hafens und der Schiffe das Wohnen beeinträchtigt werden würde, was ich nicht denke, dann würde dieses neue Wohngebiet regelrecht gefährdet sein. Das halte ich für falsch. Es ist eine schöne Bereicherung, dass Wohnen und Maritimes dort zusammenwachsen können. Das würde ich mir eben auch in dem Bereich wünschen, wo ehemals der Speicher war. Das würde, wenn man dort auch Wohnungsbau machte, der nicht so hoch wäre, einen harmonischen Übergang bis in das neue Wohngebiet ergeben. Und dass wir davor maritim Schiffe herumliegen haben, ist bereichernd für jede Stadt und für das Wohnen sowieso. Ich sehe da keinen Widerspruch.

Silke Schnabel: Wir denken auch nicht, dass das problematisch ist. Ich würde da eher noch Klaus vom Anfang zustimmen, dass Leute, die im Hotel ein paar Nächte übernachten, ja eh nicht so einen Anspruch haben, dass es dann extrem ruhig sein muss. Spätestens bei der dritten Google-Bewertung wird dann auch stehen, dass es am Wochenende nachts lauter werden kann. Das ist, glaube ich, aus unserer Sicht kein Problem. Andererseits ist die Lautstärke mit dem Neubau am Hansering, wo jetzt so viele neue Menschen wohnen, ein Problem. Hier gibt es schon viele Konflikte zwischen der Museumswerft und den Anwohner*innen. Das darf man nicht unterschätzen.

“Auf der vorgesehenen Fläche befindet sich derzeit noch ein Bewohnerparkplatz mit rund 30 Stellplätzen. Diese werden mit Einrichtung der Baustelle voraussichtlich ab Mitte Januar wegfallen”, heißt es in der Pressemitteilung. Dieter Schick, Leiter des Tiefbau- und Grünflächenamtes, kündigte an: “Zeitgleich mit der Sperrung werden auf dem angrenzenden öffentlichen Parkplatz die Parkscheinautomaten abgebaut. Die rund 50 Stellplätze können dann ausschließlich von den Bewohnerinnen und Bewohnern genutzt werden.” Bereits 2018 hatte die Stadt zudem den Parkplatz am Museumshafen Nord um insgesamt 70 zusätzliche Stellplätze erweitert. Denken Sie, das reicht?

Silke Schnabel: Und was wir uns noch gefragt haben, ist: Wo parken die Leute aus dem Hotel? Weil der Parkplatz hier am Hafen im Sommer immer voll ist.

Klaus Marsiske: Was das Parken angeht, so denke ich, ist dieser Parkplatz auf der anderen Seite der Brücke sicherlich jetzt schon fast ausgelastet. Aber man könnte ihn aufstocken. Diese Fläche vergrößern und damit auch das Problem, was jetzt durch die Überbauung der Quartiere herrscht, lösen. Abgesehen von der Tendenz, dass wir versuchen das Parken aus der Altstadt herauszukriegen, kann dies nur unser aller Interesse sein. Wir müssen diesen Lärm auch selbst aus den Städten für die Anwohner*innen herauskriegen, auch wenn diese zunächst glauben, sie brauchen weiter ihr Auto vor dem Haus. Aber das ist so eine Denkweise aus den 50er Jahren, das wird irgendwann in den nächsten Jahren vergessen sein. Dann werden die Leute selbstverständlich ihr Auto hundert Meter weit wegstellen.

Tiemo Timmermann: Die Zahl der Autos soll sich, schon aus Klimaschutzgründen, in den nächsten 10 bis 15 Jahren halbieren. Das sind anspruchsvolle Ziele. Das ist vielleicht noch nicht genau festgelegt für MV oder Greifswald, aber das wäre eine sinnvolle Zielmarke. Das kann man auch erreichen. Man muss dann erst sehen, wo die Autos, die wir dann trotzdem haben, parken.

Ich bin dafür, dass man die 30 wegfallenden Parkplätze in dem Bereich, wo jetzt zum Beispiel der Parkplatz ist, vorsieht. Ich bin nicht dafür, dass man dort fünfstöckige Parkhäuser baut, aber vielleicht kann man da ein weiteres Stockwerk tolerieren und man würde die Zahl der Parkplätze verdoppeln. Man könnte eine entsprechend große Zahl von Parkplätzen anderswo zugunsten von Radwegen und Fußgänger*innen öffnen und so lärmfreie Aufenthaltszonen dazu gewinnen.

Klaus Marsiske: Aber der Parkplatz muss nicht 20 Meter voraus sein, er kann auch 200 Meter entfernt, 500 Meter entfernt sein, daran wird man sich gewöhnen müssen und das werden die Leute auch akzeptieren, weil der Druck eines Tages so hoch sein wird, dass man es nicht mehr in der Innenstadt machen kann. Einfach weil man die Wohnqualität in der Innenstadt steigern muss, damit wir alle das Gefühl haben, dass es wirklich noch wohnenswert ist, sonst machen wir uns die ganze Stadt kaputt. Mit Autos darf das in der Zukunft nicht mehr gehen. Es werden auch sicherlich der öffentliche Nahverkehr und zum Beispiel Carsharing verbessert werden müssen.

Unser Greifswalder Bürgermeister gab in der Pressemitteilung zu dem Hotel folgendes Statement ab: “Greifswald benötigt dringend ein weiteres Hotel. Daher sind wir sehr froh, dass das Bauvorhaben nun endlich starten kann und im 250. Jubiläumsjahr von Caspar David Friedrich fertig gestellt werden soll. Ich bin überzeugt, dass durch die Hotelansiedlung Greifswald als Ganzes gestärkt wird. Denn mehr Touristen und Tagungsteilnehmende werden nicht nur den Einzelhandel und die Gastronomie beleben, unsere Kulturangebote nutzen, sondern auch die Greifswalderinnen und Greifswalder selbst werden davon profitieren.“ Können Sie dem zustimmen?

Klaus Marsiske: Ich glaube, dass das Hotel sinnvoll ist. Ob es so viel Effekt haben wird, wie der Oberbürgermeister vermutet, das wissen wir nicht. Aber viele Dinge stellen sich erst nach längerer Zeit als sinnvoll oder nicht sinnvoll heraus. Es ist leider auch so eine Krux bei der Stadtplanung. Man kann vieles planen und man kann sich vieles wünschen. Oftmals reagieren Menschen und Zeiten ganz anders. Aber dass die Uni ein Tagungshotel braucht, da besteht meiner Ansicht nach kein Zweifel. Das Krupp-Kolleg reicht dafür nicht aus und viele Tagungen konnten in der Vergangenheit nicht in Greifswald absolviert werden, obwohl es Greifswalder Fakultäten waren, die da maßgeblich dran beteiligt waren; sie mussten beispielsweise nach Rostock abwandern. Das ist ein Missstand. Die Universität muss gestärkt werden. Sie ist das wichtigste Standbein Greifswalds.

Silke Schnabel: Ich würde ergänzen, dass wir uns auch gefragt haben, wie das wohl eigentlich die anderen Hotels in der Stadt sehen. Ich weiß auch, dass es Tagungen gab, für die nicht genug Schlafplätze gefunden wurden. Aber ich kann auch überhaupt nicht einschätzen, ob die Leute dann wirklich herkommen, um Kulturveranstaltungen in Anspruch zu nehmen. Ich bin nicht sicher, ob das Hotel wirklich so weitreichende Effekte hat.

Klaus Marsiske: Ich denke fast, die kleinen Hotels werden nicht darunter leiden. Die Plätze in den Hotels sind arg knapp. Wenn es gelingen würde, dass mit diesem Hotel auch noch andere Leute logiert werden können, dann wäre das ganz bestimmt entspannend und wäre für spontane Reisende eine große Hilfe. Das würde auch für Greifswald nützlich sein. Das Hotel wird nicht nur universitär sein, sondern auch für die Öffentlichkeit. Sonst kriegen sie das Hotel nicht voll, wenn sie es nur für Tagungen anbieten.

Abgesehen davon, dass es ein hässlicher Klotz ist, können wir positiv bewerten, dass es dort funktionell steht.

Haben Sie noch etwas hinzuzufügen?

Tiemo Timmermann: Wir unterstützen die Idee, dass die Stadt Greifswald einen Gestaltungsausschuss einberuft. So etwas hat es wohl auch in der Vergangenheit schon gegeben. Es soll ein unabhängiges Fachgremium sein. Es soll Menschen von außerhalb einbeziehen, die nicht durch eigene Interessen bestimmte Positionen vertreten und die einen neutralen Blick auf die Stadt werfen und ihr fachliches Urteil mit in den Entscheidungsprozess einbringen. Sowas gibt es zum Beispiel, wenn ich richtig informiert bin, im Moment noch in Stralsund und Rostock. Dort gibt es gute Erfahrungen. Das muss man ein bisschen finanzieren, man muss die Leute dann auch über die Zeit entschädigen und unterbringen. Aber das, denke ich, ist gut investiertes Geld, wenn man dann die wesentlichen Pflöcke, die an zentraler Stelle der Stadt eingeschlagen werden, in der Planung von vornherein hinreichend breit diskutiert und besser abwägen kann. Ein Gestaltungsausschuss ist, denke ich, auch in der Stadt Greifswald durchaus schon in der Diskussion und ich fände es richtig gut, wenn man da einen Neustart machen könnte.

Beitragsbild: MPP/Amedia
aus der Pressemitteilung der Universitäts- und Hansestadt Greifswald vom 10.01.2022

Unterm Dach 30: Den FSR unters Dach geschaut Vol.7

Unterm Dach 30: Den FSR unters Dach geschaut Vol.7

Hier kommt ihr zur dreißigsten Folge

In dieser Podcastaufnahme geht es wieder in des StuPa, wo dieses Mal neben den klassischen Themen einige wichtige Tagesordnungspunkte besprochen wurden. Zum einen ging es um die Beschlüsse aus der letzten Vollversammlung. Dabei handelt es sich um Menstruationsartikel auf Universitätstoiletten, Studieren ohne Ralph Weber zu ermöglichen, eine studierendenfreundliche Prüfungsphase in Coronazeiten und Tischkicker in den Mensen.
Ein weiterer ungewöhnlicher Punkt war die Solidaritätsbekundung mit Bjeen Alhassan, eine ehemalige Studentin der Universität Emden. Gegen sie wird von ihrem ehemaligen Masterbetreuer eine Schmerzensgeldklage angestrebt, nachdem sie sich gegen Diskrimierungserfahrungen öffentlich zur Wehr setzte.

Als Fachschaftsräte konnten wir dieses Mal die Geographie und die Biochemie/Umwelt(natur)wissenschaften begrüßen.
Bei den Geographen geht es um kleine Studiengänge, gute Betreuung durch Dozierende und Ehemalige sowie Verschwörungstheorien rund um die Moskauer U-Bahn. Die Biochemie/Umwelt(natur)wissenschaften beweisen, dass sie es verstehen zu feiern, aber auch ihre Studiengänge gut zu vertreten.

Abstimmungs- und Anwesenheitslisten

Ihr habt Fragen oder Anregungen? Dann schreibt uns einfach einen Kommentar oder eine Mail an: web-podcast@moritz-medien.de

Beitragsbild: Jonas Meyerhof

Unterm Dach 30: Den FSR unters Dach geschaut Vol.7

Unterm Dach 30: Den FSR unters Dach geschaut Vol.7

Svenja und Tom schauen den Fachschaftsräten Geographie und Biochemie/Umweltnaturwissenschaften unters Dach.

Timestamps:

00:00:00 – 00:03:31
Intro – Und Uwe ist auch dabei
00:03:31 – 00:22:23
StuPa-Rückblick – Weber ist immer noch da und Solidarität mit Bjeen Alhassan
00:22:23 – 00:44:33
FSR Geographie – Spezifisches Grundwissen und geringe Studierendenzahlen
00:44:33 – 01:14:10
FSR Biochemie/Umwelt(natur)wissenschaften – Veranstaltungen mit ganz viel C2H5OH
01:14:10 – 01:16:14
Outro – Es wurde genug geredet

Ihr habt Fragen oder Anregungen? Dann schreibt uns einfach einen Kommentar oder eine Mail an: web-podcast@moritz-medien.de

Beitragsbild: Lilli Lipka

How to survive Prüfungsphase

How to survive Prüfungsphase

Die wenigsten sind schon durch und die meisten noch mittendrin: Die Prüfungsphase zieht sich weiter durch den nicht endenden Corona-Winter. Wir haben für euch ein paar ernst und nicht so ernst gemeinte Tipps gesammelt, wie ihr produktiv und balanciert durch eure Prüfungszeit kommt!

Vorbereitung – mit der richtigen Planung ist schon viel getan:
  • Eine Übersicht über den Lern- oder Prüfungsstoff erstellen: Von Literaturbeschaffung über Durchsicht und Gliederungen, erstellt euch Arbeitspakete und fangt strukturiert an.
  • Achtet beim Erstellen von To-Do-Listen darauf, große Aufgaben in einzelne Arbeitsschritte zu unterteilen, die man dann auch abhaken kann – das kleine Erfolgsgefühl beim Abhaken ist doch der beste Ansporn.
  • Plant euch genau so fest wie die Lernzeit auch Freizeit ein!
  • Ein Tipp für To-Do-Listen: Priorisiert für jeden Tag die drei wichtigsten Aufgaben (again: sie sollten realistisch sein!) und schreibt die anderen als optional auf die andere Seite. So seid ihr weniger erschlagen und müsst nicht den ganzen Berg an einem Tag erklimmen.
  • Study essentials: Ein paar neue Textmarker, hübsche Sticky Notes oder bunte Karteikarten verhelfen dem einen oder der anderen zu ein paar Hochgefühlen beim tristen Lernen.
  • Deckt euch ein mit euren Lieblingssnacks, Smoothies und ein paar Tütensuppen o.ä.
  • Wenn es sowas gibt, sucht nach Podcasts oder Dokus, um auf einfachem Wege in das Thema reinzufinden.
  • Sorgt für das richtige Setting: Ein freier Schreibtisch oder ein paar Bücher für die ✨intellektuellen feels✨, oder auch Lichterketten und Kerzen, solange es so früh dunkel wird.
  • Fragt eure Kommiliton*innen, ob ihr (digitale) Lerngruppen bilden wollt oder tauscht eure Lernzettel aus – zusammen ist alles erträglicher.

Während des Lernens – so kommt ihr durch:
  • Teilt euch eure Zeit am Schreibtisch in kleine Blöcke ein, sodass ihr nicht das Gefühl habt, von morgens an den halben oder ganzen Tag dort sitzen zu müssen – Stichwort Pomodoro-Methode.
  • Schaltet euer Handy in den Flugmodus und stellt euch beispielsweise einen Wecker für kleine Arbeitsblöcke und -pausen.
  • Ein Bier um vier hehe – eine Vier, dank Bier!
  • Versucht, jemandem euer Thema richtig spannend zusammenzufassen, um selber das Positive darin zu finden. Sobald ihr weit genug seid, versucht es auf einfachem Niveau zu erklären – wenn ihr es so weit runterbrechen könnt, habt ihr es drauf.
  • Verteilt in eurer Wohnung kleine Karteikarten, um beispielsweise beim Zähneputzen oder Kaffeekochen ein paar Wiederholungen einzubauen.
  • Macht euch nebenbei Study Ambiente Videos an, wie zum Beispiel dieses mit Harry Potter Thematik.
  • Erstellt euch digitale Karteikarten am Handy: Neben der Wiederholung habt ihr dadurch alles verfügbar, um zwischendurch am Handy ein paar Karten durchzulesen.
  • Nutzt ätherisches Öl zur Konzentration.
  • Lernt eure Karteikarten auch andersrum: erst die Beschreibung lesen und dann den Überbegriff “raten”.
  • Kein Multitasking
  • Schreibt einen Spickzettel: Dabei konzentriert man sich auf die wichtigsten Infos und merkt sich dadurch tatsächlich schon das meiste.

In den Pausen – auch Entspannung will gelernt sein:
  • Versucht, in euren Pausen nicht nur aufs Handy zu gucken, sondern auch aufzustehen, den Lernort kurz zu verlassen und bestenfalls ein bisschen frische Luft zu schnappen. Ansonsten: lüften, lüften, lüften!
  • Baut ein bisschen Bewegung ein: ein paar Dehnübungen, ein Spaziergang oder Kurse des Hochschulsports helfen dem Gehirn.
  • Achtet auf euren Schlaf! Auch ein kleiner Mittagsschlaf von 20 Minuten kann Wunder bewirken.
  • Auch wenn es in manchen Phasen schwerfällt, versucht euch einen ganzen Tag pro Woche freizunehmen, um wirklich runterzufahren und den Akku wieder aufzuladen.
  • Gönnt euch Belohnungen für die Lernzeit.
  • Seid lieb zu euch. Manche Tage laufen produktiv, an anderen geht es einfach nicht: Wir können keine Dauerleistung erbringen und manchmal ist es besser, sich lieber mehr auszuruhen, wenn Kopf oder Körper streiken. Solche tiefen Pausen helfen, um dann mit einem Neustart auch wirklich effizient arbeiten zu können.

Und für ein bisschen Abwechslung – wenn der Trott kickt:
  • Geht zum Lernen spazieren: Fragt euch gegenseitig ab, sprecht euch den Lernstoff vorher aufs Handy ein oder macht einen Slalom über den Wall mit euren Karteikarten – wo wenn nicht dort, wo die Stadt aus Uni besteht.
  • Verabredet euch zum Co-Working! Ob in Präsenz oder digital, mit Kommiliton*innen oder Freund*innen aus der Heimat, sich gegenseitig mitzuziehen kann enorm helfen und das Ganze viel geselliger machen.
  • Schreibt euch flippige Lernsongs (funktioniert fantastisch, sagt jemand aus der Redaktion).
  • Tauscht euren Schreibtischstuhl mit einem Gymnastikball, dann könnt ihr lustig bouncen – jipelidu!
  • Tauscht mit euren Mitbewohner*innen oder Freund*innen den Schreibtisch.
  • Oder probiert einfach mal, im Stehen zu arbeiten.
  • Und nun ein komischer Tipp: Ihr coworked über FaceTime? Dort kann man Emojis auf das Bild setzen, und eine Glühbirne über dem Kopf in der eigenen Bildvorschau zu sehen macht irgendwie phantomaktiv.
  • Kauft euch ein Mousepad mit blauem Meer und Insel für das absolute Urlaubsfeeling…
  • Prüfungen schieben – beste! – man kann sich aktuell noch bis zu 3 Tage vor der Prüfung ohne Angabe von Gründen abmelden.

Beitragsbild: Annica Brommann