Unterm Dach 02: Den moritz.medien unters Dach geschaut

Unterm Dach 02: Den moritz.medien unters Dach geschaut

Svenja und Tom stellen die moritz.medien vor. Zu Gast: Unsere Geschäftsführung, Laura und Annica.

Timestamps:

00:00:00 – 00:05:29
— 2020 hat zugeschlagen: Was bisher geschah
00:05:29 – 00:27:34
— moritz.familie? Wer wir überhaupt sind
00:27:34 – 00:31:38
— moritz.Band? Okay Cactus singt für euch
00:31:38 – 00:50:47
— friede.freude.moritzkuchen? Lieblingsaufgaben, Hassaufgaben, Gemeinschaft und Leistungsdruck
00:50:47 – 01:22:14
— Transparenz vs. Wahlgeheimnis und das andauernde Problem der Anwesenheit: Die letzte StuPa-Sitzung
01:22:14 – 01:25:30
— Beim nächsten Mal wird alles besser: Ein web.Podcast in digitalen Zeiten

Ihr habt Fragen oder Anregungen? Dann schreibt uns einfach einen Kommentar (hier oder bei radio 98eins) oder eine Mail an: web-podcast@moritz-medien.de

Der Podcast ist eine Zusammenarbeit mit radio 98eins.
Zur Website des Radios gelangt ihr hier.

Dinge, die wir am liebsten unter den Teppich kehren

Dinge, die wir am liebsten unter den Teppich kehren

Ein Gastbeitrag von Felix Fäcknitz,
AStA-Referent für Internationales und Antirassismus

“Diese Nacht war das offizielle Signal zum größten Völkermord in Europa.” So leitet die Landesszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg ihren Beitrag zur Reichspogromnacht ein. Es brannten Synagogen, es brannten jüdische Geschäfte und tausende Menschen kamen direkt um oder starben durch die Folgen dieses Tages. Am 9. November 1938 wurden Antisemitismus und Rassismus im deutschen Reich offiziell. Eine Erinnerung an diese Zeit kann man sich hier ansehen.

Ich möchte unter diesem düsteren Vorzeichen über heutigen Rassismus und Antisemitismus sprechen. Wann immer man das jedoch tut, droht der Schreibfluss in ein Delta überzugehen, da die Thematik sehr komplex ist und man lieber zum Rundumschlag ausholen möchte.

Das Thema kann nicht in knappen Worten auserzählt werden. Ich möchte dennoch versuchen, es kurz anzureißen. Hier also ein Kommentar, der heutigen Rassismus und Antisemitismus zum Thema hat und das Gedenken zur Reichspogromnacht zum Anlass nimmt. Es ist nämlich so: Werden wir mit Rassismus und Antisemitismus konfrontiert, gehen wir sofort in die Abwehrhaltung und beteuern, es selbst ja nicht zu sein, während noch immer Leute mit Rassismuserfahrungen nicht ernstgenommen werden.

Über Antisemitismus

Versuchen wir zuerst, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Die nicht rechtsverbindliche Arbeitsthese der International Holochaust Remembrance Alliance lautet:

„Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen […] Antisemitismus umfasst oft die Anschuldigung, die Juden betrieben eine gegen die Menschheit gerichtete Verschwörung“.

Allerdings können wir die Motivation der Taten noch immer nicht verstehen. Die Gründe für Antisemitismus bleiben unbegreiflich. Natürlich können wir mutmaßen und den Antisemitismus definieren, doch die Frage nach dem “Warum?” bleibt. Warum denken Antisemit*innen, dass Jüd*innen die Welt regieren? Woher haben sie die Vorurteile, die jüdische Bevölkerung sei über alle Maßen auszulöschen? Ich selbst weiß leider auch keine Antwort darauf. Jean-Paul Sartre hat versucht, eine zu finden. Er führt aus, Antisemitismus sei eine Leidenschaft, dessen Objekt gehasst wird. Das ist einigermaßen verwunderlich, weil man eigentlich erwarten könnte, dass man dem Objekt, auf das die Leidenschaften Bezug nehmen, positiv gegenüberstehen müsste.

Die Eifersucht als Leidenschaft wird zunächst auf die Liebenden angewandt. Beim Antisemitismus verhält es sich anders. Der Antisemitismus ist weiterhin eine freie Wahl, eine Haltung, die der Mensch gegenüber den Jüd*innen, der Menschheit und der Gesellschaft einnimmt. Antisemit*innen haben keinen Grund, Jüd*innen zu hassen. Sie erfinden Gründe. Sartre gibt ein Beispiel einer antisemitischen Aussage: “Ich verabscheue sie, weil sie eigennützig, intrigant, aufdringlich, schleimig, taktlos, usw. sind.” Es ist schwerlich zu argumentieren, warum jemand, der Jüd*innen hasst, dies an Eigenschaften festmacht, die nicht nur ausschließlich jüdische Menschen betreffen. Ein Anwalt, der abmahnungswürdig in Inkassoverfahren zusätzliche Gebühren erhebt, kann auch als eigennützig bewertet werden, ohne dass er Jude sein muss. Im Auge eines*r Antisemit*in wäre er es aber vielleicht. Oder um es mit Sartres Worten auszudrücken: “Existierte der Jude nicht, der Antisemit würde ihn erfinden.” Wenn man jedoch keine Erfahrung nutzbar machen kann, um antisemitische Ansichten zu rechtfertigen, dann braucht man andere Begründungen, wie “Pseudowissenschaften” oder Verschwörungstheorien.

Der antisemitische “point of no return”; von Abbie Richards und Anti Conspiracy Memewars

Über Rassismus

Damit dieser Artikel aufgrund komplexer Definitionsschwierigkeiten hier nicht in Arbeit ausartet, nehmen wir einfach eine Definition der UNESCO, auf die wir uns sicher zunächst einigen können. Die UNESCO definiert Rassismus als Zusammenhang von

“rassistischen Ideologien, voreingenommen Haltungen, diskriminierendem Verhalten, strukturellen Maßnahmen und institutionalisierten Praktiken, die eine Ungleichstellung der “Rassen” zur Folge haben, sowie die irrige Vorstellung, dass diskriminierende Beziehungen zwischen Gruppen moralisch und wissenschaftlich zu rechtfertigen seien.“

Ich kann generell empfehlen, sich diese Erklärung über “Rassen” und rassistische Vorurteile von 1978 einmal anzusehen (hier in deutscher Übersetzung zu finden). Auch Rassismus ist diskriminierend und bedarf, jetzt wo ich darüber nachdenke, auch keiner Erfahrung, weshalb er durch moralische und vermeintlich wissenschaftliche Auslassungen zu begründen versucht wird. Ein gehobeneres und verklausuliertes Wort für Rassismus ist übrigens “Ethnopluralismus”, wie er unter anderem von der Identitären Bewegung propagiert wird.

Vorurteile

Nachdem wir nun alle ein wenig im Bilde sind, kann ich ja jetzt über mein eigentliches Anliegen reden: Rassismus und Antisemitismus bedienen sich an Vorurteilen. Diese Vorurteile führen manchmal zu Taten.

Die Vorurteile, die wir mal mehr, mal weniger intuitiv vor uns hertragen, werden durch Erzählungen untermauert. Man muss nicht nur auf das Dritte Reich schauen, das mit Medien wie Jud Süß (1940) oder Der Giftpilz (1938) versuchte, durch Erzählungen an bekannte antisemitische und fremdenfeindliche Vorurteile anzuknüpfen. Davor sind wir heute auch nicht gefeit, seien es bestimmte telegram-affine Menschen, die meiner Meinung nach zu trauriger Berühmtheit gelangten und ein “zionistisches Regime unter Merkel und Bill Gates” zu sehen glauben oder Attentäter*innen, die rechte Manifeste schreiben und dafür im Netz unter einschlägigen Plattformen gefeiert oder zumindest toleriert werden.

Wir reden nicht gerne drüber

Wir haben gesehen, dass die Fortführung von diesen Arten von Diskriminierung durch Vorurteile und für wahr gehaltene Unwahrheiten durch Medien (nicht nur journalistische Medien) und vermeintliche Begründungen befeuert werden. Niemand will sich eingestehen, durch solche katastrophalen Vorurteile geleitet zu werden. Niemand wird gerne mit rassistischen, antisemitischen oder allgemein diskriminierenden Denkmustern konfrontiert.

Man läuft also immer Gefahr, unabsichtlich auf taube Ohren zu stoßen. Das beginnt bei Anschlägen und tätlichen Angriffen, bei denen die Täter*innen schnell gedanklich als unmenschlich und uns nicht zugehörig einsortiert werden. Es kommt aber auch im Alltag vor. Jetzt werdet ihr sagen: “Ja, aber ich habe ja keine Vorurteile und bin auch kein*e Rassist*in oder Antisemit*in!” Und ihr habt wahrscheinlich recht. Doch obwohl wir darin geschult sind, Rassismus und Antisemitismus zu erkennen und ihn entschieden zurückweisen, handeln wir manchmal so, dass PoC oder Jüd*innen unser Handeln dafür halten und sich darum diskriminiert fühlen. Wenn jemand sagt, wir seien rassistisch, fremdenfeindlich oder haben eine judenfeindliche Aussage gemacht, dann sollten wir den Leuten also zuhören. Wir (ja, auch ich) sind in einer verdammt privilegierten Situation, dass wir nicht zuhören müssen. Wir können einen Einwand in den Wind schießen, indem wir, die ja nicht davon betroffen sind, anderen ihre Erfahrungen absprechen. Anderen Leuten ihre Erfahrungen absprechen ist aber – ihr werdet es schon erahnen – eine Ungleichbehandlung der Leute, die zum Beispiel Rassismuserfahrungen schildern. Wieso fassen beispielsweise viele Menschen die Haare von People of Colour an? Das ist ein Eingriff in die Intimsphäre von Personen. Wer sich dieses Recht herausnimmt, handelt rassistisch oder zumindest diskriminierend. Da helfen auch keine gegenteiligen Beteuerungen.

Und was machen wir, wenn ostasiatisch aussehende Studierende in Berlin oder anderswo aufgrund ihrer angenommenen Herkunft gemieden werden, weil die Menschen “Corona” und “China” verknüpft haben und deshalb rassistische Bemerkungen machen? Bedenkt, dass diese Zuschreibung auch auf Studierende unserer Universität zutrifft. Was sagen wir zu Menschen, wenn wir sie darauf aufmerksam machen wollen, dass “mauscheln” ein Wort von Antisemit*innen war und auf eine abwertende Bezeichnung der jiddischen Sprache zurückgeht, später sogar ‘betrügen’ als eine angeblich jüdische Eigenschaft meinte? Weiß eigentlich irgendein weißer und christlicher oder atheistischer Mensch in unserem Kulturraum, wie es ist, in so einer Art und Weise benachteiligt und sogar gefährdet zu werden?

Um den Faden zum Anlass zurückzufinden:

Wir alle wissen um die absolute Untat des Nationalsozialismus und wir wissen alle, dass ihre ideologischen Mitbringsel (Rassismus, Antisemitismus etc.) schlecht sind. Außerdem ist Diskriminierung generell verboten. Das schützt uns jedoch nicht davor, selbst weiter zu diskriminieren, wenn auch unabsichtlich. Am 14. August 2020 wurde in Berlin eine Kneipe angezündet, die von einem Juden betrieben wird. Vorher hatte er eine Bäckerei. Es tauchten Pamphlete auf, man solle nicht bei Jüd*innen kaufen. Da Antisemitismus und Rassismus ohne wirklich haltbaren Grund Menschen hassen, ist dem nur sehr schwer beizukommen.

Zum Weiterlesen:
Sartre, Jean-Paul: Überlegungen zur Judenfrage. Rowohlt. Reinbeck bei Hamburg, 1994.

Beitragsbild: My pictures are CC0. When doing composings: auf Pixabay

web.woche 09.-15. November

web.woche 09.-15. November

Was geht eigentlich ab in Greifswald? In der web.woche geben wir euch eine Übersicht über die kommenden Veranstaltungen in und um unsere Studierendenstadt. Hier findet ihr Termine, Infos und Neuigkeiten, von Politik und Region, über Universität und Wissenschaft bis hin zu Kultur und Sport.

Uni & Wissenschaft

VERANSTALTUNGEN

  • Was? 10. ordentliche StuPa-Sitzung
  • Wann? Dienstag, 10. November 2020, 20:15 Uhr
  • Wo? Ernst-Lohmeyer-Platz 6, Hörsaal 3/4
  • Was wird besprochen? Unter anderem die AStA-Wahlen und der Satzungsänderungsantrag zur Rücklage der Fachschaften.
  • Was? Sitzung der Ständigen Kommission Lehramt (SKL)
  • Wann? Mittwoch, 11. November 2020, 18:15 Uhr
  • Wo? Digital über Jitsi, der Link wird kurz vorher per Mail verschickt.
  • Was wird besprochen? Unter anderem die Wahl für 2021, das Konzept SKL und die VV-Lehramt.

NEUIGKEITEN

  • Durch die aktuelle Corona-Situation herrscht campusweite Maskenpflicht. Schaut außerdem regelmäßig in euer Uni-Postfach, um von den neuen Regelungen im Universitätsleben zu erfahren.
  • Die Wahl des AStA-Vorsitzes gestaltet sich in dieser Legislatur schwierig. Auf dem webmoritz. findet ihr dazu eine Chronologie inklusive Meinungen aus dem StuPa und ein Interview mit den Kandierenden der letzten Sitzungen.
  • Die Fachschaftskonferenz sucht eine*n neue*n Vorsitzende*n. Falls ihr darauf Lust habt, findet ihr alle nötigen Infos in eurem Mail-Postfach.
  • Im Auftrag der Medienanstalt NRW haben Forschende unserer Universität 913 Gruppen und Kanäle auf Telegram unter anderem Bezügen mit zu Rechtsextremismus, Drogenhandel und Verschwörungstheorien untersucht und können mit der Veröffentlichung ihrer Studie zu einer besseren Medienaufsicht beitragen.
  • Die Arbeitsgruppe Atom- und Molekülphysik des Instituts für Physik in Greifswald hat mit dem hier entwickelten Multireflexions-Flugzeit-Massenspektrometer neue Einblicke in die Entstehung und den Zerfall atomarer Cluster erlangen können.
  • Eine Greifswalder Nachwuchsgruppe untersucht unter der Leitung von Dr. Katharina Schaufler alternative Therapiestrategien zur Bekämpfung antibiotikaresistenter Keime. Das BMBF unterstützt das Projekt für die nächsten fünf Jahre mit zwei Millionen Euro.

Kultur & Sport

VERANSTALTUNGEN

NEUIGKEITEN

  • Vom 04. bis 11. November finden die 62. Nordischen Filmtage in Lübeck (aufgrund der aktuellen Lage nur online) statt.
  • Das StuThe wagt ein Experiment und sucht noch Interessierte für sein neues Projekt online://Theater. Anmelden könnt ihr euch unter online@stuthe.de.

Politik & Region

VERANSTALTUNGEN

  • Was? Gedenken der Opfer der Reichsprogromnacht mit einer Filmvorführung und anschließendem Nachgespräch.
  • Wann? Montag, 09. November, um 20 Uhr.
  • Wo? Über den Link könnt ihr der digitalen Filmvorschau beitreten.
  • Noch etwas? Gezeigt wird der Film “Die Frauen von Ravensbrück”. Organisiert wird das Ganze von der STRAZE und der Partnerschaft für Demokratie.

NEUIGKEITEN

  • Wie ihr hoffentlich wisst, ist in Greifswald immer noch Lockdown light. Ihr wisst noch nicht was das für uns alle heißt? Dann lest gerne diesen Artikel. Wenn ihr weitere Infos zur Coronabewältigung in MV haben wollt, dann könnt ihr diese gerne hier nachlesen.

Wir haben ein wichtiges Event in dieser Woche vergessen? Ihr habt noch einen heißen Tipp für die nächste Woche? Schreibt uns einen Kommentar oder eine Nachricht, wenn ihr etwas zur web.woche beisteuern wollt!

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull

Die (letzten) beiden Kandidierenden für den AStA-Vorsitz – ein Interview

Die (letzten) beiden Kandidierenden für den AStA-Vorsitz – ein Interview

Einen gewählten AStA-Vorsitz gibt es seit Februar diesen Jahres nicht mehr. Diejenigen, die sich in den letzten acht Monaten zur Wahl aufstellen ließen, konnten die nötige Mehrheit bisher nicht erreichen. Nachdem Esther Erwin im Februar als Vorsitzende zurückgetreten war und weder Felix Zocher als damaliger kommissarischer Vorsitzender noch Aliya Mironova mit einer Initiativbewerbung gewählt wurden, ist Hennis Herbst durch seine Stellung als Referent für Administration und Geschäftsführung seit Juli kommissarischer Vorsitzender. Doch weder er noch Annalena (Anna) Mangels, die damals kurzzeitig den kommissarischen Vorsitz von Felix übernommen hatte und sich in zwei der letzten drei StuPa-Sitzungen aufstellen ließ, konnten bisher den nötigen Anklang finden.

Wer da nicht mehr durchsteigt, findet im gestrigen Artikel eine Chronologie des diesjährigen AStA-Vorsitzes, sämtliche Links zu den besagten StuPa-Sitzungen und Beiträgen des webmoritz. sowie die Meinung von fünf StuPist*innen zur aktuellen Lage. Die nächste StuPa-Sitzung findet am kommenden Dienstag, den 10.11., statt. Nachdem in der letzten Sitzung nur noch Hennis kandidierte, wird Anna in der nächsten Woche wieder zur Wahl stehen. Auch wenn noch nicht klar ist, ob das auch bei Hennis der Fall sein wird, geben die folgenden Interviews einen erneuten Einblick in die Motivation und Pläne der beiden Bewerber*innen. Wir haben außerdem gefragt, was für Auswirkungen die Wahlflaute für die beiden auf die Zusammenarbeit und Zukunft von AStA und StuPa hat.

Wer bist du? Stell dich doch mal in drei Sätzen vor.

Anna: Mein Name ist Anna, ich studiere derzeit im 5. Fachsemester Rechtswissenschaften und mein politisches Engagement lebe ich in der Linksjugend aus. In meiner Freizeit unternehme ich viel mit meinen Freunden und auch im Fitnessstudio kann man mich gelegentlich treffen. Insgesamt bin ich sehr aufgeschlossen und arbeite gerne und zuverlässig an meinen Aufgaben. 

Hennis: Mein Name ist Hennis Herbst. Ich bin 23 Jahre alt und studiere im 3. Semester Politikwissenschaft und Öffentliches Recht. Ursprünglich komme ich aus Stralsund und derzeit versuche ich mich mehr und mehr in der Hochschulpolitik einzubringen.

Welche Erfahrungen hast du schon im AStA und in der Hochschulpolitik (HoPo) im Allgemeinen?

Anna: Im Juni 2019 wurde ich zur AStA HoPo-Referentin gewählt, was ich auch ein ganzes Jahr lang ausgeübt habe. Im Februar 2020 wurde ich zur stellv. Vorsitzenden gewählt und im Juni dann auch zur kommissarischen Vorsitzenden, da Felix Zocher zurückgetreten war. Im Juli 2020 bin auch ich leider von meinem Amt als HoPo-Referentin zurückgetreten, da ich ein einmonatiges Praktikum in Kiel gemacht habe, der Rücktritt geschah allerdings dort schon mit dem Plan und dem Ziel vor Augen, mich für den AStA-Vorsitz aufstellen zu lassen. 
Neben meiner Tätigkeit im AStA bin ich zusätzlich ebenfalls seit Mitte 2019 LKS-Delegierte [Landeskonferenz der Studierendenschaften M-V] und dort auch seit Oktober 2019 als Sprecherin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Die Vernetzung und Kommunikation durch die LKS ist nicht nur zu den anderen Hochschulen aus M-V sehr intensiv, auch die bundesweite Vernetzung wurde durch die Anwesenheit einiger fzs [freier zusammenschluss von student*innenschaften] Mitglieder schon stark gefördert. Seit einiger Zeit bin ich auch stellv. Aufsichtsratmitglied des Stuwe [Studierendenwerks] und seit meinem Rücktritt von meinem AStA-Referat bin ich nun auch in das StuPa nachgerückt und dort seit Juli 2020 aktiv dabei. 

Hennis: Seit Juli bin ich gewählter Referent für Geschäftsführung und Administration im AStA. Da wir seitdem auch keinen ordentlichen Vorsitz haben, übe ich diesen Posten auch kommissarisch aus. Da ich zuvor keine Erfahrung im Bereich der Hochschulpolitik hatte, haben mich die vielfältigen Aufgaben vor große Herausforderungen gestellt. In kürzester Zeit konnte ich mich, auch dank der Unterstützung langjähriger Referent*innen, in die Aufgaben einarbeiten und habe inzwischen einen umfassenden Überblick über die Hochschulpolitik. In den letzten Monaten konnte ich sehr viel lernen und habe Lust auf mehr bekommen.

Was sind deine Ziele im Vorsitz und warum bewirbst du dich?

Anna: Meine Ziele als Vorsitzende sind vor allem eine bessere Struktur und Planungskultur. Ich habe mir bereits in meiner letzten Amtszeit viele Veranstaltungen und eine bessere Planung überlegt, die durch Corona dann leider erst einmal flach fielen, jedoch wäre es mittlerweile durchaus möglich, diese ggf. online abzuhalten. Ebenso eine bessere Vernetzung mit dem Rektorat und Justitiariat wäre durchaus nicht schädlich für die Genehmigung und kleinen Streitigkeiten, die ja in vergangener Zeit doch das ein oder andere Mal aufgetreten sind, sowie ein regelmäßiger Austausch mit Frau Ministerin Martin und Frau Staatssekretärin Bowen. 

Hennis: Wir haben derzeit einen sehr gut besetzten AStA. Viele Referent*innen wurden kurz nach mir in den AStA gewählt und zunächst haben wir uns in die Aufgabenfelder einfinden müssen. In den vergangenen Wochen haben wir viel geschafft. So zum Beispiel die Durchführung der Erstiwochen unter erschwerten Bedingungen. Weitere Projekte müssen jetzt auf den Weg gebracht werden. Ganz aktuell organisieren wir den Markt der Möglichkeiten und im Dezember steht die Vollversammlung an. Des Weiteren bereiten wir die Veranstaltungen für das kommende Semester vor.
Neben den Veranstaltungen versuche ich eine konstante Arbeit des AStAs zu verstetigen. Dabei geht es um die Betreuung der Fachschaften und den Austausch mit anderen Gremien der Universität. Es ist mir ein großes Anliegen, die Verlässlichkeit des allgemeinen Studierendenausschusses zu fördern und zu bewerben.
An vielen Stellen hat der AStA, aber auch die Studierendenschaft keinen guten Ruf, was Verlässlichkeit und Konstanz angeht. Dem würde ich gerne entgegenwirken.
Außerdem eröffnet die Pandemie uns ein Zeitfenster, um an der Universität Änderungen anzustoßen, die schon lange nötig sind. So versuchen wir zum Beispiel, in der AG Prüfungswesen die Rahmenbedingungen und das Prüfungswesen für die Studierenden attraktiver zu machen.

Warum sollte man genau dich wählen?

Anna: Ich denke durch meine Arbeit in der HoPo, vor allem die im AStA und der LKS, habe ich gute Voraussetzungen, um meinen Job als AStA-Vorsitzende zu meistern. 
Gerade während der Coronakrise habe ich – auch durch die wöchentlichen Telefonate mit dem Bildungsministerium und den anderen Vertreter*innen der Hochschulen und Universitäten M-V – gemerkt, dass ich genau das gerne weiterführen möchte. Die Vernetzung zum Bildungsministerium erachte ich als äußerst wichtig, damit die Belange der Studierenden auch wirklich wahrgenommen werden; ebenso ist der regelmäßige Austausch mit der derzeitigen sowie zukünftigen Rektorin wichtig, um die Belange der Studierenden auch dort kundzugeben und eine Umsetzung zu fördern. 
In meiner Praktikumszeit konnte ich außerdem so einiges zum LHG M-V [Landeshochschulgesetz] mitnehmen. Ich arbeite zuverlässig, bin stets bereit, mir in schwierigen Situationen Lösungen einfallen zu lassen und habe durch die regelmäßige Vernetzung und Erfahrung gute Voraussetzungen, dieses Amt zu übernehmen. 

Hennis: Am besten spricht wohl die geleistete Arbeit der vergangenen Monate für mich. Ich erhalte viel positives Feedback aus unterschiedlichsten Gremien der Universität und auch aus den Reihen des AStAs. Wer mit meinen Bemühungen der letzten Monate glücklich ist, sollte bereit sein, mich zu wählen. Andernfalls begrüße ich auch sehr gerne das Feedback aller, die in meiner Arbeit Probleme sehen.

Warum denkst du, konnte es immer noch nicht zu einem eindeutigen Wahlergebnis kommen?

Anna: Ich glaube, es kam dadurch noch nicht zu einem Ergebnis, dass einige der StuPist*innen mehr darauf achten, wen sie unbedingt im Amt sehen möchten und andere von ihrer eigenen Meinung zu überzeugen, statt bei den Antworten auf die gestellten Fragen zuzuhören. Ich persönlich sehe Hennis als sehr geeignet für dieses Referat an, ebenso halte ich aber auch mich dafür fähig.  
Ich glaube allerdings nicht, dass es bei dem fehlenden Ergebnis um die Geeignetheit der Kandidat*innen geht, sondern eher um etwas anderes, weshalb es noch nicht zu einem eindeutigen Wahlergebnis kommen konnte. 

Hennis: Das größte Problem im StuPa sehe ich in der Anwesenheit. In den ersten zwei Wahlen gab es ein klares Votum zwischen beiden Kandidat*innen. In der dritten Wahl, in der nur ich angetreten bin, hat sich auch die Mehrheit der anwesenden Stupist*innen für mich ausgesprochen.
Leider ist es unter den gegebenen Bedingungen sehr schwer, eine absolute Mehrheit zu erreichen. Nehmen wir mal die Wahl vom 27.10.2020 als Beispiel:
Insgesamt braucht man 14 Stimmen, um in den AStA gewählt zu werden, unabhängig vom Referat.
Am 27.10. war das StuPa mit 16 Stimmen beschlussfähig. Davon waren 4 Stimmen per Stimmübertragung an anwesende Mitglieder des Parlaments übertragen worden (könnten auch mehr gewesen sein, erinnere mich nicht ganz genau). Nach dieser Rechnung waren also 12 Stupist*innen vor Ort. Für Kandidat*innen bedeutet das, dass sie zwingend alle Anwesenden überzeugen müssen. Sobald ich eine*n Stupist*in mit Stimmübertragung nicht von mir überzeuge, kann ich nicht auf eine positive Wahl hoffen.
Es ist völlig legitim, das nicht alle Anwesenden einer Meinung sind, auch ist es selbstverständlich, dass man für Kandidat*innen auch mit Nein stimmen kann.
Es ist aber nicht hinnehmbar für mich, dass das StuPa ständig nur mit knapper Beschlussfähigkeit tagt. Jede*r anwesende Stupist*in, der*die mit Nein stimmt, ist mir lieber als jene, die gar nicht erst erscheinen und auch ihre Stimme nicht übertragen.
Wäre das Parlament öfter vollzählig (27 Stimmen) oder zumindest ein wenig besser besetzt, wäre es zu einem klaren Ergebnis gekommen.

Anna, wie lange bist du noch motiviert, dich weiter aufstellen zu lassen?

Anna: Nicht mehr so lange.

Hennis, wie lange bist du noch motiviert, dich weiter aufstellen zu lassen und dein Amt als kommissarischer Vorsitzender auszuführen?

Hennis: Stand jetzt (05.11.2020) habe ich das noch nicht entschieden. Nach wie vor gilt: Ich mache die Arbeit sehr gerne und mit gutem Gewissen. Trotz der Enttäuschungen im Parlament bin ich bereit, die Tätigkeiten weiter wahrzunehmen.

Was wünschst du dir von den StuPist*innen bezüglich der Wahl?

Anna: Ein Wahlergebnis und weniger Diskussionen darüber, warum jemand nicht gewählt wurde. Ich denke, jede Sitzung das gleiche Thema zu besprechen, ist genauso wenig zielführend, wie bspw. in der letzten Legislatur in einer Sitzung die Wahl mehrfach zu wiederholen. Vielleicht wäre es gut, wenn frau*man etwas weniger festgefahren in der eigenen Meinung wäre. 🙂 

Hennis: Nur eines: Dass sie anwesend sind oder ihre Stimme übertragen.

Was für einen Einfluss haben die langgezogenen Wahlen auf die Zusammenarbeit zwischen AStA und StuPa?

Anna: Meiner Meinung nach sollte das keinerlei Auswirkungen auf eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen AStA und StuPa haben, ansonsten wäre es ja bereits nicht mehr nötig gewesen, sich nach der ersten Sitzung, auf der kein Wahlergebnis erzielt wurde, aufzustellen. 

Hennis: Die ganze Problematik behindert die Arbeit des AStAs in gewissem Maße. Dabei meine ich noch nicht einmal die Wahl zum Vorsitz. Sondern auch Satzungsänderungsanträge, die teilweise nicht im StuPa zur Abstimmung kommen, da die nötige Mehrheit fehlt. (siehe letzte Sitzung)
Ich versuche in meiner Arbeit natürlich unvoreingenommen zu bleiben und hoffe weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit, trotz der gegebenen Umstände.

Beitragsbilder: Annica Brommann, Hennis Herbst, Annalena Mangels

Eine kleine Review zu meinem neuen Heimathafen Greifswald

Eine kleine Review zu meinem neuen Heimathafen Greifswald

Seit dem 1. Oktober lebe ich nun in Greifswald. Ich bin eine frisch Zugezogene, die für das Studium die Großstadt verlassen hat. Es wurde die U-Bahn gegen das Fahrrad getauscht, die Shopping-Mall gegen das Domcenter, hundert hippe Cafés gegen das Küstenkind. Alles ist kleiner, ruhiger und nahbarer. Eine kleine Idylle. Oder trügt der Schein?

Wie war mein erster Monat? Konnten sich die Stadt und die Universität bewähren? Konnte ich Freundschaften schließen, trotz oder gerade wegen Social Distancing? Wie läuft der Start in das neue digitale Semester? Kann ich Greifswald die Chance geben, die Stadt als mein neues Zuhause zu betrachten und nicht nur als den Ort, an dem ich mich aufhalte, um zu studieren? Um auch die Perspektive anderer Studierender im ersten Semester mitzubekommen, habe ich ein paar Meinungen meiner Freund*innen in den Artikel eingestreut.

Eine Erstiwoche ohne den Kater danach

Anfang Oktober bin ich in Greifswald gestrandet und konnte mich vor der Erstiwoche noch ein wenig an die neue Umgebung gewöhnen und die Stadt erkunden. Und dann ging es auch schon los mit der sagenumwobenen Erstsemester-Woche. In den fünf Tagen der Erstiwoche versucht man so viele neue Kontakte wie nur möglich zu knüpfen und sich mit dem Gelände der Universität anzufreunden. Der Haken in diesem Jahr: den Sicherheitsabstand einzuhalten. Außerdem ist nur gestattet, sich die halben Gesichter seiner Kommiliton*innen anzuschauen.

Die Erstiwoche ist wohl die aufregendste Zeit zu Beginn des Studiums. Meine Erstiwoche konnte das auch erfüllen. Sie wurde ganz verantwortungsvoll an die Corona-Maßnahmen angepasst: Alkoholverbot, Masken tragen bei den Veranstaltungen, sich für diese vorher anmelden oder sie online wahrnehmen. Keine perfekten Bedingungen, um sein Studienfach und seine Kommiliton*innen besser kennenzulernen. Dennoch kann ich sagen: AStA, das habt ihr gut gemacht. Um eine Erstiwoche unter diesen Bedingungen zu veranstalten, braucht es eine sehr, sehr gute Organisation und eine hervorragende Kommunikationsbasis auf allen Ebenen. Meine Fachschaften haben eindeutig ihr Bestes gegeben und waren stets um eine angenehme Umgebung bemüht.

“Ich fand, die Veranstaltungen an sich waren eine gute Idee. Schade war nur, dass wir zu wenig Kennenlernspiele usw. gemacht haben, wo man sich noch mehr hätte austauschen können.” – Marc

Die Stadt, die jede*r kennt: Greifswald

“Dort studieren, wo andere Urlaub machen” – so wird Greifswald zukünftigen Studierenden angepriesen. Ich würde als Gegensatz einen Werbeslogan für zukünftige Urlauber*innen wie folgt gestalten: “Dort entspannen, wo andere studieren dürfen.” Die Universität formt die Stadt. Die Stadt formt wiederum das Leben der Studierenden. Ein ewiger Kreislauf, den niemand durchbrechen kann. In der ganzen Stadt überraschen einen die Gebäude der Universität. Und die befinden sich nicht nur im Stadtinneren oder auf dem Berthold-Beitz-Platz. Die Gebäude der Universität und die Stadt bilden eine wunderschöne Symbiose. Da gehört der Hafen auf jeden Fall dazu. Auch die kurze Entfernung von Greifswald zu Stralsund, Rügen und Usedom stellt kein Hindernis dar. 

Ohne sie würde man sich schnell einsam fühlen: neue Freundschaften

Das Thema Freund*innen finden, unter den zuvor beschriebenen Bedingungen, stellte für viele Erstis ein Hindernis dar. Ich würde auch gerne behaupten, dass das der Grund ist, warum ich mir keinen großen Freundeskreis aufbauen konnte. Aber ich weiß nicht, ob ich unter “normalen” Bedingungen mehr Freund*innen gefunden hätte. Ich bin nicht der Typ für den einen großen Freundeskreis. Ich bin zufrieden und dankbar für diejenigen, die jetzt ein Teil meines Lebens sind, die ich hier durch die Universität gefunden habe oder auch Freund*innen, die ich aus der Heimat mitbringen konnte.

“Wenn man in Greifswald seine erste Woche beginnt, kann es gut sein, dass man gleich am ersten Tag nicht mehr allein nach Hause gehen muss. Man findet schneller Anschluss als man denkt.” – Lea

Freizeit, Spaß und Spiel

Meine Freizeit verbringe ich größtenteils mit meinen neuen (oder alten) Freund*innen, am Hafen, beim Kochen oder Backen in der WG und vor den neuen Corona-Bestimmungen Anfang November noch in diversen Bäckereien. Dank Corona wird jetzt auch Spazierengehen wieder mein größtes Hobby. Ansonsten schreibe für den webmoritz., was ich genial finde! Allgemein war ich etwas überfordert von den großartigen Engagement-Angeboten, von diversen Organisationen und Teams, um, in oder über die Stadt und Universität. Für jede*n ist etwas dabei, egal was man sucht: Politik, Umwelt, etc.

“Ich finde es wichtig, dass man trotz Online-Vorlesung sein ‘Studentenleben’ behalten kann und man trotzdem, wenn auch virtuell, seine Kommilitonen kennenlernen kann.” – Lea

Wintersemester 2020/21 = Digitales Semester?

Es wurde Wert darauf gelegt, dass die Studierenden im neuen Semester so viele Veranstaltungen wie möglich in Präsenz wahrnehmen können. Noch funktioniert das ganz gut. Tatsächlich habe ich jede Woche fünf Veranstaltungen in Präsenz. Und bisher gilt das (noch) weiterhin. Aber das kann sich schnell ändern und sich für mich und viele weitere zu einem reinen digitalen Semester wandeln.

“Mein erster Monat an der Uni Greifswald brachte viele verschiedene Emotionen in mir hoch. Von purer Überforderung, plötzlicher Motivation, über Erschöpfung bis hin zum Erstaunen darüber, wie viel Interessante Dinge wir lernen und dass Studium Spaß machen kann. Nichtsdestotrotz behindert die aktuelle Situation das Lernumfeld und die soziale Aufgeschlossenheit sehr, obwohl die Uni versucht, für die Erstsemester-Studierenden so viel Präsenz wie möglich anzubieten” – Klara

Mein persönliches, bereits absehbares Fazit

Nach meinem ersten Monat in Greifswald kann ich stolz behaupten, in meinem Heimathafen gut angekommen zu sein. Kein Segelbötchen kann mich von hier wieder so schnell wegbringen. Ich bin sehr gerne hier. Um mich herum habe ich tolle Menschen und ich lebe in einer wundervollen Umgebung. Ich kann es ruhig zugeben, ich habe mich ein wenig in das Städtchen Greifswald verliebt. Aber psst, nicht weitersagen! Es bildet sich schon genug auf sich ein 😉.

Aber Späßchen beiseite. Natürlich bin ich mir bewusst, dass meine jetzige Situation sehr privilegiert ist. Nicht alle Erstsemester*innen haben auf Anhieb einen Ort zum Wohnen in Greifswald gefunden und manche konnten nur vereinzelt neue Leute kennenlernen oder haben Schwierigkeiten bei der Online-Lehre allein zu sein. Also mein Appell an euch: Begegnet euren Kommiliton*innen (und allgemein euren Mitmenschen) immer mit einem Lächeln im Gesicht, fragt, ob es ihnen gut geht und helft, soweit ihr könnt. Nur gemeinsam können wir Greifswald für alle zu einem Heimathafen machen.

Beitragsbilder: Maret Becker

Update zum AStA-Vorsitz

Update zum AStA-Vorsitz

“Erinnert Ihr Euch noch an den Februar diesen Jahres? Ja, es mag einem wie ein Traum vorkommen. Kein Corona, offene Clubs und insbesondere eine Studierendenschaft der Universität Greifswald mit einer AStA-Vorsitzenden!”, kommentierte Frederik Looft unter dem letzten StuPa-Ticker. Dass sich die Besetzung des Vorsitzes für den Allgemeinen Studierendenausschuss schwierig gestaltet, ist in der HoPo-Geschichte nichts Neues. Doch dass sich die Wahl eines AStA-Vorsitzes trotz zwei Bewerber*innen seit zwei Monaten im Kreis dreht, ist ein Problem, das die letzten Sitzungen des StuPas bestimmt hat und die Stimmung innerhalb des StuPa zunehmend belastet. Im Folgenden rekapitulieren wir die Kandidaturen um den AStA-Vorsitz in den letzten Monaten und geben den Stupist*innen zusätzlich die Möglichkeit, sich zu der (Nicht-)Wahl von Annalena Mangels und Hennis Herbst zu äußern.

Aber von vorn: Eine kurze Chronik der Kandidierenden 2020

Der Allgemeine Studierendenausschuss, kurz AStA, besteht aus zwölf Bereichen. Der Vorsitzende wird im Studierendenportal beschrieben als “zuständig für die Leitung der AStA-Arbeit. Sie*Er vertritt den AStA und die Studierendenschaft gegenüber der Universität und nach außen und übernimmt für alle Bereiche des AStA die Richtlinienkompetenz.” Anfang des Jahres war noch Esther Erwin Vorsitzende des AStAs. Der Termin der 24-Stunden-Vorlesung, der vom AStA auf den Tag der Befreiung und des Massensuizids von Demmin gelegt worden war, sorgte allerdings für einen Konflikt zwischen AStA und StuPa: Während die Mehrheit der StuPist*innen beschloss, die Vorlesung zu verschieben, argumentierte der AStA, dass damit der Verlust der organisierten Referent*innen und der bereits getanen Arbeit einhergehen würde. Da Esther den Eindruck hatte, das StuPa überschreite mit der Entscheidung seine Kompetenzen, ließ sie den Beschluss durch die Rechtsaufsicht der Uni prüfen. Diese kam zu dem Ergebnis, dass das StuPa tatsächlich seine Kompetenzen übertreten hatte und beanstandete den Beschluss. Dieser wurde daraufhin aufgehoben, das StuPa fühlte sich durch diesen Schritt allerdings hintergangen. Noch bevor eine Personaldebatte um Esther eröffnet werden konnte, endete die Auseinandersetzung damit, dass Esther in der Sitzung vom 11. Februar 2020 von ihrem Amt zurücktrat.

Daraufhin übernahm zunächst Felix Zocher den kommissarischen Vorsitz, wurde allerdings auch in der Sitzung einen Monat später nicht zum Vorsitz gewählt. Am 07.07.2020 gab es dann eine Initiativbewerbung von Aliya Mironova, die bereits seit anderthalb Jahren im AStA für die Fachschaftsfinanzen zuständig war. Von 17 Stimmen erhielt Aliya 5 Ja-Stimmen, 9 Nein-Stimmen und 3 Enthaltungen. Damit wurde auch sie nicht gewählt.

Über zwei Monate später, in der Sitzung vom 15.09.2020, gab es dann nach langer Flaute plötzlich zwei Bewerber*innen: Annalena Mangels und Hennis Herbst. Annalena ist Deligierte der Landeskonferenz der Studierendenschaften und war von Juni 2019 bis Juli 2020 im AStA als Referentin für Hochschulpolitik aktiv, wo sie zeitweise auch den stellvertretenden Vorsitz sowie kommissarisch das Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit übernommen hatte. Hennis war seit zwei Monaten AStA-Referent für Administration und Geschäftsführung. Seitdem hatte er auch die Position des kommissarischen Vorsitzes inne. Im ersten Wahlgang entfielen – bei einer Enthaltung – 6 Stimmen auf Annalena und 10 auf Hennis. Da es nicht zur benötigten Mehrheit gekommen war, folgte daraufhin der zweite Wahlgang, bei dem nur noch Hennis zur Wahl stand. Allerdings wurde er auch hier mit 13 Ja-Stimmen, 2 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen nicht gewählt.

In der darauffolgenden StuPa-Sitzung stellten sich die beiden erneut zur Wahl auf und standen Rede und Antwort zur Klärung möglicher Fragen. Von 19 Stimmen gingen in diesem Wahlgang 12 an Hennis, 5 an Annalena und 2 Personen enthielten sich. Auch im zweiten Wahlgang erreichte Hennis mit wiederum 12 Ja-Stimmen nicht die erforderliche Mehrheit.

In der letzten StuPa-Sitzung vom 27.10.2020 ließ sich nur noch Hennis zur Wahl des AStA-Vorsitzes aufstellen. Auch diese Wahl führte mit 10 Ja-Stimmen, 4 Nein-Stimmen und einer Enthaltung nicht zu seiner Ernennung zum AStA-Vorsitzenden.
Daraufhin wurden in der Sitzung kritische Stimmen laut, die betonten, wie schade es sei, dass es nicht zur Wahl eines Vorsitzes kommen konnte, obwohl es immer wieder Bewerber*innen gab. Auch die Frage, was gegen Hennis spreche, der das Amt bereits kommissarisch besetzt, wurde gestellt. Weiterhin wurde kritisiert, dass die Punkte, die die StuPist*innen scheinbar von einer Wahl von Hennis abhalten, nicht kommuniziert werden. Hennis hatte zuvor bereits mehrmals bekräftigt, für Gespräche offen zu sein, allerdings hatte bis dato niemand dieses Angebot angenommen. Yannick van de Sand machte dies beispielsweise deutlich (Zitat Ticker): “Moralisch hält er es […] für bedenklich, wenn man konsequenterweise jedes Mal mit “Nein” stimmt, den Grund dafür aber nicht kommuniziert. Zumindest kritische Fragen im Vorhinein sollte es dann geben. In anderen politischen Bereichen wird in der Regel kommuniziert, warum man eine*n Kandidat*in unterstützt oder nicht unterstützt.” Ebenfalls kritisiert wurde, dass viele der 27 stimmberechtigten StuPist*innen weder zu den Sitzungen erscheinen noch die Möglichkeit einer Stimmübertragung nutzen, die aufgrund von Corona zurzeit sogar beliebig oft vergeben werden kann, und dadurch die Wahl erschweren.

Stimmen der Stupist*innen

Obwohl das Problem immer wieder in den Sitzungen angesprochen wird, wirkt es, als würde sich die Diskussion nur im Kreis drehen. Weder in der öffentlichen Diskussion noch im persönlichen Gespräch scheint sich bislang jemand gegen Hennis als Kandidaten für den AStA-Vorsitz geäußert zu haben – doch die Wahlergebnisse sprechen eine andere Sprache. Wie kann es nun weitergehen? Wir haben allen StuPist*innen die Möglichkeit gegeben, sich auch auf dem webmoritz. zur Situation um den AStA-Vorsitz zu äußern. Auch wenn nur wenige der 27 Abgeordneten dieses Angebot wahrgenommen haben, könnt ihr hier durch die Aussagen der StuPist*innen Fabian Fleßner, Sandra Grubert und Rick Sobirai sowie Melissa Seidel und Lennart Pinske (die beide zusätzlich auch im Namen der CampusGrünen Hochschulgruppe Stellung beziehen) einen Eindruck der Stimmung im Parlament bekommen.

Warum denkst du, konnte es immer noch nicht zu einem eindeutigen Wahlergebnis für den AStA-Vorsitz kommen?

Fabian: Ich denke, es gibt zwei Faktoren, die dazu geführt haben, dass wir es nicht geschafft haben, einen AStA-Vorsitzenden zu wählen. Zum einen ist da das Problem der geringen Anwesenheit einiger Stupisten, was dazu führt, dass die erforderliche absolute Mehrheit schwierig zu erreichen ist. Der zweite Faktor, der mit dem ersten eng zusammenhängt, ist die Tatsache, dass einige wenige Stupisten durch die geringe Anwesenheit eine Sperrminorität haben, mit der sie eine Wahl blockieren können.

Sandra: Hennis hat bei den Wahlen nicht die erforderliche Mehrheit der Stimmen für sich gewinnen können. Dies kann diverse Gründe haben, welche legitim sind.  

Rick: Meiner Meinung nach haben die Nein-Stimmen stark persönliche Gründe, was ich sehr bedauernswert finde. Wie komme ich darauf? Zum einen macht Hennis als Geschäftsführer und kommissarischer AStA-Vorsitz einen sehr guten Job und ich höre bisher nichts Gegenteiliges, daher erfüllt er voll und ganz das Anforderungsprofil und ist geeignet. Zum anderen kommt es im StuPa zu keiner konstruktiv-fachlichen Auseinandersetzung über die Argumente, welche gegen seine Wahl sprechen, weshalb für mich persönliche Aspekte der einzige Grund zu sein scheinen, da ansonsten lösungsorientiert gearbeitet werden könnte. NIEMAND ist verpflichtet eine Meinung zu begründen, wenn sie in einer geheimen und freien Wahl getroffen wurde, jedoch ist es bedauernswert, einem engagierten Mitglied der HoPo kein ehrliches und hilfreiches Feedback zu geben, durch welches er möglicherweise seine Arbeit weiter optimieren könnte und somit vielleicht sogar ein positives Wahlergebnis erlangen könnte. Dass immer nur wenige Stupist*innen anwesend sind, ist sicherlich hinderlich, aber für mich keine Ausrede von Seiten des StuPa, warum es bis heute zu keiner Wahl eines AStA-Vorsitzes kam. 

Melissa und Lennart: Die Blockade-Haltung anderer Stupist*innen ist für uns nicht zu erklären und wir verurteilen
sie auf das Schärfste.

Was wünschst du dir von den anderen StuPist*innen?

Fabian: Ich persönlich bin nicht in der Situation, mir von den anderen Mitgliedern des Studierendenparlamentes etwas zu wünschen. Für Hennis aber würde ich mir wünschen, dass er in der Zeit seit der letzten Vorsitzwahl Rückmeldung von den Stupisten bekommen hat, die ihn anscheinend nicht für den Vorsitzposten geeignet halten.

Sandra: Eine bessere Diskussionskultur, mehr Anwesenheit und mehr Mitarbeit. Sollte nicht zu viel verlangt sein, wenn man ein Mandat angenommen hat.  

Rick: Offenheit, Transparenz, Ehrlichkeit, Unterstützung, produktives Denken und weniger Gelaber am eigentlichen Thema und dem eigentlichen Problem vorbei.

Melissa und Lennart: Wir wünschen uns, dass die Stupist*innen noch einmal in sich gehen und sich ihrer Verantwortung gegenüber dem Parlament, der gesamten Studierendenschaft, unserer Außenwirkung gegenüber anderen Gremien sowie nicht zuletzt gegenüber Hennis selbst bewusst werden. Hennis übt das Amt seit Wochen und Monaten mit Leidenschaft und voller Hingebung aus und wird vom blockierenden Anteil des StuPas noch für seine gute Arbeit bestraft. Das ist inakzeptabel.

Wie soll es deiner Meinung nach weitergehen? 

Fabian: Wir müssen es schaffen, dass mehr Stupisten das ihnen von der Studierendenschaft anvertraute Mandat im Parlament wahrnehmen. Worüber sich möglicherweise eine Diskussion lohnen würde, wäre eine Änderung der erforderlichen Mehrheiten für die Wahl des AStA-Vorsitzenden. Zur Zeit ist es ja so, dass ein Kandidat die absolute Mehrheit der Stimmen aller gewählten Mitglieder braucht, um gewählt zu werden. Vielleicht wäre eine Änderung dahingehend eine gute Idee, dass in
einem dritten Wahlgang eine relative Mehrheit zu einer Wahl ausreicht. [Anm. d. Red.: Derzeit brauchen Kandidat*innen 14 Stimmen um gewählt zu werden.]

Sandra: Es sollten sich mehr Personen zur Wahl stellen. Des Weiteren sollte überlegt werden, was man ändern kann. Zum Beispiel sollte die Vakanz des AStA-Vorsitzes nicht nur durch den AStA legitimiert werden, sondern vielleicht auch durch das StuPa, damit es zu solchen Situationen in Zukunft nicht kommt. Falls die Anwesenheit der Stupist:innen in Zukunft auch so dürftig ist, dann sollte überlegen werden, ob die erforderliche Anzahl von Stimmen für Wahlen jeglicher Art herabgesetzt wird. Das würde die Arbeit der Personen erleichtern, welche ernsthaft ihr Mandat wahrnehmen. 

Rick: Meiner Meinung nach sollte der StuPa seine Arbeits- und Diskursweise hinterfragen und überlegen, ob ein produktives Arbeiten so möglich ist, auch im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit dem AStA.

Melissa und Lennart: Wir erwarten von den anderen Abstimmungsberechtigten, dass sie ihre Beweggründe in den Diskurs tragen, denn sollte es tatsächlich konstruktive Gründe gegen die Wahl und damit Befähigung zur vollwertigen Amtsausführung geben, sollte das den anderen Stupist*innen gegenüber transparent gemacht werden. Sollte dies nicht der Fall sein, wovon wir ausgehen, erwarten wir, dass das StuPa am Dienstag endlich den Vorsitz-Posten besetzen kann.

Was für einen Einfluss haben die langgezogenen Wahlen auf die Zusammenarbeit zwischen AStA und StuPa? 

Fabian: Tatsächlich sehe ich, Stand jetzt, noch keine negativen Folgen bei der Zusammenarbeit zwischen AStA und StuPa. Meiner Meinung nach ist der AStA handlungsfähig und leistet sehr gute Arbeit. Wie wir bei den Sitzungen des StuPas gehört haben, führt die ungeklärte Vorsitzfrage zwar zu aus meiner Sicht verständlichen Verstimmungen unter den AStA-Mitgliedern, aber ich hoffe, dass diese deren Arbeit nicht negativ beeinflusst. Und bei der Lösung der Vorsitzfrage sind wir Stupisten gefordert.

Sandra: Nicht sonderlich, denke ich. Der AStA hat eine relativ hohe Fluktuation an Mitarbeitenden.

Rick: Die langgezogenen Wahlen zeigen, wie sehr das StuPa seine Wahlen durchdenkt und wie intensiv es damit beschäftigt ist, nur die besten Leute in die AStA-Positionen zu heben… nee Spaß, das wäre ja dann noch nachvollziehbar. Die langen Wahlen führen einfach dazu, dass der AStA sich vera***** vorkommt. Der Gipfel hierbei ist ja noch die Bezahlung des kommissarischen Vorsitzes für seine Arbeit, nur um ihn dann nicht ins Amt zu lassen; kindisch, peinlich. Der AStA wird diese Wahlen sehr genau beobachten und die Entscheidungen und Ausgänge werden das Verhältnis zwischen den beiden Organen sicherlich nicht zementieren, sondern diese eher weiter in Schwingungen versetzen, bis es irgendwann wieder knallt. Ich bin froh, dass die Leute im AStA nicht nur einen guten Job machen, sondern dies auch gern tun, egal welches Feedback, beispielsweise durch Wahlen, sie erreicht. Die Stupist*innen, die dies immer noch nicht verstehen und weiter auf persönlichen Belangen ihre Wahlentscheidungen basieren, können froh sein, dass es solche Leute gibt und sie merken gar nicht, wie es wäre, wenn niemand mehr diese Arbeit ausführen würde.  

Melissa und Lennart: AStA und StuPa sollten Hand in Hand arbeiten, sich unterstützen und ergänzen – durch die
aktuellen Entwicklungen werden Misstrauen, Frustration und Demotivation sowie Zwietracht gesät und das schwächt vor allem die Handlungsfähigkeit und Außenwirkung der Studierendenschaft gegenüber Rektorat und Lehrenden sowie das Vertrauen der Studierenden in Ihre Vertretung.

Platz für dein Statement 

Sandra: Die Hochschulpolitik ist nicht bequem, sie lebt von Engagement und Diskurs. 

Rick: Zu Vieles, daher einfach nur ein kurzer Satz. Vielen Dank AStA und besonders Hennis für deine Arbeit, lasst euch durch solchen Schwachsinn nicht entmutigen, die Studierendenschaft schätzt euer Engagement und ich persönlich danke euch für dieses!

Melissa und Lennart: Wir erwarten einen offenen und konstruktiven Diskurs mit Lösungsfindung, an dessen Ende ein in einer eindeutigen Wahl bestärkter AStA-Vorsitzender aus der nächsten StuPa-Sitzung gehen kann.

Wir danken den Stupist*innen für ihre offenen Antworten.

Morgen stellen wir auf dem webmoritz. Annalena und Hennis vor, die beide zuletzt für den Vorsitz kandidiert haben. Wie und ob das Amt des AStA-Vorsitzes noch in dieser Legislatur besetzt wird, bleibt weiterhin offen – vielleicht wird die nächste StuPa-Sitzung am 10.11.2020 zu neuen Erkenntnissen führen.

Beitragsbild: Annica Brommann