Maskenpflicht am 1. Mai

Maskenpflicht am 1. Mai

Der erste Mai ist der internationale Tag der Arbeit. In fast allen Ländern und Städten dieser Welt wird an diesem Tag für bessere Arbeitsbedingungen demonstriert und auf Misstände in verschiedenen Branchen hingewiesen. In Greifswald demonstrierten über 200 Menschen unter strengen Hygieneauflagen, was damit die größte Veranstaltung in Mecklenburg-Vorpommern war.

Die Bushaltestellen am Südbahnhof sind vorsorglich mit Bändern abgesperrt. Nur über eine Eingangskontrolle, bei der sich die Demonstrierenden in Listen eintragen müssen, können sie sich um den Lautsprecherwagen versammeln. Kurz nach dem offiziellen Beginn der Veranstaltung unter dem Motto “Maifeiertag ist auch #TagderUnsichtbarenArbeit: Für die Sicherheit der unbezahlten #Carearbeit. #CareRevolution #1Mai #1mHGW #FridaysForGrundrechte” sind bereits über 150 Demonstrierende vor Ort und werden mit voraufgezeichneten Reden und Arbeiterkampfliedern aus dem letzten Jahrhundert beschallt. Alle, Polizist*innen wie auch Demonstrierende, haben Mund und Nase bedeckt, wie es am ersten Mai auch Tradition ist. Ein älteres Paar, das mit dem Fahrrad am Südbahnhof vorbeifährt, kommentiert, die Covid-19 Pandemie sei die „perfekte Ausrede sich zu vermummen“. Tatsächlich wurde erst am Vortag in einem Eilverfahren die Demonstration durch das Verwaltungsgericht Greifswald genehmigt, unter strengen Auflagen. Die maximale Anzahl der Teilnehmenden darf die 200 nicht überschreiten, es soll immer ein Mindestabstand von 1,50 Metern eingehalten werden und alle Teilnehmenden müssen einen Mundschutz tragen. Was in vergangenen Jahren und Jahrzehnten zu Festnahmen wegen des Vermummungsverbot führte, ist in diesem Jahr eine Pflicht. Laut der Polizei werden drei Teilnehmende aus der Demonstration ausgeschlossen, da sie nicht ausreichend maskiert waren.

Wütende rechte Pöbeleien

Gegen 15.45 Uhr setzt sich der, vom Regen durchnässte und von allen Seiten durch Polizist*innen eingekreiste Zug in Bewegung. Durch den Mindestabstand, an den vom Lautsprecherwagen regelmäßig erinnert wird, zieht sich der Zug über mehrere Straßenzüge. Vom Ende aus sind die Sprechchöre der Spitze kaum zu hören. Vom Lautsprecherwagen aus werden die Anwohner*innen immer wieder direkt angesprochen. Nach mehreren leeren Straßenzügen in Schönwalde II kommen Sonnenstrahlen raus und damit auch die Anwohner*innen. Von den Bürgersteigen, Fenstern und Balkonen aus filmen und beobachten sie den Demonstrationszug. Im Ernst-Thälmann-Ring kommt es gleich drei Mal zu wütenden Beschimpfungen durch, vermutlich rechte, Anwohner, die von den Sprechchören niedergebrüllt werden. Zu einer direkten Auseinandersetzung kommt es bei der Zwischenkundgebung am Gabenzaun beim Labyrinth. Eher amüsiert beobachten die Teilnehmenden, wie sich ein „stadtbekannter Nazi“ über die Ansage aufregt, auch er habe „selbstverständlich“ bei der Essensausgabe, die Aufgrund der aktuell geschlossenen Tafel in Schönwalde organisiert wurde, Essen erhalten. Er wird von der Polizei durchsucht und von den Demonstrierenden fern gehalten bis die Demonstration weiterzieht. Das schönere Wetter scheint auch mehr Menschen zur Teilnahme motiviert zu haben. Die Teilnahmelisten müssen zwischendurch angepasst werden. Von Beginn an Mitlaufende werden an der Ecke zur Makarenkostraße am Ende plötzlich von der Polizei abgedrängt und müssen weit hinter der Demonstration herlaufen, was von einer Reihe Polizist*innen abgeschirmt wird. Auf Nachfrage erklärt ein Polizeibeamter, dass inzwischen die maximale Teilnehmerzahl von 200 Menschen erreicht sei und deswegen niemand mehr in den eigentlichen Zug reinkomme. Neugierige und abgedrängte Demonstrierende folgen dem Zug mit einigem Abstand.

Mit Mindesabstand demonstrieren

Solidarität, Systemwechsel und SOG

Die Themen der abgespielten Reden rangieren von dialektischen Auseinandersetzungen mit dem Arbeitsbegriff bis in die aktuelle Landespolitik. Viel Applaus bekommen die Reden, in denen sich die Sprecher*innen für die Geflüchteten und eine Evakuierung der Lager auf den griechischen Inseln einsetzen. Auch die Situation von zentralen Unterkünften für Geflüchtete in Mecklenburg-Vorpommern wurde thematisiert. Dort können die Menschen die Sicherheitsabstände nicht einhalten, deswegen fordern die Demonstrierenden auch eine dezentrale Unterbringung. Andere Redner*innen stellen sich gegen die Gentrifizierung der Stadt und fordern die Vergesellschaftlichung von Wohnräumen. Weitere Kapitalismuskritik wird im Zusammenhang mit der aktuellen Pandemie deutlich. Systemrelevante Berufe, die bereits vor der Krise in der Regel unter schwierigen Bedingungen ausgeführt wurden, würden jetzt noch härter. Unter den aktuellen Bedingungen werden teilweise Zwölf-Stunden Schichten verlangt. „Das war es dann wohl mit dem Arbeitsschutz“. Konkret wird eine bessere Bezahlung und die Einhaltung der Arbeitnehmer*innenrechte gefordert. Besondere Aufmerksamkeit setzen viele auf die unbezahlte Care-Arbeit, die nach wie vor hauptsächlich von Frauen geleistet wird. Die Abschaffung des Patriarchats, eine weitere Forderung, solle über den Sozialismus geschehen, da dieser „dem Patriarchat wenigstens die kapitalistische Grundstütze nimmt.“

Auch der Klimaschutz wird nicht vergessen. Von den Aktivist*innen von Fridays for Future wird gefordert, dass sie sich klar als eine antikapitalistische Bewegung positionieren, weil inzwischen alle Parteien auf den Klimaschutz aufspringen und dabei vom Lobbyismus der großen Industrien beeinflusst würden. Zu guter Letzt nehmen sich die Demonstrierenden noch einmal das neue Polizeigesetz Mecklenburg-Vorpommerns vor und erinnern daran, dass der Polizei zwar weitreichende Befugnisse für die Gefahrenabwehr eingeräumt wurden, aber keine Beschwerdestelle für den Fall von Missbrauch der Daten oder Polizeigewalt eingerichtet wird. In den letzten Monaten sind immer wieder Fälle publik geworden, in denen Polizeibeamt*innen sensible Daten an gewaltbereite Gruppierungen weitergeleitet haben oder diese für persönliche Motive missbraucht haben. Die Ankündigung „die Verfassungsbeschwerde ist in Arbeit, denn so ein Quatsch machen wir nicht mit!“ wird mit großem Applaus aufgenommen.

Die Demonstration ist inzwischen am Platz der Freiheit angekommen, wo die Europakreuzung für die Schlusskundgebung gesperrt ist. In alle Richtungen staut sich der Verkehr für 45 Minuten, bis die Polizei ihn nach langem Hupen der Autofahrenden um die Demonstrierenden herum leitet. Um 17.55 Uhr löst sich die Veranstaltung zum ersten Mai friedlich auf.

Fotos: Ole Kracht

Ein Lebensgefühl aus: Loddin auf Usedom

Ein Lebensgefühl aus: Loddin auf Usedom

Im November 2019 traf ich den passionierten Segler und Hafenmeister von Loddin, Kulo Prochnow, in seinem Heimathafen auf der Insel Usedom. Kennengelernt hatten wir uns im Sommer 2019 auf dem Wasser und uns gleich für ein Treffen verabredet.

„Gerade ist ein komplett neuer Schwimmsteg gekommen, den haben wir in Torgelow bauen lassen. Wir haben mal einen Antrag auf Fördermittel gestellt, aber da wäre die Sanierung gleich zehnmal so teuer geworden. Und bei zehn Prozent Eigenbeteiligung am Förderprojekt wäre es ja auf dasselbe rausgekommen. Da haben wir das gleich selbst gemacht.“ Stolz zeigt Prochnow auf den im Wasser schwimmenden Steg. Jetzt, im November, liegen kaum Schiffe im Hafen. Die meisten Sportboote des Wassersportvereins Loddin sind schon per Kran aus dem Wasser geholt, geslippt, worden und liegen nun im Winterquartier in einer Halle nahe der Stadt Usedom. „Und jetzt sind wir bei und erneuern das Bollwerk ringsum. Mit alten Gummimatten hinterfüttern wir die Buhnen, die den Boden gegen das Hafenbecken abstützen. Die haben wir günstig bekommen, das sind alte Förderbänder aus dem Braunkohletagebau, 2 Zentimeter stark und anderthalb Meter hoch.”

EIne Drohnenfotografie zeigt den Hafen im Sommer: An den Stegen liegen die Rethanas der Vereinsmitglieder, links oben im Hafen die Boote der Fischer. Draußen kräuselt der Wind das Wasser zu kleinen Wellen.

Der Hafen öffnet nach Südwest in das Achterwasser, auf Niederdeutsch bedeutet das Hinterwasser. Hinter der Insel Usedom also versteckt sich diese Lagune des Peenestroms, der sich zuvor durch Demmin und Anklam gewalzt hat und sich kurz darauf hinter Wolgast bei Peenemünde in die Ostsee ergießen wird. Aus einem Modderloch wurde durch den 1971 gegründeten Wassersportverein Loddin dieser Zufluchtsort für Schiffe geschaffen, aber schon vorher legten hier Fischer*innen an. Die gibt es hier immer noch, ihre Boote liegen an der Südseite des Hafens. Auch im November wird gearbeitet, vor meinen Augen läuft eins der kleinen Boote aus.

Ein Fischer läuft ins trübe Wetter hinaus. Dick in Ölzeug gehüllt trotzt er mit dem durch einen Außenborder angetriebenen Boot dem diesigen Novemberwetter.

Obwohl die Seefahrt hier eine lange Tradition hat, schwächelt der Schiffsbau – zumindest im Bild, das sich die Öffentlichkeit von der Region macht. Prochnow erklärt: „Die großen Pleitewerften, die MV Werften, das sind alles Fördermittelverschwender, wenn die keine Staatsaufträge bekommen. Aber die kleinen, da gibt’s Wartelisten. Die Hornwerft in Wolgast, die Hansewerft in Greifswald. Und mit dem Tourismus gibt’s ein paar mehr Arbeitsplätze und etwas mehr Geld. Guck mal da draußen, da haben wir auch ‘ne Ansteuerungstonne, da ist die Fahne und oben ein Lämpchen, Loddin steht da drauf. Wenn wir unterwegs sind, fährt jeder mit seinem eigenen Boot, weil jeder Käpt’n sein möchte. Dann fahren wir raus, schmeißen Anker, trinken Kaffee und abends wieder zurück.“ Kulo Prochnow wohnte in Berlin, begann in Hamburg einen Hausbau und kam schließlich auf Usedom an, wo er früher schon beruflich unterwegs war. In dem 54 Mitglieder starken Verein hat er momentan die – selbstverständlich ehrenamtliche – Position des Hafenmeisters inne, neben Vorstand und Schatzmeisterei eines der Ämter, in die sich Mitglieder wählen lassen können.

Segler und gewählter Hafenmeister des Wassersportvereins Loddin, Kulo Prochnow

Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist die örtliche Nähe. Niemand aus München soll sich nur durch Beitragszahlung einen Liegeplatz sichern. Tatkräftige Hilfe und das Beisammensitzen im Sommer sind den Mitgliedern wichtig.

„Was’n das hier für ein Rucksackindianer?“ Draußen vor dem Vereinsheim, in dem Kulo und ich mittlerweile eingekehrt sind, steht sein Stellvertreter und beäugt ein wenig skeptisch meinen Rucksack, an dem Isomatte und Zelt festgezurrt sind. „Der macht hier sowas für die Greifswalder Studentenzeitung.“

Wir reden über den Niedergang der Kartbahn Dargelin, die Wassertiefen im Naturhafen Krummin, die schwierige Passage des Peenestroms für Boote mit mehr als zwei Metern Tiefgang und über das Motorradrennen im Stadthafen Peenemünde Nord („Da kriegste kein Auge zu, dat is ne Jachd!“). Wir trinken Flaschenbier, im Sommer wird auch mal ein Fass angeschlossen. Neben der Zapfanlage stehen Tische im Vereinsheim, die Wände sind geschmückt mit gerahmten Collagen von Hafenfesten.

„Der Nordhafen da in Peenemünde, der ist aus purem Gold gebaut, Edelstahl, Edelstahl, Edelstahl. Hoffentlich vergammelt der nicht. Wie in Neuhof, da gabs einen wunderbaren Hafen, alles neu, alles gefördert. Für einen Hafenmeister war aber kein Geld da und jetzt sind die ganzen Stege hin. Genau wie in Lassan. Das wird alles kurz gefördert und dann nicht gepflegt. Wenn sowas nicht in privater oder Vereinshand ist, kannst du das vergessen. Aber Lohn für einen Festangestellten, dafür kommt hier in der Gegend nicht genug Geld rein. Rügen, Bodden, da sieht’s ja wieder anders aus, aber hier in dat flache Ding, da kommt ja keiner rein. Aber ist ganz gut, dass die Dicken hier nicht reinkommen, wir wollen ja nicht sowas Elitäres hier.“

Im Landkreis Vorpommern-Greifswald, zu dem Loddin gehört, wurde eine Stelle für die Förderung ländlicher Regionen geschaffen und Kulo Prochnow und seine Vereinsmitglieder wurden von einer Angestellten des Amtes besucht. Für die Erfüllung der Bedingungen hätte der Verein allerdings weit mehr Geld in die Hand nehmen und Wasserwanderrastplätze zur Verfügung stellen müssen, als für einen so kleinen Ort möglich gewesen wäre.

Blick Richtung Westen, im Dunst lässt sich gerade noch Görmitz (Usedom) erkennen. Mit im Wasser stehenden Stangen ist die Hafeneinfahrt des im Schilf eingebetteten Refugiums abgesteckt.

„Für einen Flachwasserhafen gibt keiner Geld. Bei ungünstigem Wind hast du hier noch 70 Zentimeter Wasser. Wir haben ja mal versucht, das Ding auszubaggern, aber der Bagger ist gleich abgesoffen. Der is auffe Kette reingefahren und wollte sich dann rückwärts wieder ranbaggern. Hat ja auch erst geklappt. Aber dann meinten wir, den aufgeschütteten Hügel da, den musste wieder breitschmeißen, dat kannste so nicht lassen. Ja, und wie dann der Haufen weg war, da wusste er nicht mehr, wo er war, war nur noch Wasser ringsrum, nichts abgesteckt. Und dann isser in sein eigenes Loch reingefahren, nur noch das Führerhaus guckte raus und der Fahrer kam angeschwommen.“

Die Geschichte interessiert mich und die beiden erzählen, immer wieder von Lachern unterbrochen, weiter.

„Der Kiesonkel hatte den Auftrag angenommen und…“ – „Wer?“ – „Na hier, der Göhrs, der hatte einen Bagger für die Kiesgrube, mit Bioöl und allem, und der ist dann rein, aber blindlings und gleich abgesoffen. Und dann gings los, Berufstaucher und die Feuerwehr, Fernsehen und so weiter. Dann kam ein Schwimmpanzer, der hat aber auch gleich nasse Füße gekriegt, und dann haben sie Betonplatten als Straße ins Wasser gelegt und der Panzer hat ihn rausgeholt. Alles kaputtgefahren hamse hier. Und wir haben Glühwein gemacht und Bratwurst verkauft, was meinste, was hier Leute waren! Vielleicht müssen wir nochmal ran mit ‘nem Schwimmponton und Minibagger und weiter ausbaggern. Aber wenn der Klimawandel kommt, steigt das Wasser ja von selbst.“

Bemerkbar mache sich der Klimawandel hier jedoch kaum, sagt Prochnow und eine gewisse Skepsis gegenüber dem Thema liegt in seinen Worten. Trotzdem – zum Urlaub ins Ausland fliegen würde er nicht. „Der Flug kostet 19 Euro, der Parkplatz 50. Da frage ich mich eh immer, wie das sein kann. Und wir haben so ein schönes Land, und überhaupt, ganz Mitteleuropa, da gibt es so viel zu erleben.“ – „Ja, und das lässt sich alles mit Rad oder Zug entdecken.“ Kulo grinst verschmitzt: „Oder mit Segelboot.“ Im Verein ist er mit 60 Jahren einer der jüngsten. Denn: Mit dem Segeln ist das ja so eine Sache. „Wenn du jung bist, hast du kein Geld. Wenn du etwas älter bist, keine Zeit. Und wenn du alt bist, bist du eben alt. Wir helfen uns hier untereinander, der ehemalige Werftarbeiter legt bei Freunden gerne mit Hand an.”

Denn bei aller Idylle muss Kulo zugeben: Segeln ist die teuerste Art, langsam zu reisen.

Der Hafen im November: Die meisten Schiffe sind ins Winterquartier an Land eingezogen. Kulo Prochnow schließt hinter uns ab. Im Sommer jedoch steht die Türe offen, dann bietet der Hafen eine gemütliche Rast auf Reisen, im Urlaub oder beim Wassersport.

Beitragsbilder: Jonas Greiten

Deutschland trägt Maske

Deutschland trägt Maske

Nachdem Sachsen und Sachsen-Anhalt bereits eine Mundschutzpflicht eingeführt haben, werden ab heute (bzw. ab Mittwoch in Schleswig-Holstein) auch die anderen Bundesländer nachziehen. Was genau das für uns bedeutet, wieso überhaupt eine Maskenpflicht beschlossen wurde und was ihr tun könnt, wenn ihr spontan keine Maske Zuhause habt, aber trotzdem einkaufen gehen wollt, werden wir für euch in diesem Artikel einmal zusammenfassen.

Inwiefern betrifft uns die Maskenpflicht?

In Mecklenburg-Vorpommern bedeutet die Maskenpflicht, dass ab heute sowohl im ÖPNV als auch in einigen öffentlichen Einrichtungen wie Geschäften oder auf Ämtern für Beschäftigte und Kund*innen eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen ist. Dafür wird eine Alltagsmaske empfohlen, im Notfall kann auch auf Schal oder Tuch zurückgegriffen werden. Ein Verstoß gegen dieses Gebot kann nach jetzigem Stand mit einer Geldstrafe von bis zu 25 Euro geahndet werden. Die Kontaktbeschränkungen auf eine einzige andere Person, die nicht Teil des eigenen Haushalts ist, und die Abstandsregel von 1,5 Metern gelten aber weiterhin. Weitere Infos könnt ihr in der Verordnung der Landesregierung vom 17. April nachlesen, in der die ab heute geltenden Beschlüsse erklärt werden.

Dass die Abstands- und Kontaktregeln weiterhin eingehalten werden, ist dabei zwingend notwendig. Immer wieder hatten Wissenschaftler*innen davor gewarnt, dass eine übereilte Maskenpflicht, ein sofortiges und trügerisches Sicherheitsgefühl unter der Bevölkerung auslösen könnte. Laut dem Robert Koch Institut sind Selbstisolierung bei Symptomen, ausreichende Händehygiene, Husten- und Niesregeln und das Einhalten der Abstandsregeln noch immer die wichtigsten Maßnahmen, um sich selbst und andere zu schützen. Ganz gleich, wie sicher sich manch eine*r mit einer Maskenpflicht fühlen sollte – ohne das Einhalten dieser Maßnahmen haben auch Masken keinen Sinn.

Die aktuellen Maßnahmen können aber auch Ängste unter der Bevölkerung auslösen, die nicht zu missachten sind. Wenn in den Nachrichten immer wieder von mittlerweile über 150.000 Infektionen in Deutschland mit einer Letalität von 3,5 Prozent berichtet wird, kann das schnell zu Verunsicherung führen. Die Todesfälle sind dabei sicher nicht schönzureden, jedoch ist es wichtig, sich auch die Zahl der Genesenen anzusehen, die inzwischen die 100.000 geknackt hat. Ein weiterer Grund zur ‘Beruhigung’: MV hat dabei bislang noch immer die geringste Infektionsrate (mit insgesamt 661 Fällen kommen auf 100.000 Einwohner*innen gerade einmal 41 COVID-19 positive Fälle [Stand 24.04.]). Aber auch bei uns gilt: 16 Tote sind noch immer 16 zu viel.

Die Maskenpflicht macht es endgültig: Selbst diejenigen, die bisher versucht haben, sich von Corona-Nachrichten weitestgehend fernzuhalten, können sich dem Virus nicht mehr entziehen, wenn sie einen Einkaufsmarkt betreten oder sich in Bus und Bahn setzen wollen und dabei nur noch maskentragenden Menschen begegnen. Bei einigen können die Masken aber auch ein Sicherheitsgefühl hervorrufen. Dass Corona ein Problem geworden ist, das uns alle laufend beschäftigt, ist vielen in den letzten Wochen leider bewusst geworden. Beim Einkaufen denkt man schnell einmal mehr darüber nach, was man alles berühren sollte und was nicht, volle Fußgängerwege werden zum Hindernisparcours, jede*r regelmäßige Social Media Nutzer*in hat schon einmal ein COVID-Meme oder einen ‘nützlichen’ 20-Sekunden-Händewasch-Song gesehen, und Gespräche mit Freund*innen in anderen Bundesländern beginnen oft mit dem immer gleichen: “Und? Wie ist die Lage so bei euch?” Wie gefährlich COVID-19 also für uns persönlich ist oder nicht ist – Fakt ist, dass es uns alle in irgendeiner Form betrifft und viele von uns auch beunruhigt. Das Virus ist eine unsichtbare Gefahr, die schwer einzuordnen ist, und das kann schnell Angst hervorrufen. Ein Geschäft zu betreten, in dem Kund*innen und Angestellten eine Maske tragen, kann diese Angst aber vielleicht auch ein wenig mildern.

Aber wie sinnvoll ist die Maske denn nun wirklich?

Über den Nutzen von Atemschutzmasken herrscht viel Diskussion, nicht nur in der Bevölkerung. Immer wieder weist das RKI darauf hin, dass ohne geltende Hygiene- und Abstandsregeln auch Masken keinen wirklichen Nutzen haben. Medizinische Mund-Nasen-Schütze und Atemschutzmasken müssten außerdem dem Pflegepersonal vorbehalten bleiben, da diese durch ihre höhere Filterwirkung nicht nur dem Fremdschutz-, sondern auch dem Eigenschutz dienen. Dennoch empfiehlt auch das RKI das Tragen eines einfachen Mundschutzes in öffentlichen Einrichtungen, und hält ihn für „einen weiteren Baustein“ im Kampf gegen Corona. Denn wichtig ist dabei, dass auch Infizierte ohne Symptome das Virus verbreiten können, und das nicht nur durch Husten oder Niesen, sondern selbst durchs Sprechen. Eine Atemmaske könne dabei helfen. Zwar gäbe es aktuell keine Hinweise darauf, dass Masken auch davor schützen, selbst angesteckt zu werden, und selbst die Schutzwirkung anderer ist bislang, wenn auch plausibel, trotzdem nicht bewiesen. Solange es aber nur wahrscheinlich ist, durch Atemmasken andere – darunter vor allem Risikogruppen – zu schützen und so auch den Infektionsdruck und damit die Ausbreitungsgeschwindigkeit zu mindern, ergibt eine Maskenpflicht natürlich durchaus Sinn.

Und andere Länder und Städte haben es bereits vorgemacht. Bei uns in Deutschland ist Jena mit den Maßnahmen als erste deutsche Großstadt schon früh vorangegangen. Neben strengen Regeln was den Besuch von öffentlichen Orten und Quarantänebestimmungen angeht, gilt in Jena auch schon ab dem 06. April eine Maskenpflicht – und das alles scheinbar mit Erfolg. Seit zwei Wochen wurden keine Neuinfektionen mehr gemeldet. Aber auch die Website der Stadt Jena weist darauf hin, dass beim Tragen unbedingt darauf geachtet werden muss, wie die Maske getragen und verwendet wird – egal, ob man auf eine selbstgenähte oder auf im Handel verfügbare Masken zurückgreifen will.

Wie verwende ich eine Maske also richtig und was tue ich, wenn ich keine besitze?

Vor dem Aufsetzen sollte zuerst einmal darauf geachtet werden, dass die eigenen Hände gewaschen, im besten Fall sogar desinfiziert sind, weil es beim Aufsetzen schnell dazu kommen kann, dass wir das Gesicht berühren. Das bedeutet natürlich auch, dass wir unterwegs möglichst darauf achten sollten, die Mund-Nasen-Bedeckung nicht unnötig abzunehmen oder daran herumzuspielen. Es wird sogar geraten, die Maske nach dem Aufsetzen gar nicht mehr anzufassen, sondern sie nur durch Greifen der Ohrenhalterungen abzunehmen. So kann vermieden werden, dass man mit möglichen Keimen auf der Außenfläche in Berührung kommt. Auch nach dem Absetzen sollte man wenn möglich die Hände sofort wieder waschen und/oder desinfizieren. Die Maske kann dann ge­waschen werden, bis man aber dazu kommt, sollte sie nach Möglichkeit in einem geschlossenen Behälter aufbewahrt werden.

Beim Tragen selbst ist es ebenfalls wichtig, dass die Maske gut sitzt und geschlossen anliegt, damit wenig Luft hineinkommt oder ungefiltert entweicht. In der Regel kann der Mundschutz einen Tag lang getragen werden – sollte er allerdings feucht werden, schützt er nicht mehr. Müsst ihr die Maske deshalb unterwegs wechseln, achtet darauf, den getragenen Mundschutz nicht einfach in die Jackentasche oder den Rucksack zu stopfen, sondern haltet im besten Fall eine verschließbare Dose o.ä. bereit. Masken aus einem festen Material können auch wiederverwendet werden. Bei einer Kochwäsche von etwa 90 Grad und anschließendem Bügeln werden die Keime vernichtet. Zum Auskochen kann auch ganz einfach ein Kochtopf genutzt werden.

Ein sogenannter MNS (Mund-Nasen-Schutz), auch OP-Maske genannt, hat bislang den größten Nutzen beim Fremdschutz. Die Masken könnt ihr unter anderem bei Onlineanbietern erwerben oder aller Wahrscheinlichkeit nach in naher Zukunft auch im Einzelhandel.

Wer jetzt noch keine Maske Zuhause hat, muss sich aber nicht gleich in Selbstisolation begeben. Beim sogenannten BMNS (Behelfs-Mund-Nasen-Schutz), auch Do-It-Yourself-Maske, ist ein Abfangen der Tröpfchen beim Sprechen, Husten und Niesen zwar noch nicht nachgewiesen, das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte geht aber dennoch davon aus, dass er zu­mindest die Atemluftgeschwindigkeit reduziert und dementsprechend auch den Schleim-Tröpfchen-Auswurf.

Online kursieren bereits die verschiedensten Anleitungen zum Selbstnähen, bei denen man schnell auch mal den Überblick verlieren kann. Wichtig ist bei sämtlichen Anleitungen der erste Schritt: die Auswahl des Stoffes. Dieser sollte im Idealfall dick genug sein, um die Kochwäsche zu überstehen, aber immer noch so durchlässig, dass ihr euch nicht selbst die Luft abschnürt. Vor dem Nähen also euren ausgesuchten Stoff einmal gefaltet vor den Mund halten und schauen, ob ihr noch Atmen könnt.

Im Auftrag der Stadt Essen hat der Youtube-Channel einfach nähen ein Video produziert, indem das Selbstnähen kurz erklärt und gezeigt wird. Die Herstellung ist recht simpel und erfordert nur ein wenig Stoff, Nadel, Faden und einen Basteldraht. Und einen großen Vorteil hat die selbstgenähte Atemmaske zumindest: Ihr könnt sie nicht nur wiederverwenden, sondern auch gestalten, wie auch immer ihr wollt – zum Beispiel in Regenbogenfarben für politische Aktionen.

Zuletzt eine Bitte an jede*n einzelne*n von uns: Bereits in der letzten Woche kam es in Greifswald zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Einkaufenden, die sich der Einkaufswagenpflicht widersetzten. Die Wut über die beschlossenen Maßnahmen mag groß sein, aber es ist dabei wichtig uns bewusst zu machen, dass Einkaufswagen- und Maskenpflicht keine Beschränkungen darstellen. Sie sind vielmehr dafür da, dass unser Leben trotz des Virus’ dort, wo es möglich ist, weiterhin funktionieren kann. Und das, wenn wir uns nur alle an die Bestimmungen halten, ohne eine weitere Infektionswelle unnötig zu provozieren. Gemeinsam mit Hygiene- und Abstandsregeln sind Einkaufswagen- und Maskenpflicht im Moment gute Lösungen, um möglichst schnell zur ‘Normalität’ zurückzukehren und dabei noch unsere Mitmenschen zu schützen – Lösungen, an denen wir alle aktiv mithelfen können.

Beitragsbild: Daniel Tafjord auf Unsplash: Street Art aus Bryne in Norwegen
Banner: Julia Schlichtkrull

Leben und helfen in Greifswald – ein kleiner Guide

Leben und helfen in Greifswald – ein kleiner Guide

Ihr wollt helfen, wisst aber nicht wo und wie? Ihr würdet gerne weiter unsere Geschäfte in Greifswald unterstützen? Da bei der Fülle der Nachrichten der Überblick manchmal schwer fällt, soll Euch dieser Artikel ein paar Anregungen ermöglichen. Wenn Ihr noch von weiteren Projekten gehört habt oder Euch sogar selbst beteiligt, schreibt uns doch gerne einen Kommentar oder eine Mail, damit wir auch das aufnehmen können!

  • Fast alle Restaurants bieten einen Liefer- oder Abholservice an. Bei Facebook und Instagram sind diese unter dem Hashtag #greifswaldisstzuhause zu finden, oder Ihr schaut einfach auf der Internetseite greifswaldisstzuhause.de nach.
  • Doch nicht nur Restaurants sind weiterhin für Euch geöffnet. Auch die Buchläden, einige Klamottenläden und weitere Geschäfte bieten die Möglichkeit, bei Ihnen einzukaufen. Diese können entweder unter dem Hashtag #greifswaldkauftzuhause gesammelt werden, sind aber auch bei greifswaldkauftzuhause.de oder greifswald-innenstadt.de mit Bestell-/Öffnungszeiten und Bezahlmöglichkeiten gelistet.
  • Natürlich könnt Ihr bei den Geschäften auch weiterhin oder ab jetzt Gutscheine kaufen, mit denen Ihr wie gewohnt zu einem späteren Zeitpunkt selbst in den Läden stöbern oder schmausen könnt.
  • Auch für musikalische Begleitung ist gesorgt: Seit dem 9. April bietet das Kulturzentrum St. Spiritus in Kooperation mit radio98eins ein Online-Konzert an, das jeden Donnerstag um 19 Uhr live im Radio und danach auf der Facebookseite des St. Spiritus angehört werden kann.
  • Einige Greifswalder Clubs begleiten Euch ebenfalls weiterhin durch diese Zeit. So streamt die ROSA zum Beispiel jeden Samstag um 20 Uhr über ihre Facebookseite, wobei jeweils drei DJs auflegen, mit Interviews zwischen den einzelnen Performances. Auch die Kiste hat ihr PubQuiz jetzt auf Discord verlagert (der erste Stream findet am 17.04. um 20 Uhr statt). Schaut doch also ruhig einmal auf den Social Media und Webseiten Eurer Lieblingsclubs vorbei, um zu sehen, wo Ihr ihnen und den Künstler*innen helfen könnt!
  • Im Rahmen einer Aktion des Bürgerhafens Greifswald, der Seniorenbeauftragten und der Partnerschaft für Demokratie Greifswald könnt Ihr Senior*innen ein wenig bei der Einsamkeit helfen und ihnen (solange Ihr gesund seid) einen Brief oder ein Bild schicken! Adressiert den Brief einfach an:
    Bürgerhafen Greifswald
    „Hoffnungsbrief“
    Martin-Luther-Straße 10
    17489 Greifswald

    Wenn Ihr mögt, könnt Ihr auch Eure eigene Adresse mit schicken – vielleicht bekommt Ihr ja eine Antwort. Weitere Informationen findet Ihr beispielsweise auf der Internetseite des Bürgerhafens.
  • Die Greifswalder Stadtbibliothek bietet in ihrer Onleihe 80.000 Titel an, in der die verfügbaren Bücher, Hörbücher, Zeitschriften und Zeitungen zwischen 2 und 21 Tagen Zuhause auf dem Tablet/Laptop oder tolino gelesen werden können. Auch wenn Ihr bisher keinen Benutzerausweis habt, könnt Ihr bis Ende April dieses Angebot kostenlos ausprobieren. Schickt dafür einfach eine Mail an stadtbibliothek@greifswald.de und nennt dort Euren vollständigen Namen, Euer Geburtsdatum und Eure Adresse. Weitere Informationen findet Ihr auf der Internetseite der Stadtbibliothek.
  • Die Busse im Stadtverkehr fahren ohne Fahrscheinkontrollen und (vorraussichtlich bis zum 19. April) im gewohnten Rhythmus, allerdings nur noch von 7 bis 19 Uhr. Die Fahrpläne könnt Ihr bei den Stadtwerken einsehen.
  • Auch der Wochenmarkt bleibt am Dienstag, Donnerstag, Freitag und Samstag weiterhin geöffnet – nur mit Abständen und verschärften Hygienemaßnahmen.
  • Die evangelischen Kirchengemeinden und weitere Engagierte haben verschiedene Angebote für einen Einkaufsservice und eine Nachbarschaftshilfe eingerichtet. Wenn Ihr euch engagieren möchtet, könnt Ihr Euch unter der Nummer 0176-41732701 melden. Oder schaut doch mal in der Facebook-Gruppe Nachbarschaftshilfe Greifswald oder hängt selbst einen Zettel in Eurem Wohnhaus auf.
  • Unter mv-wir-packen-an.de könnt Ihr Euch für die Erntehilfe und weitere Stellen der Land- und Ernährungswirtschaft melden.
  • Die Greifswalder Blutspende zeigt momentan eine gelbe Ampel, dementsprechend kann auch dort noch geholfen werden.
  • Wenn Ihr ein paar freie Minuten habt, dann nehmt doch gerne an der Studie der psychologischen Fakultät zur Förderung des Gesundheitsverhaltens und der medialen Informationsgestaltung teil.
  • Hier noch ein paar digitale Möglichkeiten, bei denen Ihr von zu Hause aus aktiv werden könnt:
    – Bei der Corona School werden Schüler*innen und Studierende miteinander vernetzt, damit die Eltern ein wenig entlastet werden können.
    – Bei der Plattform youvo könnt Ihr Euch registrieren und auf ausgeschriebene Projekte bewerben, in denen Ihr Eure kreativen, digitalen oder weitere Fähigkeiten nutzen könnt, um beispielsweise einen Flyer oder eine Kommunikationsstrategie für soziale Organisationen zu entwickeln.
    – Beim Silbernetz könnt Ihr Euch als Silberfreund*in bewerben, dann würdet ihr zu einem vereinbarten Termin jede Woche mit Eurer zugewiesenen älteren Person telefonieren und ihr somit aus der Einsamkeit helfen.
  • Wenn Ihr weitere Ideen habt oder eine eigene Initiative gegründet habt, dann könnt Ihr diese bei der Stiftung für Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement in Mecklenburg-Vorpommern melden.
  • Bei weiteren Fragen könnt Ihr euch an das Bürgertelefon unter der Nummer 03834/87602300 wenden.

Wir hoffen weiterhin, dass Ihr alle gesund seid und es Euch den Umständen entsprechend gut geht.
In unserem letzten Artikel findet Ihr die aktuellen Informationen rund um BAföG und die Uni. Ihr habt weitere Fragen oder Artikelwünsche? Dann schreibt uns einfach eine Mail!
#moritzalleinzuhaus

Beitragsbild: Magnus Schult
Banner: Julia Schlichtkrull

Greifswald macht dicht

Greifswald macht dicht

Wer die Nachrichten einschaltet, Zeitungen aufschlägt oder zur Ablenkung Youtube öffnet, kann Corona kaum entgehen. Trotz oder gerade wegen der gewaltigen Menge an Berichterstattung bleiben viele Fragen offen, darüber wie genau die Lage eigentlich genau aussieht in Deutschland, in MV, in Greifswald und nicht zuletzt an unserer Uni. Bei Zahlen, die sich stündlich, und Maßnahmen, die sich fast täglich ändern, ist es schwer, den Überblick zu behalten. Wir wollen euch hier eine Zusammenfassung des aktuellsten Standes geben, und halten euch natürlich auch weiterhin auf dem Laufenden, sobald sich die Situation ändert.

Seit dem 22.03. gilt in MV wie auch in ganz Deutschland Kontaktverbot. Das heißt: mehr als zwei Personen dürfen sich nur noch treffen, wenn sie im gleichen Haushalt leben oder zu einer Familie gehören. Um die Ausbreitung des COVID-19 Virus’ bestmöglich einzudämmen, wurden die meisten öffentlichen Einrichtungen geschlossen, darunter zuletzt auch Gastronomien und Dienstleistungs­betriebe der Körperpflege wie Friseure, Massagepraxen oder Kosmetik- und Tattoostudios. Nur dann, wenn es medizinisch notwendig ist, darf ein Termin vereinbart werden. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig appellierte an alle Bürger*innen den Kontakt zueinander weitestgehend zu vermeiden – und Social Distancing kann nicht nur Leben retten; es ist in erster Linie eine Maßnahme, um den Prozess der Ausbreitung des Virus’ so sehr zu verlangsamen, dass das Pflegepersonal nicht mit der Zahl der Infizierten überfordert ist und sich dementsprechend noch angemessen um jede*n einzelne*n Patient*in kümmern kann.

Die Lage im Raum Vorpommern-Greifswald ist mit 34 positiven Tests und nur einem stationären Patienten bislang noch überschaubar. Damit das auch so bleibt, ist es wichtig, Ausflüge nach drau­ßen auf ein Minimum bzw. auf die Natur zu beschränken. Spaziergänge oder joggen ist weiterhin erlaubt – und ist auf dem Feld oder im Wald sowieso gesünder für Lungen und Gelenke. Auch Supermärkte und der Wochenmarkt bleiben weiterhin geöffnet, allerdings mit gewissen Einschrän­kungen. So muss man derzeit wie in vielen deutschen Städten mit Einkaufskorbpflicht und markierten Wartebereichen an der Kasse rechnen. Auch auf dem Wochenmarkt sollen laut dem Amt für Bürgerservice und Brandschutz Markierungen eingerichtet werden, zudem werden die einzelnen Stände weiter auseinander platziert und gastronomische Stände sollen vorläufig völlig ausbleiben.

Auch das Krankenhaus hat Vorkehrungen getroffen. Wer mit Termin in die UMG kommt, kann den Haupteingang benutzen, alle anderen müssen zum Eingang der Zentralen Notaufnahme an der Rückseite des Klinikums. In beiden Fällen wird auf Symptome geprüft und dementsprechend weiter sortiert, um sowohl Patient*innen als auch Pflegepersonal so gut wie möglich zu schützen. Besuche sind aber zurzeit leider nicht möglich.

Da nicht nur öffentliche Einrichtungen, sondern auch die Bundesländer ihre Türen geschlossen ha­ben, kann es außerdem bei der Einreise nach MV schwierig werden, was gerade für Studierende wichtig wird, die aus der Heimat zurück nach Greifswald kommen. Da offiziell nur Bürger*innen einreisen dürfen, die ihren Erstwohnsitz in MV haben, solltet ihr bei der Überquerung der Grenze also auf jeden Fall euren Ausweis griffbereit halten. Eine Ausnahme stellen berufliche Anlässe dar, den Studierendenausweis, eine Studienbescheinigung oder als Ersti wenigstens eine Immatrikulationsbescheinigung bei sich zu tragen, kann also ebenfalls nicht schaden.

Unsere Uni arbeitet außerdem weiterhin daran, Lösungen für Studierende zu finden, die die Nachteile möglichst klein halten. Das Wissenschaftsministerium befindet sich dafür in ständigem Austausch mit den Hochschulleitungen des Landes. Laut aktuellem Stand soll das Sommersemester stattfinden, wenn auch erst ab dem 20. April. Die verschiedenen Fakultäten bereiten sich außerdem darauf vor, wichtige Lehreinheiten über Onlinekurse auszugleichen. Auch Einschreibungen sind derzeit nur online oder über den Postweg möglich, zudem wurde die Einschreibefrist bis zum 17.03. verlängert. Für viele Unterlagen, die wegen geschlossener Einrichtungen u.ä. derzeit nicht eingeholt werden können, existieren Ausweichmöglichkeiten – so zum Beispiel ein Scan eurer Krankenkas­senkarte statt der üblichen Mitgliedsbescheinigung. Gebt aber unbedingt den Grund für das fehlende Dokument an oder wendet euch im Zweifelsfall an das Studierendensekretariat.

Da unsere Uni weiterhin geschlossen bleibt, ist das erst einmal nur online oder zu bestimmten Uhr­zeiten auch telefonisch möglich. Ebenfalls online oder telefonisch (und in einigen Fällen auch per Whatsapp) erreicht ihr derzeit auch nur die Studienberatung und das Prüfungsamt, sowie sämtliche Lehrkräfte und sonstige Mitarbeiter der Fakultäten. Auch das persönliche Abgeben von Hausarbeiten oder Formularen ist damit zurzeit nicht möglich – nutzt also unbedingt den Postweg oder den Fristenbriefkasten. Ausnahmsweise können Arbeiten auch per PDF an die Mailadresse des ZPAs geschickt werden.

Mit der Verschiebung des neuen Semesters auf den 20.04. verschieben sich natürlich auch Prü­fungstermine und Fristen für Hausarbeiten und ähnliche schriftliche Prüfungsleistungen. Nach ak­tuellstem Stand (20.03.) sollen die Termine genau 5 Wochen nach dem eigentlichen Datum angesetzt sein. Auch das Ausstellen von Bescheinigungen und Zeugnissen verzögert sich zurzeit, genauso wie die Versendung von Studierendenausweisen und Immatrikulationsbescheinigungen. Beides wird aber weiterhin bearbeitet, es gilt also nur, sich etwas in Geduld zu üben.

Auch für Studierende, die sich immer noch – wegen eines Auslandssemesters u.ä. – nicht in Deutschland befinden, kann die Situation beunruhigend sein. Euch steht aber die ganze Zeit über das International Office zur Seite, an das ihr euch wenden könnt. Zwar gibt es gerade keine aus­drückliche Aufforderung, dass ihr euren Auslandsaufenthalt abbrechen müsstet, solltet ihr euch aber dennoch dafür entscheiden, könnt ihr die Kosten für die Rückreise erstattet bekommen und auch fi­nanzielle Förderungen müssen nicht zurückgezahlt werden. Wendet euch aber unbedingt vor jeder größeren Entscheidung an das IO, um die nächsten Schritte abzuklären.

Falls noch Unsicherheiten bestehen, können vielleicht das Corona-FAQ unserer Uni oder die darin verlinkten Seiten Aufklärung geben. In den kommenden Tagen werden außerdem Webinare angeboten, bei denen ihr euch weitergehend informieren könnt, darunter eines für Bewerbungen und Einschreibungen am 31.03.

Leider zieht das Virus aber auch Einschränkungen nach sich, die nicht so einfach zu umgehen sind. So können zum Beispiel Führungen durch die Uni und Schnupperstudien derzeit nicht stattfinden. Die Hochschulinformationstage vom 07. bis zum 09. Mai sind bislang noch nicht abgesagt, dafür aber der zeitgleich beginnende Nordische Klang. Der Leiter des Kulturfestivals, Prof. Dr. Marko Pantermöller, gab bekannt, dass man einige der Programmpunkte zu einem späteren Zeitpunkt nachholen will. Außerdem möchte man einen Plan aufstellen, um die Künstler*innen auch digital präsentieren zu können. Wer bereits ein Ticket erworben hat und es zurückgeben möchte, findet alle Infos dazu auf der Website des NoKl. Wer das Ticket nicht zurückgeben möchte, um so die Kulturarbeit zu unterstützen, kann sich dafür außerdem vom Festivalverein eine Spendenbescheinigung ausstellen lassen.

Bettina Martin, die Bildungsministerin von MV, dankte außerdem allen Studierenden für ihre Unterstützung, vor allem im Bereich Pflege und Blutspende. Wer weiterhin helfen möchte, kann sich bei Hotlines der psychologischen Beratung erkundigen, sowie bei Beratung im Bereich der Infektionskettenermittlung und in der Erntehilfe der Landwirtschaft.

Aber es wird auch jetzt bereits viel getan, um sich an die schwierigen Bedingungen anzupassen, und genau hier können wir uns am einfachsten beteiligen. Viele Veranstaltungen, darunter Konzerte oder sogar Kunstausstellungen, verlegen ihr Programm auf den digitalen Raum. Auch unser Hochschulsport wird weiterhin stattfinden – durch virtuelle Kurse können wir auch von Zuhause mitmachen und fit bleiben. Wie genau einige unserer Greifswalder Vereine und Organisationen die Quarantäne überstehen und wo ihr selbst bei alldem helfen könnt, werden wir euch in den kommenden Tagen und Wochen vorstellen.

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull
Banner: Julia Schlichtkrull

(Un)sicherheitsbehörden – Rechtsradikale in der Polizei und ihr Folgen

(Un)sicherheitsbehörden – Rechtsradikale in der Polizei und ihr Folgen

Zu diesem Thema luden vorgestern, am 06.02., der AkJ, LOBBI und das Bündnis ,,Greifswald für alle‘‘ zur Podiumsdiskussion ins St. Spiritus ein. Als Gäste auf dem Podium saßen Gunnar Mächler (leitender Polizeidirektor aus Greifswald), zwei betroffene Menschen aus Rostock und Greifswald und die TAZ-Journalistin Christina Schmidt, welche zu Nordkreuz recherchiert hat. Moderiert wurde die Veranstaltung durch Kristin Zimmermann vom Radio LOHRO.

Nach ein paar kurzen einleitenden Worten von LOBBI fing die Diskussion an. Im Zentrum der Thematik standen dabei aber nicht die Täter*innen und ihr Weg von der Arbeit als Beamt*innen der Exekutive bis zum Teil einer rechtsextremen Terrorgruppe, sondern die Betroffenen.

Zwei Personen erzählten von unterschiedlichen Vorfällen, die sie zum Opfer von rechten Polizist*innen machen. Person A arbeitet im sozialen Bereich und war jahrelang parteipolitisch aktiv in der Kommunalpolitik. Er erfuhr Monate nach dem Bekanntwerden der rechtsterroristischen Nordkreuzgruppe per Schreiben durch das Landeskriminalamt, dass er auf der Liste der Personen steht, die bei einem Zerfall der politischen Ordnung (gemeint ist hiermit das rein subjektive Empfinden der Nordkreuzmitglieder, welche an Verschwörungstheorien wie die des “großen Bevölkerungsaustauschs” glauben) mit Löschkalk und Leichensäcken beseitigt werden sollten. Person B aus Greifswald wurde durch die Veröffentlichung ihrer bisher unveröffentlichten personenbezogenen Daten durch Rechte in einer Facebook-Gruppe hellhörig. Sie stellte einen Antrag zur Überprüfung ihrer abgefragten Daten und wurde dabei auf dem Namen eines AfD-nahen Polizisten aufmerksam. Dieser Fall geht seit einigen Tagen auch durch die Presse.

Über das Thema Nordkreuz alleine kann man schon ein Buch schreiben, deswegen wird an dieser Stelle auf eine ausführliche Schilderung verzichtet. Was auch nach der Podiumsdiskussion bleibt ist die Gewissheit, dass der Staat hilflos erscheint im Kampf gegen Rechte innerhalb und außerhalb staatlicher Institutionen. Und es bleibt die Angst der Betroffenen. Derer, die informiert wurden durch das Landeskriminalamt, aber auch von jenen, welche nicht informiert wurden, weil Verantwortliche wie Lorenz Caffier seit Jahren massiv die Gefahr von Rechts unterschätzen und dadurch indirekt Unterstützung leisten, dass sich rechte Strukturen stärken.

Interessant waren auch die teilnehmenden Gäste der Veranstaltung. Neben einigen Polizist*innen, war auch ein Mitglied einer AfD-nahen Studentenverbindung anwesend, welcher auch mit Nikolaus Kramer (ehemaliger Polizist, MdL und Vorsitzender der AfD-Fraktion im Landtag) zu Besuch bei der Landtagsfraktion war und natürlich regelmäßig mit den hiesigen rechtsextremen Burschenschaften verkehrt.

Wer mehr zum Thema (Un)sicherheitsbehörden erfahren möchte, dem sei das Buch ,,Extreme Sicherheit – Rechtsradikale in Polizei, Verfassungsschutz, Bundeswehr und Justiz‘‘ von Matthias Meisner ans Herz gelegt.  

Beitragsbild: Flyer LOBBI