Demo mal anders: Tanzen zum 3. Geburtstag von Fridays for Future Greifswald

Demo mal anders: Tanzen zum 3. Geburtstag von Fridays for Future Greifswald

Es wird getanzt, gesungen und gelacht, denn Fridays for Future Greifswald ist drei Jahre alt geworden. Am 20. August 2018 hat Greta Thunberg zum ersten Mal vor dem schwedischen Reichstag für das Klima gestreikt und somit Fridays for Future ins Leben gerufen. Knapp ein halbes Jahr später, am 01. Februar 2019, wurde dann auch in Greifswald zum ersten Mal zur Demo aufgerufen. 

„Null Grad und grauer Himmel“, so wird die erste FFF-Demo in Greifswald von dem jetzigen Mitorganisator Fiedje beschrieben. Heute sind es circa 3 Grad und klarer Himmel, und noch immer müssen wir für die Klimagerechtigkeit auf die Straße. „Weil wir immer noch nicht auf dem 1,5-Grad-Pfad sind“, heißt es in der Rede von Fiedje. 

Mitten auf dem Marktplatz sammeln sich die ersten Menschen. Es ist 18 Uhr am gestrigen Freitag. Sie stehen in kleinen Grüppchen um ein Fahrrad herum, das wohl einem*r der Organisator*innen gehört. Auf dem Boden liegt neben dem Fahrrad ein Banner ausgebreitet, welches mit einer Lichterkette verziert ist. Aus einem Megafon dröhnt kurz eine Alarmsirene. Ups, das war wohl ein Versehen. Noch wird etwas rumgewuselt und Ordner*innen werden gesucht. Dann stellt sich heraus, dass die Musikboxen noch nicht da sind und wir noch etwas warten müssen. Es ist zwar kalt, aber es kommen immer mehr Leute dazu und überall wird geplaudert. Alle tragen Masken. Ein paar der Demonstrierenden haben Schilder mitgebracht, andere haben sich Lichterketten umgewickelt. 

Um 18:20 Uhr sind die Boxen dann auch da und kurz darauf wird die Tanzdemo für eröffnet erklärt. Bevor es mit dem Tanzen losgeht, gibt es aber noch zwei Redebeiträge. Der erste ist von Fiedje, aber da er an diesem Tag nicht da sein kann, wird sein Beitrag von Gwendolin vorgetragen. Es gibt einen kleinen Rückblick auf die letzten drei Jahre. „Anfangs der große Hype, die große Euphorie, dann bei manchen Trotz, bei anderen Resignation“, heißt es. Aber es sei trotzdem wichtig weiterzumachen: „Natürlich fragen auch wir uns dann, was das überhaupt hier in Greifswald bringen kann, kleine Demos zu machen. Wen juckt das? Niemanden wirklich, aber es beeindruckt, es prägt und inspiriert.“ Es wird klar, was für ein frustrierender Kampf Fridays for Future doch auch ist. „Dabei kommen wir uns hilflos vor, wenn tagein, tagaus Entscheidungen getroffen werden, die uns noch weiter in die Krise führen. Da fühle ich mich machtlos, ausgeliefert.“ Aber letztendlich ist es die Konstanz, die zählt und deswegen sei es wichtig, weiter zu demonstrieren. „Wir bleiben stur und machen weiter, einfach weiter. Solange es eben sein muss.“ 

Anschließend gibt es noch eine Rede von Emily. Sie ist Studentin hier in Greifswald: „Es ist absurd, diesen Tag zu feiern. Und, dass es nun schon Jahre dauert, immer wieder darauf aufmerksam machen zu müssen, dass wir bis zum Hals in einer Krise stecken.“ Und „es ist absurd, dass Wissenschaftler*innen seit Jahrzehnten die Regierung und Gesellschaft vor der Krise und deren Ausmaßen warnen und doch nicht auf wissenschaftliche Empfehlung gehört wird.“ Es wird klar: „Nur das Maß der Veränderung kann noch verändert werden und der Umgang mit der Krise.“ Wir müssen uns bewusst werden, was der Klimawandel für uns bedeutet und aktivistischer werden. Aber es wurde auch schon einiges erreicht, nur eben nicht genug. Zum Schluss: „Also lasst uns zusammen tanzen und einander dankbar sein.“

Während die Boxen noch für die Musik hergerichtet werden, gibt es die Möglichkeit für den Bürgerentscheid der Initiative Greifswald Zero zu unterschreiben. Sie möchten die Erarbeitung eines Konzeptes erwirken, wie Greifswald bis 2030 klimaneutral werden kann. Dafür brauchen sie mindestens 4.000 Unterschriften von Bürger*innen, die über 16 Jahre alt und in Greifswald gemeldet sind. Mehr zu der Aktion erfahrt ihr nächste Woche auch auf dem webmoritz.

Dann geht die Musik los und fast alle fangen an zu tanzen. Niemand ist gezwungen mitzutanzen und manche stehen auch einfach nur dabei, schauen zu. Die Stimmung ist gut und durch die Bewegung taut so manche*r verfrorene Demonstrant*in wieder auf. „Dass diese Welt nicht zusammenfällt, liegt nur an deinen Beinen, wenn du tanzt“, schallt es aus den Boxen. Dann kommt ein neues Lied und plötzlich formatiert sich eine Blockaufstellung und alle bewegen sich synchron. Das sieht beeindruckend aus, und immer mehr Tanzende stellen sich dazu. Als das Lied zu Ende ist und ein neuer Song kommt, tanzen alle einfach in ihren Grüppchen weiter wie zuvor. Ab und zu jagen ein paar Kinder durch die Masse hindurch.

Nach einer Dreiviertelstunde Tanzen endet die Musik. Zum Schluss wird noch von allen ein Geburtstagslied für Fridays for Future gesungen. Genauso wie es sich für einen richtigen Geburtstag gehört. Während einige nun gehen, bleiben manche noch auf dem Marktplatz stehen und unterhalten sich. Auch ich habe gemerkt, wie gut es doch tut, mal aus dem Corona-Kokon rauszukommen, Leute zu sehen und gemeinsam für eine gute Sache zu tanzen. 

Die nächste Fridays for Future Demo ist der globale Klimastreik am 25.03.2022. 

Beitragsbild: Juli Böhm

Gemeinsam für Greifswald: Anteilnahme und Aufklärung in der Coronapandemie

Gemeinsam für Greifswald: Anteilnahme und Aufklärung in der Coronapandemie

Diesen Samstag, den 22.01.2022, findet auf dem Greifswalder Marktplatz von 14:30 bis 16:30 Uhr eine breit geplante Versammlung zum Thema Corona statt. Was genau dahinter steht, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Wer steht hinter der Veranstaltung?

Die verschiedensten Akteur*innen der Stadt waren an der Planung beteiligt: Die Universität Greifswald, das Friedrich-Loeffler-Institut, das Helmholtz Institute for One Health, das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V., das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, die Sparkasse Vorpommern, das Bündnis „Greifswald für alle“, das Theater Vorpommern, der Pommersche Evangelische Kirchenkreis und die Universitäts- und Hansestadt selbst laden am Samstag gemeinsam zu der Veranstaltung ein.

Was erwartet mich?

Mit den verschiedensten Redebeiträgen aus Politik, Wissenschaft, der Universität sowie den Institutionen der Stadt wie dem Theater oder dem Bündnis „Greifswald für alle“ soll wissenschaftlich fundiert über die Coronapandemie und über die Impfung gegen das Virus informiert werden. Zusätzlich gibt es aber auch einige Musikbeiträge sowie eine Kinderbetreuung des Familienservice‘ der Universität. Am Samstag gibt es außerdem die Möglichkeit, sich ohne Termin zwischen 13 und 18 Uhr im Rathaus impfen zu lassen. In verschiedenen Zelten werden darüber hinaus Beratungsgespräche angeboten, dazu gehören beispielsweise Seelsorge, eine psychologische Impfberatung sowie Aufklärung über den Verlauf einer Corona-Erkrankung.

Die Versammlung bildet den Beginn einer Plakataktion in der Stadt zum Thema Impfen. Das vollständige Programm könnt ihr auf der Website der Uni einsehen.

Ich bin schon geimpft – Warum sollte ich trotzdem kommen?

Neben den verschiedenen Aktionen, die versuchen, den wöchentlichen Coronamaßnahmen-Protesten etwas entgegensetzen, wie beispielsweise am vergangenen Montag durch das Anzünden von 1.500 Grabkerzen auf dem Marktplatz, bietet die Veranstaltung am Samstag die Möglichkeit, Präsenz zu zeigen und Solidarität kundzutun – mit allen direkt Betroffenen von Corona, mit Angehörigen von Erkrankten und Verstorbenen sowie dem Großteil der Gesellschaft, der seit über zwei Jahren Rücksicht nimmt, um Mitmenschen zu schützen und eine Rückkehr in ein normales Leben zu ermöglichen.

Auch die Universität will nach eigenen Angaben „wissenschaftlich basiert über COVID-19 informieren und ein Zeichen der Solidarität mit allen von Corona-Betroffenen setzen“. Falls ihr aber auch Leute kennt, die aus verschiedensten Gründen der Impfung skeptisch gegenüberstehen, ladet sie doch unverbindlich zu den Vorträgen oder Beratungsgesprächen am Wochenende ein!

Was muss ich beachten?

Während der gesamten Veranstaltung gelten die gewohnten Hygienemaßnahmen: Abstände, Maskenpflicht (bestenfalls FFP2) und die 3G-Regel. Darüber hinaus wird darum gebeten, sich an dem Tag auf Corona testen zu lassen.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Was? Informations- und Solidaritätsversammlung zu COVID-19
  • Wann? Samstag, 22.01.2022, 14:30 bis 16:30 Uhr
  • Wo? Greifswalder Marktplatz

Beitragsbild: Magnus Schult

Glücklich ohne Smartphone?

Glücklich ohne Smartphone?

Ein Leben ohne Smartphone – für die meisten Menschen heute unvorstellbar. Und auch für mich war es das vor sechs Monaten noch.

Doch dann ist mir meines vor einem halben Jahr in die volle Badewanne gefallen. Zuerst kam Panik auf: Schnell Reis holen, um mein geliebtes Handy trocknen zu lassen. Zwei Tage ungeduldiges Warten, nach denen sich nur herausstellen sollte, dass der Akku kaputt ist und aufgrund des Designs auch nicht ausgetauscht werden kann. In diesem Moment stieg die Angst in mir auf: Wie soll ich jetzt kommunizieren? Was ist mit all meinen Daten? Habe ich sie auch wirklich alle auf meiner SD-Karte gesichert? Ich beschloss, dass ich mir so schnell wie möglich ein neues Handy besorgen musste. Wie sollte ich sonst mein Leben geregelt kriegen?

Aber dann habe ich mich an etwas erinnert: Dass ich mir irgendwann mal vorgenommen habe, dass ich gerne ausprobieren möchte, wie es ist, nur ein Tastenhandy zu haben. Zum einen aus Nachhaltigkeitsgründen, weil Tastenhandys viel länger halten und weil die Produktion von Smartphones sowohl sozial als auch ökologisch eine Katastrophe ist. Durch die Herstellung von Smartphones werden Unmengen an Ressourcen und seltenen Rohstoffen – wie Gold, Silber und Kobalt – verbraucht, die irgendwann zur Neige gehen werden und aufgrund des Designs oft nur schwer zu recyceln sind. Dabei setzen Bergarbeiter ihr Leben aufs Spiel und bewaffnete Konflikte, wie in der demokratischen Republik Kongo, werden immer weiter verschärft. In anderen Ländern werden bei der Herstellung Menschen giftigen Chemikalien ausgesetzt. Ebenso bei der Entsorgung und beim Recycling von alten Smartphones. Die Herstellung von Smartphones verbraucht außerdem große Mengen an Energie und hat deswegen einen hohen CO2-Ausstoß. Und die Liste der Probleme ließe sich noch weiter führen. Natürlich gibt es Alternativen, zum Beispiel das Kaufen von gebrauchten Handys oder Fairphones. Ich habe für meinen Teil entschieden, dass ich all das nicht mehr unterstützen will. Außerdem habe ich schon lange gemerkt habe, wie süchtig und abhängig ich von meinem Handy bin. Und wie sehr mich das ständige Erreichbarsein und immer-alles-nachgucken eigentlich auch stresst. Wie viel Zeit ich mit Herumdaddeln verbringe. Zeit, die ich eigentlich viel lieber für andere, erfüllendere Dinge nutzen möchte.

Sicherlich gibt es ein paar kleine und größere Herausforderungen, wenn man sich für ein Leben ohne Smartphone entscheidet. Die erste kam bei mir dann auch direkt zwei Tage, nachdem ich auf ein Tastenhandy umgestiegen bin. Mein erster Urlaub ohne Smartphone und dann direkt eine größere Fahrt. Eine Radtour in einem Land, in dem ich die Sprache nicht kann, zusammen mit Freund*innen, An- und Abreise alleine. Schon vor der Reise musste ich an mehr denken als sonst mit Smartphone. Das hat sich aber auch ganz wunderbar abenteuerlich angefühlt: Die Zugtickets mussten ausgedruckt und der Reisefahrplan aufgeschrieben, das ausgedruckte Impfzertifikat mit eingepackt werden, sowie natürlich mein alter MP3-Player, den ich aus einer Schublade wieder hervorgekramt habe. Unterwegs war es dann sehr gut, dass ich Freund*innen dabei hatte, die Unterkünfte und Wege nachgucken konnten. Auch um mich selbst sicherer zu fühlen. Mittlerweile würde ich mir aber auch zutrauen, alleine ohne Smartphone zu reisen, zumindest innerhalb von Europa. Denn die größte Herausforderung bestand die ganze Zeit nur in meinem Kopf. Das Gefühl, ohne Smartphone völlig aufgeschmissen und hilflos zu sein, weil man nicht mehr alles sofort nachgucken kann. Durch die Reise habe ich gemerkt, dass das gar kein Problem ist. Dass man ohne Smartphone nicht völlig hilflos in der Welt umherirrt. Dass es kein Problem ist, wenn man die Wege nicht am Handy nachschauen kann und dass man sich mit anderen Menschen auch ohne Google Übersetzer verständigen kann. Auch wenn man nicht die gleiche Sprache spricht. Das zu merken, ist ein wirklich gutes Gefühl. Vor allem im Vergleich zu vorher, als es mich immer schon mit leichter Panik erfüllt hat, wenn ich mein Handy nur mal versehentlich zu Hause liegen gelassen habe, während ich eine Stunde lang in der Stadt unterwegs war.

Es ist aber tatsächlich manchmal etwas schwierig, kein Google Maps mehr unterwegs nutzen zu können. Das ist, glaube ich, auch die Sache, die mir am meisten fehlt. Ich schreibe mir jetzt jedes Mal die Wege vorher auf, wenn ich an einem neuen Ort alleine unterwegs bin. Meistens funktioniert das sehr gut. Manchmal habe ich mich auch trotzdem verlaufen. Ich habe dadurch aber einen viel besseren Orientierungssinn bekommen, weil ich mir besser merke, wo ich bin. Und ich habe gemerkt, dass das gar nichts Schlimmes ist, sich zu verlaufen. Man entdeckt neue Orte, an die man sonst nicht gekommen wäre. Ich hatte auch immer sehr schöne Erlebnisse und komme viel häufiger mit Menschen ins Gespräch, weil ich sie nach dem Weg frage. Alle sind bis jetzt immer super lieb und hilfsbereit gewesen und ich wurde sogar schon ein paar Mal bis zu dem Ort begleitet, an den ich musste. Und die meisten Menschen freuen sich ebenfalls, wenn sie einem helfen können und ein kurzes, nettes Gespräch haben.

Ein paar andere, manchmal etwas nervige Punkte ohne Smartphone sind: Man kann keine Fotos unterwegs machen. Tippen am Tastenhandy dauert viel länger als am Smartphone. Und es macht die ganze Corona- und Testsituation noch ein bisschen aufwendiger. Aber es ist auch heutzutage nicht unmöglich, ohne Smartphone zu leben, auch wenn sich das häufig so anfühlt, so lange man eines besitzt. Und vor allem gibt es für alles eine Lösung, wenn man ein bisschen kreativ ist: Fotos von Freund*innen machen lassen oder mit einer Kamera. Telefonieren statt tippen. Ausdrucken statt digitale Dokumente. Und bis auf die paar genannten Dinge fehlt mir auch nichts in meinem Leben. Die allermeisten Sachen kann ich noch genauso wie vorher zu Hause über meinen Laptop machen und Musik höre ich unterwegs wieder über meinen MP3-Player. Der einzige Unterschied ist, dass ich vieles nicht mehr ständig und von unterwegs aus machen kann. Das ist bestimmt nicht für jede*n etwas und sicherlich ist einiges wirklich ein bisschen komplizierter.

Aber für mich überwiegen die unglaublich vielen positiven Aspekte gegenüber den genannten Kleinigkeiten. Zusätzlich zu den oben genannten Nachhaltigkeitsaspekten fühle mich viel entspannter dadurch, dass ich nicht ständig über so viele Wege erreichbar bin. Über Anruf und SMS erreichen mich nur die für den Moment wirklich notwendigen Nachrichten. Außerdem habe ich wirklich viel mehr Zeit dadurch, dass ich nicht mehr ständig am Handy hänge. Diese fülle ich mit neuen Hobbys. Manchmal nutze ich sie auch einfach nur, um entspannt mit einem Tee dazusitzen und aus dem Fenster zu schauen. Und ich bin produktiver geworden innerhalb der letzten sechs Monate. Zum einen ebenfalls auch die frei gewordene Zeit. Und zum anderen, weil ich meine Arbeit nicht mehr ständig durchs Handy unterbreche. Ich mag es auch wirklich gerne, coole Begegnungen mit Menschen zu haben, nur weil ich sie nach dem Weg oder nach der Uhrzeit frage. Ich nutze auch mein eigenes Gedächtnis wieder viel mehr, weil ich nicht mehr alles jederzeit nachschauen kann. Deswegen speichere ich Öffnungszeiten, Wege und anderes wieder viel mehr in meinem Kopf ab. Und ich bin generell viel unabhängiger. Ich bin nicht mehr aufgeschmissen, wenn mein Akku leer ist und ich mein Ladekabel nicht dabei habe. Und ich habe nicht mehr ständig den Moment, dass ich mehrmals täglich mein Handy suche, weil ich es mal wieder an einem abwegigen Ort abgelegt habe. Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich wieder viel bewusster im Moment lebe. Wenn ich mich mit Freund*innen treffe, dann beschäftige ich mich wirklich den ganzen Abend mit ihnen. Ich lasse mich nicht von Nachrichten von anderen Menschen ablenken, die ich zu einem späteren Zeitpunkt genauso gut lesen und beantworten kann. Wenn ich einen Spaziergang im Wald mache, dann bin ich wirklich zu hundert Prozent da und genieße die Natur um mich herum. Ich kann dann nicht noch schnell nachschauen, ob ich eine neue Mail von der Uni habe. Morgens nach dem Aufwachen stehe ich entweder direkt auf oder träume noch kurz in den Tag und hänge nicht zuerst an meinem Handy. Und abends lese ich lieber noch kurz in einem Buch und schlafe dann entspannt ein.

Ich habe nach diesen sechs Monaten absolut kein Bedürfnis mehr, zum Smartphone zurückzukehren, auch wenn so alles manchmal ein bisschen komplizierter und aufwendiger ist. Aber ich bin auch viel zufriedener, entspannter und ausgeglichener und habe ein gutes Gewissen.

Hier noch ein paar spannende Beiträge zum Thema Smartphones:

Artikel von Kirstin Seitz: umgekrempelt: Eine Zeit ohne Handy

Beitrag vom Bayerischen Rundfunk: Smartphone-Sucht: Wenn das Handy das Leben übernimmt

Eine Dokumentation über den Abbau von Mineralien im Kongo, die für die Herstellung von Smartphones benötigt werden: Blood In The Mobile (ganzer Film auf Englisch)

Artikel vom ZDF: „Fast Phone“ das dreckige Geschäft mit unseren Smartphones

Greenpeace Report: 10 Jahre Smartphone

Artikel vom Umweltbundesamt: Tipps für den richtigen Umgang mit Smartphones und Tablets

Beitragsbild: Leonie Vogelsang

web.woche 3. bis 9. Januar

web.woche 3. bis 9. Januar

Was geht eigentlich ab in Greifswald? In der web.woche geben wir euch eine Übersicht über die kommenden Veranstaltungen in und um unsere Studierendenstadt. Hier findet ihr Termine, Neuigkeiten und Altigkeiten, von Politik und Region, über Universität und Wissenschaft bis hin zu Kultur und Sport. Im Kalender findet ihr eine Übersicht über alle anstehenden Veranstaltungen. In der Übersicht danach haben wir nicht nur die Veranstaltungen in einzelne Ressorts zusammengefasst, sondern auch weitere Neuigkeiten (und Altigkeiten) zusammengetragen.

von Annica Brommann, Maret Becker und Nina Jungierek

moritz.kalender

Hier sammeln wir wichtige Termine für Euch

Altigkeiten

  • Derzeit ist eine musikalische Installation der Künstlerin Claudia Thümler unter dem Titel „Jukebox“ im Schaufenster im Kiosk am Mühlentor zu sehen.
  • Bereits Mitte Dezember startete die Greifswalder Stadtbibliothek Hans Fallada ihr neues Filmstreamingportal filmfriend. Damit können angemeldete Bibliotheksnutzer*innen kostenfrei über 3.000 Filme online schauen. Das Angebot soll sich dabei von dem kommerzieller Streaming-Portale unterscheiden und umfasst vor allem deutsche und europäische Titel.
  • Der Kunstkubus CUBIC beherbergt derzeit eine Ausstellung zur Dichterin Sybilla Schwarz. Der Grundgedanke der Installation mit dem Titel „Ich bin vohm Lieben kalt…“ besteht dabei darin, ein „visuelles Kabinett“ als Inszenierung von poetischen Denken und Sehen von Sibylla Schwarz in zeitgenössischer Form zu präsentieren.

Neuigkeiten

  • Was? Mahnwache „Anti-Querdenken“
  • Wann? Montag, 03.01.2022, 18:45 Uhr
  • Wo? am Marktplatz

Neuigkeiten

  • Es gibt Hilfsangebote für wohnungslose bzw. obdachlose Menschen in Greifswald. Wenn ihr jemanden seht oder bemerkt, der sich für längere Zeit im Freien aufhält, solltet ihr die Person auf die Hilfsangebote hinweisen. Weiterhin wird um einen entsprechenden Hinweis an die Stadtverwaltung gebeten.
  • Hier findet ihr alle neuen Gesetze und Verordnungen für das Jahr 2022. So steigt beispielsweise der Mindestlohn, und auch das Post-Porto wird erhöht.
  • Wenn ihr noch einen Impftermin braucht, könnt ihr diesen über die dafür eingerichtete Seite des Landes vereinbaren.
  • Hier findet ihr alle Testzentren in Greifswald verlinkt.
  • Die 7-Tage-Inzidenz Hospitalisierung liegt im Kreis Vorpommern-Greifswald zurzeit bei 11,9 (Stand: 01.01.2022). Damit steht der Landkreis auf Stufe 3 – rot. Es gilt in unserem Landkreis die 2GPlus-Regel. Der Wert richtet sich nach der Corona-Ampel, die in MV gilt. Dabei ist die Hospitalisierung entscheidend, im zweiten Schritt wird auf die Infektionszahlen geschaut und danach auf die ITS-Auslastung.

Veranstaltungen

  • Was? Außerordentliche AStA-Sitzung
  • Wann? Montag, 03.01.2022, 20:15 Uhr
  • Wo? Moodle-Kurs
  • Was wird besprochen? Unter anderem die Einberufung der AG Erstiwoche.

Neuigkeiten

Altigkeiten

  • Es werden immer noch dringend Blutspender*innen gesucht!! Alle Informationen findet ihr auf der Website der Unimedizin oder in diesem webmoritz.-Artikel, Termine können über 03834/86-5478 vereinbart werden.
  • Nachdem sich Prof. Dr. Ralph Weber bei den Coronaprotesten in Wolgast kritisch über die Maßnahmen und vor allem zu Ministerpräsidentin Manuela Schwesig geäußert hatte, wurden an der Uni einige Stimmen laut. Das Rektorat äußerte Befremden über Webers Aussagen und bezeichnete diese als ein „schwerwiegender Angriff auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung“. Darüber hinaus unterzeichneten zahlreiche Professor*innen unserer Uni einen offenen Brief, in welchem es unter anderem heißt: „Wir distanzieren uns ausdrücklich davon, dass jemand aus unserer Mitte gegen die freiheitlich-demokratische Ordnung agitiert“. Webers Äußerungen während der Kundgebung wurden in der OZ vom 03. Dezember zitiert, die Diffamierung Schwesigs findet sich in diesem YouTube-Video ab Minute 4:30.
  • In der Präsenzlehre gilt nun die 2G-Regelung. Falls ihr es nicht schon getan habt, schickt euren 2G-Nachweis als exportierte PDF über die Uni-Mail an covidzertifikat@uni-greifswald.de oder zeigt ihn bei einer persönlichen Anlaufstelle vor. Alle weiteren Informationen findet ihr im Uni-Update.
  • Am 30. November begann die interdisziplinäre Ringvorlesung „Wissenschaft und demokratische Kultur“. Die Vorträge finden in der Aula der Universität statt, werden aber auch im Livestream zugänglich sein. Sie setzen sich mit dem Leitbild der Universität, einer freiheitlichen, zivilen und demokratischen Gesellschaft, und dem vielschichtigen Verhältnis von Wissenschaft und demokratischer Kultur auseinander.
  • Auf dieser Uni-Website könnt ihr die Selbstlernplätze der Universität einsehen und euch bei Bedarf anmelden.

Altigkeiten

  • Die Uni bietet fortan einen Babysitter*innenpool an. Die neuen familienfreundlichen Angebote der Uni könnt ihr hier nachlesen.
  • Der Greifswalder Jugendstadtplanwelcher von und für Jugendliche konzipiert wurde, bietet einen Überblick über die verschiedenen Angebote und Einrichtungen der Region.

Wir haben ein wichtiges Event in dieser Woche vergessen? Ihr habt noch einen heißen Tipp für die nächste Woche? Schreibt uns einen Kommentar oder eine Nachricht, wenn ihr etwas zur web.woche beisteuern wollt!

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull

Was war los bei den Gegenversammlungen?

Was war los bei den Gegenversammlungen?

Vielleicht hast du es schon durch diverse Social-Media-Kanäle mitbekommen oder du warst sogar selbst anwesend: Am Montag, den 06. Dezember 2021, kam es zwischen der Europakreuzung und dem Südbahnhof zu Gegenversammlungen gegen den Aufzug des AfD-Kreisverbandes Vorpommern-Greifswald unter deren Motto „Deutschland – aber normal! Impfzwang verhindern! Corona-Wahn stoppen!“. Dort soll auf Seiten der Polizei einiges schiefgelaufen sein. Hier erfährst du Genaueres.

Von 17 bis 21 Uhr waren am vergangenen Montag fünf Gegenversammlungen in Form von Mahnwachen entlang der Aufzugsstrecke der AfD in Greifswald angemeldet. 480 Einsatzkräfte waren dafür in Greifswald laut der Pressemitteilung der Polizeiinspektion Anklam im Polizeieinsatz. Die Pressemitteilung berichtet auch, dass es gegen 20 Uhr zu Widerstandshandlungen gegenüber den Einsatzkräften kam: Eine teilnehmende Person der Gegenversammlung missachtete hierbei die Anweisungen der Polizei. Es folgte ein Ermittlungsverfahren wegen Widerstandes gegen Vollstreckungskräfte. Ein*e andere*r Teilnehmer*in der Gegenversammlung warf eine Banane in Richtung des Aufzuges. Auch hier folgte ein Ermittlungsverfahren, dieses Mal wegen versuchter Körperverletzung. 

Soweit so gut. Aber was soll nun Diskutables an diesem Abend passiert sein? Darüber klärt die Pressemitteilung des Arbeitskreises Kritischer Jurist*innen (AKJ) Greifswald1 vom 07. Dezember auf. Das Wichtigste aus der achtseitigen Pressemitteilung:

Der Zugang zu einzelnen Mahnwachen wurde erschwert. So wurde „die direkte Zufahrt zu den angemeldeten Mahnwachen auf der Hans-Beimler-Straße komplett verhindert“. Außerdem kritisiert der AKJ Greifswald, dass die Kennzeichnungspflicht der Einsatzkräfte „mithilfe von Schlagstöcken, Helmen oder sonstigen Einsatzmitteln, die Nummern verdeckten“ vernachlässigt wurde. Zudem wurden kältebedingt „Handschuhe und zur Einhaltung der Hygienevorschriften Masken mitgeführt. Mit beidem wurde in vielen Fällen erfolgreich die Dienstnummer versteckt.“ Es kam des Weiteren zum Einsatz der Videoüberwachung von Versammlungsteilnehmenden und auch Unbeteiligten. Es sind „eine Vielzahl von fragwürdigen Videoaufzeichnungen um das Versammlungsgeschehen aufgefallen“, erklärt der Arbeitskreis in seinem Schreiben.

Einen großen Kritikpunkt stellt der Polizeikessel in der Hans-Beimler-Straße dar. Dort kam es zu einer Sitzblockade, welche die Polizei auflösen wollte. Dabei liefen die Polizist*innen in Richtung Versammlung, entwendeten Fahrräder der Teilnehmenden und schubsten Personen oder drängten diese beiseite. Der AKJ bewertet dieses Vorgehen wie folgt: „[D]er Umgang der Hamburger Polizeibeamt:innen mit der Sitzblockade und ihren Teilnehmer:innen kann nur als gewaltorientiert und versammlungsfeindlich bewertet werden.“ Später wurde die Personenmenge von Polizeibeamt*innen eingekesselt, als sie auf die Gehwege der Hans-Beimler-Straße traten, um zur nächsten Mahnwache zu gelangen. Der Grund für dieses Vorgehen der Polizeibeamt*innen? „[D]ie Begründung für diese Maßnahme sei die Gefahrenprognose, es handle sich bei dieser Versammlung um eine Verhinderungsblockade“, macht der AKJ deutlich.

Daneben kam es außerdem zu einer Eskalation auf der Kreuzung Anklamer Str./Brinkstr., nachdem sich etwa zehn Personen zu einer Sitzblockade gebildet hatten. Der AKJ beobachtete: „[Es] wurden einzelne Versammlungsteilnehmer:innen an den Armen gepackt, angeschrien und rabiat weggeschubst. […] Andere Personen wurden hochgehoben und auf den Gehweg geworfen. Dieses Vorgehen der Polizei ist als unverhältnismäßig einzustufen.“

Es gab weitere „Vergehen“ der Polizei. Diese könnt ihr hier, vom AKJ zusammengefasst, im Detail durchlesen.

Auch die Grüne Jugend Greifswald, die Jusos Vorpommern-Greifswald und die Linksjugend Greifswald kritisierten den Polizeieinsatz am 06. Dezember und äußerten den Vorwurf, dass die Einsatzkräfte für keine Deeskalation gesorgt hätten. Sie seien Gegendemonstrant*innen aggressiv angegangen, hätten diese angeschrien und/oder weggeschoben. Außerdem hätten die Polizeibeamt*innen nicht auf die missachtete Maskenpflicht bei der AfD-Kundgebung reagiert. Bemängelt wurde auch, dass die Polizei VG in ihrer Pressemitteilung nicht selbstkritisch war.

1Der AKJ Greifswald beschreibt sich auf seiner Homepage wie folgt: „Der Arbeitskreis kritischer Jurist*innen ist eine Vereinigung von Jurastudierenden, welche die sozialen Bezüge des Rechts reflektiert und einen kritischen Umgang mit Recht fördert.“ Sie erklären auf ihrer Hompage auch: „Der Arbeitskreis Kritischer Jurist_innen (AKJ) Greifswald beobachtet seit 2010 öffentliche Versammlungen und dokumentiert, ob die Rechte [der] Demonstrierenden eingehalten werden. Problematisch ist dies etwa bei Protesten gegen Naziaufmärsche oder Castortransporte – was folglich auch das Hauptbetätigungsfeld der AKJ-Demobeobachtung ist.“

Beitragsbilder: Philipp Schulz

Adweb.kalender 4. Fensterchen: Weihnachtsbräuche in MV

Adweb.kalender 4. Fensterchen: Weihnachtsbräuche in MV

Alle Jahre wieder weihnachtet es auch beim webmoritz.! Hier wird Weihnachtsmusik gedudelt, werden Plätzchen gebacken und Geschichten der vergangenen, diesjährigen und zukünftigen Weihnacht unter flackernden Lichterketten geraunt. Einen Teil dieser besinnlichen Stimmung möchten wir wieder in unserem Adweb.kalender mit euch teilen. Hinter dem 4. Fensterchen erwartet euch: regionale Weihnachtsbräuche.

Weihnachtsbräuche unterscheiden sich in jedem Land. Da gibt es etwa das Luciafest in Schweden oder die Weihnachtshexe in Italien. Aber so weit braucht man gar nicht zu gehen, um etwas Neues zu entdecken, denn auch jedes Bundesland hat seine eigenen Traditionen. Höchste Zeit, sich mit den hiesigen Bräuchen zu beschäftigen.

Der Christbaum

…heißt hier zunächst einmal Weihnachtsbaum. Heute stehen hier wie anderswo in Deutschland in den meisten Wohnungen bunt geschmückte Tannen. Anders als im Süden haben sich Weihnachtsbäume in MV aber erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allmählich durchgesetzt. Die damaligen Bäume sahen auch ganz anders aus als heute: Aus Mangel an Fichten stellte man hier Kiefern oder sogar Laubbäume auf. Oder man verzichtete ganz auf einen richtigen Baum und schmückte stattdessen einen Bügelbaum. Diese aus Ästen zu „Bäumen“ gebogenen Gestelle waren besonders auf Hiddensee sehr verbreitet und werden dort seit einigen Jahren auch wieder gebräuchlicher. Geschmückt wurden echte wie nachgemachte Bäume früher vor allem mit essbarem Schmuck. Das konnten Äpfel und Gebäck sein, wie wir es teilweise heute noch kennen, es gab aber auch Kurioses wie mit Silberpapier beklebte Pellkartoffeln oder sogar Würste.

Die Bescherung

…erinnerte hier früher an den Nikolaustag. Nur, dass es wegen der Abschaffung der Heiligenverehrung durch die Reformation gar keinen Nikolaustag gab. Stattdessen stellten Kinder an Heiligabend ihre Schuhe nach draußen oder legten Mützen auf die Fensterbank, die dann vom Kinnjes (dem Kind Jesus) mit Äpfeln und Gebäck bestückt wurden, teilweise auch mit einem Zwei-Schilling-Stück. Später setzte sich dann die Gestalt des Weihnachtsmannes durch, der zunehmend auch Spielzeug brachte. Erwachsene schenkten einander lange Zeit nichts, dafür war der Brauch des Julklappenwerfens durch den Einfluss der schwedischen Besatzung weit verbreitet. Dazu wickelte man kleine Geschenke in mehrere Hüllen und versah sie mit dem Namen der Person, für die sie gedacht waren. Im Dunkeln zog man dann los, warf die Julklappen vor die entsprechende Tür und rannte danach schnell weg. Wer so eine Gabe erhielt, konnte dann zu rätseln beginnen, von wem sie wohl gewesen sein mochte.

Aber nicht nur die Menschen wurden bedacht, auch die Tiere kamen aus einem Aberglauben heraus auf ihre Kosten. So wurden Kühe einzeln mit Hafer gefüttert und bekamen Münzen in ihre Tränken gelegt, während Hunde und Katzen etwas vom Weihnachtsessen bekamen. Auf diese Weise sollten die Tiere im nächsten Jahr gut gedeihen. Selbst die Obstbäume wurden teilweise beschenkt: Man steckte ihnen eine Silbermünze in die Rinde und sagte dabei „Ick beschenk di to Weihnachten“. Ob die Bäume wohl etwas damit anfangen konnten? Heute gehen sie jedenfalls leer aus – im Gegensatz zu den Tieren: Beim eher neueren Brauch der Lüttenweihnacht, den es zum Beispiel noch auf Rügen gibt, werden für sie jede Menge Leckereien an die Bäume im Wald gehängt.

Das Weihnachtsgebäck

… war hier lange Zeit nicht besonders vielfältig. Zumindest das Selbstgebackene beschränkte sich weitgehend auf weiße und dunkle Pfeffernüsse nach unzähligen Rezepten. Ein typisches Gebäck, das zur Weihnachtszeit verkauft wurde, waren die Kinnjespoppen oder auch Has´poppen. Diese „Puppen“ bestanden meist aus Semmelteig, der mit Zucker bunt verziert wurde und stellten verschiedene Figuren mit oder ohne Weihnachtsbezug dar. Oft wurden sie von fahrenden Händlern verkauft, die abends ihre überschüssige Ware teils dadurch loszuwerden suchten, dass sie mit der Dorfjugend darum würfelten.

Die Sternsinger

…sind hier zwar nicht weit verbreitet, dafür gibt es traditionell aber reichlich andere Gestalten, die von Haus zu Haus gehen. So gab es statt eines Singens an Dreikönig ein Tuten an Heiligabend: Der Überlieferung nach befahl der Engel den Hirten bei Christi Geburt jedes Jahr mit Hörnerblasen an die Heilige Nacht zu erinnern. Daraus entstand der Brauch des Weihnachtstutens, bei dem die Hirten mit ihren Hörnern durch die Straßen zogen und eine vorher festgelegte Bezahlung in Form von Bier, Naturalien oder Geld erhielten. Neben den Hirten waren auch Gruppen unverheirateter Knechte unterwegs, die in die verschiedensten Rollen schlüpften. Da gab es das weißgewandete Kinnjes, das um Einlass für die Gruppe bat, den Rugklas („rauher Niklas“) mit seiner Rute in einer Verkleidung aus Haferstroh, den Schimmelreiter, dessen Pferd wiederum von zwei Männern gespielt wurde, den Bärenführer mit seinem Bären und viele mehr. All diese Figuren gaben hintereinander kleine Vorführungen und wurden dafür mit Schnaps belohnt. Mit der Zeit wurden Kinnjes und Rugklas zu Geschenkebringern, bis sie zum Weihnachtsmann wurden. Ursprünglich handelte es sich jedoch um Schreckgestalten, die es selbst auf eine Belohnung abgesehen hatten.

Der Weihnachtsmarkt

…blickt hier auf keine lange Geschichte zurück. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es nur in Stralsund einen richtigen, mehrtägigen Weihnachtsmarkt, in einigen anderen Städten zumindest eintägige Märkte. Während sich Weihnachtsmärkte andernorts immer weiter verbreiteten, versuchte man hier oft sie einzudämmen, möglicherweise aus Sorge vor Konkurrenz für die ansässigen Geschäfte. So gab es etwa in Schwerin einen Bereich auf dem Marktplatz, in dem Handwerker*innen zur Weihnachtszeit ihre Stände aufbauten und die dem Magistrat ein Dorn im Auge waren. Durch das Einführen neuer Regeln wie hoher Abgaben in Form eines Marktgeldes und Ausstehungsverboten, wenn bestimmte Bedingungen nicht erfüllt waren, gelang es ihm, sie zu vergraulen, bis 1901 keine Stände mehr übrig waren. Der Schweriner Weihnachtsmarkt wurde dann erst nach 1945 wieder neu belebt.

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull