Mein Zuhause ist der Strand

Mein Zuhause ist der Strand

Ein Ranking der 10 besten Ostseestrände (fast immer) in unserer Nähe.

Disclaimer: Die Einschätzung der Strände erfolgte auf Basis persönlicher Eindrücke und Erfahrungen. Aus den Begründungen beziehungsweise den Texten geht das nochmals genauer hervor. Außerdem möchte ich kurz auf den Naturschutz hinweisen, da viele Strände in Naturschutzgebieten liegen. Respektiert bitte die Tiere, die Pflanzen, die Regeln (kein Feuer, Hunde nur angeleint) und entsorgt anfallenden Müll immer ordnungsgemäß.

Platz 10: Boltenhagen

Der Boltenhagener Strand zwischen Klützer Bach und Redewisch

Boltenhagen hat es bei mir schwer. Vielleicht liegt es an der Nähe zu Hamburg und den Tourist*innen dort. Vielleicht liegt es auch an den Quallen, die ich dort antreffen durfte. Ich schätze, es ist eine Mischung aus beidem.

Vor 17 Jahren war ich das erste Mal dort. Damals gab es einige Badegäste, welche Nesselquallen aus der direkten Umgebung kennengelernt haben. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass es solche Quallen auch in der Ostsee gibt und ich wollte meinen Greifswalder Bodden, den Ort, wo es nur tote Fische gibt, zurück.

Vor einigen Jahren hatten zwei Freunde und ich dann die dümmste aller Ideen: Anbaden am 1. Januar. Die Blicke der Passant*innen lagen zwischen begeistert, amüsiert und verwirrt. Mit dabei waren neben uns auch – wieder einmal – die Quallen. Seltsame Quallen, die die Größe von großen Tellern hatten und eine eigenartige Färbung. Ihr seht schon: Wenn ihr in Boltenhagen das Wasser erkunden solltet, passt bitte auf euch und die Quallen auf.

In Boltenhagen ist es, meiner Meinung nach, recht egal, welchen Strandabschnitt man auswählt. Wichtig ist nur, zu wissen, dass der Strand zwischen Ostseeklinik und Klützer Bach sandig ist und steinig wird, je weiter man in Richtung Redewisch kommt.

Platz 9: Göhren Nordstrand

Nordstrand Kunst

Der Göhrener Nordstrand ist, wenn man ihn komplett betrachtet, vermutlich einer der typischen touristischen Ostseestrände: feiner Sand, sauberes Wasser, Sanitäranlagen in Reichweite, von der DLRG abgesichert und guter Zugang zu Essen.

Von daher kommt hier der Geheimtipp: Wer gleich den ersten Strandzugang nutzt und anschließend nach rechts in Richtung Nordperd läuft, kommt an eine wunderschöne Steilküste, mit einer Stein-Sand-Mischung und bewachsenen Steinen. Ab und an findet man dort auch Treibholz. Wer einfach nur einen Strandspaziergang abseits der Tourist*innen wünscht, wird sich dort wohlfühlen. Wer baden gehen will, sollte sich am Nordstrand an den richtigen Zugängen ein Plätzchen suchen.

Platz 8: Göhren Südstrand

Der Göhrener Südstrand in Richtung Lobbe

Der Südstrand von Göhren dagegen ist ein reiner Naturstrand mit einem Stück Steilküste. Man könnte nun vermuten, dass dort weniger Menschen unterwegs sind, aber leider wurden dort in den letzten Jahren einige Ferienhäuser und auch ein Ferienressort gebaut. Deswegen ist der Südstrand mittlerweile nicht mehr menschenleer, aber auch noch lange nicht so überlaufen wie die anderen Strände der Urlaubsorte.

Platz 7: Ueckermünde

Wenn ich an Ueckermünde denke, erinnere ich mich immer wieder an den Moment, als ich nach draußen schwamm, zu meinem Mitschwimmer sah, ihn fragte, ob er denn noch stehen könnte (bei einer Körpergröße von 1,90m) und er „Nein“ sagte. Wir waren gerade einmal auf Höhe der Buhne, sahen uns nur leicht schockiert an und einigten uns wortlos, wieder Richtung Strand zu schwimmen.

Ueckermünde liegt am Stettiner Haff, also an einer Art „See“ zwischen der Peene/Oder-Mündung und Usedom. Es gibt einen richtig schönen Sandstrand mit einer Länge von 800 Meter. Das Stettiner Haff ist eigentlich Flachwasser, weil die tiefste Stelle nur sechs Meter tief ist, allerdings erreicht es diese Tiefe recht schnell. Des Weiteren ist das Wasser dort kein Salzwasser, sondern Süßwasser, und es ist im Schnitt auch 2–3 Grad wärmer als das Ostseewasser.

Platz 6: Sassnitz Nordstrand

Hier findet man alles! 😉

Auch dieser Strand ist ein Naturstrand mit Steilküste und Steinen. Der Strand ist hauptsächlich hier in der Liste, weil ich aus meiner eigenen WG weiß, dass Treibholz und Ähnliches gern gesucht und als Deko benutzt werden. Das ist auf jeden Fall einer der Strände, an denen man einiges davon findet. Der Nordstrand eignet sich auch super für Spaziergänge, da Sassnitz direkt an den Nationalpark Jasmund anschließt und der Strand direkt unterhalb dieses Nationalparks liegt.

Platz 5: Wampen

weitläufige Wasserlandschaft: Wampen

Auch Wampen besitzt einen kleinen Naturstrand. Je nachdem, wo man in Greifswald wohnt, ist Wampen fünf bis zehn Kilometer entfernt. Die Strecke ist demnach auch mit dem Fahrrad zu bewältigen. Die letzten zwei bis drei Kilometer fährt man allerdings von Neuenkirchen nach Wampen auf der Landstraße. Wer gern Offroad unterwegs ist, kann auch von Wieck durch das Ladebower Moor auf Feld- und Waldwegen nach Wampen gelangen.

In Wampen dann die letzte Straße (Strandweg, schwer zu finden, weil es doch eher Feldweg ist) nach rechts nehmen und dem Feldweg folgen bis zum Dünenbeginn. Am Dünenbeginn solltet ihr euch für den rechten Abzweig entscheiden und auf diesem bleiben. Et voilà: Naturstrand Wampen.

Wer wirklich schwimmen gehen möchte, sollte Ausdauer mitbringen. Der Weg ins Wasser ist etwas länger.

Platz 4: Ludwigsburg bei Loissin

Ausgestattet mit gutem Blick auf Greifswald

Erst vor einigen Wochen habe ich eine kleine Radrunde gemacht und bin recht zufällig an den Strand in Ludwigsburg gekommen. Das ist im Prinzip der Strand direkt gegenüber von Wieck und Eldena an der Dänischen Wiek. Ein kleiner Naturstrand, der mit dem Fahrrad und dem Auto zu erreichen ist. Dort gibt es zwei Parkplätze und bis zum Strand führen Straßen und Radwege, welche gut zu befahren sind.

Wer noch weiter in Richtung des Waldes geht, findet noch mehr Strand, der dann schon zum Greifswalder Bodden herausgeht.

Platz 3: Lubmin

Lubmin ist bei jedem Wetter einen Ausflug wert

Wahrscheinlich war jede*r Leser*in bereits einmal in Lubmin am Strand, denn für Greifswalder Studierende ist das irgendwie der Place To Be. Leider kommt man nur unter vier Bedingungen dort hin:

1. Man besitzt ein Auto.
2. Man kennt jemanden, der*die ein Auto besitzt.
3. Man hat tatsächlich genug Geld für den Bus.
4. Man fährt gern 50 Kilometer mit dem Fahrrad. (25 Kilometer pro Strecke)

Falls man dann aber tatsächlich nach Lubmin gelangt, sollte wirklich der gesamte Tag an diesem Strand verbracht werden. Dabei ist es auch relativ egal, welche Jahreszeit ist oder ob man baden gehen möchte oder nicht. Es handelt sich hier, möchte ich behaupten, um den schönsten Strand in der Umgebung Greifswalds (Umkreis 30 Kilometer).

Platz 2: Wohlenberger Wiek

Aufgrund der vielen Winter- und Herbsturlaube in Boltenhagen habe ich auch die Wohlenberger Wiek kennengelernt (und mich vielleicht auch ein wenig verliebt). Wohlenberg liegt in Nordwestmecklenburg, genau an der L01, also an der Straße, die von Klütz nach Wismar (oder umgekehrt) führt. Das Dorf besteht – gefühlt – aus 50 Häusern, von denen 70 Ferienwohnungen sind (ja, das ist mathematisch nicht möglich), und zwei Parkplätzen. Der Parkplatz im Ort an der L01 ist gegenüber einer Fischräucherei, dort kann man weiter durchgehen zu einem Anleger, welcher ein wenig so aussieht, als hätte er zwischen 1933 und 1945 seine Hochzeit der Verwendung erlebt, allerdings wurde er erst 1977/78 errichtet.

Steht man nun auf diesem Anleger, gibt es links und rechts Strand: Der linke Strand – nach Weiße Wiek/Boltenhagen – ist ein Hundestrand und der rechte Strand – nach Niendorf/Gramkow – ist unfassbar schön. Da es sich nun einmal um eine Wiek handelt, ist das Wasser eben sehr weit weg und das lädt zu weiten Spaziergängen ein. Wer doch etwas mehr Wasser und richtigen Sandstrand genießen will, kann bis nach Niendorf oder Gramkow fahren und dort an den Strand. In Gramkow ist dann auch eine Surfschule und ein Bootsverleih zu finden.

Platz 1: Thiessow Natur-/Surfstrand

Thiessow ist ein kleiner Fischerort auf Rügen. Genauer gesagt: auf Mönchgut im Südosten. Das coole an diesem Ort ist, dass es drei Strände gibt: den Surfstrand nach Klein Zicker, den Naturstrand und den Hauptstrand, der die Tourist*innen anzieht.

Nach zwanzig Jahren Thiessow kann ich den Surfstrand und den Naturstrand absolut empfehlen. Der erste Strand liegt am Greifswalder Bodden (und ja, man kann Lubmin von dort sehen). Der Naturstrand dagegen liegt genau zwischen Ostsee und Greifswalder Bodden, weswegen es dort oftmals seltsame Strömungen gibt.

Beide Strände sind eher weniger besucht, da sie auf der Dorfseite liegen, keine wirklichen Parkplätze vorhanden sind und vor allem der Surfstrand – surprise, surprise – von Wind- und Kitesurfer*innen genutzt wird.

Der Surfstrand mit Blick auf Klein Zicker

Am Surfstrand liegen dazu noch einige Fischernetze aus, welche gekennzeichnet und, bis auf eine Reuse, die vom Strand ins Wasser verläuft, auch eher weiter entfernt sind.

Für die Surfer*innen unter den Leser*innen: Ein Campingplatz mit Kite- und Windsurfmaterialausleih liegt an der Hauptstraße zwischen Thiessow und Klein Zicker, sowie noch eine weitere Kitesurfschule mit Verleih direkt daneben. Auf die grundlegende Trennung von Kite- und Windsurfer*innen auf dem Wasser ist zu achten (der Kitesurflehrer erinnert euch gern lautstark an die Regel).

Der Endhaken in Thiessow

Ein Tipp für Menschen, die gern spazieren gehen: Man kann auch vom Surfstrand direkt zum Hauptstrand an der Küste entlang gehen. Wasserdichte Schuhe werden empfohlen, da an einigen Stellen Strand, Seegras und Wasser nicht voneinander zu unterscheiden sind.
Es ist demnach möglich, dass man auf Seegras tritt und anschließend im Wasser versinkt. Mir ist es auch schon einmal passiert, dass ich im vom Wasser aufgeweichten Sand stand und plötzlich bis knapp über das Knie darin versank und nicht herauskam.

Nutzt den Sommer und entdeckt vielleicht einen neuen Lieblingsstrand!

Fotos: Laura Schirrmeister

retro.kolumne: Unser Sandmännchen

retro.kolumne: Unser Sandmännchen

Retro, retro, retro yeah! Die neue Kolumne über alte Dinge. Kennt Ihr diese Spiele, Filme, Accessoires noch? Aus der Kindheit, meist noch aus den 90ern, stammen sie und sind vielleicht ja doch noch ein Guilty Pleasure des ein oder anderen.
Dieses Mal mit dem Thema: Unser Sandmännchen

Zu dem Sandmännchen hatte ich als Kind immer eine ganz besondere Beziehung. Bis ich in der 4. Klasse war, hatten wir zu Hause drei Fernsehprogramme: Das Erste, ZDF und MDR. Da blieben meiner Schwester und mir eigentlich nur eine Sendung, welche wir uns abends anschauen konnten. Wir waren wie die meisten Kinder mit dem Sandmännchen aufgewachsen.

Alles fing 1959 an. Damals war Deutschland geteilt und auch unser allseits geliebtes Sandmännchen war ein Produkt des Wettrüstens. Das Sandmännchen, welches wir heute kennen, ist die Ostvariante und entstand in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, nachdem westdeutsche Pläne für so eine Figur durchgesickert waren. So kam es, dass das Ostmännchen am 22. November und sein Westkollege am 1. Dezember 1959 auf Sendung gingen. (Hier findet ihr ein paar Bilder beider Figuren.)

Natürlich gab es auch kleine Anfangsschwierigkeiten: Kinder wollten ihre Betten hergeben, da der Ostsandmann am Ende an einer Straßenecke einschlief.

1960 bekam der Ostsandmann endlich sein noch heute bekanntes Gesicht, während der inzwischen weitgehend unbekannte Westsandmann vom Aussehen her auch im Hamburger Hafen stehen könnte.

Während der Westsandmann meist auf einer Wolke herbeiflog, konnte der Ostsandmann einen Fuhrpark mit über 200 Fahrzeugen sein Eigen nennen. Er bereiste außerdem, entgegen der angespannten Grenzpolitik, die ganze Welt.

Neben den alltäglichen, politischen oder reiselustigen Situationen und Abstechern ins Märchenland des Sandmännchens, waren natürlich die kleinen Filme bei den Kindern besonders beliebt.

Gerade beim Ostsandmann gehen die Ursprünge einiger Figuren sehr weit zurück. Fuchs und Elster sowie Pittiplatsch und Schnatterinchen gab es schon in den Anfängen. Viele Formate gibt es heute leider nicht mehr, wie zum Beispiel Puppendoktor Pille. Auch das Sandmännchen entwickelte sich weiter. Zu meiner Zeit waren Der kleine König, Pickeldi und Frederick (übrigens ein Überbleibsel der Westvariante) oder Der kleine Rabe Socke beliebte Figuren. Heute gehen die Kinder mit vielen alten, aber auch einigen neueren Figuren, wie Lola Langohr und Pondorondo, ins Bett.

Rückblickend muss ich sagen, dass mir damals die moderneren Produktionen besser gefielen. Doch je älter ich wurde, desto mehr begann ich mich über die alten Figuren, wie Fuchs und Elster, zu freuen.

Insgesamt hat man spielerisch Tugenden wie Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit vermittelt.

Zum Schluss streut der Sandmann immer den Schlafsand, damit die Kinder müde werden – dabei hatte ich in meiner Kindheit zwei Phasen. Erst habe ich meine Augen weit aufgerissen, damit möglichst viel Sand hineinkommt und ich besser schlafen konnte. Und später bin ich immer, kurz bevor der Sand kam, aus dem Zimmer gerannt oder habe die Augen fest zusammengekniffen, weil ich noch nicht schlafen wollte.

Und so gingen und gehen damals wie heute viele Kinder in ganz Deutschland mit dem Sandmännchen ins Bett.

Titelbild von stine moe engelsrud auf Pixabay

Traduire contre le racisme

Traduire contre le racisme

Was ist eigentlich „Zuhause“? Was bedeutet es für einen deutschen Studenten in Greifswald oder für eine Griechin in Athen? Was bedeutet es für eine syrische Familie, die aus einem zerstörten Land geflüchtet ist? Und wie übersetzt man dieses Konzept, „Zuhause“?

Dieser und anderen Fragen stellten sich im Kontext des Festival contre le racisme Tobias Reußwig und Dirk Uwe Hansen am 07.06. bei einer Lesung im Café Küstenkind. Die beiden sind Übersetzer, Tobias Reußwig stellt Texte vor, die er aus dem Englischen übersetzt hat, die Texte von Dirk Uwe Hansen stammen von griechischen Schriftsteller*innen. Sie schreiben auch eigene Texte, aber an diesem Abend steht vor allem die Übersetzung im Vordergrund.

Übersetzen hat immer auch eine anti-rassistische Tendenz, erklären sie. Einen Text aus einer anderen Sprache und Kultur zu nehmen und in die eigene zu übertragen, bedeutet in erster Linie, sich auf etwas Anderes, Fremdes einzulassen und es ernst zu nehmen. Zugleich stellen alle Texte auch immer Intertexte dar, sie stehen in ihrem eigenen Kontext, reflektieren den Erfahrungshorizont der Schriftsteller*innen. Die Gedichte, die Hansen vorstellt, sind von griechischen Autor*innen verfasst, viele von ihnen schreiben über das Ausland – Schweden, die USA, Afrika. Das Fremde durch die Augen einer*s Fremden.

Trotzdem betonen sie, wie schön es ist, dass Übersetzen so schwierig ist. Jede Sprache hat ihre eigenen, individuellen Wege, um letztendlich das gleiche zu tun, erklärt Reußwig, aber dabei spiegeln sie immer auch die Eigenheiten der jeweiligen Kultur wider. Es kann daher keine Auseinandersetzung mit einer sprachlichen Äußerung geben, ohne sich zuerst auf die Meinung der*des anderen einzulassen. Man kann Leute nur dann völlig verstehen, fügt Hansen an, wenn man dazu bereit ist, ihre Welt auch durch ihre Sprache zu sehen. Er überlegt, wie wichtig es eigentlich wäre, Übersetzen an Schulen zu unterrichten. Den Schüler*innen näherzubringen, wie das geht, sich auf die Denkweise der anderen einzulassen.

Wenn also jede Sprache ihre eigenen Besonderheiten hat, die eine andere Sprache nie gänzlich wiedergeben kann, gibt es dann überhaupt eine perfekte Übersetzung, eine Übersetzung, mit der wir als Leser*innen wirklich zufrieden sein können? Nein, ist die kurze Antwort von Hansen. Aber gleichzeitig auch Ja. Denn trotz der Tatsache, dass bei jeder Übersetzung etwas verloren geht, wird auch immer etwas gewonnen. Neue sprachliche und kulturelle Eigenheiten, die das Original nicht liefert und liefern kann.

At home, a casa, heima. Der Begriff „Zuhause“ scheint auf den ersten Blick die einfachste Übersetzung der Welt zu sein, und trotzdem wird das übersetzte Wort niemals das sagen können, was der Originaltext meint. Vielleicht ist es unmöglich, mit einer Übersetzung an das tatsächliche Konzept heranzukommen, überlegt Hansen. Aber er hofft dennoch, mit seinen eigenen Texten und seinen eigenen Worten am Ende in den Leser*innen in etwa das gleiche Gefühle auszulösen, wie es das Original schafft.

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull

Nachhaltige Kleidung

Nachhaltige Kleidung

Die Redakteur*innen der moritz.medien haben sich schon immer einen Kopf um unsere Umwelt gemacht und darüber berichtet. In unserer neuen Kolumne erzählen wir euch, was wir über das Thema Nachhaltigkeit denken und geben euch viele hilfreiche Tipps, um euer Leben (noch) nachhaltiger zu gestalten.

Von verbrannten Klamotten bis hin zu eingenähten Hilferufen – die Modeindustrie kommt in den Medien nicht besonders nachhaltig rüber. Sich nachhaltig zu kleiden wirkt erstmal wie eine Mammutaufgabe. Und klar, muss jede*r für sich selbst recherchieren. Überblicksseiten geben genau das – einen Überblick über Fair-Fashion-Marken. Aber was ist Fair Fashion eigentlich? Und was ist zu beachten?

Fair, ethical, sustainable

Es gibt viele Zertifikate, die eine Bekleidungsmarke haben kann. Viele überschneiden sich und sind teilweise unterschiedlich definiert. Hier ist ein Versuch, die Bezeichnungen zu unterscheiden. Eine Bezeichnung ist Fair Fashion. Fair Fashion heißt, dass die angebotene Kleidung unter guten Arbeitsbedingungen und zu guten Konditionen, also gerechter Bezahlung für die Arbeiter*innen, hergestellt wird.

Sustainable Fashion ist Kleidung, die unter ökologisch tragbaren Bedingungen hergestellt wird. Das können sozusagen die Inhaltsstoffe sein, die ökologisch korrekt angebaut wurden und die Umwelt nicht belasten. Das können Textilien aus Bio-Baumwolle sein oder aus recycelten Stoffen, wie z. B. altes Plastik. Damit kann aber auch nur die Behandlung der Inhaltsstoffe gemeint sein, die dann ohne giftige Chemikalien o. Ä. auskommt.

Ethical Fashion kombiniert beides und bezeichnet Kleidung, die unter ökologisch und sozial korrekten Bedingungen hergestellt wird. Die Bezeichnungen können aber variieren und manchmal heißen alle drei das gleiche. Es gibt in der Branche aber mittlerweile jede Menge Zertifikate. Aber Achtung: Einige können in die Irre leiten und verkaufen oft ein besseres Image als die Realität hergibt.

Warum fair?

Mit jedem Kauf eines Fast-Fashion-Kleidungsstücks unterstützt der*die Käufer*in schlechte Arbeitsbedingungen, schlechte Inhaltsstoffe in der Kleidung und ein Konsumverhalten, das für die Erde nicht tragbar ist. Genau so kann jede*r gute Arbeitsbedingungen, eine ökologisch sicherere Verarbeitung und Anbau von Stoffen unterstützen – mit dem Kauf von nachhaltiger Mode. Auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen und eine gute Qualität sollte bei Kleidung gesetzt werden, nicht auf jeden Trend.

Außerdem ist Sustainable Fashion meist aus natürlichen Produkten wie Baumwolle oder Hanf gefertigt, die für ein besseres Gefühl auf der Haut sorgen und gesund sind. Bei Kleidung aus beispielsweise Polyester werden mit jedem Waschgang kleine Mikroplastikfasern ins Grundwasser getragen – das ist schädlich für die Umwelt und so auch für uns. Um dem vorzubeugen, wurde der „Cora Ball“ erfunden, der dieses gelöste Mikroplastik in der Waschmaschine auffangen soll. Eine gute Idee, die aber noch ausbaufähig ist.

Reuse, reduce, recycle, refuse

Schon existierendes Plastik muss immer weiter recycelt werden, denn dieses hat sich zu einer endlosen „Ressource“ entwickelt, die wir erstmal nicht mehr loswerden. So gibt es viele Firmen, die Schuhe oder Rucksäcke aus gesammeltem Plastik herstellen.

Kleidung an sich kann jede*r recyceln: entweder mit einfachen Nadelstichen etwas aufpimpen und nochmal neu tragen oder an Menschen im Umfeld verschenken, zu Secondhandläden bringen oder auf Kleidertauschpartys (z. B. am 21. Juni in der Kabutze) mitbringen. Jede Klamotte sollte so lange getragen und genutzt werden wie es nur geht. Kleidung aus zweiter Hand ist meist preiswerter als neue. Und so kann mit wenig Aufwand alten Klamotten ein zweites oder sogar drittes Leben gegeben werden.

Es muss nicht jeder Trend mitgemacht werden. Die Modesaisons werden immer kürzer und öfter. So wechseln die Trends ständig und die Klamotten in den Schaufenstern auch. Die Kleidung wird immer kurzlebiger, um die Menschen zum Shoppen anzuhalten. Einfacher und auf Dauer preiswerter ist es da, einen eigenen Stil zu entwickeln und nur im Notfall neue Kleidung zu kaufen. Bunte, lustige, aber auch einfache und stilechte Mode ist überall.

Bei Fragen fragen!

Die richtigen Labels zu finden ist schwierig, weil viel undurchsichtig bleibt und verschleiert wird. Um die Modeindustrie durchsichtiger erscheinen zu lassen und den Endverbraucher*innen das Kaufen zu erleichtern, erstellt fashionrevolution.org jedes Jahr einen Transparenzindex für 200 Marken. Die Organisation erfasst u. a. die Richtlinien und Umsetzung dieser, sowie die Erreichbarkeit und Veröffentlichung der Textilienanbieter. Ein wichtiges Indiz für eine nachhaltige und faire Herstellung von Klamotten ist oft der Social-Media-Auftritt von Firmen: Wenn offen gezeigt wird, wie die angebotene Kleidung hergestellt wird und wo sie herkommt, gibt es keine Geheimnisse.

Viele Blogs setzen sich mit dem Thema auseinander und verweisen aufeinander. So hat mir Karo von conscious by Karo viele Fragen beantwortet. Zusätzlich gibt es in vielen Universitäten Green Offices (in Greifswald wird auch daran gearbeitet), in denen engagierte Leute sitzen, von denen sich bestimmt jemand mit genau dem Thema der nachhaltigen Kleidung auskennt. Die Studis kann man natürlich auch immer erreichen.

Ein nachhaltiges Leben muss nicht schwer sein, mit Klamotten kann jede*r als Verbraucher*in ein Zeichen setzen. Man muss sich nur informieren.
Nächste Woche geht es dann weiter mit der Kategorie: Leihen statt Kaufen.

Beitragsbild: Anne Frieda Müller
Banner: Jonathan Dehn

Folge 30 – Podcast an, Film ab

Folge 30 – Podcast an, Film ab

Nachdem wir über die Wahl des Europäischen Parlaments, sowie über die Bürgerschaftswahl gesprochen haben, werden wir es heute etwas ruhiger angehen lassen und haben deshalb unseren Fokus auf Serien, Filme und Spiele, die uns in den letzten Wochen beschäftigt haben gelegt.

Dabei werden wir klären, was Heinz-Christian Strache mit dem Blair Witch Project zu tun hat. Mit dabei sind dieses mal Jonathan, Felix, Mathias, Tom und Mels.

Worüber wir wann reden:
01:16 Daedalic Entertainment – Edna bricht aus (Tom)
10:25 Impulse (Jonathan)
17:50 Game of Thrones (Mathias) 
35:50 Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu (Felix)
47:12 Iron sky (Jonathan)
52:05 Avengers: Endgame (Jonathan)
1:02:00 Strache Video Ibiza (Mels)

Wir hoffen, Ihr habt etwas Spaß mit den von uns besprochenen Filmen/Serien und Spielen.

Bei Fragen und Anregungen könnt Ihr uns wie immer unter der E-Mailadresse web-podcast@moritz-medien.de erreichen.

Die EU in MV? Geförderte Projekte stellten sich mit anschließendem Bürgerforum vor

Die EU in MV? Geförderte Projekte stellten sich mit anschließendem Bürgerforum vor

Ein Beitrag von Annica Brommann und Julia Schlichtkrull

Die Europaparlamentswahlen sind durch und mit den Ergebnissen mag der eine mehr, die andere weniger zufrieden sein. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, ist es wichtig, sich daran zu erinnern, wie viel Gutes eine Europäische Union leisten kann. Vor zwei Wochen fand in diesem Zuge das Bürgerforum „EU & Du – Europa bei uns in Mecklenburg-Vorpommern“ im Pommerschen Landesmuseum statt, bei dem auch Projekte rund um den Ostseeraum vorgestellt wurden, die sich aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung finanzieren. Diese kleine Messe und das anschließende Bürgerforum konnten eindrücklich zeigen, wie vielschichtig und wichtig EU-Politik sowohl international als auch auf kleinerer Bundeslandebene eigentlich ist.

Interreg

Ein Begriff, der dabei immer wieder unweigerlich fällt, ist Interreg. Offiziell als „europäische territoriale Zusammenarbeit“ bekannt, versucht Interreg schon seit gut 20 Jahren, Kooperationen auf verschiedenen wirtschaftlichen Ebenen zu stärken, sowohl zwischen verschiedenen Ländern und Regionen, als auch zwischen einzelnen Städten innerhalb einer Region. Diese Zusammenarbeit kann sich auf unterschiedliche Bereiche beziehen, zum Beispiel auf die Verbesserung des Umweltschutzes oder der Infrastruktur, die Schaffung von Arbeitsplätzen oder die Stärkung lokaler Unternehmen. Statt einer Zentralverwaltung durch die Europäische Kommission gibt es für die verschiedenen Projekte von Interreg jeweils eine regionale Leitung, die sich aus Vertreter*innen aller beteiligten Kommunen oder Mitgliedsstaaten zusammensetzt. Dementsprechend kann diese zielführend entscheiden, welche Maßnahmen für ihre Region am besten geeignet sind.

Fische und Umweltschutz

Im Falle MVs und des Ostseeraums drehen sich wohl die meisten der vorgestellten Projekte um das Thema Schifffahrt und Fischerei. Immer wieder wird betont, was für ein bedeutendes Fischerei-Erbe unsere Region darstellt. Zander, Steinbutt und Dorsch und die Räuchereien und Gastronomien, in denen sie verarbeitet und verkauft werden, tragen viel zum Tourismus im Land bei. Deshalb haben es sich Projekte wie MyFish und Fish Markets zur Aufgabe gemacht, genau diese kleinen Fischereibetriebe zu fördern, finanziell zu unterstützen und überregional und international miteinander zu verknüpfen.

Das MORPHEUS-Projekt (Model Areas for Removal of Pharmaceutical Substances in the South Baltic) klärt über die drastischen Folgen von Medikamenten-Entsorgung in der Toilette oder Spüle auf.

Andere Projekte wie LiveLagoons und SBOIL (South Baltic Oil Spill Response) kümmern sich um regionalen Umweltschutz. Sowohl Eutrophierung (also eine erhöhte Nährstoffanreicherung in den Gewässern, verursacht u.a. durch Industrien und Abwässer, die zu Pflanzenwucherungen führt, die dann Meerestieren den Sauerstoff entziehen), als auch Öllacks sind in unserer Ostsee leider noch immer ein schwerwiegendes Problem. LiveLagoons versucht daher durch die Anlage sogenannter Floating Barriers aus Schilf, Ried und Rohrkolben, die überschüssigen Nährstoffe aus unseren Gewässern herauszufiltern. Bei größeren Ölkatastrophen soll SBOIL durch Forschung und Weiterbildungen die BioBind-Methode verbreiten, bei der Öl gezielt aus Flugzeugen abgeworfene Bindungsmaterialien aufsaugt und dann über große Netze an Schiffen an Land gebracht werden kann.

Zu sehen sind die Bindungsmaterialien von SBOIL.

Förderberatung des Leea e.V.

Leea, das Landeszentrum für erneuerbare Energien Mecklenburg-Vorpommern e.V., ist Träger einer Beratung zu Fördermitteln bei Klima- und Energieprogrammen für Privatpersonen, Unternehmen, Kommunen und Investor*innen. Es ist ein unabhängiges Projekt, das nicht in die freie Wirtschaft eingreifen darf, und leistet vor allem Hilfe bei der technischen Beratung, der Prüfung für mögliche Fördermittel und der Weitervermittlung zu Ansprechpartner*innen, um die Umwelt durch geringere CO2-Emissionen zu entlasten.

Das Team von 2 Mitarbeiter*innen und einer halben Stelle beurteilt vor Ort die Möglichkeiten, Fördermittel zu beantragen und eine Energiewende durch effizientere Energienutzung voranzubringen. So können teilweise sogar bis zu 80% der Kosten durch Fördermittel abgedeckt werden. Unter anderem können Heizungsanlagen optimiert, bessere Maschinen gekauft und generell Hilfe geleistet werden bei Möglichkeiten zu einem sparenden Stromverbrauch im Haushalt. Häufig sind viele Wege noch gar nicht ausgeschöpft oder bislang unbekannt.

Diese Beratung ist kostenfrei und ist bisher auf gute Resonanz gestoßen. Zu Großprojekten gehört zum Beispiel auch der Pommersche Diakonieverein. 

InGRiP

Das InGRiP-Projekt arbeitet an einer besseren Zusammenarbeit der Rettungsdienste aus Deutschland und Polen, da es in diesem Bereich zu erheblichen Problemen des rechtlichen Rahmens und der Verständigung kommt.

So besteht vor allem eine Grauzone, was die Zuständigkeit bei Notrufen und dem Patiententransport angeht. Wer, wann und wo zuständig ist und wie der rechtliche Rahmen genauer festgelegt werden soll, wird von den Mitarbeiter*innen analysiert und bei der Gesetzgebung als Beratung hinzugezogen. Momentan besteht zum Beispiel noch das Problem bei zu langen Transportwegen auf Usedom: das Gesetz sieht vor, dass das weiter entfernte Krankenhaus in Wolgast angefahren werden muss, wo doch das polnische Krankenhaus in Swinemünde weitaus näher liegt. 

Ein weiterer Aufgabenbereich ist die Sprachschulung der Rettungsteams, sodass sich diese möglichst zweisprachig, sowohl untereinander als auch mit den Patient*innen, verständigen können. Darüber hinaus sollen die Bedingungen für eine gemeinsame Luftrettung verbessert und festgelegt, sowie die gemeinsame, zweisprachige Schulung in Simulationsübungen und Rettungsdienstszenarien vorangetrieben werden.

Partner des Projektes sind unter anderem die Universitätsmedizin Greifswald, das Greifswalder Institut für Slawistik und mehrere Luft- und Rettungsdienste, zum Beispiel aus Stettin, Greifswald oder Szczecin-Goleniów.

EU-Verdrossenheit?

Anschließend an die Messe fand am 15.05. ein zweistündiges Bürgerforum statt, bei dem dann doch wieder der Eindruck aufkommen konnte, dass EU-Politik vom einzelnen Bürger recht weit entfernt ist. Alle geladenen Gäste – darunter der Generaldirektor für Regionalpolitik und Stadtentwicklung bei der Europäischen Kommission Marc Lemaître und die Landräte der Landkreise Vorpommern-Greifswald und Vorpommern-Rügen Michael Sack und Dr. Stefan Kerth – betonen zwar in einer kleinen Fragerunde, dass für sie die EU auch privat eine zentrale Rolle spiele, nicht zuletzt für Friedenssicherung oder kostenloses Roaming. Aber viele Fragen aus dem Publikum blieben dennoch unbeantwortet. Warum gelingt es Politiker*innen oft nicht, das Interesse der Bevölkerung an wichtigen politischen und wirtschaftlichen Themen zu wecken? Warum ist das Einheitsgefühl, das die EU vermittelt, zum Teil außerhalb der EU stärker zu spüren als innerhalb? Warum sind die lautesten Stimmen aus den Reihen der Politiker*innen oft die derer, die gar keine EU wollen? Auch Artikel 13 und Fridays for Future wurden erwähnt und die vielleicht drängendste Frage: Warum nimmt das Europäische Parlament die Sorgen der Bevölkerung, vor allem der jüngeren Generation, oft nicht ernst?

Ob es der EU gelingt, bürgernäher zu werden und gleichzeitig die gute, bereits existierende Zusammenarbeit an lokalen Projekten beizubehalten, müssen die nächsten fünf Jahre zeigen.

v.l.n.r.: Uwe Ambrosat (Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Rügen-Stralsund-Nordvorpommern), Dr. Rieke Trimcev (Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Greifswald), Marc Lemaître (Generaldirektor für Regionalpolitik und Stadtentwicklung bei der Europäischen Kommission), Dr. Stefan Kerth (Landrat des Landkreises Vorpommern-Rügen) und Michael Sack (Landrat des Landkreises Vorpommern-Greifswald)

Beitragsbilder: Julia Schlichtkrull