Der Name einer Krimiserie, mit Blumen auf der Bühne: Broen

Der Name einer Krimiserie, mit Blumen auf der Bühne: Broen

Broen wird [Bruen] ausgesprochen und heißt “die Brücke” auf Deutsch. Die norwegische Band ist durch ihre aufwendigen Kostüme bekannt geworden, die Ihr in ihren Videos bewundern könnt. Wir haben sie im Rahmen des Nordischen Klangs interviewen dürfen, auch wenn sie diesmal nicht ganz so aufwendig kostümiert waren. 


Die fünf Norweger*innen vereinen Synthiemusik mit Pop, Gesang und einer Tuba.
Die Band heißt durch einen Zufall Broen, also Brücke. Lars, der Drummer (der leider nicht in Greifswald mitspielen konnte) war wandern und dachte sich, dass das ein guter Name wäre – nicht zu kurz und nicht zu lang. Denn, wie die Band uns verriet, werden lange Bandnamen doch eh gekürzt, also warum nicht gleich einen kurzen Namen wählen?

Der einzige Zufall war, dass es die Skandinavische Serie “Broen”, bei uns “Die Brücke – Transit in den Tod”, schon gab. Produziert wird diese aber in Schweden und Dänemark. Trotzdem gefiel der Name und er blieb.

“Even though they are made from plastic.”

Auf die Frage, warum sie so aufwendige Kostüme tragen und etwas abgedreht tanzen, sagt uns die Sängerin Marianna: “Because I feel it!” Die Bewegungen und die Kostüme kommen von Herzen und aus der Leidenschaft für die Künste heraus. Heida, die die Tuba auf der Bühne spielt, bekommt die Ideen und will diese dann umsetzen. Die Gruppe hatte schon verschiedenste Kostümphasen: die goldene Periode, die silberne Periode und momentan die blumende Periode, sozusagen. Heida erklärt uns, dass sie die Natur auf die Bühne bringen will. “Auch wenn die großen Blumen aus Plastik sind.”, sie lacht dabei.

Norwegen unterstützt junge Künstler*innen

Auf die Frage, wann sie sich getroffen haben und entschieden, eine Band zusammen zu gründen, kommen verwirrende Konstruktionen als Antwort: Hans und Marianna haben schon zusammen gespielt, Hans und Lars haben eine gemeinsame Gruppe, Anja und Heida spielen noch zusammen in einer anderen Band. Irgendwie kannten sich alle schon länger, irgendwie machen alle noch in vielen anderen Gruppen, Projekten und Bands Musik zusammen. Das liegt daran, dass der Staat Norwegen viele neue Musikprojekte unterstützt. Musik ist für die norwegische Bevölkerung sehr wichtig, die meisten Kinder lernen ein Instrument. Die Musikkultur wird gefördert und ist im ganzen, dünn besiedelten Land ausgebaut. Bands spielen auf großen Bühnen, in Schulen und in kleinen Gemeindezentren, da wird kein Unterschied gemacht.

So kommt es auch, dass alle Mitglieder der Band Broen von der Musik leben können. Sie spielen alle verschiedene Genres, in verschiedenen Gruppen.


Sechs Songs in einer Nacht

Vor ihrem ersten Konzert schrieben sie erstmal 5-6 Songs – in einer Nacht! Die Songs handeln von den großen Fragen des Lebens, was sie so denken. Es geht viel um die Natur und wie es so ist, ein Mensch in dieser Gesellschaft zu sein. Es geht erstaunlich wenig um die Liebe, eher um Gender- und Umweltfragen, ohne politisch sein zu wollen. Die Band will nur ihre Gedanken darstellen und verarbeiten.

Und obwohl die Band norwegisch ist und in Oslo ihren Hauptstandort hat, singt Marianna auf Englisch. Warum ist das so? “Ich bin Griechin und spreche Englisch seit ich vier Jahre alt bin. Deswegen kann ich Englisch einfach besser als Norwegisch. Aber vielleicht kommt das ja noch oder vielleicht bald sogar griechische Songs!”

Danke für das Gespräch! Mehr zu der Band findet Ihr auf der Facebookseite und beim Intro Magazin.

Noch mehr Nordischen Klang findet Ihr bei
moritz.tv – genießt die kühle Brise aus dem Norden in der heißen Prüfungsphase!

Bilder: Anne Frieda Müller

Die Retterin der vergessenen Kinder

Die Retterin der vergessenen Kinder

„Bevor er hingerichtet wurde, war er ein sehr lieber Papa.“ Es sind Worte wie diese, die einen aufhorchen lassen. Ein eigenartiges Gefühl. Schwer in Worte zu fassen. Schließlich hat ihr Vater drei Menschen umgebracht. Um an dieser Stelle niemanden im Dunkeln zu lassen: Ich schreibe über eine Dokumentation namens „Chinas Schande – Die Kinder der Gehenkten“. Diese schildert das Schicksal von chinesischen Kindern deren Eltern im Gefängnis sitzen oder bereits hingerichtet wurden. Es geht aber auch um die sogenannten Sun Villages, sozusagen Kinderheime für eben diese Kinder. Sowie um die Frau, die diesen Kindern ein Zuhause gegeben hat.

Die Situation in China

In keinem Land werden so viele Menschen hingerichtet wie in China. Die genauen Zahlen sind ein Staatsgeheimnis. Doch Amnesty International geht von Tausenden Hinrichtungen jährlich aus. Sprichwörter wie „Eine Katze wirft niemals Hundewelpen“ oder der Satz „Der Sohn eines Helden ist ein Held. Und der Sohn eines faulen Eis ist selbst ein faules Ei“ (Mao Zedong), sorgen für eine Ausgrenzung der Kinder. Für viele Chines*innen ist die Schande bei Morden so groß, dass sich die Verwandten nicht mehr um die Kinder kümmern wollen. Oder sie sind schlicht zu arm, um den Kindern eine Zukunft zu bieten. Meist landen diese Kinder dann auf der Straße und müssen betteln oder stehlen, um zu überleben.

Zhang Shuqin und die Sun Villages

Das ist der Name der Frau, die im Jahre 1996 das erste Sonnendorf gegründet hat. Sie ist bis heute, mit 70 Jahren, Managerin der zehn derzeit bestehenden Sun Villages. Sie war früher selbst mal in einem Gefängnis angestellt und hat dort miterlebt, dass sich die Häftlinge große Sorgen um ihre Kinder machten. Deshalb gab sie ihren Job auf und fing an, den Kindern zu helfen. Heute besteht ihre Tätigkeit nicht nur aus Verwaltung, sondern auch besonders aus Pressearbeit und Werbung. Schließlich finanzieren sich die Dörfer nur über Spenden und die Einnahmen der von den Kindern angebauten Pflanzen sowie von ihnen gebastelten Kleinigkeiten. Spenden kann man zum Beispiel, indem man die Kosten für ein Kind übernimmt oder einen Baum finanziert, dessen Früchte dann den Kindern zugutekommen.

Was wird aus den Kindern?

Viele der Kinder leiden durch die Verbrechen ihrer Eltern oder unter dem, was sie in ihrem alten Zuhause erlebt haben. Sie sind z. B. von Epilepsie betroffen, neigen zu psychischen Störungen wie Angststörungen oder werden in der Schule ausgegrenzt. Zwar wird es mit der Zeit im Sonnendorf meistens besser und auch die Lehrer*innen geben sich Mühe, die Kinder zu integrieren, aber der Start ist schwer. Es ist immerhin ein Erfolg, dass die Kinder dort zur Schule gehen können. In China zahlt man immer noch Schulgeld. Ebenso wird ihnen der Kontakt zu ihren Eltern ermöglicht (falls diese noch leben) und Verwandte dürfen sie jederzeit besuchen. Wenn sie 18 Jahre alt sind, müssen sie ausziehen und sich um sich selbst kümmern. Denn das Ziel von Zhang Shuqin war es immer, diesen benachteiligten Kindern eine faire Chance auf ein besseres Leben zu ermöglichen. Mit Erfolg! Aus den Kindern, die damals in das Sun Village kamen, sind heute z. B. Bildhauer*innen oder Ingenieur*innen geworden. Aber auch ohne selbst berühmt zu werden, sind die Zukunftschancen der Kinder bei weitem besser, als wenn sie auf der Straße leben oder ohne Schulbildung auf dem Land arbeiten müssten.

Und warum der Artikel?

Nun, es war mir ein persönliches Anliegen auf Zhang Shuqin und die Sun Villages aufmerksam zu machen. Ich empfand die eingangs erwähnte Dokumentation als sehr bewegend und hätte nicht gedacht, dass man mich mit einem solchen Thema so berühren kann. Schließlich hat man Spendenaufrufe im Fernsehen oder leidende Menschen und Tiere schon so oft gesehen und sich trotzdem nicht viel dabei gedacht. Außerdem fühlt sich die Geschichte dieser Sonnendörfer so an, als hätte man, in absehbarer Zeit, wirklich etwas bewirkt. Als könnte man das landesweite Problem dort vielleicht wirklich lösen. Was nicht heißen soll, dass langfristige Probleme wie der Klimawandel keine Beachtung mehr verdienen. Doch für mein Glücksgefühl ist es besser, die Erfolge und Auswirkungen direkt zu sehen.

Wenn sich jetzt auch nur eine Person zum Nachdenken angeregt fühlt, sich die Doku vielleicht selbst einmal ansieht oder sich z. B. auf der Website der Sun Village Organisation selbst etwas informieren will, dann ist damit schon etwas gewonnen.

Beitragsbild: Felix Michau

Kunst verbindet Menschen – eine Begegnungsstätte der anderen Art

Kunst verbindet Menschen – eine Begegnungsstätte der anderen Art

Normalerweise engagieren sich die Mitglieder der Organisation Greifswald Hilft für die Rechte und Freiheiten von Asylsuchenden. Ziel ist es, langfristig Strukturen zu schaffen, politische Aktionen zu organisieren und somit den öffentlichen Diskurs mitzugestalten. Im Vordergrund steht die Unterstützung von Geflüchteten und das Aufzeigen von neuen Perspektiven. Die ehrenamtlichen Helfer haben stets ein offenes Ohr für die Sorgen, Nöte und Fragen der Menschen. Das Projekt Pro Acryl fokussiert sich seit 2015 auf die gemeinsame Gestaltung von Workshops. Es vernetzt kreative Menschen mit unterschiedlichen Ideen und Talenten und schafft damit eine ganz eigene Gemeinschaft, in der kulturelle Hintergründe keine Rolle spielen. Erstmals engagierten sich die ehrenamtlichen Helfer nicht für die Asylpolitik, sondern trugen zu einem attraktiveren Stadtbild bei.

Bild: Lara Hansen

Am vergangenen Wochenende wurde buchstäblich ein Denkmal gesetzt. Im Auftrag der Ortsteilvertretung Schönwalde I/Südstadt wurde die alte DDR-Bushaltestelle in der Karl-Krull-Straße restauriert. Die Schmierereien an den Wänden wurden beseitigt und ein Stadtplan des Ortsteils sowie der gesamten Südstadt abgebildet. Eine Legende der Häuser und Straßennamen sorgt für die nötige Orientierung. Um zurückführen zu können, wer an der Umgestaltung beteiligt war, wurde das Logo von Pro Acryl sowie die Namen der Künstler verewigt. Auf der Rückseite sorgen verschiedene Tierbilder dafür, dass sich die Sicht vom dahinterliegenden Spielplatz auf die Haltestelle ebenfalls verbessert. Einige Meter von der Station entfernt befindet sich eine Art Betonplatte. Diese wurde im Zuge der Umgestaltung ebenfalls überarbeitet, sodass sie jetzt, überdeckt von einer künstlerischen Blumenwiese, kaum wiederzuerkennen ist.

Bild: MOPET

Die notwendigen Materialien für die Neugestaltung wurden aus dem Ortsteilbudget bezahlt. Initiiert wurde die Aktion von Marianne Seidlein und begleitet von Monika (unten links im Bild) und Peter Multhauf (Vorsitzender der Ortsteilvertretung/oben links im Bild). Die Vorbesprechungen des Projektes begannen bereits vor einem Jahr, sodass die Freude groß war, mit der Umsetzung endlich beginnen zu können. Schon bereits zu Anfang der Umgestaltung sorgten die Arbeiten in der Südstadt für Aufmerksamkeit. Interessierte und Nachbarn beobachteten die Veränderung des Betonhäuschens und blieben nicht selten für ein kurzes Gespräch. Für viele der Anwohner war der Anblick der beschmierten Haltestelle schon lange ein Dorn im Auge. Einige kleine Helfer aus der Umgebung zögerten nicht lange und beteiligten sich aktiv mit an der Umgestaltung. Diese dauerte, ohne die Vorbereitung, insgesamt vier Tage, sodass die Fertigstellung am letzten Sonntag erfolgte.

Bild: Lara Hansen

Um die Bushaltestelle als Teil der Stadtgeschichte zu bewahren, laufen bereits Gespräche darüber, sie unter Denkmalschutz zu stellen.

Habt Ihr Lust, das Team von Pro Acryl zu unterstützen? Dann könnt Ihr Euch über Facebook oder per E-Mail melden. Kunst-Vorwissen ist nicht erforderlich! https://www.hgwhilft.de/mitmachen/pro-acryl.html?L=0

Beitragsbild: Jana Eickholt

Und die Welt steht still, hier im Hinterwald – Teil 2: Rügen

Und die Welt steht still, hier im Hinterwald – Teil 2: Rügen

So soll es laut Silbermond an der B96 in Sachsen sein, und so scheint es auch hier, im Norden der B96. Mecklenburg-Vorpommern ist eine einsame, alte, eingeschlafene Gegend, aber keinesfalls leer und tot. MV ist reich an Kultur und Geschichte, an ruhigen weiten Feldern, stürmischen Küsten und tiefen Wäldern. Zahlreiche Ideen für Ausflugsziele für alle, die eine Auszeit vom Unialltag brauchen und denen langsam die Prokrastinationsmöglichkeiten ausgehen.

Wenn die Tage sonniger werden und die Temperaturen steigen, wenn der Unistress vergessen werden soll und man an einem Wochenende einmal wirklich freimachen kann, dann ist es Zeit für einen Ausflug. Rügen ist bei den Deutschen Urlaubsort Nummer eins, aber genauso lohnt es sich, die Insel nur für einen eintägigen Kurztrip zu besuchen. Durch die Rotbuchenwälder spazieren, Eis essen in Bergen, abends rüber fahren nach Ummanz, um dort am Strand die Sonne direkt vor sich untergehen zu sehen. Rügen steht für Natur und Kultur, kleine Dörfer und Städte voller Tradition und eine weit zurückreichende, bedeutende Geschichte.

In einem ersten Teil wollen wir euch bereits einige der Orte zeigen, bei denen sich ein Besuch durchaus lohnen könnte. Natürlich bleibt es nicht dabei. Rügen ist zu groß und zu abwechslungsreich, um alles auf einmal vorzustellen. Darüber hinaus bietet es sich auf Rügen wohl am ehesten an, einfach das Fahrrad mitzunehmen und die Insel selbst zu entdecken. Gerade abseits der Hauptstraßen, über holprige Feldwege hinweg, durch die tiefen Wälder hindurch oder an der Küste entlang, stößt man dabei immer wieder auf Neues und Unerwartetes – kleine Dörfer voller Reetdachhäuser, Wälder, die plötzlich in eine Steilküste münden, Hügel- und Hünengräber verstreut im Land, als Zeugen längst vergangener Kulturen.

Sonnenuntergang auf Ummanz

Anbindung

Tatsächlich ist es relativ simpel und lohnenswert, sich auf Rügen mit dem Fahrrad fortzubewegen. Nicht nur, weil das Fahrrad Flexibilität erlaubt und es wesentlich einfacher macht, spontan an schönen Stellen zu halten, auch wenn gerade keine Parkfläche in der Nähe zu sein scheint. Rügen ist zwar die größte Insel Deutschlands, aber mit rund 51 km Länge und 43 km Breite trotzdem nicht so groß, dass man nicht zumindest von den Bahnhöfen aus das meiste bequem mit dem Fahrrad erreichen kann. Die Hauptzugstrecke auf Rügen führt einmal quer über die Insel, von Stralsund nach Sassnitz. Von Bergen zweigt außerdem die Bahn Richtung Lauterbach ab, von Lietzow gibt es auch eine Strecke Richtung Binz. Wer zu Fuß unterwegs sein möchte, kann auch auf ein gut ausgebautes Busnetz zurückgreifen.

Lietzow

Die bereits erwähnte Gemeinde Lietzow ist aber nicht nur wegen ihres Bahnhofs interessant. Über dem Ort thront ein kleines „Schlösschen“, bei dem es sich eigentlich gar nicht um ein Schloss handelt, sondern um einen Kunstbau, eine kleine Kopie des Schlosses Lichtenstein in Baden-Württemberg. Hübsch ist es trotzdem. Am Fuß des Berges, am Rand von Lietzow, schließen sich erst ein Wald und dahinter eine niedrige Steilküste und das Meer an. Im Sommer kann man hier am steinigen Strand baden gehen, an kühleren Tagen bietet sich das Ufer aber auch einfach nur zum Spazieren an. Popularität erlangte Lietzow aber vor allem durch die mehr als 6000 Jahre alten Werkzeuge und Waffen aus Feuerstein, die hier gefunden wurden. Die Kultur, aus der sie stammen, ist unter Historiker*innen dementsprechend als Lietzow-Kultur bekannt. Die Fundstücke sind nicht einfach nur alt. Sie sind die ältesten Beweise Rügens für eine sesshaft gewordene Gesellschaft, die hier ausreichend Rohstoffe und Nahrung vorfand, um sich niederzulassen und die ersten Siedlungen zu errichten.

Feuersteinfelder bei Neu Mukran

Fährt man von Lietzow aus nach Osten, kommt man schon nach kurzer Zeit zu den Feuersteinfeldern. Mit dem Fahrrad sind sie nur etwa 6 km von Lietzow entfernt, wer mit dem Auto kommt, kann an dem Parkplatz an der Straße zwischen Prora und Neu Mukran halten und muss von dort aus nur noch ein kleines Stück von etwa 2 km zu Fuß durch den Kiefernwald laufen. Die Feuersteine wurden vor etwa 4000 Jahren durch starke Sturmfluten angespült und hier zu gigantischen Wällen aufgetürmt – auf einer Fläche von rund 350 bis zu 2000 Metern sowie mehreren Metern Höhe. Begehbar ist heute nur ein geringer Teil davon, das meiste liegt unter Sand und Kiefern begraben.

Wenn man sich an heißen Tagen vor den Kreuzottern vorsieht, kann man sich hier auf einen wunderschönen Spaziergang freuen, über die schwarz-weißen knirschenden Steine hinweg, durch Wacholder, Heidekraut, Heckenrosen und Obstbäume hindurch. Mit etwas Glück findet man vielleicht sogar einen Hühnergott. Den Steinen wurde früher übrigens wirklich eine gottgleiche Wirkung nachgesagt – man legte sie den Hühnern mit in die Nester, weil man glaubte, die Tiere würden dann gesünder bleiben und mehr Eier legen.

Woorker Berge

Von Lietzow aus in die andere Richtung, nur wenige Kilometer im Westen, liegt Ralswiek. In den 1970er und 80er Jahren wurden bei dem kleinen Dorf vier alte Holzboote aus dem frühen Mittelalter gefunden, die den Beweis für einen aktiven Handel mit den Wikingern liefern. Heute ist Ralswiek vor allem für seine Störtebeker Festspiele bekannt, aber genauso bietet sich die Stadt für einen Spaziergang an – zum Beispiel vom Hafen aus den Hügel hinauf durch den Landschaftspark hindurch, bis man zum Ralswieker Schloss gelangt.

Wer von Ralswiek aus der Straße Richtung Westen folgt, kommt nach etwa 3 km aus dem Wald heraus auf ein Feld, auf dem sich die sogenannten „Woorker Berge“ befinden. Vor allem mit dem Auto sind sie schwer zu finden. Wer sich Woorke von Süden aus nähert, muss darauf achten, am Ort nach links abzubiegen. Nach einem kurzen Weg über eine landwirtschaftlich genutzte Straße aus Steinplatten hinweg, tauchen die Hügel schließlich auf der rechten Seite auf.

Bei den „Woorker Bergen“ handelt es sich nicht wirklich um Berge. Die 14 Hügel sind künstlich aufgeschüttet worden, während der Bronzezeit vor etwa 3500 Jahren, als Begräbnisstätten. Wegen der kostbaren Grabbeigaben wurden viele der Hügelgräber aber schon vor langer Zeit geplündert. Andere wurden abgetragen, um dem Straßennetz oder der Landwirtschaft Platz zu schaffen. Zwar sind auf Rügen noch immer mehrere Hundert Hügelgräber erhalten, diese stehen aber oft so vereinzelt oder sind so sehr von einem Wald verborgen, dass man sie schnell übersehen kann. Hier bei Woorke dominieren sie die Landschaft. Lässt man Auto oder Fahrrad einfach stehen und erkundet zu Fuß die Gegend, steht man – zumindest im Sommer – vor einem beeindruckenden Anblick von gelben Rapsfeldern, aus denen sich hier und dort die bewaldeten Hügel erheben, als lebendige Zeugen vergangener Kulturen.

Bergen auf Rügen

Etwa 10 km südöstlich von Woorke stößt man auf einen richtigen Berg, der einen der wohl schönsten Ausblicke über ganz Rügen bietet. 1875 wurde der hier auf dem Rugard zu Arndts 100. Geburtstag errichtete Ernst-Moritz-Arndt-Turm fertiggestellt. Gegen ein kleines Entgelt von 2 € bzw. 1,50 € für Studierende ist es möglich, den Turm zu besteigen – im Sommer einfach beim Turm selbst, in den kälteren Monaten wird einem der alte, klobige Turmschlüssel auf Nachfrage hin im angrenzenden Hotel überlassen. Die Aussicht ist atemberaubend und reicht von der Kuppel aus und bei gutem Wetter von Stralsund bis zu den Kreidefelsen. Inmitten von Rügen zu stehen und die gesamte Insel überblicken zu können – ein wenig verschafft es einem ein Gefühl davon, wie es sich zu slawischen Zeiten angefühlt haben muss, als hier auf dem Rugard, der Burg der Rygir oder Rugier, noch eine Wallburg stand.

Das älteste noch erhaltene geschichtliche Vermächtnis Bergens ist wohl die Marienkirche. Die slawischen Ranen, die Rügen noch bis zum 12. Jahrhundert beherrschten, konnten erst 1168 endgültig vom Dänenkönig Waldemar I. unterworfen werden. Es gelang den dänischen Truppen dabei nicht nur, die Jaromarsburg am Kap Arkona zu zerstören, sondern auch, die Ranen zur Christianisierung zu drängen. Klöster wie das Kloster in Eldena führten die Missionierungen aus, daneben stiftete Waldemar I. Geld für die Errichtung von insgesamt 12 Kirchen. Mit dem Bau der ersten davon, der Bergener Marienkirche, wurde 1180 begonnen.

Dass die Kirche so alt ist, merkt man ihr beim Betreten sofort an. Der gotische Bau, in den romanische und über die Zeit hinweg auch barocke Elemente eingearbeitet wurden, strahlt eine gewisse Macht und Größe aus, man wird ehrfurchtsvoll und fühlt sich geradezu in die Zeit zurückversetzt. Populär ist die Marienkirche aber nicht unbedingt für ihre imposante Ausstrahlung geworden, sondern vor allem für das Uhrenziffernblatt an der Nordseite – bei einer Restaurierung 1983 wurde hier nämlich anstatt der Löcher für die üblichen 60 Minuten ein 61. Loch gebohrt.

Aber ein Tagesausflug nach Bergen ist auch ganz unabhängig von überschüssigen Minuten keine Zeitverschwendung. Rund um den Marktplatz, der als Parkfläche dient, ragen Giebelfassaden im Historismus und Jugendstil auf, im neben der Marienkirche gelegenen ehemaligen Zisterzienserinnenklosters befindet sich heute ein Stadtmuseum, in dem gegen 2 € Eintritt Exponate aus Rügens Ur- und Frühgeschichte besichtigt werden können. An heißen Sommertagen laden auch die Cafés und Eisdielen der Stadt ein – vielleicht gibt es bei einigen davon sogar ungewöhnliche Schätze zu entdecken, wie eine große Eisenbahnmodellanlage im Hinterhof.

Putbus

Von Bergen aus ist schließlich auch Putbus, eine andere größere Stadt Rügens, nicht mehr allzu weit entfernt – rund 8 km Richtung Süden mit dem Fahrrad bzw. 9 km mit dem Auto. Bis 1815 waren Rügen und Hiddensee noch schwedisch, erst nach dem Wiener Kongress gingen sie an Preußen über. Vielleicht war es dem preußischen Beamtentum geschuldet, dass schon kurze Zeit darauf viele Städte Rügens zu Kurorten ausgebaut wurden. 1816 wird Putbus zum ersten Seebad Rügens. In den darauf folgenden Jahren wurde die Stadt unter Fürst Wilhelm Malte I. zu einer fürstlichen Residenzstadt ausgebaut. Als „Stadt der Rosen“ oder „Weiße Stadt“ bekannt, wurde viel Wert darauf gelegt, Putbus vor allem für vornehme Sommergäste attraktiv zu gestalten.

Eindrucksvoll ist das noch immer am Circus zu erkennen, dem Mittelpunkt der Stadt. Der kreisrund angelegte Platz ist von strahlend weiß gestrichenen Häusern umgeben, vor denen unzählige Rosenbüsche gepflanzt wurden. In symmetrischer Anordnung führen acht Wege auf den Obelisken im Zentrum des Platzes zu, der 1845 errichtet wurde und an den Stadtpromi Fürst Malte I. erinnern soll.

Bereits in Aufzeichnungen aus dem 14. Jahrhundert ist belegt, dass eine Burg in Putbus den Grafen von Putbus als Herrschaftssitz diente. Von der Burg ist heute aber nichts mehr erhalten – sie wurde schon kurz nach 1600 zu einem Schloss umgebaut. Aber auch von dem Schloss ist kaum mehr was übrig – erst wurde es 1865 von einem Feuer zerstört, dann riss man den Neubau nur 100 Jahre später unter der DDR-Regierung ab.

Heute ist von der alten Fürstenresidenz nur noch die Schlossterrasse und der umliegende Schlosspark erhalten, aber ein Besuch lohnt sich trotzdem. Wer sich auf die Suche nach den noch immer im Park verstreut liegenden Zweckbauten macht, kann zum Beispiel das Mausoleum, das Affenhaus oder den Marstall entdecken. Im Affenhaus befindet sich heute ein Puppen- und Spielzeugmuseum, der Marstall wird für Konzerte genutzt. Die Schlosskirche wurde eigentlich als Salon zum Spielen, Tanzen und Feiern für die adlige Gesellschaft errichtet und erst 1891 zur Kirche umgebaut. Die ehemalige Villa Löwenstein wird heute als Rosencafé genutzt, in der Orangerie sind regelmäßig wechselnde Kunstwerke ausgestellt. Von dem Fasanenhaus am Schwanenteich ist nur noch eine Ruine geblieben.

Wer vom Circus aus gesehen den ganzen Park einmal durchquert, kommt am Ende beim Wildgehege heraus. Die etwa 8 Hektar große Anlage bietet seit ihrer Eröffnung 1833 Rot- und Damwild ein Zuhause. Wer nach einem Parkspaziergang noch eine Abendbeschäftigung sucht, kann einen Blick in den Theaterspielplan des Theaters Vorpommern werfen. Und wenn die Sonne danach noch nicht ganz versunken ist, lohnt sich auch ein Ausflug an den nur 3 km entfernten Strand von Neuendorf, um im weichen Sand oder im warmen Wasser entspannt den Tag ausklingen zu lassen.

Bilder: Julia Schlichtkrull, Franziska Schlichtkrull

retro.kolumne: Akte X

retro.kolumne: Akte X

Retro, retro, retro yeah! Die neue Kolumne über alte Dinge. Kennt Ihr diese Spiele, Filme, Accessoires noch? Aus der Kindheit, meist noch aus den 90ern, stammen sie und sind vielleicht ja doch noch ein Guilty Pleasure des ein oder anderen. Dieses Mal mit dem Thema: Akte X

Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 1993. Dies sind die Abenteuer der FBI Agentin Dana Scully und dem Agenten Fox Mulder, die in Verschwörungen vordringen, die noch nie ein Dr. Axel Stoll-Anhänger gesehen hat. So oder so ähnlich könnte das vermeintliche Intro der Mystery Kultserie Akte X beginnen, hätte es nicht das vermutlich ikonischsten Intro-Theme ever. Wäre dies hier nicht ein stummer Artikel, sondern eine akustische Review, wäre natürlich nichts passender gewesen, als eben mit dem von Mark Snow komponierten Intro-Song zu beginnen. Selbst jene, die noch nie eine Folge der Serie gesehen haben, kennen wenigstens das Intro, welches wie kaum ein anderes Theme bis heute für Mysterien und Verschwörungen steht. Doch die wahren Helden von Akte X sind selbstverständlich die FBI Agent*innen Mulder und Scully. Jene Agent*innen, die für die Aufklärung verschiedenster ungelöster mysteriöser Fälle des FBI in den USA kämpfen, selbst wenn sie dafür ihre Karriere oder sogar ihr Leben aufs Spiel setzen müssen. Dabei stellen sich ihnen nicht nur finstere Mächte wie Außerirdische, Monster oder sogar vermeintliche Vampire in den Weg, sondern hin und wieder auch eine US-amerikanische Regierung, der man noch zutrauen würde, zu vertuschen, zu manipulieren und Verschwörungen auszuhecken.

Bei der heutigen Administration scheint die Vorstellung solcher Kompetenzen doch eher unglaubhaft. Wohl auch ein Grund weswegen Akte X in einer Neuauflage von 2016-2018 gefloppt ist.

Für mich, als junger und zugegeben sehr leicht zu erschreckender 10-Jähriger, war Akte X so unfassbar gruselig, dass ich meist nie über die erste Werbepause hinwegkam. Als nun irgendwann zumindest körperlich gereifter Mann versuchte ich es später noch einmal, denn die Faszination hat mich dennoch nie losgelassen. Auch lange nach der ersten Ausstrahlung 1993 muss ich zugeben, dass die eine oder andere Folge bis heute meinen Herzschlag beschleunigt. Denke ich da zum Beispiel an die Folge „Das Nest“ (S1;F2) in der das Monster der Woche sich von menschlichen Lebern ernährt. Dabei erhält der „Feinschmecker“ durch diesen kulinarischen Trick nicht nur die Möglichkeit sein Leben stark zu verlängern, sondern ist auch selbst durch eine Mutation in der Lage, sich durch die kleinsten Öffnungen zu quetschen und seinen Körper stark zu deformieren bzw. zu verlängern. Da kann selbst Dr. Hannibal Lecter einpacken. In den voller Spannung, etwas Witz und mit einer kleinen Portion Ironie inszenierten Folgen ist es diese Mischung aus Reed Richards alias Mister Fantastic von den Fantastischen Vier und Dracula, die mich noch heute an den Bildschirm fesseln.

Als kleiner Funfact sei nebenbei erwähnt, dass der Schauspieler Doug Hutchison, der das wendige Leckermäulchen spielt, eigentlich Vegetarier ist.

Jedoch müssen unsere wackeren FBI Helden, wie bereits erwähnt, nicht nur gegen irdische Kostverächter antreten. Der Fokus der Reise der beiden Ermittler*innen liegt eindeutig bei der Aufklärung der groß angelegten Verschwörung, die offenbar bis ganz nach oben reicht. Das ist hier unter anderem wörtlich zu verstehen. Denn vor allem Mulder, der neben seiner Passion für Erotikmedien auch von der Existenz von Aliens überzeugt zu sein scheint, hat sich vorgenommen, diese Existenz auch zu beweisen. Dabei steht dem unengagierten FBI Agenten „Spooky“ Mulder eine nicht minder fähige, aber doch um einiges skeptischere Partnerin mit dem Namen Skully zur Seite. Gemeinsam begibt sich das ungleiche Duo auf eine mysteriöse und gefährliche Reise. Als Zuschauer fragt man sich derzeit eigentlich immer nur zwei Dinge. Warum schaut Skully immer im unpassendsten Moment weg und entgeht somit vielen Auflösungen der Fälle, und wann küssen sich beide endlich?

Wer sich diese Fragen beantworten möchte, kann sich noch heute auf diese mysteriöse Reise begeben, denn die Serie, die insgesamt acht gute und drei mittelmäßige Staffeln zu bieten hat, ist auch heute noch sehr sehenswert. Wenn ihr also nichts gegen den einen oder anderen frustrierenden Moment habt und euch eine nicht nur böse, sondern auch intelligente US-Regierung vorstellen könnt, dann schaut doch mal rein in die Akte X.

Titelbild von Martin Str auf Pixabay

Grüne Suchmaschine

Grüne Suchmaschine

Die Redakteur*innen der moritz.medien haben sich schon immer einen Kopf um unsere Umwelt gemacht und darüber berichtet. In unserer neuen Kolumne erzählen wir euch, was wir über das Thema Nachhaltigkeit denken und geben euch viele hilfreiche Tipps, um euer Leben (noch) nachhaltiger zu gestalten.

Google ist aus meinem Alltag gar nicht mehr wegzudenken. Durch einen Mausklick kann ich schnell und unkompliziert die Öffnungszeiten meines Lieblingsrestaurants nachschauen, oder Informationen für das nächste Referat sammeln. Innerhalb von einigen Sekunden, zeigt Google zahlreiche Seiten an. Doch bei jedem Suchvorgang wird erstaunlich viel Energie verwendet und es entstehen CO2-Emissionen.

Mittlerweile gibt es zahlreiche Alternativen, um den eigenen CO2-Abdruck so gering wie möglich zu halten und etwas für die Umwelt zu tun. Man kann sich vegetarisch oder vegan ernähren, auf Plastikstrohhalme, -taschen und -flaschen und Co. verzichten. Aber gibt es auch umweltschonende Suchmaschinen, oder muss man wieder in alten verstaubten Enzyklopädien nachschlagen? – Nein, zum Glück müssen wir das nicht! Wir stellen euch heute hier einige grüne Alternativen zu Google, Yahoo und Bing vor.

Ecosia

Ecosia neutralisiert die CO2-Emissionen, die bei der Suche entstehen. 80 Prozent der Werbeeinnahmen werden an gemeinnützige Naturschutzorganisationen gespendet. Seit 2014 spendet Ecosia die Einnahmen an das “Greening The Desert”- Projekt von WeForest, das in Burkina Faso Bäume pflanzt. Mit jeder Suchanfrage über Ecosia könnt ihr euch daran beteiligen, dass dort Bäume gepflanzt werden. Ecosia gibt an, jede Sekunde einen Baum zu pflanzen; es wurde mittlerweile schon die 60 Millionen Marke geknackt. Zudem sollen diese Bäume bereits 2,5 Millionen Tonnen CO2 aus der Atmosphäre gefiltert und neutralisiert haben.

EcoSearch

Auch die Suchmaschine EcoSearch unterstützt das Spenden an verschiedene Non-Profit Organisationen. 100 Prozent der Gewinne werden an Organisationen wie Rainforest Alliance oder Tree-People gespendet.

WeGreen und Umlu

WeGreen und Umlu sind Suchmaschinen, welche die Ergebnisse danach filtern, wie grün die Anbieter sind. Bei WeGreen werden die Suchergebnisse danach bewertet, wie ökologisch, fair und transparent Unternehmen, Marken und Produkte sind. Die umweltfreundlichsten Ergebnisse werden bei WeGreen und Umlu ganz oben angezeigt. Zudem spendet WeGreen 15 Prozent der Werbeeinnahmen an wohltätige Projekte.

Doch nicht nur Google, Yahoo und Bing sind umweltbelastend, jede Internetnutzung stößt CO2 aus. Forschern zufolge stößt das Internet bereits mehr CO2 aus, als Flugreisen. Bis 2030 könnte der Anteil am weltweiten Treibhausgasaustoß von aktuell knapp vier Prozent sogar auf acht Prozent ansteigen.

Im nächsten Beitrag erfahrt ihr mehr zum Thema Carsharing.

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