retro.kolumne: PLAYMOBIL

retro.kolumne: PLAYMOBIL

Retro, retro, retro yeah! Die neue Kolumne über alte Dinge. Kennt Ihr diese Spiele, Filme, Accessoires noch? Aus der Kindheit, meist noch aus den 90ern stammen sie und sind vielleicht ja doch noch ein Guilty Pleasure des einen oder anderen.

Eine Weltraumstation reiht sich an eine bäuerliche Farm und an eine von Meerjungfrauen und -männern bevölkerte Unterwasserwelt, alles schön ordentlich in Glaskästen verstaut, und mit einem kleinen Tisch in der Mitte, auf dem diverse Figuren und Gegenstände verteilt liegen, mit denen Kinder (und Erwachsene) spielen können. So sieht es noch bis zum 12. August auf der großen Ausstellungsfläche im Elisen Park aus, und so ähnlich hat es auch bei vielen von uns damals in den Kinderzimmern ausgesehen, nur wahrscheinlich ohne die Glaskästen und die wildfremden Kinder.

PLAYMOBIL ist heute genauso wie LEGO aus den deutschen Kinderzimmern kaum mehr wegzudenken. Und auch wenn die 7,5 cm großen Figuren seit ihren ersten Erkundungsversuchen auf dem deutschen Spielwarenmarkt 1974 gut bei den Kunden ankommen, liest sich die Geschichte der Plastikmenschen und der Firma, die hinter ihnen steckt, an einigen Stellen doch wie das Konzept einer Dramaserie à la Halt and Catch Fire. Scheiternde Ideen, plagiierende Unternehmen, harte Kritik und große Erfolge.

Die Geschichte hinter den Menschen mit dem stupiden Grinsen

1876-1954
– Andreas Brandstätter gründet die Firma, anfangs nur für Metallbeschläge von Schatullen und für Schlösser.
– 1908 übernimmt sein Sohn Georg Brandstätter das Unternehmen. Sie produzieren jetzt neben den Metallwaren vor allem Spielzeug, für Kaufmannsläden, Schaukelpferde, Spielzeugtelefone und Registrierspardosen, die das Geld gleich zählen, wenn man es einwirft.
– In der Firma hilft auch bereits Horst Brandstätter mit, beim Testen der Spardosen. Aber seine Visionen streben schon als Kind nach mehr als nur Metallkassen und Telefonen. Sicher nicht nach den Handgranaten, die geobra Brandstätter während des 2. Weltkriegs mal schnell ins Sortiment einbaut, bevor man wieder ganz gesittet zu Kinderspielzeug übergeht.

1948
– Hans Beck, gelernter Möbeltischler, soll eigentlich aus dem sowjetisch besetzten Thüringen ins Uranbergwerk eingezogen werden, will aber nicht und flieht nach Bayern. Über einen Bekannten aus dem Modellfliegerclub gelangt er 10 Jahre später an Horst Brandstätter. Der hat seit seiner Volljährigkeit 1954 die Firma übernommen und sucht jetzt einen Mustermacher – aber alle, die sich bisher vorgestellt haben, können nur Modelle nach Vorlagen bauen, nicht aber etwas ganz eigenes erschaffen. Beck ist ebenso wie Brandstätter Visionär. Die Zusammenarbeit ist erfolgreich.

1950er
– Unter der neuen Führung von Horst Brandstätter wird mehr Wert auf Spielzeug und vor allem auf den neuen Werkstoff Plastik gesetzt. Durch den amerikanischen Trend werden Hula-Hoop-Reifen entwickelt. Sie verkaufen sich gut, auch wenn sie nie richtig rund kreisen.
– Der Trend klingt bald wieder ab, eine neue Idee muss her, am besten eine, die die hohen Investitionen in die neuen Plastik-Blas-Maschinen rechtfertigen würde. Man entwickelt Porsche-Traktoren für Kinder zum Spielen, deren laute Motorengeräusche von den Eltern stark kritisiert werden. Das Produkt scheitert, die Firma auch?

1972
– Ölkrise. Horst Brandstätter fordert bei Hans Beck ein neues Produkt an, irgendetwas Kleines, das nicht so viel von dem teuren Material in Anspruch nimmt. Eine Idee von Spielzeugautos entsteht. Beck ist der Meinung, dass die sich besser machen würden, wenn kleine Figuren darin sitzen würden, doch Brandstätter hält nicht viel davon, erlaubt Beck nur neben der Arbeit daran zu basteln. Beck entwickelt die Figur trotzdem, die mit ihrem zu großen, runden Kopf vor allem an Kinderzeichnungen angelehnt ist, und bereits den charakteristischen gezackten Pony besitzt.
– Unter dem Aktenzeichen P 22 05 525.0-15 wird trotzdem schon mal das Patent eingereicht für eine „Spielzeugfigur mit einem nach unten offenen Körper, in die gegenüber dem Körper um je eine Achse bewegbare Arme und Beine eingesteckt und mittels einer von unten in den Körper eingeführten, den Kopf halternden Lagerteils festgelegt sind“. Danach verschwindet das Spielzeug aber erst mal wieder in Becks Schublade.

1973
geobra geht immer mehr ein. Kurz vor Weihnachten 1973 beschließt Horst Brandstätter, die Nürnberger Spielwarenmesse im Februar 1974 zu nutzen, um ein neues Produkt vorzustellen. Er kommt auf Hans Beck zu, fragt ihn, ob er nicht die kleinen Plastikmännchen bis zur Messe präsentabel machen könnte. Beck versucht es, arbeitet in den 6 Wochen unermüdlich daran, baut auch nachts noch an den Kulissen weiter.

1974
– Zur Messe steht endlich die fertige Figur, samt Dekoration, damit man sie ansehnlich anrichten kann. Aber der Erfolg bleibt aus, niemand scheint sich für das Produkt zu begeistern. Einer von den Händlern nimmt Brandstätter schließlich zur Seite, aber anstatt Interesse zu bekunden, sagt er nur:

„Du hast schon viel Gutes gemacht. Aber das da, das ist der größte Quatsch, den du jemals auf den Mark gebracht hast.“

– Kurz vor Ende der Messe bestellt auf einmal ein Großhändler aus den Niederlanden Figuren im Wert von 1 Million Mark bei geobra. Die Anfrage ruft weitere Interessierte heran, innerhalb kurzer Zeit liegen die Forderungen bei 3 Millionen Mark. Aber die Maschinen sind nicht für so viel ausgelegt. Horst Brandstätter besorgt sich die Liste eines Maschinenanbieters und klappert darauf in ganz Deutschland alle Käufer*innen einzeln ab, ob nicht irgendjemand alte Maschinen zu verkaufen hätte, bis sie endlich mit der Produktion beginnen können.
– Das Produkt – PLAYMOBIL – kommt auf den Markt, die Figur selbst wird sogar mit einer Gebrauchsanweisung herausgegeben, die beschreibt, welche Teile beweglich sind, was für Accessoires daran angebracht werden können. Und: „Die Figur – kurz Klicky genannt – ist 7,5 cm groß und rundum einfach sympathisch.“
– Es werden gleich negative Schlagzeilen gemacht: Auf einem Werbeprospekt haben geobra zwei Bauarbeiter dargestellt, die auf Bierkisten sitzen und selbst Bierflaschen in der Hand halten. In dem kleinen Comic sagt der eine zum anderen: „Das ist heute schon meine fünfte Flasche.“ Der zweite Bauarbeiter erwidert: „Macht nichts, es ist genug Bier da.“ Das Jugendministerium ist empört.

1975-1978
– Die Firma BIG aus dem benachbarten Dorf bringt die Spielfigur PlayBIG auf den Markt, die abge­sehen von ein paar Zentimetern mehr in der Größe und einer etwas klobigeren Form den Klickys erstaunlich ähnlich sieht. Selbst die Themenbereiche – Ritter, Bauarbeiter und Indianer – sind die gleichen. Es wird spekuliert, dass ein Mitarbeiter dafür verantwortlich ist, der früher bei geobra und jetzt bei BIG arbeitet.
– Horst Brandstätter reicht Klage ein und gewinnt. Doch BIG zieht weiter zum Bundesgerichtshof, wo ihnen Recht gegeben wird, da „PlayBIG-Figuren den Eindruck eines selbstbewussten, sportlichen, aggressiven jungen Mannes vermitteln, demgegenüber das PLAYMOBIL-Männchen die Wirkung von einem Kind, nett und noch unsicher auf den Beinen, habe“. Aber der Streit hat sich mittlerweile 3 Jahre hingezogen und in der Zwischenzeit hat ohnehin der Markt entschieden. PLAYMOBIL ist beliebt, PlayBIG eher nicht so. BIG konzentriert sich daraufhin mehr auf ihre anderen Produkte – darunter das Bobbycar.

1976
– Die erste Frauenfigur kommt dazu, mit Longshirt und mittellangen Haaren. Es dauert aber noch 13 Jahre, bis sie auch Brüste herausbildet. Außerdem trägt sie dann auch lange Röcke, was unpraktisch ist, da sie damit nicht mehr auf die Pferde passt. Damit die Kinder auch ihre eingeschränkten Frauen auf Reisen schicken können, erfindet geobra die Eisenbahn.
– Das Rollenbild ist bei PLAYMOBIL anfangs noch klar definiert: Frauen können als Lehrerin, Tierärztin oder Akrobatin arbeiten, im Saloon gibt es sie mit interessant rot geschminkten Lippen. In Werbeanzeigen fährt immer die männliche Figur das Auto, die Frau sitzt auf dem Beifahrersitz. Erst 1999 mit dem Cityflitzer darf sie selbst fahren, damit die Frau, deren Name als „Mutti Gabrielle“ angegeben wird, auch ihre Kinder zum Einkaufen mitnehmen kann.

1981
– Die ersten Kinderfiguren werden entwickelt, mit drehbaren Handgelenken, was die Großen erst ein Jahr später nachmachen. Der Werbespruch zeugt von ungebrochener Kreativität: „Kinder, jetzt gibt’s PLAYMOBIL-Kinder“.

1983
– Das kleine Schlossgespenst wird entwickelt, das im Dunkeln leuchtet. Eltern sind besorgt um die Gesundheit ihrer Kinder. Horst Brandstätter muss sich von der LGA bescheinigen lassen, dass da keine radioaktiven Stoffe mit im Spiel sind.

1984
– In Japan versucht man PLAYMOBIL als Geschenke in Kekstüten zu verbreiten, in den USA in Happymeals. Die amerikanischen Kindern reißen ihnen aber die Arme aus, Eltern halten das Produkt für unbrauchbar, es wird wieder vom Markt genommen.

1988
– Endlich ist auch die Indianerfigur nicht mehr weiß. Man entscheidet sich dem Zeitgeist entsprechend für ein sehr realistisches rot-orange als neue Hautfarbe.

1989
– Immer noch sind drei Viertel der Kinder-Kunden Jungs. Die neue „Spielwelt 1900“ wird gebaut, um diese Marktlücke zu schließen: „Spielen und erfahren, wie es damals war“, für Mädchen ab 6 Jahren. Damit man das auch sieht, ist die Packung nicht blau sondern rosa-pink.

1991
– Neben der Eröffnung des FunParks in Zirndorf steht ein erneutes Problem an: Carrera stellt „play o.k.“-Figuren her – in Playmobil-ähnlichem Look, aber mit der von Hans Beck verschmähten angefügten runden Nase. Das Konzept ist ziemlich modern: „Jede Figur kann ihre Identität ändern, aus dem Feuerwehrmann wird ein Gärtner.“ geobra gewinnt zwar das Gerichtsverfahren, aber der kostspielige Streit dauert bis 1994 an.

2001
– Durch Zufall kommt genau im September 2001 der erste PLAYMOBIL-Flughafen und das erste Flugzeug auf den Markt. Man hofft aber, dass das Spielzeug den Kindern helfen kann, das Gesehene und Erlebte zu verarbeiten.

2003
– Bei der Deutschlandtour der Radfahrer führt eine Etappe direkt am PLAYMOBIL-Werk vorbei. Man stellt die Szene mit PLAYMOBIL nach und schneidet sie bei der Fernsehausstrahlung einfach dazwischen.

2009
– Hans Beck stirbt. Auf seiner Todesanzeige ist eine PLAYMOBIL-Ritterfigur abgebildet.

2015
– Horst Brandstätter stirbt. Nach seinem Tod gibt es Streitigkeiten in der geteilten Führungsspitze, die jetzt aus drei Vorständen besteht.

Was die grinsenden Figuren sonst noch können

Auch außerhalb der Firma entsteht unter jungen und alten Spieler*innen ein richtiger Kult um die kleine Figur. Einige Sammler*innen bauen aus den Einzelteilen auch ganze Welten, vereinen durch das Klick-System die Wände verschiedener Häuser, um daraus riesige Opern und Schulen, größere Ritterwelten und ähnliches zu schaffen. Manche Geschichten werden sogar in Büchern veröffentlicht.

Harald Schmidt benutzt in der Late-Night-Show PLAYMOBIL, um antike Mythen wie Ödipus oder Herakles nachzustellen, so wie heute auch noch der Youtube-Kanal Sommers Weltliteratur to go. Vor allem angeregt von dem nie enden wollenden Grinsen der Figuren entsteht außerdem über die Jahrzehnte hinweg eine Reihe von Werken verschiedenster Künstler*innen. So stellt Kiki Ahlers zum Beispiel 10.312 gleich aussehende Figuren in Reih und Glied auf insgesamt 120 Quadratmetern auf. An die Wand des Ausstellungsraumes schreibt sie genauso viele Namen, aber ohne sie den einzelnen Figuren zuzuordnen. Die zentrale Frage bei den meisten dieser Kunstwerke ist dabei der Kontrast von Anonymität und Massenware gegenüber Individualität und Persönlichkeit.

Eine nachhaltige Plastik-Figur

PLAYMOBIL arbeiten auch nachhaltig, also so nachhaltig, wie es bei einem Plastikspielzeug eben sein kann. Wenn beim Guss etwas fehlerhaft ist oder abfällt, wird es wieder eingeschmolzen und noch mal verarbeitet. Was nicht mehr für neue Teile genutzt werden kann (z.B. weil es schon mit anderen Farben gemischt wurde), wird in Blumentöpfen, Gartenzäunen und ähnlichem recycelt. Auch die Transportverpackungen sind aus recycelter Wellpappe oder man benutzt Mehrwegverpackungen. Die blauen Kartons, in denen die Playmobil-Teile zum Kauf angeboten werden, bestehen zu 80-95 Prozent aus Altpapier, die Plastikbeutel, in denen das Spielzeug verpackt ist, sind aus Niederdruck-Polyäthelyn, das auch umweltfreundlich verbrannt werden kann. Selbst in der Firma wird die Heizenergie aus der Abwärme der Spritzmaschinen gewonnen.

Außerdem ist die Idee von Anfang an: Die Figuren sollen lange verwendet und nicht weggeschmissen werden. „Weil eins zum anderen passt.“ Man soll die verschiedenen Angebote miteinander kombinieren können, anstatt sie einfach zu ersetzen. So ist es auch vorrangiges Ziel, die Figuren möglichst wenig abzuändern und nur Accessoires und Zubehör zu variieren, damit selbst in der zweiten und dritten Generation Kinder noch mit den Figuren ihrer Eltern spielen können.

Beitragsbilder: Julia Schlichtkrull; Banner: Jonathan Dehn

Satte Rabatte mit dem KUS

Satte Rabatte mit dem KUS

Wenn ihr Euch gerade gefragt habt, was dieses KUS eigentlich ist, dann seid Ihr hier genau richtig!

Durch den Kultur- und Sozialpass (kurz KUS) der Universitäts- und Hansestadt Greifswald sollen Menschen mit geringen Einkommen von Vergünstigungen in zahlreichen Einrichtungen der Stadt profitieren.

Was viele von uns aber nicht wissen ist, dass Studierende mit Erstwohnsitz in Greifswald ihn ebenfalls beantragen können. Der KUS wird dann für ein Kalenderjahr ausgestellt und darf jedes Jahr neu beantragt werden. Er ist natürlich vollkommen kostenlos und öffnet Türen zu vielen Rabatten. So auch im Heimtierpark Greifswald, hier kostet der Eintritt für Studierende mit KUS nur noch 1,50 Euro und nicht wie üblich 3,00 Euro. Und auch im Freizeitbad, im Theater Vorpommern oder bei den Verkehrsbetrieben könnt Ihr Geld durch den KUS einsparen. Hier befindet sich eine detaillierte Übersicht mit allen Ermäßigungen für 2019.

Um ihn zu beantragen muss man zur Außenstelle der Stadtverwaltung, dem sogenannten „Haus der Begegnung“, gehen. Dieses befindet sich im Trelleborger Weg 37, 17491 Greifswald. Die aktuellen Sprechzeiten und das Antragsformular zum Ausfüllen gibt es hier. Unbedingt mitgenommen werden sollten der Studierendenausweis, Personalausweis und ein Passbild. Der KUS wird ohne lange Wartezeit direkt vor Ort ausgestellt.

Der KUS lässt sich ebenfalls zusammen für eine Bedarfsgemeinschaft beantragen. So bekommen Personen, die selbst zwar nicht studieren, aber mit Studierenden zusammenwohnen, trotzdem einen KUS ausgestellt.

Zu guter Letzt noch einen besonderen Tipp für die kalten matschigen Wintermonate, wenn es mit dem Fahrradfahren manchmal schwierig wird: Ihr könnt als Studierende ebenfalls im „Haus der Begegnung“ einen Antrag auf eine Stammkarte für den Erwerb einer ermäßigten Monatsfahrkarte stellen. So bezahlt man als KUS-Sparfuchs nur noch 20 Euro statt der üblichen 30 Euro für eine Monatsfahrkarte bei den Verkehrsbetrieben.

Es lohnt sich also nicht nur für die 100 Euro-Umzugsshilfe den Hauptwohnsitz in Greifswald anzumelden! Mehr zu diesem Thema gibt es hier.

Beitragsbild: Nina Jungierek

Folge 34 – Gott ist tot – oder?

Folge 34 – Gott ist tot – oder?

Heute sprechen wir über das Christentum und darüber welche Bedeutung es für uns und auch für die heutige Zeit hat. In diesem Zusammenhang erörtern wir auch die aktuellen Themen, die im Brennpunkt der Öffentlichkeit stehen.

Außerdem klären wir allgemeine Fragen und Begrifflichkeiten, die sich zum Thema Christentum auftun, um es besser zu verstehen und um Euch möglicherweise etwas Distanz zur Kirche zu nehmen.

Um einen genaueren Einblick in die katholische Kirche zu bekommen haben wir uns dafür heute einen besonderen Gast eingeladen. Frank Hoffmann, seines Zeichens Pfarrer bzw. Probst der katholischen Kirche in Vorpommern, wird uns bei diesem Thema die einen oder anderen Zusammenhänge erklären.

Weitere Sprecher sind Jonathan, Carlotta und Mels.

Falls ihr noch Fragen oder Anmerkungen habt, dann nutzt doch die Kommentarfunktion oder schreibt eine Email an web-podcast@moritz-medien.de

retro.kolumne: Meister Eder und sein Pumuckl

retro.kolumne: Meister Eder und sein Pumuckl

Pumuckl neckt, Pumuckl versteckt, keiner was meckt.
Das heißt merkt.
Ja, aber das reimt sich nicht und alles, was sich reimt, ist gut.

Dieser Dialog zwischen Pumuckl und dem Meister Eder fasst das Verhältnis der beiden eigentlich gut zusammen.

Pumuckl, der kleine, freche Kobold mit roten Wuschelhaaren und Meister Eder, der gutmütige, alte Schreiner aus dem Münchener Hinterhof, bilden ein recht ungewöhnliches Paar.

Die Idee zu der Geschichte hatte Ellis Kaut, und das Aussehen der Figur steuerte Barbara von Johnson in einem Zeichenwettbewerb bei.
Zwischenzeitlich gab es einige Streitigkeiten beider Parteien, welche aber inzwischen beigelegt wurden.

Zuerst gab es nur die Hörspielreihe im BR, welche von 1962 bis 1973 lief. Parallel wurden die Pumucklgeschichten auch in mehreren Büchern veröffentlicht.

Neben den sehr bekannten Hörspielen kennen ihn die meisten sicher aus der dazugehörigen Fernsehserie.

Beide Varianten starten damit, dass der zuerst unsichtbare Pumuckl an Meister Eders Leimtopf kleben bleibt, somit für ihn sichtbar wird und bei ihm bleiben muss. So will es das Koboldsgesetz.

Meister Eder stellt schnell fest, dass der manchmal sehr nervige Kobold eigentlich ein sehr lieber Kerl ist und damit sein Junggesellenleben ein bisschen aufmuntert.

Daher erleben beide viele schöne, aber manchmal auch dramatische Abenteuer, die aber alle gut ausgehen. Sei es nun, dass der Meister Eder Pumuckl ein Bettchen baut, dieser beim Spielen in der Wanne fast ertrinkt, als ‚Geist‘ im Schloss spukt oder sich beide so verkrachen, dass man nicht geglaubt hätte, dass sie sich je wieder vertragen (haben sie aber).

Nachdem die zweite Staffel der Serie ausgestrahlt wurde, verstarb mit Gustl Bayrhammer der Darsteller des Meister Eders. Danach gab es zwar noch einige Filme über den kleinen Kobold, welche für mich aber nie an das Original herankamen.

Weitere Geschichten rund um den Pumckl gibt es auf der privaten Fansite.

Beitragsbild: Illustration von Brian Bagnall, Foto von Svenja Fischer; Banner: Jonathan Dehn

PolenmARkT und Fußball passt wie fettige Wurst zu Salzgurken

PolenmARkT und Fußball passt wie fettige Wurst zu Salzgurken

Nun sind zwar schon ein paar Tage seit meiner Abreise aus Greifswald ins Land gezogen, aber der Blick richtet sich häufig noch auf die webmoritz-Seite, auch die pdf-Version des Magazins ziehe ich mir gerne. Obwohl ich jetzt hier in Polen Wurzeln geschlagen habe, interessiert mich das Geschehen an alter Wirkungsstätte – eine Heimat war Mecklenburg-Vorpommern für mich als Märker allerdings nie so richtig. Ick sage immer noch kleen anstatt lütt. Und so besteht auch nach wie vor das Interesse am PolenmARkT.

Im letzten Jahr wurde der Grundstein für die interkulturelle Fußballveranstaltung des Greifswalder Kulturfestes gelegt, diese Tradition gilt es nun auszubauen. Der SV 90 Görmin unterstützte 2018 tatkräftig dieses Vorhaben, richtete die Veranstaltung in seinem Peenetal-Stadion aus und wurde nun nach Szczecin zum Verein Czarni 44 Szczecin eingeladen.

Während das Leben in Vorpommern noch tief schlief, zog ich mir die Schuhe an und lief zur Haltestelle. Polen hat sich in den letzten zehn Jahren rasend schnell entwickelt. Es beginnt schon bei der Bushaltestelle. Früher war es manchmal ein Schuss ins Blaue, ob ein Bus kommt oder nicht. Teilweise gab es keine Information über den Abfahrtsort. Jetzt ist alles haargenau im Netz und an der Tafel zu lesen. Bei der Eisenbahn bzw. dem Bahnhof geht es weiter. Der ehemalige Ort Klebstoff schnüffelnder Jugendlicher ist heute ein steril wirkendes Gebäude mit Einkaufszentrum. Die Ticketpreise bei der polnischen Bahn sind sehr human. Das Wochenendticket ist in den letzten 15 Jahren nur um ca. 10 zl im Preis gestiegen (81 zl). Und wie sieht es in dieser Kategorie in Deutschland aus…? Vieles ist hier im Alltag wesentlich besser organisiert und gestaltet. Die Gastfreundlichkeit ist darüber hinaus enorm. Das galt es heute wieder unter Beweis zu stellen.

Während der Bus aus Görmin auf die A20 fuhr, war von meinem modernen Zug aus, in dem man auf Knopfdruck einen Haken für seine Kleider bekommt, Szczecin schon in Sichtweite. Ein paar Stündchen später gab es dann ein großes Wiedersehen mit Freund*innen aus Polen, aus der Slawistik, aus Görmin und aus der deutschen Fußballwelt – hier im kleinen Stadion an der ul. Hoża. Wir befinden uns hier im traditionsreichen Nordteil der Stadt (Stichwort: Aufstand 1970, Werft). Am Stadion nagt der Zahn der Zeit, was an vielen Ecken sichtbar ist. Dieser Umstand wurde trotzdem als äußerst charmant und positiv aufgenommen. Es ist einfacher und authentischer Fußball. Der savannenartige Rasen passte sich den heutigen Witterungsbedingungen an. Über ein Auftauchen von Löwen und Zebras hätte sich niemand mehr gewundert.

Ohne großes Trara ging es gleich ans Eingemachte. Bei Görmin wurde im Vergleich zum letzten Jahr stark aufgerüstet. Es war ein Mix aus erster und zweiter Mannschaft. Nach zähem aber fairem Kampf stand es nach 90 Minuten 0:0. Die eine oder andere Chance war nett anzusehen, doch ließen die Torhüter auf beiden Seiten nichts anbrennen. Und wenn der Torwart schon geschlagen war, dann half das Aluminium. Kurz vor Schluss knallte der Ball noch einmal so richtig bis nach Deutschland hörbar an den Pfosten von Czarni, bevor die Entscheidung im Elfmeterschießen getroffen werden musste. „Nein! Keine Verlängerung!“, kreischte der weibliche Anteil des 30-köpfigen Gästetrosses. Kurz und schmerzlos mit einigen schönen Paraden beider Torhüter wanderte der Siegerpokal in die Hände des SV 90 Görmin. Czarni Szczecin ging auch nicht leer aus und konnte sich über einen kleineren Pokal freuen. Das Ergebnis war schnell vergessen. Noch fix das Foto beider Mannschaften gemacht, ehe gemeinsam gespeist und geplaudert wurde. Die Kohle glühte längst während des Spiels, da waren die Würste später nur noch Formsache. Für Vegetarier*innen bzw. Abnehmwillige wurden klassisch polnisch sehr schmackhafte Schnellgurken gereicht. Während die Akteure noch schmausten, rief bereits die Heimfahrt nach mir.

Eine Punktlandung wäre übertrieben, viel später hätte ich dennoch nicht im Zug sein dürfen. Bei untergehender Sonne tuckerte das Eisenross der älteren Generation nun gen Osten. Wie früher. Muffige Polster, 8er-Kabinen und Schiebetür. Schuhe aus und sich in die Horizontale begeben. In der tiefen Nacht erreichte auch ich dann mein Domizil, während in Görmin schon lange alles fest schlief.

Fotos: Michael Fritsche

retro.kolumne: Polly Pocket

retro.kolumne: Polly Pocket

Retro, retro, retro yeah! Die neue Kolumne über alte Dinge. Kennt Ihr diese Spiele, Filme, Accessoires noch? Aus der Kindheit, meist noch aus den 90ern stammen sie und sind vielleicht ja doch noch ein Guilty Pleasure des einen oder anderen.

Kleine Puppen ganz groß

Polly Pocket ist sicherlich jedem Kind der 90er ein Begriff. Der britische Designer Chris Wiggs ahnte aber bestimmt nicht, dass sich seine Erfindung eines Tages so großer Beliebtheit erfreuen würde, als er aus einer leeren Puderdose ein Haus samt Miniaturpuppe für seine Tochter zauberte. Doch genau das war der Fall, als er seine Idee 1989 der Firma Bluebird Toys vorstellte: Die ersten Polly Pockets waren geboren.

Polly Pockets, das sind also Plastikdosen zum Zusammenklappen, in denen sich immer eine Spielwelt mit passenden Figuren befindet: klein genug für jede Handtasche, aber gerade groß genug, um mit den Puppen die detailreiche Welt der Schatulle erkunden zu können. Die eigentlichen Figuren bestanden zunächst aus zwei Teilen, die durch ein Scharnier in der Mitte bewegt werden konnten. Anfangs wurden die etwa zehn Zentimeter großen Dosen noch schlicht gehalten. Später waren einige sogar mit Licht oder Musik ausgestattet. Je nach Set konnten die Puppen, welche unter Kennern auch Pollys genannt werden, nach Herzenslust am Strand Urlaub machen, zu Hause kochen oder im Ballsaal eines Märchenschlosses tanzen. Im Laufe der Jahre konnten dann sogar die Körperteile der Figuren einzeln bewegt werden. In einigen Spieldosen wiederum waren Magnete enthalten, mit denen man die ebenfalls magnetisierten Puppen von außen steuern konnte.

Neben der Reihe Polly Pocket stellte die Firma Bluebird Toys ab 1992 übrigens auch eine Reihe namens Mighty Max her, welche ein eher dunkles und gruseligeres Pendant zu Polly Pockets darstellte. Die Dosen sahen unter anderem aus wie Totenschädel oder Skorpione und enthielten verschiedenste Abenteuerwelten.

Unter dem Namen Disney Tiny Collection erschienen dann auch Spieldosen angelehnt an beliebte Disneyfilme, wie König der Löwen oder Arielle.

Sammlerherzen schlagen höher

Gerade wegen der Liebe zum Detail waren Polly Pockets in den 90ern so beliebt und sind mittlerweile zu echten Sammlerobjekten geworden. Einige der seltenen Sets bringen einem heute bis zu 100 Euro ein. Falls ihr also zufällig alte Polly Pockets besitzt, lohnt sich der Blick in die Spielzeugkisten vergangener Kindheitstage durchaus.

Aber aufgepasst, nicht alle Polly Pockets sind dabei gefragt! Durch den Verkauf von Polly Pocket im Jahr 1998 an die Firma Mattel, welche auch die Barbie auf den Markt gebracht hatte, wurde die Produktion zwar zunächst unverändert fortgeführt, dann aber durch ein neues Konzept ersetzt. So wuchsen die kleinen Figuren seit 2002 auf satte acht Zentimeter an und bestanden jeher nicht mehr aus Hart- sondern Weichplastik. Letztere konnten dann mit Kleidung, verschiedensten Accessoires und sogar Perücken beschmückt werden. Das alte Konzept von Bluebird Toys verschwand in den letzten 17 Jahren vollkommen von der Bildfläche und ist gerade deswegen so heiß begehrt unter Sammlern.

Alte Liebe rostet nicht

Seit diesem Jahr produziert Mattel allerdings tatsächlich wieder Figuren und Schatullen, die dem damaligen Konzept nachempfunden sind. Die neue „alte“ Generation der Polly Pockets ist zwar nicht mehr ganz so detailliert wie früher, aber wer weiß schon, ob sie in 20 Jahren nicht trotzdem an Wert gewinnen wird.

Wer sein Glück versuchen möchte, macht sich am besten auf den Weg in das nächste Spielwarengeschäft, kauft das gesamte Polly-Pocket-Sortiment auf und verstaut es für die nächsten 20 Jahre in der hintersten Ecke seines Schrankes. Und wer nicht von dieser Idee überzeugt ist, ärgert sich in ein paar Jahren vielleicht genauso wie ich, dies nicht getan zu haben.

Beitragsbild: Nina Jungierek; Banner: Jonathan Dehn