Der Markt der Möglichkeiten  – dieses Semester vom Sofa aus

Der Markt der Möglichkeiten – dieses Semester vom Sofa aus

Von Stand zu Stand bummeln wird dieses Semester leider nicht möglich sein, trotzdem soll auch dieses Jahr wieder ein Markt der Möglichkeiten stattfinden – und zwar online.

Auf dem Markt der Möglichkeiten können Studierende – ob neu in Greifswald oder nicht – mit studentischen Vereinen und Organisationen in Austausch treten. Normalerweise werden hier von den Vereinen Sekt oder Shots verteilt, Sticker unter die Leute gebracht und locker am Stand geschnackt. Ganz so wird es in diesem Jahr nicht ablaufen. NOVA hat gemeinsam mit Capufaktur und dem AStA für dieses Jahr einen virtuellen Markt der Möglichkeiten auf die Beine gestellt.

Morgen, am Donnerstag den 7. Mai von 15 bis 17 Uhr könnt ihr euch einen Überblick über die studentischen Angebote verschaffen. Über diesen Link gelangt ihr auf den digitalen Marktplatz. Von dort aus habt ihr die Möglichkeit, verschiedene virtuelle Räume zu betreten. Hier stellen sich die 30 unterschiedlichen Organisationen per Video vor und währenddessen könnt ihr im Chat Fragen stellen. Vielleicht trefft ihr hier ja auf einen Verein, dem ihr beitreten wollt oder eine Institution, die euch schon länger interessiert hat. Und das ganz entspannt vom Sofa aus.

Beitragsbild: Annie Spratt auf Unsplash

Maskenpflicht am 1. Mai

Maskenpflicht am 1. Mai

Der erste Mai ist der internationale Tag der Arbeit. In fast allen Ländern und Städten dieser Welt wird an diesem Tag für bessere Arbeitsbedingungen demonstriert und auf Misstände in verschiedenen Branchen hingewiesen. In Greifswald demonstrierten über 200 Menschen unter strengen Hygieneauflagen, was damit die größte Veranstaltung in Mecklenburg-Vorpommern war.

Die Bushaltestellen am Südbahnhof sind vorsorglich mit Bändern abgesperrt. Nur über eine Eingangskontrolle, bei der sich die Demonstrierenden in Listen eintragen müssen, können sie sich um den Lautsprecherwagen versammeln. Kurz nach dem offiziellen Beginn der Veranstaltung unter dem Motto “Maifeiertag ist auch #TagderUnsichtbarenArbeit: Für die Sicherheit der unbezahlten #Carearbeit. #CareRevolution #1Mai #1mHGW #FridaysForGrundrechte” sind bereits über 150 Demonstrierende vor Ort und werden mit voraufgezeichneten Reden und Arbeiterkampfliedern aus dem letzten Jahrhundert beschallt. Alle, Polizist*innen wie auch Demonstrierende, haben Mund und Nase bedeckt, wie es am ersten Mai auch Tradition ist. Ein älteres Paar, das mit dem Fahrrad am Südbahnhof vorbeifährt, kommentiert, die Covid-19 Pandemie sei die „perfekte Ausrede sich zu vermummen“. Tatsächlich wurde erst am Vortag in einem Eilverfahren die Demonstration durch das Verwaltungsgericht Greifswald genehmigt, unter strengen Auflagen. Die maximale Anzahl der Teilnehmenden darf die 200 nicht überschreiten, es soll immer ein Mindestabstand von 1,50 Metern eingehalten werden und alle Teilnehmenden müssen einen Mundschutz tragen. Was in vergangenen Jahren und Jahrzehnten zu Festnahmen wegen des Vermummungsverbot führte, ist in diesem Jahr eine Pflicht. Laut der Polizei werden drei Teilnehmende aus der Demonstration ausgeschlossen, da sie nicht ausreichend maskiert waren.

Wütende rechte Pöbeleien

Gegen 15.45 Uhr setzt sich der, vom Regen durchnässte und von allen Seiten durch Polizist*innen eingekreiste Zug in Bewegung. Durch den Mindestabstand, an den vom Lautsprecherwagen regelmäßig erinnert wird, zieht sich der Zug über mehrere Straßenzüge. Vom Ende aus sind die Sprechchöre der Spitze kaum zu hören. Vom Lautsprecherwagen aus werden die Anwohner*innen immer wieder direkt angesprochen. Nach mehreren leeren Straßenzügen in Schönwalde II kommen Sonnenstrahlen raus und damit auch die Anwohner*innen. Von den Bürgersteigen, Fenstern und Balkonen aus filmen und beobachten sie den Demonstrationszug. Im Ernst-Thälmann-Ring kommt es gleich drei Mal zu wütenden Beschimpfungen durch, vermutlich rechte, Anwohner, die von den Sprechchören niedergebrüllt werden. Zu einer direkten Auseinandersetzung kommt es bei der Zwischenkundgebung am Gabenzaun beim Labyrinth. Eher amüsiert beobachten die Teilnehmenden, wie sich ein „stadtbekannter Nazi“ über die Ansage aufregt, auch er habe „selbstverständlich“ bei der Essensausgabe, die Aufgrund der aktuell geschlossenen Tafel in Schönwalde organisiert wurde, Essen erhalten. Er wird von der Polizei durchsucht und von den Demonstrierenden fern gehalten bis die Demonstration weiterzieht. Das schönere Wetter scheint auch mehr Menschen zur Teilnahme motiviert zu haben. Die Teilnahmelisten müssen zwischendurch angepasst werden. Von Beginn an Mitlaufende werden an der Ecke zur Makarenkostraße am Ende plötzlich von der Polizei abgedrängt und müssen weit hinter der Demonstration herlaufen, was von einer Reihe Polizist*innen abgeschirmt wird. Auf Nachfrage erklärt ein Polizeibeamter, dass inzwischen die maximale Teilnehmerzahl von 200 Menschen erreicht sei und deswegen niemand mehr in den eigentlichen Zug reinkomme. Neugierige und abgedrängte Demonstrierende folgen dem Zug mit einigem Abstand.

Mit Mindesabstand demonstrieren

Solidarität, Systemwechsel und SOG

Die Themen der abgespielten Reden rangieren von dialektischen Auseinandersetzungen mit dem Arbeitsbegriff bis in die aktuelle Landespolitik. Viel Applaus bekommen die Reden, in denen sich die Sprecher*innen für die Geflüchteten und eine Evakuierung der Lager auf den griechischen Inseln einsetzen. Auch die Situation von zentralen Unterkünften für Geflüchtete in Mecklenburg-Vorpommern wurde thematisiert. Dort können die Menschen die Sicherheitsabstände nicht einhalten, deswegen fordern die Demonstrierenden auch eine dezentrale Unterbringung. Andere Redner*innen stellen sich gegen die Gentrifizierung der Stadt und fordern die Vergesellschaftlichung von Wohnräumen. Weitere Kapitalismuskritik wird im Zusammenhang mit der aktuellen Pandemie deutlich. Systemrelevante Berufe, die bereits vor der Krise in der Regel unter schwierigen Bedingungen ausgeführt wurden, würden jetzt noch härter. Unter den aktuellen Bedingungen werden teilweise Zwölf-Stunden Schichten verlangt. „Das war es dann wohl mit dem Arbeitsschutz“. Konkret wird eine bessere Bezahlung und die Einhaltung der Arbeitnehmer*innenrechte gefordert. Besondere Aufmerksamkeit setzen viele auf die unbezahlte Care-Arbeit, die nach wie vor hauptsächlich von Frauen geleistet wird. Die Abschaffung des Patriarchats, eine weitere Forderung, solle über den Sozialismus geschehen, da dieser „dem Patriarchat wenigstens die kapitalistische Grundstütze nimmt.“

Auch der Klimaschutz wird nicht vergessen. Von den Aktivist*innen von Fridays for Future wird gefordert, dass sie sich klar als eine antikapitalistische Bewegung positionieren, weil inzwischen alle Parteien auf den Klimaschutz aufspringen und dabei vom Lobbyismus der großen Industrien beeinflusst würden. Zu guter Letzt nehmen sich die Demonstrierenden noch einmal das neue Polizeigesetz Mecklenburg-Vorpommerns vor und erinnern daran, dass der Polizei zwar weitreichende Befugnisse für die Gefahrenabwehr eingeräumt wurden, aber keine Beschwerdestelle für den Fall von Missbrauch der Daten oder Polizeigewalt eingerichtet wird. In den letzten Monaten sind immer wieder Fälle publik geworden, in denen Polizeibeamt*innen sensible Daten an gewaltbereite Gruppierungen weitergeleitet haben oder diese für persönliche Motive missbraucht haben. Die Ankündigung „die Verfassungsbeschwerde ist in Arbeit, denn so ein Quatsch machen wir nicht mit!“ wird mit großem Applaus aufgenommen.

Die Demonstration ist inzwischen am Platz der Freiheit angekommen, wo die Europakreuzung für die Schlusskundgebung gesperrt ist. In alle Richtungen staut sich der Verkehr für 45 Minuten, bis die Polizei ihn nach langem Hupen der Autofahrenden um die Demonstrierenden herum leitet. Um 17.55 Uhr löst sich die Veranstaltung zum ersten Mai friedlich auf.

Fotos: Ole Kracht

Gemeinsam radeln fürs Klima

Gemeinsam radeln fürs Klima

Trotz der Umstände – oder gerade deswegen – findet auch in diesem Jahr wieder das STADTRADELN in Greifswald statt. Bei der bundesweiten Aktion, an der sich jede Stadt beteiligen kann, sollen die Teilnehmenden in drei Wochen ihre alltäglichen Strecken mit dem Rad hinter sich bringen. Ziel ist es,  damit einen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten und auf die Radinfrastruktur aufmerksam zu machen. Hier findet ihr die wichtigsten Informationen zusammengefasst.

Wie genau funktioniert STADTRADELN?

Auf der Internetseite des Stadtradelns könnt ihr euch ganz einfach anmelden. Ihr könnt Teams von mindestens zwei Personen bilden oder einfach schon bestehenden Gruppen beitreten. Wer Lust hat, kann beispielsweise Teil des Radel-Teams der Uni werden. Über die App könnt ihr dann die zurückgelegten Kilometer tracken oder einfach im Nachhinein auf der Website eintragen. Je mehr Kilometer ihr sammelt, desto besser für euch, euer Team und natürlich fürs Klima.

Wer kann mitmachen?

Mitmachen können eigentlich alle – ob ihr hier lebt, arbeitet, studiert, zur Schule geht oder einem Greifswalder Verein angehört – zum Radeln sind alle aufgerufen. Auch wenn das Radeln schon begonnen hat, könnt ihr euch immer noch anmelden!

Wann wird geradelt?

Bundesweit findet die Aktion von Anfang Mai bis Ende Oktober in einem von der Kommune selbst gewählten, dreiwöchigen Zeitraum statt. Vom 1.-21. Mai kann man hier in Greifswald für sein Team Kilometer sammeln.

Kann ich hier irgendwas gewinnen?

Nach der Aktion werden auf der Website die Gewinner*innen bekannt gegeben. Dabei werden die fahrradaktivsten Gruppen und Kommunen mit den meisten zurückgelegten Kilometern ausgezeichnet. Die Gewinne reichen von Fahrradmagazinen über Accessoires für den Drahtesel bis hin zu brandneuen Rädern.

Warum das Ganze?

In Greifswald ist das Fahrrad zwar das Verkehrsmittel der ersten Wahl, doch so ist es nicht in jeder Stadt.
„Wir glauben, man kann den Menschen viel über die Vorteile des Radfahrens erzählen. Am wirksamsten überzeugt man sie aber, wenn sie für 21 Tage einfach mal selbst aufs Rad steigen.“, schreibt die Organisation auf ihrer Internetseite.
Die Aktion soll einerseits auf die teilweise fehlende Radinfrastruktur aufmerksam machen, andererseits auch den Schwerpunkt auf den Klimaschutz legen. Daher richtet sich STADTRADELN auch an die Kommunalpolitik. Politiker*innen können während der drei Wochen aus der Perspektive der Radfahrenden sehen, wo Verbesserungsbedarf besteht.

Lieber Fahrrad als Auto?

Wir bleiben durch die alltägliche Bewegung nicht nur fitter, sondern können auch mit dem Fahrrad einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Zum einen werden Kohlendioxid-Emissionen vermieden, denn davon entstehen circa ein Fünftel im Verkehr. Würden in den Innenstädten etwa 30 Prozent der Strecken mit einer Länge von bis zu sechs Kilometern mit dem Rad statt mit dem Auto gefahren werden, könnten sich circa 7,5 Millionen Tonnen CO2 vermeiden lassen.

Gibt es bestimmte Vorsichtsmaßnahmen wegen Corona?

Wegen des Corona-Virus findet das STADTRADELN dieses Jahr unter bestimmten Bedingungen statt, denn leider sind Fahrradausflüge in größeren Gruppen zur Zeit nicht erlaubt. Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder betont:
„Solange die Kontaktbeschränkungen gelten – seien Sie nur in Familie oder zu zweit mit Freunden unterwegs. Nutzen Sie das Rad für Ihre täglichen Wege und für die Ausflüge in die schöne Umgebung unserer Stadt. Uns ist klar, dass wir unter den bestehenden Bedingungen keine Rekorde brechen werden, dennoch ist es uns wichtig, das STADTRADELN jetzt durchzuführen und die Bedeutung der Fahrradnutzung für die Umwelt und unsere Gesundheit in den Fokus zu nehmen. Unserer Umwelt und Ihrem Wohlbefinden zuliebe – bleiben Sie in Bewegung und bleiben Sie gesund!“

Hier findet ihr übrigens das Video von moritz.tv zum STADTRADELN 2018!

Beitragsbild: unsplash

Ein Netzwerk, zwei Besucher und N’ Fünfer für die ROSA

Ein Netzwerk, zwei Besucher und N’ Fünfer für die ROSA

Vor einiger Zeit habe ich ein Buch gelesen. In dem Buch stand die Frage „Spielst du auf deinem Spielplatz?“.  Wäre Corona nicht, könnte ich die Frage easy mit einem „JA!“ beantworten. Wäre Corona nicht, würde ich an einem Freitagabend mit meinen Leuten in irgendeiner zusammengewürfelten WG-Küche sitzen und mir den ein oder anderen Sekt schmecken lassen. Wäre Corona nicht, würden wir leicht beschwipst durch die Straßen schlendern, vielleicht würde dann Andy am Einlass stehen und mir meinen Fünfer abnehmen. Er würde mir mit einem liebevollen Grummeln den Stempel auf meinen Arm drücken und mich vielleicht zu Jannik weiter schicken, der mir dann mit einem Zwinkern meine Jacke abnimmt. Vielleicht würde Muri dann zu diesem Zeitpunkt aus seinem Büro kommen, um „mal kurz die Lage im Club zu checken”. Hinter der Bar würde vielleicht Oleg in seinem Kimono stehen, Madlen mit einem breiten Grinsen oder Stella mit ihrem schönen Lockenkopf. Vielleicht würde Vy an diesem Abend auflegen und ich hätte noch ein nettes Gespräch mit Vivi, vielleicht würde mir Eva am Ende des Abends meine Jacke zurückgeben. Vielleicht würde ich auch die anderen aus dem Team treffen: Niclas, Paul oder Becki…

Ja, vielleicht wäre das ein ganz normales Wochenende, wenn Corona nicht wäre. Aber wir leben „in Zeiten von Corona“ und somit hat der Spielplatz ROSA für uns geschlossen. Keine witzigen, dekorativen Highlights um einen herum. Keine Gespräche mit der Belegschaft, kein Geruch nach Schweiß, Rauch und Schnaps. Kein Getobe auf dem Dancefloor. Kein wildes Rumgemache auf den Toiletten. Die Schepperschuhe bleiben im Schrank. Die enge Tobehose auch.  

Eine Rettung für unsere Erwachsenenspielplätze

Der einzige Trost und das Gefühl, wenigstens ein bisschen auf seinem Spielplatz zu spielen, ist: Der ROSA LIVESTREAM! An diesem Samstag mit ganz besonderen Spielgefährten.  

ROSA begrüßt das Kulturwerk MV, das Landesnetzwerk für Clubs und Spielstätten in Mecklenburg-Vorpommern, zu dem auch die ROSA zählt. Dieses Netzwerk bringt über 20 Spielplätze aus allen Ecken MV’s zusammen. Dieser Zusammenschluss der Clubs und Spielstätten war schon lange vor Corona geplant – doch Kontaktverbot heißt eben auch Veranstaltungsverbot und keine Veranstaltungen bedeutet keine Einnahmen. Da bekommt man schon Angst, dass da jemand steht und einem die Sandkastenförmchen klaut und einen nach Hause schickt. Für immer.

Das Landesnetzwerk hat daher eine Campagne gestartet und ruft zu Spenden auf. Zusammen mit Paulette aka Barbara Garbitch werden jetzt nach und nach alle Spielplätze abgeklappert und vorgestellt, damit niemand in Vergessenheit gerät. Diesmal stellt also nicht Muri die Fragen, sondern darf sich von der reizenden Barbara Garbitch Löcher in den Bauch fragen lassen und mal erzählen „where the magic happens“. Wem hier noch keine freudige Erregung durch den Körper fließt, sollte spätestens jetzt seinen Terminkalender zücken und sich den 02.05.2020 ab 20 Uhr auf dem Sofa vormerken, denn die Hinterlandgang wird den Abend mit einem Konzert LIVE aus der ROSA ausklingen lassen.

Bisschen Sekt, bisschen zurücklehnen und vor dem Screen bisschen davon träumen, dass wir bald alle wieder gemeinsam spielen gehen können.

Euch geht es gerade finanziell gar nicht mal so schlecht? Dann spendet doch N’ Fünfer für die ROSA über PayPal an Hallo@rosa.wtf .

Interesse geweckt? Schaut beim Kulturwerk MV auf Facebook vorbei, da könnt ihr euch die bisher besuchten Clubs zusammen mit Barbara Garbitch ansehen. Und auch dieses hat einen Spendenlink.

Beitragsbild: Schorle

Ein Lebensgefühl aus: Loddin auf Usedom

Ein Lebensgefühl aus: Loddin auf Usedom

Im November 2019 traf ich den passionierten Segler und Hafenmeister von Loddin, Kulo Prochnow, in seinem Heimathafen auf der Insel Usedom. Kennengelernt hatten wir uns im Sommer 2019 auf dem Wasser und uns gleich für ein Treffen verabredet.

„Gerade ist ein komplett neuer Schwimmsteg gekommen, den haben wir in Torgelow bauen lassen. Wir haben mal einen Antrag auf Fördermittel gestellt, aber da wäre die Sanierung gleich zehnmal so teuer geworden. Und bei zehn Prozent Eigenbeteiligung am Förderprojekt wäre es ja auf dasselbe rausgekommen. Da haben wir das gleich selbst gemacht.“ Stolz zeigt Prochnow auf den im Wasser schwimmenden Steg. Jetzt, im November, liegen kaum Schiffe im Hafen. Die meisten Sportboote des Wassersportvereins Loddin sind schon per Kran aus dem Wasser geholt, geslippt, worden und liegen nun im Winterquartier in einer Halle nahe der Stadt Usedom. „Und jetzt sind wir bei und erneuern das Bollwerk ringsum. Mit alten Gummimatten hinterfüttern wir die Buhnen, die den Boden gegen das Hafenbecken abstützen. Die haben wir günstig bekommen, das sind alte Förderbänder aus dem Braunkohletagebau, 2 Zentimeter stark und anderthalb Meter hoch.”

EIne Drohnenfotografie zeigt den Hafen im Sommer: An den Stegen liegen die Rethanas der Vereinsmitglieder, links oben im Hafen die Boote der Fischer. Draußen kräuselt der Wind das Wasser zu kleinen Wellen.

Der Hafen öffnet nach Südwest in das Achterwasser, auf Niederdeutsch bedeutet das Hinterwasser. Hinter der Insel Usedom also versteckt sich diese Lagune des Peenestroms, der sich zuvor durch Demmin und Anklam gewalzt hat und sich kurz darauf hinter Wolgast bei Peenemünde in die Ostsee ergießen wird. Aus einem Modderloch wurde durch den 1971 gegründeten Wassersportverein Loddin dieser Zufluchtsort für Schiffe geschaffen, aber schon vorher legten hier Fischer*innen an. Die gibt es hier immer noch, ihre Boote liegen an der Südseite des Hafens. Auch im November wird gearbeitet, vor meinen Augen läuft eins der kleinen Boote aus.

Ein Fischer läuft ins trübe Wetter hinaus. Dick in Ölzeug gehüllt trotzt er mit dem durch einen Außenborder angetriebenen Boot dem diesigen Novemberwetter.

Obwohl die Seefahrt hier eine lange Tradition hat, schwächelt der Schiffsbau – zumindest im Bild, das sich die Öffentlichkeit von der Region macht. Prochnow erklärt: „Die großen Pleitewerften, die MV Werften, das sind alles Fördermittelverschwender, wenn die keine Staatsaufträge bekommen. Aber die kleinen, da gibt’s Wartelisten. Die Hornwerft in Wolgast, die Hansewerft in Greifswald. Und mit dem Tourismus gibt’s ein paar mehr Arbeitsplätze und etwas mehr Geld. Guck mal da draußen, da haben wir auch ‘ne Ansteuerungstonne, da ist die Fahne und oben ein Lämpchen, Loddin steht da drauf. Wenn wir unterwegs sind, fährt jeder mit seinem eigenen Boot, weil jeder Käpt’n sein möchte. Dann fahren wir raus, schmeißen Anker, trinken Kaffee und abends wieder zurück.“ Kulo Prochnow wohnte in Berlin, begann in Hamburg einen Hausbau und kam schließlich auf Usedom an, wo er früher schon beruflich unterwegs war. In dem 54 Mitglieder starken Verein hat er momentan die – selbstverständlich ehrenamtliche – Position des Hafenmeisters inne, neben Vorstand und Schatzmeisterei eines der Ämter, in die sich Mitglieder wählen lassen können.

Segler und gewählter Hafenmeister des Wassersportvereins Loddin, Kulo Prochnow

Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist die örtliche Nähe. Niemand aus München soll sich nur durch Beitragszahlung einen Liegeplatz sichern. Tatkräftige Hilfe und das Beisammensitzen im Sommer sind den Mitgliedern wichtig.

„Was’n das hier für ein Rucksackindianer?“ Draußen vor dem Vereinsheim, in dem Kulo und ich mittlerweile eingekehrt sind, steht sein Stellvertreter und beäugt ein wenig skeptisch meinen Rucksack, an dem Isomatte und Zelt festgezurrt sind. „Der macht hier sowas für die Greifswalder Studentenzeitung.“

Wir reden über den Niedergang der Kartbahn Dargelin, die Wassertiefen im Naturhafen Krummin, die schwierige Passage des Peenestroms für Boote mit mehr als zwei Metern Tiefgang und über das Motorradrennen im Stadthafen Peenemünde Nord („Da kriegste kein Auge zu, dat is ne Jachd!“). Wir trinken Flaschenbier, im Sommer wird auch mal ein Fass angeschlossen. Neben der Zapfanlage stehen Tische im Vereinsheim, die Wände sind geschmückt mit gerahmten Collagen von Hafenfesten.

„Der Nordhafen da in Peenemünde, der ist aus purem Gold gebaut, Edelstahl, Edelstahl, Edelstahl. Hoffentlich vergammelt der nicht. Wie in Neuhof, da gabs einen wunderbaren Hafen, alles neu, alles gefördert. Für einen Hafenmeister war aber kein Geld da und jetzt sind die ganzen Stege hin. Genau wie in Lassan. Das wird alles kurz gefördert und dann nicht gepflegt. Wenn sowas nicht in privater oder Vereinshand ist, kannst du das vergessen. Aber Lohn für einen Festangestellten, dafür kommt hier in der Gegend nicht genug Geld rein. Rügen, Bodden, da sieht’s ja wieder anders aus, aber hier in dat flache Ding, da kommt ja keiner rein. Aber ist ganz gut, dass die Dicken hier nicht reinkommen, wir wollen ja nicht sowas Elitäres hier.“

Im Landkreis Vorpommern-Greifswald, zu dem Loddin gehört, wurde eine Stelle für die Förderung ländlicher Regionen geschaffen und Kulo Prochnow und seine Vereinsmitglieder wurden von einer Angestellten des Amtes besucht. Für die Erfüllung der Bedingungen hätte der Verein allerdings weit mehr Geld in die Hand nehmen und Wasserwanderrastplätze zur Verfügung stellen müssen, als für einen so kleinen Ort möglich gewesen wäre.

Blick Richtung Westen, im Dunst lässt sich gerade noch Görmitz (Usedom) erkennen. Mit im Wasser stehenden Stangen ist die Hafeneinfahrt des im Schilf eingebetteten Refugiums abgesteckt.

„Für einen Flachwasserhafen gibt keiner Geld. Bei ungünstigem Wind hast du hier noch 70 Zentimeter Wasser. Wir haben ja mal versucht, das Ding auszubaggern, aber der Bagger ist gleich abgesoffen. Der is auffe Kette reingefahren und wollte sich dann rückwärts wieder ranbaggern. Hat ja auch erst geklappt. Aber dann meinten wir, den aufgeschütteten Hügel da, den musste wieder breitschmeißen, dat kannste so nicht lassen. Ja, und wie dann der Haufen weg war, da wusste er nicht mehr, wo er war, war nur noch Wasser ringsrum, nichts abgesteckt. Und dann isser in sein eigenes Loch reingefahren, nur noch das Führerhaus guckte raus und der Fahrer kam angeschwommen.“

Die Geschichte interessiert mich und die beiden erzählen, immer wieder von Lachern unterbrochen, weiter.

„Der Kiesonkel hatte den Auftrag angenommen und…“ – „Wer?“ – „Na hier, der Göhrs, der hatte einen Bagger für die Kiesgrube, mit Bioöl und allem, und der ist dann rein, aber blindlings und gleich abgesoffen. Und dann gings los, Berufstaucher und die Feuerwehr, Fernsehen und so weiter. Dann kam ein Schwimmpanzer, der hat aber auch gleich nasse Füße gekriegt, und dann haben sie Betonplatten als Straße ins Wasser gelegt und der Panzer hat ihn rausgeholt. Alles kaputtgefahren hamse hier. Und wir haben Glühwein gemacht und Bratwurst verkauft, was meinste, was hier Leute waren! Vielleicht müssen wir nochmal ran mit ‘nem Schwimmponton und Minibagger und weiter ausbaggern. Aber wenn der Klimawandel kommt, steigt das Wasser ja von selbst.“

Bemerkbar mache sich der Klimawandel hier jedoch kaum, sagt Prochnow und eine gewisse Skepsis gegenüber dem Thema liegt in seinen Worten. Trotzdem – zum Urlaub ins Ausland fliegen würde er nicht. „Der Flug kostet 19 Euro, der Parkplatz 50. Da frage ich mich eh immer, wie das sein kann. Und wir haben so ein schönes Land, und überhaupt, ganz Mitteleuropa, da gibt es so viel zu erleben.“ – „Ja, und das lässt sich alles mit Rad oder Zug entdecken.“ Kulo grinst verschmitzt: „Oder mit Segelboot.“ Im Verein ist er mit 60 Jahren einer der jüngsten. Denn: Mit dem Segeln ist das ja so eine Sache. „Wenn du jung bist, hast du kein Geld. Wenn du etwas älter bist, keine Zeit. Und wenn du alt bist, bist du eben alt. Wir helfen uns hier untereinander, der ehemalige Werftarbeiter legt bei Freunden gerne mit Hand an.”

Denn bei aller Idylle muss Kulo zugeben: Segeln ist die teuerste Art, langsam zu reisen.

Der Hafen im November: Die meisten Schiffe sind ins Winterquartier an Land eingezogen. Kulo Prochnow schließt hinter uns ab. Im Sommer jedoch steht die Türe offen, dann bietet der Hafen eine gemütliche Rast auf Reisen, im Urlaub oder beim Wassersport.

Beitragsbilder: Jonas Greiten

Deutschland trägt Maske

Deutschland trägt Maske

Nachdem Sachsen und Sachsen-Anhalt bereits eine Mundschutzpflicht eingeführt haben, werden ab heute (bzw. ab Mittwoch in Schleswig-Holstein) auch die anderen Bundesländer nachziehen. Was genau das für uns bedeutet, wieso überhaupt eine Maskenpflicht beschlossen wurde und was ihr tun könnt, wenn ihr spontan keine Maske Zuhause habt, aber trotzdem einkaufen gehen wollt, werden wir für euch in diesem Artikel einmal zusammenfassen.

Inwiefern betrifft uns die Maskenpflicht?

In Mecklenburg-Vorpommern bedeutet die Maskenpflicht, dass ab heute sowohl im ÖPNV als auch in einigen öffentlichen Einrichtungen wie Geschäften oder auf Ämtern für Beschäftigte und Kund*innen eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen ist. Dafür wird eine Alltagsmaske empfohlen, im Notfall kann auch auf Schal oder Tuch zurückgegriffen werden. Ein Verstoß gegen dieses Gebot kann nach jetzigem Stand mit einer Geldstrafe von bis zu 25 Euro geahndet werden. Die Kontaktbeschränkungen auf eine einzige andere Person, die nicht Teil des eigenen Haushalts ist, und die Abstandsregel von 1,5 Metern gelten aber weiterhin. Weitere Infos könnt ihr in der Verordnung der Landesregierung vom 17. April nachlesen, in der die ab heute geltenden Beschlüsse erklärt werden.

Dass die Abstands- und Kontaktregeln weiterhin eingehalten werden, ist dabei zwingend notwendig. Immer wieder hatten Wissenschaftler*innen davor gewarnt, dass eine übereilte Maskenpflicht, ein sofortiges und trügerisches Sicherheitsgefühl unter der Bevölkerung auslösen könnte. Laut dem Robert Koch Institut sind Selbstisolierung bei Symptomen, ausreichende Händehygiene, Husten- und Niesregeln und das Einhalten der Abstandsregeln noch immer die wichtigsten Maßnahmen, um sich selbst und andere zu schützen. Ganz gleich, wie sicher sich manch eine*r mit einer Maskenpflicht fühlen sollte – ohne das Einhalten dieser Maßnahmen haben auch Masken keinen Sinn.

Die aktuellen Maßnahmen können aber auch Ängste unter der Bevölkerung auslösen, die nicht zu missachten sind. Wenn in den Nachrichten immer wieder von mittlerweile über 150.000 Infektionen in Deutschland mit einer Letalität von 3,5 Prozent berichtet wird, kann das schnell zu Verunsicherung führen. Die Todesfälle sind dabei sicher nicht schönzureden, jedoch ist es wichtig, sich auch die Zahl der Genesenen anzusehen, die inzwischen die 100.000 geknackt hat. Ein weiterer Grund zur ‘Beruhigung’: MV hat dabei bislang noch immer die geringste Infektionsrate (mit insgesamt 661 Fällen kommen auf 100.000 Einwohner*innen gerade einmal 41 COVID-19 positive Fälle [Stand 24.04.]). Aber auch bei uns gilt: 16 Tote sind noch immer 16 zu viel.

Die Maskenpflicht macht es endgültig: Selbst diejenigen, die bisher versucht haben, sich von Corona-Nachrichten weitestgehend fernzuhalten, können sich dem Virus nicht mehr entziehen, wenn sie einen Einkaufsmarkt betreten oder sich in Bus und Bahn setzen wollen und dabei nur noch maskentragenden Menschen begegnen. Bei einigen können die Masken aber auch ein Sicherheitsgefühl hervorrufen. Dass Corona ein Problem geworden ist, das uns alle laufend beschäftigt, ist vielen in den letzten Wochen leider bewusst geworden. Beim Einkaufen denkt man schnell einmal mehr darüber nach, was man alles berühren sollte und was nicht, volle Fußgängerwege werden zum Hindernisparcours, jede*r regelmäßige Social Media Nutzer*in hat schon einmal ein COVID-Meme oder einen ‘nützlichen’ 20-Sekunden-Händewasch-Song gesehen, und Gespräche mit Freund*innen in anderen Bundesländern beginnen oft mit dem immer gleichen: “Und? Wie ist die Lage so bei euch?” Wie gefährlich COVID-19 also für uns persönlich ist oder nicht ist – Fakt ist, dass es uns alle in irgendeiner Form betrifft und viele von uns auch beunruhigt. Das Virus ist eine unsichtbare Gefahr, die schwer einzuordnen ist, und das kann schnell Angst hervorrufen. Ein Geschäft zu betreten, in dem Kund*innen und Angestellten eine Maske tragen, kann diese Angst aber vielleicht auch ein wenig mildern.

Aber wie sinnvoll ist die Maske denn nun wirklich?

Über den Nutzen von Atemschutzmasken herrscht viel Diskussion, nicht nur in der Bevölkerung. Immer wieder weist das RKI darauf hin, dass ohne geltende Hygiene- und Abstandsregeln auch Masken keinen wirklichen Nutzen haben. Medizinische Mund-Nasen-Schütze und Atemschutzmasken müssten außerdem dem Pflegepersonal vorbehalten bleiben, da diese durch ihre höhere Filterwirkung nicht nur dem Fremdschutz-, sondern auch dem Eigenschutz dienen. Dennoch empfiehlt auch das RKI das Tragen eines einfachen Mundschutzes in öffentlichen Einrichtungen, und hält ihn für „einen weiteren Baustein“ im Kampf gegen Corona. Denn wichtig ist dabei, dass auch Infizierte ohne Symptome das Virus verbreiten können, und das nicht nur durch Husten oder Niesen, sondern selbst durchs Sprechen. Eine Atemmaske könne dabei helfen. Zwar gäbe es aktuell keine Hinweise darauf, dass Masken auch davor schützen, selbst angesteckt zu werden, und selbst die Schutzwirkung anderer ist bislang, wenn auch plausibel, trotzdem nicht bewiesen. Solange es aber nur wahrscheinlich ist, durch Atemmasken andere – darunter vor allem Risikogruppen – zu schützen und so auch den Infektionsdruck und damit die Ausbreitungsgeschwindigkeit zu mindern, ergibt eine Maskenpflicht natürlich durchaus Sinn.

Und andere Länder und Städte haben es bereits vorgemacht. Bei uns in Deutschland ist Jena mit den Maßnahmen als erste deutsche Großstadt schon früh vorangegangen. Neben strengen Regeln was den Besuch von öffentlichen Orten und Quarantänebestimmungen angeht, gilt in Jena auch schon ab dem 06. April eine Maskenpflicht – und das alles scheinbar mit Erfolg. Seit zwei Wochen wurden keine Neuinfektionen mehr gemeldet. Aber auch die Website der Stadt Jena weist darauf hin, dass beim Tragen unbedingt darauf geachtet werden muss, wie die Maske getragen und verwendet wird – egal, ob man auf eine selbstgenähte oder auf im Handel verfügbare Masken zurückgreifen will.

Wie verwende ich eine Maske also richtig und was tue ich, wenn ich keine besitze?

Vor dem Aufsetzen sollte zuerst einmal darauf geachtet werden, dass die eigenen Hände gewaschen, im besten Fall sogar desinfiziert sind, weil es beim Aufsetzen schnell dazu kommen kann, dass wir das Gesicht berühren. Das bedeutet natürlich auch, dass wir unterwegs möglichst darauf achten sollten, die Mund-Nasen-Bedeckung nicht unnötig abzunehmen oder daran herumzuspielen. Es wird sogar geraten, die Maske nach dem Aufsetzen gar nicht mehr anzufassen, sondern sie nur durch Greifen der Ohrenhalterungen abzunehmen. So kann vermieden werden, dass man mit möglichen Keimen auf der Außenfläche in Berührung kommt. Auch nach dem Absetzen sollte man wenn möglich die Hände sofort wieder waschen und/oder desinfizieren. Die Maske kann dann ge­waschen werden, bis man aber dazu kommt, sollte sie nach Möglichkeit in einem geschlossenen Behälter aufbewahrt werden.

Beim Tragen selbst ist es ebenfalls wichtig, dass die Maske gut sitzt und geschlossen anliegt, damit wenig Luft hineinkommt oder ungefiltert entweicht. In der Regel kann der Mundschutz einen Tag lang getragen werden – sollte er allerdings feucht werden, schützt er nicht mehr. Müsst ihr die Maske deshalb unterwegs wechseln, achtet darauf, den getragenen Mundschutz nicht einfach in die Jackentasche oder den Rucksack zu stopfen, sondern haltet im besten Fall eine verschließbare Dose o.ä. bereit. Masken aus einem festen Material können auch wiederverwendet werden. Bei einer Kochwäsche von etwa 90 Grad und anschließendem Bügeln werden die Keime vernichtet. Zum Auskochen kann auch ganz einfach ein Kochtopf genutzt werden.

Ein sogenannter MNS (Mund-Nasen-Schutz), auch OP-Maske genannt, hat bislang den größten Nutzen beim Fremdschutz. Die Masken könnt ihr unter anderem bei Onlineanbietern erwerben oder aller Wahrscheinlichkeit nach in naher Zukunft auch im Einzelhandel.

Wer jetzt noch keine Maske Zuhause hat, muss sich aber nicht gleich in Selbstisolation begeben. Beim sogenannten BMNS (Behelfs-Mund-Nasen-Schutz), auch Do-It-Yourself-Maske, ist ein Abfangen der Tröpfchen beim Sprechen, Husten und Niesen zwar noch nicht nachgewiesen, das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte geht aber dennoch davon aus, dass er zu­mindest die Atemluftgeschwindigkeit reduziert und dementsprechend auch den Schleim-Tröpfchen-Auswurf.

Online kursieren bereits die verschiedensten Anleitungen zum Selbstnähen, bei denen man schnell auch mal den Überblick verlieren kann. Wichtig ist bei sämtlichen Anleitungen der erste Schritt: die Auswahl des Stoffes. Dieser sollte im Idealfall dick genug sein, um die Kochwäsche zu überstehen, aber immer noch so durchlässig, dass ihr euch nicht selbst die Luft abschnürt. Vor dem Nähen also euren ausgesuchten Stoff einmal gefaltet vor den Mund halten und schauen, ob ihr noch Atmen könnt.

Im Auftrag der Stadt Essen hat der Youtube-Channel einfach nähen ein Video produziert, indem das Selbstnähen kurz erklärt und gezeigt wird. Die Herstellung ist recht simpel und erfordert nur ein wenig Stoff, Nadel, Faden und einen Basteldraht. Und einen großen Vorteil hat die selbstgenähte Atemmaske zumindest: Ihr könnt sie nicht nur wiederverwenden, sondern auch gestalten, wie auch immer ihr wollt – zum Beispiel in Regenbogenfarben für politische Aktionen.

Zuletzt eine Bitte an jede*n einzelne*n von uns: Bereits in der letzten Woche kam es in Greifswald zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Einkaufenden, die sich der Einkaufswagenpflicht widersetzten. Die Wut über die beschlossenen Maßnahmen mag groß sein, aber es ist dabei wichtig uns bewusst zu machen, dass Einkaufswagen- und Maskenpflicht keine Beschränkungen darstellen. Sie sind vielmehr dafür da, dass unser Leben trotz des Virus’ dort, wo es möglich ist, weiterhin funktionieren kann. Und das, wenn wir uns nur alle an die Bestimmungen halten, ohne eine weitere Infektionswelle unnötig zu provozieren. Gemeinsam mit Hygiene- und Abstandsregeln sind Einkaufswagen- und Maskenpflicht im Moment gute Lösungen, um möglichst schnell zur ‘Normalität’ zurückzukehren und dabei noch unsere Mitmenschen zu schützen – Lösungen, an denen wir alle aktiv mithelfen können.

Beitragsbild: Daniel Tafjord auf Unsplash: Street Art aus Bryne in Norwegen
Banner: Julia Schlichtkrull