Einen gewählten AStA-Vorsitz gibt es seit Februar diesen Jahres nicht mehr. Diejenigen, die sich in den letzten acht Monaten zur Wahl aufstellen ließen, konnten die nötige Mehrheit bisher nicht erreichen. Nachdem Esther Erwin im Februar als Vorsitzende zurückgetreten war und weder Felix Zocher als damaliger kommissarischer Vorsitzender noch Aliya Mironova mit einer Initiativbewerbung gewählt wurden, ist Hennis Herbst durch seine Stellung als Referent für Administration und Geschäftsführung seit Juli kommissarischer Vorsitzender. Doch weder er noch Annalena (Anna) Mangels, die damals kurzzeitig den kommissarischen Vorsitz von Felix übernommen hatte und sich in zwei der letzten drei StuPa-Sitzungen aufstellen ließ, konnten bisher den nötigen Anklang finden.
Wer da nicht mehr durchsteigt, findet im gestrigen Artikel eine Chronologie des diesjährigen AStA-Vorsitzes, sämtliche Links zu den besagten StuPa-Sitzungen und Beiträgen des webmoritz. sowie die Meinung von fünf StuPist*innen zur aktuellen Lage. Die nächste StuPa-Sitzung findet am kommenden Dienstag, den 10.11., statt. Nachdem in der letzten Sitzung nur noch Hennis kandidierte, wird Anna in der nächsten Woche wieder zur Wahl stehen. Auch wenn noch nicht klar ist, ob das auch bei Hennis der Fall sein wird, geben die folgenden Interviews einen erneuten Einblick in die Motivation und Pläne der beiden Bewerber*innen. Wir haben außerdem gefragt, was für Auswirkungen die Wahlflaute für die beiden auf die Zusammenarbeit und Zukunft von AStA und StuPa hat.
Wer bist du? Stell dich doch mal in drei Sätzen vor.
Anna: Mein Name ist Anna, ich studiere derzeit im 5. Fachsemester Rechtswissenschaften und mein politisches Engagement lebe ich in der Linksjugend aus. In meiner Freizeit unternehme ich viel mit meinen Freunden und auch im Fitnessstudio kann man mich gelegentlich treffen. Insgesamt bin ich sehr aufgeschlossen und arbeite gerne und zuverlässig an meinen Aufgaben.
Hennis: Mein Name ist Hennis Herbst. Ich bin 23 Jahre alt und studiere im 3. Semester Politikwissenschaft und Öffentliches Recht. Ursprünglich komme ich aus Stralsund und derzeit versuche ich mich mehr und mehr in der Hochschulpolitik einzubringen.
Welche Erfahrungen hast du schon im AStA und in der Hochschulpolitik (HoPo) im Allgemeinen?
Anna: Im Juni 2019 wurde ich zur AStA HoPo-Referentin gewählt, was ich auch ein ganzes Jahr lang ausgeübt habe. Im Februar 2020 wurde ich zur stellv. Vorsitzenden gewählt und im Juni dann auch zur kommissarischen Vorsitzenden, da Felix Zocher zurückgetreten war. Im Juli 2020 bin auch ich leider von meinem Amt als HoPo-Referentin zurückgetreten, da ich ein einmonatiges Praktikum in Kiel gemacht habe, der Rücktritt geschah allerdings dort schon mit dem Plan und dem Ziel vor Augen, mich für den AStA-Vorsitz aufstellen zu lassen. Neben meiner Tätigkeit im AStA bin ich zusätzlich ebenfalls seit Mitte 2019 LKS-Delegierte [Landeskonferenz der Studierendenschaften M-V] und dort auch seit Oktober 2019 als Sprecherin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Die Vernetzung und Kommunikation durch dieLKSist nicht nur zu den anderen Hochschulen aus M-V sehr intensiv, auch die bundesweite Vernetzung wurde durch die Anwesenheit einiger fzs[freier zusammenschluss von student*innenschaften] Mitglieder schon stark gefördert. Seit einiger Zeit bin ich auch stellv. Aufsichtsratmitglied des Stuwe [Studierendenwerks] und seit meinem Rücktritt von meinem AStA-Referat bin ich nun auch in das StuPa nachgerückt und dort seit Juli 2020 aktiv dabei.
Hennis: Seit Juli bin ich gewählter Referent für Geschäftsführung und Administration im AStA. Da wir seitdem auch keinen ordentlichen Vorsitz haben, übe ich diesen Posten auch kommissarisch aus. Da ich zuvor keine Erfahrung im Bereich der Hochschulpolitik hatte, haben mich die vielfältigen Aufgaben vor große Herausforderungen gestellt. In kürzester Zeit konnte ich mich, auch dank der Unterstützung langjähriger Referent*innen, in die Aufgaben einarbeiten und habe inzwischen einen umfassenden Überblick über die Hochschulpolitik. In den letzten Monaten konnte ich sehr viel lernen und habe Lust auf mehr bekommen.
Was sind deine Ziele im Vorsitz und warum bewirbst du dich?
Anna: Meine Ziele als Vorsitzende sind vor allem eine bessere Struktur und Planungskultur. Ich habe mir bereits in meiner letzten Amtszeit viele Veranstaltungen und eine bessere Planung überlegt, die durch Corona dann leider erst einmal flach fielen, jedoch wäre es mittlerweile durchaus möglich, diese ggf. online abzuhalten. Ebenso eine bessere Vernetzung mit dem Rektorat und Justitiariat wäre durchaus nicht schädlich für die Genehmigung und kleinen Streitigkeiten, die ja in vergangener Zeit doch das ein oder andere Mal aufgetreten sind, sowie ein regelmäßiger Austausch mit Frau Ministerin Martin und Frau Staatssekretärin Bowen.
Hennis: Wir haben derzeit einen sehr gut besetzten AStA. Viele Referent*innen wurden kurz nach mir in den AStA gewählt und zunächst haben wir uns in die Aufgabenfelder einfinden müssen. In den vergangenen Wochen haben wir viel geschafft. So zum Beispiel die Durchführung der Erstiwochen unter erschwerten Bedingungen. Weitere Projekte müssen jetzt auf den Weg gebracht werden. Ganz aktuell organisieren wir den Markt der Möglichkeiten und im Dezember steht die Vollversammlung an. Des Weiteren bereiten wir die Veranstaltungen für das kommende Semester vor. Neben den Veranstaltungen versuche ich eine konstante Arbeit des AStAs zu verstetigen. Dabei geht es um die Betreuung der Fachschaften und den Austausch mit anderen Gremien der Universität. Es ist mir ein großes Anliegen, die Verlässlichkeit des allgemeinen Studierendenausschusses zu fördern und zu bewerben. An vielen Stellen hat der AStA, aber auch die Studierendenschaft keinen guten Ruf, was Verlässlichkeit und Konstanz angeht. Dem würde ich gerne entgegenwirken. Außerdem eröffnet die Pandemie uns ein Zeitfenster, um an der Universität Änderungen anzustoßen, die schon lange nötig sind. So versuchen wir zum Beispiel, in der AG Prüfungswesen die Rahmenbedingungen und das Prüfungswesen für die Studierenden attraktiver zu machen.
Warum sollte man genau dich wählen?
Anna: Ich denke durch meine Arbeit in der HoPo, vor allem die im AStA und der LKS, habe ich gute Voraussetzungen, um meinen Job als AStA-Vorsitzende zu meistern. Gerade während der Coronakrise habe ich – auch durch die wöchentlichen Telefonate mit dem Bildungsministerium und den anderen Vertreter*innen der Hochschulen und Universitäten M-V – gemerkt, dass ich genau das gerne weiterführen möchte. Die Vernetzung zum Bildungsministerium erachte ich als äußerst wichtig, damit die Belange der Studierenden auch wirklich wahrgenommen werden; ebenso ist der regelmäßige Austausch mit der derzeitigen sowie zukünftigen Rektorin wichtig, um die Belange der Studierenden auch dort kundzugeben und eine Umsetzung zu fördern. In meiner Praktikumszeit konnte ich außerdem so einiges zum LHG M-V [Landeshochschulgesetz]mitnehmen. Ich arbeite zuverlässig, bin stets bereit, mir in schwierigen Situationen Lösungen einfallen zu lassen und habe durch die regelmäßige Vernetzung und Erfahrung gute Voraussetzungen, dieses Amt zu übernehmen.
Hennis: Am besten spricht wohl die geleistete Arbeit der vergangenen Monate für mich. Ich erhalte viel positives Feedback aus unterschiedlichsten Gremien der Universität und auch aus den Reihen des AStAs. Wer mit meinen Bemühungen der letzten Monate glücklich ist, sollte bereit sein, mich zu wählen. Andernfalls begrüße ich auch sehr gerne das Feedback aller, die in meiner Arbeit Probleme sehen.
Warum denkst du, konnte es immer noch nicht zu einem eindeutigen Wahlergebnis kommen?
Anna: Ich glaube, es kam dadurch noch nicht zu einem Ergebnis, dass einige der StuPist*innen mehr darauf achten, wen sie unbedingt im Amt sehen möchten und andere von ihrer eigenen Meinung zu überzeugen, statt bei den Antworten auf die gestellten Fragen zuzuhören. Ich persönlich sehe Hennis als sehr geeignet für dieses Referat an, ebenso halte ich aber auch mich dafür fähig. Ich glaube allerdings nicht, dass es bei dem fehlenden Ergebnis um die Geeignetheit der Kandidat*innen geht, sondern eher um etwas anderes, weshalb es noch nicht zu einem eindeutigen Wahlergebnis kommen konnte.
Hennis: Das größte Problem im StuPa sehe ich in der Anwesenheit. In den ersten zwei Wahlen gab es ein klares Votum zwischen beiden Kandidat*innen. In der dritten Wahl, in der nur ich angetreten bin, hat sich auch die Mehrheit der anwesenden Stupist*innen für mich ausgesprochen. Leider ist es unter den gegebenen Bedingungen sehr schwer, eine absolute Mehrheit zu erreichen. Nehmen wir mal die Wahl vom 27.10.2020 als Beispiel: Insgesamt braucht man 14 Stimmen, um in den AStA gewählt zu werden, unabhängig vom Referat. Am 27.10. war das StuPa mit 16 Stimmen beschlussfähig. Davon waren 4 Stimmen per Stimmübertragung an anwesende Mitglieder des Parlaments übertragen worden (könnten auch mehr gewesen sein, erinnere mich nicht ganz genau). Nach dieser Rechnung waren also 12 Stupist*innen vor Ort. Für Kandidat*innen bedeutet das, dass sie zwingend alle Anwesenden überzeugen müssen. Sobald ich eine*n Stupist*in mit Stimmübertragung nicht von mir überzeuge, kann ich nicht auf eine positive Wahl hoffen. Es ist völlig legitim, das nicht alle Anwesenden einer Meinung sind, auch ist es selbstverständlich, dass man für Kandidat*innen auch mit Nein stimmen kann. Es ist aber nicht hinnehmbar für mich, dass das StuPa ständig nur mit knapper Beschlussfähigkeit tagt. Jede*r anwesende Stupist*in, der*die mit Nein stimmt, ist mir lieber als jene, die gar nicht erst erscheinen und auch ihre Stimme nicht übertragen. Wäre das Parlament öfter vollzählig (27 Stimmen) oder zumindest ein wenig besser besetzt, wäre es zu einem klaren Ergebnis gekommen.
Anna, wie lange bist du noch motiviert, dich weiter aufstellen zu lassen?
Anna: Nicht mehr so lange.
Hennis, wie lange bist du noch motiviert, dich weiter aufstellen zu lassen und dein Amt als kommissarischer Vorsitzender auszuführen?
Hennis: Stand jetzt (05.11.2020) habe ich das noch nicht entschieden. Nach wie vor gilt: Ich mache die Arbeit sehr gerne und mit gutem Gewissen. Trotz der Enttäuschungen im Parlament bin ich bereit, die Tätigkeiten weiter wahrzunehmen.
Was wünschst du dir von den StuPist*innen bezüglich der Wahl?
Anna: Ein Wahlergebnis und weniger Diskussionen darüber, warum jemand nicht gewählt wurde. Ich denke, jede Sitzung das gleiche Thema zu besprechen, ist genauso wenig zielführend, wie bspw. in der letzten Legislatur in einer Sitzung die Wahl mehrfach zu wiederholen. Vielleicht wäre es gut, wenn frau*man etwas weniger festgefahren in der eigenen Meinung wäre. 🙂
Hennis: Nur eines: Dass sie anwesend sind oder ihre Stimme übertragen.
Was für einen Einfluss haben die langgezogenen Wahlen auf die Zusammenarbeit zwischen AStA und StuPa?
Anna: Meiner Meinung nach sollte das keinerlei Auswirkungen auf eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen AStA und StuPa haben, ansonsten wäre es ja bereits nicht mehr nötig gewesen, sich nach der ersten Sitzung, auf der kein Wahlergebnis erzielt wurde, aufzustellen.
Hennis: Die ganze Problematik behindert die Arbeit des AStAs in gewissem Maße. Dabei meine ich noch nicht einmal die Wahl zum Vorsitz. Sondern auch Satzungsänderungsanträge, die teilweise nicht im StuPa zur Abstimmung kommen, da die nötige Mehrheit fehlt. (siehe letzte Sitzung) Ich versuche in meiner Arbeit natürlich unvoreingenommen zu bleiben und hoffe weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit, trotz der gegebenen Umstände.
Seit dem 1. Oktober lebe ich nun in Greifswald. Ich bin eine frisch Zugezogene, die für das Studium die Großstadt verlassen hat. Es wurde die U-Bahn gegen das Fahrrad getauscht, die Shopping-Mall gegen das Domcenter, hundert hippe Cafés gegen das Küstenkind. Alles ist kleiner, ruhiger und nahbarer. Eine kleine Idylle. Oder trügt der Schein?
Wie war mein erster Monat? Konnten sich die Stadt und die Universität bewähren? Konnte ich Freundschaften schließen, trotz oder gerade wegen Social Distancing? Wie läuft der Start in das neue digitale Semester? Kann ich Greifswald die Chance geben, die Stadt als mein neues Zuhause zu betrachten und nicht nur als den Ort, an dem ich mich aufhalte, um zu studieren? Um auch die Perspektive anderer Studierender im ersten Semester mitzubekommen, habe ich ein paar Meinungen meiner Freund*innen in den Artikel eingestreut.
Eine Erstiwoche ohne den Kater danach
Anfang Oktober bin ich in Greifswald gestrandet und konnte mich vor der Erstiwoche noch ein wenig an die neue Umgebung gewöhnen und die Stadt erkunden. Und dann ging es auch schon los mit der sagenumwobenen Erstsemester-Woche. In den fünf Tagen der Erstiwoche versucht man so viele neue Kontakte wie nur möglich zu knüpfen und sich mit dem Gelände der Universität anzufreunden. Der Haken in diesem Jahr: den Sicherheitsabstand einzuhalten. Außerdem ist nur gestattet, sich die halben Gesichter seiner Kommiliton*innen anzuschauen.
Die Erstiwoche ist wohl die aufregendste Zeit zu Beginn des Studiums. Meine Erstiwoche konnte das auch erfüllen. Sie wurde ganz verantwortungsvoll an die Corona-Maßnahmen angepasst: Alkoholverbot, Masken tragen bei den Veranstaltungen, sich für diese vorher anmelden oder sie online wahrnehmen. Keine perfekten Bedingungen, um sein Studienfach und seine Kommiliton*innen besser kennenzulernen. Dennoch kann ich sagen: AStA, das habt ihr gut gemacht. Um eine Erstiwoche unter diesen Bedingungen zu veranstalten, braucht es eine sehr, sehr gute Organisation und eine hervorragende Kommunikationsbasis auf allen Ebenen. Meine Fachschaften haben eindeutig ihr Bestes gegeben und waren stets um eine angenehme Umgebung bemüht.
„Ich fand, die Veranstaltungen an sich waren eine gute Idee. Schade war nur, dass wir zu wenig Kennenlernspiele usw. gemacht haben, wo man sich noch mehr hätte austauschen können.“ – Marc
Die Stadt, die jede*r kennt: Greifswald
„Dort studieren, wo andere Urlaub machen“ – so wird Greifswald zukünftigen Studierenden angepriesen. Ich würde als Gegensatz einen Werbeslogan für zukünftige Urlauber*innen wie folgt gestalten: „Dort entspannen, wo andere studieren dürfen.“ Die Universität formt die Stadt. Die Stadt formt wiederum das Leben der Studierenden. Ein ewiger Kreislauf, den niemand durchbrechen kann. In der ganzen Stadt überraschen einen die Gebäude der Universität. Und die befinden sich nicht nur im Stadtinneren oder auf dem Berthold-Beitz-Platz. Die Gebäude der Universität und die Stadt bilden eine wunderschöne Symbiose. Da gehört der Hafen auf jeden Fall dazu. Auch die kurze Entfernung von Greifswald zu Stralsund, Rügen und Usedom stellt kein Hindernis dar.
Ohne sie würde man sich schnell einsam fühlen: neue Freundschaften
Das Thema Freund*innen finden, unter den zuvor beschriebenen Bedingungen, stellte für viele Erstis ein Hindernis dar. Ich würde auch gerne behaupten, dass das der Grund ist, warum ich mir keinen großen Freundeskreis aufbauen konnte. Aber ich weiß nicht, ob ich unter „normalen“ Bedingungen mehr Freund*innen gefunden hätte. Ich bin nicht der Typ für den einen großen Freundeskreis. Ich bin zufrieden und dankbar für diejenigen, die jetzt ein Teil meines Lebens sind, die ich hier durch die Universität gefunden habe oder auch Freund*innen, die ich aus der Heimat mitbringen konnte.
„Wenn man in Greifswald seine erste Woche beginnt, kann es gut sein, dass man gleich am ersten Tag nicht mehr allein nach Hause gehen muss. Man findet schneller Anschluss als man denkt.“ –Lea
Freizeit, Spaß und Spiel
Meine Freizeit verbringe ich größtenteils mit meinen neuen (oder alten) Freund*innen, am Hafen, beim Kochen oderBacken in der WG und vor denneuen Corona-Bestimmungen Anfang November noch in diversen Bäckereien. Dank Corona wird jetzt auch Spazierengehen wieder mein größtes Hobby. Ansonsten schreibe für den webmoritz., was ich genial finde! Allgemein war ich etwas überfordert von den großartigen Engagement-Angeboten, von diversen Organisationen und Teams, um, in oder über die Stadt und Universität. Für jede*n ist etwas dabei, egal was man sucht: Politik, Umwelt, etc.
„Ich finde es wichtig, dass man trotz Online-Vorlesung sein ‚Studentenleben‘ behalten kann und man trotzdem, wenn auch virtuell, seine Kommilitonen kennenlernen kann.“ –Lea
Wintersemester 2020/21 = Digitales Semester?
Es wurde Wert darauf gelegt, dass die Studierenden im neuen Semester so viele Veranstaltungen wie möglich in Präsenz wahrnehmen können. Noch funktioniert das ganz gut. Tatsächlich habe ich jede Woche fünf Veranstaltungen in Präsenz. Und bisher gilt das (noch) weiterhin. Aber das kann sich schnell ändern und sich für mich und viele weitere zu einem reinen digitalen Semester wandeln.
„Mein erster Monat an der Uni Greifswald brachte viele verschiedene Emotionen in mir hoch. Von purer Überforderung, plötzlicher Motivation, über Erschöpfung bis hin zum Erstaunen darüber, wie viel Interessante Dinge wir lernen und dass Studium Spaß machen kann. Nichtsdestotrotz behindert die aktuelle Situation das Lernumfeld und die soziale Aufgeschlossenheit sehr, obwohl die Uni versucht, für die Erstsemester-Studierenden so viel Präsenz wie möglich anzubieten“ –Klara
Mein persönliches, bereits absehbares Fazit
Nach meinem ersten Monat in Greifswald kann ich stolz behaupten, in meinem Heimathafen gut angekommen zu sein. Kein Segelbötchen kann mich von hier wieder so schnell wegbringen. Ich bin sehr gerne hier. Um mich herum habe ich tolle Menschen und ich lebe in einer wundervollen Umgebung. Ich kann es ruhig zugeben, ich habe mich ein wenig in das Städtchen Greifswald verliebt. Aber psst, nicht weitersagen! Es bildet sich schon genug auf sich ein 😉.
Aber Späßchen beiseite. Natürlich bin ich mir bewusst, dass meine jetzige Situation sehr privilegiert ist. Nicht alle Erstsemester*innen haben auf Anhieb einen Ort zum Wohnen in Greifswald gefunden und manche konnten nur vereinzelt neue Leute kennenlernen oder haben Schwierigkeiten bei der Online-Lehre allein zu sein. Also mein Appell an euch: Begegnet euren Kommiliton*innen (und allgemein euren Mitmenschen) immer mit einem Lächeln im Gesicht, fragt, ob es ihnen gut geht und helft, soweit ihr könnt. Nur gemeinsam können wir Greifswald für alle zu einem Heimathafen machen.
„Erinnert Ihr Euch noch an den Februar diesen Jahres? Ja, es mag einem wie ein Traum vorkommen. Kein Corona, offene Clubs und insbesondere eine Studierendenschaft der Universität Greifswald mit einer AStA-Vorsitzenden!“, kommentierte Frederik Looft unter dem letzten StuPa-Ticker. Dass sich die Besetzung des Vorsitzes für den Allgemeinen Studierendenausschuss schwierig gestaltet, ist in der HoPo-Geschichte nichts Neues. Doch dass sich die Wahl eines AStA-Vorsitzes trotz zwei Bewerber*innen seit zwei Monaten im Kreis dreht, ist ein Problem, das die letzten Sitzungen des StuPas bestimmt hat und die Stimmung innerhalb des StuPa zunehmend belastet.Im Folgenden rekapitulieren wir die Kandidaturen um den AStA-Vorsitz in den letzten Monaten und geben den Stupist*innen zusätzlich die Möglichkeit, sich zu der (Nicht-)Wahl von Annalena Mangels und Hennis Herbst zu äußern.
Aber von vorn: Eine kurze Chronik der Kandidierenden 2020
Der Allgemeine Studierendenausschuss, kurz AStA, besteht aus zwölf Bereichen. Der Vorsitzende wird im Studierendenportal beschrieben als „zuständig für die Leitung der AStA-Arbeit. Sie*Er vertritt den AStA und die Studierendenschaft gegenüber der Universität und nach außen und übernimmt für alle Bereiche des AStA die Richtlinienkompetenz.“ Anfang des Jahres war noch Esther Erwin Vorsitzende des AStAs. Der Termin der 24-Stunden-Vorlesung, der vom AStA auf den Tag der Befreiung und des Massensuizids von Demmin gelegt worden war, sorgte allerdings für einen Konflikt zwischen AStA und StuPa: Während die Mehrheit der StuPist*innen beschloss, die Vorlesung zu verschieben, argumentierte der AStA, dass damit der Verlust der organisierten Referent*innen und der bereits getanen Arbeit einhergehen würde. Da Esther den Eindruck hatte, das StuPa überschreite mit der Entscheidung seine Kompetenzen, ließ sie den Beschluss durch die Rechtsaufsicht der Uni prüfen. Diese kam zu dem Ergebnis, dass das StuPa tatsächlich seine Kompetenzen übertreten hatte und beanstandete den Beschluss. Dieser wurde daraufhin aufgehoben, das StuPa fühlte sich durch diesen Schritt allerdings hintergangen. Noch bevor eine Personaldebatte um Esther eröffnet werden konnte, endete die Auseinandersetzung damit, dass Esther in der Sitzung vom 11. Februar 2020 von ihrem Amt zurücktrat.
Daraufhin übernahm zunächst Felix Zocher den kommissarischen Vorsitz, wurde allerdings auch in der Sitzung einen Monat später nicht zum Vorsitz gewählt. Am 07.07.2020 gab es dann eine Initiativbewerbung von Aliya Mironova, die bereits seit anderthalb Jahren im AStA für die Fachschaftsfinanzen zuständig war. Von 17 Stimmen erhielt Aliya 5 Ja-Stimmen, 9 Nein-Stimmen und 3 Enthaltungen. Damit wurde auch sie nicht gewählt.
Über zwei Monate später, in der Sitzung vom 15.09.2020, gab es dann nach langer Flaute plötzlich zwei Bewerber*innen: Annalena Mangels und Hennis Herbst. Annalena ist Deligierte der Landeskonferenz der Studierendenschaften und war von Juni 2019 bis Juli 2020 im AStA als Referentin für Hochschulpolitik aktiv, wo sie zeitweise auch den stellvertretenden Vorsitz sowie kommissarisch das Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit übernommen hatte. Hennis war seit zwei Monaten AStA-Referent für Administration und Geschäftsführung. Seitdem hatte er auch die Position des kommissarischen Vorsitzes inne. Im ersten Wahlgang entfielen – bei einer Enthaltung – 6 Stimmen auf Annalena und 10 auf Hennis. Da es nicht zur benötigten Mehrheit gekommen war, folgte daraufhin der zweite Wahlgang, bei dem nur noch Hennis zur Wahl stand. Allerdings wurde er auch hier mit 13 Ja-Stimmen, 2 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen nicht gewählt.
In der darauffolgenden StuPa-Sitzung stellten sich die beiden erneut zur Wahl auf und standen Rede und Antwort zur Klärung möglicher Fragen. Von 19 Stimmen gingen in diesem Wahlgang 12 an Hennis, 5 an Annalena und 2 Personen enthielten sich. Auch im zweiten Wahlgang erreichte Hennis mit wiederum 12 Ja-Stimmen nicht die erforderliche Mehrheit.
In der letzten StuPa-Sitzung vom 27.10.2020 ließ sich nur noch Hennis zur Wahl des AStA-Vorsitzes aufstellen. Auch diese Wahl führte mit 10 Ja-Stimmen, 4 Nein-Stimmen und einer Enthaltung nicht zu seiner Ernennung zum AStA-Vorsitzenden. Daraufhin wurden in der Sitzung kritische Stimmen laut, die betonten, wie schade es sei, dass es nicht zur Wahl eines Vorsitzes kommen konnte, obwohl es immer wieder Bewerber*innen gab. Auch die Frage, was gegen Hennis spreche, der das Amt bereits kommissarisch besetzt, wurde gestellt. Weiterhin wurde kritisiert, dass die Punkte, die die StuPist*innen scheinbar von einer Wahl von Hennis abhalten, nicht kommuniziert werden. Hennis hatte zuvor bereits mehrmals bekräftigt, für Gespräche offen zu sein, allerdings hatte bis dato niemand dieses Angebot angenommen. Yannick van de Sand machte dies beispielsweise deutlich (Zitat Ticker): „Moralisch hält er es […] für bedenklich, wenn man konsequenterweise jedes Mal mit “Nein” stimmt, den Grund dafür aber nicht kommuniziert. Zumindest kritische Fragen im Vorhinein sollte es dann geben. In anderen politischen Bereichen wird in der Regel kommuniziert, warum man eine*n Kandidat*in unterstützt oder nicht unterstützt.“ Ebenfalls kritisiert wurde, dass viele der 27 stimmberechtigten StuPist*innen weder zu den Sitzungen erscheinen noch die Möglichkeit einer Stimmübertragung nutzen, die aufgrund von Corona zurzeit sogar beliebig oft vergeben werden kann, und dadurch die Wahl erschweren.
Stimmen der Stupist*innen
Obwohl das Problem immer wieder in den Sitzungen angesprochen wird, wirkt es, als würde sich die Diskussion nur im Kreis drehen. Weder in der öffentlichen Diskussion noch im persönlichen Gespräch scheint sich bislang jemand gegen Hennis als Kandidaten für den AStA-Vorsitz geäußert zu haben – doch die Wahlergebnisse sprechen eine andere Sprache. Wie kann es nun weitergehen? Wir haben allen StuPist*innen die Möglichkeit gegeben, sich auch auf dem webmoritz. zur Situation um den AStA-Vorsitz zu äußern. Auch wenn nur wenige der 27 Abgeordneten dieses Angebot wahrgenommen haben, könnt ihr hier durch die Aussagen der StuPist*innen Fabian Fleßner, Sandra Grubert und Rick Sobirai sowie Melissa Seidel und Lennart Pinske (die beide zusätzlich auch im Namen der CampusGrünen Hochschulgruppe Stellung beziehen) einen Eindruck der Stimmung im Parlament bekommen.
Warum denkst du, konnte es immer noch nicht zu einem eindeutigen Wahlergebnis für den AStA-Vorsitz kommen?
Fabian: Ich denke, es gibt zwei Faktoren, die dazu geführt haben, dass wir es nicht geschafft haben, einen AStA-Vorsitzenden zu wählen. Zum einen ist da das Problem der geringen Anwesenheit einiger Stupisten, was dazu führt, dass die erforderliche absolute Mehrheit schwierig zu erreichen ist. Der zweite Faktor, der mit dem ersten eng zusammenhängt, ist die Tatsache, dass einige wenige Stupisten durch die geringe Anwesenheit eine Sperrminorität haben, mit der sie eine Wahl blockieren können.
Sandra: Hennis hat bei den Wahlen nicht die erforderliche Mehrheit der Stimmen für sich gewinnen können. Dies kann diverse Gründe haben, welche legitim sind.
Rick: Meiner Meinung nach haben die Nein-Stimmen stark persönliche Gründe, was ich sehr bedauernswert finde. Wie komme ich darauf? Zum einen macht Hennis als Geschäftsführer und kommissarischer AStA-Vorsitz einen sehr guten Job und ich höre bisher nichts Gegenteiliges, daher erfüllt er voll und ganz das Anforderungsprofil und ist geeignet. Zum anderen kommt es im StuPa zu keiner konstruktiv-fachlichen Auseinandersetzung über die Argumente, welche gegen seine Wahl sprechen, weshalb für mich persönliche Aspekte der einzige Grund zu sein scheinen, da ansonsten lösungsorientiert gearbeitet werden könnte. NIEMAND ist verpflichtet eine Meinung zu begründen, wenn sie in einer geheimen und freien Wahl getroffen wurde, jedoch ist es bedauernswert, einem engagierten Mitglied der HoPo kein ehrliches und hilfreiches Feedback zu geben, durch welches er möglicherweise seine Arbeit weiter optimieren könnte und somit vielleicht sogar ein positives Wahlergebnis erlangen könnte. Dass immer nur wenige Stupist*innen anwesend sind, ist sicherlich hinderlich, aber für mich keine Ausrede von Seiten des StuPa, warum es bis heute zu keiner Wahl eines AStA-Vorsitzes kam.
Melissa und Lennart: Die Blockade-Haltung anderer Stupist*innen ist für uns nicht zu erklären und wir verurteilen sie auf das Schärfste.
Was wünschst du dir von den anderen StuPist*innen?
Fabian: Ich persönlich bin nicht in der Situation, mir von den anderen Mitgliedern des Studierendenparlamentes etwas zu wünschen. Für Hennis aber würde ich mir wünschen, dass er in der Zeit seit der letzten Vorsitzwahl Rückmeldung von den Stupisten bekommen hat, die ihn anscheinend nicht für den Vorsitzposten geeignet halten.
Sandra: Eine bessere Diskussionskultur, mehr Anwesenheit und mehr Mitarbeit. Sollte nicht zu viel verlangt sein, wenn man ein Mandat angenommen hat.
Rick: Offenheit, Transparenz, Ehrlichkeit, Unterstützung, produktives Denken und weniger Gelaber am eigentlichen Thema und dem eigentlichen Problem vorbei.
Melissa und Lennart: Wir wünschen uns, dass die Stupist*innen noch einmal in sich gehen und sich ihrer Verantwortung gegenüber dem Parlament, der gesamten Studierendenschaft, unserer Außenwirkung gegenüber anderen Gremien sowie nicht zuletzt gegenüber Hennis selbst bewusst werden. Hennis übt das Amt seit Wochen und Monaten mit Leidenschaft und voller Hingebung aus und wird vom blockierenden Anteil des StuPas noch für seine gute Arbeit bestraft. Das ist inakzeptabel.
Wie soll es deiner Meinung nach weitergehen?
Fabian: Wir müssen es schaffen, dass mehr Stupisten das ihnen von der Studierendenschaft anvertraute Mandat im Parlament wahrnehmen. Worüber sich möglicherweise eine Diskussion lohnen würde, wäre eine Änderung der erforderlichen Mehrheiten für die Wahl des AStA-Vorsitzenden. Zur Zeit ist es ja so, dass ein Kandidat die absolute Mehrheit der Stimmen aller gewählten Mitglieder braucht, um gewählt zu werden. Vielleicht wäre eine Änderung dahingehend eine gute Idee, dass in einem dritten Wahlgang eine relative Mehrheit zu einer Wahl ausreicht. [Anm. d. Red.: Derzeit brauchen Kandidat*innen 14 Stimmen um gewählt zu werden.]
Sandra: Es sollten sich mehr Personen zur Wahl stellen. Des Weiteren sollte überlegt werden, was man ändern kann. Zum Beispiel sollte die Vakanz des AStA-Vorsitzes nicht nur durch den AStA legitimiert werden, sondern vielleicht auch durch das StuPa, damit es zu solchen Situationen in Zukunft nicht kommt. Falls die Anwesenheit der Stupist:innen in Zukunft auch so dürftig ist, dann sollte überlegen werden, ob die erforderliche Anzahl von Stimmen für Wahlen jeglicher Art herabgesetzt wird. Das würde die Arbeit der Personen erleichtern, welche ernsthaft ihr Mandat wahrnehmen.
Rick: Meiner Meinung nach sollte der StuPa seine Arbeits- und Diskursweise hinterfragen und überlegen, ob ein produktives Arbeiten so möglich ist, auch im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit dem AStA.
Melissa und Lennart: Wir erwarten von den anderen Abstimmungsberechtigten, dass sie ihre Beweggründe in den Diskurs tragen, denn sollte es tatsächlich konstruktive Gründe gegen die Wahl und damit Befähigung zur vollwertigen Amtsausführung geben, sollte das den anderen Stupist*innen gegenüber transparent gemacht werden. Sollte dies nicht der Fall sein, wovon wir ausgehen, erwarten wir, dass das StuPa am Dienstag endlich den Vorsitz-Posten besetzen kann.
Was für einen Einfluss haben die langgezogenen Wahlen auf die Zusammenarbeit zwischen AStA und StuPa?
Fabian: Tatsächlich sehe ich, Stand jetzt, noch keine negativen Folgen bei der Zusammenarbeit zwischen AStA und StuPa. Meiner Meinung nach ist der AStA handlungsfähig und leistet sehr gute Arbeit. Wie wir bei den Sitzungen des StuPas gehört haben, führt die ungeklärte Vorsitzfrage zwar zu aus meiner Sicht verständlichen Verstimmungen unter den AStA-Mitgliedern, aber ich hoffe, dass diese deren Arbeit nicht negativ beeinflusst. Und bei der Lösung der Vorsitzfrage sind wir Stupisten gefordert.
Sandra: Nicht sonderlich, denke ich. Der AStA hat eine relativ hohe Fluktuation an Mitarbeitenden.
Rick: Die langgezogenen Wahlen zeigen, wie sehr das StuPa seine Wahlen durchdenkt und wie intensiv es damit beschäftigt ist, nur die besten Leute in die AStA-Positionen zu heben… nee Spaß, das wäre ja dann noch nachvollziehbar. Die langen Wahlen führen einfach dazu, dass der AStA sich vera***** vorkommt. Der Gipfel hierbei ist ja noch die Bezahlung des kommissarischen Vorsitzes für seine Arbeit, nur um ihn dann nicht ins Amt zu lassen; kindisch, peinlich. Der AStA wird diese Wahlen sehr genau beobachten und die Entscheidungen und Ausgänge werden das Verhältnis zwischen den beiden Organen sicherlich nicht zementieren, sondern diese eher weiter in Schwingungen versetzen, bis es irgendwann wieder knallt. Ich bin froh, dass die Leute im AStA nicht nur einen guten Job machen, sondern dies auch gern tun, egal welches Feedback, beispielsweise durch Wahlen, sie erreicht. Die Stupist*innen, die dies immer noch nicht verstehen und weiter auf persönlichen Belangen ihre Wahlentscheidungen basieren, können froh sein, dass es solche Leute gibt und sie merken gar nicht, wie es wäre, wenn niemand mehr diese Arbeit ausführen würde.
Melissa und Lennart: AStA und StuPa sollten Hand in Hand arbeiten, sich unterstützen und ergänzen – durch die aktuellen Entwicklungen werden Misstrauen, Frustration und Demotivation sowie Zwietracht gesät und das schwächt vor allem die Handlungsfähigkeit und Außenwirkung der Studierendenschaft gegenüber Rektorat und Lehrenden sowie das Vertrauen der Studierenden in Ihre Vertretung.
Platz für dein Statement
Sandra: Die Hochschulpolitik ist nicht bequem, sie lebt von Engagement und Diskurs.
Rick: Zu Vieles, daher einfach nur ein kurzer Satz. Vielen Dank AStA und besonders Hennis für deine Arbeit, lasst euch durch solchen Schwachsinn nicht entmutigen, die Studierendenschaft schätzt euer Engagement und ich persönlich danke euch für dieses!
Melissa und Lennart: Wir erwarten einen offenen und konstruktiven Diskurs mit Lösungsfindung, an dessen Ende ein in einer eindeutigen Wahl bestärkter AStA-Vorsitzender aus der nächsten StuPa-Sitzung gehen kann.
Wir danken den Stupist*innen für ihre offenen Antworten.
Morgen stellen wir auf dem webmoritz. Annalena und Hennis vor, die beide zuletzt für den Vorsitz kandidiert haben. Wie und ob das Amt des AStA-Vorsitzes noch in dieser Legislatur besetzt wird, bleibt weiterhin offen – vielleicht wird die nächste StuPa-Sitzung am 10.11.2020 zu neuen Erkenntnissen führen.
Dass Greifswald bunt und vielfältig ist, wurde zuletzt in der Demo „Queere Sichtbarkeit Vorpommernweit!“ Anfang Oktober deutlich, als circa 150 Menschen für die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in Mecklenburg-Vorpommern Flagge zeigten. Hintergrund dieser Demonstration war die Aussage des CDU-Kreistagspolitikers Sascha Ott, der Anfang des Jahres queere Personen als „mikroskopische Randgruppe“ bezeichnet hatte.
Auch Qube, ein queeres Bildungs- und Antidiskriminierungs-Projekt aus Greifswald, gibt vielfältigen Themen Raum und organisiert dieses Wochenende das Questival. Das queere Festival, das eigentlich in der STRAZE veranstaltet werden sollte, wurde nun unter dem Motto „Questival goes digital“ in eine Online-Veranstaltung umgewandelt. Von Freitag, den 06. November (heute), bis zum Sonntag, den 08. November gibt es also weiterhin die Möglichkeit, eine kleine Auswahl von Vorträgen zu vielfältigen Themen wie „Let‘s not talk about sex: Asexualität und das asexuelle Spektrum“ oder „Interventionen – von Demo bis Musik – wer rebelliert wie, und warum eigentlich?“ zu besuchen. Zusätzlich wird eine interaktive Buch- und Projektvorstellung in Form des Workshops „Unsere eigenen Worte_Gebärden_Bilder finden!“ angeboten. Am Samstag ist außerdem ein Konzert von „prisma“ live aus der STRAZE für musikalische Unterhaltung geplant. Nachdem ihr euch kostenlos auf der Seite angemeldet habt, bekommt ihr die Zugangsdaten für die verschiedenen Veranstaltungen.
Das Wichtigste auf einen Blick: Was? Questival, das queere Festival in Greifswald Wo? digital, die Zugangsdaten gibt es nach der Anmeldung Programm? Das ausführliche Programm findet ihr auf der Seite von Qube.
Eigentlich würde ich jetzt im Zug Richtung Heimat sitzen. Stattdessen sitze ich im Auto Richtung Corona-Testzentrum. Die letzten Septembertage sind noch mal richtig schön geworden, der Himmel ist strahlend blau. Ich kann gar nicht glauben, dass ich die nächsten zwei Wochen nicht mehr an die frische Luft darf. Nach einer halben Stunde Warten mit Menschen, die wahrscheinlich genauso im Ungewissen schweben wie ich, wird mir das berüchtigte Stäbchen in Rachen und Nase geschoben. So schlimm ist es gar nicht, eher fremd. So wie der ganze Tag heute. Wie eigentlich das ganze Jahr.
Drei Stunden zuvor werde ich mit der Nachricht: „Mein Coronatest war positiv. Ihr solltet auf jeden Fall nicht rausgehen“ aus dem Schlaf gerissen. Einige Minuten später ruft das Gesundheitsamt an. Ich müsse in Quarantäne, weil ich Kontakt zu einer Corona positiv getesteten Person hatte. Das heißt: Zwei Wochen lang in der Wohnung bleiben, selbst bei einem Negativ-Test. Nicht mal den Müll runterbringen dürfen. Einkäufe vor die Tür stellen lassen, jeden Tag ein Anruf vom Gesundheitsamt.
Erst kommt die Verwirrung: Mein Koffer steht doch schon gepackt bereit, in einer Stunde sollte eigentlich mein Zug nach Hause gehen – und jetzt muss ich in Quarantäne? Darauf folgt das Gedankenkarussel: Ich habe mich in den letzten Tagen nicht gerade vorbildlich verhalten. Natürlich habe ich mich an alle offiziellen Regeln gehalten, die die Pandemie erfordert, aber mir wird klar, dass das vielleicht nicht genug war. Die Freundin, die Corona hat, habe ich in der letzten Woche häufig gesehen. Wir waren lange Zeit im selben Zimmer und saßen nebeneinander im Auto. Zwar mit geöffnetem Fenster, aber reicht das? Wir haben uns sogar umarmt. Seit wann hat sie wohl Corona? Wann könnte sie mich angesteckt haben? Und: Wenn ich auch positiv bin, wen könnte ich alles angesteckt haben? Ich mache eine Liste von Menschen, mit denen ich in letzter Zeit länger als 15 Minuten Angesicht zu Angesicht war. Am Freitag war ich in einem Restaurant. Am Samstag auf einem Spieleabend. Gestern war ich in der Mensa. Abends war ich im Kino. Die Liste ist lang – unangenehm lang. Ich informiere die Leute, die ich, falls ich positiv bin, infiziert haben könnte. Einige haben Kontakt zu Risikogruppen. Niemand wirft mir etwas vor, aber ich habe trotzdem ein schlechtes Gewissen. Eigentlich habe ich ja nichts falsch gemacht, denn ich habe doch mein Bestes gegeben, das Virus einzudämmen. Oder?
Am Nachmittag bekomme ich mein Testergebnis: negativ. Ich bin zwar erleichtert, aber fühle mich immer noch schlecht. Nicht, weil mir die Quarantäne schon nach ein paar Stunden zu schaffen macht, sondern weil ich ein schlechtes Gewissen habe, da ich fahrlässig geworden bin. Ich wollte jetzt eigentlich in der Heimat sein, dabei ist Berlin doch gerade ein Hotspot. Ich wollte in den Urlaub fahren. Zwar innerhalb von Deutschland, aber trotzdem in eine Stadt im Süden. Ich wollte ein Wochenende mit Freunden verbringen, die aus ganz Deutschland kommen. Ich wollte nächste Woche auf eine Party gehen. Hab ich denn durch den Anfang der Pandemie nichts gelernt? Vielleicht werde ich, als junger und gesunder Mensch, keine Folgen der Erkrankung davon tragen, aber ich bin doch mitverantwortlich für meine Mitmenschen und dafür, dass das Virus sich nicht weiter ausbreitet. Ich habe nicht mehr gemacht als erlaubt war, aber trotzdem weniger als nötig.
Ich spreche mit einer Freundin. Ich erkläre ihr, dass ich nicht zu dem Treffen mit Freunden aus ganz Deutschland kommen werde, auch wenn die Quarantäne dann schon längst vorbei ist. „Aber wenn du auch nach den zwei Wochen so eingeschränkt leben willst, dann bringt das nichts für einen Monat. Dann musst du noch ein ganzes Jahr so leben, um konsequent zu sein, ne?“, erklärt sie mir. Sie sagt: „Darauf hätte ich kein‘ Bock. Ich verhalte mich auch nicht richtig, aber das macht hier in Berlin eh niemand. Ich will doch leben!“
Ja, ich hab auch keinen Bock. Überhaupt nicht. Keinen Bock auf Quarantäne. Keinen Bock, auf Partys zu verzichten. Keinen Bock, ständig eine Maske zu tragen. Aber gerade, weil ich darauf keinen Bock habe, muss ich das machen, damit wir nicht zu lange auf diese Freiheiten verzichten müssen. Denn ich hab keinen Bock auf überfüllte Krankenhäuser und steigende Todeszahlen. Die nächsten Monate habe ich ja deshalb nicht „kein Leben“. Die nächsten Monate werden eben anders, so wie es das ganze Jahr schon war. Dann geh ich eben nicht feiern und verzichte auf Treffen in großen Gruppen. Dann setze ich eben ein Mal mehr die Maske auf und lass mich dafür belächeln. Dann bestehe ich eben darauf, Räume öfter zu lüften. Das sage ich jetzt. Am Anfang meiner Quarantäne. Ich hoffe so sehr, dass ich das in einem Monat auch noch denke. Ich habe schon einmal zu schnell vergessen, welche Auswirkungen das Verhalten von einzelnen Personen haben kann. Muss es denn immer zu weit gehen, bis ich mich erinnere?
Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.
Weißt du eigentlich zu welchem Schlafrhythmus-Typ du gehörst? Wenn es für dich kein Problem darstellt, 8 Uhr c. t. deine erste Vorlesung zu haben, gehörst du vielleicht zu dem Typus der „Lerche“ (Frühaufsteher). Oder würdest du dich am liebsten noch einmal in deinem warmen Bett umdrehen und zwei Stunden weiterschlafen? Dann gehörst du wohl eher zum Typus „Eule“ (nachtaktiv). Die meisten sind tatsächlich eine Mischform beider Typen. Dieser würde ich mich momentan auch zuordnen. Ich komme morgens zwar schnell aus dem Bett und kann gut in den Tag starten, aber ich kann genauso gut bis lang in die Nacht hineinarbeiten. Also bin ich gespannt, wie ich mit dem folgenden Experiment zurechtkommen werde: eine Woche lang um 5 Uhr morgens aufzustehen.
1. Tag: Montag
Um 5 Uhr aufzustehen hört sich ganz schön hart an, aber was tut man nicht alles für einen erfolgreichen Start in das neue Semester?! Denn mit der Methode um 5 Uhr aufzustehen wird einem mehr Erfolg förmlich „garantiert“. Das versprechen mir verschiedene berühmte und erfolgreiche Personen des öffentlichen Lebens, wie beispielsweise Tim Cook, CEO von Apple, oder Bob Iger, ehemaliger CEO von Disney. Ich erhoffe mir von dieser Garantie, dass ich mehr Zeit habe, um mehr Dinge konzentrierter zu erledigen. Mal sehen, ob das bei mir funktionieren wird. Ich werde es ausprobieren! Dann lass ich den Wecker, für manche noch mitten in der Nacht, mal klingeln!
Ich werde sofort mit dem ersten Problem des Experimentes konfrontiert: Ich konnte am späten Abend zuvor nicht um 22 Uhr einschlafen. Aber am nächsten Morgen musste ich doch schon um 5 Uhr aufstehen und ich brauche mindestens sieben Stunden Schlaf. Also habe ich mir bis nach Mitternacht die Zeit mit Schäfchen zählen vertrieben, bis die Augenlider endlich schwer wurden.
Bei dem Prinzip des Um-5-Uhr-Aufstehens wird sowohl eine Morgen- als auch eine Abendroutine empfohlen. Meine Abendroutine sah wie folgt aus: To-do-Liste für den nächsten Morgen schreiben und ab ins Bett. Das war es auch schon. Schließlich konnte ich jedes weitere To-do für den Abend auf den nächsten Morgen verschieben.
Um 5 Uhr klingelte also mein Wecker. Das heißt: Schnell aufstehen, Bett machen, lüften, Stretching und ein Glas Wasser trinken. Und ab vor den Laptop. Das motivierte konzentrierte Arbeiten konnte beginnen. Und ich war tatsächlich nicht müde, was mich verwunderte. Mein ganzer Tag war mit Kram für die Uni gefüllt und dadurch fiel mir eine gewisse Müdigkeit erst am Abend auf. Ich kann es nicht anders sagen, mir ging es den Tag über erstaunlich gut. Trotz Schlafmangels. Und ohne Kaffee.
2. Tag: Dienstag
Dieses Mal funktionierte es mit dem Schlafen schon mal besser, schließlich war ich noch müde vom Vortag. Dieses Mal schlief ich siebeneinhalb Stunden.
Es ist ein schönes Gefühl, auf eine gewisse Art und Weise zu wissen noch etwas „allein“ am Morgen zu sein, während sich viele zu dieser Zeit noch in ihrem persönlichen Traumland befinden. Und zu sehen wie langsam die Sonne aufgeht, macht das frühe Aufstehen auf jeden Fall wett.
Mein Vormittag verlief gut, bis ich ein kleines Mittagstief bekam und für eine Stunde einschlief.
3. Tag: Mittwoch
Mit dem Einschlafen am Dienstagabend hat es nach meinem Mittagsnickerchen dann natürlich etwas gedauert. Das Aufstehen funktioniert bisher jedoch einwandfrei. Was mich dabei aber stört ist, dass ich lange vor dem Laptop-Bildschirm sitze. Heute Morgen und am Vormittag dann ganze acht Stunden. Das machte sich nicht nur an meinen Nackenschmerzen bemerkbar, sondern auch an meiner Konzentration. Ich war dann richtig glücklich, endlich mit dem Fahrrad in die Innenstadt fahren zu können, um den Kopf frei zu bekommen. Anschließend war ich sehr erschöpft und wollte am Abend eigentlich noch einen Text für die Uni lesen. Ich hatte ihn begonnen, konnte mich aber nicht mehr konzentrieren und wollte bloß noch in mein Bett. Zum Glück habe ich genug Zeit ihn am nächsten Morgen zu lesen.
4. Tag: Donnerstag
Es war eine perfekte Nacht, denn ich konnte von 21 Uhr bis 5 Uhr durchschlafen. Das ist das erste Mal in dieser Woche, dass ich es geschafft habe, acht Stunden zu schlafen. Mein Tag verlief wie jeder andere eigentlich auch: so früh wie möglich Sachen für die Uni machen. Was mir an dem frühen Aufstehen wirklich gefällt, ist die Befriedigung am Morgen schon viel geschafft zu haben und noch viel vom Tag zu haben.
Am Abend war dann noch die Besprechung vom webmoritz. Zum Ende hin fiel es mir schwer mich zu konzentrieren. In meinem Kopf waren nur noch die folgenden Gedanken: essen, duschen, schlafen. Da ich erst nach 21 Uhr zuhause war und mir die Augen schon beim Gehen zufielen, habe ich zuhause tatsächlich nur noch das Duschen geschafft.
5. Tag: Freitag
Eigentlich hätte ich es mir von meinem Tagesplan her auch „leisten“ können, später aufzustehen. Aber ich gebe nicht auf. Ich bin wie gewohnt aufgestanden, habe sehr früh meine Wäsche gemacht und bin einkaufen gegangen. Und das konnte ich alles vor 8.30 Uhr erledigen. Das gab mir schon eine gewisse Befriedigung. Und jetzt mal ganz ehrlich, morgens nur mit Rentner*innen einzukaufen, ist sehr entspannend. Vor allem, wenn man den Wocheneinkauf tätigen muss, ist es gut, wenn auf der Einkaufskorb-Rennbahn nicht so viel los ist. Und jetzt konnte ich meinen Freitag frei gestalten, denn ich hatte die eher lästigen Sachen, die das Wochenende verkürzen könnten, bereits hinter mir.
6. Tag: Samstag
Und dann habe ich doch aufgegeben: Ich habe mir heute eine Stunde länger im Traumland gegönnt und bin erst um 6 Uhr aufgestanden. Es ist schließlich Wochenende und am Freitag bin ich noch mit Freunden unterwegs gewesen. Ich gebe zu, da hört sich um 6 Uhr aufstehen etwas lächerlich an. Und eine Stunde länger geschlafen habe ich auch nicht, sondern nur sechs Stunden. Und natürlich bin ich um 5 Uhr aufgewacht, weil mir mein Schlafrhythmus vermitteln wollte: Es ist 5 Uhr! Du musst aufstehen, wie die letzten fünf Tage auch! Warum tust du es nicht? Die Auflösung kommt bei meinem persönlichen Fazit des Experiments zum Schluss.
7. Tag: Sonntag
Ich habe heute von 21 Uhr bis 7 Uhr (bzw. nach Sommerzeit 8 Uhr) geschlafen. Ich musste wohl etwas Schlaf nachholen, denn die normalen acht Stunden Schlaf, die ich meistens locker schaffe, sind in dieser Woche etwas zu kurz gekommen. Um 21 Uhr ins Bett zu gehen ist auch sehr gewöhnungsbedürftig. Um 22 Uhr reicht eigentlich auch, habe ich schließlich mitbekommen.
Mein persönliches Fazit
Ich werde die Methode um 5 Uhr aufzustehen beibehalten und das wusste ich schon relativ früh zu Beginn des Experiments. Das war auch der Grund für mich, am Wochenende etwas „länger“ zu schlafen. Ich bin morgens nicht nur konzentrierter, sondern mein ausschlaggebender Punkt ist, dass ich ruhiger durch den Tag gehen kann. Ich bin nicht mehr hektisch, in der Sorge nicht alles schaffen zu können, was ich zu erledigen hätte.
Sehr wahrscheinlich werde ich nur von Montag bis Freitag weiterhin um 5 Uhr aufstehen. Ich möchte nicht jeden Tag super produktiv starten und bisher habe ich auch manchmal gar nicht so viel zu tun, dass ich den Tag ab 5 Uhr bis zum Abend füllen kann bzw. möchte. Aber ob mich die Methode um 5 Uhr aufzustehen automatisch erfolgreicher macht, steht wohl noch in den Sternen.
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