Adventskalender Fensterchen No. 12: Weihnachtsnaschereien

Adventskalender Fensterchen No. 12: Weihnachtsnaschereien

Weihnachtszeit ist Vorfreude und Geheimnistuerei, Nächstenliebe und Besinnung. Sie duftet nach heißem Glühwein, frisch gebackenen Keksen und mühsam gepellten Mandarinen. Der Dezember lebt von kleinen Aufmerksamkeiten und Traditionen, wie den Adventssonntagen mit der Familie, dem mit Süßigkeiten gefüllten Schuh am Nikolausmorgen und dem täglichen Öffnen des Adventskalenders. Weißt du noch, wie du jeden Tag vor Weihnachten aufgeregt aufgestanden bist, um vorfreudig zu deinem Schokoadventskalender zu tappen? Die moritz.medien verstecken das Weihnachtsgefühl hinter 24 Fenstern. Im heutigen FensterWeihnachtsnaschereien.

Lebkuchen

Das Wort Lebkuchen (oder auch Pfefferkuchen) ist seit dem 13. Jahrhundert im deutschen Sprachgebrauch belegt. Neben einer Vielzahl an Gewürzen wie Ingwer, Kardamom, Muskat, Nelken und Zimt, bestehen Lebkuchen aus Süßungsmitteln, beispielsweise Zucker oder Honig, Mehl, Nüssen, aber wenig Fett oder flüssige Komponenten. Dadurch sind sie verhältnismäßig lange haltbar. Aufgrund der fehlenden Verfügbarkeit von orientalischen Gewürzen ist unklar, wie Lebkuchen im Mittelalter gewürzt wurden.

Hauptsächlich wird zwischen Braunen Lebkuchen und Oblatenlebkuchen unterschieden. Braune Lebkuchen sind als Aachener Printen oder die klassischen Lebkuchenfiguren bekannt. Die bekanntesten Oblatenlebkuchen sind wahrscheinlich Elisenlebkuchen. Die bekanntesten Lebkuchen aus Deutschland kommen aus Aachen, Nürnberg, Pulsnitz oder Neissen. Auch viele andere europäische Länder haben eigene Lebkuchenvarianten.

Lebkuchen gehören zu meinen Lieblingsgebäcken. Insbesondere der einfache mit Schokolade wird in der Adventszeit in großen Mengen vernascht. Problematisch wird es nur bei zu langer Lagerung. Zäher, ausgetrockneter Lebkuchen ist nicht mehr so lecker.

8/10 Weihnachtsmützen

Spekulatius

Spekulatius wird in mehreren Sorten hergestellt. Neben dem bekanntesten Gewürzspekulatius gibt es unter anderem auch Butter- und Mandelspekulatius. Die Herkunft von Spekulatius ist bis heute unklar: Neben den Niederlanden und Belgien beanspruchen auch die deutschen Regionen im Westen Deutschlands das Gebäck für sich. Der Name kommt auch aus der Region.

Die Motive des Spekulatius sind ursprünglich aus der Nikolausgeschichte entnommen, enthalten aber inzwischen auch andere Abbildungen. Während des zweiten Weltkriegs stiegen Preise für orientalische Gewürze stark an und dadurch auch die für das Gebäck.

Spekulatius ist das absolute Lieblingsgebäck meiner Oma. Ich bin wirklich kein Fan davon, da er einfach nur zu trocken ist und auch die Gewürzmischung nicht mein Geschmack ist.

2/10 Weihnachtsmützen 

Dominosteine

Die bekannten Würfel bestehen aus einer Lebkuchen-, einer Fruchtgelee- und einer Marzipanschicht und werden mit Schokolade überzogen. Sie wurden von dem Dresdner Schokolatier und Pralinenmacher Herbert Wendler 1936 als erschwingliches Luxus-Naschwerk erfunden und entwickelten während des 2. Weltkriegs ihre Popularität als Notpraline.

Dominosteine gibt es in zwei Ausführungen. Die wirklich leckeren und die absolut merkwürdigen. Da kommt es glaube ich auf die Gewürze im Fruchtgelee an. Das heißt, der Mittelwert wird zugrunde gelegt.

5/10 Weihnachtsmützen

Stollen

Die Ursprünge des Stollens gehen bis ins 15. Jahrhundert zurück, ähnliche Rezepturen wie heute sind nach 1700 nachgewiesen. Stollen bestehen aus einem fetten, süßen Hefeteig. Die Grundform des Stollens ist der Rosinenstollen, es gibt aber auch Mandelstollen, Marzipanstollen, Mohnstollen, Nussstollen, Butterstollen oder Quarkstollen. Eine Sonderrolle spielt hier der Dresdner Christstollen, der eine geschützte Geographische Bezeichnung ist.

Bei richtiger Zubereitung ist der Stollen monatelang haltbar. Er darf aber nicht zu trocken werden. Dann ist er super lecker, auch in den meisten Ausführungen.

7/10 Weihnachtsmützen

Titelbild: Julia Schlichtkrull

Nachhaltige Geschenkideen

Nachhaltige Geschenkideen

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Als Kind waren Geschenke für die meisten (auch für mich) DAS Highlight zur Weihnachtszeit. Heute schätzen wir vielleicht die gemeinsame Zeit mit unserer Familie oder das leckere Essen noch viel mehr. Aber ich muss zugeben: Ich freue mich immer noch, wenn ich kleine Aufmerksamkeiten zu Heiligabend bekomme und liebe es, andere zu beschenken. Trotzdem denke ich mir bei den Stapeln unterm Weihnachtsbaum immer öfter: Muss das wirklich sein? Brauchen wir das alles? In dieser Nachhaltigkeitskolumne soll es daher um nachhaltige Geschenke gehen. Viele Pärchen oder Freund*innen haben sich vielleicht schon darauf geeinigt, sich nichts zu schenken – zumindest nicht unnötig und auf (gesellschaftlichen) Zwang. Wenn euch Schenken jedoch auch so viel Freude bereitet, ihr aber trotzdem Rücksicht auf den Planeten nehmen wollt, findet ihr hier ein paar Ideen.

Geschenke können auf verschiedene Art nachhaltig sein. Die Eigenschaft “nachhaltig” muss nicht unbedingt bedeuten, dass ein Gegenstand recycelt, plastikfrei oder aus schnell wachsenden Rohstoffen ist. Ein Geschenk ist auch nachhaltig, wenn es lange genutzt wird und langanhaltend ist. Wenn ihr also Gegenstände verschenkt, dann stellt vorher sicher, dass die beschenkte Person das wirklich braucht und benutzen wird, und eure Geste am Ende nicht im Regal verstaubt

Produkte in fair/regional/bio/umweltfreundlich/secondhand

Der Nachhaltigkeitsmarkt hat, so wie viele zur Weihnachtszeit, zugenommen. Das heißt, für viele Geschenkideen gibt es eine nachhaltige Alternative – ob Kosmetik, Kleidung, Haushaltsgegenstände oder Deko. Oft muss man aufgrund der besseren Bedingungen allerdings mit einem kleinen Aufpreis rechnen. Übrigens ist das Weihnachtsfest auch eine gute Möglichkeit, bekannte neue Welten zu öffnen. Wiederverwendbare Beutel für Brot und Obst, statt Einwegtüten oder Mehrwegflaschen sind ein praktischer Einstieg in den nachhaltige(re)n Lebensstil.

Wasser, Bäume und Hühner

Eine schöne Geste mit nachhaltigem oder gemeinnützigem Hintergedanken sind Spenden. Das heißt, statt das Geld für das 96. Paar Socken auszugeben, können ein paar Euro an eine wohltätige Organisation gespendet werden. Oft lässt sich dafür übrigens eine Geschenkurkunde ausstellen, die symbolisch unter dem Weihnachtsbaum liegen kann.

Noch bildlicher sind konkrete Spenden. Bei OxfamUnverpackt kann man beispielsweise symbolisch ein Tier, Wasser, Schulbücher oder Essen kaufen und somit einem bedürftigen Menschen weiterhelfen. Ähnlich läuft es bei Projekten wie PRIMAKLIMA ab, über das ihr Baumpatenschaften verschenken könnt.

Selbstgebasteltes und Selbstgebackenes

Die Geste hinter selbstgemachten Geschenken ist oft allein schon so viel wert. Zusätzlich sind sie meistens kostengünstig und können in der Regel sogar aus Materialien und Produkten hergestellt werden, die ihr bereits zuhause habt.  

Bücher

Wissen und Geschichten bleiben lange und Bücher sind sowieso immer ein gutes Geschenk. Statt sie sich beim üblichen Verdächtigen zu kaufen, gibt es inzwischen Stores, die sich für nachhaltige Projekte einsetzen.

Fairer Weihnachtsmann

Süßes ist natürlich auch ein Klassiker unter den Geschenken. Aber auch Lebkuchen, Mandarinen und Schokoweihnachtsmänner gibt es in fair produzierten Versionen.

Wachsender Kalender

Eine schöne Idee sind wachsende Kalender. Dabei handelt es sich um Kalender, die pro Monat Samen in ihrem Papier enthalten, welche dann auf dem Balkon oder im Garten eingepflanzt werden. Über die Blumen oder das Gemüse freuen sich entweder die Natur oder der Magen des*der Beschenkten.

Zeit

Jaaa, so langweilig es auch klingen mag, aber auch Zeit ist eine nachhaltige Möglichkeit, verschenkt zu werden. Von Zeit miteinander profitiert man doch schließlich lange, oder?

Wie man Geschenke übrigens nachhaltig verpacken kann, lest ihr hier. Welche nachhaltigen Geschenkideen habt ihr? Gebt uns gerne noch mehr Inspiration im Kommentarfeld!

Banner: Jonathan Dehn
Beitragsbilder: Joanna Kosinska, Kira auf der Heide, Jan Canty auf unsplash

Adventskalender Fensterchen No. 11: 33 Elfchen, wie du sie noch nie gesehen hast!!1

Adventskalender Fensterchen No. 11: 33 Elfchen, wie du sie noch nie gesehen hast!!1

Vom kreativen Lyriker*innenverbund aus den geteilten Notizen: Annica, Frank, Julia und Lilli

Weihnachtszeit ist Vorfreude und Geheimnistuerei, Nächstenliebe und Besinnung. Sie duftet nach heißem Glühwein, frisch gebackenen Keksen und mühsam gepellten Mandarinen. Der Dezember lebt von kleinen Aufmerksamkeiten und Traditionen, wie den Adventssonntagen mit der Familie, dem mit Süßigkeiten gefüllten Schuh am Nikolausmorgen und dem täglichen Öffnen des Adventskalenders. Weißt du noch, wie du jeden Tag vor Weihnachten aufgeregt aufgestanden bist, um vorfreudig zu deinem Schokoadventskalender zu tappen? Die moritz.medien verstecken das Weihnachtsgefühl hinter 24 Fenstern. Im heutigen Fenster33 Elfchen, wie du sie noch nie gesehen hast!



Weihnachten
so aufregend
Es gibt Geschenke
omfg bald ist endlich
Weihnachten

Advent
leckere Plätzchen
ein schöner Baum
Familienzeit ist die schönste
Quarantäne

Elfen
Fast Zwölfen
eins eins zwei
zwölf Elfen elfen Zwölfen 
MaThE!

Glühwein
lecker schmecker
mir wird warm
es ist so würzig
Lüli!

Elfen
feiner sand
Sieben Elfen sieben
Acht Elfen neunen Zehnen
Elfchenstaub

Spät
Vier Redakteur*innen
sind schon Banane
kreativ zu später Stund’
#kwalittätsdschornalismuß

Elfes
Presque douze
un un deux
douze elfes onze douze
MaThÉmAtIqUeS

Elfen
mathematische Fabelwesen
Sind zwölf Elfen
dann etwa schon Zwölfen?
Nein

Elfen
Elf Elfen
am elften zwölften
eins plus eins gleich zwei
Zwölfchen

Sitzung
Viele Tiere
Schnabeltiere sind Beste
Zwölf Elfchen mit Dreizehen
Viernachten

BBB
so toll
kamera an
ich seh mich selbst
run

Advent
Advent ein 
Lichtlein brennt erst 
eins dann zwei dann
Feuerwehr

Rotwein
jeden Donnerstag
zur besten Redaktionssitzung
it is now called
web.wein

Glühwein
glühend weinend
Kinderaugen mit Tränen
Alkohol gehört nicht in
Augen

Kerzen
brennen lichterloh
die Feuerwehr nicht
aber die Versicherung ist
froh

Weihnachtsmusik
furchtbar ablenkend
Ich kriege Kopfschmerzen
Wo ist der Wham!mer ?
Gehirnerschütterung

oNlinesemes
verbind——unG stockt
keine*r sagt was
Können Sie mich hören?
ne

Kekse
braucht man
aber dieses Jahr
ist leider keine Zeit
cry

Adventskalender
furchtbar einsam
Leere Türchen überall
So eine faule Redaktion
web.

Podcast
Immer nur
Podcast schneiden und
dann wieder Podcast schneiden
Tonstille

Weihnachtsshopping
volle gänge
jacke und mütze
dreißig grad im geschäft
schweißausbruch

Schneebälle
waren früher
in der Schule 
immer so strengstens verboten
ReBeLlIoN!

DA 
KÖNNTEN STEINE 
DRIN SEIN !!!! (war
bei uns immer das 
argument)
 
ja 
genau bei 
uns auch – Ich 
hab immer Steine rein 
gemacht

Nur 
damit die 
Lehrer*innen das Argument 
nutzen können. WER BIST 
DU?

Schneemann
Dick weiß
Wie mein Papa
Am nächsten Morgen geschmolzen
Zigarettenholen

Weihnachtsgeschenke
oh überraschung
mal was anderes
ich freue mich sehr
socken

Socken
das beste
Weihnachtsgeschenk wo gibt
bunte Socken mit Karos
Käsefüße

I I I I I H :((((((( 
das ist 
bah bah bah 
bah bah bah bah
buoah
    
bah
bah bah
käsefüße sind bah
die redaktion ist irgendwie
fuüßelig

Sarotti
politische diskussion
rassistisch antisemitisch homophob
Ich will Weihnachtsbaum anzünden
Familientreffen

Heimreise
vereiste Straßen
ich muss pullern
Coming home for Christmas
Stau

Rotwein 
ist rot
Weißwein macht blau
den Mann von Frau
#artikelfolgt

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull

Adventskalender Fensterchen No. 10: (Wie) Schmeckt weißer Glühwein?

Adventskalender Fensterchen No. 10: (Wie) Schmeckt weißer Glühwein?

Weihnachtszeit ist Vorfreude und Geheimnistuerei, Nächstenliebe und Besinnung. Sie duftet nach heißem Glühwein, frisch gebackenen Keksen und mühsam gepellten Mandarinen. Der Dezember lebt von kleinen Aufmerksamkeiten und Traditionen, wie den Adventssonntagen mit der Familie, dem mit Süßigkeiten gefüllten Schuh am Nikolausmorgen und dem täglichen Öffnen des Adventskalenders. Weißt du noch, wie du jeden Tag vor Weihnachten aufgeregt aufgestanden bist, um vorfreudig zu deinem Schokoadventskalender zu tappen? Die moritz.medien verstecken das Weihnachtsgefühl hinter 24 Fenstern. Im heutigen Fenster: (Wie) Schmeckt weißer Glühwein?

Wenn wir schon keine weiße Weihnacht haben können, dann doch wenigstens weißen Wein. Allerdings ist der Trend des weißen Glühweins irgendwie an mir vorbeigegangen. Oder vielleicht hab ich ihn schon probiert, aber kann mich (warum auch immer…) nicht mehr erinnern. Wie auch immer: Ich weiß nicht (mehr), wie und ob er schmeckt und ich will wissen, ob der heiße, weiße Wein seinem rotem Geschwisterchen Konkurrenz machen kann oder es sich doch nur um ein überbewertetes Trendgetränk handelt.

Die Rezepte im World Wide Web sind mannigfaltig, doch eines haben sie gemeinsam: Die Grundlage von weißem Glühwein ist oh Wunder Weißwein. Gestreckt wird der Wein mit einem (hellen) Saft meiner Wahl. Obwohl die meisten Rezepte zum Orangensaft tendieren, entscheide ich mich für Apfelsaft. Um nicht ganz auf den O-Saft zu verzichten, presse ich etwas frischen Saft einer Orange hinzu und gebe zusätzlich ein paar Scheiben in den Topf. Außerdem versenke ich ein paar dünne Apfelspalten im Gemisch. Hinzu kommt eine Zimtstange, ein paar Nelken und ein klein wenig Sternanis. Außerdem süße ich mit Vanillezucker. Hätte ich jetzt noch etwas Rum oder Amaretto da, würde ich vielleicht auch davon noch einen Schuss hinzufügen. Auf niedriger Stufe soll der Trunk erhitzt werden, aber Achtung: Auf keinen Fall darf der Glühwein kochen, weil sonst der gute Alkohol verdunstet. Auf Empfehlung lasse ich das Getränk nun eine halbe Stunde (aus der anderthalb Stunden werden) ziehen. Serviert wird und das macht jeden Glühwein besser natürlich in einer Greifswalder Weihnachtsmarkttasse.

Und (wie) schmeckt’s? Nach Glühwein! Nach sehr leckerem Glühwein. Vielleicht liegt es an meinen außergewöhnlichen Kombinations- und Kochkünsten, aber ich bin angenehm überrascht. Zwar schmeckt der Wein typisch weihnachtlich und glühweinig, warm und süß, aber ist trotzdem fruchtig und dabei irgendwie leichter und sanfter als roter Glühwein. Die Apfelscheiben hätte ich mir glaube ich sparen können und mit den Nelken werde ich das nächste Mal großzügiger (meine Mittesterin hingegen sparsamer) sein. Natürlich muss ich mich (leider…) noch weiterhin intensiv mit weißem Glühwein auseinandersetzen und verschiedene Variationen probieren, aber der rote Glühwein muss sich in Acht nehmen, denn ich bin angefixt (und angetrunken)!

Titelbild: Julia Schlichtkrull
Beitragsbilder: Lilli Lipka

Geldsklaverei, zu viel Internet und kalter Kaffee

Geldsklaverei, zu viel Internet und kalter Kaffee

Meine Mitbewohnerin und ich sitzen gemütlich bei heißem Kaffee in unserer Küche. Doch der Schein von Normalität trügt. Denn anstatt behaglich zu plaudern, starren wir ungläubig auf eine absurde Nachricht, die eben auf ihrem zersplitterten Huawei-Handy aufgetaucht ist. Eine Nachricht, die so grotesk ist, dass wir erst kaum glauben können, was dort zu lesen ist. Ein junger Mann, auf Instagram nennt er sich Unterwürfiger Typ [Name von der Redaktion geändert], ist auf der Suche nach einer Herrin, die sich vorstellen könnte, sich seiner zu erbarmen und ihn zu versklaven.

“Falls ich eine neue Herrin habe, gehöre ich ihr. Sie hat das Sagen über mich und mein Leben. Sie soll mich auslachen, demütigen, fertig machen und ausnehmen.“

Unterwürfiger Typ

Sein Anliegen scheint simpel zu sein. Er ist auf der Suche nach einer Frau, die ihn unterwirft. Er möchte ihr jeden Luxus finanzieren und nebenbei unangenehme Aufgaben in ihrem (also unserem) Haushalt übernehmen. Sie müsse sich nur etwas von ihrer wertvollen Zeit nehmen und ihm antworten. Unser Interesse ist geweckt. Wir brauchen zwar keinen Haussklaven, allerdings wollen wir trotzdem wissen, ob die Anfrage ernst gemeint ist.

Seine nächste Nachricht folgt rasch. Er möchte seiner Herrin am liebsten seinen Tribut in Form von Geschenken oder Überweisungen zollen. Er bietet zusätzlich an, seinen richtigen Namen preiszugeben, damit seine Herrin ihn notfalls erpressen kann. Die konstante Bedrohung öffentlicher Bloßstellung gehört dazu. Außerdem soll seine Herrin ihn “auslachen, demütigen, fertig machen und ausnehmen. Sie [soll ihn] richtig zerstören.” Jetzt wird es uns zu krass. Meine Mitbewohnerin lehnt höflich ab und wünscht ihm weiterhin viel Glück auf der Suche nach einer Herrin.

„Wenn Sie denken es reicht, müssen Sie weiter machen. Wenn ich jammere, mich stärker bestrafen. Frauen sind nun mal das stärkere Geschlecht.“

Unterwürfiger Typ

Mein Kaffee ist mittlerweile lauwarm und ich habe Lust mich in den Tiefen des Internets zu verlieren. Der Laptop wird aufgeklappt. Ich beginne zu recherchieren. Nach einigen Minuten auf Google bin ich bereits auf etliche Foren gestoßen, auf denen Geldherrinnen nach sogenannten Geldsklaven suchen und vice versa. Der Unterwürfige Typ scheint also kein Einzelfall zu ein. Aber erstmal zu den Basics: Ein Geldsklave (auch Paypig, Geldschwein oder Zahlwurm genannt) ist eine meist männliche Person, die ihr sexuelles Vergnügen daraus bezieht, finanziell dominiert und erniedrigt zu werden. Die Geldherrin (auch Gelddomina, Moneymistress oder Gelddiva genannt) ist diejenige, die das Geld freudig entgegennimmt und ihren Sklaven nebenbei auf unterschiedlichste Art und Weise demütigt. Was auffällt, ist, dass Angebot und Nachfrage unausgewogen sind. Man stößt auf mehr suchende Geldherrinnen als auf sich anbietende Geldsklaven. Irgendwo ist das auch verständlich. Noch einfacher kann man an Geld kaum kommen. Das Ganze nennt sich Geldsklaverei und ist eine Form von Sadomaso-Spiel, bei der Geld die zentrale Rolle spielt. Auf den ersten Blick ungewohnt, aber per se vollkommen in Ordnung. An sich darf jede*r tun und lassen, was ihn*sie glücklich macht, solange das Vergnügen auf Gegenseitigkeit beruht. Man stelle sich einen Masochisten mit dem nötigen Kleingeld und eine habgierige Sadistin vor: It’s a match!

Soweit so gut, wenn auch ungewohnt. Zwei grundlegende Fragen stellen sich mir aber trotzdem. Warum sollte sich jemand auf eine so asymmetrische Beziehung einlassen? Und warum sind die Geschlechterrollen hier so klar verteilt? Die Antwort scheint soziokultureller Natur zu sein. Beide Parteien genießen den Kick, den man erhält, wenn man seine alteingesessene Macht- bzw. Ohnmachtspostiton verlässt. Die Frau wird zur Bestimmerin und der Mann zum devoten Objekt. Außerdem basiert die Szene auf dem uralten männlichen Verhalten des Beschenkens, welches dem Erhalt weiblicher Aufmerksamkeit dient. Patriarchische Geschlechterstereotypen werden gebrochen und gnadenlos auf links gedreht. Fast schon bewundernswert.

Ich halte kurz inne und reflektiere die Situation. Wie kam ich noch gleich von Smalltalk und Kaffee zu Sadomaso und Fetisch-Foren? Ach ja, die absurde Nachricht von dem Typen. Ihr wisst schon: der Unterwürfige. Aber ich schweife ab.

Manche Herrinnen verdienen sogar genug mit der Geldsklaverei, um das Ganze hauptberuflich zu betreiben. Und wie pflegt meine Mutter immer zu sagen: Wähle den Beruf, den du liebst – und du musst keinen Tag in deinem Leben arbeiten. Das alles scheint also eine zwar geschmacklich mindestens fragwürdige, aber schöne Sache zu sein, für die, die Spaß dran haben. Na ja, ganz so einfach ist das dann wohl doch nicht.

Richtig besorgniserregend wird es nämlich bei dem sogenannten Blackmailing: Eine scheinbar profane Praktik in der Geldsklaverei (einen kleinen Vorgeschmack hat uns der Unterwürfige Typ bereits gegeben). Hierbei vertraut der Geldsklave seiner Herrin Daten, Geheimnisse oder intime Geständnisse an. Anvertrauen ist in diesem Fall jedoch das falsche Wort. Die Herrin benutzt diese Informationen nämlich, um den letzten Cent aus ihrem Sklaven zu pressen oder besser gesagt, ihn zu erpressen. Das geht manchmal so weit, dass der Geldsklave sich verschuldet, Kredite aufnimmt und sich sogar selbst prostituiert, um mit den Zahlungen hinterherzukommen. Für mich endet hier das einvernehmliche Sadomaso-Spiel. In solchen Fällen wird ein Fetisch aufs Übelste ausgenutzt und die Grenze des moralisch Vertretbaren klar überschritten.

Jetzt klappe ich aber erstmal meinen Laptop zu. Wo bin ich nur gelandet? Genug Internet für heute. Ein kalter Kaffee wartet auf mich.

Anm. d. Verf.: Auf das Gendern wurde in diesem Artikel verzichtet, da die übliche Dynamik folgende ist: Frau = Geldherrin und Mann = Geldsklave. Abweichungen dieser Norm gibt es selbstverständlich trotzdem, sie sind aber sehr selten.

Beitragsbild: freephotoscc

Nicht genug Kandidierende für die Gremienwahlen 2021

Nicht genug Kandidierende für die Gremienwahlen 2021

Da noch nicht genug Bewerbungen für die Mandate der studentischen Gremien eingereicht wurden, gab die Wahlleitung der Studierendenschaft heute eine Verlängerung der Bewerbungsfrist bis morgen bekannt.

Ursprünglich gab es bis gestern die Möglichkeit, sich als Kandidat*in für die Gremien im Fachschaftsrat und Studierendenparlament zu bewerben. Aufgrund der wenigen Bewerbungen wurde der Zeitraum bis morgen, Donnerstag, den 10. Dezember verlängert. Spätestens um 15 Uhr müssen die Bewerbungen im Büro des Wahlleiters eingegangen sein.

Vor allem für die Fachschaftsräte der Biochemie und Umweltwissenschaften, Biowissenschaften, Deutschen Philologie, Geographie, Mathematik, Nordistik, Politik- und Kommunikationswissenschaft und Wirtschaftswissenschaften sowie für das StuPa sind bisher weniger Bewerbungen als Mandate eingegangen.

Falls ihr Lust habt, euch für euren Studiengang einzusetzen und die Interessen der Studierenden zu vertreten, könnt ihr euch im Studierendenportal und in eurem Mailpostfach informieren.

Beitragsbild: Element5 Digital auf Unsplash