Regionales Blut für bundesweite Corona-Studie

Regionales Blut für bundesweite Corona-Studie

Es ist ein lauer Junimorgen und in Wolgast wird Forschung betrieben – zu Corona. Das Hotel „Postel“ liegt etwas versteckt neben einer Kreuzung. Alles wirkt zunächst unscheinbar, doch hier werden fleißig Daten zu Corona-Antikörpern gesammelt. Eine multimediale Reportage und ein Selbsttest.

Die durchgeführte Studie heißt „MuSPAD – Bundesweite Antikörperstudie zur Verbreitung von SARS-CoV-2 Infektionen“. MuSPAD steht für Multilokale und Serielle Prävalenzstudie zu Antikörpern gegen SARS-2-Coronavirus in Deutschland. Finanziert wird sie von der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, der größten Forschungsorganisation Deutschlands. Zwei Drittel der Finanzierung sind öffentliche Gelder. In der Aufklärungsbroschüre zur Studie steht explizit, dass kein Geld für die Studie aus dem kommerziellen oder gewinnorientierten Bereich kommt.

Im Juli 2020 startete das Pilotprojekt in Reutlingen und Freiburg — Regionen mit sehr hohen Inzidenzen des Coronavirus’ in der ersten Welle. Mittlerweile sind bundesweit acht Studienzentren für jeweils etwa einen Monat aufgebaut worden, einige schon zum zweiten Mal. Ein Studienzentrum befand sich im Mai und Anfang Juni in Wolgast, im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Auf die Frage, warum gerade in Wolgast und nicht in Greifswald, wo ein Universitätsklinikum steht, antwortet Manuela Harries vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, kurz HZI: „Leider waren keine Räumlichkeiten des Universitätsklinikums zu dem gewünschten Zeitpunkt verfügbar. Aus diesem Grund haben wir nach anderen Alternativen Ausschau gehalten und konnten das Postel in Wolgast für unsere Studienzwecke gewinnen.“ Vor Ort im Postel in Wolgast lässt sich auf den ersten Blick nur schwer erahnen, was in dem Hotel vor sich geht. Höchstens zwei Banner im Innenhof lassen auf die Studie zu SARS-CoV-2-Antikörpern schließen.

Meistens Hoteleingang, jetzt Studienzentrum

Blut und Antworten

In der Hotellobby begrüßt ein junger Mann die Studienteilnehmer*innen und kontrolliert die Namen auf seiner Liste und die Termine, die die Teilnehmer*innen selbst im Vorhinein auswählen konnten. In jedem Zeitfester sind vier Teilnehmer*innen vorgesehen. Der Warteraum des Hotels erinnert noch stark an das ehemalige Postamt, das das Gebäude mal war, überall sind gelbe Schilder und Fotos aus alten Postzeiten angebracht. Die Teilnehmer*innen sitzen mit Masken auf den Stühlen im Warteraum, einige schreiben schon in die ihnen ausgeteilten Fragebögen. Der junge Mann an der Rezeption weist sie darauf hin, dass sie diese erst später mit den Helfer*innen zusammen ausfüllen müssen. Einzeln werden die Proband*innen abgeholt und ein Stockwerk höher geführt. Dort stellt ihnen das durchführende Personal Fragen, u. a. zu den Coronamaßnahmen der letzten zwölf Monate:

Nach den Kurzfragebögen kommt es zur Blutabnahme, denn darum geht es hier in der Studie: das Blut der Proband*innen. Die Blutproben werden nach Antikörpern des Coronavirus SARS-CoV-2 untersucht. So soll in möglichst diversen Landkreisen die Verbreitung des Coronavirus untersucht werden. Die Wissenschaftler*innen wollen in erster Linie die tatsächliche Infektionsaktivität über unterschiedliche Regionen und Zeitintervalle hinweg feststellen. Diese Art von Studie heißt Seroprävalenzstudie. Ein sehr klassisches Instrument der Infektionsepidemiologie, erklärt Dr. Berit Lange vom HZI. Nach dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung ist die Seroprävalenz die Häufigkeit spezifischer Antikörper im Blutserum, die auf eine bestimmte bestehende oder durchgemachte Infektionskrankheit hinweist.

Die Ergebnisse der Blutproben werden u. a. mit der Meldestatistik von Coronafällen verglichen. Dr. Berit Lange erklärt, was sich daraus z. B. für die erste Welle an den ersten Studienorten ablesen lässt:

Aus der Studie lernen

Für Dr. Berit Lange sind v. a. zwei bisherige Erkenntnisse aus der Studie wichtig: Einmal muss die Testkapazität ausreichen, um möglichst viele Infektionen zu finden. Die Tests wurden insbesondere im Laufe der zweiten Infektionswelle in Deutschland knapp. Doch um eine Epidemie einzudämmen, ist eine möglichst niedrige Dunkelziffer wichtig. Je mehr infizierte Menschen gefunden werden können, desto schneller können diese isoliert werden, und die Ausbreitung der Krankheit wird vermindert. Zweitens geht aus der Studie jetzt schon hervor, dass bei jüngeren Studienteilnehmer*innen die Dunkelziffer der Coronainfektionen höher ist. Mit diesen Informationen könnte die Teststrategie gezielt verbessert und vermehrt z. B. bei jüngeren Menschen getestet werden.

Aus der Studie lassen sich noch viel mehr Dinge lernen und auch eine Sammlung von Daten solcher bevölkerungsbasierten Seroprevalänzstudien entsteht, um der Infektionsforschung in ganz Deutschland zu dienen.

Motivation zur Teilnahme

Doch warum nehmen die Menschen an der Studie teil? Ausgewählt wurden sie schließlich per Zufall, zur Abbildung der Gesellschaft, anhand der Daten des Einwohnermeldeamtes. Verpflichtet wurde niemand zur Teilnahme.

Ein älterer Herr, der vor dem Hoteleingang sitzt, sagt, dass er einfach neugierig war und deswegen an der Studie teilnahm. Auf der Straße vor dem Studienzentrum beantworten zwei Frauen die Frage nach ihrer Motivation zur Teilnahme ähnlich:

Nach etwa zwei Wochen kam schließlich der Brief mit dem Ergebnis vom Antikörpertest. Mein Ergebnis war negativ, keine Corona-Antikörper in meinem Blut. Und so bin ich wahrscheinlich nicht Teil der Dunkelziffer bei den Jüngeren gewesen. Ganz klar ist das aber nicht: Vielleicht hat mein Körper die Antikörper auch schon abgebaut. Denn auch das gilt es noch zu erforschen, wie schnell die Antikörper gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 wieder abgebaut werden.

Beitragsbilder: Anne Frieda Müller

Uni-Update

Uni-Update

Hier bekommt ihr alle neuen Updates, die unsere Universität betreffen. Top aktuell! Mit (fast nur) erfreulichen Neuigkeiten: Alles rund um die Eröffnung der Innenräume der Mensen, das Impfangebot für Studis, den Semesterbeitrag und die lange Nacht des Lernens.

1. Die Innenräume der Mensen sind wieder für euch geöffnet.

Ab Montag, den 05. Juli, dürft ihr euch wieder in die Innenräume der Mensen begeben. Falls ihr drinnen essen möchtet, braucht ihr nur einen grünen Chip, den ihr euch am Eingang nehmen könnt. Außerdem müsst ihr noch eure Kontaktdaten angeben. Dazu könnt ihr die luca-App benutzen oder den handelsüblichen Zettel ausfüllen.

Es gelten weiterhin die bekannten Corona-Regelungen:

  • medizinische Maskenpflicht außerhalb des Tisches
  • Barzahlung nur in Ausnahmefällen
  • Abstand zueinander einhalten
  • Desinfektionsspender zu benutzen

2. Das Impfangebot für die Studierenden hat begonnen.

Seit dem 29.06. werden fleißig Studierende unserer Uni geimpft. Das geht ganz ohne Voranmeldung. Für uns stehen pro Tag 100 Impfdosen (BioNTech oder Moderna) bereit. Damit die Impfung abgeschlossen werden kann, werdet ihr automatisch für die zweite Impfung 6 Wochen später angemeldet. Ihr müsst euch aber beeilen! Das Angebot gilt nur für drei Wochen.

  • Wann? Montag bis Freitag, 14.00 bis 19.00 Uhr
  • Wo? Im Impfzentrum, Brandteichstraße 20, 17489 Greifswald
  • Nicht vergessen: Den Studierendenausweis oder den Immatrikulationsnachweis mitnehmen!

Dazu bringt ihr noch euren Impfausweis und am besten schon den ausgedruckten Einwilligungsbogen mit.

3. Der Semesterbetrag ist wieder fällig.

Da ist das Semester auch schon wieder vorbei und der nächste Semesterbeitrag wird wieder fällig.

Die offizielle Rückmeldefrist für das Wintersemester 2021/22 wurde also eingeläutet. Sie beginnt ab Montag, den 12. Juli 2021. Der Semesterbeitrag und die Gebühr für die Rückmeldung betragen insgesamt 90,00 EUR.

Der Betrag muss bis Freitag, den 13. August 2021, auf dem Konto der Universität eingegangen sein.

4. Die Lange Nacht des Lernens darf stattfinden.

In der Nacht vom 21. bis zum 22. Juli bleibt die Universitätsbibliothek bis um 3 Uhr geöffnet. Euch erwartet die geballte Motivation zum Lernen und Hausarbeiten schreiben. Um auch bis zu später Stunde durchzuhalten, wird Kaffee und Kuchen gereicht.

Beitragsbild: Markus Winkler auf unsplash.com

web.woche 24. bis 30. Mai

web.woche 24. bis 30. Mai

Was geht eigentlich ab in Greifswald? In der web.woche geben wir euch eine Übersicht über die kommenden Veranstaltungen in und um unsere Studierendenstadt. Hier findet ihr Termine, Neuigkeiten und Altigkeiten, von Politik und Region, über Universität und Wissenschaft bis hin zu Kultur und Sport.

Kultur & Sport

VERANSTALTUNGEN

NEUIGKEITEN

  • Ab Sonntag (30.05.) wird im Kunstkubus CUBIC am Karl-Marx-Platz nicht mehr die Ausstellung “Seiten einer Frau”, sondern eine Installation unter dem Titel “Exuvia” von der Osnabrücker Künstlerin Caro Enax zu sehen sein.
  • Im PKBKunstLADEN (Feldstr. 20) habt ihr ab der Ausstellungseröffnung am Samstag (28.05.) um 15 Uhr die Möglichkeit, die Ausstellung “Farbklänge” des Demminer Künstlers Lilo Schlösser zu den regulären Öffnungszeiten zu besichtigen.

ALTIGKEITEN

  • Vom 17.05. bis 30.06. finden die Aktionswochen für queere Vielfalt statt. Das ebenso kunterbunte Programm könnt ihr hier einsehen oder euch am besten gleich auf dem webmoritz. in diesem Artikel darüber informieren.
  • Das digitale Theaterstück “Customerzombiefication 1/Mein fremder Wille” geht weiter! Im Rahmen des Performing Arts Festival Berlin wird die Fortsetzung “Customerzombification 2/DATA-Land” aufgeführt. Noch bis zum 30.05. könnt ihr euch das Stück ansehen. Mehr Infos und Karten (10 Euro pro Person) gibt es hier. Eine Rezension zum ersten Teil haben wir hier parat für euch. Übrigens ist der zweite Teil keine wirkliche Fortsetzung. Ihr könnt ihn auch ohne Probleme besuchen, wenn ihr den ersten Teil nicht gesehen habt.

Uni & Wissenschaft

VERANSTALTUNGEN

  • Was? Sitzung der AG SHA
  • Wann? Dienstag, 25.05.2021, 18:15 Uhr
  • Wo? Jitsi, der Link wird vorher per Mail verschickt.
  • Was wird besprochen? Unter anderem die AStA-Struktur sowie die Verwaltungsvorschrift zur Verlängerung der Regelstudienzeit.
  • Was? 2. ordentliche StuPa-Sitzung
  • Wann? Dienstag, 25.05.2021, 20:15 Uhr
  • Wo? BBB im Moodle-Kurs
  • Was wird besprochen? Unter anderem Wahlen und der Jahresabschluss für 2020.

NEUIGKEITEN

  • Die Mensen und Cafeterien des Studierendenwerks öffnen wieder die Außenterassen. Dafür müsst ihr nur digital oder vor Ort eure Kontaktdaten angeben und auf die üblichen Abstands- und Kontaktregelungen achten, ein negatives Testergebnis ist nicht nötig.
  • Vom 25. bis zum 27. Mai finden wieder die Hochschulinformationstage statt. Die Uni bietet über 150 Veranstaltungen für Eltern, Lehrer*innen und Studieninteressierte an, die natürlich digital stattfinden.
  • Der Deutsche Hochschulverband (DHV) fordert Bund und Länder, die Teststrategien und Testungen an Hochschulen schneller anzugehen. Die Pressemitteilung könnt ihr hier nachlesen.
  • Im März wurde eine Befragung zur sozialen und psychischen Situation Studierender in ganz MV durchgeführt. Die Ergebnisse sind nun verfügbar. Knapp 60 % der über 1.300 Befragten gaben zum Beispiel an, dass sie durch die Pandemie im Bereich der psychologischen Beratung einen erhöhten Bedarf haben. Weitere Ergebnisse findet ihr auf der Website der Uni.
  • In eurem Mailpostfach findet ihr einen erneuten Aufruf zur Beteiligung an der deutschlandweiten Studierendenbefragung, solltet ihr nicht bereits daran teilgenommen haben.
  • Forscher*innen des Zoologischen Instituts der Uni Greifswald haben einen Sonderband der Fachzeitschrift “Zooey” mitgestaltet. Der Sonderband setzt sich damit auseinander, inwiefern an Krebstieren die Auswirkungen des Klimawandels untersucht werden können.

ALTIGKEITEN

  • Die Vollversammlung wird in diesem Sommersemester am Dienstag, den 08.06.2021, digital stattfinden. Die Anträge könnt ihr noch bis zum 04.06.2021, 23:59 Uhr, einreichen. Das Antragsformular findet ihr hier, Fragen könnt ihr an Bianca über asta_hopo@uni-greifswald.de stellen.
  • Die Informationsveranstaltung der Universitätsmedizin zur Coronapandemie ist online und mit einem Universitätsaccount anzuschauen. Dazu gehören folgende Themen: Einschätzung zur epidemiologischen Lage von Prof. Dr. Lars Kaderali, die Aussagekraft der Corona-Tests von Prof. Dr. Karsten Becker, Mythen, Masken und Mutanten – Infektionsgefahren und wirksame Prävention von Prof. Dr. Nils Hübner und Impfen von Prof. Dr. Barbara Bröker.
  • Im aktuellen Rektoratsforum geht die Prorektorin für Lehre, Lehrer*innenbildung und Internationalisierung, Dorthe G.A. Hartmann, auf das aktuelle digitale Semester ein.

Region & Politik

VERANSTALTUNGEN

NEUIGKEITEN

  • Am 20. Mai wurde die Mehrzweckhalle in der Siemensalle eröffnet.
  • Am Freitag, den 21. Mai, ist das Stadtradeln zu Ende gegangen. Allerdings könnt ihr eure Kilometer noch bis zum 28. Mai nachtragen.
  • Zwei Greifswalderinnen haben eine private Spendenaktion für das Geflüchtetencamp in Moria gestartet. Bis zum 25.05. können finanzielle oder Sachspenden (z. B. Kleidung und Hygienemittel) abgegeben werden. Weitere Infos findet ihr auf diesem Instagramaccount.
  • Der Lockdown wurde für Mecklenburg-Vorpommern bis auf weiteres verlängertHier findet ihr nähere Informationen zu den Regeln, die für den Lockdown in Mecklenburg-Vorpommern gelten. Die 7-Tage-Inzidenz liegt im Kreis Vorpommern-Greifswald zur Zeit bei 67,5 (Stand: 21.05.2021).

ALTIGKEITEN

  • Die Badesaison im Strandbad Eldena hat am 15. Mai begonnen.
  • Am 17. Mai startet die weltweit umfangreichste Langzeitstudie SHIP (Study of Health in Pomerania / Leben und Gesundheit in Vorpommern) in den Landkreisen Vorpommern-Rügen und Vorpommern-Greifswald mit einer neuen dritten Bevölkerungsgruppe. Mehr Informationen erhaltet ihr hier.
  • Hier befinden sich momentan die Testzentren in Greifswald: In der Heinrich-Hertz-Straße 20 b – der Firmensitz der SoPHi Greifwald GmbH, in der Alten Mensa, am Fischmarkt, in der Sporthalle II neben der Fischer-Schule in Schönwalde, beim DRK, am Elisenpark, am SPORTCLUB, am Interliving MMZ-die Küchenmeisterei und in der Greifen-Apotheke.
  • Es wurde außerdem eine Übersichtskarte erstellt, die euch anzeigt, wo im ganzen Landkreis Schnelltests zur Verfügung gestellt werden. Diese wird dann regelmäßig aktualisiert. Zum Verzeichnis kommt ihr hier.
  • Es werden weiterhin Wahlhelfer*innen für die Bundes- und Landtagswahl am 26.09.2021 gesuchtHier könnt ihr euch online anmelden. Es gibt übrigens eine Entlohnung von 40€.

Wir haben ein wichtiges Event in dieser Woche vergessen? Ihr habt noch einen heißen Tipp für die nächste Woche? Schreibt uns einen Kommentar oder eine Nachricht, wenn ihr etwas zur web.woche beisteuern wollt!

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull

Gutes Rad ist teuer – Teil 3: Schaffe, schaffe, Wegle baue

Gutes Rad ist teuer – Teil 3: Schaffe, schaffe, Wegle baue

Mehr Kopenhagen, weniger Schlagloch: In den nächsten Jahren möchte Greifswald mehr Zeit und Geld in seine Radinfrastruktur stecken. Das sei ein guter Anfang, aber noch lange nicht genug, sagt der örtliche Fahrradclub. Eine Drahteselreihe über große Pläne, gefährliche Problemzonen und kommende Baustellen.

Auf “Greifswalds Champs Elysee” sammelt sich, wer sehen und gesehen werden will. Vor der Pandemie huschten hier Studierende von den Instituten zur Mensa, ältere Damen pedalten gemächlich über den Boulevard. Spaß beiseite: Unter den Pappeln ist nicht “Unter den Linden”.

Doch die Pappelallee gibt deutlich die Richtung für Greifswalds Fahrrad-Highway vor. Sichere Fahrstreifen auf der Radachse von Eldena in die Innenstadt und umgekehrt, möglichst ohne Hindernisse. 2023 soll das Projekt fertig sein.

Am Parkplatz an der Klosterruine Eldena entsteht dafür bereits eine Park-and-Ride-Station. Im Moment klaffen auf dem Schotterboden je nach Wetter noch weite Löcher oder Pfützen. Bald soll hier ein Knotenpunkt entstehen. Radfahrende können in andere Richtungen weiterfahren, etwa zum Strandbad Eldena oder nach Lubmin. Wer aus dem Umland anreist, kann vom eigenen Auto auf Rad oder Bus umsteigen.

Mehr Geld fürs Rad

Der Parkplatz bleibt nicht die einzige Baustelle, denn er muss zunächst einmal mit dem Ende der Pappelallee am Elisenhain verbunden werden. Der hintere Teil der Allee erhält außerdem die noch fehlenden Laternen. Doch auch innerhalb der Stadt müsse nachgebessert werden, sagt der Vorsitzende des Mobilitätsausschusses der Bürgerschaft, Jörg König.

Als Beispiel nennt er den Rosengarten: Die aktuelle Situation ist dort bislang nicht optimal für flüssigen Radverkehr. Besonders die Kreuzung zur Walter-Rathenau-Straße ist oft unübersichtlich. Die Stadtverwaltung soll dafür mit externen Fachkräften prüfen, wie sich die Lage am Rosengarten verbessern kann/könnte. Die genaue Planung soll laut König möglichst noch dieses Jahr beginnen und Teil des aktuellen Haushalts sein.

Geplanter Verlauf der Radachse: 1. Bahnhof 2. Europakreuzung 3. Rosengarten 4. Pappelallee 5. Kommende Beleuchtung ab der Koitenhäger Landstraße 6. Fehlender Verbindungsweg 7. Geplante Park-and-Ride-Station an der Klosterruine Eldena.

Generell hat sich die Bürgerschaft in puncto Radverkehr viel vorgenommen: Bis 2025 möchte die Stadt 35 Euro pro Bürger*in und Jahr für die Radinfrastruktur ausgeben. Mit diesem Betrag könnte sich Greifswald mit Fahrradmetropolen wie Kopenhagen (35,6 Euro) und Amsterdam (11 Euro) messen. Um an diesen Punkt zu kommen, hat die Bürgerschaft im städtischen Haushalt bereits einige Ideen eingebracht, die in den nächsten zwei Jahren verwirklicht werden sollen.

Wer zum Beispiel ein städtisches Lastenrad buchen möchte, soll künftig kein Papierformular mehr benötigen. Nach Rostocker Vorbild wird hierfür bald eine App eingerichtet. Außerdem sollen das Wegenetz ausgebaut und brüchige Beläge an bestehenden Strecken ersetzt werden. Besonders die maroden Straßen in Schönwalde stehen in der nächsten Zeit auf dem Plan.

Es braucht nicht nur Geld, sondern auch Umsetzung

Dass die Bürgerschaft finanzielle Mittel fürs Fahrrad bereitstellt, sei ein gutes Zeichen, sagt Gerhard Imhorst, Sachverständiger und Mitglied des örtlichen Fahrradclubs. Als Verkehrsplaner hat Imhorst lange Jahre für die Stadtverwaltung gearbeitet. Er kennt die Straßen und ihre Schlaglöcher und weiß, worauf es bei gutem Radverkehr ankommt.

Greifswald, so Imhorst, sei zwar vielen Städten weit voraus, doch das allein reiche nicht: „Die Bedeutung des Radfahrens für den Klimaschutz muss ernster genommen werden. Das heißt: Klotzen, nicht kleckern.“  Alles in allem gebe es zwar nur wenige Netzlücken, doch der Zustand vorhandener Strecken lasse manchmal zu wünschen übrig.  

„Mehr Geld fürs Rad allein bringt nichts“, kommentiert Imhorst die Pläne der Stadt, das Rad attraktiver machen zu wollen: „Man muss wohl oder übel auch die Förderungen überdenken, die dem Kfz einen klaren Vorzug geben“. Bei der Verkehrsplanung dürften Autos zum Beispiel nicht automatisch den Vorrang erhalten. Prinzipiell, so Imhorst, klinge das Ziel der Stadt für 2025 vielversprechend, es müsse aber auch erreicht werden.

Dazu braucht es neben Geld auch effiziente Verwaltungsabläufe und fähige Verkehrsplaner*innen. Gerade daran hapere es jedoch in vielen Städten, kritisiert der Fahrradexperte. Die Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern haben zum Beispiel die Möglichkeit, in den nächsten zwei Jahren 26 Millionen Euro für Radverkehrsprojekte zu bekommen. Das Geld stammt aus dem Klimaschutzpaket “Stadt und Land” des Bundes. Die jeweilige Kommune muss einen Radverkehrsplan vorlegen, um Förderung für ein Projekt zu erhalten. Einen solchen Plan gäbe es aber längst nicht überall, sagt Imhorst.

Es geht nicht ums Vorpreschen, sondern Aufholen

Im Bau gilt: Wenn das Geld da ist, ist das Projekt noch längst nicht in trockenen Tüchern. Das verdeutlicht der ADFC-Experte am Beispiel der Fahrradquerung. Im letzten Radverkehrsplan von 2010 tauchte die Diagonalführung über die Europakreuzung noch auf. Es gab eine Prüfung, alle Ämter hätten zugestimmt – am Ende wurde aber nichts verwirklicht. Zu vielen sei das Projekt ein Dorn im Auge gewesen.

Bei der Gestaltung des Greifswalder Radverkehrs gebe es laut ADFC keine Zeit zu verlieren, schließlich stiegen auch im Radverkehr die Anforderungen. Mit dem anhaltenden Trend zu Pedelecs – elektrischen Fahrrädern – benötigten ihre Besitzer*innen auch geeignete Lade- und Parkstationen.

Grundlage für die Entwicklung zur Fahrradstadt muss jedoch ein neuer Radverkehrsplan sein, denn der letzte Plan von 2010 ist veraltet. Jörg König, Mitglied der Fraktion der Grünen, betont, seine Fraktion habe sich in der Bürgerschaft für einen neuen Plan starkgemacht. Noch in diesem Jahr soll die Arbeit daran beginnen.

In den letzten Jahren ist in Greifswald im Bereich Radverkehr viel liegengeblieben – in diesem Punkt sind sich viele Expert*innen auf Anfrage des webmoritz. einig. Jetzt ist das Geld da, aber es fehlen vor allem Fachkräfte zur Verkehrsplanung. Um diese wird die Stadt wohl intensiv werben müssen. „Wenn man die Wahl hat, ob man nach Berlin oder Greifswald geht, um dort den Verkehr zu machen“, sagt König schmunzelnd. „Dann entscheiden sich die meisten eher für Berlin. Für mich natürlich eine unverständliche Entscheidung.“

Dieser Text ist der letzte Artikel unserer dreiteiligen Fahrradserie. In Teil 1 haben wir den Greifswalder Haushalt 2021/2022 in Bezug auf Radverkehr vorgestellt und die Meinungen der Bürgerschaftsfraktionen präsentiert. Teil 2 wirft einen Blick auf Gefahren für Greifswalds Radfahrer*innen.

Beitragsbild: Marcel Knorn
Grafik: moritz.medien


Mehr zum Thema:
Auf die Plätze, fertig, radeln! – Das Stadtradeln hat begonnen!
Mimimi-Mittwoch: Lebensgefahr auf dem Fahrrad

Auf die Plätze, fertig, radeln! – Das Stadtradeln hat begonnen!

Auf die Plätze, fertig, radeln! – Das Stadtradeln hat begonnen!

Was macht die Stadt Greifswald und ihre Bewohner*innen aus? Genau, ihre Liebe zum Rad. Und perfekt zu dieser Thematik findet auch dieses Jahr wieder das dreiwöchige Event in unserer Stadt statt: Am 1. Mai hat das Stadtradeln in Greifswald begonnen. Und ihr habt noch bis zum 21. Mai Zeit, so richtig kräftig in die Pedale zu treten, um Radkilometer zu sammeln.

Aber wozu sollte ich mich von meiner gemütlichen Couch hochbewegen?

Es wird Deutschlands fahrradaktivste Kommune mit den meisten Radkilometern insgesamt sowie mit den meisten Radkilometern pro Einwohner gesucht. Natürlich steht dabei das Radfahren für das Klima im Fokus. Damit einher geht die Radförderung und die Lebensqualität in deiner Kommune. Falls dich das noch nicht überzeugen konnte, packt dich jetzt vielleicht hiermit der Ehrgeiz: Greifswald tritt nämlich gegen die US-amerikanische Partnerstadt Newport News an. Achtung Spoiler! Bisher sind wir (VIEL) besser aufgestellt als sie. Für Greifswald radeln schon 139 Teams. Tendenz steigend. Aber meinen persönlichen Anreiz stellt der Gewinn eines Pokales dar. Wer liebt keine Pokale?!

Wer darf mitmachen?

Natürlich alle Personen jeder Altersstufe, die einen fahrtüchtigen Drahtesel besitzen und in Greifswald wohnen, arbeiten, einem Verein angehören oder eine (Hoch-)Schule besuchen. Nützlich wäre es vor allem, wenn man beruflich und privat radelt.

Wie kann ich mich anmelden?

Das geht ganz einfach. Hier kannst du dich und dein Team anmelden, um für deine Kommune loszuradeln. Du kannst dich jederzeit (vom 1.-21.Mai) für das Stadtradeln anmelden. Es gibt übrigens auch eine spezielle App zum Stadtradeln. Die findest du bestimmt auch in deinem App-Store. Die App hilft dir nicht nur deine Strecken zu tracken, sondern auch die Radinfrastruktur vor deiner Haustür zu verbessern.

Manche machen es sich zu einer extra Challenge, 21 Tage auch auf das Auto zu verzichten, um aufs Rad umzusteigen. Das sollte aber für die meisten Studierenden in Greifswald kein großes Hindernis darstellen.

Ein kleiner Tipp zum Schluss: Es gibt sogar einen Stadtradeln Podcast.

Beitragsbild von Murillo de Paula auf unsplash.com

Meldeverzug der Inzidenzzahlen im Landkreis Vorpommern-Greifswald – Und nun?

Meldeverzug der Inzidenzzahlen im Landkreis Vorpommern-Greifswald – Und nun?

Gefälschte Inzidenzzahlen für unseren Landkreis?

Erst vor ein paar Tagen erschien auf dem webmoritz. ein Artikel, in dem über den Meldeverzug der Corona-Inzidenzwerte in unserem Landkreis berichtet wurde. Was genau bedeutet das jetzt für unseren Landkreis und die Politik? Die Antworten findet ihr kurz und knapp in diesem Artikel.

Was war passiert?

Nachdem seit Mitte Februar die vom Landkreis gemeldeten 7-Tages-Inzidenzen deutlich von den Zahlen des RKI und weiterer Quellen abwichen, hatte insbesondere der lokale Kreisverband der Partei Bündnis 90/Die Grünen Ende März Kritik an Landrat Michael Sack (CDU) geäußert und eine zeitnahe Aufklärung der Diskrepanzen gefordert. Daraufhin wurde Anfang April in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) eine Untersuchung eingeleitet. Das Ziel dieser Untersuchung bestand darin, mögliche Probleme im Meldeprozess der positiv Getesteten durch die lokalen Gesundheitsämtern an das LAGuS zu ermitteln. Der besagte Meldeverzug der Inzidenzzahlen nahm Einfluss auf den MV-Gipfel. Man hätte besser an der Corona-Lage arbeiten können.

Worin liegt das Problem?

Wie bereits vermutet, bestätigte sich durch die Untersuchung, dass die positiven Testergebnisse seit Mitte Februar zum Teil erst mit deutlicher Verzögerung an das LAGuS gemeldet worden waren. Dadurch gingen diese Erkrankten jedoch nicht den vollen Zeitraum von einer Woche in die 7-Tages-Inzidenz ein. Die offiziellen Statistiken des Landkreises zeigten daher Werte, die deutlich niedriger waren als die tatsächlichen Infektionszahlen in diesem Zeitraum.

Landrat Michael Sack begründete den Meldeverzug in einer Stellungnahme mit einem Missverständnis, das im Zuge des Übermittlungsvorgangs im Gesundheitsamt des Kreises aufgetreten sei. Die Behörde sei demnach davon ausgegangen, dass sie für jeden positiven Fall einen Datensatz aus 70 Einzelpunkten weitergeben müsse, damit der Fall in die Statistik des LAGuS eingehen könne. Durch den hohen Arbeitsaufwand sei es daher nicht immer möglich gewesen, die Testergebnisse zeitnah zu übermitteln. Es habe sich nun aber herausgestellt, dass initial auch einige wenige Informationen genügten, während die anderen nachgereicht werden könnten.
Warum diese Probleme erst seit Mitte Februar aufgetreten waren, obwohl die Ergebnisse davor anscheinend in fast allen Fällen zeitnah mitgeteilt werden konnten, ließ Sack in seiner Erklärung unerwähnt.

Wie ist das weitere Vorgehen?

Laut Michael Sack soll das Meldeverfahren durch das Gesundheitsamt an das LAGuS umgestellt werden. Dadurch ließe sich die Arbeitsweise der Kontaktnachverfolgung schneller und effizienter gestalten. Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) will den Fall prüfen.

Folgen des Meldeverzugs:

Beitragsbild und Mitarbeit am Artikel: Philipp Schweikhard