von moritz.magazin | 28.06.2011
Seit fast 20 Jahren ist Frieder Dünkel Lehrstuhlinhaber für Kriminologie an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät sowie einer der Prorektoren der Universität. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist die Jugendstrafrechtspflege.
Mecklenburg-Vorpommern ist ein Bundesland mit einer relativ hohen Quote an Jugendlichen im Strafvollzug. Welche Faktoren spielen dafür eine Rolle?
In MV ist eine restriktive Entlassungspraxis dafür mitverantwortlich, das heißt, dass 70 Prozent der Jugendlichen hier ihre Strafe voll verbüßen. Das ist nicht gut, denn in diesem Fall gibt es nach der Entlassung keine Nachbetreuung durch die Bewährungshilfe, die im Allgemeinen günstiger für die Wiedereingliederung der Jugendlichen wäre. Allerdings haben wir schon seit Mitte der 90er Jahre einen Rückgang an 14 bis 25-Jährigen, das heißt, der Belegungsdruck in den Jugendanstalten geht zurück und die Anstalten sind demgemäß nicht mehr überbelegt. In MV haben wir einen erhöhten Anteil von Gewalttätern aus der rechtsextremen Szene und andere Jugendliche aus der gewaltbereiten Szene, die in den Vollzug kommen.
Welche Präventionsarbeit muss Ihrer Meinung nach geleistet werden, um Delikten bei Jugendlichen vorzubeugen?
Es gibt unzählige Programme mit guten Ansätzen, zum Beispiel „Pro Kind“. Aus eigenen Studien im Rahmen von Schülerbefragungen in Greifswald sowie auf der Insel Usedom ist erkennbar, dass Jugendliche, die von ihren Eltern Gewalt erfahren haben wie schwere Züchtigungen oder körperliche Misshandlungen, ein dreimal höheres Risiko besteht, dass sie später selbst gewalttätig werden. Das heißt natürlich nicht zwangsweise, dass sie straffällig werden, aber es ist ein Risikofaktor. Auch der unkontrollierte Konsum von Gewaltvideos, -filmen oder -spielen zählt dazu. Ein demokratischer Erziehungsstil ist immer noch der beste.
Welche Maßnahmen müssten bei straffälligen Jugendlichen ergriffen werden, damit diese nicht rückfällig werden?
Letztendlich gibt es eine Rückfallquote von 40 Prozent im Sinne einer erneuten Verurteilung zu Jugend- oder Freiheitsstrafe. Die Jugendlichen brauchen eine Schulausbildung, eine feste berufliche Stellung, Erfolgserlebnisse. Das kann im Vollzug natürlich nur begrenzt vermittelt werden. Bei vielen setzen auch spontane Reifungsprozesse ein, sogenannte „turning points“.
Wo sehen Sie zukünftig die Politik und Gesellschaft in der Verantwortung im Umgang mit Straftätern?
Ich bin gegen eine harte Law and Order-Politik. Es müssen kreative Lösungen gefunden werden, keine stupiden rein repressiven Maßnahmen. Ziel des Jugendstrafrechts ist die Erziehung zu einem strafffreien Leben. Sinnvoll ist es, die Sanktion möglichst zeitnah auszusprechen, damit der Jugendliche noch den Zusammenhang mit seinem Fehlverhalten erkennt. Dementsprechend gilt es, das Verfahren zu beschleunigen. Im Übrigen sollten früh Hilfestellungen und sozialpädagogische Maßnahmen ergriffen werden. Falls im Jugend- oder Heranwachsendenalter Strafvollzug als „ultima ratio“ unausweichlich erscheint, muss dieser intelligent geplant werden. Die Gesetzgebung ist nicht mehr gefordert, denn seit 2008 gibt es überall moderne und den Förderaspekt betonende Jugendstrafvollzugsgesetze.
Was berührt Sie bei Ihrer Arbeit am meisten?
Die Gefängnisse in Russland waren zum Beispiel wirklich trostlos. Aber es gibt bei mir viele positive Dinge, vor allem wenn ich junge Menschen erfolgreich zum Examen oder zur Promotion begleiten kann. Auch das Schreiben von Regeln zum Umgang mit jugendlichen Straftätern für den Europarat war ein erhebendes Gefühl, zumal sie von den 47 Mitgliedstaaten weitgehend unverändert akzeptiert wurden. Und es ist schön zu sehen, dass die Mitgliedsstaaten diese Regeln beachten und in ihre Gesetzgebung integrieren.
Professor Dünkel, vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Luisa Pischtschan, die auch das Foto machte.
von Torsten Heil | 28.06.2011
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Torsten Heil (29) schreibt momentan seine Abschlussarbeit in Politikwissenschaft, hat für verschiedene Medien geschrieben und war stellvertretender Chefredakteur beim webMoritz. Derzeit arbeitet er im Bildungsministerium M-V. An dieser Stelle vertritt er aber ausschließlich seine Privatmeinung.
Mittwoch, den 29. Juni 2011
Werte Leserinnen und Leser,
ich habe die webMoritz-Redaktion gebeten, meinen am Dienstag, 28. Juni, unter diesem Titel erschienenen Text zu löschen. Ich hätte nicht gedacht, dass ein glossenartiger Kommentar solch eine Aufregung auslöst.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal klarstellen, dass der Text ausschließlich meine Privatmeinung wiedergibt. Zudem wollte ich lediglich zur Diskussion anregen. Ich hoffe, niemanden persönlich beleidigt oder angegriffen zu haben und entschuldige mich aufrichtig bei allen Leserinnen und Lesern, die dies anders empfunden haben.
Mit freundlichen Grüßen,
Torsten Heil
Anmerkung der Redaktion: Den Text des ursprünglichen Artikels haben wir auf Bitten des Autors entfernt.
(Diese Kolumne gibt ausschließlich die Meinung des Autors als Privatperson wieder.)
Foto: Christine Fratzke (Porträt), Jakob Pallus (Grafik)
Dieser Text ist Teil des webMoritz-Projekts „fünf x fünf – Die Kolumne“. Vom 20. Juni bis 22. Juli schreiben werktags fünf Autoren an je einem festen Tag eine Kolumne für den webMoritz. Weitere Infos gibt es hier. Morgen ist an der Reihe: Sophie Lagies.
von radio 98eins | 27.06.2011
Jeder wird sterben. Das ist todsicher. Nicht mal der größte Skeptiker bezweifelt das. Grund genug also, sich mit dem Thema Tod und vor allem mit dem Thema Bestattung auseinanderzusetzen. Doch die Erdbestattung im Sarg ist längst nicht mehr Standard, Billig-Discounter für Särge erhalten Zulauf, Designer-Särge sind für manche der Hit. Aber die wenigsten wissen, was ein Bestatter tagtäglich macht und womit er sich auseinandersetzt. Schließlich hat man in der Regel nicht so oft Kontakt mit dieser Berufsgruppe. Erst recht als junger Mensch. So kennt man sie, wenn überhaupt, nur von Beerdigungen als schwarz gekleidete stille und unauffällige Menschen. Man sieht sie gelegentlich in ihren auffällig schwarzen Autos mit den grau-schwarzen Vorhängen durch die Stadt fahren.
Deshalb ist Torben Harms vom Bestattungshaus Harms (Greifswald) zu Gast bei “Nacht am Meer – der Talk im Strandkorb” und wird in aller Ruhe erzählen, was die Arbeit eines Bestatters heute ausmacht. Diese Sendung kann man am 28.06.2011 von 22 bis 23 Uhr bei radio 98eins auf der Frequenz MHz 98,1 oder im Livestream hören. Daniela Buschmann wird dort viele interessante Fragen stellen. Sollte man die Sendung leider doch verpasst haben, kann man alles am 02.07.2011 um 23.00 in der Wiederholung oder sonst einfach im Podcast anhören. Wer visuell interessiert ist, kann sich vorher bei Youtube ein Bild machen, wie es im Radio hinter den Kulissen aussieht.
von radio 98eins | 27.06.2011
Heute gibt es wieder tolles Programm ab 19 Uhr.
Sabine Krell war dabei, als Christian Brückner im Cafe Köppen gelesen hat. Ihr wisst nicht wer das ist? Na die Synchronstimme von Robert de Niro. Hört euch an, was er im Interview Spannendes zu sagen hat.
Und wenn ihr die Ergebnisse vom Drachenbootrennen am vergangenen Wochenende verpasst habt, dann kann euch Alexander Behrendt heute umfassend informieren.
In unserer Montagsrubrik Sportive erfahrt ihr von einem langjährigen Segler aus der Region, was ihn so am Sport fasziniert. Anja Giering hat ihn am Telefon.
Außerdem gibt es wie immer die Spotlights, die Veranstaltungstipps und das Wetter.
Marie Lange begleitet euch heute durch die Sendung, Robert Mrotzek zieht die Regler hoch und runter.
Seid dabei auf 98,1 MHz oder über Livestream auf http://www.98eins.de/home/index.html?livestream=true
von Christine Fratzke | 27.06.2011
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Christine Fratzke (22) schreibt gerne und viel - klar, sie studiert ja auch Germanistik. Zum Beispiel: To-do-Listen, Artikel, Postkarten (zuletzt aus Kopenhagen), facebook-Nachrichten und Bachelorarbeit. Seit 2007 ist sie bei den moritz-Medien und gehört mittlerweile zum Inventar.
Vergangenes Wochenende feierte eine Freundin ihren 21. Geburtstag – zum dritten Mal. Witze, die auf ihr Alter anspielten, fand sie nicht sehr lustig. Nach der Party konnte ich lange nicht schlafen und dachte nach: Warum steht sie nicht zu ihrem neuen Lebensjahr? 24. Das ist doch kein Alter! Und wie sieht das bei mir aus? Habe ich mich nicht neulich über die Lachfältchen, die sich bei mir so langsam um die Augen- und Mundpartie schleichen, erschrocken? Bei anderen finde ich sie sympathisch, bei mir eher überraschend und irgendwie auch unheimlich. Kann ich auch nicht zu meinem Alter stehen? Ein wenig verunsichert fragte ich am Freitagabend dann in einer gemütlichen Runde meinen Gegenüber: „Wie alt, denkst du, bin ich?“ Er, keine Sekunde später: „35!“ Was ein Scherz sein sollte, fand ich gar nicht mal so witzig. Blitzschnell um 13 Jahre älter. Und das, obwohl ich einen Hello Kitty-Ohrring trug und beim Lottospielen immer nach meinem Ausweis gefragt werde! Nachdenklich fragte ich mich so langsam – frei nach Britney Spears – selbst, was ich eigentlich bin: Kein Mädchen mehr, aber auch noch keine Frau? (mehr …)
von Oleg Maximov | 24.06.2011
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Oleg Maximov (23) studiert in Greifswald Kunstgeschichte und Wirtschaft auf B.A. Er arbeitet seit 2008 vor und hinter der Kamera bei MoritzTV. Nebenbei interessiert er sich für jegliche (pop-)kulturelle Bereiche und das Feiern.
„Mama, was ist eigentlich Sperma?“, fragte das kleine Mädchen. Vor ihr war ein Glaskasten, in dem 18 Liter dieser Substanz in Glaszylindern ausgestellt waren. Ich stand daneben und fragte mich, was ich eigentlich in meinem desaströsen Zustand hier zu suchen hätte. Und dass ich mein Vergangenheits-Ich nicht mag.
Den Abend davor hatte ich Musik im Ravic aufgelegt. Es gibt dabei nicht viel zu beachten. Sie sollte nicht zu laut und nicht zu grenzwertig sein. Es sei denn, das Publikum will es so. Dem Publikum war es an diesem Abend scheißegal.
Neben mir an der Bar saßen „die drei Weisen“. Sie waren Spezialisten darin, einem auf den Sack zu gehen. Während „Weiser Nr. 1“ nach einem Song fragte, der irgendwas mit Ibiza hieße, grinste der „Weise Nr. 2“ hämisch in meine Richtung. Der Dritte saß die ganze Zeit nur grenzdebil strahlend daneben. Den Interpreten oder den Titel konnte mir „Nr.1“ natürlich nicht nennen. Stattdessen fuchtelte er mit seinem Smartphone vor meinem Gesicht herum, auf dem er per Google herausgefunden hatte, wie Ibiza richtig ausgesprochen wird: „Ibitsa“ nämlich und dass er hier auch sehen könne, wie es aussieht. Oha. (mehr …)