Rektoratswahl: Hochschulöffentliche Vorstellung der Nominierten diesen Mittwoch

Rektoratswahl: Hochschulöffentliche Vorstellung der Nominierten diesen Mittwoch

Nächsten Mittwoch, am 21. Oktober 2020, wird der Senat eine neue Rektorin oder einen neuen Rektor wählen. Für die Nachfolge von Frau Prof. Dr. Weber gibt es drei Nominierungen: Zwei Bewerber*innen unserer Universität und eine externe Kandidatin. Im Zuge dessen wird an diesem Mittwoch, den 14. Oktober 2020, die hochschulöffentliche Vorstellung stattfinden, bei der auch die Möglichkeit für Nachfragen aus der Studierendenschaft bestehen wird. Wer in Präsenz teilnehmen möchte, sollte aufgrund der aktuell begrenzten Raumkapazität bis um 13 Uhr den Hörsaal 3/4 am Ernst-Lohmeyer-Platz 6 aufsuchen. Vorgesehen ist pro Bewerber*in ein Zeitfenster von etwa einer Stunde mit anschließender Pause, sodass die Veranstaltung bis ca. 18.30 Uhr dauern wird. Alle Interessierten, die die Vorstellung lieber digital verfolgen wollen, können über einen Live-Stream zuhören oder per Chat Fragen stellen. Der Link zum Stream des DFN-Conf-Dienstes wird auf der Website des Senates um 13.15 Uhr bekannt gegeben. Zur Freischaltung müsst ihr euch über euren Uni-Account anmelden.

Was? Hochschulöffentliche Vorstellung der Nominierten für das Amt der Rektorin/des Rektors
Wann? Mittwoch, 14. Oktober 2020, 13.30 Uhr
Wo? ELP 6, Hörsaal 3/4 oder digital

Beitragsbild: Annica Brommann

Studentische Prorektor*innen? Ein Interview mit Titus Wiesner aus Rostock

Studentische Prorektor*innen? Ein Interview mit Titus Wiesner aus Rostock

Diesen Oktober wählt der Senat unserer Uni eine*n neue*n Rektor*in. Mit dem Ausscheiden unserer jetzigen Rektorin Frau Prof. Dr. Weber Ende März 2021 muss das Amt neu besetzt werden. Zu diesem Zeitpunkt werden auch die Prorektor*innen neu gewählt. Im Laufe der Gespräche mit den Bewerber*innen hat sich ergeben, dass auch ein studentisches Prorektorat eingeführt werden könnte. In Deutschland gibt es insgesamt nur vier Hochschulen, die eine*n studentische*n Prorektor*in (oder eine*n studentische*n Vizepräsident*in) mit Stimmberechtigung haben: die Universität Rostock und die Zeppelin Universität sowie die Hochschulen Potsdam und Eberswalde.

Das Rektorat (oder Präsidium, dafür gibt es unterschiedliche Benennungen) einer Hochschule ist für die rechtliche Außenvertretung und somit für alle organisatorischen, rechtlichen und finanziellen Aufgaben der Hochschule, aber auch für die Außenrepräsentation und die strategische Steuerung von Studium, Forschung und Lehre verantwortlich. Das Rektorat wird geleitet von der Rektorin. Für die Verwaltung ist der Kanzler (bei uns Herr Dr. Frank Schütte) zuständig. Zudem sind weitere Prorektor*innen Mitglieder des Rektorates und übernehmen verschiedene Ressorts bzw. Geschäftsbereiche. Diese Aufgaben werden momentan von Frau Prof. Riedel im Bereich Forschung und Transfer sowie internationale Angelegenheiten und Gleichstellung und Herrn Prof. Fleßa im Bereich Studium, Lehre und Weiterbildung wahrgenommen.

Seit der Novellierung des Landeshochschulgesetzes in Mecklenburg-Vorpommern gibt es die Möglichkeit, dass neben dem*der Hochschulleiter*in, dem*der Kanzler*in und zwei hauptamtlichen Professor*innen bis zu zwei weitere Mitglieder der Hochschule Teil des Rektorats sein können (§ 82 (2)). Die Grundordnung unserer Universität sieht nur eine*n hauptamtliche*n Professor*in und ein Mitglied der Hochschule vor, dieses kann nach § 3 (1) allerdings auch aus der Studierendenschaft kommen. In diesem Sinne gab es im Jahr 2011 bereits Anträge aus der Greifswalder Studierendenschaft, ein studentisches Prorektorat fest in die Grundordnung mit aufzunehmen. Wie ihr hier im webmoritz. nachlesen könnt, war der damalige Antrag nicht erfolgreich.

Um einen kleinen Einblick in dieses noch recht seltene Amt zu geben, haben wir mit dem studentischen Prorektor aus Rostock, Titus Wiesner, gesprochen. Er ist bereits in seiner zweiten Amtszeit, als Interessenvertretung und Stimme der Studierenden im Rektorat beteiligt und wirkt darüber hinaus an der Kommunikation zwischen den einzelnen Akteur*innen der Universität mit.

Hallo Titus! Warum hast du Dich damals auf das Amt beworben?
Das ist ja jetzt schon meine zweite Amtszeit, also ich hatte mich schon Ende 2018 quasi dafür entschieden zu kandidieren. Da war ich noch gar nicht lange in der Hochschulpolitik aktiv. Ich war da ein Dreivierteljahr bei der Juso-Hochschulgruppe und auch bei uns im StuRa [Studierendenrat, wie unser StuPa] gewähltes Mitglied und habe dann über einen Bekannten von dem Amt erfahren. Das hat mich sehr gereizt, weil es irgendwie was war, was ich gar nicht so kannte und was es auch an vielen Hochschulstandorten gar nicht gibt. Also war es dieses sehr Besondere, diese Herausforderung. Das Amt wird auch viel mit Verantwortung assoziiert, das ist was, was einen indirekt vielleicht auch reizt, aber eigentlich diese Herausforderung und diese Vision, da auch was zu bewegen.

Du bist ja jetzt in deiner zweiten Amtszeit. Was würdest du sagen, wo konntest du von deiner studentischen Seite ausgehend bisher mitwirken?
Wir hatten vor ein paar Monaten unter anderem die Diskussionen zu prüfungsfreien Zeiträumen. Die entstand so ein bisschen aus der Lehramtsrichtung, um eine Möglichkeit für die Pflichtpraktika in den vorlesungsfreien Zeiten zu schaffen, wo definitiv keine Prüfungen stattfinden und dann außen rum zwei Prüfungskorridore liegen. Das war natürlich schwierig, weil da verschiedene Positionen zu bestehen oder bestanden, die das kritisiert haben. Aber ich glaube, dass ich auch in der Kommunikation mit dem StuRa dazu beigetragen habe, eine Kompromisslösung oder eine gute Lösung für alle Seiten zu finden, sodass auch die Studierenden damit größtenteils zufrieden waren und wir das über die Verwaltung umgesetzt bekommen haben.
Das wäre jetzt so ein praktisches Beispiel, letztendlich ist es immer so, dass ich auf den meisten Sitzungen der Studierendenschaft auch anwesend bin. Das heißt, wenn da Fragen sind oder Klärungsbedarf ist, ich auch direkt angesprochen werden kann und ich das dann auch versuche zu lösen und somit ein kurzer Rat vorhanden ist. Das ist in meinen Augen auch die Kernaufgabe, da diese Mittlerposition zu haben.
Ansonsten kann man sich ja auch eigene Projekte aussuchen. Da hatte ich mir beispielsweise vorgenommen, die Erste-Hilfe-Situation an unserer Universität zu verbessern. Wir haben dann unter anderem die Ausstattung mit Defibrillatoren verbessert und ich bin gerade dabei, kostenlose Erste-Hilfe-Kurse für Studierende zu schaffen. Das sollte man natürlich mit dem Rektorat absprechen, aber wenn man eigene Ideen mitbringt, hat man da recht „freie Hand“. Mein Vorgänger hat sich beispielsweise für das Thema Studieren mit Kind(ern) weiter stark gemacht.

Ist dir etwas Besonderes im Kopf geblieben, was du durch deine Position im Rektorat mitbekommen hast?
Ja gut, das letzte Semester war natürlich sehr besonders, ich glaube, das muss ich dir und allen anderen nicht erzählen. Das ist dann natürlich schon so, dass man etwas mehr mitbekommt, was im Hintergrund abläuft.
Was mich abseits von dem eigentlichen Amt sehr erfreut hat, ist, dass der Bereich der Digitalisierung der Lehre so einen Schub nahm. Das ist interessant, weil ich bei meinem ersten Amtsantritt gesagt habe, ich würde gerne die Digitalisierung von Lehrveranstaltungen vorantreiben. Und das wurde mir jetzt quasi so ein bisschen abgenommen durch die Pandemie, und da fand ich interessant, wie die Leute vorher teilweise sehr verschlossen gegenüber diesem Thema waren und das jetzt mit einem Mal — weil es halt sein musste — dann irgendwie doch geht. Das zeigt mir, dass man manchmal nicht aufgeben sollte, nur weil jemand sagt „Oh das geht vielleicht nicht“, sondern dass man da dann noch zwei, drei Mal nachhaken sollte, warum es denn nicht geht.

Das ist doch ein schöner Übergang zu der nächsten Frage: Warum ist das Amt in deinen Augen sinnvoll und wie konntest du insbesondere bei der Corona-Pandemie feststellen, dass du als Studierender dort mitwirken konntest?
Also grundsätzlich glaube ich, dass es einfach immer wichtig ist, dass bei Entscheidungen, die eine Hochschule trifft — und die werden nun mal vor allem in der Hochschulleitung getroffen und natürlich auch im Senat und Konzil (bei euch im erweiterten Senat) — immer eine studentische Perspektive mit drin sein sollte. Die Hauptgruppe innerhalb einer Hochschule sind nun mal die Studierenden und da halte ich es für besonders wichtig, dass diese Position auch immer mit einfließt.
Das sehe ich auch abseits von der Hochschulleitung so: Auch in anderen akademischen Gremien ist es enorm wichtig, eine studentische Perspektive einzubringen, weil das nun mal die Personengruppe ist, um die sich in meinen Augen auch viel dreht. Es ist natürlich nicht so, dass alle Entscheidungen, die im Rektorat getroffen werden, direkt die Studierenden betreffen, aber ich glaube schon, dass alles indirekt damit zu tun hat. Wenn es dann Entscheidungen sind, die die Studierenden betreffen, ist es dann nochmal besonders wichtig, so eine Position mit drin zu haben und dann auch die Stimmberechtigung zu haben.
Es gibt auch verschiedene Konzepte an manch anderen Hochschulen, wo es dann eine beratende Funktion gibt. Das ist auch gut; das ist schonmal besser, als wenn gar keine Verbindung zu der Hochschulleitung besteht. Aber ich glaube, gerade auch diese Stimmberechtigung trägt dazu bei, dass eine gemeinsame Entscheidung vernünftig getroffen werden kann.

Ihr hattet ja den Fall mit dem studentischen Prorektor Heiko Marski, der damals aus Versicherungsproblemen gegen die Uni geklagt hatte. Wie ist dein Status jetzt?
Das ist bewusst keine „Arbeit“. Ich habe auch nicht wie die anderen Prorektoren einen offiziellen Schreibtisch oder so, also ich nutze unter anderem das AStA-Büro mit. Es ist auch nicht so, dass das ein Lohn ist und ich feste Aufgabenbereiche habe, um quasi genau dieses Problem, was damals in der Rechtsstreitigkeit bestand, nicht wieder hervorzuholen. Wobei man dazu auch sagen muss, das ist glaube ich auch wichtig anzumerken, dass das damals von dieser bestimmten Person ausging. Seitdem gab es auch nicht mehr solche „Ausreißer“ und die Lösung ist glaube ich eine sehr gute.

Was genau meinst du mit der Lösung?
Dass man quasi eine Aufwandsentschädigung bekommt für diese Arbeit, die aber nicht genauer definiert ist, sondern halt wirklich nur dieses Amt benennt.

Was für Schwierigkeiten oder Hürden hattest du denn sonst in deiner Amtszeit oder hast du bei anderen mitbekommen?
Naja, es ist schon häufig so, dass man ein bisschen zwischen den Stühlen steht, weil man ja auch weiterhin Studierender ist und das Studium geht natürlich vor. Andererseits ist man Teil der Hochschulleitung und hat dann die Beschlüsse, die diese fasst, mit nach außen zu tragen. Das kann natürlich manchmal zu inneren Konflikten führen, die man mit sich selbst vereinbaren muss. Was aber häufig auch gut klappt, weil die Beschlüsse, die man im Rektorat fasst, auch gute Konsenslösungen sind.
Und es wird auch hingehört, das ist auch bei allen anderen Rektoratsmitgliedern so, wenn irgendjemand Bedenken an irgendeiner Vorlage hat. Dann wird versucht, einen Konsens herbeizuführen, und so ist es ebenfalls, wenn ich Bedenken äußern würde. Ich glaube, das trägt dazu bei, dass wir da meistens recht gute Lösungen finden. Manchmal auch nicht, das wird dann von manch anderen anders gesehen, aber das muss man aushalten. Das gehört vielleicht auch dazu, dass man Kritik aushalten muss.

Wurde dir schon mal von studentischer Seite vorgeworfen, dass du gerade mehr im Sinne des Rektorats sprichst, denkst oder handelst?
Nein, direkt vorgeworfen wurde mir das nicht. Das kann natürlich sein, dass ich dann manchmal schon mehr als der „aus der Hochschulleitung“ gesehen werde und irgendwie da verantwortlich gemacht werde, aber das ist ja auch nicht meine alleinige Verantwortung. Es ist halt eher so, dass das dann kritisiert wird und das ist teilweise auch zu Recht und dann muss man dort schauen, wie man eine Lösung findet. Und dafür bin ich dann ja auch offen. Ich sage ja nicht, dass ich die 100-Prozent-Lösung weiß und immer richtig entscheide, deswegen versuche ich auch möglichst viel mit den studentischen Gremien abzustimmen und da nicht mein eigenes Ding zu fahren. Darum geht es mir auch nicht, es geht mir darum, eine große breite Masse zu repräsentieren oder eine Perspektive einzubringen und nicht nur meine.

Inwiefern kannst du es denn mit deinem Studium vereinbaren, zu all den Sitzungen zu gehen und deine Freizeit dafür aufzugeben?
Man muss schon sagen, dass es zeitlich ein recht großer Aufwand sein kann. Es ist viel Sitzungszeit, das stimmt. Es ist so, dass man halt bei ganz vielen Gremien auch einfach beratend tätig ist und teilnehmen sollte, aber es auch nicht muss. Also wenn man jetzt mal keine Zeit hat, dann ist es auch nicht dramatisch. Es ist natürlich zu empfehlen, überall dabei zu sein, aber das Wichtigste ist, irgendwie im Geschehen mit drin zu sein oder es mitzubekommen.
Und natürlich ist es wichtig, dass auch die Dozierenden — das ist jetzt in meinem Fall Zahnmedizin — da Verständnis für aufbringen, wenn man mal bei einem Kurs fehlt oder einen anderen Termin ausmacht.
Man muss auch viel von seiner Freizeit investieren, man muss es schon als Hobby betreiben. Aber ich glaube, das ist auch bei jeder Arbeit in der Hochschulpolitik so, das ist im AStA nichts anderes.

Wie hast du dich gefühlt, insbesondere zum Beginn deiner Amtszeit, als studentisches Mitglied mit am Tisch zu sitzen?
Am Anfang war es natürlich aufregend. Die Sitzungen finden ja im Büro des Rektors statt und da war ich vorher nur ein Mal, als ich mich vorgestellt habe. Da setzt man sich dann an diesen großen Tisch. Ich wusste natürlich erstmal nicht, wo ich mich jetzt hinsetze, aber da haben mich dann auch die anderen Rektoratsmitglieder sehr nett empfangen und ein bisschen an die Hand genommen. In den ersten Sitzungen ist man dann schon mal ein bisschen ruhiger und hört sich das einfach an, aber ich habe mich dann schon schnell zurechtgefunden und auch dank der anderen im Rektorat, Herrn Schareck und seiner Referentin, recht schnell einarbeiten können. Und mein Vorgänger stand mir da natürlich auch zur Seite und das ist glaube ich auch wichtig, dass man so eine Wissensweitergabe seitens der Vorgänger*innen hat.

Was für übergreifende Erfahrungen kannst du daraus mitnehmen?
Eine Erfahrung ist, dass es nie die 100-Prozent-Lösung gibt. Dass man nie allen gerecht werden kann und man immer versuchen muss, einen Kompromiss zu finden. Das hört sich irgendwie doof an, aber das ist einfach fast immer so. Dabei ist es dann wichtig, einen Kompromiss zu finden, an dem alle beteiligt sind und sich nicht eine Gruppe mehr beteiligt fühlt als die andere. Das ist glaube ich mehr die Herausforderung, denn dass man alle von der einen Lösung überzeugen kann, ist meist utopisch. Das habe ich auch gelernt in den letzten anderthalb Jahren, dass das auch gar nicht der Anspruch sein muss.

Was ist deine Einschätzung, warum es an so vielen Hochschulen kein studentisches Prorektorat gibt?
Ich glaube, bei vielen ist es erstmal so, dass sie auch nicht unbedingt die Möglichkeit haben, weil das Landeshochschulgesetz oder die jeweiligen Gesetze in den Ländern das nicht zulassen oder das nicht vorsehen. Und dass in den Ländern, in denen das möglich wäre, wie jetzt beispielsweise in M-V, viele Bedenken haben, das einzuführen, weil es irgendwie neu ist. Weil es etwas ist, was mit sehr viel Verantwortung verbunden ist, wo man irgendwie Befürchtungen hat, dass man überhaupt jemanden findet und ob das dann auch so funktioniert, wie man sich das seitens der studentischen Seite vorstellt. Da ist vielleicht auch das Problem, dass man sich innerhalb der Studierendenschaft gar nicht darüber einig ist, ob das jetzt so gut oder schlecht ist.
Ich habe auch schon mit Leuten aus Greifswald und Stralsund darüber gesprochen. Ich sage denen auch immer: Ihr müsst euch in der Studierendenschaft erstmal einig sein. Haltet ihr das für sinnvoll? Seht ihr die Vorteile darin wirklich? Und wenn ihr euch darin einig seid, dann könnt ihr das natürlich weiter vorantreiben, aber wenn in der Studierendenschaft schon Bedenken bestehen, dann ist es schwierig. Ich glaube da können auch diejenigen, die gerade studentische Prorektor*innen sind, dazu beitragen diese Angst zu nehmen oder die Studierendenschaften besser aufzuklären. Und deswegen finde ich es auch wichtig, dass ich da immer mit Leuten darüber spreche und auch das StuPa in Stralsund beispielsweise mal besucht habe und die mir Fragen stellen konnten. Weil das einfach was Neues ist und man dann ja erstmal ein bisschen skeptisch ist, was ja auch verständlich ist und legitim. Und dadurch, dass es ja auch nur so wenige gibt, spricht sich das ja natürlich nicht so schnell rum. In M-V ist es jetzt aber glaube ich bekannt, dass es die Möglichkeit dafür gibt.

Was sagst du, sollte Greifswald auch eine*n studentische*n Prorektor*in haben?
Ich glaube, dass Greifswald sich damit sehr positiv weiterentwickeln würde, gerade in Hinblick auf die Kommunikation zwischen der Studierendenschaft, den studentischen Gremien und der restlichen Hochschulgemeinde und der Hochschulleitung explizit.
Ich glaube, dass es auch sehr förderlich wäre, um konstruktiver zu arbeiten. Ich will gar nicht sagen, dass in Greifswald nicht konstruktiv gearbeitet wird, aber dass viele Konflikte, die eventuell jetzt noch bestehen, durch so ein Amt gelöst werden könnten. Ich kann da wirklich nur raten, das voranzutreiben und sich diese Möglichkeit zu suchen.

Möchtest du abschließend noch etwas loswerden?
Ja, was ich vorhin schon gesagt habe, ist wirklich wichtig: Dass man sich innerhalb der Studierendenschaft darüber klar ist, ob man das will oder nicht und wenn man es will, es dann auch umsetzt. Und natürlich hängt das auch stark von anderen Statusgruppen und dem Rektor oder der Rektorin ab, aber wenn man als Studierendenschaft eine starke und einheitliche Stimme hat, dann ist es umso leichter, das voranzutreiben. Das sollte man auf jeden Fall versuchen, dazu will ich nur ermutigen.

Dann ein großes Dankeschön von meiner Seite für die Zeit, die du dir genommen hast, das war wirklich sehr interessant!
Ja, sehr gerne.

Das Interview wurde am 21.09.2020 von Annica Brommann über Jitsi geführt.

Was ist Eure Meinung zu studentischen Prorektor*innen (in Greifswald)? Schreibt es uns doch in die Kommentare, wir sind gespannt!

Beitragsbild:  Jochen Schaft from Pixabay 

web.woche 12.-18. Oktober

web.woche 12.-18. Oktober

Was geht eigentlich ab in Greifswald? In der web.woche geben wir euch eine Übersicht über die kommenden Veranstaltungen in und um unsere Studierendenstadt. Hier findet ihr Termine, Infos und Neuigkeiten, von Politik und Region, über Universität und Wissenschaft bis hin zu Kultur und Sport.

Uni & Wissenschaft

VERANSTALTUNGEN

  • Was? Ordentliche AStA-Sitzung
  • Wann? Montag, 12. Oktober 2020, 20 Uhr c.t.
  • Wo? Rubenowstraße 1, Hörsaal 1
  • Was wird besprochen? Unter anderem die Auswertung der Erstiwoche, der Markt der Möglichkeiten und die 24h-Vorlesung.
  • Was? 8. ordentliche StuPa-Sitzung
  • Wann? Dienstag, 13. Oktober 2020, 20 Uhr c.t.
  • Wo? ELP 6, Hörsaal 3/4
  • Was wird besprochen? Unter anderem die AStA-Wahlen, mehrere Satzungsänderungen und der Jahresabschluss 2019.
  • Was? Sitzung der AG Ökologie
  • Wann? Dienstag, 13. Oktober 2020, 20 Uhr c.t.
  • Wo? Soldmannstraße 23 Seminarraum 228
  • Was wird besprochen? Unter anderem Projektvorstellungen, der IE-Tag und Wahlen.
  • Was? Hochschulöffentliche Vorstellung der Nominierten für das Amt der Rektorin/des Rektors
  • Wann? Mittwoch, 14. Oktober 2020, 13.30 Uhr
  • Wo? ELP 6, Hörsaal 3/4 oder digital
  • Wer wurde nominiert? Einen Ankündigen zur Vorstellung findet ihr hier auf dem webmoritz.
  • Was? Ökumenischer Semester-Eröffnungsgottesdienst
  • Wann? Mittwoch, 14. Oktober 2020, 18 bis 19:30 Uhr
  • Wo?Dom St. Nikolai, Domstraße 54
  • Sonst noch etwas? Das Thema in diesem Semester ist „Lebensformen“. Gepredigt wird von Prof. Dr. Roland Rosenstock, die musikalische Leitung übernimmt Prof. Dr. Matthias Schneider.

NEUIGKEITEN

  • Ab morgen beginnt offiziell das Wintersemester 20/21. Da in diesem Jahr alles etwas anders ablaufen wird, sind die wichtigsten Infos für alle neuen Studierenden noch einmal auf der Seite “Auf ins Wintersemester 2020/21” zusammengefasst, unter anderem dazu, wie ihr euren Stundenplan erstellen und euer Studium strukturieren könnt oder was ihr über ein Studium mit COVID-19 wissen müsst.
  • Neben dem Corona-FAQ der Uni-Website hat das Rektorat neue Informationen verschickt, die ihr in eurem Postfach der Uni-Mail auf groupware findet.
  • Seit Oktober forscht das Projekt PlasMark, ein interdisziplinärer Zusammenschluss aus Physiker*innen, Biochemiker*innen, Biolog*innen und Pharmazeut*innen, zum Thema Folgen von Mikroplastik und Nanoplastik im Menschen, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
  • Außerdem untersucht ein Forschungsteam, zu dem auch eine Gruppe Biochemiker*innen unserer Uni unter der Leitung von Prof. Dr. Uwe Bornscheuer gehört, das Thema Biokatalyse im digitalen Zeitalter.
  • Falls ihr es noch nicht mitbekommen haben solltet: Der Landtag hat der Verlängerung der Regelstudienzeit zugestimmt, dementsprechend ist es nun offiziell! Die Änderung des Landeshochschulgesetzes wird voraussichtlich im November inkrafttreten, die BAföG-Anträge sollten allerdings trotzdem möglichst jetzt schon gestellt werden. Auf der Website der Uni könnt ihr dies noch einmal nachlesen.
  • Es werden noch Angebote für die Notwohnraumbörse gesucht!

Kultur & Sport

VERANSTALTUNGEN

  • Was? Nachtwächterführung
  • Wann? Freitag, 16. Oktober 2020, 20 Uhr
  • Wo? Greifswalder Altstadt
  • Anmeldung? Anmelden kann man sich bis 18 Uhr am Tag der Führung in der Stadtinformation am Markt.
  • Preis? 10 Euro, Schüler*innen und Studierende 6,50 Euro
  • Was? Gemeinsam Podcast hören organisiert durch das Bildungsprojekt Qube
  • Wann? Samstag, 17. Oktober 2020, 16 bis 18 Uhr
  • Wo? STRAZE, Stralsunder Str. 10, Greifswald
  • Was? „Bis zum letzten Tropfen“ – Mobile Mosterei
  • Wann? Sonntag, 18. Oktober, ab 10 Uhr
  • Wo? STRAZE Garten, Stralsunder Str. 10, Greifswald
  • Anmeldung? Wenn ihr selber Saft aus eurem eigenem Obst pressen wollt, dann meldet euch bitte direkt bei der Mosterei Remy telefonisch unter 0176 20 45 49 60 oder per E-Mail unter post@mosterei-remy.de mit eurer geschätzten Obstmenge an.
  • Noch etwas? Wenn ihr kein bzw. nicht genug Obst habt, dann geht doch einfach ein paar Äpfel in und rund um Greifswald sammeln. Die besten Stellen verrät euch dabei mundraub.org. Noch nie was davon gehört? Na dann schnell noch diesen Artikel hier lesen.

NEUIGKEITEN

  • Die STRAZE (Stralsunder Str. 10, Greifswald) öffnet am Donnerstag, den 15. Oktober, endlich ihre Türen für euch. Gleich sechs verschiedene Eröffnungsfeiern sind geplant. Tickets können hier online gebucht werden. Derzeit kann man sich für die Eröffnungsfeiern leider nur noch auf eine Warteliste setzten lassen. Aber auch danach warten in den darauffolgenden Eröffnungswochen viele interessante Veranstaltungen auf euch. Das genaue Programm findet ihr hier.
  • Die ROSA öffnet ihre Türen für euch von Mittwoch bis Samstag (14. bis 17. Oktober) von jeweils 21 bis 2 Uhr.
  • Das Freizeitbad Greifswald hat wieder geöffnet. Die Duschen dürfen ab sofort auch wieder nach dem Baden benutzt werden. Im Kassen- und Umkleidebereich herrscht Maskenpflicht. Die Saunalandschaft ist auch wieder nutzbar, allerdings finden keine Aufgüsse statt. Die Dampfsauna und Infrarot-Kabine bleiben vorerst geschlossen.
  • Das CineStar Kino Greifswald hat weiterhin für euch geöffnet.
  • Unter dem Motto „Zusammen leben, zusammen wachsen!“ finden noch bis zum 30. Oktober die Interkulturellen Wochen statt. Das mehrwöchige Programm bietet viel Abwechslung: So können beispielsweise Online-Seminare, verschiedene Ausstellungen, Workshops und Vorträge je nach Lust und Laune besucht werden.

Region & Politik

VERANSTALTUNGEN

  • Was? Pilzberatung für alle fleißigen Pilzsammler*innen
  • Wann? Jeden Samstag und Sonntag im Oktober, jeweils von 16 bis 17 Uhr; nach telefonischer Absprache (siehe Website) auch individuelle Zeiten möglich
  • Wo? Im Arboretum (Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße) im Pavillon im Europa-Quartier 21 A, direkt am Eingang rechts
  • Anmeldung? Für die Beratungszeiten im Arboretum ist keine Anmeldung notwendig; für individuelle Termine ist eine telefonische Anmeldung erforderlich.
  • Kosten? Die Pilzberatung ist kostenfrei.
  • Was? Besuch von Matthias Crone, dem Bürgerbeauftragten für MV
  • Wann? Dienstag, 13. Oktober 2020
  • Wo? Im Rathaus Greifswald.
  • Anmeldung? Diese sind via Telefon unter 0385 5252709 auszumachen, um Wartezeiten zu verkürzen.
  • Aber warum eigentlich? Der Bürgerbeauftragte nimmt die Anregungen, Bitten und Beschwerden der Bürger an und wird sich den gestellten Fragen stellen. Er kann helfen, Probleme mit Behörden beizulegen. Dabei ist es hilfreich, den Briefwechsel, wenn vorhanden, zum Gespräch mitzubringen.

Wir haben ein wichtiges Event in dieser Woche vergessen? Ihr habt noch einen heißen Tipp für die nächste Woche? Schreibt uns einen Kommentar oder eine Nachricht, wenn ihr etwas zur web.woche beisteuern wollt!

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull

Blättern oder swipen: Wie nachhaltig sind E-Reader?

Blättern oder swipen: Wie nachhaltig sind E-Reader?

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Der Geruch, wenn man ein Buch öffnet, ist unverkennbar. Genauso das Gefühl, die Seiten umzublättern und diese Wehmut, wenn man das Buch zuklappt, weil man es durchgelesen hat. Sich genauer das Cover angucken zu können und ein Gefühl dafür zu haben, wie viel man schon gelesen hat und mit Vorfreude zu sehen, was einen noch alles erwartet. All das kann nur das klassische Buch. Wie soll bei diesen charmanten Eigenschaften ein E-Reader mithalten können?

Vor einigen Jahren habe ich einen dieser sagenumworbenen E-Reader geschenkt bekommen. Anfangs war ich skeptisch, aber weil ich ihn nun mal hatte, hab ich dieser modernen Alternative eine Chance gegeben. Je mehr ich mit der digitalen Form des Buches vertraut wurde, desto mehr habe ich es lieben gelernt. Neben den smarten Features, die das Gerät inzwischen anbietet, sind E-Reader nicht nur angenehmer zu handhaben. Man kann auch überall auf der Welt fast jedes existierende Buch lesen. Sie sind leicht und passen in jeden Koffer, auch wenn die Sonne scheint, kann man die Schrift angenehm entziffern, im Dunkeln wird das Display beleuchtet und inzwischen gibt es sogar wasserfeste Versionen.

Doch können E-Reader das klassische Buch auch im Aspekt Nachhaltigkeit schlagen? Das Ökoinstitut Freiburg hat vor ein paar Jahren eine Untersuchung zur Umweltverträglichkeit von E-Book-Readern vorgenommen. Faktoren wie Herkunft, Transportwege, Nutzung, Stromverbrauch und Entsorgungsmöglichkeiten spielen zwar auch eine Rolle bei der Frage nach der Nachhaltigkeit eines Produktes, aber bei der Untersuchung ist vor allem eins deutlich geworden: Die Herstellung der beiden Buchtypen ist der umweltschädlichste Teil des Lesevergnügens. 99 % des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen eines E-Readers entstehen durch den Herstellungsprozess. Allerdings werden durch das elektronische Buch bestimmte Ressourcen gespart, denn für 80 % der klassischen Bücher werden Bäume gefällt. Dafür fließen in den E-Reader verschiedene Edelmetalle wie Kupfer, Gold oder Palladium, also Rohstoffe, deren Abbau die Freisetzung von Giften und Schwermetallen zur Folge hat. Je nach Beschaffenheit und Herstellungsprozess der beiden Lesemöglichkeiten kommt man zu unterschiedlichen Ergebnissen der Umweltschädlichkeit durch die Produktion. Vergleicht man den durchschnittlichen CO2-Austoß bei der Herstellung eines Buches mit dem eines E-Readers, fällt die Rechnung zunächst ganz eindeutig aus. Während in einen E-Reader bis zu 8 kg Kohlenstoffdioxid fließen, hat ein Buch, selbst gedruckt auf Frischfaser, nur eine CO2-Bilanz von bis zu 1,1 kg.

So einfach bleibt es mit der Rechnung dann aber doch nicht. Ein Buch kann man zwar mehrmals lesen, weitergeben, in Bibliotheken ausleihen; der E-Reader kann jedoch unzählige Bücher laden und „wiederverwendet“ werden. Je öfter ein E-Book auf einem elektronischen Gerät gelesen wird, desto besser wird die Ökobilanz. Hinzu kommt, dass es selbst bei intensiver Nutzung wenig Energie verbraucht. Das Ökoinstitut kam deshalb zu diesem Ergebnis: Wer mehr als zehn Bücher jährlich liest und den E-Reader mindestens drei Jahre besitzt, für den*die wäre ein digitaler Reader eine nachhaltige Alternative. Das Institut hat übrigens auch ausgerechnet, dass der Akku des Geräts jährlich, je nach Nutzungsintensität, 20-100 mal aufgeladen werden muss. Da Akkus insgesamt eine Lebensdauer von 500-1000 Ladezyklen haben, sieht man, dass ein E-Book-Reader eine langfristige, nachhaltige Investition sein kann.

Für diejenigen, die eher selten zu einem Buch greifen und Wert auf Haptik, Optik und „das Erlebnis“ legen, ist aber wohl doch das klassische Buch die bessere Option. Um trotzdem etwas für den ökologischen Fußabdruck zu tun, könnte man das Buch kaufen, indem man zum Beispiel mit dem Fahrrad in die Innenstadt fährt und in lokalen Buchhandlungen nach nachhaltig gedruckten Exemplaren fragt. Diese werden beispielsweise mit dem „Blauen Engel“ gekennzeichnet. Alternativ gibt es auch nachhaltige Online-Handlungen, die zum Beispiel Baumpflanzungen unterstützen. Eine weitere Möglichkeit, den Lesegenuss möglichst umweltfreundlich und gleichzeitig kostengünstig zu gestalten, ist, sich Bücher aus der Bibliothek auszuleihen. Gebrauchte Bücher sind ebenfalls eine tolle Alternative, die man auf Flohmärkten oder über verschiedene Internetportale finden kann. Oder ihr fragt mal in eurem Bekanntenkreis nach: Es gibt bestimmt Leseratten, die euch gerne Bücher ausleihen oder mit euch tauschen. Das ist nicht nur umweltfreundlich, sondern sorgt auch für tolle Gespräche.

Beitragsbilder: Lilli Lipka

Vortragsreihe KI in der Radiologie: Digitale Transformation in Vorpommern und Zachodniopomorskie

Vortragsreihe KI in der Radiologie: Digitale Transformation in Vorpommern und Zachodniopomorskie

Wer schon einmal als Patient*in “in die Röhre“ musste und danach einen Blick auf die radiologischen Aufnahmen geworfen hat, wird sich vermutlich gefragt haben, wie man auf den komplexen Bildern überhaupt irgendetwas erkennen können soll. Und manchmal ist es selbst für erfahrene Radiolog*innen schwer, die richtige Diagnose zu stellen. Künstliche Intelligenz verspricht Unterstützung dort, wo das menschliche Auge nicht mehr weiter weiß und könnte in gar nicht mehr allzu ferner Zukunft auch einzelne Aufgaben in der Medizin gänzlich übernehmen. Wie das technisch funktioniert, wie der weitere Weg aussehen könnte und auch was das überhaupt für uns als Patient*innen, Ärzt*innen und Gesellschaft im Ganzen bedeutet, soll in dieser Vortragsreihe für alle verständlich besprochen werden. Den Anfang machen Herr Prof. Kaderali vom Institut für Bioinformatik und Frau Dr. Kromrey von der Radiologie der Universitätsmedizin Greifswald.

“KI in der Medizin – Einführung” – Prof. Kaderali, Institut für Bioinformatik der UMG
“KI zur Verbesserung der Bildqualität in der Leber-MRT” – Dr. Kromrey, Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie der UMG
Montag, 12.10.2020, 10:00 Uhr


Zum Hintergrund der Veranstaltungsreihe:

Die Radiologie wird am 8. November diesen Jahres 125 Jahre alt. An diesem Tag im Jahr 1895 entdeckte Wilhelm Conrad Röntgen die nach ihm benannte Strahlung und legte damit den Grundstein für ein diagnostisches Fachgebiet, das seither aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken ist.

22.11.1895, die erste Röntgenaufnahme eines Menschen: Anna Bertha Röntgens Hand

Seit der Entdeckung der Röntgenstrahlung hat sich einiges getan: In den 1940er Jahren wurde das radiologische Repertoire um den Ultraschall ergänzt, weitere wichtige Meilensteine waren die Entwicklung der Computed Tomography (CT) sowie der Magnetresonanztomografie (“MRT”) in den 1970er Jahren. Das CT wurde übrigens gänzlich unkonventionell entwickelt: Der Elektrotechniker Sir Hounsfield der Plattenfirma EMI, die damals aufgrund des enormen wirtschaftlichen Erfolgs der Beatles eine ordentliche Summe Geld zur freien Verfügung hatte, durfte sein Arbeitsfeld ganz nach seinem Interesse wählen, erfand das CT und gewann schließlich sogar den Nobelpreis für Medizin. Viele dieser Neuerungen wären ohne die parallele Entwicklung im IT-Bereich nicht möglich gewesen und so zählt die Radiologie mit ihren knackigen 125 Jahren definitiv zu den “Digital Natives” der Medizin. Kein Wunder also, dass das Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie der Universitätsmedizin Greifswald heute ausschließlich digital arbeitet. Das liegt auch daran, dass mithilfe von Fördergeldern der Euroregion POMERANIA und in Kooperation mit der Pommerschen Medizinischen Universität Stettin seit inzwischen fast 20 Jahren ein grenzübergreifendes Telemedizin-Netzwerk geschaffen werden konnte.

Anlässlich der Covid-19-Pandemie wurde nun im Rahmen der POMERANIA-Förderung ein neues Projekt ins Leben gerufen, um die vorhandenen überregionalen Strukturen auch während der Krisenzeit zu stärken. Die Universitäten Greifswald und Stettin haben das zum Anlass genommen, nach der Digitalisierung der bildgebenden Verfahren nun den nächsten Schritt anzugehen und die Anwendung von künstlicher Intelligenz in der Radiologie zu erforschen. Den Auftakt dafür bilden Planungsbesprechungen und diese Vortragsreihe, die über die eigens dafür geschaffene Plattform für alle Interessierten pandemiegerecht digital zugänglich sein wird. In den Vorträgen wird es um grundlegende Prinzipien in der Nutzung von künstlicher Intelligenz gehen, es sollen aber auch ganz konkrete praktische Anwendungsmöglichkeiten präsentiert und die Bedeutung dieses komplexen Themas für uns alle als Teil des Gesundheitssystems in der Medizin der Zukunft besprochen werden.

Schaut also gerne mal rein!

Die Termine für die Vorträge sind im Abstand von etwa 3 Monaten getaktet:
Montag, 12.10.2020 um 10:00 Uhr
Montag, 11.01.2021 um 10:00 Uhr
Montag, 15.03.2021 um 10:00 Uhr
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Beitragsbild: Pixabay
Röntgenaufnahme: Historische Aufnahme von Wilhelm Conrad Röntgen

Was ist eigentlich Nord Stream 2?

Was ist eigentlich Nord Stream 2?

Und plötzlich kommt unser kleines Greifswald immer wieder in den internationalen Medien und politischen Diskussionen vor. Der Grund: Nord Stream 2. Eine Ostsee-Pipeline, die von Russland bis nach Lubmin bei Greifswald verlaufen soll. Aber was genau ist das eigentlich? Und wo liegt das Problem?

Seit 2018 wird an Nord Stream 2 gebaut, einer rund 2000 Kilometer langen Gasleitung. Durch diese Pipeline kann Gas aus Ust-Luga in Russland nach Deutschland transportiert werden, genauer nach Lubmin bei Greifswald. So sollen im Jahr bis zu 55 Milliarden Kubikmeter Gas befördert werden, um einen großen Teil der Energieversorgung in Europa sicherzustellen. Damit gliedert sich Nord Stream 2 in ein großes Gasnetz ein, das bereits den Transport und die Verteilung von Erdgas in Europa gewährleistet. Wie auch im Falle des parallel laufenden Nord Stream 1 wird von Lubmin aus Gas über Fernleitungen in andere deutsche Städte und europäische Länder weitergeleitet.

Deutschland bezog schon im letzten Jahr etwa 40 Prozent der Gas-Importe aus Russland, denn Gas ist bei uns mit 23,9 Prozent die am zweithäufigsten genutzte Primärenergie nach Öl. Insgesamt importiert die EU etwa 70 Prozent des Gases aus Nicht-EU-Staaten.

Eigentümer von Nord Stream 2 ist Gazprom, ein russischer Staatskonzern. Unterstützt wird die Finanzierung außerdem durch die europäischen Energieunternehmen Wintershall Dea, Uniper, OMV, Royal Dutch Shell und Engie. Inzwischen sind bereits 95 Prozent der Strecke fertig gestellt. Nord Stream 2 soll Anfang nächsten Jahres anlaufen.

Energiesicherheit für Europa, das klingt doch gut – oder?

Seit der Planung des Projekts werden immer wieder kritische Stimmen laut. So stellten sich die USA gegen die Ostsee-Pipeline. Laut Trump würden sich Europa und vor allem Deutschland abhängig von Russland machen. Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, sieht das allerdings so: „Die USA wollen gerne, dass wir eher amerikanisches Fracking-Gas importieren als russisches Erdgas.“ Im August drohten dann drei US-Senatoren dem Fährhafen Sassnitz-Mukran, der maßgeblich an der Vollendung des Baus beteiligt ist, mit Sanktionen. In ihrem Schreiben heißt es: „Diese Sanktionen beinhalten potentiell fatale Maßnahmen, welche den Fährhafen Sassnitz wirtschaftlich und finanziell von den USA trennen werden. Es gibt ein breites Spektrum an US-Sanktionen und Empfehlungen, die das Nord Stream 2 Projekt betreffen, die […] einen, sich durch die gesamte Regierung ziehenden Konsens darstellen, dass die Pipeline gestoppt werden muss“. Seit dem Schreiben steht der Bau still.

Doch neben den USA stören sich weitere Staaten an der Ostsee-Pipeline: Länder in Ost- und Mitteleuropa, wie Polen und die Ukraine, fühlen sich nicht nur durch eine Abhängigkeit Europas von Russland bedroht. Ihre bisherige Position und daraus resultierende Einnahmen als Transitländer für Gastransporte über den Landweg sehen sie ebenfalls in Gefahr.

Auch in Deutschland stellten kürzlich wieder Kritiker*innen den Weiterbau der Pipeline in Frage – im Zusammenhang mit dem Giftanschlag auf den russischen Oppositionspolitiker und Nord-Stream-Gegner Alexej Nawalny. So forderten Die Grünen einen sofortigen Stopp des Baus. Auch Christian Lindner (FDP) meinte: „Ein Regime, das Giftmorde organisiert, das ist nicht ein Gegenüber für große Kooperationsprojekte, auch nicht für Pipeline-Projekte“. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) äußerte sich zuletzt ebenfalls skeptisch: „Ich hoffe jedenfalls nicht, dass die Russen uns zwingen, unsere Haltung zu Nord Stream 2 zu ändern“. Doch sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) befürworten den Weiterbau von Nord Stream 2 als wirtschaftliches Projekt. So herrscht unter deutschen Politiker*innen keineswegs Konsens, was die Pipeline betrifft. Auch Schwesig hält trotz des Anschlags auf Nawalny an dem Bau fest: „Es ist gut und richtig, dass Deutschland schon bald aus der Atomenergie aussteigt. Auch von der Kohlekraft wollen wir uns verabschieden. Mecklenburg-Vorpommern setzt stark auf die erneuerbaren Energien. Wir wollen zudem die Chancen der Wasserstofftechnologie für unser Land nutzen […]. Für uns ist aber auch klar, dass wir darüber hinaus zumindest als Übergangstechnologie Gas als Energieträger brauchen. Deshalb haben wir das Pipelineprojekt immer befürwortet“.

Die Anlandestelle in Lubmin im Juli 2020

Es gibt zahlreiche Stimmen, die bezweifeln, dass die Gas-Pipeline eine sinnvolle Übergangslösung wäre. Um die Klimaziele zu erreichen, also Treibhausgasneutralität bis 2050 und der Verzicht auf fossile Energieversorgung, muss der Gasbedarf in Deutschland sinken und bald auf erneuerbare Energien umgesattelt werden. Die Pipeline ist allerdings für eine 50-jährige Betriebsdauer ausgelegt. Zusätzlich entsteht neben dem CO2, das sich bei der Verbrennung von Gas bildet, auch klimaschädliches Methan. Diese Stoffe können auch bei der Förderung und dem Transport von Erdgas austreten. Daher hat die Deutsche Umwelthilfe im August Klage auf Überprüfung der Betriebsgenehmigung von Nord Stream 2 vor dem Oberverwaltungsgericht in Greifswald eingereicht. Auch Umweltschutzverbände wie der NABU kritisieren den Bau der Pipeline. Obwohl der Bedarf nicht dringlich sei, führe die Leitung durch fünf Umweltschutzgebiete. Die Betonrohre würden in sensible und oftmals vorgeschädigte Ökosysteme eindringen und selbst nach der Nutzung der Pipeline in der Ostsee liegen bleiben.

Eine Gas-Pipeline, deren Anlandestation in Lubmin liegt – welche Auswirkungen hat das auf das Land Mecklenburg-Vorpommern und die Stadt Greifswald? Die anfänglichen Sorgen von Fischer*innen und Umweltschützer*innen, wie zum Beispiel die Gefahr für Heringslaichgebiete im Greifswalder Bodden, wiesen die Vertreter*innen von Nord Stream 2 zurück. 2018 wurden durch ein Leck eines Baggerschiffes außerdem bis zu 145 Kilogramm Schmierfett in den Bodden gespült, allerdings wurden keine Schäden am Ökosystem verursacht. Für den Vorfall übernahm das Projekt Nord Stream 2 nichtsdestotrotz die volle Verantwortung. Weiterhin wurden mit dem Bau in Sassnitz-Mukran etwa 150 Arbeitsplätze geschaffen. Außerdem verspricht man sich durch Nord Stream 2 langfristig wirtschaftlichen Aufschwung und den Ausbau mitwirkender Hafenregionen wie Sassnitz-Mukran. In Greifswald selbst ist vom Ausbau der Pipeline momentan nichts zu spüren. Wir können aber sicher sein, dass unsere Region im Zusammenhang mit Nord Stream 2 noch öfter in den Nachrichten eine Rolle spielen wird.

Weitere Informationen für euch:
Auf der Website von Nord Stream 2 findet ihr weitere Informationen und Hintergründe.
Mehr zur Erdgasversorgung in Deutschland könnt ihr beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie nachlesen.

Beitragsbilder: Nord Stream 2 / Axel Schmidt.