Weihnachtszeit ist Vorfreude und Geheimnistuerei, Nächstenliebe und Besinnung. Sie duftet nach heißem Glühwein, frisch gebackenen Keksen und mühsam gepellten Mandarinen. Der Dezember lebt von kleinen Aufmerksamkeiten und Traditionen, wie den Adventssonntagen mit der Familie, dem mit Süßigkeiten gefüllten Schuh am Nikolausmorgen und dem täglichen Öffnen des Adventskalenders. Weißt du noch, wie du jeden Tag vor Weihnachten aufgeregt aufgestanden bist, um vorfreudig zu deinem Schokoadventskalender zu tappen? Die moritz.medien verstecken das Weihnachtsgefühl hinter 24 Fenstern. Im heutigen Fenster: Intercultural Communication can be a bitch: How I almost had no New Year’s Eve and then ended up having two.
Achtung! Der folgende Text ist ein typischer „Lisa“-Text und deswegen natürlich auf Englisch.
Learning about different cultures is always fun, but actually accepting the differences can be hard. And sometimes you don‘t even know there was a difference, until you finally do.
Last year a South Korean friend, whom I met in Russia, invited me to celebrate “New Year‘s” with her and a friend of hers. I didn’t need to worry about anything – or so I thought. At that time, we were both unaware of our cultural differences. The two of us were in Russia, in Saint Petersburg to be precise, where New Year‘s celebrations are similar to Christmas in Europe. I thought it would be nice to see the lights and happy Russian faces, which you barely ever see (Russians actually look angry most of the time, it‘s true).
One week before Christmas, a lot of the exchange students went back home to their families. Most of them didn’t plan to return afterwards, because all of the exams for the exchange students had already taken place. It was sad for me to see a lot of my new international friends leave, but at least I knew that I wouldn’t have to spend New Year‘s Eve alone. I didn’t worry until the last day of my exam period, when my South Korean friend invited me for dinner on 1st January. I thought that it was cool to see her so often, before we would live on two opposite sides of the world again. So I jokingly said: „Yeah, but we will also have nice food on the night from 31st December to 1st January, right?“ She only wrote back that she would be in Helsinki until 1st January. I was shocked and pissed off, because I thought she had forgotten about our plans and stood me up.
It turned out that she never celebrated the “counting down into the New Year” as she called it or „New Year’s Eve“ as it is known around the (western part of the) world. While this was what “New Year‘s celebrations“ meant for me, for her it was actually 1st January and celebrating throughout the day! I was so surprised and ashamed for being annoyed. After this misunderstanding, I became really interested in the Korean New Year’s celebration. South Korean culture is always kind of stuck between traditions and the modern spirit. And so are their New Year’s celebrations: Some South Koreans do celebrate the night from 31st December to 1st January but not as greatly as we are used to in Europe. My friend told me that her family never really celebrated it – some people go to the main station in Seoul and watch the fireworks but that’s it. But then there is also the Lunar New Year’s “Seollal”, which is based on the lunar calendar, just like the Chinese New Year celebrations you may know. The next Korean Lunar New Year will be celebrated on 12th February 2021 – and the day before and after (here is a nice explanation of the celebrations).
As a result of these intercultural communication difficulties, I almost got no New Year’s party, but thanks to my international friends I actually got two. One in 2019 and one in 2020!
At midnight, I tried to sing the Russian national anthem with Belgian friends and 20 hours later, I ate Georgian food with my Korean friend on 1st January. And that concludes how my 2020 started. Hopefully 2021 will start with similarly pleasant surprises for everyone!
Titelbild: Julia Schlichtkrull Beitragsbild: Anne Frieda Müller
Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.
Weil das Jahr sich dem Ende zuneigt, wage ich es mal, einen Blick auf meine Vorsätze für 2020 zu werfen. Mein Ziel „Nur einmal in den Urlaub fliegen“ (das irgendwie echt ganz schön privilegiert klingt…) habe ich sogar übertroffen. Das war aber auch wirklich eine Herausforderung dieses Jahr. Schlechter lief es dafür mit: „Mehr in Greifswalder Bars gehen“ – naja, nächstes Jahr dann vielleicht. Auch der Vorsatz „Insgesamt drei Wochen ohne Social Media verbringen“, ist in diesem chaotischen Jahr irgendwie auf der Strecke geblieben – ups! Nichts hat mich dieses Jahr so konstant begleitet wie meine Lieblingsapp Instagram mit ihren Insta-Stories von irgendwelchen Influencer*innen und bananenbrotbackenden Blogger*innen. Ich selbst bin gar nicht so aktiv auf Instagram und meine Follower*innen werden eher stetig weniger, als mehr. Doch wir schreiben den 6. Dezember und das Jahr ist noch etwas mehr als drei Wochen lang. Wenigstens eine davon könnte ich doch nutzen, um zumindest ein Drittel dieses unberührten Vorsatzes umzusetzen, oder?
Da ich zumindest für die moritz.medien täglich den Social-Media-Kanal nutzen muss, begrenze ich also mein App-Limit für Facebook (ja, selbst diese Oldschool-App ist manchmal interessanter als eine Vorlesung) und Instagram auf 15 Minuten am Tag. Bevor ich schlafen gehe, lebe ich noch meine Sucht aus, und versinke eine Stunde lang in den Tiefen der Hashtags, Reels und Stories, damit ich meinen eigentlichen, äußerst gesunden, Tagesdurchschnitt von ein bis zwei Stunden bloß erreiche.
Montag
Weil es selbst um 9 Uhr morgens noch nicht wirklich hell ist, kriege ich meine Augen kaum auf. Um wach zu werden greife ich also in alter Manier nach meinem Handy, um mein Hirn zu aktivieren, indem ich es direkt mit bunten Bilder vollballere. Erst, als ich meinem Freund einen Post zeigen will, fällt mir erschrocken ein, dass die erste Tat dieses Tages direkt ein Verstoß gegen meine Vorsätze war. Na super, aber kann ja nur besser werden.
Den restlichen Tag funktioniert meine Instagram-Abstinenz ganz gut und ich komme durch die Arbeit „nur“ auf 24 Minuten Nutzungszeit. Während kurzer Augenblicke der Langeweile in Online-Veranstaltungen ertappe ich mich allerdings immer wieder dabei, wie ich mein Handy in die Hand nehme und Instagram oder Facebook öffnen und sinnlos herumscrollen will, bis mich mein Smartphone höflich an mein bereits erreichtes Limit erinnert. Daher verbringe ich meine Zeit statt auf Social-Media auf Shoppingapps. Das war irgendwie auch nicht Sinn der Sache…
Der Abend wird dann etwas langweilig: Ich muss mich unterhalten und lese ein bisschen. Wo sind die Clips, auf denen mir wildfremde und doch so nahe Menschen von ihrem Tag erzählen und mir „Gute Nacht“ sagen?
Dienstag
Heute läuft es schon viel besser: Ich versuche meine Augen ohne Instagram auf zu bekommen (klappt so mittelgut) und habe den ganzen Vormittag nicht einmal die Versuchung, die verbotenen Apps zu öffnen. Erst in der Mittagspause öffne ich aus Gewohnheit Instagram, schaffe es aber, es nach zwei Sekunden wieder zu schließen – puh, das war knapp.
Neu sind für mich vor allem die „Zwischenzeiten“, die fünf Minuten die man zwischen zwei Veranstaltungen hat, die drei Minuten, die man wartet, bis das Bad frei wird. Kurze Momente, in denen es sich (eigentlich) nicht lohnt, etwas anderes anzufangen. Einerseits praktisch, denn ich bin deswegen auch produktiver, weil ich die Zeit für To-Do’s nutze. Andererseits gönne ich mir dadurch auch weniger Pausen, die vielleicht nötig gewesen wären.
Ich nehme mir vor, morgen zu probieren, die gewonnene Zeit für mich zu nutzen und bewusst zu entspannen oder Musik zu hören.
Mittwoch
Mein Tag ist ziemlich vollgepackt und ich habe gar nicht das Bedürfnis, Instagram zu öffnen. Wenn ich alleine esse, bin ich normalerweise auf Social Media – und so auch nicht mehr allein. Heute mache ich aber Musik an und gucke beim Essen einfach nach draußen. Irgendwie tut es gut, die Gedanken einfach fließen zu lassen.
Dafür habe ich abends so sehr Lust, einfach ab- und ein paar Endorphine freizuschalten und mich ohne viel Anstrengung abzulenken. Ich spiele ernsthaft mit dem Gedanken, heute eine 20-minütige Ausnahme zu machen – ich vermisse die Leichtigkeit auf Instagram gerade irgendwie. Ich kann mich dann aber recht schnell von dieser Überlegung lösen und nutze die Zeit dafür für entspannende Dinge wie Serie gucken oder ein Buch lesen und fordere meine Aufmerksamkeitsspanne ein wenig heraus. Ich merke, wie ich an dem Abend dann keinen weiteren Gedanken mehr an Instagram verschwende.
Ich bilde mir ein, besser zu schlafen, bzw. ruhiger einzuschlafen. Sonst waren vor meinem inneren Auge ganz viele bunte Bilder, Eindrücke und Impulse. Ich bin kaum zur Ruhe gekommen und das hat mich dazu gebracht, wieder das Handy in die Hand zu nehmen – eine Endlosschleife. Jetzt sind meine Gedanken abends etwas klarer und mein Kopf entspannter.
Donnerstag
Da sich die Sperre für Instagram erst nach ein paar Minuten meldet, habe ich heute unbewusst auf meine ungelesenen Nachrichten auf Instagram getippt. Mein Verstoß ist mir schnell bewusst geworden und ich habe die App natürlich unverzüglich geschlossen. Erschreckend, wie der Reiz und die Gewohnheit mich immer wieder überlisten.
In einem Gespräch mit einer Freundin fällt mir außerdem auf, wie selbstverständlich der tägliche Social-Media-Konsum sich auf unsere Gesprächsthemen auswirkt. Sie erzählt einen „Insider-Joke“, den ich einfach nicht verstehe. Dann dämmert mir, dass er wohl aus der Welt der Instagrammer*innen kommen muss und ich leider nicht mitreden kann. Ich überlege: Grenze ich mich ohne soziale Medien aus? Bin ich dann ohne sie tatsächlich weniger sozial? Oder nur weniger sozial integriert?
Freitag
Ich habe immer noch den Impuls, mein Handy in die Hand zu nehmen. Während einer Univeranstaltung. Während ich einen Text lese. Während ich auf etwas warte. Während ich esse. Ich merke aber auch, dass sich kleine neue Routinen bilden und ich mehr Zeit habe.
Nur gerade jetzt, wo das Wochenende ansteht, vermisse ich die Auszeiten und irgendwie auch diesen „Blick nach draußen“ den ich mit meinem Handy haben kann, gerade zu diesen Zeiten, in denen man sowieso nicht so viele Menschen sehen kann.
Um motiviert zu bleiben, schaue ich die Doku „The Social Dilemma“. Zwar sind die aufgeführten Fakten über soziale Netzwerke, die Überwachung, die damit einhergeht, die Folgen für unsere Psyche und der Zusammenhang mit Verschwörungstheorien nichts komplett Neues für mich, aber ich bin trotzdem überrascht bis schockiert, wie diese Plattformen, die es noch gar nicht so lange gibt, unsere komplette Gesellschaft verändern. Und erschreckend ist auch: Wir alle wissen es, aber irgendwie kommen wir da nicht raus.
Samstag
Heute habe ich tagsüber gar keinen Impuls gehabt, die App zu öffnen. Die Zeit ist nicht da, ich bin konzentriert auf die Uni und Instagram hätte keine Priorität. Daran merke ich, dass Instagram oft einfach nur ein Lückenbüßer ist und im Alltag eine Sache, die ich nebenher mache, selten aber bewusst Zeit dafür einteile.
Als ich abends ein cooles Foto mache, überlege ich aber, es in meine Story zu packen. Doch meine „Follower*innen“ müssen auf meine interessanten Geschichten wohl heute verzichten. Aber das merkt wahrscheinlich eh niemand.
Sonntag
Anstatt wie sonst den Morgen im Bett am Handy zu verdümpeln, gehe ich direkt an den Schreibtisch und bin produktiv. Ich stehe also recht früh auf und bin nicht wie sonst sonntags etwas matschig im Kopf, weil ich zu lange im Bett war. Das ist zwar ein sehr angenehmes Gefühl, aber ich finde auch, dass man den Sonntag gerne mal nutzen kann, um entspannter in den Tag zu starten. Ich hätte zwar lesen können, aber die Hürde, mein Buch zu holen und „aktiv“ zu sein ist dann doch höher, als einfach nur das Handy, das eh schon neben meinem Kopfkissen liegt, zu nutzen.
Insgesamt freue ich mich, morgen wieder in das Leben mit sozialen Medien eintauchen zu können, aber ich merke auch, dass ich es gar nicht so sehr vermisst habe, wie erwartet.
Fazit
Ich fand die letzte Woche voller neuer Erkenntnisse sehr bereichernd. Ich konnte mich auf andere Dinge fokussieren und wurde nicht den ganzen Tag mit neuen Eindrücken bombardiert. Auch, wenn ich ab und zu „Downs“ hatte und die Insta-Welt vermisst habe, fiel es mir nie schwer, mir eine anderweitige Beschäftigung zu suchen und ich habe, wenn ich den Impuls nach Social Media überwunden hatte, nichts vermisst. Aber wie wird es nächste Woche, wenn ich mir wieder freien Zugriff erlaube?
Bemerkenswert finde ich, wie unbewusst mein Verhalten in dieser Hinsicht ist. Auf Instagram zu gehen ist oft keine Entscheidung mehr, die ich treffe, sondern viel mehr eine Gewohnheit, ein Impuls, an den ich keinen Gedanken verschwende. Mein Handy erzählt mir, dass meine Bildschirmzeit diese Woche um 45 % gesunken ist – schon heftig! Es kommt mir ungesund vor, dass ich so mit meiner Zeit umgehe und nicht mehr bewusst entscheide, was ich tue. Es kommt mir fast gruselig vor und wenn ich meinen Bericht der letzten Woche durchlese, klingt meine Wahrnehmung ein wenig nach einem Science-Fiction-Zombie-Film.
Daher möchte ich mir vornehmen, meine Zeit auf Social Media mehr zu kontrollieren. Ich werde mir Instagram nicht verbieten, da es immer noch eine Plattform für mich ist, die auch viel Gutes tun, informieren, unterhalten und mich in andere Welten entführen kann. Aber ich möchte mir den Impuls abgewöhnen, unbewusst nach meinem Handy zu greifen und die App zu öffnen. Und ich will mir bewusst Grenzen für die Zeit setzen, die ich auf Instagram verbringe, sodass ich mich dort nicht verliere.
Weihnachtszeit ist Vorfreude und Geheimnistuerei, Nächstenliebe und Besinnung. Sie duftet nach heißem Glühwein, frisch gebackenen Keksen und mühsam gepellten Mandarinen. Der Dezember lebt von kleinen Aufmerksamkeiten und Traditionen, wie den Adventssonntagen mit der Familie, dem mit Süßigkeiten gefüllten Schuh am Nikolausmorgen und dem täglichen Öffnen des Adventskalenders. Weißt du noch, wie du jeden Tag vor Weihnachten aufgeregt aufgestanden bist, um vorfreudig zu deinem Schokoadventskalender zu tappen? Die moritz.medien verstecken das Weihnachtsgefühl hinter 24 Fenstern. Im heutigen Fenster: Dinge, die uns durch Corona-Christmas erspart bleiben.
Die Weihnachtszeit läuft dieses Jahr ein bisschen anders ab. Gruppenkuscheln auf dem Weihnachtsmarkt, Wichteln mit Glühwein bei Freund*innen und Adventssonntage in großer Runde bei der Familie müssen ins nächste Jahr verschoben werden. So wehmütig einen der Verzicht auch stimmen kann, so viele Vorteile kann Corona-Christmas auch haben – versuchen wir es positiv zu sehen!
Dadurch, dass die Anzahl der Kontakte möglichst klein gehalten werden muss, kann auch die Anzahl der Geschenke klein gehalten werden. Klar, eure Großeltern freuen sich bestimmt immer noch über eine Karte in der Weihnachtszeit, eure Nachbarn über Pralinen auf der Fußmatte und euer*eure beste*r Freund*in in der Heimat über ein Päckchen aus dem Norden. Aber das zwanghafte „Ich brauche noch 1000 Geschenke für Personen, denen ich eigentlich gar nichts schenken will“, kann etwas runtergefahren werden. Die vielen losen Kontakte, die euch ja vielleicht was schenken und denen ihr nur aus Zugzwang auch etwas kaufen müsst, seht ihr die nächsten zwei Monate sowieso nicht.
Und wo wir gerade bei losen Kontakten sind: Jeglicher Weihnachtsfeier – ob von Uni, Job oder fernen Bekannten – dürft ihr dieses Jahr fern bleiben. Juhu, das heißt: keine unangenehmen Gespräche oder seltsamen Arbeitskolleg*innen, die einen Glühwein zu viel hatten.
Freuen könnt ihr euch auch, dass die drei Weihnachtsgeschenke, die ihr braucht, dann schnell besorgt sind. Kein langes Anstehen in überfüllten Geschäften, während man eine dicke Winterjacke trägt und zum unzähligsten Mal „Last Christmas“ hört.
Auch das Backen kann dieses Jahr klein gehalten werden werden. Ausnahmsweise müssen nicht, nur aus gesellschaftlichem Zwang heraus, 18 Bleche harte und trockene Kekse an Nachbar*innen, Bekannte, Bekannte von Bekannten, Dozierende und andere Leute, bei denen man sich einschleimen will, verteilt werden. Dieses Jahr reichen wenige (also etwa 10) Bleche für dich und die Menschen um dich.
Oh, und von wegen „Menschen um dich“: So schön und romantisch der Weihnachtsmarkt die letzten Jahre auch gewesen ist – sind wir mal ehrlich – so stressig konnte er auch sein. Überall dichte Menschen und Menschenmassen, lange Schlangen beim Crêpes-Stand und mit vereisten Füßen anstehen für Glühwein mit Schuss ab 5 €. Irgendwie macht das zwar auch den Weihnachtsmarkt aus, und die Leckereien und Fahrgeschäfte sind es manchmal wert, aber ein Spaziergang mit einem selbstgemachten Glühwein in der einen und gebrannten Mandeln in der anderen Hand, an der Seite eines*einer Freundes*Freundin ergeben fast das gleiche Feeling – nur günstiger und entspannter.
Apropos entspannter: Zuhause wird es sicherlich auch ruhiger. Die Fahrt von Greifswald nach Hause wird vielleicht besser, als die letzten Jahre, keine verstopften Autobahnen und keine überfüllten Züge. Und bei „kleinen“ Familienrunden zu Weihnachten von höchstens 5 Personen ist nicht nur der Aufwand für das Festessen geringer, sondern hoffentlich auch das Feld von Tretminen an explosiven Themen kleiner. Die Tante aus dem Süden, die immer wissen will, wann du denn endlich mit dem Studium fertig bist und was man dann eigentlich macht damit („Studierst du um Taxifahrer*in zu werden?“) kann leider nicht kommen und auch der Onkel, mit dem du politisch nicht auf einer Seite bist, würde die Fünfermarke leider knacken…
Für den einen oder die andere bringt Weihnachten im Lockdown light vielleicht auch richtig schöne neue Erfahrungen. Einige können sicherlich nicht in die Heimat fahren und „müssen“ Weihnachten mit Mitbewohner*innen verbringen. Vielleicht merkt ihr ja, dass dieses Weihnachten viel schöner ist, und es ist Platz, neue Traditionen zu entwickeln.
Zwar freuen wir uns alle (alle, die nicht der Grinch sind) auf das nächste „normale“ Weihnachten, aber auch Corona-Christmas wird besonders und schön werden. Noch eine Nebenwirkung von diesem speziellen Weihnachten: Die Weihnachtszeit ist ja auch die Zeit der Dankbarkeit – wann haben wir es an Weihnachten jemals so geschätzt, gesund und mit unseren Liebsten zu sein?
Wer sich an die lauen Sommerabende am Museumshafen diesen Jahres erinnern kann, oder in der letzten Zeit trotz Wind und Wetter einen Spaziergang unternommen hat, wird bestimmt schon festgestellt haben, dass die maritime Idylle des Hafens einer großen Baustelle gewichen ist. Schon seit Monaten waren dort anstelle der alten Segelschiffe Bauzäune, Fahrzeuge und ein Ponton im Wasser samt der Arbeiten zu beobachten, inzwischen sind einige Straßenabschnitte gesperrt, ein neues Ampelsystem eingerichtet und die Bodenbefestigung bereits geöffnet. Doch was hat es damit eigentlich auf sich?
Die Bauvorhaben
Eine Pressemitteilung im Mai diesen Jahres kündigte bereits den Beginn der Bauarbeiten am Museumshafen an. Grund dafür sind die Umgestaltung des Hanserings und in diesem Zuge auch die Erneuerung der denkmalgeschützten Spundwand (Uferbefestigung des Rycks). Diese ist teilweise noch original aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhalten und hat dementsprechend nicht mehr die Standfestigkeit, wie noch 200 Jahre zuvor. Die Bauarbeiten werden etwa 14 Monate – bis Mitte nächsten Jahres – andauern und in zwei Abschnitten durchgeführt. Der erste Abschnitt ab der Steinbecker Brücke in Richtung Fußgängerbrücke soll bereits im Frühjahr 2021 fertig gestellt werden, der zweite Abschnitt hinter der Fußgängerbrücke bis hin zum Fangenturm im Sommer 2021. Dabei wird auch wasserseitig von dem Ponton aus gearbeitet, was bereits bei vielen Hafenbesuchen und Brückenüberquerungen zu Rätseln geführt hat. Des Rätsels Lösung und Fun Fact für die nächste Führung eures Familienbesuchs: Es mussten Bohrungen zur Vorbereitung der Rammung durchgeführt werden, da der feste, gewachste Boden des Flussbetts noch aus der Eiszeit besteht und dementsprechend Findlinge erhalten sein können. Wie aktuell zu sehen ist, wurde etwa einen halben Meter vor die alte Wand eine Stahlspulwand gesetzt, die 10 Meter tief in den Boden gerammt wird.
„Mit der Sanierung der Spundwand im Bereich des Museumshafens schaffen wir beste Voraussetzungen für unsere Traditionsschiffe. Wir tätigen jetzt eine große Investition für die Zukunft.“
Oberbürgermeister Stefan Fassbinder, Pressemitteilung Greifswald 20.11.2020
Mit der Umgestaltung des Hanserings, über die jahrelang diskutiert und verhandelt wurde, wird die allgemeine Aufwertung des südlichen Museumshafens angestrebt. Dafür sind mehrere Projekte in Planung, wie etwa eine dreireihige Baumallee, die die beiden Fahrbahnen voneinander trennen und den Hansering mit einem grünen Dach beschatten soll. Die Bausenatorin Jeanette von Busse erklärte, dass die Bäume Abgase und Lärm schlucken sollen; generell ist eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 30 km/h vorgesehen. Die Allee soll außerdem an den Charakter der historischen Wallanlagen anschließen und den Hafen mehr an die Innenstadt anschließen. Darüber hinaus wird die Promenade entlang der Kaikante verbreitert und die Fahrbahn schmaler, wodurch die Attraktivität sowohl für Fußgänger*innen als auch für Radfahrende entlang des Ostseeküstenradweges gesteigert werden soll. Genauere Vorhaben und eine Visualisierung der Allee sind der 2. Bauentwurfsplanung aus Mai 2018 zu entnehmen. Die Bauarbeiten werden in sechs Baufeldern durchgeführt, das letzte wird voraussichtlich im Januar 2023 fertig gestellt sein.
Auf was für einem Stand sind die Bauarbeiten?
Bei der Erneuerung der Spundwand sind die Austauschbohrungen im 1. Abschnitt bereits abgeschlossen, momentan wird am 2. Abschnitt zwischen der Fußgängerbrücke über den Ryck und dem Platz am Fangenturm gearbeitet. Im 1. Abschnitt sind ebenfalls die neuen Spundwände in den Boden gerammt worden, wodurch aktuell die dahinterliegende Gurtung (zur Lastabtragung, Aussteifung und Ausrichtung der Spundwand) eingebaut und die Rückverankerung hergestellt wird. Für Trubel im Juli sorgte der Fund einer etwa 100 kg schweren, menschenhohen Gasflasche, die von einem nassen Sandberg abgedeckt werden musste. Die Begutachtung einer Spezialfirma ergab allerdings, dass die Flasche nicht mehr unter Druck steht und deshalb ungefährlich sei.
Die Umgestaltung des Hanserings begann wie geplant am 02. November mit den Vorbereitungsarbeiten. Dazu gehörten die Verlegung der Bushaltestelle, die Absenkung des Bordsteines und die Einführung des Ampelsystems. Außerdem wurden einige Straßen(abschnitte) gesperrt oder in ein Einbahnsystem umgewandelt, Genaueres zur Verkehrslage könnt ihr in der Pressemitteilung vom 30. Oktober nachlesen. Nachdem die Bodenbefestigung geöffnet wurde, wurde im Abschnitt der Steinbecker Straße mit der Arbeit an einer neuen Regenwasserleitung begonnen.
Die Finanzierung
Die Gesamtkosten für die Spundwand wurden zunächst auf 4 Millionen Euro geschätzt und belaufen sich inzwischen auf 6,6 Millionen Euro. Grund dafür sind zusätzliche Kosten und höhere Preise nach dem Ausschreibungsprozess. Von den 6,6 Millionen werden 5,7 Millionen Euro aus Städtebaufördermitteln bezogen, an denen Greifswald zu einem Drittel beteiligt ist. Hinzu kommt eine Sonderbedarfszuweisung des Innenministeriums von 900.000 Euro
Die Baukosten für die Umgestaltung des Hanserings belaufen sich auf rund 8 Millionen Euro. Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung beteiligt sich mit einer Förderung von 4,24 Millionen Euro, vom Land kommen 1,2 Millionen Euro als Sonderbedarfszuweisung und 1,67 Millionen Euro stammen aus dem städtebaulichen Sondervermögen.
Keine Sorge, das hier ist keine Politik-Reihe, im Gegenteil. Aber in der aktuellen Situation, in der das Demonstrationsrecht leider vielerorts missbraucht wird, um Unwahrheiten und Hass zu verbreiten, ist es an der Zeit, dem Wort „Demo“ wieder zu neuem Glanz zu verhelfen. Und zwar mit guter Musik.
In dieser zweiten Folge der Montagsdemos hören wir genauer in die Demo- und Studioaufnahmen des Albums “Alopecia” von WHY? (nicht zu verwechseln mit Wham!) rein. Damit wird es dieses Mal sowohl inhaltlich als auch musikalisch deutlich wilder als in der vorherigen Ausgabe, in der es um “Transatlanticism” von Death Cab for Cutie ging.
Laut Wikipedia sind WHY? eine Alternative-HipHop/Indie-Rock-Band aus Cincinnati. Und das stimmt zwar auch irgendwie, wird dem Sound – oder besser gesagt dem Feeling – der Band aber trotzdem nicht so wirklich gerecht. Als am 27.08.2017 als Teil meiner Spotify-”Dein Mix der Woche”-Playlist das erste Mal ein WHY?-Song aus meiner Anlage erklang, war mir sofort klar, dass diese Band etwas Besonderes an sich hat. Die Songs auf “Alopecia” (“Haarausfall”) erzählen auf liebevolle Art und Weise sehr persönliche und oft auch äußerst peinliche Geschichten. Geschichten, die in jeder anderen Erzählweise furchtbare Fremdscham verursachen würden, vom WHY?-Songwriter Yoni Wolf aber in sprachlich anspruchsvollen Texten so aufgearbeitet werden, dass sie in ihrer Kombination selbstironisch Aspekte einer komplexen Persönlichkeit darstellen, die am Ende als Album einen ziemlich verrückten, aber noch cooleren Gesamteindruck hinterlassen. Für mich hat sich “Alopecia” musikalisch und sprachlich ein bisschen wie Heimkommen angefühlt. Das ist zum einen insofern erstaunlich, da sich mein Haarwuchs bisher glücklicherweise ziemlich voll präsentiert und zum anderen, weil die Band mit ihren deutlich durch das messianisch-jüdische Elternhaus der Brüder Josiah und Yoni Wolf geprägten Texten eigentlich relativ weit von meinem kulturellen Dunstkreis entfernt ist. Das macht trotz der verrückten Texte nachdenklich und gleichzeitig sehr schwermütig und glücklich, weil die Vertrautheit zeigt, dass es der Nationalsozialismus zum Glück anscheinend nicht geschafft hat, die jüdische Kultur komplett aus der Identität dieses Landes zu entfernen, obwohl viele der Kulturschaffenden damals emigrieren mussten, verfolgt oder sogar getötet wurden. 75 Jahre nach dem Ende des Holocaust bin ich sehr froh, in einem Land leben zu dürfen, in dem Kulturen aus aller Welt zusammenkommen und sich ergänzen. Anschläge wie der in Halle und immer wiederkehrende antisemitische Äußerungen, zum Beispiel auf den Querdenken-Demos, zeigen, dass das aber auch heute alles andere als selbstverständlich ist. Irgendwie dazu passend, wenn natürlich auch nicht in diesem Kontext geplant, ist die seltsame Feel-Good-Atmosphäre, die dieses Album ausstrahlt, während es sich mit sehr ernsthaften Themen beschäftigt. Die Demo-Aufnahmen auf YouTube habe ich euch in den Songtiteln der jeweiligen Absätze verlinkt, die Studioversion des Albums könnt ihr direkt hier über Spotify abspielen!
Den Grundton für das Kommende setzt bereits der energievolle Einstieg in das Album mit dem Song “The Vowels, Pt. 2” (“Die Vokale, Teil 2”, Ihr werdet euch jetzt vielleicht fragen “WHY Part 2?” und genau das ist die Antwort). Das war auch der erste WHY?-Song, den ich gehört habe. Die langsam bis zum Zerreißen aufgedrehte Spannung eines Verstärkerrauschens wird durch einen pumpenden Bass und das Klirren von Ketten durchbrochen, die unverständlich klarmachen: Eine neue Gang ist in der Stadt! Das wird auch in der ersten Line sofort deutlich: “I’m not a ladies’ man, I’m a land mine, filming my own fake death!” Boom! Der Beat ist sehr simpel und treibt das Lied mit viel Elan voran, während Yoni davon berichtet, wie er beim Singles Bingo (einer Datingveranstaltung) keinen Wurf landet und daraufhin vor Ort auf der Toilette weint und hofft, dass ihn niemand hört (“I swear, I care… not.”). Diese Diskrepanz zwischen Musik und Text ist stilprägend für WHY?, aber erstaunlicherweise erst in der Studio-Version des Songs wirklich zu spüren. Während hier die Instrumentalbegleitung und der Beat den Song voranpeitschen, ist es in der Demoversion noch genau umgekehrt. Die Begleitung ist hier vollkommen überladen und sehr chaotisch, mit einem absoluten Home-Recording-Vibe, der vor allem durch das akustische Flimmern im Hintergrund zustande kommt. Zusätzlich ist die Gesangsaufnahme immer einen Hauch schneller als die Begleitung, wodurch die Demo eine Hektik vermittelt, die sich wohl am besten mit einem kleinen Kind vergleichen lässt, das, vollkommen überfordert vom Angebot, seinen Vater am Rockzipfel durch einen Süßigkeitenladen schleift. Die Vorfreude auf das fertige Album? Den Abschluss des ersten Songs bildet der Slogan unserer neuen Gang, mit dem alle peinlichen Situationen in Schach gehalten können werden sollen. Er ist gleichzeitig namensgebend für das Lied:
“Cheeri-A Cheeri-E Cheeri-I Cheeri-O Cheeri-U”
Weiter geht es in einem nahtlosen, aber dennoch plötzlichen Übergang zum zweiten Song “Good Friday” (“Karfreitag”). Das liegt vor allem am Text: “If you grew up with white boys, who only look at black and Puerto Rican porno, cause they want something that their dad don’t got, then you know where you’re at.” Der fertige Song besticht durch seinen geradlinigen, aber instrumental aufwändig und liebevoll gestalteten Beat, der besonders in den Bridges zwischen der Hook und der nächsten Strophe immer wieder die innere Spannung des Protagonisten untermalt, der sich mit Drogen vollpumpt und Stress sucht, um nach einer plötzlichen Trennung die Wirklichkeit um sich herum auszublenden. Dabei bricht er immer wieder in Lachen aus, um die Traurigkeit zu überspielen. In dem Song werden immer neue, plötzliche und sehr intime Erinnerungen an die Exfreundin aufgearbeitet, mit einer beeindruckenden Schärfe des Textes und vielen klanglich sehr spannenden Wortspielen. Besonders aufgefallen ist mir eine Zeile, die ich immer als “I take her pants on tour” verstanden habe, die tatsächlich aber “At Jacob Hand’s on tour” lautet. Beispiele dieser Art finden sich über das ganze Album verteilt immer wieder. Während die Studio-Version sehr akzentuiert und on point ist, ist die Demo-Aufnahme furchtbar anzuhören, weil der Text sowohl rhythmisch als auch melodisch stark mäandert; sie hat die Vibes einer bekifften Recording-Session in einer Garage. So passt diese Aufnahme perfekt zum durch Drogen vernebelten Inhalt des Textes, ist klanglich aber nicht wirklich zu empfehlen. Tatsächlich ist es sehr beeindruckend, dass jemand das Potential dieses Liedes in der Demo erkannt und ermöglicht hat, dass sie im Studio aufgenommen wurde.
Mit dem dritten Song “These Few Presidents” (“Diese wenigen Präsidenten”) wird das Album melodischer und klanglich versöhnlicher und man fühlt sich zum Mitsingen eingeladen. Das ist deshalb verrückt, weil der Text, sprachlich elegant verschlüsselt, gedanklich verschiedene potentielle Todesszenarien einer Expartnerin in einer unglücklichen Beziehung durchexerziert, nur um dann in der Formulierung “Even though I haven’t seen you in years, yours is a funeral, I’d fly to from anywhere.” zu gipfeln. Bis mir das aufgefallen ist, musste ich den Song sehr, sehr oft hören. Auch in diesem Lied stechen insbesondere die sprachlichen Feinheiten hervor. Spannend ist auch der Aufbau von den ruhigen und klanglich nahbaren Strophen (in denen die Freundin zum Beispiel an einem Gasleck stirbt!) hin zum sehr einnehmenden Refrain, in dem die Präsidenten (quasi als “Moralapostel”) auf den Dollarnoten in seiner Tasche den Protagonisten dazu auffordern, diese Gedanken zu unterbinden, bis zur Entspannung des Gefühls in den Bridges, in denen die Partnerin dann aber gestorben ist. Der Song wirkt auf den ersten Blick sehr schlicht und fast schon fröhlich, ist unter diesem stillen Wasser aber erstaunlich tief. Das ist auch in der Demoaufnahme schon so, die, gerade im Vergleich zu den vorherigen Demos, schon sehr ausgereift wirkt, bis auf ein sehr intensives Piepen im Hintergrund des Refrains, das aber vielleicht sinnbildlich für das schlechte Gewissen gesehen werden kann, das die Präsidenten verursachen.
Beim vierten Song “The Hollows” (“die Hohlen/Leeren”) lohnt sich der Blick auf die Demo wieder einmal besonders. Instrumental ist hier vor allem das Klavier hervorzuheben, das zwar eher unscheinbar im Hintergrund mitläuft, dem Song aber bei genauerem Hinhören eine gewisse Tiefe gibt. In der Studio-Version wurde der Text gerade in der zweiten Hälfte des Liedes deutlich verändert. Zum Glück ist davon meine Lieblingszeile “I curse the last six months, I’ve been hiding behind a mustache” nicht betroffen. Diese Demo wirkt insgesamt wieder ein bisschen träger, aber das passt gut zur Stimmung des Liedes, in dem Yoni das Gefühl der inneren Leere feiert und seine Zuhörer*innen auffordert, es ihm gleich zu tun, auch wenn die Dinge oft nicht wie geplant laufen. Besonders schön sind die Zweit- und Drittstimmen, die dem Gesang zunächst mehr Volumen verleihen und dann ein sehr stimmungsvolles Outro bilden.
Weiter geht es mit “Song of the Sad Assassin” (“Lied des traurigen Assassinen”). Bei diesem Stück gefällt mir persönlich die Demoversion nochmal deutlich besser als die Studio-Variante. Sie ist wie ein Kurzmusical voller Absurditäten. Angefangen beim Fehlstart der Klavierbegleitung im ersten Anlauf, über den ironischen Beatbox-Beat, der ein bisschen klingt, als hätte man die Band draußen zum Zähneklappern in die Kälte gestellt, weiter über die komplett schräge Mundharmonika, bis hin zum übertriebenen Erzählerpathos, mit dem die Geschichte des “Sad Assassin” vorgetragen wird und in einer Choreinlage in der ersten Strophe gipfelt. In dem Song geht es darum, dass Yoni sich nach dem „Tod“ eines anderen Musikprojektes (für den er sich verantwortlich fühlt) mit Lee Harvey Oswald (dem Kennedy-Attentäter) vergleicht, der im Keller der Polizeistation, in der er in Gewahrsam genommen wurde, ermordet wurde. Diese Assoziation kommt auf, als er im Waschkeller seines Hauses steht und Geld in die Waschmaschine wirft. In der Studio-Version ist die Inszenierung der Geschichte auch spannend, aber nicht mehr ganz so eindrucksvoll wie in der Demo.
Das Klavier/Pfeif-Intro und -Outro des Songs “Gnashville” finde ich, seit wir in der Redaktion angefangen haben, “Phasmophobia” zu spielen, sehr gruselig. Es könnte als Soundtrack für ein scheinbar verlassenes Waisenhaus in einem Horrorfilm dienen und der Refrain “That’s what the ghost of someone’s dad might say” (ein Satz, der auch in “The Hollows” bereits auftaucht) schlägt mit in diese Kerbe. Mit dem Einstieg der Drums wird der Song klanglich deutlich gemütlicher, der Beat ist rhythmisch sehr interessant und wird gefühlvoll vom Klavier unterstützt. Sprachlich ist auch dieses Lied wieder ausgesprochen schön verschlüsselt und gespickt von Wortspielen, die sich mit dem eigenen und dem Verhältnis anderer Menschen zur Religion und der Vergänglichkeit beschäftigen. Interessant ist, dass die Demo trotz ihrer großen Ähnlichkeit zur finalen Version, im Refrain noch keinen Text besitzt.
Den Abschluss des ersten Teil dieses Reviews macht mein neuer Lieblingssong dieses Albums “Fatalist Palmistry” (“Fatalistisches Handlesen”), dessen Schönheit ich jetzt erst entdeckt habe. Das ganze Album steckt voller wundervoller Wortspiele und sprachlicher Bilder, aber dieser Song ist pure Poesie. Und in der Demo erzeugt er mit seiner Gitarre, dem Tamburin, dem Klatschen und dem mehrstimmigen Gesang außerdem eine Lagerfeuer-Atmosphäre, die gerade einen schönen Kontrast zur Lockdown-Kälte des Winters bietet. Wie (fast) immer in der Musik geht es auch in “Fatalist Palmistry“ um verflossene Liebe, aber das lässt sich gut ausblenden, wenn man einfach den Namen des neuen Lovers schräg mitgröhlt. Auch wenn es schwer ist, aus diesem Lied eine Lieblingsstelle auszuwählen, finde ich die erste Strophe angesichts des kommenden Lockdowns und der Spinnereien der Menschen auf den Demos gegen die Maßnahmen so passend, dass ich sie zum Abschluss gerne komplett zitieren möchte:
„I sleep on my back, cause it’s good for the spine and coffin rehearsal. I know a psychic, who reads her own palms and her findings are personal. She keeps her fists shut tight and she sleeps on her side. Well, maybe she knows something I don’t know.“
Und damit fröhliche WHY?nachten und bis in 14 Tagen zu Teil 2!
Beitragsbilder: (alle Künstler*innen auf pixabay.com) OpenClipart-Vectors Clker-Free-Vector-Images mohamed_hassan Jo-B
Weihnachtszeit ist Vorfreude und Geheimnistuerei, Nächstenliebe und Besinnung. Sie duftet nach heißem Glühwein, frisch gebackenen Keksen und mühsam gepellten Mandarinen. Der Dezember lebt von kleinen Aufmerksamkeiten und Traditionen, wie den Adventssonntagen mit der Familie, dem mit Süßigkeiten gefüllten Schuh am Nikolausmorgen und dem täglichen Öffnen des Adventskalenders. Weißt du noch, wie du jeden Tag vor Weihnachten aufgeregt aufgestanden bist, um vorfreudig zu deinem Schokoadventskalender zu tappen? Die moritz.medien verstecken das Weihnachtsgefühl hinter 24 Fenstern. Im heutigen Fenster: Rezepte für einen Weihnachtskaffee.
Es ist Montag, die letzte Uniwoche des Jahres bricht an und der Weihnachtstrubel nimmt zu. Da ist es mehr als verständlich, nochmal einen kleinen Energieschub zu benötigen – doch warum nicht mal was anderes probieren, solange wir noch in der Zucker-Zimt-Vanille-Saison sind? Hier findet ihr 2 Rezepte, mit denen ihr euren Koffeinkick ein bisschen festlicher gestalten könnt.
Würziger Weihnachtskaffee
100 ml heißen Kaffee 100 ml Kuhmilch/Mandelmilch/Sojamilch etc. 1 TL Kakaopulver 1 Messerspitze Zimt 1/2 – 1 EL Honig 1 Zimtstange (optional)
Die Milch bei etwa 70 °C erwärmen und mit dem Zimt und Honig vermischen. Alles zusammen kurz in einem Topf aufkochen lassen. Dann das Kakaopulver unterrühren (bestenfalls mit einem Schneebesen) und in einen Becher füllen. Den aufgekochten Kaffee dazugeben. Wenn ihr im Herbst noch nicht genug Zimt hattet, dann könnt ihr das Getränk außerdem mit der Zimtstange umrühren – macht was her für’s Auge und verstärkt die würzige Note.
Nusskaffee-Melange
10 g gemahlenen Kaffee 10 g gemahlene Haselnüsse 100 ml Kuhmilch/Mandelmilch/Sojamilch etc. 100 ml kochendes Wasser 1 EL Zucker
In einer Pfanne die gemahlenen Haselnüsse zusammen mit dem Zucker goldbraun rösten. Ständig umrühren, damit nichts anbrennt (und das Ganze auch rechtzeitig vom Herd nehmen, der Geruch wird darauf hinweisen). Den gemahlenen Kaffee mit dem kochenden Wasser unterrühren, sobald die gewünschte Farbe erreicht ist. Dann alles vom Herd nehmen, ca. 5 Minuten ziehen lassen und durch einen Kaffeefilter in die Tasse gießen. Milch kurz erhitzen und schlagen und zu dem Rest hinzugeben.
Titelbild: Julia Schlichtkrull Beitragsbild: Annica Brommann
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