Vergesst uns nicht – Ein Interview mit dem Küstenkind und der STRAZE

Vergesst uns nicht – Ein Interview mit dem Küstenkind und der STRAZE

Wir vermissen es, entspannt durch Greifswald zu bummeln, dort mit Freund*innen spontan einen Kaffee trinken zu gehen und anschließend kulturelle Veranstaltungen zu besuchen. Wehmütig denken wir an die Zeit zurück, an denen solche Nachmittage so selbstverständlich waren und schätzen umso mehr, was wir hatten. Wir zehren von der Hoffnung, dass nächsten Sommer vielleicht alles wieder so wie “vor Corona” ist. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass viele Einrichtungen zur Zeit um ihre Existenz kämpfen und Veranstaltungen oder der “spontane Kaffee” nach der Coronakrise vielleicht nicht mehr so selbstverständlich sein werden. Wir haben mit der STRAZE und dem Café Küstenkind gesprochen und gefragt, wie es ihnen in der jetzigen Situation geht.

Die Interviews stammen vom 23. und 24. November 2020.

Wie geht es eurer Einrichtung?

Küstenkind: Unser Café leidet. Durch den To-Go Verkauf von Kaffee und Kuchen unterstützen wir jene Mitarbeiter*innen, die dringend auf das Gehalt angewiesen sind. Wir versuchen uns flexibel an die immer neuen Regeln anzupassen und Konzepte zur Aufrechterhaltung des Verkaufs zu entwickeln. Dies bedeutet aber trotz teilweiser Schließung und weniger Umsatz sehr viel Arbeit. Laufende Kosten, wie die Miete sind gleichbleibend hoch und stehen damit nicht mehr annähernd im Verhältnis zu den momentanen Einnahmen.

STRAZE: Für uns ist die aktuelle Situation bittersüß. Die STRAZE konnte nach siebenjähriger Bau- und Vorbereitungsphase eröffnen. Wir haben uns vor über einem Jahr den 15. Oktober 2020 als Termin gewählt, mit einem großen Knall an den Start zu gehen. Und natürlich war es eine große Zitterpartie: Ist das zu schaffen? Wird es überhaupt möglich sein? Kommt der zweite Lockdown pünktlich zur Eröffnung? Das zweieinhalbwöchige Eröffnungsprogramm stand seit Monaten fest und wurde wieder und wieder umgebaut, um auf die aktuellen Entwicklungen zu reagieren. Aus dem großen Knall wurden sechs kleinere Knalle: Um möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu geben, teilzunehmen, haben wir zwei Tage durcheröffnet. Und Glück im Unglück: Dieses Eröffnungsprogramm lief bis zum 1.11. – am 2.11. mussten wir wieder schließen. Natürlich hatten wir auch schon eine Menge für den November geplant, aber wir sind doch glücklich, immerhin dieses extrem aufwändige Programm durchgeführt zu haben.

Was ist die derzeit größte Herausforderung?

Küstenkind: Geduld zu bewahren. Wir hören oft: „Aber euer Café ist doch vorher so gut gelaufen.“ Als würde es uns deshalb nicht treffen. Oder: „Ihr bekommt doch 75% des Umsatzes gezahlt.“ Ja, so sieht das alles gar nicht so schlimm aus. Aber die Anträge sind noch nicht einmal verfügbar und bei uns ist noch nichts angekommen. Wir rechnen nicht vor dem neuen Jahr mit einer tatsächlichen Unterstützung. Es ist eine große Herausforderung der Angst vor dem finanziellen Ruin im Alltag nicht zu großen Raum zu geben.  

STRAZE: Die Situation ist, den Umständen entsprechend, einigermaßen tragbar. Ein unfassbar großer Teil der Arbeit im Haus ehrenamtlich läuft – an dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an die unzähligen Helfer*innen, die die Vision eines selbstorganisierten Kultur- und Bildungszentrum mit so viel Herzblut mittragen und ohne die hier gar nichts gehen würde – bleiben wir handlungsfähig, ohne gleich an den Rand des Ruins getrieben zu werden. Gleichzeitig müssen aber natürlich laufende Kosten gedeckt werden – wer schon bei uns im Haus war und den Saal gesehen hat, wird sich denken können, dass beim nahenden Winter einiges an Nebenkosten ins Haus steht – und auch Kredite wollen bedient werden. Uns fallen durch die fehlenden Ticket- und Getränkeverkäufe die meisten Einnahmequellen weg, das Café rotiert seit Wochen und erarbeitet ein Konzept, das am 23.11. live gegangen ist und worauf wir sehr gespannt sind: Es wird ein Take-Away-Mittagstisch etabliert, mit hochwertigem Essen aus nachhaltiger Bio-Landwirtschaft.

Was konntet ihr aus dem ersten Lockdown lernen?

Küstenkind: Dass weniger manchmal mehr ist. Während des ersten Lockdowns hatten wir fast jeden Tag ein Angebot an herzhaften und süßen Speisen. Wir haben diese auch geliefert, mussten aber natürlich dafür auch mehr Mitarbeiter*innen zahlen. Nun bieten wir nur noch 4x die Woche für ein paar Stunden nachmittags Heißgetränke und Kuchen an. Das Arbeitspensum ist damit für uns nicht mehr so belastend, sodass wir, wenn eventuell auch finanziell angekratzt, mit gesunder Psyche aus der Krise hervorgehen.

STRAZE: Für den aktuellen Betrieb haben wir aus dem ersten Lockdown nicht so viel lernen können, weil wir da noch in einer ganz anderen Situation waren, nämlich mitten in der heißen Endphase der Baustelle. Auch die war zentral angewiesen auf selbstorganisierte DIY-Aktionen, ehrenamtliche Subbotniks, einen großen Teil der Baumaßnahmen haben wir gemeinsam gewuppt. Was wir dabei gelernt haben, ist, dass sich Wände hochziehen, Parkett verlegen, Streichen, Verputzen, Mörteln, Schleifen, Spachteln echt schlecht aus dem Home Office regeln lässt. Das hat uns erheblich in Verzug gebracht, neben allem anderen was noch so anstand. So haben Menschen sich nächtelang die Köpfe zerbrochen, um zur Eröffnung ein dreißigseitiges Hygienekonzept vorlegen zu können, das in engster Abstimmung mit dem Gesundheitsamt abgesegnet und minutiös umgesetzt wurde. Besucher*innen-Lenkung im Einbahnstraßensystem, Online-Ticket-Vorbuchung mit Kontaktdatenerfassung, um Trauben am Einlass zu vermeiden, mit dem Zollstock vermessene Abstände zwischen den Sitzplätzen bei jeder einzelnen Veranstaltung. All das, um nach nicht einmal drei Wochen, und keinem einzigen in unserem Haus gemeldeten COVID-Fall, doch wieder schließen zu müssen.

Es hinterlässt einen sehr bitteren Beigeschmack, als Kultureinrichtung offensichtlich so verzichtbar zu sein, dass ungeachtet all dieser Bemühungen, die unsere Szene da vorgelegt hat, in einem Rundumschlag wieder alles in den Lockdown geschickt wird – “light” ist der für viele andere Branchen, für unsere ist er hart, obwohl wir und viele andere Einrichtungen sehr tragfähige Hygienekonzepte vorgelegt und umgesetzt haben. Hier wünschen wir uns mehr Augenmaß und auch eine Haltung in der Politik, die nicht nur Marktinteressen in den Blick nimmt sondern überprüft, welcher Stellenwert einem Theaterstück, Konzert, Vortrag beikommt für das öffentliche Leben und das geistige Wohlergehen. Es geht dabei nicht nur ums Geld – wir machen das ja vor allem, weil es für uns zentraler Antrieb ist, diesen von uns als so wichtig erlebten Inhalten eine Plattform zu geben und Menschen den Zugang dazu zu ermöglichen.

Welche Unterstützung wünscht ihr euch von der Regierung?

Küstenkind: Dass die Einschränkungen gleichermaßen verteilt werden. Dies ist eine Krise, die von allen getragen werden sollte. Mit 75% des Umsatzes auszukommen heißt für uns 25% aus eigener Tasche zu zahlen. Es gibt Einkommensklassen, die könnten dies leichter tragen als die Gastronomie, die Kulturschaffenden oder Solo-Selbstständige. Wir alle haben mit unseren Tätigkeiten eine Relevanz für unsere Gesellschaft. Das medizinische Personal, auf das wir mehr denn je angewiesen sind, ist mit seinen Kräften bald am Ende. Die momentane finanzielle Entlohnung kann dies nicht aufwiegen. Die Kulturbranche, Gastronomie und der Tourismus, die unsere Gesellschaft sonst so lebenswert machen, sind finanziell ausgelaugt. Es gibt sehr schwere Portemonnaies in Deutschland, die in dieser Zeit noch schwerer werden und keinen Beitrag zum Überwinden dieser Krise leisten müssen. Das ist zum Verzweifeln.

STRAZE: Natürlich geht es auch um Geld: Wir wollen bei den nächsten Lockerungen weiterhin am Start sein können. Es braucht da unbürokratischere Direkthilfen, um über solche Durststrecken zu kommen. Uns bringt es nichts, wenn Hilfszahlungen in Aussicht gestellt werden, die 75 % des Vorjahresmonats umfassen – da gab es bei uns noch keinen Betrieb. Und wir kennen Menschen in der Branche, die seit Jahrzehnten dabei sind, und denen das genauso wenig bringt. Freiberufliche Tontechniker*innen beispielsweise: Als Soloselbstständige können nur Geschäftsausgaben geltend gemacht werden, die es aber so in der Regel gar nicht gibt. Da gibt es keine Büroräume, Dienstwagen, Arbeits-PCs, das wird alles von zu Hause am privaten Handy geregelt. Diesen Menschen, diesen vielen Soloselbstständigen, ohne die der Kulturbetrieb komplett baden geht, bleibt in solchen Zeiten nur der Rückzug auf die Grundsicherung via Hartz 4, oder aufzugeben und die Branche zu wechseln. Die bisherigen Hilfsprogramme unterstützen vor allem die großen Player unter den Kulturinstitutionen, die aber allesamt auf unsere “Freien” (Anm. d. Red.: Freiberufliche Kulturschaffende) angewiesen sind. Und auch diese großen Institutionen stehen vor riesigen neuen Problemen, wenn die dazu gezwungen werden, sich krisensicher neu zu orientieren.

Welche Lockdown-konformen Angebote gibt es bei euch zur Zeit?

Küstenkind: Take away Service und kleine Freuden wie einen Café Küstenkind Adventskalender. Wenn der Lockdown anhält, schauen wir, welche weiteren kleinen Weihnachtsaktionen wir organisieren können.

STRAZE: Aktuell bieten wir den oben erwähnten Take-Away-Mittagstisch an. Außerdem werden wir immer besser in Streaming-Angeboten. Einige der für November geplanten Filmvorführungen plus Gespräche konnten wir über Videokonferenzen realisieren, es wurde ein Ein-Personen-Theaterstück von zu Hause aus übertragen, und in Kooperation mit radio 98eins haben wir eine wunderschöne Show aus dem Saal auf die Beine gestellt, mit Livemusik und Gesprächen mit den Künstler*innen.

Was wünschen ihr euch von den Greifswalder*innen?

Küstenkind: Dass sich alle an die Maßnahmen halten, auf sich, ihre Lieben und alle im Abstand von 1,50m achten, damit dies alles schnell ein Ende hat. Wir möchten aber auch danke sagen an alle lieben Greifswalder*innen, die uns mit ihren warmen Worten motivieren weiterzumachen, mit Ihrem Kauf von Gutscheinen an die Zukunft des Café Küstenkind glauben und ihren Kaffee weiter auch to go bei uns trinken.

STRAZE: Von den Greifswalder*innen wünschen wir uns, dass sie uns die Bude einrennen, sobald wir wieder aufmachen. The show must go on, aber ohne euch ist es nicht dasselbe <3

Das Café Küstenkind hält euch über Facebook und Instagram auf dem Laufenden.
Auch die STRAZE könnt ihr über Facebook, Instagram oder die Website verfolgen. Dort könnt ihr auch den Mittagstisch bestellen.

Auf dem webmoritz. findet ihr außerdem ein Interview mit dem CDFZ und dem Pommerschen Landesmuseum, der Tanzschule D&D und dem Freizeitbad, der Boulderhalle und dem Paintballbunker sowie den Studiclubs Kiste, Club 9 und Geographenkeller.

Beitragsbilder: Lilli Lipka

Adventskalender Fensterchen No. 20: Die unerwartete Empfängnis

Adventskalender Fensterchen No. 20: Die unerwartete Empfängnis

Weihnachtszeit ist Vorfreude und Geheimnistuerei, Nächstenliebe und Besinnung. Sie duftet nach heißem Glühwein, frisch gebackenen Keksen und mühsam gepellten Mandarinen. Der Dezember lebt von kleinen Aufmerksamkeiten und Traditionen, wie den Adventssonntagen mit der Familie, dem mit Süßigkeiten gefüllten Schuh am Nikolausmorgen und dem täglichen Öffnen des Adventskalenders. Weißt du noch, wie du jeden Tag vor Weihnachten aufgeregt aufgestanden bist, um vorfreudig zu deinem Schokoadventskalender zu tappen? Die moritz.medien verstecken das Weihnachtsgefühl hinter 24 Fenstern. Im heutigen Fenster: Die Geschichte eines botanischen Weihnachtswunders.

Coole Musik und noch coolere Frisuren!

“Maria durch ein Dornwald ging, der hat in sieben Jahr’n kein Laub getragen.” Wer auch immer den Text dieses Liedes gedichtet hat, muss sich die Inspiration dafür in den leidvollen Erfahrungsberichten meiner Zimmerpflanzen geholt haben. Ihr Snitches, was hat man euch für den Liedtext geboten, was es bei mir nicht gab? Dünger? Sonnenlicht? Oder gar Wasser?!

Aufmerksame Leser*innen des webmoritz. wussten natürlich auch vorher schon längst, dass Pflanzen (insbesondere Basilikum) in meiner Wohnung keinen leichten Stand haben. Insofern ist es erstaunlich, dass mir ab und zu trotzdem immer noch welche geschenkt werden. Im Frühjahr diesen Jahres zum Beispiel wurde mir mit einem freundlichen Lächeln ein Blumentopf mit drei Hyazinthen überreicht. Tolle Blumen, meine Wohnung hat wochenlang großartig geduftet, was gerade in Anbetracht des – einige von euch erinnern sich vielleicht noch verschwommen daran – kurz darauf beginnenden ersten Lockdowns und der vielen Zeit am Schreibtisch eine der kleinen Freuden war, die die Isolation etwas erträglicher gemacht haben. Zu dieser Zeit war ich sehr um das Wohl dieser Blumen bemüht, sie waren quasi meine Rosen und ich ihr kleiner Prinz auf unserem Planeten der Selbstisolation, meiner Wohnung. Als sich der Lockdown irgendwann doch noch dem Ende zuneigte, verloren aber auch die Blüten der Hyazinthen nach und nach ihre Kraft und ihren Duft und ich damit das Interesse an ihnen. Und so kam es, wie es kommen musste, und auch diese Pflanzen gingen den Weg alles Irdischen. Die Blütenblätter fielen eines nach dem anderen zu Boden, die Stiele wurden braun, vertrockneten und brachen schließlich ab. Übrig blieb ein gelber Umtopf, gefüllt mit vielen welken Blättern, die den eigentlichen Topf im Inneren bedeckten. Die Welt draußen hingegen wurde vorübergehend von ihrem Dornröschenschlaf wachgeküsst, mein Planet wurde wieder zur Wohnung, mein Leben ging relativ normal weiter und der Topf stand etwa ein halbes Jahr lang vollkommen unberührt auf meiner Fensterbank.

Bis vor ein paar Wochen der zweite Lockdown begann und ich plötzlich wieder ungewollt viel Zeit zu Hause verbringen “durfte”. Vom ehrgeizigen Ziel getrieben, all das, was im Haushalt die letzten Monate liegen geblieben war, endlich anzugehen, wollte ich dann auch den traurigen Anblick der toten Blumen beseitigen. Als ich die Blätter in den Mülleimer befördert hatte, fiel mir aber auf, dass die Blumenzwiebeln darunter alles andere als tot aussahen. Aus der mittleren wagte sich sogar bereits ein zarter grüner Spross ans neu entdeckte Tageslicht! Also habe ich ein riskantes operatives Verfahren gewagt: Eine Zwiebeltransplantation. Um der wachsenden Blume all den Platz für eine blühende Entwicklung zu bieten, wurde sie umgepflanzt in den Topf einer Korianderpflanze, die leider viel zu jung bei einem furchtbaren Vertrocknungsunfall (mea culpa) ihre Erde verwaist zurückgelassen hatte. Die neue Zwiebel wurde, dank meines großen chirurgischen Geschicks und wohl auch ein wenig dank der pharmakologischen Unterstützung mit Dünger und Wasser, sofort gut angenommen und gedeiht, unter der strengen Aufsicht meiner zahllosen Gieß-Erinnerungsbenachrichtigungen auf dem Handy, besser als ich es je zu träumen gewagt hätte.

Es weihnachtet sehr.

Durch glückliches Timing bin ich dieses Jahr also ganz unerwartet in den Genuss eines wortwörtlich “wachsenden Adventskalenders” gekommen. Jeden Morgen, wenn ich den Vorhang des Küchenfensters zur Seite ziehe, freue ich mich über die große Entwicklung, die meine kleine Blume in den letzten 24 Stunden gemacht hat. Und inzwischen beginnt sich auch der Duft wieder über meine Wohnung zu verteilen. Genau pünktlich zum neuen harten Lockdown ist meine Rose zurückgekehrt. Bei meiner botanischen Vorgeschichte: Ein echtes Weihnachtswunder!

“Da haben die Dornen Rosen getragen!” – close enough.

Und das Beste: Im gelben Topf warten immer noch die beiden weiteren Blumenzwiebeln auf ihren großen Moment. Also egal was passiert: Bring it on, Lockdown 3 und 4, wir sind bereit.

Titelbild: Julia Schlichtkrull
Beitragsbilder: Philipp Schweikhard

Adventskalender Fensterchen No. 19: selbstgemachter Glögg

Adventskalender Fensterchen No. 19: selbstgemachter Glögg

Weihnachtszeit ist Vorfreude und Geheimnistuerei, Nächstenliebe und Besinnung. Sie duftet nach heißem Glühwein, frisch gebackenen Keksen und mühsam gepellten Mandarinen. Der Dezember lebt von kleinen Aufmerksamkeiten und Traditionen, wie den Adventssonntagen mit der Familie, dem mit Süßigkeiten gefüllten Schuh am Nikolausmorgen und dem täglichen Öffnen des Adventskalenders. Weißt du noch, wie du jeden Tag vor Weihnachten aufgeregt aufgestanden bist, um vorfreudig zu deinem Schokoadventskalender zu tappen? Die moritz.medien verstecken das Weihnachtsgefühl hinter 24 Fenstern. Im heutigen Fenster: der Versuch, selbst Glögg zu machen.

Glögg ist in Greifswald irgendwie das Ding – vor allem auf dem Weihnachtsmarkt macht der skandinavische Glühwein dem deutschen Klassiker immer wieder Konkurrenz. Das Getränk ist auch auf Rotweinbasis und wird mit Gewürzen wie Zimt, Nelken, Ingwer und Kardamom verfeinert und mit Rosinen und Mandeln ergänzt. Aus dem letzten Jahr habe ich Glögg eigentlich ganz gut in Erinnerung, daher wage ich das Experiment, selbst welchen zu kreieren.

Die Rezepte im Internet sind sich mal wieder nicht einig, wie der originale Glögg denn tatsächlich zubereitet wird. Ich entscheide mich für:

  • eine Flasche Rotwein
  • einen ordentlichen Schuss Rum (manchmal wurde auch zu Korn oder Wodka gegriffen)
  • 140 g Zucker
  • einige Scheiben frischen Ingwer
  • Kardamom (in den Rezepten wurden etwa 2 TL von dem Pulver genommen, aber da mich der Geruch etwas abschreckt, beginne ich mit einem Löffelchen)
  • 4 Nelken
  • 2 Zimtstangen
  • knapp 100 g Rosinen
  • Mandeln als Topping

Die Zubereitung ist einfach: Der Rotwein wird mit allen Zutaten (bis auf die Mandeln) erhitzt, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Dann soll die Mischung am besten über Nacht ziehen. Ich bereite allerdings den Glögg am Mittag zu, da abends die digitale webmoritz.-Weihnachtsfeier ist. Daher müssen etwa 6 Stunden Ziehzeit reichen. Die Küche riecht auf jeden Fall schon gut nach Glühwein.

Vorm Servieren erhitze ich die Mischung noch einmal. Ich könnte außerdem alles durch ein Sieb gießen, aber da ich morgen noch etwas von dem hoffentlich leckeren Getränk haben will, lasse ich die Gewürze noch weiter ziehen. Nachdem ich mir eine Tasse eingeschenkt habe, wird das Ganze noch (mehr oder weniger schön) mit Mandeln “dekoriert” – sie gehen eigentlich direkt unter.

Und dann folgt der Geschmackstest: Eigentlich riecht es schon ganz gut, aber irgendeine Note gefällt mir schon jetzt nicht so richtig. Nach einigen Schlucken des doch recht starken Weins, glaube ich zu wissen, wo der Haken ist: Kardamom. Obwohl ich schon halb so viel genommen habe, wie in einigen Rezepten empfohlen wurde (zum Glück!), erinnert mich mein Glögg weniger an den Besuch auf einem schwedischen Weihnachtsmarkt, sondern eher an den Besuch in einer finnischen Sauna. Es schmeckt leicht bitter und hat tatsächlich, vielleicht auch in Kombination mit dem Ingwer, einen Hauch von Saunaufguss. Die Rosinen, die ab und zu durchkommen, süßen zwar angenehm und durch die Mandeln hat man auch gleich noch einen Snack für zwischendurch, aber irgendwie bin ich nicht überzeugt. Vielleicht liegt es auch an den Zimtstangen, die möglicherweise schon länger herumliegen, doch das Getränk könnte für meinen Geschmack auch noch weihnachtlicher und vor allem noch fruchtiger schmecken. Im Gegensatz zum mir bekannten Glühwein wurde dieser Glögg nicht mit einem Saft gestreckt und daher ist die Basis nur aus Wein mit Rum und Zucker. Da greife ich in Zukunft doch lieber zum klassischen oder weißen Glühwein. Oder hat jemand ein besseres Glögg-Rezept?

Titelbild: Julia Schlichtkrull
Beitragsgif: Lilli Lipka

Von Rihanna bis Einstein — Welches Gesicht steckt hinter den Porträts?

Von Rihanna bis Einstein — Welches Gesicht steckt hinter den Porträts?

Rihanna neben Audrey Hepburn. Albert Einstein an einer Wand mit Alicia Keys. Gesichter von internationalen Schauspieler*innen, Models und Musiker*innen in Öl und Acryl auf Leinwand. Seit einigen Wochen können wir diese Kunstwerke im Eingangsbereich der Mensa am Berthold-Beitz-Platz bestaunen. Und hinter den beeindruckenden Gemälden steckt niemand anders als eine 17-jährige Greifswalderin.

Obwohl Laura Saß erst seit zweieinhalb Jahren malt, ist diese Ausstellung in der “Kulturmensa” nicht ihre erste. Zuvor hatte die Schülerin bereits ihre Bilder im “Delight” in der Innenstadt präsentiert, nun wurde sie auf das Kulturprojekt der Mensa aufmerksam, das seit etwa drei Wochen ihre Bilder zur Schau stellt. Aus “purer Langeweile” fing sie an, Gesichter zu malen und aus dem Hobby wurde eine Leidenschaft. Bevor Laura zu ihrer Technik kam, hat sie sich ausprobiert: “Mein Stil hat sich nach und nach entwickelt. Anfangs habe ich oft nur schlichte schwarz/weiß Bilder gemalt. Irgendwann fing ich dann an, etwas Neues zu probieren und fand dann meinen eigenen Stil. Dabei habe ich auch gemerkt, dass sich Acrylfarbe gut für den Hintergrund eignet, da sie sehr schnell trocknet und auch kräftiger wirkt als Ölfarbe. Ölfarbe hingegen eignet sich sehr gut zum Gesichtermalen”. Inzwischen malt Laura hauptsächlich mit Acryl und Öl auf Leinwand.

Gesichter sind das Hauptmotiv von Lauras Bildern. Gesichter von deutschen Rappern, internationalen Musiker*innen, Germany’s Next Topmodels und US-amerikanischen Schauspieler*innen. Vor allem wählt sie dabei Gesichter, die sie inspirieren und ansprechen, aber auch die von Personen des öffentlichen Lebens, die gerade “im Trend sind”. Damit scheint sie den Puls der Zeit zu treffen: Nicht nur in studentischen Gebäuden finden ihre Bilder Anklang, auch in den sozialen Medien wächst ihre Bekanntheit.

Kunst inspiriert und beschäftigt Laura und neue Ideen findet sie über Pinterest und Instagram. Dort teilt sie auch ihre neuesten Werke mit inzwischen über 10.000 Abonnent*innen, die sie und ihre Kunst bewundern. “Ich hätte auch nie gedacht, dass ich mit meiner Kunst mal so viele Menschen erreichen würde. Es ist wirklich ein sehr schönes Gefühl, so viele Menschen hinter mir stehen zu haben, die meine Kunst mögen und mich unterstützen”, sagt Laura. Nicht selten kommt es dabei vor, dass eine der gezeichneten Personen ihr Werk kommentiert. Diese Momente seien immer wieder unbeschreiblich: “Als Michele Morrone kommentiert hat, musste ich zuerst anfangen zu weinen, weil ich mich so gefreut habe. Sowas gibt einem nochmal einen kleinen Push und motiviert, immer weiter zu machen.”

Zur Zeit besucht Laura die 12. Klasse des Jahn-Gymnasiums und plant nach dem Abitur einen Auslandsaufenthalt in Australien mit ihrer besten Freundin. Was danach kommt, ist noch unklar. Fest steht aber: “Viele fragen mich immer, ob ich später Kunst studieren möchte. Dies wird denke ich nicht der Fall sein, weil ich hauptberuflich auch nicht unbedingt Künstlerin werden möchte. Ich liebe das Malen und wenn ich das Malen zu meinem Beruf machen würde, wäre das Ganze auch immer mit sehr viel Druck verbunden und dabei hätte ich Angst, dass diese Leidenschaft und der Spaß dabei irgendwann verloren geht.”

Die Gemälde von Laura Saß sind bis auf Weiteres in der Mensa am Berthold-Beitz-Platz ausgestellt. Ab dem 04. Januar ist die Mensa wieder zugänglich. Auch auf ihrem Instagram-Profil könnt ihr euch einen Eindruck über Laura Saß’ Kunst verschaffen.

Beitragsbilder: Lilli Lipka und Laura Saß

Adventskalender Fensterchen No. 18: Der Versuch eines positiven Jahresrückblicks

Adventskalender Fensterchen No. 18: Der Versuch eines positiven Jahresrückblicks

Weihnachtszeit ist Vorfreude und Geheimnistuerei, Nächstenliebe und Besinnung. Sie duftet nach heißem Glühwein, frisch gebackenen Keksen und mühsam gepellten Mandarinen. Der Dezember lebt von kleinen Aufmerksamkeiten und Traditionen, wie den Adventssonntagen mit der Familie, dem mit Süßigkeiten gefüllten Schuh am Nikolausmorgen und dem täglichen Öffnen des Adventskalenders. Weißt du noch, wie du jeden Tag vor Weihnachten aufgeregt aufgestanden bist, um vorfreudig zu deinem Schokoadventskalender zu tappen? Die moritz.medien verstecken das Weihnachtsgefühl hinter 24 Fenstern. Im heutigen FensterDer Versuch eines positiven Jahresrückblicks

Je häufiger man sich momentan verabschiedet, sich schöne Festtage wünscht und den üblichen weihnachtlichen Abschieds-Smalltalk führt, und das, während uns das Virus immer näher kommt, fällt vor allem im Jahresrückblick auf, dass sich gewisse negative Floskeln etabliert haben. Gratulationen und Wünsche werden immer „trotz der Pandemie“ (oder ausweichender: „trotz der Umstände“) übermittelt und so spüren wir gerade zum Jahresende noch einmal, wie sehr 2020 geprägt von der Angst vor eben diesen Umständen und den damit verbundenen Veränderungen war und ist.

Natürlich ist das alles mehr als verständlich; allerdings wäre es umgekehrt auch schade, das ganze Leben der letzten Monate, fast das ganze Jahr, nur als Einschränkung in Erinnerung zu behalten, denn es haben sich auch unerwartete Chancen ergeben, die nicht nur trotz, sondern auch gerade wegen der Umstellungen entstanden sind. Wir haben daher zum Jahresabschluss hier ein paar unerwartet positive Aspekte der letzten Monate für euch gesammelt:

  • Hey, wer könnte sich noch vorstellen, zu einer 8 Uhr-Vorlesung so aufzustehen, dass man die Dusche, Anziehzeit, das Frühstück und die Strecke dahin noch schaffen würde?! Zwar fehlt der Tapetenwechsel und vor allem natürlich der persönliche Kontakt in den Lehrveranstaltungen; aber die Zeit, die dadurch gespart wird, kann auch viel wert sein.
  • Durch die Umstellung auf noch mehr digitale Kommunikationsmethoden hat sich der Kontakt zu Freund*innen, die sowieso in der Ferne wohnen, teilweise noch verstärkt. Da sich die digitalen Formate noch mehr etabliert haben, hat sich das auf die Beziehungen übertragen, die sonst nur von ein paar Nachrichten oder Telefonaten lebten.
  • Es haben sich dabei gänzlich neue Formate des Zusammenseins etabliert, die man auch in den nächsten Jahren immer noch nutzen kann: digitale Weinabende, Kaffee- und Kuchen-Treffen, hybride Sitzungen mit mehr Flexibilität für alle Teilnehmenden, online Sporttreffen, gemeinsames Arbeiten an Dokumenten aus der Ferne, digitale Spieleabende undundund.
  • Manche Freundschaften haben sich dadurch trotzdem verstärken oder auch erst entwickeln können – und das vielleicht viel intensiver als bei den sonst üblichen Gruppentreffen oder eher zufälligen Begegnungen in der Uni. Wenn man den Kontakt will, muss man sich auch aktiv darum bemühen und Interesse zeigen; durch Spaziergänge oder kleinere Treffen ist man gezwungen, sich wirklich aufeinander zu konzentrieren und mehr miteinander zu sprechen, was doch auch viel mehr bedeuten kann.
  • Auch wenn viele Veranstaltungen oder Praktika so nicht stattfinden konnten, an vielen Unikursen hätte man durch Überschneidungen gar nicht erst teilnehmen können, wenn sie nicht digital und asynchron durchgeführt worden wären. Auch das hätte dann mindestens zusätzlichen Stress, wenn nicht sogar zusätzliche Semester, bedeutet. Außerdem wurden Veranstaltungen, die in Präsenz sonst eine begrenzte Teilnehmendenzahl hatten, zu unserem Glück digital oft ausgeweitet.
  • Und wo wir schon bei aufgezeichneten Lehrveranstaltungen sind: Die Möglichkeit zum Zurückspulen ist bei manchen Themen die Rettung – wie viele Informationen haben die Jahrgänge vor uns in der Hektik der Präsenzvorlesungen wohl schon verpasst? Und für andere Fälle das genaue Gegenteil: Vorlesungen auf 1,5-facher Geschwindigkeit anhören, kommt manchmal doch einfach mehr als gelegen.
  • Insgesamt gibt es in einigen Bereichen auch eine viel höhere Flexibilität. Der Tag kann häufig nach dem eigenen Arbeitsrhythmus geplant werden. Frühstück, Mittagessen und sonstige Mahlzeiten können entspannt auch während der (online) Uni verspeist werden und ja, auch die Flexibilität der Jogginghose sollte an der Stelle nicht in der Aufzählung fehlen.
  • Durch die fehlenden Treffen oder Aktivitäten ist auch mehr Zeit für bereits untergegangene oder bis dato unentdeckte Hobbys und Interessen ermöglicht worden. Dazu gehören etwa Makramee, puzzeln, Sprachen lernen oder malen.
  • Wir wollen es nicht hoffen, aber vielleicht kommt es doch an einigen Stellen auch ganz gelegen, manchen Menschen auch mal nicht über den Weg laufen zu müssen.
  • Über die ganze Zeit in der Wohnung freut sich wenigstens eine Gruppe – die Pflanzen!
  • Social Distancing kann auch eins gebracht haben, nämlich mehr Nähe zu sich selbst. Ob wir wollten oder nicht, man war gezwungenermaßen mehr alleine, mehr mit sich selbst – aber das muss keine Einsamkeit bedeuten. Vielleicht sind dadurch Verhaltens- oder Gedankenmuster wieder deutlicher geworden, die sonst vom Trubel des Alltags und der Geselligkeit überdeckt waren und denen man sich jetzt widmen konnte. Auch wenn das auch unangenehme Sachen sein können, so wissen wir doch mehr über uns selbst, als es sonst möglich gewesen wäre.
  • Man hat teilweise gemerkt, wer oder was wirklich wichtig ist – für einen selbst, aber auch für unsere Gesellschaft. Zu solchen Reflexionen wäre es sonst vielleicht nie gekommen, sie können uns aber auch in Zukunft noch nachhaltig positiv begleiten.

Titelbild: Julia Schlichtkrull

füßelig

Vergesst uns nicht – ein Interview mit der Boulderhalle und dem Paintballbunker

Vergesst uns nicht – ein Interview mit der Boulderhalle und dem Paintballbunker

Wir vermissen es, im Freundeskreis sportlich gegeneinander anzutreten oder miteinander steile Wände zu bezwingen. Wehmütig denken wir daran zurück, wie wir uns aufs Fahrrad geschwungen haben und für ein paar unterhaltsame Stunden miteinander ins Gewerbegebiet geradelt sind, und schätzen umso mehr, was wir hatten. Wir zehren von der Hoffnung, dass nächsten Sommer vielleicht alles wieder so wie “vor Corona” ist. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass viele dieser Sporteinrichtungen zur Zeit um ihre Existenz kämpfen, und sich gegenseitig mit bunten Kugeln zu beschießen oder sich an bunten Griffen empor zu hangeln nach der Coronakrise vielleicht nicht mehr so selbstverständlich sein wird. Wir haben mit der Grips Boulderhalle und dem Paintballbunker gesprochen und gefragt, wie es ihnen in der jetzigen Situation geht.

Die Interviews stammen vom 22. und 24. November 2020.

Wie geht es Ihrer Einrichtung?

Boulderhalle: Wir stehen aktuell kurz vor der Eröffnung. Vom derzeitigen Lockdown wären wir betroffen, hätten wir schon eröffnet, aber diverse, nicht in dem Umfang vorhergesehene, Baumaßnahmen im Bereich Brandschutz haben unseren Eröffnungstermin verzögert. Wir hoffen darauf, die Türen öffnen zu dürfen, wenn der Bau abgeschlossen ist und wir dann nicht von einem weiteren Lockdown getroffen werden.

Paintballbunker: Leider sieht es bei uns nicht besonders gut aus. Da wir jetzt wohl bis mindestens 20.12.2020 (Anm. d. Red.: Stand Ende November) schließen müssen, hatten wir dieses Jahr fast 6 Monate Zwangspause. Wir mussten sogar noch schließen als man bereits mit 10 Leuten Restaurants besuchen durfte. Leider wurden Argumente, dass wir über 1000 m2 für Gruppen von maximal 10 Leuten zur Verfügung hätten, ignoriert und es wurden strikt die Verordnungen des Landes durchgezogen, obwohl man auch Einzelfallentscheidungen hätte treffen können.

Leider zählen weder Paintball noch Lasertag in Deutschland als Sportarten, sodass wir immer in die Rubrik Freizeit gedrückt werden. Nach so langer Zeit konnten wir natürlich Vorräte wie Paintballs oder Getränke auch nicht verkaufen und haben dort auch herbe Verluste gehabt, deshalb sind von unseren 4 Studierenden auch nur noch 2 bei uns. Wir versuchen Ihnen noch ein paar Stunden an Arbeit zu ermöglichen, aber leider fehlt uns dazu einfach das Geld, da für den November immer noch keine Hilfen geflossen sind. Nachdem wir wieder öffnen durften, lief das Geschäft sehr gut und wir haben gehofft, die verlorene Saison wieder etwas aufzuholen, aber diese Hoffnung wurde dann im Oktober zerstört und nun sitzen wir wieder auf einer Lieferung an Paintballs, die für das Ende der Saison gedacht waren. Auch die Hoffnungen, im Dezember mit speziellen Angeboten die Lager zu leeren, sind leider gestorben.

Was ist die derzeit größte Herausforderung?

Boulderhalle: Die Ungewissheit, ob wir eröffnen können, sobald wir fertig sind. Zudem arbeiten wir an unserem Webshop, über den wir Gutscheine, Merchandising-Artikel und Kletterausrüstung verkaufen wollen, um auch mit geschlossenen Türen Einnahmen zu generieren. Wir groß daran das Interesse ist, können wir bislang noch nicht einschätzen – uns gab es ja vor dem Lockdown noch nicht.

Paintballbunker: Es ist im Moment wirklich nur das nackte Überleben. Da wir große Flächen brauchen, die in Greifswald leider nicht günstig sind und die Hilfen auf die Umsätze ausgelegt sind, wird es wirklich schwierig, mit 75 % vom Umsatz der schwachen Monate klar zu kommen, da es leider nur Nebensaison ist.

Was konnten Sie aus dem ersten Lockdown lernen?

Boulderhalle: Wir haben aus den Erfahrungen von anderen Boulderhallen gelernt: So wissen wir, was wir an Hygieneausstattung benötigen. Auch gab es nach dem ersten Lockdown eine Begrenzung der Besuchszahlen, wir haben dafür ein System erworben, mit dem die Auslastung erfasst wird und online gecheckt werden kann, wie viele Menschen gerade da sind. Wenn es nötig sein sollte, können wir technisch auf eine Zeitfenster-Buchung umstellen, um zu garantieren, dass zu einem Zeitpunkt eine begrenzte Zahl von Besucher*innen da ist.

Paintballbunker: Gelernt haben wir, dass es ganz schnell gehen kann, dass alles vorbei ist. Wir haben schon immer gelernt, mit wenig Geld auszukommen, da wir sehr von der Saison abhängig sind, aber das war jetzt die größte Herausforderung in den ganzen 16 Jahren meiner Selbstständigkeit. Ohne Freunde und Familie hätte ich bereits aufgegeben, da uns nur sehr wenige Firmen entgegen gekommen sind. Vermieter- und die meisten Werbefirmen bestehen auf Ihr komplettes Geld.

Welche Unterstützung wünschen Sie sich von der Regierung?

Boulderhalle: Wir haben bereits den ersten Festangestellten, da greift möglicherweise eine Kurzarbeiter-Regelung, wenn es einen Lockdown gibt. Wir Gründer allerdings sind Selbständige, da hoffen wir, nicht durchs Raster zu fallen, sollte es noch einmal ernst werden. Wir hoffen auch, dass die Menschen bald wieder Sport treiben dürfen. Das ist nicht nur für uns wichtig, sondern auch für das körperliche und seelische Gleichgewicht der Menschen.

Paintballbunker: Zu den Soforthilfen mussten wir noch 25.000 € Kredite aufnehmen um überhaupt über die Runden zu kommen und da muss die Regierung ansetzen. Man sollte die einzelnen Sachen genau prüfen und die Gelder fair verteilen und nicht pauschalisieren. Auch für Schäden was die Betriebsmittel angeht muss eine Lösung gefunden werden.

Welche Lockdown-konformen Angebote gibt es bei Ihnen zur Zeit?

Boulderhalle: Wir vertreiben derzeit die ersten Merchandising-Artikel und Boulderausrüstung über den Webshop, bald startet auch der Gutscheinverkauf.

Paintballbunker: Keine, denn wir können keinen Lieferservice anbieten für Minigolf oder Lasertag. Wir dürfen auch unsere Außenbereiche nicht öffnen, was sich wahrscheinlich auch nicht lohnen würde.

Was wünschen Sie sich von den Greifswalder*innen?

Boulderhalle: Wir freuen uns darauf, bald aufzumachen und die vielen Menschen, die uns jetzt schon super Feedback geben, hier begrüßen zu dürfen! Wir können uns eigentlich nicht mehr wünschen, als wir ohnehin schon bekommen: Wir wurden von der tatkräftigen Unterstützung einiger Greifswalder*innen und von denjenigen, die online bereits Sachen bestellt haben, überrascht – dafür sind wir schon jetzt dankbar!

Paintballbunker: Erst mal wünsche ich mir, dass alle Greifswalder*innen gesund durch diese schwere Zeit kommen und sich alle gegenseitig unterstützen. Gutscheine zu kaufen lohnt sich leider nicht wirklich, weil es das ganze Problem nur verschieben würde und dann wird es wohl noch schlimmer. Wir haben einige Angebote bekommen für Hilfen bei der Instandhaltung unserer Anlage, aber die meisten haben selber genug zu tun in dieser Zeit. Schön wäre es, wenn wir einfach nur unterstützt werden mit Werbung – auch online, dass man mal einen Beitrag teilt. Wir bitten auch um Verständnis, wenn wir unsere Preise anheben müssen, das haben wir bisher nicht getan aber werden wohl nicht drum rum kommen.

Wir danken Euch für ein offenes Ohr. Auch wenn es viel Gejammer ist, denke ich, dass wir viel aus der Zeit lernen können und die Menschen noch mehr zusammen halten! Bleibt schön gesund und man TRIFFT sich dann im neuen Jahr.

Die Grips Boulderhalle bringt euch über Facebook, Instagram und ihre Website auf den neuesten Stand.
Auch den Paintballbunker findet ihr auf Facebook, Instagram und ihrer Website.

Auf dem webmoritz. findet ihr außerdem ein Interview mit dem CDFZ und dem Pommerschen Landesmuseum, der Tanzschule D&D und dem Freizeitbad sowie den Studiclubs Kiste, Club 9 und Geographenkeller.

Beitragsbilder:  Markus Spiske und roya ann miller auf Unsplash