Click A Tree – Klick dir einen Baum

Click A Tree – Klick dir einen Baum

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Sieben Mal die Fläche Berlins. So viel Tropenwald ist allein im Monat März weltweit verschwunden. Bereits in den letzten Jahren hat die Fläche an gerodeten Wäldern immer mehr zugenommen, und die Corona-Pandemie zeigt, wie brüchig internationale Schutzmaßnahmen noch immer sind. Laut WWF sind in diesem März 150 Prozent mehr Wälder verloren gegangen als in den Vorjahren. Polizei und andere staatliche Kontrollorgane haben ihre Arbeit in großen Teilen ins Home Office verlegt und öffnen so die Türen für illegale Rodungen, um an die wertvollen Rohstoffe zu gelangen. Ganze Gemeinden haben durch stillstehenden Handel kurz- oder langfristig ihre Lebensgrundlage verloren und nutzen die Wälder nun vermehrt als Brennholzressource und Einkommensquelle.

Kleine landwirtschaftliche Betriebe anzuprangern und zu verurteilen nützt aber niemandem etwas, schon gar nicht der Umwelt. Eine Lawine, die ins Rollen gekommen ist, verschwindet nicht einfach durch Worte. Wirklich aufgehalten werden kann sie nur durch größere Maßnahmen, die müssen aber staatlich und im besten Fall global erfolgen. Das ist aber längst kein Grund, sich einfach über­rollen zu lassen. Denn wenn die Lawine erst einmal zum Erliegen gekommen ist, können wir alle etwas dazu beitragen, den Schaden zu verringern – und wenn auch nur mithilfe einer kleinen Schaufel.

Click A Tree will einen Anfang machen. Sozusagen ein paar Schaufeln verteilen, um das Schneechaos zu beseitigen. Natürlich kann das Unternehmen alleine nicht die Welt retten oder ganze Konsum-, Import- und Wirtschaftsbedingungen ändern. Aber das Team von Click A Tree schafft trotzdem eine bedeutende Veränderung, an der jede*r von uns mit­wirken kann. Ihr Konzept fußt dafür auf drei zentralen Zielen: Den Tieren wieder einen Lebensraum schaffen, mit dem gepflanzten Wald dem Klimawandel entgegenwirken und durch faire Bezahlung lokalen Gemeinden nachhaltig sowohl Arbeitsplätze als auch Einkommen sichern.

Wer die Website besucht, findet derzeit nicht nur wissenswerte Informationen rund um den Klimawandel oder die Wichtigkeit von Bäumen vor, sondern auch die drei zentralen Projekte von Click A Tree, die Nutzer*innen durch finanzielle Unterstützung sponsern können. Wie viel ein Baum kostet, variiert je nach Baumart, Region oder Pflegebedarf, die anfallenden Kosten sind dabei Durchschnittspreise des jeweiligen Zwecks. Denn Click A Tree will nicht Bäume pflanzen, die nur einige Jahre Bestand haben. Vorrangiges Ziel ist Nachhaltigkeit. Das Projekt Trees for the Seas ist für die Pflanzung von Mangrovenbäumen in Madagaskar und Indonesien zuständig und hilft zu­sätzlich dabei, die Ozeane von Plastik zu befreien. Trees for Tuskers schafft mithilfe von Akazien, Feigenbäumen oder Bananenstauden Lebensräume für Elefanten in Afrika und Asien. Die Gelder werden dabei nicht nur für das Pflanzen der Wälder genutzt, sondern auch für den Erhalt in den ersten kritischen Jahren im Wachstum eines Baumes. In diesen sterben je nach Region und vor­herrschenden Bedingungen 5-20 Prozent der Bäume, sie werden aber von Click A Tree ohne Mehrkosten für Nutzer*innen neu gepflanzt. Denn ein gekaufter Baum heißt ein überlebender Baum.

Auch im Personalbereich setzt das Unternehmen auf Nachhaltigkeit. Wichtig ist dabei, dass Arbeitskräfte nicht nur fair bezahlt werden, sondern auch aus der Region stammen. So wird lang­fristig die lokale Wirtschaft gestärkt und die ansässige Bevölkerung soll durch die stärkere Bindung zu den Bäumen auch ein größeres Verantwortungsgefühl für den Erhalt der Wälder aufbauen. Das dritte Projekt Trees for Entreepreneuers unterstützt zusätzlich eine Unternehmerschule in Zentralghana. Den jungen Menschen, die hier einen Zugang zu Bildung erhalten, werden Studium und Lehre durch ihre Arbeit auf der Plantage finanziert. Die Wälder hier in Ghana werden so angelegt, dass sie dem Prinzip der syntropischen Landwirtschaft folgen: Nutzbare und nicht nutz­bare Bäume werden dabei nicht einzeln sondern nebeneinander gepflanzt, sodass die Obstbäume der Plantagen direkt vom nährstoffreicheren Boden des Waldes profitieren können. Das Gras, das zwischen den Bäumen wächst, bietet zudem eine Futtergrundlage für die Viehhaltung, sodass in den Wäldern auch Kühe, Hasen und Hühner frei leben können und mit ihrem Kot wiederum zum Nähr­stoffgehalt des Bodens beitragen.

Die benötigten Gelder für einen Baum reichen von neun bis 22 Euro für sämtliche notwendige Arbeits­schritte von der Bürokratie bis hin zur jahrelangen Pflege der Bäume. Einen ersten kostenlosen Baum erhalten Nutzer*innen, wenn sie den Newsletter der Website abonnieren. Aber auch ohne wirklichen Mehraufwand ist es möglich, Click A Tree zu unterstützen, zum Beispiel wenn ein Urlaub ansteht. B’n’Tree finanziert sich allein durch die Kooperation mit Reiseanbietern. Wer seinen Urlaub ohnehin über Booking.com, tripadvisor, Expedia und co. buchen will, kann die jeweilige Website einfach über B’n’Tree aufrufen. Für diese Weiterleitung wird Click A Tree von den jeweiligen Reiseunternehmen finanziell entlohnt. Die Nutzer*innen selbst bekommen davon gar nichts mit – bis auf den kleinen Umweg über die B’n’Tree-Seite.

Die Idee ist natürlich nicht komplett neu. Ecosia und andere grüne Suchmaschinen haben wir euch bereits in der Vergangenheit vorgestellt. Andere Unternehmen wachsen derzeit noch wie kleine neue Bäume aus dem Boden – so zum Beispiel die Biermarke Baumkrone aus Konstanz, mit der auch Click A Tree zusammenarbeitet, und die für jedes verkaufte Bier einen Baum pflanzen lässt. Der dabei entstehende Nutzen mag vielleicht klein erscheinen im Kampf gegen eine Lawine wie den Klimawandel. Aber auch die kleinste Schaufel ist eben doch eine Schaufel.

Beitragsbilder: Click A Tree
Banner: Jonathan Dehn

Virtuelle Wasserfußabdrücke

Virtuelle Wasserfußabdrücke

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Ohne Wasser kein Leben. Von 1,386 Milliarden km³ Wasser auf der Erde sind nur 0,3 – 0,4% potentiell als Trinkwasser verfügbar. Menschen in den verhältnismäßig reichen Industrieländern, wie Deutschland, haben eine besondere Verantwortung, sich aus wissenschaftlicher und ethischer Perspektive mit der Nutzung von Wasserreserven auseinanderzusetzen.

Als virtuelles Wasser wird all jenes Wasser bezeichnet, welches zur Herstellung von Produkten, Waren oder sogar zur Ermöglichung von Dienstleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette aufgewendet wird. „Virtuell“ erscheint zunächst ein wenig irreführend, denn es geht um real genutztes Wasser, das sich allerdings für Konsument*innen unsichtbar hinter einem Produkt, einer Ware oder einer Dienstleistung verbirgt.

Der Wasserfußabdruck (WFA), beschreibt die Menge an Wasser, die für die Herstellung von Produkten oder die Erbringung von Dienstleistungen zur Verfügung stehen muss, dabei verbraucht, verschmutzt wird oder verdunstet. Bei Brot und Getreide liegt diese Wassermenge bei ca. 1.300 l/kg, bei Rindfleisch schon bei 15.000 l/kg. Der WFA kann für eine Person, ein Land oder ein Unternehmen bestimmt werden, ebenso wie für unterschiedliche Bezugszeiträume wie einen Tag oder ein Jahr. Mit dem internationalen Import und dem Export von Produkten ist immer auch der Import und Export von virtuellem Wasser verbunden. Dementsprechend entfällt der Teil des WFA, der im Inland produziert wird, auf das Inland. Mit dem Import von Produkten wird ein Teil des WFA in den Exportländern hinterlassen. Deutschland hat mit ca. 4000 l pro Kopf und Tag einen überdurchschnittlich hohen WFA. In Deutschland – und dank der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in der EU – gibt es zwar gute Nutzungsregelungen zum Schutz von Wasserkörpern und Ökosystemen, der Wasserverbrauch in der Produktion deutscher Importprodukte außerhalb der EU bleibt aber problematisch. Den höchsten WFA Deutschlands unter den landwirtschaftlichen Produkten verursachen laut WWF (2009) in absteigender Reihenfolge der Import von Kaffee, Kakao, Ölsaaten, Baumwolle, Schweinefleisch, Sojabohnen, Rindfleisch, Milch, Nüssen und Sonnenblumen.

Umweltauswirkungen

Brasilien ist eines der Länder, in denen Deutschland seinen größten externen Wasserfußabdruck hinterlässt, weil dort beispielsweise Soja und Kaffee gut angebaut werden können. 40 Prozent des in Brasilien produzierten Sojas importiert allein die EU als Tierfutter für die wachsende Fleischproduktion und für Weideflächen und den Sojaanbau werden jährlich ca. 1,4 Millionen Hektar Amazonas-Regenwald gerodet. Die starke Übernutzung der natürlichen Wasserressourcen und der Eintrag von Abwässern aus Landwirtschaft und Fischerei hat im wasserreichen Land Brasilien bereits zu großer Wasserverschmutzung, Trinkwasserengpässen und der Ausbreitung durch Wasser übertragbarer Krankheiten geführt. Für einen Ertrag von 125 ml Bohnenkaffee müssen in der Produktion 140 Liter Wasser aufgewandt werden.

Baumwolle wird neben China, den USA, Indien, Pakistan und Usbekistan beispielsweise in der Türkei angebaut, wo durch den exzessiven Einsatz von Insektiziden und Pestiziden Gewässer stark verschmutzt werden und durch ineffiziente Bewässerungsmethoden, wie Überflutung der Felder, viel Wasser unnötig verloren geht. 2006 konnten so infolge heftiger Dürreperioden und nicht ausreichender Wassermengen nur 86% der zu bewässernden Landwirtschaftsflächen tatsächlich bewässert werden. In der Türkei ist die Einhaltung der WRRL nicht notwendigerweise gesichert, z.B. wird ein großer Teil des Nutzwassers dem Grundwasser illegal entnommen und städtische Abwasser, ebenso wie Pestizide und Düngemittel aus der Landwirtschaft gelangen ungeklärt in Flüsse und Seen. Auch in Usbekistan wurden für den Baumwollanbau die beiden Zuflüsse zum Aralsee so übernutzt, dass immer weniger Wasser den See erreichte und er innerhalb der letzten 40 Jahre (Stand 2009) um 85% schrumpfte, was unter anderem zu Versalzungsprozessen führte – der Aralsee ist hierfür aber nicht das einzige regionale Beispiel. In Indien wird von Baumwoll-Farmer*innen jährlich eine Wassermenge von 250 km³ zur Feldbewässerung entnommen, obwohl durch Regen nur ca. 150 km³ nachgeliefert werden. Die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung und die Funktionalität von Ökosystemen wie Flussauen und Seen für die Zukunft sind dadurch ungewiss. Auch fallen 54 % von Indiens Pestizidverbrauch auf den Anbau von Baumwolle, obwohl die Anbauflächen nur 5% der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche Indiens beanspruchen.

In Spanien wird trotz sehr ariden Klimas ein Großteil der Obst- und Gemüseproduktion für den europäischen Markt angebaut. Etwa drei Viertel des gesamten jährlichen Wasserverbrauchs Spaniens sind durch Bewässerung in der Landwirtschaft bedingt. Aufgrund teils veralteter und verschwenderischer Bewässerungsmethoden wie der Feldüberflutung liegen die Wasserbedürfnisse der Landwirtschaft beispielsweise in Andalusien vier- bis fünfmal über der durch Regenfälle erneuerten Wassermenge. Die Ressourcenübernutzung wird hier auch durch die Politik gestützt, indem Wasserpreise extrem subventioniert werden, sodass die Wasserpreise für Farmer*innen nicht die realen Preise abbilden. Dazu kommt, dass Farmer*innen Wasser vielfach durch illegale Brunnen entnehmen und dies nicht effektiv rechtlich verfolgt wird. Das hat in Andalusien bereits zu starken Grundwasserdefiziten und einer Versalzung der Grundwasserkörper geführt. 

Forschung mit dem WFA hat gezeigt, dass durch den weltweiten Handel mit virtuellem Wasser, der durch In- oder Exporte von Produkten indirekt betrieben wird, bestehende globale Machtstrukturen manifestiert werden. Für die Politik bedeutet das: wo wir einen Fußabdruck hinterlassen, egal welcher Art, verändern wir natürliche Kreisläufe und Lebensrealitäten betroffener Menschen und daraus geht eine besondere Verantwortung hervor, die im Falle des WFA in einigen Ländern bedeutend größer, in anderen vielleicht geringer ausfällt. Wir sollten uns dieser Verantwortung annehmen und uns für eine nachhaltige Entnahme und schonende Beeinträchtigung der Ressource Wasser für unseren Verbrauch einsetzen, ebenso wie den Schutz der betroffenen Lebewesen und Ökosysteme, unabhängig davon, ob sie sich auf einem Territorium befinden, das wir als „unseres“ bezeichnen.

Vom Fußabdruck lernen

Wasserentnahmestrategien und Bewässerungsmethoden, genauso wie die Qualität der Wasserleitungen unterscheiden sich zwischen Ländern und Regionen stark und deshalb können mithilfe der Konzepte WFA und virtuelles Wasser kaum pauschale Aussagen getroffen werden. Es ist aber durchaus möglich, den eigenen Konsum ins Verhältnis zu setzen, grundlegende Tendenzen zu identifizieren und Sensibilität zu schaffen. Das ist sowohl für die Handels- und Entwicklungspolitik im größeren Rahmen als auch für den einzelnen Verbraucher von Bedeutung. So wissen wir nun, dass die Herstellung einer Jeans 11.000 Liter Wasser beansprucht, stehen ihrem gesamten Herstellungsprozess ein wenig ehrfürchtiger gegenüber, können auf den trendbedingten saisonalen Erneuerungswahn mit informierter Distanz blicken und uns sagen „ich brauche diese neue Hose nicht“. Oder wir verstehen, dass viele Tierprodukte sehr viel wasser- und verschmutzungsintensiver sind als viele pflanzliche Äquivalente und entschließen uns doch mal, der Reduktion unseres Fleischkonsums eine Chance zu geben. Und wir können uns noch bewusster zum Kauf von regionalem Obst und Gemüse entschließen, da wir wissen, dass Produkte aus dem Mittelmeerraum oder Nordafrika nur in Ausnahmefällen mit effizienten Bewässerungsmaßnahmen angebaut werden.

Beitragsbild: Mukesh Sharma auf Unsplash
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Der Artikel von Roxane Bradaczek erschien im moritz.magazin mm141.

Sammeln statt Kaufen

Sammeln statt Kaufen

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Es ist Mai. Bärlauch, Waldmeister und ebenso die ersten Holunderblüten sprießen und gedeihen zu dieser Jahreszeit. Um sich ein leckeres Pesto, eine erfrischende Brause oder einen wohltuenden Sirup aus ihnen herstellen zu können, muss man jedoch erst einmal an sie herankommen. Warum nicht einfach mal in die Natur losziehen und die Pflanzen sammeln gehen, anstatt wie üblich im Supermarkt dafür zu bezahlen?

Dafür muss man zunächst einmal wissen, wo Bärlauch und Co überhaupt wachsen. Zum Glück schafft die Internetseite mundraub.org für alle Unwissenden unter uns Abhilfe! Auf einer interaktiven Karte der Plattform kann man einsehen, an welchen Stellen sich öffentliche Nutzpflanzen befinden, welche im Gegensatz zu Pflanzen auf privaten Grundstücken von jedermann abgeerntet werden dürfen. Wenn diese Orte zur richtigen Jahreszeit aufgesucht werden, steht dem Sammeln nichts mehr im Wege.

Meist muss man sich dafür nicht einmal weit von seinem eigenen Zuhause entfernen, denn der nächste Obstbaum steht wahrscheinlich nur ein paar Straßen weiter. Schnell wird man sich bei dem Gedanken ertappen, warum einem das eigentlich nicht schon viel früher aufgefallen ist.

Nahrung selbst zu sammeln, freut übrigens nicht nur den Geldbeutel, sondern verhindert auch Ressourcen zu verschwenden. Am Ende hat niemand etwas davon, wenn Fallobst ungenutzt auf dem Boden vergammelt. Über unnötige Plastikverpackungen muss man sich beim Sammeln übrigens auch nicht ärgern und ganz nebenbei lernt man, seine Umgebung mit anderen Augen zu sehen.

So kommt es schon einmal vor, dass man selbst weiß, wo sich eine gute Stelle zum Sammeln befindet. Dieser Fundort kann dann ebenfalls in die interaktive Karte eintragen werden und wird so für andere mundräuber*innen sichtbar. Vorher muss man sich allerdings vergewissern, dass die Pflanze wirklich auf öffentlichem Grund steht und im Zweifelsfall die untere Naturschutzbehörde, das Grünflächenamt oder die Straßenverkehrsbehörde danach befragen. Ebenfalls Vorsicht geboten ist bei der gesammelten Ware selbst. Stets ist sicherzustellen, keine falschen und eventuell giftigen Lebensmittel zu sammeln.

Und nun? Werft einen Blick in den Erntekalender von mundraub.org, schnappt euch Körbe, Schüsseln, Beutel und sammelt, was das Zeug hält!

Bis die richtige Pilzsaison beginnt, dauert es zwar noch ein wenig, mit diesem Artikel könnt ihr euch allerdings schon mal auf das Pilze sammeln einstimmen.

Beitragsbild: Pascal Debrunner auf Unsplash
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Late night shopping

Late night shopping

Die Redakteur*innen der moritz.medien haben sich schon immer einen Kopf um unsere Umwelt gemacht und darüber berichtet. In unserer neuen Kolumne erzählen wir euch, was wir über das Thema Nachhaltigkeit denken und geben euch viele hilfreiche Tipps, um euer Leben (noch) nachhaltiger zu gestalten.

Ein Gastbeitrag von “Curry”

Junge Menschen begehen jede Woche Einbruch um „Müll“ zu klauen. Eine Studentin kocht im November Marmelade aus peruanischen Blaubeeren. Mitten in Greifswald kann man meterweit durch einen Berg an genießbaren Brötchen, Kuchen und Brot stapfen.

Klingt irgendwie abgedroschen? Ist aber alles Alltag für uns und hängt mit einem Thema zusammen: Bestimmt habt ihr schon mal von der Lebensmittelverschwendung in den Industrieländern gehört. Falls nicht, hier ein paar Zahlen: Jährlich werden allein in Deutschland 222 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen.  Die Landwirtschaft produziert weltweit so viel Essen, dass jede*r Erdenbürger*in mit 4600 Kilokalorien pro Tag versorgt werden könnte, das heißt mit den produzierten Lebensmitteln könnte man 12 Milliarden Menschen ernähren.

Und das im Jahr 2019, dem Jahr in dem auch dem*der letzten klar geworden sein sollte, dass unsere Erde sich in einer katastrophalen Lage befindet. In einer Zeit, in der wir uns ernsthafte Sorgen machen müssen, ob die Ressourcen auf der Erde für die steigende Weltbevölkerung ausreichen. Wir suchen nach Lösungen, um Emissionen und Energie einzusparen, während Lebensmittel um den ganzen Erdball geflogen, verschifft, mit LKWs gefahren werden, um dann in riesigen Tonnen hinter Supermärkten im Müll zu landen.

Die Welthungerhilfe formuliert das so: „Auch wenn niemand auf die Idee käme ein Drittel seines Wocheneinkaufs direkt in den Müll zu verfrachten -statistisch betrachtet landet genau diese Menge ungenutzt in der Tonne. Gleichzeitig hungern 821,6 Millionen Menschen.“

Kurz: es ist einfach Wahnsinn!

Viele Menschen, die in Greifswald leben, wissen, was nach Ladenschluss mit den Lebensmitteln passiert, deren Mindesthaltbarkeitsdatum (aufgepasst: nicht Ablaufdatum) vorüber ist und gehen „containern“: Sie holen das Essen wieder aus der Tonne. Das ist weder unhygienisch, denn dank unserer Verpackungsindustrie ist ein Großteil der Sachen in Plastik eingeschweißt, noch tun sie es aus Bedürftigkeit. Containern ist ein Statement gegen Foodwasting und doch geschieht es nachts im Verborgenen, denn wenn man erwischt wird, drohen Geldstrafen.  

Falls ihr schon mal vom Containern gehört, aber noch keine richtige Vorstellung davon habt: Es geht nicht um ein bisschen Obst und Gemüse mit braunen Stellen, was nicht mehr verkauft werden kann. Es geht um Mengen, die ganze Haushalte ernähren können. Wir wohnen in einer 4er-WG und 80-90 % unseres Essens hat schon mal eine Tonne von innen gesehen.

Vor Kurzem wurden in Bayern zwei Studentinnen erwischt und zu je 225€ Geldstrafe und Sozialstunden bei der Tafel verurteilt. Ist es Ironie, fürs Lebensmittelretten mit Sozialstunden bestraft zu werden, bei einer Einrichtung dessen Aufgabe genau das ist? Die beiden Studentinnen ziehen jetzt vor das Bundesverfassungsgericht um sich dafür einzusetzen, dass weniger Essen im Abfall landet. Sie fordern, wie auch das Bündnis Lebensmittelrettung, ein Wegwerfverbot.

Beispiele zeigen, dass es auch anders geht: In Frankreich müssen restliche Lebensmittel an wohltätige Einrichtungen gespendet oder zu Tierfutter oder Düngemittel verarbeitet werden. In Berlin, Hamburg und anderen Großstädten gibt es Supermärkte, die Läden Nahrungsmittel abkaufen und sie dann an Kunden weiterverkaufen. Foodsharing rettet Lebensmittel und verteilt sie kostenlos.

Klar, es ist einfacher für die Supermärkte alles in eine Tonne zu hauen, als sich um die Weiterverwertung zu kümmern. Aber was ist so schwer daran Containern zu legalisieren? Warum umzäunen Supermärkte die Tonnen mit meterhohen Zäunen mit Stacheldraht anstatt sie frei zugänglich zu machen?

Natürlich steht dagegen das Argument der Läden, es sich nicht leisten zu können, so viele Güter „gratis“ abzugeben. Auf der anderen Seite kann man aber durchaus in Frage stellen, ob wir es uns angesichts der Situation, in der sich unsere Erde befindet, als Weltbevölkerung leisten können so viele aufwendig produzierte Nahrungsmittel wegzuwerfen. Sollten sich da nicht die Regierung, Stadtverwaltungen und Filialleitungen zusammensetzten und sich kreative Lösungen überlegen, wie man Lebensmittel retten kann ohne die Existenz des Einzelhandels zu gefährden? Öffentliche Kühlschränke, Orte zu denen Supermärkte die Ware hinbringen können, deren MHD abgelaufen ist, Kooperationen zwischen Supermärkten, der Stadt und gemeinnützigen Organisationen und eine Legalisierung des Containerns sind nur einige Vorschläge, die dazu beitragen würden, die Lebensmittelverschwendung einzudämmen.

Der Wille der Bürger*innen ist da, es fehlt an der notwendigen Erlaubnis!

Beitragsbild: Foto von Patricia Valério auf Unsplash
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advents.kalender 2019: 16. Türchen – Nachhaltiger Weihnachtsbaum?

advents.kalender 2019: 16. Türchen – Nachhaltiger Weihnachtsbaum?

Es weihnachtet sehr, auch in Greifswald – und besonders bei den moritz.medien. Mit dem advents.kalender geben wir Euch weihnachtliche Tipps, Tricks, Erfahrungsberichte, Rezepte uvm. für die Adventszeit. Öffnet jeden Tag ein Beitrags-“Türchen”! Im heutigen Türchen: Wie nachhaltig ist der Weihnachtsbaum?

Die Weihnachtszeit besteht aus vielen traditionellen Bräuchen. In meiner Familie wird beispielsweise immer am Morgen des 24. Dezembers der Weihnachtsbaum geschmückt und die Vorfreude auf die Festlichkeiten geschürt. Doch – so schön es auch ist – in der heutigen Zeit ist es wichtig, einige Traditionen zu überdenken. Denn Weihnachtsbäume sind kein besonders nachhaltiges Dekorationselement. Der immergrüne Tannenbaum galt einst als Zeichen für Leben, Fruchtbarkeit und Lebenskraft in der kargen Winterzeit. Diese Bedeutung scheint in den meisten Köpfen verloren gegangen zu sein und der übermäßige Konsum von Weihnachtsbäumen hat heute eher das Gegenteil zur Folge.

Inzwischen werden jedes Jahr rund 30 Millionen Weihnachtsbäume allein in Deutschland verkauft. Bis zu zwölf Jahre wachsen die Bäume heran, eigens mit dem Ziel, später ein Weihnachtsbaum zu sein. Das Wachstum der Bäume wirkt sich zwar positiv auf die CO2-Bilanz aus; die Monokultur, in der die Bäume jedoch gezogen werden, rauben anderen Pflanzen und Tieren den Lebensraum. Zusätzlich werden die Wälder mit Pestiziden behandelt und mit chemischen Nährlösungen versorgt, um das Grün der Nadeln zu intensivieren und das Wachstum zu beschleunigen. Diese Mittel landen zunächst im Waldboden und in den Gewässern; später atmen wir sie im Wohnzimmer ein.

Viele der Bäume werden außerdem schon im Herbst geschlagen, in Kühlhäusern gelagert und haben zusätzlich oftmals einen langen Transportweg hinter sich. Die meisten Weihnachtsbäume stammen zwar aus Deutschland, aber auch aus beispielsweise skandinavischen Ländern beziehen wir diese Pflanzen. Anschließend stehen sie oftmals nur einige Tage in den deutschen Haushältern und werden dann, sobald die ersten Nadeln fallen, entsorgt. Nicht oft werden die Bäume kompostiert, sondern häufig enden sie in Müllverbrennungsanlagen.

Doch der Weihnachtsbaum ist eine fest verankerte Tradition, ohne die sich die meisten Menschen kein Weihnachten vorstellen können. Was kann man also tun, um diesen Brauch so nachhaltig wie möglich zu gestalten?

Wenn ihr auf einen echten Baum nicht verzichten aber der Umwelt trotzdem einen Gefallen tun wollt, dann kauft einen unbehandelten Bio-Baum. Erkennbar sind diese an Siegeln von beispielsweise FSC, Naturland, Bioland oder Demeter. Der IKEA in Rostock bietet beispielsweise biologisch angebaute Weihnachtsbäume an. In Greifswald und Umgebung zwar eher schwierig, aber wichtig ist auch darauf zu achten, dass der Baum aus der Region stammt.

Das Netz, in dem der Baum eingewickelt und transportiert wird, besteht oft aus Plastik. Bringt doch alternativ eigene Schnüre und Kordeln mit, um an dieser Stelle auf Plastik zu verzichten.

Vielleicht findet ihr auch eine Möglichkeit, den Baum weiterzuverwenden. Zoos und Tierparks nehmen Bio-Bäume gerne als Spiel- und Knabberzeug an. Der getrocknete Baumstamm eignet sich aber ebenfalls gut als Feuerholz.

Neben dem Bio-Baum gibt viele weitere Alternativen zum „Einwegweihnachtsbaum“.

Beispielsweise gibt es Bäume im Topf zu kaufen, die nach der Weihnachtszeit eingepflanzt werden können. Mit Geschick und einem grünen Daumen hättet ihr dann noch Jahre etwas von eurem Weihnachten.

Auch gibt es inzwischen die Möglichkeit, Weihnachtsbäume zu mieten. Die Geschäfte bieten in dem Zusammenhang sogar oft Lieferung und Abholung an – ihr spart euch also sogar einigen Stress.

Man kann den Weihnachtsbaum auch zu einem Weihnachtsstrauch umwandeln. Beim nächsten Waldspaziergang findet ihr mit ein wenig Aufmerksamkeit bestimmt ein paar schöne Zweige, die sich in einer Vase lange halten und trotzdem schön dekorieren lassen. Ein weiterer Vorteil: Man spart sehr viel Platz.

Eine viel diskutierte Variante ist der künstliche Weihnachtsbaum. Inzwischen gibt es schon viele Stücke, die sehr an einen echten Baum herankommen. Außerdem könnt ihr so auf die jährlich wiederkehrende Suche nach dem „perfekten“ Weihnachtsbaum verzichten, spart auf lange Sicht sogar Geld und habt jahrzehntelang Freude daran. Idealerweise wählt ihr einen Kunstbaum, der nicht gerade aus China importiert ist. Zu beachten ist außerdem, dass er aus recycelten oder umweltfreundlichen Materialien besteht, denn ansonsten handelt es sich wieder um einen unnachhaltigen Haufen Plastik – und ob das dann umweltfreundlicher ist als ein echter Baum, steht zur Diskussion. Vielleicht findet ihr sogar nach dem nächsten Weihnachtsfest einen gebrauchten und günstigen Kunstbaum auf eBay?

Mit etwas Geschick und Kreativität könnt ihr auch einfach selbst einen Christbaum basteln. Lasst eurer Kreativität freien Lauf oder inspiriert euch online. Es gibt wunderschöne, witzige und einzigartige kreative Ideen, wie man einen Weihnachtsbaum mal anders gestalten und dem alten Brauch einen neuen Schliff geben kann. In meiner WG schmücken wir zum Beispiel jedes Jahr unseren Kaktus. Und das Beste daran ist: So eine Weihnachtsbaumalternative nadelt nicht.

Also, vielleicht könnt ihr ja dieses Jahr überlegen, wie und ob ihr das Weihnachtsfest nachhaltiger gestalten könnt. Bei mir zuhause wird das sicherlich für einige Diskussionen sorgen und auch mir fällt es nicht leicht, mit diesem schönen Brauch zu brechen. Aber ich versuche daran zu denken: Der Weihnachtsbaum war mit seiner grünen Farbe mal das Symbol für Leben.

Bilder: unsplash
Beitragsbild: Till Junker
bearbeitet von: Anne Frieda Müller

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