Unruhe an der Uni – Liveticker von der Demo gegen Prof. Ralph Weber und rechtes Gedankengut an der Universität Greifswald

Unruhe an der Uni – Liveticker von der Demo gegen Prof. Ralph Weber und rechtes Gedankengut an der Universität Greifswald

Heute ab 11 Uhr findet vor dem alten Audimax (Rubenowstraße 1) eine Demonstration gegen die Rückkehr des Rechtsprofessors Ralph Weber an unsere Universität statt. Organisiert wird die Demo von dem Kollektiv Uni ohne Nazis in Zusammenarbeit mit den Gruppen Unteilbar MV und Greifswald für alle. Es wird mit mehreren hundert Anwesenden gerechnet. Auch der webmoritz. ist für euch live mit dabei.

11 Uhr

Die Rubenowstraße ist schon gut gefüllt. Der AStA fordert die Demonstrierenden auf, auf die Straße zu gehen, anstatt den Gehweg zu nutzen. Die Wege müssen für die Passant*innen freigelassen werden. Auf dem Bürgersteig steht außerdem viel Polizei.

Es werden weitere Sicherheitshinweise durchgegeben: Abstand halten, Masken auf, keine Fahrräder auf der Demo.

Für die, die ihre Masken vergessen werden, gibt es hinten am Tisch auch welche.

Nach ein bisschen Musik geht es gleich weiter.

11:15 Uhr

Die Zahl der Anwesenden wird gerade auf über 200 Personen geschätzt. Gerade passiert allerdings noch nicht viel, wir warten ab.

11:30 Uhr

Langsam verteilen sich die Demonstrierenden auf der Straße. Es muss Platz gemacht werden, da noch mehr Menschen aus Richtung Rubenowplatz nachkommen.

Von Unteilbar MV werden orangene Plakate verteilt, die gefaltet werden können und Krach machen.

11:35 Uhr

Jetzt geht es los! Musik geht an und es wird applaudiert. Leider können wir gerade nicht verstehen, was gesagt wird.

11:40 Uhr

Inzwischen wird nur Musik gespielt und ab und zu mit den Papierklatschen in einem sehr unrhythmischen Takt geklatscht.

11:50 Uhr

Die Musik wurde soeben wieder ausgestellt. Derweil kommt eine Ansage, dass „rechtes Gedankengut und Leute wie Ralph Weber keinen Platz an unserer Uni haben. Wir sind vielfältig und bunt und das feiern wir in ganzer Lautstärke.“ Angeblich haben sich unter die Demonstrierenden auch Burschenschaftler gemischt.

Prof. Ralph Weber befindet sich währenddessenauf dem Weg zur Vorlesung.

Es wurden knapp 800 Teilnehmende gezählt. Jedoch kommen noch viele weitere Personen hinzu.

Es folgt die Ansage, dass auch „die Burschis, die ihr euch unter uns gemischt habt. Auch ihr dürft Masken aufsetzen!“

Felix hat nun das Mikrofon und gibt einen kurzes Abriss zur Historie von Prof. Ralph Weber. Er erklärt hierbei auch, wie Prof. Ralph Weber nun wieder als Professor arbeiten kann. Weber ist nun kein Mitglied mehr des Landtags und das Gesetz sieht es vor, dass er nun erst einmal wieder Vorlesungen halten kann. Felix merkt an, dass es von Seiten der Universitätsleitung wenig Unterstützung für Organisation gab.

12:00 Uhr

Die Demonstrierenden rufen nun „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda!“ Prof. Ralph Weber steht währenddessen am Fenster des Hörsaals und schaut zu.

Die Demonstrierenden rufen zusätzlich „Nazis raus!“ Prof. Ralph Weber ruft kurz darauf aus dem Fenster des Audimax „Ihr habt ja Recht. Nazis raus!“ Daraufhin folgen „Buh!“ Rufe und Auspfeifen. Zusätzlich beginnen die Demonstrierenden nun im Fußball-Gesang „Alle Nazis sind scheiße“ zu singen.

Es folgt der nächste Redebeitrag. Bennet spricht nun. Er ist der Präsident des Studierendenparlaments. Bennet sagt: „Der Mann der hier gerade aus dem Fenster geguckt hat, tritt all das mit Füßen, wofür wir als offenen Gesellschaft, als Studierendenschaft und diese Universität steht.“ Es sei wichtig, dass gegen solche Personen ein Zeichen gesetzt wird. Außerdem appelliert er an die Studierenden des ersten Semesters, dass sie diese Vorlesung nicht belegen müssen. Es gäbe Alternativen, die man mit dem FSR Jura und dem AStA besprechen könne.

Es läuft nun wieder Musik: Hymne gegen euch von Provinz. Prof. Ralph Weber schließt nun das Fenster. Es trudeln nun die Studierenden, die seine Vorlesung besuchen, ein.

12:15 Uhr

Die Vorlesung beginnt nun. Es muss alle 20 Minuten gelüftet werden, weswegen man davon ausgehen kann, dass die Demonstration im Hörsaal definitiv hörbar sein wird. Die Demonstrierenden skandieren nun „Nationalismus raus aus den Köpfen!“ und „Alerta Alerta Antifaschista“.

Der nächste Redebeitrag kommt von Hennis. Er ist der Vorsitzende des AStA. Er bedankt sich bei den Menschen, die an der Demonstration teilnehmen und ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Hass zeigen sowie Stellung beziehen.Auch er ruft nochmal dazu auf, an der alternativen Vorlesung zu Prof. Webers teilzunehmen. Es soll ein klares Zeichen an Weber gesetzt werden, dass „wir uns mit allen demokratischen Mitteln wehren“. Weber sei gegen eine Erinnerungskultur und ginge mit Nazis von der Identitären Bewegung hausieren. Es gelte zwar Artikel 5 des Grundgesetzes (Freiheit der Forschung und Lehre), jedoch entbinde dies nicht von der Treue zur Verfassung. Hennis richtet nun das Wort an zukünftige STudierende in Greifswald: Die die Zivilgesellschaft sei stark und die Stadt und auch die Univerisät lebe die Willkommenskultur. Zuletzt fügt er noch hinzu, dass „wir Weber genauestens im Auge behalten“ werden und ruft die Universitätsleitung dazu auf, keine*n Student*in dazu zu zwingen, eine Veranstaltung bei Prof. Ralph Weber belegen zu müssen.

Nun folgt musikalische Untermalung mit Bella Ciao – dazu rhythmisches Klatschen und Tanzen. Nein, Springen. Okay, es gleicht quasi einem Wippen.

12:30 Uhr

Katha hat nun das Mikrofon und bedankt sich bei Felix für die Organisation der Veranstaltung. „Die Veranstaltung ist richtig geil. Es macht richtig Bock. Danke dafür.“ Prof. Weber habe sich bereits vor seiner Zeit im Landtag radikalisiert und diese Radikalisierung schreite weiter voran. Er kenne die Lücken im Gesetz und weiß diese zu nutzen. Sie ruft dazu auf, sich zusammenzuschließen. Er sei gefährlich, da er bereits mit Personen und Organisationen zusammen arbeitete, welche vom Verfassungschutz beobachtet werden. Faschisten gibt es jedoch auch in anderen Bereichen, deswegen sieht Katha den „Antifaschismus als Daueraufgabe“.

Es folgt Kraftklub mit „Schüsse in die Luft“. Zusätzlich fängt es nun an zu regnen und einige Personen verlassen die Demonstration. Andere schützen sich mit Regenschirmen oder versuchen den Regen mit Klatschpappen wegzuklatschen. Aktuell beläuft sich die Anzahl der Teilnehmenden wohl auf knapp 1050 Personen.

12:45 Uhr

Felix spricht noch einmal. Er freut sich, dass so viele Menschen gekommen sind. Das Bild sei für ihn unfassbar. Es ist alles bunt und Vielfalt ist ein hohes Gut. Felix erwähnt, dass es noch weitere tolle Redebeiträge gäbe und man doch bitte trotz des Regens bleiben solle. Schließlich müsse Prof. Weber nochmal die Fenster zum Lüften öffnen und man will ja nicht, dass er dann vor einer leeren Straße stehe. Felix nennt des Weiteren noch Aussagen, die Prof. Weber getätigt haben soll. Prof. Weber habe so wohl einmal gesagt, dass HIV-positive Menschen öffentlich gekennzeichnet werden sollen (zur äußeren Sichtbarkeit ihrer Infektion).

13:00 Uhr

Jada spricht als nächstes. Er ist AStA-Referent für Internationales und Antirassismus. Er sei „besorgt, dass Studierende der juristischen Fakultät in eine Vorlesung eines Dozenten gehen, der Begrifflichkeiten wie ‚Bio-Deutsche‘ verwendet und in seiner Vergangenheit im Universiären schon durch rechtes Handeln aufgefallen ist.“ Er möchte nicht, dass durch die Wiederaufnahme der Lehraktivität das Wohlergehen von Studierenden beeinträchtigen. Für die aktuellen Erstsemester-Studierenden gibt es eine Lösung, jedoch fordert er eine Lösung für alle Studierenden. Er befürchtet, dass die Wertschätzung und Akzeptanz von Internationalen und PoCs sinkt. Er will die Universität weiter als Safe-Space für diese Gruppen. Auch er kritisiert die Stellungnahme der Universitätsleitung, die sich lediglich auf das Beamtenrecht berufe. Er hätte sich vor 2 Jahren nicht für das Studium an der Universität entschieden, hätte er von diesen Umständen gewusst.

Auch die Gleichstellungsbeauftragte der Universität, Ruth Terodde, hat einen Rede eingeschickt, da sie selbst krankheitsbedingt nicht vor Ort sein kann. Sie sei die letzten Monate sehr stolz gewesen, Teil der Universität Greifswald zu sein. Es wurde die 50. Professorin berufen und auch der Senat habe eine Resolution gegen Diskriminierung verabschiedet. Auch sie geht nochmals auf die Werte der Universität aus dem Leitbild ein, die ein hohes Gut darstellen. Auch in der Sprache ist die Vielfalt der Universität nachweisbar, denn der Senat habe auch hier die Resolution für geschlechtergerechte Sprache verabschiedet. Die Universität arbeitet darüberhinaus an einer neuen Internationalisierungsstrategie und der Begriff des „Bio-Deutschen“ stehe dazu in völligem Kontrast. An den Fenstern des Gleichstellungsbüros hängen als Zeichen der Vielfalt und Toleranz heute die Regenbogenflaggen. Am Ende des Beitrags wünschen die Demonstrierenden Frau Terodde eine gute Besserung!

13:15 Uhr

Finn von Unteilbar MV hat einen weiteren Redebeitrag vorbereitet. Das Ziel der heutigen Demonstration sei gewesen, zu zeigen, was für „ein Typ“ Prof. Ralph Weber ist. Es werden nicht alle Faschist*innen vom Verfassungsschutz beobachtet. Man solle dies nicht unterschätzen. „Wer wissenschaftsfeindlich ist, sollte nicht Professor sein. Prof. Weber hat mit seinen Reden im Landtag bewiesen, dass er Rassist ist. Wer Rassist ist, sollte nicht Professor sein. Das Familienbild von Prof. Weber ist aus den 50er Jahren. Wer ein Weltbild von vorgestern hat, sollte nicht Professor sein.“ Er biete sich rechten Gruppen und Burschenschaften an und wahrt keine Distanz nach Rechts. Es gibt laut Finn mindestens 500 Gründe, warum Prof. Weber kein Professor sein sollte.

13:30 Uhr

Die Demonstrierenden tanzen im Nieselregen. Die Playlist feuert weiter Musik in die Menge.

13:45 Uhr

Die Vorlesung scheint beendet zu sein. Weber selbst sagte in der Vorlesung, dass er nur Fragen beantworte, die nicht politisch sind. Felix hat ebenfalls auf das Ende der Vorlesung hingewiesen. Die Demonstrierenden sind nun wieder auf Sprechchöre übergegangen. Es wird wieder „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“ gerufen.

14:00 Uhr

Die Versammlung wird nun offiziell als beendet erklärt. Die Versammlungsleitung bedankt sich nochmals bei den Teilnehmenden der Demonstration und sagt zum Schluss noch: „und vielleicht sieht man sich ja nächste Woche wieder!“

Vor dem Ausgang des Audimax stehen nun noch einige Demonstrierende. Die Polizei räumt derweil die Straße und bittet die Demonstrierenden zu gehen. Es gehen wieder Sprechchöre los. Prof. Weber hat das Universitätsgelände zügig verlassen.

Auch wir beenden damit unseren Ticker und bedanken uns ebenfalls bei allen Leser*innen. Habt einen schönen restlichen Dienstag!

Mehr Infos:
Ein ausführlicher Artikel zur Rückkehr von Prof. Ralph Weber
Ankündiger zu Kundgebung


Beitragsbilder und Tickerteam: Adrian Siegler, Annica Brommann, Julia Schlichtkrull,
Laura Schirrmeister, Laura Strelow, Lilli Lipka, Svenja Fischer

Unruhe an der Uni – Demonstration gegen Ralph Weber

Unruhe an der Uni – Demonstration gegen Ralph Weber

Am Dienstag, den 02.11., soll um 11 Uhr vor dem alten Audimax in der Rubenowstraße gegen die Rückkehr des Rechtsprofessors Ralph Weber und damit einhergehend gegen rechtes Gedankengut an der Universität demonstriert werden.

Am letzten Sonntag haben wir euch im Vorfeld der kontroversen Rückkehr des Rechtsprofessors in einem Artikel die Hintergründe zusammengefasst. Nach Ende seiner Amtszeit für die AfD im Landtag Mecklenburg-Vorpommerns soll Ralph Weber nun wieder an der Universität lehren dürfen. Diese Entscheidung sorgte vor allem unter der Studierendenschaft für Bedenken, da Weber in seiner Zeit für die AfD als rechtsaußen galt und auch in seiner Arbeit an der Universität Greifswald vermehrt auffiel, unter anderem durch das Tragen von Thor Steinar Kleidung oder das Einladen eines Reichsbürgers als Referenten in einer Vorlesung. In politischen Reden und Beiträgen auf Sozialen Medien machte Weber außerdem wiederholt von rassistischer und anderweitig diskriminierender Sprache Gebrauch, die Studierende auch in seinem Lehrbetrieb befürchten.

Um den Sorgen der Studierenden nun Ausdruck zu verleihen, plant das Kollektiv Uni ohne Nazis, welches es sich zum Ziel gemacht hat, rechtes Gedankengut und Ideologien aufzudecken, eine Demonstration gegen den Rechtsprofessor. Das Kollektiv arbeitet für die Demonstration zusammen mit den Gruppen Unteilbar MV und Greifswald für alle. Uni ohne Nazis hat sich bereits vor 7 Jahren gegen Ralph Weber aufgrund seiner politischen und ideologischen Denkweisen ausgesprochen.

„Wir als Kollektiv haben die 2014 gegründete Initiative ‚Uni ohne Nazis‘ neu aufleben lassen, weil wir heute wie damals für Offenheit und gegen rechtes Gedankengut sind.“
– Laura S., Mitorganisatorin des Kollektivs

Die Kundgebung ist auf kommenden Dienstag, den 02.11, in der Rubenowstraße 1 vor dem alten Audimax um 11 Uhr angesetzt. Das ist am gleichen Tag, an dem die erste Vorlesung von Prof. Weber (12 bis 14 Uhr) stattfinden wird. Geplant sind diverse Redebeitäge, die den Fokus auf die Vielfalt unserer Uni und das Ablehnen rechten Gedankengutes legen.

Zu diesem Anlass wird die gesamte Rubenowstraße (ja, die ganzen 235 Meter) abgesperrt sein. Die Polizei wird auch vor Ort sein und für die die nötige Sicherheit sorgen, da mit mehreren hundert Anwesenden gerechnet wird.

Das Wichtigste auf einen Blick:

Was? Kundgebung zu Ralph Weber
Wann? Dienstag, 02.11.2021, 11 Uhr
Wo? Rubenowstraße, vor dem alten Audimax

Beitragsbild: Annica Brommann

web.woche 1. bis 7. November

web.woche 1. bis 7. November

Was geht eigentlich ab in Greifswald? In der web.woche geben wir euch eine Übersicht über die kommenden Veranstaltungen in und um unsere Studierendenstadt. Hier findet ihr Termine, Neuigkeiten und Altigkeiten, von Politik und Region, über Universität und Wissenschaft bis hin zu Kultur und Sport. Im Kalender findet ihr eine Übersicht über alle anstehenden Veranstaltungen. In der Übersicht danach haben wir nicht nur die Veranstaltungen in einzelne Ressorts zusammengefasst, sondern auch weitere Neuigkeiten (und Altigkeiten) zusammengetragen.

von Annica Brommann, Maret Becker und Nina Jungierek

moritz.kalender

Hier sammeln wir wichtige Termine für Euch

Veranstaltungen 

  • Was? Geistliche Vokalmusik – „Herr, wie lange?“
  • Wann? Samstag, 06.11.2021, 18 Uhr
  • Wo? Dom St. Nikolai
  • Eintritt? Frei

Neuigkeiten

  • Im Kunstkubus CUBIC könnt ihr ab sofort eine Installation von Martyna Kabulksa unter dem Titel „harmony people“ bewundern.
  • „Die Vielfalt barrierearmen Lesens“ ist eine Ausstellung der dzb lesen und kann in der Stadtbibliothek besucht werden.
  • Im BioTechnikum könnt ihr (von Montag bis Donnerstag zwischen 8 und 15:30 Uhr und Freitag zwischen 8 und 15 Uhr) außerdem die Ausstellung „Wenn die Kinder Segeln gehen“ von Nils-Olaf Hübner besuchen.
  • Unter dem Titel „Blumen, Seide und mehr“ zeigt die Künstlerin Nadja Klüter im Pommernhus ihre Kreativität auf Seide.
  • Im PKBkunstLaden könnt ihr zurzeit die Ausstellung „Urbane Geschichten“ des Künstlers Burkhard Szymanski immer Freitag und Samstag zwischen 11 und 16 Uhr besuchen.

Altigkeiten

  • Die Ausstellung unter dem Titel „Todesopfer rechter Gewalt seit 1990“ wird noch bis zum 26.11.2021 in der Kleinen Rathausgalerie und der STRAZE zu sehen sein.
  • Jeden Dienstag und Donnerstag findet in der Kabutze von 14 bis 18 Uhr das „Nähen für Alle!“ statt.
  • Die Ausstellung „CAPRICCIO“ des Kunstvereins ART 7 könnt ihr im St. Spiritus immer von Montag bis Freitag zwischen 12 und 17 Uhr anschauen gehen. Der Eintritt ist frei.
  • Noch bis Mitte November sind die Ergebnisse einer Kooperation des Greifswalder Dalman-Instituts mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin im Rahmen des bundesweiten Themenjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ – als „Ausstellung to go“ in der Stadtbibliothek Greifswald zu sehen.
  • In Wieck findet derzeit eine Open-Air-Ausstellung unter dem Titel „Die letzten ihrer Zunft“ statt, in der Fotografien von Franz Bischof und Jan Kuchenberger die letzten im Hauptberuf tätigen Fischer*innen der deutschen Ostseeküste zeigen.

Veranstaltungen

  • Was? Fahrrad-Demo (FFF)
  • Wann? Freitag, 05.11.2021, 18 Uhr
  • Wo? Marktplatz

 Neuigkeiten

 

 

  • Am 31. Oktober hatte das Schnelltestzentrum in der Alten Mensa zum letzten Mal geöffnet. Alle Schnelltestzentren in Greifswald sind nun geschlossen. Wer einen Schnelltest braucht, kann den in der Uni Medizin machen lassen.
  • Der Tierpark bleibt bis auf weiteres aufgrund des Ausbruchs der Vogelpest geschlossen. Das Restaurant hat weiterhin geöffnet.
  • Greifswald ist laut einer bundesweiten Studie Spitzenreiter in MV, was die Digitalisierung angeht. Mit einem Digitalisierungsgrad von 25 Prozent erreichte die Stadt Platz 87 von insgesamt 403 Städten.
  • Achtung! In MV kann bei Veranstaltungen, in der Gastronomie und im Einzelhandel die 2G-Regel gelten. Es gibt dann für Besucher*innen weniger Einschränkungen, Maskenpflicht und Kontaktverfolgung fallen weg und es dürfen mehr Personen in das Restaurant/Konzert. Die 2G-Regel einzuführen, steht den Veranstalter*innen offen.
  • Die 7-Tage-Inzidenz Hospitalisierung liegt im Kreis Vorpommern-Greifswald zurzeit bei 0,8 (Stand: 29.10.2021). Damit steht der Landkreis auf Stufe 2 – gelb. Der Wert richtet sich nach einer neuen Corona-Ampel, die in MV gilt. Dabei ist die Hospitalisierung entscheidend, im zweiten Schritt wird auf die Infektionszahlen geschaut und danach auf die ITS-Auslastung.

Veranstaltungen

  • Was? Sitzung der AG Gender Trouble
  • Wann? Montag, 01.11.2021, 18:15 Uhr
  • Wo? Rubenowstraße 2b, Seminarraum 2
  • Was wird besprochen? Unter anderem die 24-Stunden-Vorlesung und Uni ohne Nazis.
  • Was? Ordentliche AStA-Sitzung
  • Wann? Montag, 01.11.2021, 20:15 Uhr
  • Wo? Ernst-Lohmeyer-Platz 6, Hörsaal 1
  • Was wird besprochen? Unter anderem ein Beschluss über ein Projekt-Management System.

  • Was? Spieleabend zum Kennenlernen mit UNICEF
  • Wann? Mittwoch, 03.11.2021, 18 Uhr
  • Wo? STRAZE, Stralsunder Str. 11, Seminarraum mit 3G-Regel

Neuigkeiten

  • Für die Gremienwahlen der Studierendenschaft im Januar nächsten Jahres werden wieder Mitglieder für den Wahlausschuss und den Wahlprüfungsausschuss gesucht. Alles Weitere findet ihr in einer Mail des AStA-Vorsitzenden vom 26.10. in eurem Uni-Mailpostfach.
  • Auf dieser Uni-Website könnt ihr die Selbstlernplätze der Universität einsehen und euch bei Bedarf anmelden.
  • Gemeinsam mit weiteren ostdeutschen Studierendenwerken findet ein Videowettbewerb statt, für den ab diesem Montag Videos eingereicht werden können. Gesucht werden kreative, kurze, knackige Videos (ca. 1 Minute), die sich mit dem Thema „Aussichten… Wie stellst du dir dein Studierendenwerk der Zukunft vor?“ auseinandersetzen. Von Platz 1 bis Platz 10 sind zwischen 100 und 500 € zu gewinnen. Alle weiteren Infos findet ihr hier.
  • Ein internationales Forschungskonsortium unter Beteiligung Greifswalder Ökonom*innen forscht zur Krebsfrüherkennung in Entwicklungsländern. Dadurch soll ein entscheidender Beitrag zur Bekämpfung von Gebärmutterhalskrebs in diesen Ländern geleistet werden.
  • Für das Forschungsprojekt „Herrenhäuser des Ostseeraums“ des Casper-David-Friedrich-Instituts wurden erste Testmessungen durchgeführt. Mit dem Bodenradar sollen Erkenntnisse über längst zerstörte Herrenhäuser geliefert werden.
  • Prof. Dr. Klaus Pinkau, Ehrendoktor der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Greifswald, ist mit 91 Jahren verstorben. Auf der Website der Universität ist ein Nachruf erschienen.

Altigkeiten

Veranstaltungen

  • Was? 1. Greifswalder Drachenfest
  • Wann? Sonntag, 07.11.2021, 10 bis 15 Uhr
  • Wo? Deponie Greifswald, Ladebower Chaussee
  • Noch etwas? Eigenen Drachen zum Steigen lassen nicht vergessen!

Altigkeiten

  • Der Jugendbereich der Stadtbibliothek Greifswald wird derzeit umgestaltet. Dabei wird nicht nur die Beleuchtung erneuert, sondern es werden auch viele Grünpflanzen in die Gestaltung mit einbezogen. Außerdem hat die Stadtbibliothek die Auswahl an Büchern für Jugendliche zu den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz erweitert.
  • Jeden Donnerstag findet in der STRAZE von 16 bis 18 Uhr der Druck- und Zucktreff für alle Jugendlichen ab 14 Jahren statt.
  • Die Uni bietet fortan einen Babysitter*innenpool an. Die neuen familienfreundlichen Angebote der Uni könnt ihr hier nachlesen.
  • Über den Hochschulsport können Universitätsangehörige mit Kindern den Sportraum der Fallada-Str. 1 kostenlos nutzen. Auf der Website des Hochschulsports könnt ihr den Raum in einer für euch passenden Zeit buchen.
  • Der Greifswalder Jugendstadtplanwelcher von und für Jugendliche konzipiert wurde, bietet einen Überblick über die verschiedenen Angebote und Einrichtungen der Region.

Ein kleines heads-up für alle aufmerksamen web.woche.leser*innen: Die web.woche vom 08. bis 14. November fällt aus! Die Woche danach sind wir wieder mit einer vollgepackten web.woche für euch da 🙂

Wir haben ein wichtiges Event in dieser Woche vergessen? Ihr habt noch einen heißen Tipp für die nächste Woche? Schreibt uns einen Kommentar oder eine Nachricht, wenn ihr etwas zur web.woche beisteuern wollt!

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull

Es lebe der Neue Friedhof!

Es lebe der Neue Friedhof!

Friedhöfe verbindet man vor allem mit einer Sache – mit dem Tod. Doch wenn man einmal genauer hinsieht, bemerkt man, wie viel Leben in so einem Ort steckt. Genau das habe ich bei einer Führung auf dem Neuen Friedhof getan.

Wobei von neu heute eigentlich auch nicht mehr die Rede sein kann. Der Friedhof in der Fettenvorstadt wurde 1864 eröffnet, da auf dem Alten Friedhof nicht mehr genug Platz war. Und Platz brauchte man damals – so viel, dass der Friedhof mehrmals erweitert werden musste, bis die heutige Größe von 23,1 Hektar erreicht war. Die Vorhaben, noch die in Richtung Wackerow angrenzenden Ryckwiesen zu integrieren, wurden dann nicht mehr umgesetzt. Zum Glück, meint Jens Niebuhr, der für den Friedhof zuständige Gärtnermeister. Er hat so schon genug zu tun. Und Platz ist heute ohnehin im Überfluss vorhanden. Nicht, dass weniger Menschen sterben würden, es ist nur so, dass sich die Vorlieben geändert haben: Statt einzelnen Gräbern werden oft Urnenplätze in Gemeinschaftsanlagen gewählt, die sind einfacher zu pflegen. Für den Friedhof ein echtes Problem: Hier steht das einzige Krematorium Vorpommerns. Kein Wunder also, dass dort gerade zur Weihnachtszeit Hochbetrieb herrscht, wenn besonders viele alte Menschen sterben.

Viele Bäume und Sträucher sind inzwischen mit Hinweistafeln gekennzeichnet.

Nun sollte in diesem Text ja eigentlich mehr vom Leben als vom Tod die Rede sein. Auch davon ist hier reichlich vorhanden, wie in fast jedem Park – denn das ist ein Friedhof ja im Grunde genommen. Dieser ist sogar ein ganz besonderer: Das Gelände ist wie die Gebäude denkmalgeschützt. Das bedeutet für Niebuhr, dass er sich in vielem daran orientieren muss, wie der Friedhof früher einmal aussah. Hier war eine Säuleneichenallee? Dann muss da wieder eine hin! Diese Buchsbäume standen schon auf den alten Fotos vorm Krematorium? Dann müssen sie auch dort bleiben! Einen gewissen Gestaltungsspielraum hat er aber doch, und so kommt es, dass es eine erstaunliche Vielfalt an Bäumen und Sträuchern zu entdecken gibt. Pflanzen wie Urweltmammutbaum und Strauchkastanie, teils eine Art Reisemitbringsel, teils vom Arboretum gestiftet. Ähnlich wie dort sind viele davon mit Namenstafeln versehen – ein Projekt Niebuhrs, daraus soll einmal ein Lehrpfad werden. Es sei ihm wichtig, den Menschen ein Auge für die Natur des Friedhofs zu öffnen, meint er. Daher wird auch im Schaukasten monatlich ein Baum vorgestellt, daneben sind Vogelzeichnungen einer Mitarbeiterin zu sehen.

Und tatsächlich, wenn man einmal darauf achtet, dann hört man Vögel zwitschern, sieht man Libellen fliegen und Pilze wachsen. Warum sich nicht mit ihnen auf einem Friedhof beschäftigen? Das Angebot ist schließlich da. Bis zu einem gewissen Punkt zumindest. Denn längst nicht alle besonderen Bäume haben ein Schild bekommen. Aus gutem Grund: Es soll bloß niemand auf die Idee kommen, es könne sich hier um etwas Besonderes handeln. Dann kann es nämlich passieren, dass die Pflanzen ganz schnell verschwunden sind. Einen Strauch musste Niebuhr drei Mal pflanzen – beim dritten Mal bekam er eine Bodenverankerung. Den kann so leicht keine*r mehr ausgraben. Irgendwie bestürzend zu hören, dass solche Maßnahmen nötig sind. Die Fichten im hinteren Teil des Friedhofs werden teilweise absichtlich asymmetrisch geschnitten – nicht etwa von Friedhofsschänder*innen, sondern vom Gartenteam. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass Menschen sie als Christbäume mitnehmen.

Wenn Niebuhr solche Geschichten erzählt, wirkt er verärgert bis resigniert. Man macht schon einiges mit, wenn man sich um so einen Friedhof kümmert. Viele Geschichten sind aber auch einfach nur unterhaltsam. Einmal hat er in einem Behälter für verrottbare Abfälle einen Schuhkarton gefunden. Darin: Ein toter Hamster. Niebuhr lacht. „Wenigstens wurde hier richtig getrennt“.

Zwei Dinge haben all diese Erzählungen gemeinsam: Es sind Geschichten für die Lebenden. Und sie sorgen dafür, dass es hier garantiert nicht langweilig wird.

Beitragsbilder: Nora Stoll

Giraffen in Greifswald?! – Die Anatomische Sammlung

Giraffen in Greifswald?! – Die Anatomische Sammlung

Über zwei Türen steht „Sammlung“, doch dahinter befinden sich Labore. Über einer Tür steht „Bibliothek“, doch hier ist die Sammlung aufbewahrt – die Anatomische Sammlung der Universität Greifswald. Eine Führung.

Das Haus ist im Stil einer antiken römischen Villa gebaut worden. Zum 400-jährigen Jubiläum der Universität wurde es 1856 offiziell eingeweiht. Es ist die Anatomie der Universität Greifswald. Immer wieder wurde sie umgebaut, erweitert und renoviert. Einige Bewohner*innen des Hauses haben schon viel mehr gesehen als das, denn hinter der großen Fensterfront befindet sich die anatomische Sammlung. Sie ist geteilt in die human-anatomische und die vergleichende anatomische Sammlung, verglichen werden hier Tiere: Skelette, Organe, Muskelgewebe. Mehrere Mediziner*innengenerationen haben hier ihre Fingerabdrücke an den Präparaten hinterlassen. Die meisten Präparate stammen noch aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, danach kam kaum etwas neu dazu, erzählt Prof. Dr. Koppe. Er selbst hat in Greifswald studiert und lehrt seit 1998 an der Uni. Zu Lehrzwecken wird die Sammlung kaum noch genutzt. Doch zusammen mit Frau Deutsch zeigt Herr Koppe die Sammlung gerne interessierten Studierenden – nach Anmeldung.

Herr Koppe berichtet begeistert von den Präparaten und ihrer Herstellung. Zu einem Präparat von einem Unterkiefer, bei dem die Arterien gut zu erkennen sind, erklärt er zum Beispiel: „Die Arterien sind nach dem Tod des Menschen blutleer und können deswegen mit einer bestimmten Paste aufgefüllt werden.“ Seit Ende des zweiten Weltkriegs dürfen in Deutschland nur noch Körperspender*innen präpariert werden. Körperspender*innen sind Menschen, die ihren Körper nach ihrem Tod der Anatomie zur Verfügung stellen. Das war nicht immer so. Die hier ausgestellten, menschlichen Präparate sind nicht freiwillig zur Verfügung gestellt worden. Seit Ende des Mittelalters bis Mitte des 19. Jahrhunderts durften Hingerichtete, Selbstmörder*innen, unbekannt Totaufgefunde und Menschen ohne Angehörige präpariert werden. Heute ist das nicht mehr so. In Greifswald kostet das Körperspenden Geld. Die Körperspender*innen müssen vor ihrem Tod 1000 Euro bezahlen und sie dürfen nur von einem Bestattungsunternehmen in die Anatomie gebracht werden. Nach dem Tod werden die Menschen erst ein Jahr lang von innen und außen konserviert und dann ein bis zwei Jahre lang von Studierenden präpariert. Warum Herr Koppe selbst „nur“ Organspender, aber kein Körperspender ist, erklärt er einfach: Es sei emotional seinen Kolleg*innen nicht zumutbar, ihn zu präparieren. Passenderweise kommt ein junger Kollege vorbei und bestätigt das: „Ich würde Sie ungern präparieren wollen.“ Das könne man nicht verkraften. Die Familie Meckel aus Halle soll aber genau das gemacht haben: Die Familienangehörigen haben sich gegenseitig präpariert und an Geburtstagen ihre Verwandten sozusagen „besucht“. Herr Koppe findet das eher unkollegial und sagt ehrlich, dass Anatomie-Profs, die sich als Körperspender*innen zur Verfügung stellen, meist sofort kremiert werden.

Eine Besonderheit: Ein Schädel mit besonders langen Griffelfortsätzen an den Schläfenknochen, die in den Hals piksen können.

In der zweiten und dritten Etage ist die vergleichende anatomische Sammlung. Hier können Tiere, wie der Name schon verrät, miteinander verglichen werden. Die meisten Ausstellungsstücke stammen von Expeditionen ehemaliger Anatomie-Profs oder aus Tierparks, z. B. dem Berliner Tierpark. Hier stehen auch zwei sehr beeindruckende Giraffenskelette, die die Motivation hinter dem Sammlungsbesuch des webmoritz. waren. Die Giraffenschädel zwinkern einem nämlich fast schon durch die Fenster der Anatomie nach draußen zu. Herr Koppe blüht in der Erklärung der unterschiedlichen Tierschädel sehr auf: Besonders einen Elefantenschädel erklärt er ausführlich. Elefanten wächst nämlich fünf bis sechs Mal im Leben auf den Kieferseiten jeweils ein Zahn nach und wenn der letzte ausfällt, können sie nichts mehr fressen und sterben.  Auch sind einige Walskelette in der Sammlung ausgestellt – die meisten davon sind im Bodden gestrandet.

Im Boddenbereich gestrandeter Großer Tümmler, präpariert.

Ein Thema, über das Herr Koppe etwas bedachter spricht, sind Schädel aus Java, einer Insel, die jetzt zu Indonesien gehört. Die Universität Greifswald gehe eigentlich sehr selbstkritisch mit Sammlungsstücken aus Kolonialzeiten um, 2017 wurden drei Schädel aus Namibia zurückgegeben. Doch für die Schädelsammlung aus Java scheint sich noch niemand zu interessieren oder sie zurückzuverlangen. Herr Koppe und sein Team wollen sich in einem Projekt mit der Anatomie in Rostock engagieren, um angemessen mit den Schädeln umgehen zu können.  Es soll klar werden, dass sich die Anatomie der Universität Greifswald über den Ursprung der Schädel bewusst ist. Wenn möglich, sollten sie aber zurückgegeben werden.

Nach zwei sehr informativen Stunden muss Herr Koppe wieder zurück in sein Büro, er nehme sich aber gerne die Zeit, Interessierten die Sammlung ausführlich zu erklären – normalerweise aber eher nur für eine Stunde. Die menschliche Anatomiesammlung wird sonst nicht so detailliert beschrieben, denn einige gruseln sich doch etwas vor den menschlichen Präparaten.

 Beitragsbilder: Lena E. Schröpl

Heimathafen Review – Ein Jahr danach

Heimathafen Review – Ein Jahr danach

Seit über einem Jahr lebe ich nun schon in Greifswald. Ich bin keine frisch Zugezogene mehr. Die Großstadt, die ich für Greifswald verlassen habe, kommt mir sehr weit entfernt vor. Heute weiß ich, dass in Greifswald alles kleiner, ruhiger und nahbarer ist. Die Stadt ist eine kleine Idylle. Aber gefällt mir diese Idylle, wo alles so perfekt zu sein scheint?

Vor genau einem Jahr schrieb ich den Artikel „Eine kleine Review zu meinem neuen Heimathafen Greifswald“. Das scheint so lange her, aber auch gerade erst wie gestern. Nun schreibe ich auch schon seit einem Jahr für den webmoritz.. Wie erging es mir in diesem einen Jahr? Konnte sich Greifswald als mein neuer Heimathafen bewähren? Blieben meine Freundschaften erhalten? Und wie lief das digitale Semester für mich? Was bedeutet mir heute die Stadt, die mir vor einem Jahr noch fremd war?

Die Erstiwoche der anderen

Sehnsüchtig beobachte ich das Treiben am Hafen und auf dem Markt. Dort sind so viele (vor allem junge) Menschen. Menschen, die jetzt ihr Studium beginnen werden. Menschen, die eine ,,richtige“ Erstiwoche erleben dürfen. Ganz ehrlich, ich bin schon etwas (sehr) neidisch. Sie scheinen alle so aufgeregt und glücklich zu sein, dass sie ein neues Kapitel ihres Lebens aufschlagen können. Okay, vielleicht liegt das auch an dem bereits getrunkenen Alkohol, dass alle so glücklich wirken. Der Schein trügt oft.

Aber warum bin ich eigentlich so neidisch auf die Neuankömmlinge?! Vor einem Jahr schrieb ich in meinem Artikel:

,,Sie wurde ganz verantwortungsvoll an die Corona-Maßnahmen angepasst: Alkoholverbot, Masken tragen bei den Veranstaltungen, sich für diese vorher anmelden oder sie online wahrnehmen.“

Das hat die Stimmung damals etwas gedämpft. Aber der eigentliche Grund, warum ich neidisch bin, ist, dass alle so viele Kontakte knüpfen können. Klar, das konnte ich auch. Aber halt in einer abgeschwächten Form. Die Erstis scheinen alle so freudig erregt und das beneide ich.

Dort studieren, wo andere Urlaub machen

Diesen Spruch lese ich so oft. Sowohl in der Stadt, als auch in der Uni. Und jedes Mal stolpere ich darüber. Denn ich verstehe nicht, warum Leute hier Urlaub machen wollen?! Die Innenstadt ist wunderschön, das Fischerdorf Wieck und die Klosterruine Eldena auch. Einen Tages- oder Wochenendtrip würde ich auch vorschlagen, aber war es das nicht im Grunde schon?! Vor einem Jahr schrieb ich:

Die Universität formt die Stadt. Die Stadt formt wiederum das Leben der Studierenden. Ein ewiger Kreislauf, den niemand durchbrechen kann. (…) Die Gebäude der Universität und die Stadt bilden eine wunderschöne Symbiose.

Dem würde ich auch heute noch zustimmen. Aber genau das stört mich manchmal. Es ist meistens sehr voll in der Innenstadt. Ältere Menschen, die die Cafés besetzen, Studierende, die von dem einen zum nächsten Seminar hetzen, Kinder, die von der Schule kommen und Tourist*innen, die große Gruppen bilden. Na ja, ich lebe dort, wo andere Urlaub machen.

Mein erstes Winter- und Sommersemester: Freizeit, Spaß und Spiel adé

Ich studiere jetzt. Das schon seit einem ganzen Jahr. Vor allem während des ersten Semesters war ich maßlos davon überfordert. Hobbys, die kamen viel zu kurz. Ich stand eine Zeit lang jeden Morgen um 5 Uhr auf, um all meine Aufgaben für die Uni zu schaffen.

Das Wintersemester begann noch ein wenig im Präsenz-Unterricht. Das Sommersemester endete rein digital. Und heute? Heute bin ich davon überfordert, so viele Menschen in einem Raum zu sehen. Am liebsten würde ich wegrennen. Manchmal habe ich ein wenig Angst vor den ganzen Leuten, die wieder Augenkontakt mit mir aufbauen können.

Sowohl mit dem Fahrrad, dem Domcenter als auch dem Küstenkind konnte ich mich noch nicht so recht anfreunden. Trotz meiner fehlenden Liebe zum Rad, bin ich nicht auf der Stelle stehengeblieben. Die erste eigene Wohnung, eine Beziehung, ein Jahr webmoritz. und einen Job mehr sind dazu gekommen.

Alte Freundschaften

,,Ich bin zufrieden und dankbar für diejenigen, die jetzt ein Teil meines Lebens sind, die ich hier durch die Universität gefunden habe oder auch Freund*innen, die ich aus der Heimat mitbringen konnte.“

Dem kann ich nur zustimmen. Um ehrlich zu sein, viele neue Freundschaften sind nach dem ersten Monat auch nicht mehr dazu gekommen. Manche Freundschaften sind enger geworden, andere sind auseinandergedriftet. Und wiederum andere könnten durch die Präsenz-Lehre wieder stärker werden.

Mein Fazit zu einem Jahr Heimathafen

Diese Review ist eindeutig kritischer und weniger positiv geworden als der Artikel von vor einem Jahr. Ich kann Greifswald und das Studium bloß nicht mehr durch die Rosa-Rote-Brille sehen. Heute fallen mir Fehler an der Stadt auf, die ich damals nicht sah. Jedoch finde ich das überhaupt nicht schlimm, denn mein Zuhause ist Greifswald. Manchmal ist mir hier alles zu eng und zu viel. An anderen Tag ist es mir zu weit und zu wenig. Und ab und zu ist einfach alles genau richtig, so wie es ist. Hier habe ich meine Freunde und die Universität. Vielleicht denke ich in ein paar Jahren, dass Greifswald nicht mehr der Ort ist, an dem ich mich angekommen fühle. Aber dann ziehe ich weiter. Und das fände ich okay. Denn heute bin ich hier, hier in Greifswald. Und diese kleine Idylle mag ich sehr gerne.

PS: Falls ihr den Artikel schon kritisch fandet, hört mich mal über meine Geburtsstadt lästern ;).

Beitragsbilder von Maret Becker