Das letzte Einhorn führt uns an den Rand der Gesellschaft

Das letzte Einhorn führt uns an den Rand der Gesellschaft

Mickey Mouse, das letzte Einhorn oder Astronaut*innen und dann noch irgendwas mit dem “Rand”. All das spielt im gleichnamigen Theaterstück Rand eine Rolle. Das hört sich alles sehr verwirrend an und irritierte auch uns zuerst. Doch vor lauter Neugierde wollten wir uns das Stück anschauen. Auch wenn wir beide keine gängigen Theaterkritiker*innen sind, konnte uns die Aufführung nicht loslassen. Ob vor Freude oder Enttäuschung, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Ein Beitrag von Maret Becker und Tom Siegfried

Unser persönlicher Prolog

Wir waren doch sehr skeptisch, als wir uns am 18. März auf den Weg zur Stadthalle machten. Im dortigen Rubenowsaal wurde das Stück aufgeführt. Der Raum war ziemlich gemütlich gestaltet, indem die Bühne auf einer Ebene mit dem Bereich für die Zuschauer*innen gelegt wurde, um das Ensemble und das Auditorium zu vereinen. Das klappte auch ganz gut. Wir saßen in der ersten Reihe und Maret wurde dreimal direkt angesprochen. Tom ist sich sicher, er sitzt deswegen bewusst nie wieder dort. #peinlich

Worum geht es überhaupt?

Wo ist die Mitte der Gesellschaft? Wo ihr Rand? Fragen, die sich Wissenschaftler*innen, Astronaut*innen, das letzte Einhorn, Tetrissteine und Mickey Mouse stellen und nachgehen. Absurd-komische Figuren und Gruppen, die verstehen wollen, verzweifeln, sich radikalisieren oder versuchen zu retten, was zu retten ist. Das klingt erstmal alles sehr verwirrend. Auf der Bühne scheint es allerdings Sinn zu ergeben.

Die Figuren

Angefangen hat das Stück mit Tetrissteinen. Ja, die Schauspieler*innen trugen Kostüme in Form von Tetrissteinen. So unterschiedlich sie auch aussehen, gehören sie alle zusammen und wollen immer ein Ganzes ergeben. Die Ränder des Spielfeldes bleiben auch immer die gleichen: Oben der Beginn und unten das Ende. Danach betraten zwei Wissenschaftler*innen und eine Soziologin die Bühne. Sie trugen Perücken, lange Bärte und eine dicke (Schaumstoff-)Nudel im Intimbereich. Nur der Soziologin wurde das verwehrt. Aber warum das alles?

Dann kamen die Astronaut*innen. Die wortwörtlich “höchsten” Menschen, geografisch betrachtet, haben den Sprung über den Rand der Welt geschafft. Und nun? Was liegt vor ihnen? Das letzte Einhorn sah aus wie eine Dragqueen. Mit Perücke und High Heels wurde es gejagt, als Letztes seiner Art… Um es auszustellen. Einzupferchen. Anzufassen. Zu versklaven. Und letztendlich auch, um es als Delikatesse zu verarbeiten. In dem Moment, als die Analogie auffiel, wurde es auf einmal sehr still im Publikum. Ach ja, dann kam auch noch Mickey Mouse um die Ecke. Klingt verwirrend, passt aber voll!

Die letzte Figur, die dem Publikum vorgestellt wurde, war die Randfigur. Eine sehr allumfassende Figur. Sie kann lachen und weinen, ist zuversichtlich und hoffnungsvoll, aber im selben Moment auch gebrochen und hoffnungslos. “Warum die Mitte den Rand erst nicht betrachten will und nicht einmal hilft, wenn es bereits zu spät ist… ?”, fragt sie sich. Kann man eine Kugel noch aufhalten, wenn sie einmal abgefeuert wurde?

Irgendwann kommt der Rand und die Welt geht zu Ende. Nur weil die Mitte der Gesellschaft es nicht sehen möchte, heißt es nicht, dass es nicht passieren wird. Doch wo endet die Mitte und wo beginnt der Rand? Gibt es denn Grenzen dazwischen? Wo beginnt die Zukunft und was muss man tun, um auf sie gefasst zu sein? Und warum tut man es dann nicht? Diese Fragen verfolgten uns durch das gesamte Stück.

Wie das Leben endete auch das Stück mit dem Tod, dem “großen Gleichmacher”. Am Ende sind eben alle gleich.

Es gibt so viele Ebenen, wie man das Stück interpretieren könnte.

Tom

Kritik und Lob

In einer kleinen Ansprache sagte der Regisseur des Theaterstücks: “Es könnte etwas abstrakt wirken.” Diese Abstraktion ist zu einem großen Teil gut erkennbar gewesen. Auch die Hoffnung, dass “das Stück etwas zum Nachdenken mit nach Hause gibt” wurde für uns vollkommen erfüllt. Wir konnten es danach kaum erwarten, uns über das Gesehene auszutauschen. Auch wenn uns die Figuren ab und an etwas verwirrt haben — in der Abstraktion der Charaktere fielen für uns ein paar Motivationen unter den Tisch. Dennoch haben es die Darstellenden wunderbar geschafft, die Figuren zu verkörpern. Dank ihnen wurde es möglich, mit den Rollen mitzufühlen.

Mir kamen so oft die Tränen. Mich berührte vor allem der Appell, dass es meistens um das Gemeinschaftsgefühl gehen soll. Wir wollen nicht zum Rand gehören, weil wir dort ausgeschlossen werden. Wir wollen immer zur Mitte hin. Auch wenn wir das nicht gerne zugeben.

Maret

Für uns steht fest: Das Stück ist echt wunderbar! Angenehm abstrakte Gesellschaftskritik, die nicht so schnell wieder loslässt! Absolut sehenswert!

  • Wo kann ich mir das Stück anschauen?
  • 02.04.2022 / 20:00 Uhr // Stadthalle Greifswald: Rubenowsaal
  • 13.04.2022 / 20:00 Uhr // Theater Stralsund: Gustav-Adolf-Saal
  • 22.04.2022 / 20:00 Uhr // Theater Stralsund: Gustav-Adolf-Saal
  • 29.04.2022 / 20:00 Uhr // Theater Stralsund: Gustav-Adolf-Saal
  • 04.05.2022 // Theater Putbus (auf Rügen)

Beitragsbild: Inês Pimentel auf unsplash

umgekrempelt: Chefredaktion

umgekrempelt: Chefredaktion

Im Oktober 2018 begann nicht nur meine Studienzeit an der Universität Greifswald, sondern auch meine Zeit bei den moritz.medien. Nach knapp drei Jahren beim moritz.magazin – als Redakteurin und auch Ressortleiterin – wurde ich während der Corona-Zeit mehr oder weniger von der web.redaktion adoptiert. Nach einer stabilen Rate von einem Artikel pro Jahr auf dem webmoritz., habe ich mich im November 2021 dazu entschieden, mich für die nächste Chefredaktion aufstellen zu lassen, da Lilli und Julian aufhören möchten. Damit startete dann auch schon die Einarbeitungsphase – doch jetzt ist’s ernst.

Woche 1 – Handyvibrationen, Dauergrinsen und E-Mail-Tags

1. März 2022 – es ist soweit: Lilli verlässt die Chefredaktion und ich rücke für sie nach. Sie hat das Amt zwei Jahre lang innegehabt und, wie ich finde, nicht nur einen guten, sondern einen großartigen Job gemacht. Es sind große Fußstapfen, in die ich trete, und vielleicht macht mich der Gedanke etwas verrückt.
Was gerade schon passiert? Mein iPhone hört nicht auf zu vibrieren. Lilli fügt mich sämtlichen Gruppen hinzu und tritt zeitgleich aus diesen Gruppen aus – natürlich nicht, ohne sich von allen zu verabschieden und sich für die Zeit zu bedanken.
An meinem ersten Tag schaue ich ein Mal in WordPress. Ich sehe plötzlich drei neue Artikel, die in Arbeit sind und außerdem bereits ein (fertig) im Titel haben, von deren Existenz ich bisher jedoch noch gar nichts wusste. Etwas panisch schreibe ich Julian, um zu fragen, was es damit auf sich hat. Er sagt, dass die Artikel noch eine Sperrfrist hätten und an ihnen auch noch gearbeitet werde. Ich könne mir die Artikel gern einmal ansehen und meine Meinung dazu schreiben.

Die Übergabe gestaltet sich kurz: Weder Adrian noch ich haben aktuell Fragen. Wir besprechen unsere neuen Groupware-Tags. Julian leitet die Wünsche an Lukas weiter, der kurze Zeit später Vollzug meldet. Ich frage Julian, wie man die Seiten einzeln bearbeiten kann. Er zeigt es mir, nur irgendwie ist bei mir der Divi-Button nicht vorhanden. Ich gehe also manuell über fünf Seiten auf die Seite, um mit Hilfe von Divi unsere Team-Seite zu bearbeiten. Ein bisschen Module und Bilder und Namen verschieben (und kurz etwas Schreien) später, ist die TeamSeite aktualisiert.

Ich hatte mir vorgenommen, morgens direkt in WordPress und Groupware zu schauen und Aufgaben abzuarbeiten. Der Wecker klingelt um 8 Uhr. Ich stehe auf, jedoch erst um 10 Uhr. Beim Blick ins Backend sehe ich, dass Julian bereits das Interview mit dem Oberbürgermeister ein letztes Mal gegenliest und veröffentlicht. Ich setze mich auch noch mal kurz nach Veröffentlichung dran und ändere noch zwei kleine Dinge. Die Redaktionssitzung leitet Julian – auch weil ich Angst habe, etwas zu vergessen.

Am Vortag hatten wir uns kurzfristig darauf geeinigt, dass noch ein Artikel zur Ukraine erscheinen soll. Annica hat diesen dankenswerterweise übernommen. Ich bin gespannt, will ihn vor Veröffentlichung lesen – wie sich das als Chefi nun einmal gehört – muss dabei jedoch feststellen, dass erst Annica, dann Lilli, dann wieder Annica und zum Schluss Julian den Artikel bearbeiten. 12 Uhr geht er dann online und ich habe es nicht noch einmal geschafft, ihn zu lesen.

Am nächsten Morgen prüfe ich Punkt 10 Uhr erst einmal, ob der neue Artikel online ist. Ist er – damit hat er mehr geschafft als ich. Ich liege nämlich im Bett und schaue mir auf der Seite liegend den Artikel an. Ich schreibe mir noch auf, Julian zu fragen, wer nach dem Lektorat die Veröffentlichung des Artikels plant. Anschließend setze ich mich mit meinem Kaffee hin und bearbeite eine Löschanfrage. Ich lösche das erste Mal einen Artikel aus unserem Backend. Wow. Aufregend. Außerdem tagge ich direkt noch die E-Mail mit dem grünen “ERLEDIGT!”-Tag. Der erste Tag wurde gesetzt. Noch aufregender.

Die drei Artikel vom Wochenbeginn sind mittlerweile zu fünf Artikeln herangewachsen. Ich habe den Überblick verloren. Ich nehme mir vor, irgendwann in den nächsten Tagen endlich einmal in die Artikel hineinzuschauen, damit ich eine Woche später auch weiß, worum es geht – also außer das, was aus dem Titel der Artikel bereits klar wird.

Woche 2 – Artikel, Artikel, Artikel und ein bisschen Überforderung

Ich realisiere, dass die erste Woche doch tatsächlich geschafft ist. Die Redaktion steht noch, mein PC hat noch kein Feuer gefangen, ich habe Divi erst ein Mal angebrüllt. Das ist gut. Heute steht traditionell der StuPa-Ticker an. Julian hat noch gar nicht gefragt, wer heute Abend alles am Start ist – ich mach das dann einfach mal. Es melden sich Julian und Annica zurück. Ich stelle mich auf eine gemütliche Ticker-Runde ein. Eine halbe Stunde vor Beginn melden Annica und Julian jedoch Verspätung an. Nervosität setzt ein. Um 20 Uhr logge ich mich ein und fange an, die Fenster in einer sinnvollen Reihenfolge anzuordnen, damit ich im Pad auf Moodle schreiben und im Anschluss ohne Probleme in WordPress kopieren kann. Kurz vor Sitzungsbeginn kommen Annica und Julian und sogar noch Juli hinzu und wir tickern die sehr kurze StuPa-Sitzung zu viert.

Der Rest der Woche verläuft ruhig. Ich übernehme die Redaktionssitzung am Donnerstag, da Julian verhindert ist. Glücklicherweise ist die Sitzung nicht so groß. Wer gerade keine Prüfungen hat, macht Urlaub und genießt eine moritz.freie Zeit. Die Sitzung ist – meiner Meinung nach – etwas holprig. Das Protokoll will nicht so ganz wie ich. Immerhin macht das WLAN aber mit und fällt nicht aus – wie sonst übrigens immer. Nach der Redaktionssitzung leite ich eine Anfrage weiter, schicke einer Redakteurin noch einen Artikel und gebe Julian ein kleines Update. Ich werfe noch einen Blick auf WordPress: Freitags kommt die neue Podcast-Folge. Ich schaue kurz in die Podcast-Folge hinein, stelle fest, dass ich keine Ahnung habe, wie das funktioniert und logge mich aus.

Als ich auf dem webmoritz. nachschaue, sehe ich, dass Julian den Podcast bereits freigegeben hat. Die Folge hat plötzlich einen Text. Okay, den gab es gestern irgendwie noch nicht. Ich habe jetzt wirklich viele Fragen. Dafür ist Marets Ankündiger lektoriert und benötigt nur noch die letzte Abnahme durch die Chefis. Geilo! Ich lese also den Text, schaue mir nochmal das Layout an, gebe Schlagwörter ein UND PLANE DAS ERSTE MAL EINEN ARTIKEL! Ich schreibe fix Julian, dass das erledigt ist und bin dabei ein bisschen stolz auf mich.

Am nächsten Tag schreibt mir Julian, dass ich noch ein paar Dinge vergessen habe. Hahahahaha. Es fehlten wohl noch der Textausschnitt für den Teaser und einige kleine Einstellungen. Man kann nur dazulernen. Meine Hausarbeit, die zu Beginn von Woche 3 eingereicht werden muss, bringt mich noch zum Verzweifeln, aber dafür ist es diese Woche trotz der aufgekommenen Fragen doch etwas ruhiger gewesen.

Woche 3 – Prüfungsphase, Lesezeit und ruhige Sonntage

Die Redaktion ist diese Woche … nicht schläfrig, aber eher zurückhaltend. Bei einigen Redakteur*innen läuft nach wie vor die Prüfungsphase. Ich bin sehr dankbar, genau in dieser Zeit den Wechsel zu haben, da das bedeutet, dass ich in aller Ruhe alles erkunden kann und sich die Ereignisse nicht überschlagen.

Wir starten mit der Chefsitzung in die Woche. Dabei treffen sich alle Chefredaktionen und die Geschäftsführung, um Organisatorisches zu besprechen und einen Überblick zu geben, was die einzelnen Redaktionen eigentlich machen.

Donnerstag steht wieder einmal die Redaktionssitzung an. Trotz Prüfungsphase kamen jede Woche knapp zehn Personen, was eine richtig gute Zahl ist. Der Redaktionsplan füllt sich weiter. Svenja arbeitet noch an ihrem Artikel – bisher hatte sie sich aber auch noch nicht wegen Unklarheiten gemeldet. Ich setze mich auf meinen Balkon – Südseite, es ist schön warm und sonnig. Ich habe von Nina ein Rezensionsexemplar eines Buches bekommen, das ich jetzt erst einmal lesen werde.

Am Abend schaue ich nochmal in WordPress und sehe vier neue Artikel, von denen zwei gerade von den Redakteurinnen bearbeitet werden. Ich freue mich über die eifrige Arbeit der Redaktion. Im Verlauf des Abends werde ich noch die restlichen Redakteur*innen an ihren Artikeln arbeiten sehen. Annica schreibt noch eine Nachricht, ob Julian und ich vielleicht ihren Artikel lesen könnten, da sie bisher sehr unzufrieden damit sei. Ich schreibe es auf meine Liste für den nächsten Morgen.

Mein Biorhythmus hat sich mittlerweile verschoben: ich werde am Sonntag um 8:30 Uhr wach. Wtf. Mit meinem Kaffee und zwei Brötchen setze ich mich auf den Balkon – es ist immer noch schön sonnig – und schaue ins Backend. Ich lese Annicas Artikel, gebe mein Feedback dazu, schaue kurz in die anderen Artikel und genieße den “ruhigen Sonntag auf der Terrasse”, der mit Arbeit begleitet wird. Ich lache kurz, freue mich aber auch, die Aufgaben in dieser Atmosphäre bearbeiten zu können. Zu viel zu tun zu haben, während Teile der Redaktion immer noch in Prüfungen stecken, ist schließlich meckern auf ganz hohem Niveau. Aus den vier neuen Artikeln, die noch in Arbeit sind, sind mittlerweile sieben Artikel geworden – okay, zwei Artikel kommen von mir, von denen einer dieser hier ist.
Ein Artikel wird noch im Laufe des Tages fertig. Ich lektoriere nochmal, trinke währenddessen zwei Tassen Tee und esse Flammkuchen.

Am Ende des Abends wird mein Freund mich ansehen und sagen, dass er sieht, dass ich den ganzen Sonntag an verschiedenen Sachen für die Medien gearbeitet habe, dabei aber sehr glücklich wirke. Ich freue mich, denn er hat recht. Ist das dann überhaupt Arbeit nach deutscher Definition, wenn man dabei Spaß hat?

Woche 4 – Mobbing in der Chefredaktion, Hausaufgaben und Fehler

Es steht wieder einmal eine StuPa-Sitzung an – Julians letzte Sitzung als Chef und zeitgleich die letzte Sitzung der Legislatur. Ich starte wieder vorerst allein in die Sitzung und dichte Polarkreis 18s Song “Allein” um. Julian reagiert darauf mit einem Gollum-GIF. Danke dafür!

Am nächsten Tag schickt mir Julian einen Screenshot. Er hatte versucht dieses umgekrempelt zu lesen, ich hatte jedoch vorgesorgt und lediglich “tjahahahaha, ihr hattet gehofft, jetzt etwas lesen zu können!” geschrieben, um der neugierigen Meute aus Lektorat und Chefredaktion vorzubeugen.

Donnerstag fällt die Redaktionssitzung einmal aus, da keine der Ressortleiterinnen anwesend sein kann. Die Redaktion bekommt dafür die Aufgabe drei verschiedene Vögel zu fotografieren. Außerdem sieht unsere Seite plötzlich komisch aus. Julian und ich sind uns einig, dass das ganz schön hässlich ist. Lukas wird informiert und schickt uns Bilder von Back- und Frontend. Er findet den “technischen Unterschied” leider auch nicht, der optische jedoch sei sehr sichtbar. Lukas zaubert und ändert erst einmal etwas am Layout, damit es nicht ganz so “super hässlich” aussieht. Eventuell fallen die Worte “ich hasse Divi”. Wir einigen uns darauf, dass es besser als vorher ist, aber immer noch … weniger schön.

Freitags erscheint wieder der Podcast. Julian teilt mir mit, dass er die Folge nicht abnehmen kann und ich das bitte machen soll. Ich schaue in den Beitrag: Es steht nichts drin. Irgendwann schreibt mir Svenja, ob ich bitte den Beitrag verlassen könnte, damit sie ihn bearbeiten kann. Ich muss mir dringend angewöhnen, Beiträge nicht nur zu öffnen, sondern nach der Bearbeitung diese auch wieder zu verlassen. Danach nehme ich noch Annicas Beitrag zum studentischen Prorektorat ab. Es hat alles irgendwie geklappt. Am nächsten Morgen schreibt mir Julian noch eine Liste mit Fehlern. Ich lache kurz, weil es teilweise richtig dumme Dinge sind, die ich übersehen habe. Wow. Es läuft. Ab und an zwar eher bergab, aber es läuft.

Außerdem steht die Greifswald räumt auf Aktion an, bei der wir mitwirken. Mein Wecker klingelt um 6 Uhr morgens. An einem Samstag. Das passierte zuletzt, als ich aktiv Schach gespielt habe. Ich vermisse die Aufstehzeiten definitiv nicht. Dass es viel zu früh ist, merke ich daran, dass ich ohne mein Handy losfahre und nochmal zurück muss. Ich genieße die Zeit mit einigen Redakteur*innen, die ich bereits seit sehr langer Zeit nicht mehr außerhalb von BigBlueButton gesehen habe.

Sonntag schreibe ich Julian einen kurzen Überblick über die Artikel, die wir für die Woche einplanen können. Es werden mehr. Vor allem dieser hier wird endlich fertig – einen Tag vor Julians letzter Redaktionssitzung. Den Montag verbringe ich kurzerhand auf Usedom. Auf dem Weg stelle ich fest, dass ich kein Ladekabel für meinen Laptop mitgenommen habe. Damit kann ich nur solang arbeiten, bis der Akku leer ist. Dienstagmorgen reicht der Akku gerade noch aus, um Lillys Artikel ein letztes Mal zu lesen und zu planen.

Fazit und ein wenig Danksagung

Es ist Mittwoch, der 30. März. Ein Monat ist um. Ein Monat Chefredaktion. Ein Monat laufen lernen (oder fliegen?). Es fühlt sich ein wenig irre an, vor dem Laptop zu sitzen und diesen Umstand zu realisieren. Nach vier Wochen hat sich mein Schlafrhythmus angepasst. Ich komme morgens aus dem Bett, arbeite mit Kaffee in der Hand und Taylor Swift auf den Ohren die ersten Aufgaben für die Redaktion ab. Es macht viel Spaß und vermutlich ist genau das einer der entscheidenden Gründe, wieso ich aus dem Bett komme. Die Arbeit ist abwechslungsreich und das Team trotz Prüfungen sehr motiviert. Artikel tauchen teilweise einfach auf, Redakteur*innen kommen mit Ideen und nehmen Projekte selbst in die Hand. Die Aufgaben, die ich selbst übernommen habe, wurden von Woche zu Woche umfangreicher, aber sie sind alle machbar. Für den Fall, dass man nicht weiß, wie etwas funktioniert, gibt es einfach immer eine*n Ansprechpartner*in in einer der 20 Signal-Gruppen.

Ich habe übrigens immer noch nicht die Artikel mit der Sperrfrist aus Woche 1 gelesen. Dafür hat Lukas mein Divi-Problem gelöst und ich kann endlich mittels Button in den Divi Builder wecheln. Ein etwas größeres Problem, das ich feststellen durfte, betrifft meine Terminplanung: Ich brauche mehr Platz, um auch die Artikelplanung und weitere To-Dos aufnehmen zu können. Daran arbeite ich defintiv noch.

Vielen Dank an dieser Stelle besonders an Julian und Lilli, die uns – Adrian und mich – bereits seit November an die Aufgaben der Chefredaktion heranführen und auch noch immer für uns und unsere Fragen erreichbar sind, einen Leitfaden bauen und uns den Karren nicht vor die Wand fahren lassen. Außerdem auch ein Dankeschön an Lukas, der in den letzten vier Wochen ein wenig mehr von uns genervt wurde, weil Dinge nicht funktionieren wollten (oder die Anwender*innen zu blöd waren).

Beitragsbild: Anna Katharina Kassautzki

Ein schwerhöriger Pflanzenfresser zu Besuch in Greifswald

Ein schwerhöriger Pflanzenfresser zu Besuch in Greifswald

Vor 80 Millionen Jahren lebte ein gut gepanzerter Dinosaurier im Gebiet des heutigen Österreichs. Dass sein Schädel mal in Greifswald untersucht wird, hätte er wohl nicht gedacht. Der Greifswalder Paläontologe Marco Schade hat dem Pflanzenfresser in den Kopf geschaut und dabei interessante Erkenntnisse gewonnen.

Struthiosaurus ist der Name des Tieres. Er bedeutet so viel wie “Straußenechse” und das, obwohl der Vogel Strauß und der Struthiosaurus nur ganz entfernt verwandt sind. Der Schädel des Reptils wurde bereits in den 1860er Jahren südlich von Wien entdeckt. Wenige Jahre später hat man ihn dann beschrieben und untersucht. Mit einem sogenannten Micro-CT-Gerät ist es nun aber möglich, feinste Strukturen im Knochen sichtbar zu machen. “Es ist jedes Mal ein erhabenes Gefühl etwas zu finden, was vor mir noch niemand gesehen hat”, erzählte Marco Schade mir in unserem Gespräch.

Wie schon bei seinen vorherigen Arbeiten hat er sich auch hier besonders auf das Innenohr des Tieres konzentriert. Der Teil, der für das Hören zuständig ist, ist beim Struthiosaurus sehr kurz. Der Greifswalder Paläontologe stellt fest: “Das ist das kürzeste Hörteil von allen mir bekannten Dinosauriern.” War der Pflanzenfresser also schwerhörig? Vermutlich. Zwar hängt die Hörleistung auch von anderen Faktoren ab, aber man geht davon aus, dass der Dino nur Frequenzen zwischen 300 und 2.200 Hertz hören konnte. Im Vergleich: Wir Menschen hören Frequenzen zwischen 20 und 20.000 Hertz. Mit Hilfe des Innenohrs kann man auch rekonstruieren, wie wendig das Tier war: Der Struthiosaurus war wohl eher träge.

„Kognitiv hatte er wohl auch eng gesteckte Limits.“

Marco Schade

Doch die große Stärke des Reptils, das zur selben Gruppe wie der Stegosaurus gehört, war seine Panzerung: Durch stabile Panzerplatten auf seinem Rücken war es gut vor Gefahr geschützt. Diese Gefahr kam von den Raubsauriern, die sich den Lebensraum mit dem Struthiosauraus geteilt haben. Europa war zu seinen Lebzeiten ein subtropisches bis tropisches Inselreich. Es gab bereits Krokodile und Schildkröten und die Lüfte wurden von Flugsauriern beherrscht. Die Vegetation war dicht und üppig, sodass der kleine Pflanzenfresser auf vier Beinen seine Nahrung in Bodennähe finden konnte.

Mit zwei bis vier Metern Länge ist das Tier für heutige Verhältnisse vielleicht groß, doch damals war es eher ein Zwerg. Es gibt Theorien, dass es sich um einen sogenannten Inselzwerg gehandelt hat. Also eine Tierart, die durch ihren Lebensraum auf einer Insel besonders klein ist, im Vergleich zu ihren Verwandten auf dem Festland.

Klein, schwerhörig und träge – so könnte man den Struthiosauraus zusammenfassen. Doch Marco Schade gibt zu bedenken: “Sein Verhalten war immerhin komplex genug, um gut an die Umwelt angepasst zu sein […] Außerdem war er ganz niedlich“, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu. Auch wenn er mit seiner Forschung nicht alle Fragen klären kann, am Ende ist Marco Schade doch immer wieder begeistert: “Das ganze Wissen ist wie ein Kieshaufen und man selbst legt ein Sandkorn dazu. Diese Anhäufung von Sandkörnern ist jedes Mal eine Bereicherung.”

Beitragsbild: Fabrizio De Rossi (über Medieninformation der Uni Greifswald)

moritz.playlist – The Cure

moritz.playlist – The Cure

Musik – Töne mit Zusammenhang, oder gerne auch ohne. Im Prinzip systematischer Krach. Jede*r hat schonmal Musik gehört, aber was ist die Geschichte hinter den einzelnen Stücken, auch Lieder genannt, und womit verbinden wir sie? Was lösen sie in uns aus und wer hat sie erschaffen? webmoritz. lässt die Pantoffeln steppen, gibt vor, was angesagt ist und buddelt die versteckten Schätze aus. Unsere Auswahl landet in eurer moritz.playlist.

Gothic, Dekadenz und Melancholie: All diese Wörter sind für die Fans von der weltberühmten Rockgruppe The Cure bekannt. Man kann ihre Lieder als Soundtracks in zahlreichen Filmen wie It (“Six Different Ways”), Laurence Anyways (“The Funeral Party”), American Psycho (“Watching Me Fall: Underdog Remix”) oder in der Serie X-Files (“More Than This”) hören. Die Band existiert schon mehr als 40 Jahre und bleibt weiterhin eines der erfolgreichsten Kollektive, das aus der britischen Punk-Welle als neue Subkultur aufblühte. Mit den schrillen Aufmachern und neuem Sound zieht Mitte der 70er Jahre die Punk-Welle ganz England in ihren Bann.

Die Gruppe aus Crawley änderte mehrmals ihren Namen. Ihr Weg fängt 1976 mit einer Gruppe von vier Klassenkameraden im Alter von 17 Jahren an: Robert Smith (Sänger), Michael Dempsey (Bass), Lol Tolhurst (Schlagzeug) und Pearl Thompson (Gitarre). Aufgrund künstlerischer Differenzen trennte sich Pearl Thompson irgendwann vom Rest der Gruppe, und 1977 änderten sie ihren Namen zu “Easy Cure”. Schließlich unterschrieb die Band einen Vertrag beim neu gegründeten Label Fiction Records und benannte sich um. Unter dem Namen ist sie bis heute überall bekannt – The Cure.

Als im Jahr 1979 das Lied “Boys Don’t Cry” zu einem Hit wurde, schwang die Band wie ein Pendel von einem Extrem ins andere. Während die Zuhörer*innen niveaulose mittelmäßige Pop-Tracks erwarteten, war die Band nicht auf der Jagd nach Geld, sondern strebte danach, schockerregende starke Gefühle im Publikum auszulösen. Dieses Ziel wurde durch das Album Pornography mit einer Gesamtdauer von 43 Minuten erfüllt. Thematisch stand vor allem die Leere und Sinnlosigkeit der einen umgebenden Welt im Mittelpunkt, wodurch das Album zu einem Vorzeigewerk des Gothic-Rocks wurde. The Cure selbst assoziierten sich jedoch nicht mit Gothic:

I remember just for a while, goths were outraged that people would think we’re a goth band. They hated us because we’d kind of jumped ship, they thought. Because we sounded like we do on Pornography and the next thing we do is “Let’s Go to Bed” and “Love Cats” and “The Walk” and all these sort of stupid pop singles. So they’re missing the point that before we’d done Pornography, we’d also done Three Imaginary Boys and Seventeen Seconds. We weren’t anything to do with goth. It’s like we passed through that phase and I did a few things that sounded like we were a part of it, and then we moved on to something else.

Robert Smith

Der Frontman schrieb seine Texte in schlechter psychischer Verfassung, und sah Pornography als Selbsttherapie und Ausweg an. Zwei Lieder — “One Hundred Years” und “The Hanging Garden” — wurden als Singles veröffentlicht, und in den britischen Charts nahm das erfolgreichste Album der Band den achten Platz ein. Trotz des schnellen Erfolgs der Schallplatte herrschten innerhalb der Gruppe im Laufe der Tour eine niederdrückende Atmosphäre und Chaos. Während der Tournee 14 Explicit Moments brach das Team sogar fast auseinander.
Die Single “The Hanging Garden” mit zusätzlichem Musikvideo bildete mit dem neuen Image (roter Kajal um die Augen und toupierte Haare) die Stimmung der Gruppe in der Periode des Zwiespaltes ab.


Entgegen ihrer früheren Bestrebungen beschloss Robert Smith Anfang der 1980er Jahre, den Stil von The Cure radikal zu ändern und bewegte sich für einige Zeit von depressivem Gothic-Rock zu offener Popmusik. Im Zeitraum von 1982 bis 1987 erlebte The Cure eine Hinwendung zum “neuen Sound”. Die Zeit war mit der Arbeit an der Hyæna-LP für Siouxsie And The Banshees verbunden.

Dank seines Erfolgs konnte “Dear Prudence” den dritten Platz in den UK Singles Chart belegen und wurde als großer Hit in der Gesichte der Gruppe anerkannt. Es folgten Zusammenarbeiten mit anderen Künstlern, zum Beispiel für And Also the Trees, der bei der Erstellung von zwei Singles und einem Debütalbum half. 1984 erschien die LP “The Top”. Das Album experimentierte mit einer Menge von Stilmitteln, darunter zum Beispiel arabisch beeinflusste Melodie, Marsch-Rhythmen und psychedelische Klänge. Nach der Veröffentlichung der Single “Let’s Go To Bed” waren die Fans von den Metamorphosen äußerst überrascht. Trotz der Tatsache, dass der Sänger einen “lustigen” Sound kreieren wollte, behielt das Lied skurrile, pessimistische Noten bei.

Dieser Clip war die erste Zusammenarbeit der Band mit dem Regisseur Tim Pope, der dem düsteren Image der Band einen Hauch von Spiel und Selbstironie einbrachte. Seitdem ist Pope fast ständiger Regisseur für The Cure.
Zunächst wurde die deklarierte Laune der Gruppe nicht reduziert, und Smith veröffentlichte eine noch frivolere Single mit hellem Synth-Riff. Das Lied über Katzen ist ein Durchbruch mit noch fröhlicherer und fetzigerer Stimmung geworden. Abgesehen von den ersten Zeilen bestand der Rest des Songs “The Lovecats” aus reiner Improvisation, und als Ergebnis erinnerte das Lied an Disney. Der Schießplatz im Clip selbst wurde auf lustige Weise durch Täuschung erlangt. Das Filmteam gab vor, ein Haus kaufen zu wollen, fragte den Makler nach den Schlüsseln, drehte in der Nacht schnell das Video und gab die Schlüssel am nächsten Morgen zurück.


The Top ist in der Tat eines der seltsamsten Alben mit einer Mischung aus psychedelischer und ethnischer Musik. Smith spielte fast alle Instrumente – im Grunde war das Album demnach ein Soloalbum. Der Weltruhm, der sich als schwere Bürde entpuppte, zwang ihn zur Rückkehr zu seinen Wurzeln. Nachdem Robert Smith sich wieder mit dem Bassisten Simon Gallup vertragen hatte, veröffentlichte die Band ein neues Album, das die vertraute deprimierte Musikrichtung wieder aufleben ließ. Der charakteristische ultramelodische Sound der Band gewann am Ende: Die Melodien wurden vom New-Wave-Touch befreit, die Keyboardmelodien wurden nachdenklicher und tragischer, aber die ohnehin schon emotionale Präsentation erreichte kosmische Ausmaße.

In The Head on the Door strahlt die erste Single “In Between Days” nicht gerade vor Optimismus. Das Lied ist eine Reflexion über das Altern, Schwächerwerden und das langsame Verblassen eines Menschen. Der Clip gilt als Fanfavorit, da er sich durch seine ungewöhnliche künstlerische Palette auszeichnet. Die Gesichter der Bandmitglieder wurden mit fluoreszierender Farbe beschmiert, in der die Beleuchtung ihnen ein psychedelisches Aussehen verlieh.

Von 1998 bis 1999 erreichten The Cure den Höhepunkt ihrer Karriere. Zuerst mit dem Album Disintegration, das eine Rückbesinnung an die Alben Faith und Pornography ist, und danach mit den Singles “Picture of You” und “Lovesong”, Letzterer davon war das Hochzeitsgeschenk an Smiths Frau. Das Lied hat zahlreiche Coverversionen erhalten.

In jedem Song offenbart Robert Smith unverhohlen seine Seele, als wären die Zuhörer*innen seine besten Freund*innen, vor denen er nichts zu verbergen hat – das macht die Gruppe allen so nah. Die Gruppe bleibt heutzutage aktuell und erfreut weiterhin zahlreiche Zuhörer*innen weltweit mit Konzerten.

Nach so vielen Jahren kann die Arbeit von The Cure wirklich als kreative Performance betrachtet werden. Die Musik von der Gruppe passt in keine Richtung und lässt sich natürlich auch nicht in eine Kategorie pressen. Die Band greift einfach wichtige Themen heraus und fasst den Kern in Worte und Musik. Dabei spielt es keine Rolle, welchem Genre alle Alben zuzuordnen sind.

Beitragsbild: Michael Henry, Unsplash

Greifswalds erster studentischer Prorektor im Amt

Greifswalds erster studentischer Prorektor im Amt

Lange Zeit wurde an der Universität Greifswald für die Stelle gekämpft, bis sie 2021 schließlich eingeführt werden konnte: So groß die Freude über das studentische Prorektorat zunächst war, so gedämpft erschien die einjährige Wartezeit für eine Verfahrensfindung nach der gescheiterten Wahl des letzten Jahres. Nun hat das Warten allerdings ein Ende, denn der ehemalige AStA-Vorsitzende Hennis Herbst ist nun Teil des Rektorats der Universität Greifswald.

Am 16. Februar 2022 wählte der akademische Senat mittels Onlinewahl Hennis Herbst in das Amt des studentischen Prorektors. Mit der Ernennung eines studentischen Prorektors gehört Greifswald zu den wenigen Hochschulstandorten, die eine studentische Vertretung in die Universitätsleitung integriert haben. Die Bezeichnung “studentischer Prorektor” gibt es de facto bisher allerdings noch nicht: Streng genommen handelt es sich laut unserer Grundordnung (§ 14) um eine der Prorektoratsstellen, die lediglich aus der Statusgruppe der Studierenden besetzt werden können. Verpflichtend ist hingegen, dass mindestens ein Prorektoratsposten durch eine Person besetzt wird, die nicht der Gruppe der Professor*innen angehört – sofern sich der erweiterte Senat nicht vorher auf die Besetzung mit Professor*innen festlegt. Eine feste Integration des Amtes weist Greifswald daher noch nicht auf, auch wenn die Stelle eines der zentralen Anliegen unserer derzeitigen Rektorin Frau Prof. Dr. Riedel war.

Mit welchen Wahlversprechen ist Hennis angetreten und welche Erfahrungen bringt er mit ins Amt? Um das herauszufinden, sprachen Svenja und Tom von unserem Podcast Unterm Dach mit den frisch gewählten Prorektoren Hennis Herbst sowie Prof. Dr. Ralf Schneider, der die Nachfolge von Prof. Dr. Lars Kaderali im Prorektorat für Forschung, Digitalisierung und Transfer antritt. Dieser hatte sein Amt aufgrund seines hohen Arbeitsaufwands als Corona-Berater für die Politik niedergelegt.

Vom AStA ins Rektorat

Hennis ist seit Juli 2020 in der Hochschulpolitik aktiv. Zunächst als AStA-Referent für Administration und Geschäftsführung, nach langwierigen Wahlprozessen auch als AStA-Vorsitzender und seit 2021 zusätzlich als studentischer Senator.

Rückblickend betont Hennis, dass die höhere alleinige Verantwortung im AStA vergleichsweise große Freiheiten in der Ausgestaltung und Umsetzung eigener Ideen mit sich bringe, aber auch viel Verantwortung und Koordination mit den anderen Referent*innen erfordere. Im Gegensatz dazu befinde er sich jetzt in einem professionelleren Rahmen gegenüber dem manchmal geltenden “Laissez-faire” der Studierendenschaft.

„Hochschulpolitik funktioniert dann besonders gut, wenn alle Gremien Hand in Hand arbeiten.“

Hennis’ Rede zur Prorektorats-Kandidatur vor dem Studierendenparlament, 08.12.2021

Aber auch inhaltlich bestehen nun Unterschiede: Während er als AStA-Vorsitzender allein für Angelegenheiten der Studierendenschaft sprechen konnte, existiert diese Vertretungsrolle nun nicht mehr im gleichen Ausmaß. Vielmehr müsse Hennis sich künftig im allgemeineren Sinne den unterschiedlichsten Themen widmen, die im Rektorat behandelt werden. Dabei empfinde er es als sinnvoll, die studentische Perspektive direkt einbringen zu können.

Denn auch wenn der*die AStA-Vorsitzende*r Teil der Dienstberatung und des Corona-Krisenstabs ist, so ist nun im Rektorat eine Stimme fest integriert, die sich in erster Linie für studentische Bedürfnisse einsetzt. Auf die Frage, ob Hennis als vollwertiges Mitglied aufgenommen wurde, berichtet er von der bisher guten Einarbeitung, aber auch den vielen Arbeitsprozessen, in die er sich teilweise noch einfinden muss. Durch die Wahl von Prof. Dr. Schneider sei er aber immerhin nicht der einzige “Neuling” im Rektorat.

Ambitioniert ins Amt

Mit seinem Wahlantritt setzte Hennis öffentlich mehrere Themenschwerpunkte. Eines dieser Anliegen bildet das große Thema Nachhaltigkeit, für das er nun der zentrale Ansprechpartner im Rektorat ist. Dadurch könne er die vielen Schritte begleiten, die aktuell an der Universität initiiert werden.

Aber auch die studentische Kultur, die während der Coronapandemie stark zurückstecken musste, solle gestärkt werden. Die ehrenamtliche Tätigkeit in den Greifswalder Vereinen und Organisationen solle beispielsweise über die kostenlose Mietmöglichkeit der universitären Räumlichkeiten für Veranstaltungen erleichtert werden. Der bisher bestehende Kostenfaktor schränke vor allem kleine Vereine ein, die nicht die nötigen finanziellen Mittel dafür aufbringen können. Da derartige Veränderungen allerdings mit dem Wissenschaftsministerium zusammenhängen, könnte die Umsetzung innerhalb der einjährigen Amtszeit sportlich werden.

Als Herzensangelegenheit beschreibt Hennis das Problemfeld des studentischen Wohnens, was ihn bereits während seiner Zeit im AStA beschäftigt hat. Und dafür besteht Zeitdruck, denn vor allem zu Beginn des Wintersemesters besteht erheblicher Mangel an bezahlbaren und verfügbaren Wohnungen. Dafür müssten Abhilfe geschaffen und Übergangsmöglichkeiten gefunden werden.

„Das war im letzten Oktober ja echt grauenvoll im AStA, unsere Telefone standen nicht still. Wir haben extrem viele E-Mails von verzweifelten Studierenden bekommen, die noch immer keine Wohnung hatten, sogar noch Anfang oder Ende Oktober. Das Thema begleitet mich seitdem.“

Hennis im Interview mit Unterm Dach

In der Vergangenheit habe Hennis bereits Gespräche mit der Universitätsverwaltung und der Bürgerschaft Greifswalds geführt, an die er zukünftig anknüpfen möchte. Dass er nun Teil der Universitätsleitung ist, könne zu mehr Gewicht bei derartigen Vorhaben beitragen, so Hennis.

Ein Ausblick

Die Frage, ob ihm Vorbehalte einiger Universitätsangehöriger gegenüber dem Amt bekannt seien, beantwortet Hennis zögerlich. Er könne dies schwer beurteilen und freue sich, dass seine Wahl mit großer Mehrheit geklappt hat. Auf erneute Nachfrage sprach er von einzelnen Vorbehalten. Er vermute aber, dass dies bei Neuerungen normal sei. Dementsprechend habe er die Hoffnung, den Nutzen und Mehrwert seines Amtes aufzeigen zu können.

Letztendlich bleibt abzuwarten, wie sich das studentische Prorektorat in Greifswald etabliert und wie dies von den verschiedensten Stellen angenommen wird. Hennis’ breite Vernetzung inner- und außerhalb der Universität, seine Erfahrung aus dem AStA-Vorsitz und der Dienstberatung werden dabei sicherlich von Nutzen sein. Nichtsdestotrotz gibt es bisher keine Vorgänger*innen oder Ausgestaltung, an die angeknüpft werden kann – demnach besteht neben den eigenen Zielsetzungen für die einjährige Amtszeit zusätzlicher Arbeitsaufwand. Eine Hürde, die natürlich jeder erstgewählten Person bevorstehen würde, von der Belastung der Coronapandemie ganz zu schweigen. Wir bleiben gespannt, was die Legislatur nach dem schwierigen Start des Prorektorats mit sich bringen wird.

Beitragsbild: Marvin Manzenberger

Unterm Dach 33: Ende unterm Dach

Unterm Dach 33: Ende unterm Dach

Hier kommt ihr zur dreiunddreißigsten Folge

Herbst 2020: Die zweite Coronawelle steht kurz bevor. Alle Puzzle sind durchgepuzzelt und Masken sind genäht, da muss eine neue Beschäftigung her. Podcasts sprießen wie Pilze aus dem Boden. Also müssen wir natürlich auch einen machen. Am 26. Oktober geht unsere erste Folge von Unterm Dach, damals noch in Zusammenarbeit mit dem Radio 98eins, online. In den folgenden anderthalb Jahren interviewen wir uns einmal quer durch die Hochschule. Beginnend mit diversen Größen der studentischen Hochschulpolitik über fast alle Mitglieder des Rektorats bis hin zu den Fachschaftsräten – wir hatten jede*n vor dem Mikrophon. Und auch wenn ein großer Teil dieser Gespräche via digitaler Kommunikationswege geführt werden musste, war es immer wieder eine Freude, neue Perspektiven auf die Universität und die Hochschulpolitik zu bekommen. Vielen Dank an alle Gäste für die tollen Gespräche!

Und ein Ende ist auch immer ein neuer Anfang. Mit Robert und dem neuen Podcast moritz.uncut werden zukünftig Interviewgespräche veröffentlicht, die ursprünglich für das moritz.magazin oder den webmoritz. geführt wurden, aber dort aufgrund des beschränkten Platzes nicht in voller Länge erscheinen können. Hier wird es eine noch deutlich stärkere Themenvielfalt geben. Lasst euch überraschen!

Abstimmungs- und Anwesenheitslisten

Ihr habt Fragen oder Anregungen? Dann schreibt uns einfach einen Kommentar oder eine Mail an: web-podcast@moritz-medien.de

Beitragsbild: Jonas Meyerhof