Unterm Dach 06: Silvester unters Dach geschaut

Unterm Dach 06: Silvester unters Dach geschaut

Svenja und Tom begleiten euch ins neue Jahr 2021. Inklusive HoPo-Jahresrückblick und eigener Silvester-Geschichten (starring: eine Herde Schafe).

Timestamps:

00:00:00 – 00:06:22
— “Das letzte Drama dieses Jahr”: ein kleiner Podcast-Rückblick
00:06:22 – 00:19:00
— “Es war dann nur das Glück, dass die Legislatur vorbei war”: ein kleiner StuPa-Rückblick
00:19:00 – 00:40:27
— “dass man aus dieser Krise auch was Positives mitnehmen kann”: ein kleiner Semester-Rückblick
00:40:27 – 00:59:12
— “Das war so ein surrealer Moment”: ein kleiner Weihnachts-und-Silvester-Rückblick
00:59:12 – 01:07:43
— “und dass ihr 2021 noch mal richtig durchstartet”: Neujahrsgrüße (Musik: “My Christmas Prayer” – Michael Ramir C.)

Ihr habt Fragen oder Anregungen? Dann schreibt uns einfach einen Kommentar (hier oder bei radio 98eins) oder eine Mail an: web-podcast@moritz-medien.de

Der Podcast ist eine Zusammenarbeit mit radio 98eins.
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Adventskalender Türchen No. 24: Ente, Wahn, Ich

Adventskalender Türchen No. 24: Ente, Wahn, Ich

Weihnachtszeit ist Vorfreude und Geheimnistuerei, Nächstenliebe und Besinnung. Sie duftet nach heißem Glühwein, frisch gebackenen Keksen und mühsam gepellten Mandarinen. Der Dezember lebt von kleinen Aufmerksamkeiten und Traditionen, wie den Adventssonntagen mit der Familie, dem mit Süßigkeiten gefüllten Schuh am Nikolausmorgen und dem täglichen Öffnen des Adventskalenders. Weißt du noch, wie du jeden Tag vor Weihnachten aufgeregt aufgestanden bist, um vorfreudig zu deinem Schokoadventskalender zu tappen? Die moritz.medien verstecken das Weihnachtsgefühl hinter 24 Fenstern. Im heutigen Fenster: Ente, Wahn, Ich.

Vom Club der Dichter*innen aus den geteilten BBB-Notizen: Annica, Frank, Lilli und Lukas.

Ihr wisst nicht, wie ihr die nächste weihnachtliche Auseinandersetzung überstehen sollt? Dann verschafft euch doch hier ein bisschen rhetorische Inspiration.

Das folgende Schauspiel findet in einem Wohnzimmer irgendwo in Deutschland statt.
In der Ferne hören wir die Glocken klingen, die Bäuche sind voll und die Familienfeier findet ihren feierlichen Höhepunkt in der großen Bescherung. Am Baum versammelt haben sich schon die Zwillinge Tim und Tom, Oma Hannelore legt am Plattenspieler feierlich die klassische Weihnachtsmusik auf, Opa Gustav muss noch den Braten verdauen und liegt schlafend auf der Couch. Onkel Immanuel hat sich während des Essens bereits etwas mit seiner Flamme Michelle entzweit, da sie so lange an ihrem Instagram-Hashtag-Weihnachtsessens-Post saß, dass Oma Hannelore dachte, ihr würde es nicht schmecken. Doch seine Aufforderung, ihren Social-Media-Konsum etwas einzuschränken, war ihr einfach zu kategorisch. Auch bei Vater Maximilian und Jutta, der Mutter, ist die Lage schon etwas angespannt, schließlich wollte Maximilian eigentlich auch alle Nachbarn einladen und ließ sich nur mit großer Mühe davon abbringen.
Ihr wisst selbst nicht mehr so genau, wie ihr eigentlich hier gelandet seid, aber nach diesem verrückten Jahr hinterfragt ihr es auch nicht mehr genauer. Und jetzt, da ihr alle Familienmitglieder kennt, lasst uns den weihnachtlichen Familiengesprächen unter dem Tannenbaum lauschen! Wir präsentieren das nicht zum Nachmachen gedachte Weihnachtsschauspiel:

Ente, Wahn, Ich.


Onkel Immanuel: *sitzt im Sessel und stützt die Arme seitlich in die Hüften, während er fragend in die Runde guckt*
“Wollen wir etwa bis morgen warten, bis wir die Geschenke auspacken?!”

Oma Hannelore: *sitzt ganz manierlich und gerade auf einem Hocker und guckt verwirrt in Immanuels Richtung*
“Was ist morgen?”

Baby: *lacht mit strahlenden Augen*
“Dada!”

Vater Maximilian:
“Tausend Jeschenke, die niemand will… Et is JEDET Jahr dat selbe!”

Jutta, die Mutter: *Steht auf und verkündet feierlich*
“Noch sind wir bei Sinnen,
lasst die Bescherung beginnen!
Doch nicht bevor wir sie hören,
die Gedichte, die uns betören.”

Vater Maximilian: *rollt mit den Augen*
Da musste nur in die Lügenpresse schauen. Da lieste sowat täglich!

Opa Gustav: *schnarchschmatzschmatzschmatzschmatz*

Michelle: *blickt Kaugummi-kauend kurz von ihrem youPhone 25 auf*
“Wow, Hashtag cringe…”

Oma Hannelore: *ängstlich und verwirrt*
“Der Grinch?”

Zwilling Tim: *voll freudiger Erwartung*
“Gustav, gib gute Geschenke.
Geschwister geben gute Gedichte.”

Zwilling Tom: *jetzt schon vollkommen genervt von allem*
“Zickezacke Hühnerkacke.”

Onkel Immanuel:
“Kann ein Gedicht NOCH kürzer sein?”

Zwilling Tom:
“Gustavs große, graue Gänse grasen gern im grünen Gras, grasen gierig gi-ga-gack, grasen den ganzen Garten ab.”

Jutta, die Mutter: *mit vollkommen schriller Singstimme*
“Oh wie schön,
jetzt kann es losgöhn!”

Vater Maximilian:
“Ja, jetzt fangen wa mal mit dem Auspacken an, sonst sitzen wa ja noch morgen hier.”

Oma Hannelore:
“Was willst du besorgen?”

Michelle: *öffnet hektisch die Kamera-App*
“Wait, diesen moment muss ich catchen!”

Baby: *rülpst*

Michelle: *dreht sich angewidert weg*
“Boah, Leute, dieses Baby ist sowas von uninstagramable. Erstmal muten und Filter drüber. Und Hashtag pummelig.”

Jutta, die Mutter: *weist mit großer Geste auf den gewaltigen Stapel an Geschenken unter dem Baum*
“So ihr lieben Kinderlein,
als erstes soll es euer Stapel sein.”

*Die Zwillinge Tim und Tom packen die Geschenke aus.*

Zwilling Tim: *dreht sich begeistert zu den Eltern um*
“Geiler Geschenkestapel, gute Gutscheine! Große Geste! Gönnjamin!!”

Zwilling Tom: *rennt wutentbrannt zu Jutta, seiner Mutter, und fuchtelt vor ihrem Gesicht mit einem Pappkarton herum*
“Ernsthaft? Eine ekelhafte Ex-PS4-Konsole? Eine endgeilomatische Epic-PS5 erwünschte er eurer, ehrenwerte Eltern.”

Onkel Immanuel: *wirft weise vom Sessel aus seinen Kommentar ein*
“Ach so, ja klar, darf es sonst noch was sein?”

Michelle: *durch den sich mutmaßlich anbahnenden Streit amüsiert*
“Savage.”

Zwilling Tom: *geht mürrisch zurück zum Geschenkestapel und murmelt vor sich hin*
“Blöde Bescherung, besser Braten brutzeln.”

Zunächst kehrt wieder Ruhe ein im Wohnzimmer und es passiert nicht viel, während die Kinder weitere Geschenke (Geld, Bücher, noch mehr Geld) auspacken. Immer mal wieder hört man von Opa Gustav: *omnomnom*

Vater Maximilian:
“Dit dauert ja wieder hunnert Jahre, bis alle mit ihren Jeschenken fertig sind.”

Jutta, die Mutter:
“Schatz, nun nimm das Päckchen hin,
ist bestimmt was schönes drin! Etwas Badesalz oder –”

Zwilling Tom: *immer noch sauer wegen des falschen Geschenkes*
“Oder Opas Ohrenschmalz!”

Opa Gustav: *Grunzt*

Jutta, die Mutter:
Tom, mein Junge,
hüte deine Zunge!

Baby:
“Dai!”

Onkel Immanuel: *mit vielsagendem Blick*
“Vielleicht ist es ja auch was Nützliches?”

Vater: *packt aus wie Attila*
“Dit kann doch jetz nich wahr sein, auch noch an Weihnachten dieser Coronaquatsch?!
N’Maulkorb oder wat soll dat?
Als nächstet verfolgt Merkel mich och noch auf’s Klo oder wie?”

Oma Hannelore: *verwundert*
“Maultaschen? Seid ihr nicht satt geworden?”

Opa Gustav: *schmatzt*

Jutta, die Mutter: *mit versöhnlichem, verständnisvollen Tonfall und einem Lächeln*
“Aber Bummi,
das schützt deine Lungi.”

Zwilling Tim: *übergibt selstgemaltes Bild*
“Für frohere Festtagsstimmung fabrizierten Tom und ich für Frau Mama fantastische Formen voll fabelhafter Farben.”

Jutta, die Mutter: *voller Freude*
“Oh schau nur diese bunten Tön’,
wie schön, danke meine Söhn’!
Ich danke Euch von Herzen fein,
für dieses schöne Bildelein.”

*blickt sich um zu den Großeltern*
“Für Oma und Opa haben wir
in guter alter deutscher Manier
einen Kasten glühenden Wein,
los doch ihr Lieben, haut rein!”

Oma Hannelore: *erschrocken*
“Schlägerei? Ersatzbein?”

Michelle:
“Ehrenfrau!”

Opa Gustav: *setzt im Traum die Weinflasche an*
“glugggluggglugg”

Michelle: *mit ihrem Handy beschäftigt*
“Sheeesh, lost man!” 

Onkel Immanuel: *mit sarkastischem Einwurf von der Seite*
“Mensch wie wäre es dann mal wieder mit Socken?”

Jutta, die Mutter: *überreicht Onkel Immanuel sein Geschenk*
“Immanuel, damit du nicht erfrierst,
sondern stets weiter philosophierst.”

Onkel Immanuel: *verärgert*
“Wow, tatsächlich Socken, soll ich mich darüber freuen?”

Jutta, die Mutter: *entrüstet, ob der plötzlichen Beschwerde*
“Jedes Jahr dasselbe Leid,
versuche ich Euch zu machen doch eine Freud.
Es passen die Geschenke nicht,
so hau doch ab, du Wicht!
Die gute Laune zerstörst du mit all deinem Sagen,
ich kann das so langsam nicht mehr ertragen!
Wenn dir nicht passt, was wir dir gaben,
musst du dich nicht länger an unserem Weine laben!”

Michelle: *excited*
“OMG, jetzt gibt’s Hashtag Beef!”
*holt wieder die Smartphone-Kamera raus*
“Jetzt fehlt mir der Anfang, Jutta, kannst du das für meine Story nochmal wiederholen? Geht bestimmt meeega viral!”

Oma Hannelore:
“Brauchst du wat aus’n Regal?”

Onkel Immanuel: *beleidigt*
“Ihr wollt also, dass ich gehe?”
*dreht sich um zu Michelle*
“Schön, dann gehen wir. Tschüss.”

Michelle: *mit vorwurfsvollem Blick*
“Aber Manu, bei den Freaks kann man voll gut Content createn. Ich will doch die 10K!”

Onkel Immanuel:
“Dir ist dein “Fame” also wichtiger als ich? Schön, dann gehe ich. Tschüss.”

Michelle: *winkt ihm nach, während sie ein Selfie-Video dreht*
“Ok, Boomer. Früher warst du mehr fly.”

*Onkel Immanuel verlässt wütend das Haus*

Opa Gustav: *ist durch den lauten Wortwechsel aufgewacht*
“Hmpf.”

Zwilling Tom: *sadistisch durch den Streit beglückt*
“Toller Tumult. Weiche weg, widerlicher Wüstling!”

Zwilling Tim: *im verzweifelten Versuch, die Stimmung zu beruhigen und das Fest zu retten*
Ping, pang, pong, schwing den Gong!
Ping, pong, pang, nicht zu lang!
Ping, pang, pung, –

Jutta, die Mutter: *mit beginnender Migräne nicht mehr ganz so in Festtagsstimmung wie zuvor*
Jung, nun ist’s genung!

Michelle:
“Hashtag Germanistik”

Zwilling Tim: *traurig, weil das fehlende Lob seiner Mutter, Jutta, seine tiefen Selbstzweifel wieder einmal hervorbringt*
“PS playen! Problem, Papa?”

Zwilling Tom: *streift seine Jacke über und winkt einmal sarkastisch in die Runde*
“Bis bald, Bitches. Bin bei Boris’ bigger Baronaparty.”

Vater Maximilian: *umarmt Tom mit strahlenden Augen*
“Dit is mien Junge!”

Tim und Tom verlassen das Zimmer und Opa Gustav schläft wieder ein. Auf dem Schlachtfeld der Bescherung stehen die verbliebenen Familienmitglieder und gucken sich etwas ratlos an.

Vater Maximilian: *kratzt sich am Kopf*
“Boah guckt euch mal diese Berge von Jeschenkpapier an. So ‘ne Verschwendung Da kannste ja ‘nen Forst von pflanzen.”

Baby: *ballt energisch die Faust und ruft voller Überzeugung*
“Hambi bleibt!”

Vater Maximilian: *entsetzt*
“Dit is nich mein Kind! Sieht mir auch gar nicht ähnlich.”

Oma Hannelore:
“Bambi lebt?”

Jutta, die Mutter: *ganz entzückt von ihrem Baby und sehr genervt vom Vater und mit der Gesamtsituation unzufrieden*
“Die ersten Worte gut und fein
vom kleinen, lieben Babylein.
Ganz anders als der Macker,
klingst du, mein süßer Racker!”

Michelle: *verlässt den Raum*
“Leute, bin off. Gehe 20 Uhr live mit der Crowd. Hashtag bye.”

Jutta, die Mutter: *fasst sich ans Herz*
“Das war ja ein tolles Fest,
ich mach’ jetzt ‘nen Corona-Test.”

Gut gemeinter Rat der Redaktion: Please don’t try this at home.

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull

Adventskalender Fensterchen No. 21: Dein eigener persönlicher Weihnachtsmarktspaziergang

Adventskalender Fensterchen No. 21: Dein eigener persönlicher Weihnachtsmarktspaziergang

Weihnachtszeit ist Vorfreude und Geheimnistuerei, Nächstenliebe und Besinnung. Sie duftet nach heißem Glühwein, frisch gebackenen Keksen und mühsam gepellten Mandarinen. Der Dezember lebt von kleinen Aufmerksamkeiten und Traditionen, wie den Adventssonntagen mit der Familie, dem mit Süßigkeiten gefüllten Schuh am Nikolausmorgen und dem täglichen Öffnen des Adventskalenders. Weißt du noch, wie du jeden Tag vor Weihnachten aufgeregt aufgestanden bist, um vorfreudig zu deinem Schokoadventskalender zu tappen? Die moritz.medien verstecken das Weihnachtsgefühl hinter 24 Fenstern. Im heutigen Fenster: Dein eigener persönlicher Weihnachtsmarktspaziergang.

Kein Weihnachtsmarkt in diesem Jahr? Nicht mit uns! Hier hast du die Möglichkeit, deinen Weihnachtsmarktspaziergang anzutreten und ihn genauso zu gestalten, wie du es sonst auch getan hättest. Folge dafür einfach den Zahlen (dieses Mal mit erhöhter Schwierigkeit: Musst du zur 4.1, zur 4.2 oder doch zur 4.5?).

1 Aufbruch

Du beginnst deinen Weihnachtsmarktspaziergang in Kälte und Finsternis. Aber es ist eine angeneh­me Kälte, eine bei der Schnee in der Luft zu liegen scheint, und die Finsternis ist von unzähligen Weihnachtslichtern durchbrochen. Eigentlich warst du mit einem Freund verabredet, aber der hat spontan absagen müssen. Egal. Machst du dir eben allein einen schönen Abend. Auch das blecherne Last Christmas aus den Lautsprechern des Riesenrads wird dir nicht die Laune verderben. Vielleicht kannst du dem Lied ja sogar eins auswischen, indem du erst recht ins Riesenrad steigst (5.1)? Oder du gehst lieber erst mal auf sicheren Abstand zu dröhnender Weihnachtsmusik und holst dir ganz entspannt eine Tüte gebrannte Mandeln am anderen (ruhigeren) Ende des Weihnachtsmarktes (2.1).

2 Gebrannte Mandeln

2.1 Die gebrannten Mandeln konnten deine Stimmung tatsächlich jetzt schon deutlich erhellen und deine Hände erwärmen. Versetzt worden zu sein fühlt sich schon gar nicht mehr so schlimm an, so ersparst du dir wenigstens den nervigen grölenden Gesang, in den dein Freund immer schon nach dem ersten Glühweinbecher einfällt. Apropos Glühwein. Der Stand sieht tatsächlich verlockend aus (4.1), andererseits hast du von dutzenden Weihnachtsmarktbesuchen mit deinem Freund eine so große PTBS, dass du überlegst, lieber nur ganz entspannt ein paar Lose zu ziehen (7.1).

2.2 Dir ist zwar noch immer etwas flau im Magen, aber der Kinderchor und die Mandeln haben deine Stimmung wenigstens wieder ein etwas auflockern können. In deinen Ohren klingelt immer noch das trällernde „Oh Tannenbaum“ wieder, und auch deine Hände und dein Bauch fühlen sich jetzt wohlig warm an. Die Süße der Mandeln (und der singenden Kinder) scheint dir gut getan zu haben. Also noch etwas Süßes? Wie wäre es mit einem Lebkuchenherz (10.4) oder einfach gleich noch einer Tüte gebrannter Mandeln (2.4)?

2.3 Die gebrannten Mandeln liegen wenigstens nicht so schwer im Magen wie die Lebkuchenherzen und ihre wohlige Wärme lässt dich langsam auch wieder die Übelkeit vom Riesenrad vergessen. Dafür wirkt der Glühweinstand nach dem ganzen Essen jetzt aber echt nicht mehr so verlockend. Du beschließt vielmehr, dass du etwas brauchst, um die Stimmung weiter zu heben. Ein kleines Weihnachtsgeschenk für dich könnte da Abhilfe schaffen und selbst schenken macht ja bekanntlich auch immer Freude. Wie wäre es also mit ein paar Losen an der Losbude (7.3)? Oder doch lieber gleich direkt vom Weihnachtsbaum in der Mitte des Marktes eins mitgehen lassen, just for fun (11.3)?

2.4 Was für eine dämliche Idee, gleich noch eine Tüte Mandeln zu verdrücken. Nicht nur, dass die Übelkeit vom Riesenrad zurückkommt, du bekommst auch noch so starkes Sodbrennen, dass du glaubst, dein Magen und dein Hals würden komplett in Flammen stehen. Dein nächster Schritt führt jetzt nur noch zu einer Bank, auf die du dich erschöpft sinken lässt, während du dein Handy aus der Tasche ziehst, um den Notarzt zu rufen. Diagnose: Zuckerschock. Da kann der freundliche Weih­nachtsmann auch nicht mehr helfen, der dir zur Aufmunterung einen Schokololli schenken möchte. Dir wird von dem Anblick schon so schlecht, dass du dich übergeben musst.

3 Ende Variante 1

3 Plötzlich spürst du etwas Kühles und Feuchtes auf deiner Nasenspitze, das dich aufschauen lässt. Über dir hat der Himmel ein dreckiges Ocker angenommen. Und von der schlammigen Farbe rie­seln ganz seicht und weiß wie Zucker die ersten Schneeflocken des Jahres zu Boden. Du kannst nicht aufhören zu lächeln bei dem Anblick. Der Kinderchor stimmt mit mittlerweile vor Kälte leicht zittrigen Stimmen „Schneeflöckchen Weißröckchen“ an. Was für ein perfektes Ende für einen gelungenen Weihnachtsmarktabend.

4 Glühweinstand

4.1 Anscheinend ist deine Alkoholtoleranz auch nicht so viel größer als die deines Freundes. Deine Hände sind immer noch warm von den gebrannten Mandeln, aber irgendwie scheinen sie nicht mehr das einzige an deinem Körper zu sein, was glüht. Vielleicht kann dir der Kinderchor ja den Kopf wieder etwas freipusten (6.2), oder du schwingst dich doch lieber aufs Riesenrad, das jetzt mit noch viel knalligeren Leuchtfarben trotz grauenvoller Musik doch ganz einladend aussieht (5.3).

4.2 Nach zwei Bechern Glühwein bist du gleich doppelt voll. Überfressen und mit schwirrendem Kopf stehst du in der Mitte des Weihnachtsmarktes und schaust dich um. Alles ist laut, alles ist grell und deine Stimmung wäre wohl ganz schön im Eimer, doch glücklicherweise kannst du nicht mehr so klar denken. Stattdessen fällt dir mit deinem berauschten Kopf ein, dass du noch ein Weihnachts­geschenk vergessen hast – nämlich eins für dich! Glücklicherweise gibt es ja den Weihnachtsmann, der nicht weit entfernt von dir gerade zwei Kindern Schokolollis schenkt (8.2). Aber auch die Ge­schenke am Weihnachtsbaum glänzen dich so verlockend bunt an (11.1).

4.3 Was für eine weihnachtliche Glanzleistung. Jetzt bist du sowohl voll als auch dicht, und schwin­delig ist dir auch immer noch. Schwankend kommst du vor dem großen Weihnachtsbaum zum Ste­hen und versuchst, einmal ruhig durchzuatmen. Doch das Funkeln der Pakete sticht dir penetrant ins Auge. Und irgendwie reizt der Anblick dich auch sehr, eins davon mitgehen zu lassen (11.1).

4.4 Wunderbar, nach zwei Bechern Glühwein kehrt sofort die Übelkeit vom Riesenrad zurück, und dein Kopf schwirrt jetzt auch noch. Und selbst der Kinderchor hört sich nach dem Alkohol gar nicht mehr so friedlich an. Das ist wirklich nicht der Weihnachtsmarktspaziergang, den du dir erhofft hast. Ein paar Schritte entfernt lässt der Weihnachtsmann ein donnerndes „HOHOHO“ vernehmen, als wäre seine Stimmung nicht so sehr ruiniert wie deine. Stattest du ihm einen Besuch ab (8.2) oder machst du lieber einen weiten Bogen um den alten Mann und gehst sofort nach Hause (9)?

5 Riesenrad

5.1 Das Riesenrad ist eines dieser kleinen, schnellen Teile und nach den unzähligen Runden, die gar nicht mehr aufzuhören schienen, ist dir jetzt wirklich übel. Außerdem hat dir die Schlagermusik wirklich die Weihnachtsstimmung ruiniert. Vielleicht kannst du sie mit ein wenig Gesang vom Kin­derchor zurückbringen (6.4)? Oder du holst dir einfach ein Lebkuchenherz für das weihnachtliche Feeling (10.2)?

5.2 Mit dem schweren Gefühl der Lebkuchen im Magen wird dir von dem kleinen, schnellen Rie­senrad sofort kotzübel. Außerdem rutscht dir bei dem Versuch, dich hinaus zu lehnen, um eine bessere Aussicht zu haben, auch noch dein kleiner, hässlicher Teddy aus den Händen. Deine Stim­mung ist also wirklich nicht mehr die beste, als du endlich wieder unten ankommst. Vielleicht kann dich noch der weihnachtliche Kinderchor etwas aufbauen (6.3)? Oder du trinkst deine schlechte Laune einfach mit etwas Glühwein weg (4.3)?

5.3 Toll, jetzt bist du nicht nur dicht, sondern dir ist auch noch übel. Das Riesenrad hat sich viel zu schnell gedreht und die Schlagermusik wirkte nach dem Glühwein so laut wie ein Düsenjet. In deinem vernebelten Kopf gibt es nur noch zwei Optionen, um den Abend wenigstens ein wenig freudig ausklingen zu lassen: Zum Schokolollis verteilenden Weihnachtsmann, um ein Geschenk abzusahnen (8.2) oder zum Weihnachtsbaum, um ein Geschenk abzusahnen (11.1)?

5.4 Das Riesenrad wäre mit dem vollen Magen wirklich nicht auch noch nötig gewesen. Es war nicht mal groß genug, um eine schöne Aussicht zu haben und hat sich einfach nur so schnell ge­dreht, dass es auf deinen Kopf abgefärbt zu sein scheint. Alles, was du jetzt nur noch tun kannst, ist müde und gegen die Übelkeit ankämpfend vom Weihnachtsmarkt zu torkeln (9).

6 Kinderchor

6.1 Was für ein besinnliches Weihnachtsfest! Zufrieden lächelnd lauschst du den Klängen des Kin­derchores. Ihre Stimmen sind etwas zittrig und schwach, aber dafür strahlen die Kinderaugen, und das ist es doch, worum an Weihnachten geht! Noch mehr strahlende Augen leuchten dich von zwei anderen Enden des Weihnachtsmarktes an – ein paar von ihnen schauen zum Tannenbaum hinauf (11.2), vier andere starren erwartungsvoll auf die Schokolollis, die ihnen der Weihnachts­mann mit einem lauten „HOHOHO“ überreicht (8.3).

6.2 Deine Hände sind von der Tüte mit den Mandeln immer noch warm, deine Gedanken sind auch noch etwas träge, aber der Gesang der Kinder ist dafür umso besinnlicher. Als nächstes beschließt du, dich noch weiter zu amüsieren, indem du etwas typisch Weihnachtsmarktliches tust. Kaufst du dir lieber ein Lebkuchenherz (10.3) oder versuchst du mit ein paar Losen dein Glück, den großen flauschigen Teddy zu erhaschen (7.2)?

6.3 Puh, noch mal gerettet. Bei den friedlichen Gesängen der Kinder ist die Übelkeit von Riesenrad und Lebkuchenherzen auf der Stelle wie weggeblasen. Apropos weggeblasen: Du spürst einen sanf­ten Luftzug an deinen kühlen Wangen, der dich direkt zum Weihnachtsmann mit den Schokolollis zu führen scheint (8.3)? Oder doch vom Weihnachtsmarkt hinunter und nach Hause (der dicke Mann ist dir ein bisschen suspekt …) (3)?

6.4 Nach dem schrillen aber heiteren „Lasst uns froh und munter sein“ ist dir wieder etwas wohliger zumute. Außerdem hat dich der Anblick der Kinder in ihren weißen Kleidchen mit den dicken Woll­handschuhen und Bommelmützen deutlich aufgemuntert. Um gleich bei der munteren Stimmung zu bleiben: Wie wäre es jetzt mit etwas Glühwein (4.4)? Oder doch lieber eine schöne warme Tüte ge­brannter Mandeln (2.2)?

7 Losbude

7.1 Du gewinnst, aber nur so viel, wie jeder andere um dich herum auch zu gewinnen scheint, nämlich einen kleinen, hässlichen Teddybär, dessen Augen aussehen, als wäre eine OP schief ge­laufen. Du freust dich trotzdem und beschließt, ihn Pilpert zu nennen. Pilpert möchte als nächstes zum Kinderchor (6.1) oder ein groooßes Lebkuchenherz verdrücken (10.1), er lässt dich aber entscheiden (vielleicht schielen seine Augen aber auch nur so sehr, dass er sowieso nicht selbst den Weg bestimmen könnte).

7.2 Der Teddy, den du von deinen Losen bekommst, ist zwar weder besonders groß noch besonders schön, aber das macht dir nichts aus. Auch ein kleiner hässlicher Bär hat liebende Eltern verdient. Und liebende Eltern gönnen ihren Kindern etwas Schönes: Wie wäre es also mit einem friedlichen Spaziergang zum Tannenbaum (11.2)? Oder einem Gang zum Weihnachtsmann, mit der Aussicht auf einen Schokololli (8.3)?

7.3 Du ziehst tatsächlich nur Gewinne und gehst mit dem größten Kuscheltier an der Losbude nach Hause. Das war am Ende doch noch ein ganz gelungener Weihnachtsmarktabend. Außerdem erfüllt es dich mit ein wenig Stolz, deinen überdimensionalen Teddy für alle anderen sichtbar im Arm zu halten. Willst du ihn noch ein wenig weiter ausführen und zuerst noch mal dem Weihnachtsmann einen Besuch abstatten (8.3), oder führt dich dein Weg doch gleich zurück nach Hause, um deinen Hauptgewinn schnell in Sicherheit zu bringen (3)?

7.4 Dass du den Hauptgewinn ziehst, hat gerade noch mal deine Stimmung gerettet. Mit wieder völlig gebesserter Laune und einem riesengroßen Plüschteddy im Arm, beschließt du dennoch, dass es langsam Zeit für den Heimweg wird, immerhin klingt die Übelkeit noch ein wenig nach (3). Ein kleiner Umweg zum Weihnachtsmann kann doch aber auch nicht schaden, oder? (8.3)

8 Weihnachtsmann

8.1 Der Weihnachtsmann schaut von den beiden Kindern, denen er gerade zwei Schokolollis über­reicht hat, zu dir auf. Du grinst breit und fragst nach der leckeren Süßigkeit, aber irgendwie gehen seine Augen nur zu dem Geschenk in deinen Händen. Etwas beschämt versuchst du, es unter deinem Mantel zu verstecken, aber es ist bereits zu spät. Der Weihnachtsmann zieht anstelle eines Mini-Weihnachtsmanns am Stiel sein Handy aus dem Sack. Du kannst nicht sehen, welche Nummer er eintippt, aber dass es nur drei Ziffern sind, bemerkst du sogar in deinem benommenen Zustand. Das ist nicht unbedingt das Ende, das du dir von deinem Weihnachtsmarktspaziergang erhofft hattest.

8.2 Deine Schritte führen dich torkelnd zum Weihnachtsmann hinüber. Als er die Kinder beide mit einem Mini-Weihnachtsmann am Stiel fortgeschickt hat, wandert sein Blick auch zu dir. Er schenkt dir ein mitleidiges Lächeln, aber tatsächlich auch einen Schokololli. Du hättest dich gerne bedankt, wenn deine Zunge da noch mitgemacht hätte. Stattdessen grinst du nur dämlich und wankst mit deiner Beute vom Weihnachtsmarkt.

8.3 Du stellst dich brav in die Schlange hinter die Kinder (Schlangestehen und an der Schlange Vordrängeln sind immerhin zwei altbekannte Tugenden in Deutschland). Als du endlich an der Reihe bist und fragst, ob du auch einen Schokoweihnachtsmann am Stiel bekommen könntest, lacht der echte fleischliche Weihnachtsmann donnernd. Er greift aber trotzdem unbeirrt in seinen großen Sack und zieht einen Lolli für dich hervor. Du bedankst dich und wünschst ihm beschwingt Frohe Weihnachten, bevor du dich glücklich mit deinem Geschenk auf den Weg nach Hause machst (3).

9 Ende Variante 2

9 Über dir leuchtet der Himmel in einem dreckigen Ockerton und es ist noch etwas kälter gewor­den. Dann erklingt Kinderlachen, als die ersten dicken Flocken des Jahres sanft vom Himmel rie­seln. Du bekommst davon nichts mehr mit. Statt dich über den Schnee zu freuen, hockst du zitternd und kotzend vor der Weihnachtspyramide.

10 Lebkuchenherzen

10.1 Das Lebkuchenherz war lecker, aber auch viel gewaltiger, als du es dir vorgestellt hast und es liegt erstaunlich schwer im Magen. Vielleicht kannst du ja hoffen, es mit etwas Glühwein hinunter zu spülen (4.2)? Oder denkst du, eine Runde Riesenrad könnte dir bei der Verdauung helfen? (5.2)

10.2 Nach dem unfassbar großen und viel zu süßen Lebkuchenherz ist dir nicht nur übel, du fühlst dich auch noch voll wie ein Weihnachtsgeschenk. Wie wäre es, noch etwas voller zu werden, und dir einen Becher Glühwein zu besorgen (4.3)? Oder vielleicht solltest du deinem Körper auch ein­fach mit einer Tüte warmer Mandeln etwas Gutes tun? (2.3)

10.3 Nach dem unfassbar großen Lebkuchenherz bist du jetzt richtig voll, und zwar im doppelten Sinne. Riesenrad zu fahren, scheint dir zwar jetzt wirklich nicht mehr die beste Idee zu sein, aber vielleicht ist die Aussicht von da oben ja ganz nett (5.4)? Oder du gehst zu etwas friedlicherem über und ziehst ein paar Lose (7.4).

10.4 Nach dem großen Lebkuchenherz fühlst du dich, als würdest du fast platzen, und nahe am Zuckerschock scheinst du mittlerweile auch noch zu stehen. Vielleicht kannst du die Schwere der Süßigkeiten ja mit etwas Glühwein vertreiben (4.3)? Oder doch lieber mit einem entspannenden Spaziergang zum Weihnachtsbaum? (11.2)

11 Tannenbaum

11.1 Du kicherst betrunken und fühlst dich wie ein richtiger Gangster, als du mit eingefrorenen Fingern das Band eines Weihnachtsgeschenks löst. Das kleine, bunte Päckchen fühlt sich zwar ein­deutig leer an, aber das ist dir egal, stolz bist du trotzdem. Stolz und noch immer völlig dicht. Ei­gentlich solltest du jetzt sofort nach Hause gehen (9), aber gleichzeitig ist da auch noch dieser dicke lachende Mann im roten Mantel, der dich in seinen Bann gezogen hat (8.1).

11.2 Über dir leuchten die vielen kleinen in Glanzfolie eingewickelten Weihnachtsgeschenke am Tannenbaum, angestrahlt von den unzähligen strahlenden Lampen einer Lichterkette. Was für ein friedlicher Anblick. Der Moment ist so schön, dass du dich kaum dazu durchringen kannst, zu gehen, aber schließlich werden deine Füße doch ein wenig zu kalt vom bloßen Rumstehen. Eine Frage bleibt aber noch: Machst du dich sofort nach Hause auf (3) oder stattest du vorher dem freundlich lachenden Weihnachtsmann mit den Schokolollis noch einen Besuch ab (8.3)?

11.3 Du fühlst dich noch etwas benommen vom Zuckerschock und vom Riesenrad, aber vielleicht kann ja ein Geschenk vom Weihnachtsbaum deine Stimmung aufheitern? Die kleine Plastikkiste ist zwar leer, das merkst du, sobald du sie in die Hand nimmst, aber sie glänzt so verlockend. Deine eingefrorenen Finger brauchen ein bisschen, um das Band aufzuknoten, aber dann ist es geschafft. Diebesbeute sollte man eigentlich schnell in Sicherheit bringen (3), aber das „HOHOHO“ vom Weihnachtsmann in einigen Schritten Entfernung ist auch so verlockend, genauso wie die Aussicht auf einen Schokololli … (8.1)

Titelbild: Julia Schlichtkrull
Beitragsbilder: Dar1930, Sephelonor, Frank Winkler,
Hans BraxmeierMichaelGaidaLeo_65, RitaEMartin Lutze auf Pixabay
Roman Kraft, Call Me Fred, Hert Niks auf Unsplash 

Adventskalender Fensterchen No. 17: Dr. Nogundeles digitale Sprechstunde

Adventskalender Fensterchen No. 17: Dr. Nogundeles digitale Sprechstunde

Weihnachtszeit ist Vorfreude und Geheimnistuerei, Nächstenliebe und Besinnung. Sie duftet nach heißem Glühwein, frisch gebackenen Keksen und mühsam gepellten Mandarinen. Der Dezember lebt von kleinen Aufmerksamkeiten und Traditionen, wie den Adventssonntagen mit der Familie, dem mit Süßigkeiten gefüllten Schuh am Nikolausmorgen und dem täglichen Öffnen des Adventskalenders. Weißt du noch, wie du jeden Tag vor Weihnachten aufgeregt aufgestanden bist, um vorfreudig zu deinem Schokoadventskalender zu tappen? Die moritz.medien verstecken das Weihnachtsgefühl hinter 24 Fenstern. Im heutigen Fenster: Dr. Nogundeles digitale Sprechstunde.

Ein Beitrag von Philippus, Lucille, Jimi H. Cunibert und Dr. Nogundele

Guten Tag! Mein Name ist Dr. Nogundele und ich heiße Sie herzlich in meiner digitalen Sprechstunde willkommen!

Sind Sie oder Personen, die Ihnen nahe stehen Opfer des Trickbetrügers “Dr. Ogundele” geworden? Dann kann ich Ihnen helfen, wenn Sie sich ein paar Minuten Zeit nehmen! Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass in den Kommentarspalten diverser Internetseiten Beiträge über diesen angeblichen Zauberer kursieren. Die Beiträge sehen häufig aus wie dieser (zu finden in der Kommentarsektion auf dieser Seite):

“Mein Name ist Lydia. Ich habe meinen Mann an jemand anderen verloren. Ich war traurig und wollte ihn so sehr zurück. Ich bat Dr. Ogundele um Hilfe, nachdem ich im Internet mehrere Aussagen über die gute Arbeit von Dr. Ogundele gesehen hatte. Dieser Mann ist sehr mächtig. Sein Liebeszauber brachte meinen Mann innerhalb von 24 Stunden zu mir zurück. Mein Mann hat die andere Frau völlig vergessen und ist offen und liebevoller als je zuvor zu mir zurückgekommen … Dr. Ogundele ist ein mächtiger und echter Zauberwirker, den Sie bei jeder Art von Problem kontaktieren können.”

Bitte kontaktieren Sie diesen Mann nicht! Dr. Ogundele ist kein echter Zauberwirker und diese Kommentare entsprechen nicht der Wahrheit! Wer könnte es besser beurteilen als ich, sein Zwillingsbruder? Ich möchte Ihnen hier kurz die ganze Geschichte erzählen:

Ogundele und ich wurden als Zwillinge im Inselstaat Tuvalu geboren. Unsere Eltern hatten viel Geld mit dem Verkauf von Internet-Domains verdient und so konnten sie es sich leisten, uns beide in der Akademie der Zauberkünste ausbilden zu lassen. Während ich stets in ernstzunehmenden Fächern wie dem homöopathischen Potenzieren und der Betriebswirtschaftslehre brillierte, befasste sich mein Zwillingsbruder mit äußerst gefährlichen, wesensverändernden Drogen, die er “Liebeszauber” nannte sowie mit magischen Formeln aller Art, die ihn und seine Mitmenschen aufgrund seiner mangelnden magischen Fähigkeiten jedoch schon damals immer wieder in Lebensgefahr brachten. Die bis dato größte Schande für unsere Familie aber brachte er über uns, als sich herausstellte, dass er seine Doktorarbeit von Franziska Giffey hatte schreiben lassen.

Letztes Jahr in der Vorweihnachtszeit unterlief ihm zudem der größte Zauberkunstfehler der Menschheitsgeschichte. Als er einen einfachen Weihnachtszauber (Sprüche solcher Art sollte man nach Kurstag 1 der Weihnachtskunde-Veranstaltung ohne Probleme durchführen können) anwenden wollte, entstand aufgrund seiner mangelhaften Kenntnisse des Zauberspruchlateins ein folgenschweres Malheur. Beim Versuch, die Kronen der heiligen drei Könige zu beschwören, verwendete er die Singularform “corona” statt der benötigten Pluralform “coronae”. Die Folgen dieses Missgeschicks dürften hinreichend bekannt sein.

Derzeit arbeite ich daher an einer Zauberformel, um diesen und seine weiteren Fehler rückgängig zu machen. Sollten auch Sie oder Personen, die Sie kennen, davon betroffen sein, melden Sie sich bitte, damit ich Sie in den Heilungszauber mit aufnehmen kann!

Lucille am 14. Dezember um 20:23 Uhr

Hallo Dr. Nogundele! Sie müssen mir helfen, denn ich bin vollkommen verzweifelt! Vor etwa einem Jahr erlag mein geliebter Philippus, mein Seelenverwandter, dem “Liebeszauber” Ihres Bruders Dr. Ogundele. Es war an Heiligabend, als er plötzlich wie vom Schlag getroffen unter dem Weihnachtsbaum aufsprang und mir in kurzen, Sätzen, die klangen als würde sie ihm jemand einflüstern, mitteilte, dass er einen riesigen Fehler gemacht habe, mich hasse und zu seiner Exfreundin Lydia zurückkehren würde. Aber das kann einfach nicht sein. Er hatte sich ein halbes Jahr zuvor nach einer zweijährigen Beziehung von dieser furchtbaren Frau getrennt, die ihn nur gequält hatte. Bei ihr geht es ihm nicht gut und einmal hat er schon voller Angst versucht, Kontakt zu mir aufzunehmen, aber dann war er mitten im Gespräch plötzlich erneut wie verwandelt. Bitte helfen Sie mir, ich liebe ihn über alles und mache mir große Sorgen!

Jimi H. Cunibert am 16. Dezember 2020 um 13:56

Hallo ich bin Jimi. Ich bin 9. Ich hab mir Weihnachten vor zwei Jahren von dem Doktor ein Geschwisterchen gewünscht. Weil der doch so echt mächtig ist. Weihnachten letztes Jahr kam das Geschenk an. Aber es is ganz doof. Wir waren den ganzen Tag nur im Krankenhaus und es gab kein Weihnachten. Und J.C. schreit die ganze Zeit vielleicht is da was kaputt. Bei der Lieferung abgebrochen oder so. Und dieses Jahr Weihnachten wird auch ganz schlimm weil J.C. doppelt mehr Geschenke bekommt als ich. Wenn Mama eins von ihren hundert Paketen nich haben will gibt sies zurück. Aber der Doktor will J.C. nicht zurück nehmen. Kann ich den bei Ihnen abgeben? Er is auch ganz ruhig wenn er Eiskrem hat.

Philippus am 17. Dezember 2020 um 08:23

Mein Name ist Philippus, ich schreibe Ihnen in einem der wenigen klaren Momente, die mir zurzeit noch gegeben sind. Es ist vielleicht ein Jahr her, vielleicht etwas mehr, vielleicht etwas weniger. Ich erinnere mich kaum. Als würde sich ein Schleier über mich legen. Nur noch bruchstückhaft kann Ich verstehe nicht, was ich hier tue. Ich sollte nicht hier sein. Von Zaubern und dergleichen möchte ich nichts wissen, das ist der größte Schwindel der Welt. Criss Angel, der Magier mit der Maske, Dr. Nogundele, alles die gleichen Emo-pseudo-Hochstapler, und in meinen Augen Ist das hier noch die reale Welt? Was ist real? Lucille, Lucille war real. Ich erinnere mich an sie. Sie war so schön, so sanft. Sie hat mir die Welt bedeutet. Lydia hingegen. Lydia, die Liebe meines Lebens. Sie würde mir zustimmen, dass so ein mieser Zauber keinen Platz in dieser Welt verdient hat! Leuten ihr Geld aus der Tasche ziehen und vorgaukeln, man könnte ihnen irgendwelche Wünsche erfüllen! Dass nach dem Regen irgendwann wieder die Sonne scheint, kann ich mir auch selbst voraussagen, dafür brauche ich keinen Zauberer. Habe nie an sie geglaubt. Immer für lächerlich gehalten. Aber Lydia hat etwas mit mir gemacht, ich weiß es. Das bin nicht mehr ich. Das will ich nicht. Ich will sie nicht. Aber das weiß ich nicht. Nur manchmal fällt es mir ein, dann erinnere ich mich. Erinnere mich an meine Lucille. Helfen Sie mir! Nehmen Sie dieses Biest weg von mir, geben Sie mir meine Lucille zurück Und Dr. Nogundele? Was ist das überhaupt für ein völlig bescheuerter Name??!

Titelbild: Julia Schlichtkrull

Adventskalender No. 15: Dinge, die uns durch Corona-Christmas erspart werden

Adventskalender No. 15: Dinge, die uns durch Corona-Christmas erspart werden

Weihnachtszeit ist Vorfreude und Geheimnistuerei, Nächstenliebe und Besinnung. Sie duftet nach heißem Glühwein, frisch gebackenen Keksen und mühsam gepellten Mandarinen. Der Dezember lebt von kleinen Aufmerksamkeiten und Traditionen, wie den Adventssonntagen mit der Familie, dem mit Süßigkeiten gefüllten Schuh am Nikolausmorgen und dem täglichen Öffnen des Adventskalenders. Weißt du noch, wie du jeden Tag vor Weihnachten aufgeregt aufgestanden bist, um vorfreudig zu deinem Schokoadventskalender zu tappen? Die moritz.medien verstecken das Weihnachtsgefühl hinter 24 Fenstern. Im heutigen Fenster: Dinge, die uns durch Corona-Christmas erspart bleiben.

Die Weihnachtszeit läuft dieses Jahr ein bisschen anders ab. Gruppenkuscheln auf dem Weihnachtsmarkt, Wichteln mit Glühwein bei Freund*innen und Adventssonntage in großer Runde bei der Familie müssen ins nächste Jahr verschoben werden. So wehmütig einen der Verzicht auch stimmen kann, so viele Vorteile kann Corona-Christmas auch haben – versuchen wir es positiv zu sehen!

Dadurch, dass die Anzahl der Kontakte möglichst klein gehalten werden muss, kann auch die Anzahl der Geschenke klein gehalten werden. Klar, eure Großeltern freuen sich bestimmt immer noch über eine Karte in der Weihnachtszeit, eure Nachbarn über Pralinen auf der Fußmatte und euer*eure beste*r Freund*in in der Heimat über ein Päckchen aus dem Norden. Aber das zwanghafte “Ich brauche noch 1000 Geschenke für Personen, denen ich eigentlich gar nichts schenken will”, kann etwas runtergefahren werden. Die vielen losen Kontakte, die euch ja vielleicht was schenken und denen ihr nur aus Zugzwang auch etwas kaufen müsst, seht ihr die nächsten zwei Monate sowieso nicht.

Und wo wir gerade bei losen Kontakten sind: Jeglicher Weihnachtsfeier – ob von Uni, Job oder fernen Bekannten – dürft ihr dieses Jahr fern bleiben. Juhu, das heißt: keine unangenehmen Gespräche oder seltsamen Arbeitskolleg*innen, die einen Glühwein zu viel hatten.

Freuen könnt ihr euch auch, dass die drei Weihnachtsgeschenke, die ihr braucht, dann schnell besorgt sind. Kein langes Anstehen in überfüllten Geschäften, während man eine dicke Winterjacke trägt und zum unzähligsten Mal “Last Christmas” hört.

Dieses Jahr ohne Christmas-Crowds

Auch das Backen kann dieses Jahr klein gehalten werden werden. Ausnahmsweise müssen nicht, nur aus gesellschaftlichem Zwang heraus, 18 Bleche harte und trockene Kekse an Nachbar*innen, Bekannte, Bekannte von Bekannten, Dozierende und andere Leute, bei denen man sich einschleimen will, verteilt werden. Dieses Jahr reichen wenige (also etwa 10) Bleche für dich und die Menschen um dich.

Oh, und von wegen “Menschen um dich”: So schön und romantisch der Weihnachtsmarkt die letzten Jahre auch gewesen ist – sind wir mal ehrlich – so stressig konnte er auch sein. Überall dichte Menschen und Menschenmassen, lange Schlangen beim Crêpes-Stand und mit vereisten Füßen anstehen für Glühwein mit Schuss ab 5 €. Irgendwie macht das zwar auch den Weihnachtsmarkt aus, und die Leckereien und Fahrgeschäfte sind es manchmal wert, aber ein Spaziergang mit einem selbstgemachten Glühwein in der einen und gebrannten Mandeln in der anderen Hand, an der Seite eines*einer Freundes*Freundin ergeben fast das gleiche Feeling – nur günstiger und entspannter.

Apropos entspannter: Zuhause wird es sicherlich auch ruhiger. Die Fahrt von Greifswald nach Hause wird vielleicht besser, als die letzten Jahre, keine verstopften Autobahnen und keine überfüllten Züge. Und bei “kleinen” Familienrunden zu Weihnachten von höchstens 5 Personen ist nicht nur der Aufwand für das Festessen geringer, sondern hoffentlich auch das Feld von Tretminen an explosiven Themen kleiner. Die Tante aus dem Süden, die immer wissen will, wann du denn endlich mit dem Studium fertig bist und was man dann eigentlich macht damit (“Studierst du um Taxifahrer*in zu werden?”) kann leider nicht kommen und auch der Onkel, mit dem du politisch nicht auf einer Seite bist, würde die Fünfermarke leider knacken…

Endlich mal ein Weihnachten, ohne Fake-Lachen und heuchlerische Gespräche!

Für den einen oder die andere bringt Weihnachten im Lockdown light vielleicht auch richtig schöne neue Erfahrungen. Einige können sicherlich nicht in die Heimat fahren und “müssen” Weihnachten mit Mitbewohner*innen verbringen. Vielleicht merkt ihr ja, dass dieses Weihnachten viel schöner ist, und es ist Platz, neue Traditionen zu entwickeln.

Zwar freuen wir uns alle (alle, die nicht der Grinch sind) auf das nächste “normale” Weihnachten, aber auch Corona-Christmas wird besonders und schön werden. Noch eine Nebenwirkung von diesem speziellen Weihnachten: Die Weihnachtszeit ist ja auch die Zeit der Dankbarkeit – wann haben wir es an Weihnachten jemals so geschätzt, gesund und mit unseren Liebsten zu sein?

Titelbild: Julia Schlichtkrull
Beitragsbilder: Philippe Oursel und Sebastian Coman Photography auf Unsplash