Save the bees: Übernimm doch eine Bienenpatenschaft!

Save the bees: Übernimm doch eine Bienenpatenschaft!

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Save the bees. 

Inzwischen gibt es T-Shirts mit diesem Aufdruck, Werbekampagnen auf Instagram und Wahlplakate mit Honigbienen. Schon Albert Einstein sagte unser eigenes Aussterben voraus, sollten die Bienen nicht erhalten werden können. Dass die Bienen von zentraler Wichtigkeit für den Erhalt unserer Natur und Nahrung sind, ist inzwischen weithin bekannt: Sie sind zum Symbol für die Artenvielfalt und Biodiversität geworden.

Die Bienen sind vor allem durch eine zunehmende Nahrungsknappheit bei gleichzeitigem Einsatz von Pestiziden als Beiz- oder Spritzmittel belastet. Darüber hinaus gibt es immer mehr Krankheiten und Schädlinge, die den Bienen zusetzen. In einigen Regionen Deutschlands starben im Jahr 2003 50 bis 80 Prozent der Honigbienen. Dabei ist das Ganze doch einfach nur paradox – vor allem die Bestäubung der Honigbienen bringt der Landwirtschaft und dem Gartenbau Leistungen im Wert von einigen Milliarden Euro ein. Ohne die Bienen verlieren wir Menschen wie viele andere Tiere auch unsere Nahrungsgrundlage. Warum also gibt es immer noch schädliche Monokulturen und Nervengifte, wo soll das hinführen? Futuristisch angehauchte Bilder drängen sich auf, bei denen wir oder Roboterinsekten die Blüten selbst bestäuben – na, wenn das mal kein Fortschritt ist.

Und wenn euch das noch nicht genug abgeholt hat, dann kommen hier jetzt:

5 Fakten über Bienen, die ihr schon immer wissen wolltet!

(Immerhin ist das nicht in der Überschrift gelandet …)

1. Bienen halten keinen Winterschlaf, sondern kuscheln sich in einer kugelartigen Wintertraube in ihrem Stock aneinander. Sie reagieren je nach Stärke des Temperaturabfalls mit verschiedenen Mechanismen und haben dabei verschiedene Aufgaben. So gibt es zum Beispiel Heizbienen, die mit dem Zittern ihrer Flugmuskulatur Wärme produzieren.
2. Bienen können bis zu 30 Kilometer pro Stunde schnell fliegen.
3. Für 500 Gramm Honig müssen Bienen ungefähr 120.000 Kilometer zurückzulegen. Diese Strecke entspricht in etwa dem dreifachen Erdumfang!
4. Honigbienen sind blütenstet. Das heißt, dass sie bei einem Sammelflug immer wieder die Blüten derselben Pflanzenart anfliegen. Auf diese Weise wird auch eine korrekte Befruchtung der Pflanzen gesichert, da der Pollen innerhalb einer Pflanzenart verbreitet wird. 
5. Von gebeiztem Saatgut mit Neonicotinoiden können Honigbienen (und andere Insekten!) alzheimerartige Symptome davontragen. Dazu gehören unter anderem der Verlust der Kommunikationsfähigkeit, des Orientierungssinns und Gedächtnisprobleme. Da sich das Nervengift auch auf den Honig, Wachs und die Pollen überträgt, hat das fatale Auswirkungen für den gesamten Bienenstock und dessen Reproduktion. Neuere Studien haben sogar herausgefunden, dass auch Vögel oder Fledermäuse, die die belasteten Insekten fressen, ähnlich gravierende Gedächtnis- oder Stoffwechselprobleme bekamen. Neonicotinoiden werden seit den 1990er Jahren verkauft und sind teilweise noch immer zugelassen.

Was können wir also machen?

Es kann schon helfen, regionalen Honig zu kaufen, auf die biologische Produktion von Lebensmitteln mit weniger Insektiziden zu achten und das Bewusstsein für das Thema zu erhöhen – beispielsweise durch Petitionen oder Nachfragen in Geschäften oder der Politik. Pestizide sollten vermieden, bienenfreundliche Pflanzen und Nistmöglichkeiten dafür verstärkt werden. Doch auch eine Bienenpatenschaft ist eine tolle Möglichkeit, um die Bienenvölker direkt zu unterstützen! Dafür gibt es zahlreiche Initiativen und Vereine, die sich in unterschiedlichen Regionen für den Erhalt der Bienen einsetzen, beispielsweise durch Forschungsprojekte, Bildungsprojekte an Schulen, den Anbau von Wildpflanzen sowie der Pflege und Vermehrung von Bienenvölkern. Eine Bienenpatenschaft kostet je nach Verein nur rund 30 Euro im Jahr und ist auch eine schöne Geschenkidee für die Liebsten. In den meisten Fällen wird einmal im Jahr ein Honig von den unterstützten Bienen geliefert, einige Bienenstöcke können sogar besucht werden.

Immerhin: Der Deutsche Imkerbund vermeldet seit 2013 wieder steigende Zahlen, sowohl von den Bienenvölkern als auch von Imker*innen. Lasst uns also alle etwas dafür tun, dass diese Entwicklung positiv bleibt!

So that we can all bee happy.  (hihi)

Und noch ein Fakt: Neben den Honigbienen gibt es in Deutschland 560 Wildbienenarten. Zu den solitär lebenden Wildbienen werdet ihr hier auch bald noch einen Artikel finden!

Beitragsbild: OC Gonzalez auf Unsplash
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RE-PEAT – Zurück zum Moor

RE-PEAT – Zurück zum Moor

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Wie eine Spreewaldgurke, die sich eine Ewigkeit in ihrem Glas frisch hält, aber verdorrt, sobald man sie herausnimmt. Damit beschreibt Biologe Hans Joosten ein trockengelegtes Moor. Nur etwa 15 % aller Moore weltweit wurden entwässert, doch diese scheinbar geringe Menge genügt bereits, um 5 % der globalen CO2-Emission zu verursachen – mehr als doppelt so viel wie der gesamte Flugverkehr.

Dabei sind Moore eigentlich die idealen Klimawandel-Waffen. Über hunderte von Jahren hinweg hat sich in ihnen Torf gebildet, der eine gewaltige Menge an Kohlenstoff in sich bindet. Insgesamt zwei Mal so viel wie Wälder, obwohl diese etwa ein Drittel der gesamten Landmasse ausmachen, Torfgebiete hingegen nur 3 %. Moore sind zudem ein wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl an Tieren, helfen auf natürliche Weise bei der Wasserreinigung und sind eine Kühlkammer unserer Erde. All das funktioniert aber nur im intakten, das heißt feuchten Zustand. Trockengelegte Moore werden ge­fährlich, werden zu Zündstoff bei Waldbränden oder steuern zu Landabsackungen bei. Und sie emittieren – 5 % unserer gesamten anthropogenen Treibhausgase.

RE-PEAT ist eine junge Organisation von jungen Menschen. Gemeinsam wollen sie vor allem die Aufmerksamkeit auf Moore richten und als eine globale Zusammenkunft von Interessierten aus ver­schiedenen Fachrichtungen einen holistischen Ansatz schaffen. Den gesellschaftlichen Umgang mit Mooren erforschen, prägen und verändern. In Zeiten von internationaler Quarantäne wurde in diesem Jahr zum ersten Mal das 24-stündige „Online Global Peat-Fest“ abgehalten, an dem Künstler*innen, Landwirt*innen, Wissenschaftler*innen, politische Entscheidungsträger*innen und interessierte Bürger*innen der ganzen Welt teilnahmen. In insgesamt 50 Veranstaltungen konnten ein englischer Sänger und eine irische Fotografin, malaiische Moorschützer*innen und deutsche Wissenschaftler*innen ihren kleinen Beitrag zum Thema leisten. Darunter war auch Swantje Furtak, eine Studentin aus Greifswald. Ihre Antwort auf das Moorproblem: eine selbst produzierte Dokumentation.

In hellblauen Gummistiefeln radelt Swantje darin durch Greifswald, um Lösungen für die drängendsten Moorfragen zu finden. Die Moore zu retten, leuchtet ein, aber wie geschieht das möglichst nach­haltig? Immerhin wurden die Landflächen bewusst entwässert, um Forst- und Landwirtschaft und dem Torfabbau Platz zu schaffen. Die Gebiete also einfach wieder vernässen, sozusagen zu re-peaten, ist also schwieriger, als es klingt, die Flächen werden heute schließlich genutzt. Eine Umstellung in der Landwirtschaft zu schaffen, funktioniert also nur, wenn es eine rentable Alternative gibt.

„Paludikultur“, so hat Swantje ihre 20-minütige Dokumentation genannt. Paludikultur ist die Lösung, eine neue Agrarkultur auf dem palus, dem Sumpf. Die angebauten Pflanzen müssen also unter feuchten Bedingungen wachsen können. Grundsätzlich kämen zum Beispiel Schilf, Rohr­kolben oder Seggenwiese dafür in Frage, doch diese Form der Landwirtschaft ist noch immer so neu, dass sie derzeit intensiv erforscht wird. Welche Schilftypen aus welchen Regionen der Erde eignen sich am besten und in welchem Wasserstand kann der größtmögliche Nutzen erzielt werden?

Maßgeblich an der Erforschung von Paludikultur beteiligt ist das Greifswalder Moorzentrum. Auch hierhin macht Swantje sich auf, spricht mit Forscher*innen und stellt kritische Fragen, nicht nur, um herauszufinden, wie Paludikultur theoretisch funktionieren könnte, sondern auch wie sie praktisch möglich ist. Denn eine agrikulturelle Umstellung würde nicht zuletzt mit hohen Kosten einhergehen, die nicht allein von den Landwirt*innen getragen werden können. Es braucht das, was auch RE-PEAT mit ihrem „24hr Peat-Fest“ schaffen wollten. Es braucht ein Umdenken. Einen durch den Klimawandel und die Dringlichkeit von Klimaschutz hervorgerufenen gesellschaftlichen Impuls.

Mit Spreewaldgurken und einem Fahrrad, mit Teebeuteln und einem Filmprojektor aus Pappkartons begibt sich Swantje auf eine Spurensuche von der Rettung der Moore. Die Erkenntnisse, die sie auf dieser Reise erhält, erwachen in ihrem Notizbuch zum Leben – wie ein neu vernässtes Moor, das wieder zum Leben erwacht.

„When the sun is tickling your nose, the wind is blowing through your hair and you take the first step into peatland, then you know what is important – and that for some ideas it’s worth the fight.“

– Swantje Furtak: „Paludikultur“

Mehr zum Thema:
Moorkunde und Paläoökologie an unserer Uni: https://botanik.uni-greifswald.de/moorkunde-und-palaeooekologie/
Greifswald Moor Centrum: https://www.greifswaldmoor.de/start.html
Das Modell vom Moor-Klimawirt: http://dialogforum-naturschutz.de/data/uploads/MetznerDVLMoorklimawirt.pdf

RE-PEAT braucht immer neue Kreativköpfe, Organisationstalente und Politikinteressierte – hier könnt ihr euch informieren und melden: https://www.re-peat.earth/

Am 02.07. wird in einer Sitzung der Greifswalder Bürger*innenschaft außerdem über den Masterplan Steinbeckervorstadt entschieden, der auch die angrenzenden Moore und deren Wiedervernässung beinhalten würde. Um daran zu erinnern, wie wichtig eine Berücksichtigung der Moore bei der Beschlussfassung ist, nahmen gestern am 26.06. 120 Menschen an zwei Mahnwachen teil, die unter dem Motto „Moorschutz ist Klimaschutz“ abgehalten wurden. Weitere Infos dazu findet ihr unter anderem auf den Social Media Kanälen von Fridays For Future Greifswald sowie auf den Twitterseiten von @GreifswaldMireCentre und @MoorBuendnis.

Beitragsbild: Swantje Furtak
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Grüne Banken – Arbeitet dein Geld nachhaltig?

Grüne Banken – Arbeitet dein Geld nachhaltig?

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Mit jedem Artikel, der im Rahmen dieser Kolumne erscheint, wollen wir euch in kleinen Schritten und in kleinen Bereichen eures Lebens zu mehr Nachhaltigkeit inspirieren. Ein Lebensbereich, der wahrscheinlich größer ist, als man denkt, den man jedoch nicht sofort mit dem Thema Nachhaltigkeit in Verbindung bringt, ist das Banking – vor allem unsere eigenen Geldeinlagen bei Banken oder Sparkassen. Im Folgenden wollen wir klären, wieso wir auch bei diesem Thema etwas genauer hinschauen sollten.

Disclaimer: Dieser Artikel ist kein Ratgeber für die Auswahl der besten grünen Bank. Vielmehr wollen wir euch einen ersten Einblick in das Thema ermöglichen. Am Ende des Artikels folgen Tipps und Verweise auf weitergehende Quellen, die euch bei einer Suche nach einer grünen Bank helfen oder weitere Informationen geben.

Wie arbeitet Geld für eine Bank?

Um zu verstehen, wie das Geld auf unseren Konten überhaupt „nachhaltig arbeiten“ kann, müssen wir zunächst einen kurzen Blick auf das allgemeine Geschäftsmodell einer Bank werfen. Eine reguläre Geschäftsbank verdient ihr Geld nicht nur aus Gebühren, die beispielsweise für Kontoführung oder Serviceleistungen anfallen. Zu einem großen Teil finanziert eine Bank sich aus dem Aktivgeschäft, das heißt der Kreditvergabe und den daraus resultierenden Zinseinnahmen. Dabei wird das Geld aus dem Passivgeschäft, also zum Beispiel von unseren Girokonten, für dieses Aktivgeschäft verwendet.

Vereinfacht gesagt, errechnet sich die Bank einen durchschnittlichen Anteil, der ihr in der Regel fest zur Verfügung steht. Auf unseren Konten bleibt im besten Fall nach Abgang aller Kosten noch ein Teil stehen, der in diese Rechnung einfließt. Hier gilt natürlich die Regel, dass viele kleine Teile zu etwas Großem werden. Viele Kleinstbeträge ergeben beträchtliche Summen, die die Banken für ihre Kredit- und Investitionsgeschäfte verwenden können. Die Bank lässt also einen Teil unseres Geldes für sich arbeiten. Doch was viele nicht wissen: Dabei fließt unser Geld häufig auch in Unternehmen oder Branchen, die wir normalerweise nicht direkt unterstützen würden.

Was sind grüne Banken?

Grüne, ethische, nachhaltige oder auch alternative Banken funktionieren im Prinzip nach dem gleichen Geschäftsmodell der konventionellen Banken. Der entscheidende Unterschied ist jedoch, dass sie ihre eigenen Tätigkeiten auf ökologische und soziale Aspekte untersuchen. Sie berücksichtigen diese – meist für ihre Kunden sehr transparent – bei ihren Entscheidungen für oder gegen Investitionen und Kreditvergaben. Durch gezielte Investitionen sowie durch gewisse Schwerpunkte und Ausschlusskriterien hinsichtlich der Kreditvergabe wollen sie so zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Meist bieten sie darüberhinaus weitere Funktionen und Aktionen an, die dieser Philosophie entsprechen – wie etwa den automatischen Ausgleich der eigenen CO2-Bilanz oder die Unterstützung von Klimaschutzprojekten aus einem Teil ihrer Einnahmen.

Grüne Banken, ethische Banken, nachhaltige Banken (mehr zum Begriffswirrwarr hier) – das Thema wird mittlerweile vermehrt, aber auch unter unterschiedlicher Begrifflichkeit betrachtet. Vor allem im englischsprachigen Raum hat sich in den letzten Jahren unter Schlagwörtern wie Green Finance, Sustainable Finance oder Green Banking einiges bewegt. Doch auch in Deutschland ist das Thema nicht unbedingt neu. Das zeigt sich unter anderem dadurch, dass sich bereits 1984 die Ökobank eG in Frankfurt gründete, die schon damals mit einem alternativen Geschäftsmodell warb.

Für den aktuellen deutschen Bankenmarkt wollen Webseiten wie der Fair Finance Guide oder die Seite „Geld Bewegt“ der Verbraucherzentrale etwas Licht ins Dunkel bringen. Die GLS Bank, die EthikBank, die Triodos Bank und die Umweltbank finden auf Seiten wie diesen besonders häufig Erwähnung, da sie sehr viele ökologische und soziale Standards in ihren Geschäftsentscheidungen berücksichtigen. Ebenso werden Banken kirchlicher Träger vorgestellt. Auch wenn bei diesen häufig Nachholbedarf in Sachen Klimaschutz besteht, schneiden sie laut Verbraucherzentrale noch relativ gut ab. Eine Bank, die in den Guides aufgrund ihrer Größe häufig keine Erwähnung findet, ist die Bank Tomorrow. Das junge deutsche Start Up gewinnt seit seiner Gründung im Jahr 2018 jedoch stark an Beliebtheit.

Welche Ziele verfolgen ethische Banken?

  1. Nachhaltige und ethische Investitionspolitik: Je nach Schwerpunkt investieren diese Banken nach Kriterien wie Umweltschutz und Sozialer Verantwortung, die durch gewisse Standards definiert sind. Häufig werden auch Mikrokredite in Entwicklungsländer vergeben oder besonders bedürftige Kreditnehmer*innen sowie nachhaltige Projekte mit Krediten unterstützt.
  2. Negativliste: Ethische Banken führen häufig eine Liste von Branchen und/oder Unternehmen, in die nicht investiert wird. Sie vermeiden dabei die Finanzierung der Rüstungsindustrie oder umweltschädlicher Energieformen (Kohle, Atomkraft) und spekulieren nicht mit Nahrungsmitteln. Außerdem zählen in der Regel Gentechnik, Tierversuche und mögliche Kinderarbeit oder sonstige Menschenrechtsverletzungen zu den Ausschlusskriterien bei der Bereitstellung finanzieller Mittel.
  3. Maximale Transparenz: Das Veröffentlichen der Investitionsprojekte sowie allgemein das Vereinfachen der Themen Banking und Finanzen ist für ethische Banken von besonderer Bedeutung.
  4. Kundenfreundlichkeit: Bei vielen ethischen Banken haben die Kunden die Möglichkeit der Einbindung oder sogar Mitbestimmung. Außerdem wird meist Wert auf eine smarte Online-Kontoführung gelegt.

Pro und Contra?

Die Vorteile einer ökologischen und ethischen Verwendung der eigenen Geldeinlagen liegen – vor allem nach Betrachtung der Ziele – wohl auf der Hand. Wenn wir bereits bewusst nachhaltige Kaufentscheidungen und auch Konsumverzichtsentscheidungen treffen, dann sollten wir wissen, dass wir auch mit der Auswahl unserer Bank indirekt entscheiden, was mit unserem Geld finanziert wird. Wenn wir in unserem Alltag Wert auf Umwelt und Soziales legen, wieso dann bei der Aufbewahrung unseres Geldes stoppen?

Einige Aspekte der nachhaltigen Banken kann man dennoch, je nach Präferenzen, als Nachteile sehen. Zum einen haben sie meist kein eigenes Filialnetz bzw. nur vereinzelt Filialen in größeren Städten. Auf persönliche Face-to-Face-Beratung muss also häufig verzichtet werden. Es werden jedoch andere Kontaktmöglichkeiten angeboten und darüber hinaus meist vielfältige Features zur Online-Nutzung, die diesen Aspekt ausgleichen sollen. Des Weiteren muss man die Gebührenverordnung der nachhaltigen Bank etwas genauer betrachten. Oft sind diese Banken bei den Gebühren der Kontoführung oder zusätzlichen Services doch etwas teurer. Dabei sollte man sich überlegen, welche Funktionen einem wirklich wichtig sind und inwiefern man die eventuellen Mehrkosten für ein besseres Gewissen in Kauf nimmt. Für Studierende bzw. junge Menschen gibt es außerdem bei einigen Banken spezielle günstigere Angebote.

Nicht zuletzt ist zu beachten, dass Begriffen wie „sozial“, „ethisch“ oder eben „grün“ und „nachhaltig“ keine allgemeinverbindliche Definition zugrunde liegt. Wenn man sich für einen Wechsel zu einer nachhaltigen Bank entscheidet, sollte man einen Blick darauf werfen, wie dieser Begriff von der Bank definiert wird und welchen Standards diese letztlich folgt. Auch setzen die Banken unterschiedliche Schwerpunkte bei Entscheidungen im Aktivgeschäft, etwa in den Bereich Umwelt und Klima oder Soziales und Bildung.

Sind grüne Banken die Zukunft?

Nach der Philosophie grüner Banken soll Nachhaltigkeit in Zukunft kein Trendthema mehr sein. Vielmehr soll es zum Standard im Bankensektor werden, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit bei Investitionsentscheidungen zu berücksichtigen. Es stellt sich also auch hier – wie in vielen anderen Lebensbereichen, die man nachhaltiger gestalten kann – die Frage, wie lange grüne Banken noch als „Alternative“ gelten.

Das Themenfeld könnte an dieser Stelle natürlich noch erweitert werden. Auch nachhaltige Geldanlagen – im Sinne von persönlichen Investitionen in Fonds – scheinen in den letzten Jahren an Bedeutung zu gewinnen. Hierzu soll es zusammen mit dem Thema Investmentwende einen weiteren Artikel geben – also bleibt dran! 🙂

Was könnt ihr tun?

Wie schon zuvor erwähnt: Wenn Nachhaltigkeit für euch wichtig ist, solltet ihr auch beim Thema Spareinlagen genauer hinschauen. Wenn ihr bisher noch Kund*in einer konventionellen Bank seid, gibt der Fair Finance Guide hier unter anderem den Ratschlag, zunächst die eigene Bank zu kontaktieren. Nachzufragen, welche Investitionen getätigt und nach welchen Kriterien Kredite vergeben werden, soll nicht nur zur eigenen Information dienen, sondern Banken vermehrt auf fehlende oder mangelhafte Nachhaltigkeitsstandards hinweisen.

Empfohlen wird zuletzt auch der Wechsel zu einer der grünen Banken, die bereits nach grundlegenden Standards in Sachen Ökologie und Soziales arbeiten. Wenn das für euch eine Option ist und ihr Hilfe bei der Suche nach der passenden grünen Bank braucht, schaut auf den unten verlinkten Seiten und natürlich auf der jeweiligen Webseite der Banken vorbei.

Folgende Webseiten, Videos und Podcast-Folgen helfen euch beim Start in das Thema Green Banking:

Webseiten

www.fairfinanceguide.de – Nach dem Motto „Was macht eigentlich mein Geld?“ untersucht der Fair Finance Guide unter anderem auch Banken nach ihrer Nachhaltigkeit und stellt ein Ranking untersuchter Banken zur Verfügung.

www.facing-finance.org – Die Webseite der NGO Facing Finance e.V. informiert allgemein über den verantwortungsbewussten und nachhaltigen Umgang mit Geld. Der Verein ist außerdem Betreiber des zuvor verlinkten Projekts „Fair Finance Guide“.

www.urgewald.org – Auch die unabhängige Organisation „Urgewald“ beschäftigt sich vorrangig mit den Thema Nachhaltigkeit im Bankengeschäft.

www.geld-bewegt.de – Auf diesem Angebot der Verbraucherzentrale findet ihr weitere Informationen rund um das Thema nachhaltige Finanzen sowie einzelne Bankenportraits und eine Übersicht über Anlagekriterien bei Banken mit Nachhaltigkeitsstandards (Stand 2018).

Videos

Was ist eine nachhaltige Bank? – Nachhaltig Investieren (Robin TV Grün)

Geld nachhaltig anlegen? – Videokolumne von Vivien Timmler (SZ)

Bad Banks: Was machen Banken eigentlich mit unserem Geld? (PULS Reportage)

Ethische Banken: Was können sie und wie fair sind sie wirklich? (PULS Reportage)

Podcast-Folgen

Grüne Banken – KirKoKo, Der Nachhaltigkeitspodcast

Dein Geld, dein Impact: So geht nachhaltiges Banking – dont waste, be happy

Green Banking: Toward A Regenerative Economy – EcoJustice Radio

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Beitragsbild: Micheile Henderson auf Unsplash
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Bild im Artikel: Frank Albrecht auf Unsplash

Click A Tree – Klick dir einen Baum

Click A Tree – Klick dir einen Baum

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Sieben Mal die Fläche Berlins. So viel Tropenwald ist allein im Monat März weltweit verschwunden. Bereits in den letzten Jahren hat die Fläche an gerodeten Wäldern immer mehr zugenommen, und die Corona-Pandemie zeigt, wie brüchig internationale Schutzmaßnahmen noch immer sind. Laut WWF sind in diesem März 150 Prozent mehr Wälder verloren gegangen als in den Vorjahren. Polizei und andere staatliche Kontrollorgane haben ihre Arbeit in großen Teilen ins Home Office verlegt und öffnen so die Türen für illegale Rodungen, um an die wertvollen Rohstoffe zu gelangen. Ganze Gemeinden haben durch stillstehenden Handel kurz- oder langfristig ihre Lebensgrundlage verloren und nutzen die Wälder nun vermehrt als Brennholzressource und Einkommensquelle.

Kleine landwirtschaftliche Betriebe anzuprangern und zu verurteilen nützt aber niemandem etwas, schon gar nicht der Umwelt. Eine Lawine, die ins Rollen gekommen ist, verschwindet nicht einfach durch Worte. Wirklich aufgehalten werden kann sie nur durch größere Maßnahmen, die müssen aber staatlich und im besten Fall global erfolgen. Das ist aber längst kein Grund, sich einfach über­rollen zu lassen. Denn wenn die Lawine erst einmal zum Erliegen gekommen ist, können wir alle etwas dazu beitragen, den Schaden zu verringern – und wenn auch nur mithilfe einer kleinen Schaufel.

Click A Tree will einen Anfang machen. Sozusagen ein paar Schaufeln verteilen, um das Schneechaos zu beseitigen. Natürlich kann das Unternehmen alleine nicht die Welt retten oder ganze Konsum-, Import- und Wirtschaftsbedingungen ändern. Aber das Team von Click A Tree schafft trotzdem eine bedeutende Veränderung, an der jede*r von uns mit­wirken kann. Ihr Konzept fußt dafür auf drei zentralen Zielen: Den Tieren wieder einen Lebensraum schaffen, mit dem gepflanzten Wald dem Klimawandel entgegenwirken und durch faire Bezahlung lokalen Gemeinden nachhaltig sowohl Arbeitsplätze als auch Einkommen sichern.

Wer die Website besucht, findet derzeit nicht nur wissenswerte Informationen rund um den Klimawandel oder die Wichtigkeit von Bäumen vor, sondern auch die drei zentralen Projekte von Click A Tree, die Nutzer*innen durch finanzielle Unterstützung sponsern können. Wie viel ein Baum kostet, variiert je nach Baumart, Region oder Pflegebedarf, die anfallenden Kosten sind dabei Durchschnittspreise des jeweiligen Zwecks. Denn Click A Tree will nicht Bäume pflanzen, die nur einige Jahre Bestand haben. Vorrangiges Ziel ist Nachhaltigkeit. Das Projekt Trees for the Seas ist für die Pflanzung von Mangrovenbäumen in Madagaskar und Indonesien zuständig und hilft zu­sätzlich dabei, die Ozeane von Plastik zu befreien. Trees for Tuskers schafft mithilfe von Akazien, Feigenbäumen oder Bananenstauden Lebensräume für Elefanten in Afrika und Asien. Die Gelder werden dabei nicht nur für das Pflanzen der Wälder genutzt, sondern auch für den Erhalt in den ersten kritischen Jahren im Wachstum eines Baumes. In diesen sterben je nach Region und vor­herrschenden Bedingungen 5-20 Prozent der Bäume, sie werden aber von Click A Tree ohne Mehrkosten für Nutzer*innen neu gepflanzt. Denn ein gekaufter Baum heißt ein überlebender Baum.

Auch im Personalbereich setzt das Unternehmen auf Nachhaltigkeit. Wichtig ist dabei, dass Arbeitskräfte nicht nur fair bezahlt werden, sondern auch aus der Region stammen. So wird lang­fristig die lokale Wirtschaft gestärkt und die ansässige Bevölkerung soll durch die stärkere Bindung zu den Bäumen auch ein größeres Verantwortungsgefühl für den Erhalt der Wälder aufbauen. Das dritte Projekt Trees for Entreepreneuers unterstützt zusätzlich eine Unternehmerschule in Zentralghana. Den jungen Menschen, die hier einen Zugang zu Bildung erhalten, werden Studium und Lehre durch ihre Arbeit auf der Plantage finanziert. Die Wälder hier in Ghana werden so angelegt, dass sie dem Prinzip der syntropischen Landwirtschaft folgen: Nutzbare und nicht nutz­bare Bäume werden dabei nicht einzeln sondern nebeneinander gepflanzt, sodass die Obstbäume der Plantagen direkt vom nährstoffreicheren Boden des Waldes profitieren können. Das Gras, das zwischen den Bäumen wächst, bietet zudem eine Futtergrundlage für die Viehhaltung, sodass in den Wäldern auch Kühe, Hasen und Hühner frei leben können und mit ihrem Kot wiederum zum Nähr­stoffgehalt des Bodens beitragen.

Die benötigten Gelder für einen Baum reichen von neun bis 22 Euro für sämtliche notwendige Arbeits­schritte von der Bürokratie bis hin zur jahrelangen Pflege der Bäume. Einen ersten kostenlosen Baum erhalten Nutzer*innen, wenn sie den Newsletter der Website abonnieren. Aber auch ohne wirklichen Mehraufwand ist es möglich, Click A Tree zu unterstützen, zum Beispiel wenn ein Urlaub ansteht. B’n’Tree finanziert sich allein durch die Kooperation mit Reiseanbietern. Wer seinen Urlaub ohnehin über Booking.com, tripadvisor, Expedia und co. buchen will, kann die jeweilige Website einfach über B’n’Tree aufrufen. Für diese Weiterleitung wird Click A Tree von den jeweiligen Reiseunternehmen finanziell entlohnt. Die Nutzer*innen selbst bekommen davon gar nichts mit – bis auf den kleinen Umweg über die B’n’Tree-Seite.

Die Idee ist natürlich nicht komplett neu. Ecosia und andere grüne Suchmaschinen haben wir euch bereits in der Vergangenheit vorgestellt. Andere Unternehmen wachsen derzeit noch wie kleine neue Bäume aus dem Boden – so zum Beispiel die Biermarke Baumkrone aus Konstanz, mit der auch Click A Tree zusammenarbeitet, und die für jedes verkaufte Bier einen Baum pflanzen lässt. Der dabei entstehende Nutzen mag vielleicht klein erscheinen im Kampf gegen eine Lawine wie den Klimawandel. Aber auch die kleinste Schaufel ist eben doch eine Schaufel.

Beitragsbilder: Click A Tree
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Virtuelle Wasserfußabdrücke

Virtuelle Wasserfußabdrücke

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Ohne Wasser kein Leben. Von 1,386 Milliarden km³ Wasser auf der Erde sind nur 0,3 – 0,4% potentiell als Trinkwasser verfügbar. Menschen in den verhältnismäßig reichen Industrieländern, wie Deutschland, haben eine besondere Verantwortung, sich aus wissenschaftlicher und ethischer Perspektive mit der Nutzung von Wasserreserven auseinanderzusetzen.

Als virtuelles Wasser wird all jenes Wasser bezeichnet, welches zur Herstellung von Produkten, Waren oder sogar zur Ermöglichung von Dienstleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette aufgewendet wird. „Virtuell“ erscheint zunächst ein wenig irreführend, denn es geht um real genutztes Wasser, das sich allerdings für Konsument*innen unsichtbar hinter einem Produkt, einer Ware oder einer Dienstleistung verbirgt.

Der Wasserfußabdruck (WFA), beschreibt die Menge an Wasser, die für die Herstellung von Produkten oder die Erbringung von Dienstleistungen zur Verfügung stehen muss, dabei verbraucht, verschmutzt wird oder verdunstet. Bei Brot und Getreide liegt diese Wassermenge bei ca. 1.300 l/kg, bei Rindfleisch schon bei 15.000 l/kg. Der WFA kann für eine Person, ein Land oder ein Unternehmen bestimmt werden, ebenso wie für unterschiedliche Bezugszeiträume wie einen Tag oder ein Jahr. Mit dem internationalen Import und dem Export von Produkten ist immer auch der Import und Export von virtuellem Wasser verbunden. Dementsprechend entfällt der Teil des WFA, der im Inland produziert wird, auf das Inland. Mit dem Import von Produkten wird ein Teil des WFA in den Exportländern hinterlassen. Deutschland hat mit ca. 4000 l pro Kopf und Tag einen überdurchschnittlich hohen WFA. In Deutschland – und dank der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in der EU – gibt es zwar gute Nutzungsregelungen zum Schutz von Wasserkörpern und Ökosystemen, der Wasserverbrauch in der Produktion deutscher Importprodukte außerhalb der EU bleibt aber problematisch. Den höchsten WFA Deutschlands unter den landwirtschaftlichen Produkten verursachen laut WWF (2009) in absteigender Reihenfolge der Import von Kaffee, Kakao, Ölsaaten, Baumwolle, Schweinefleisch, Sojabohnen, Rindfleisch, Milch, Nüssen und Sonnenblumen.

Umweltauswirkungen

Brasilien ist eines der Länder, in denen Deutschland seinen größten externen Wasserfußabdruck hinterlässt, weil dort beispielsweise Soja und Kaffee gut angebaut werden können. 40 Prozent des in Brasilien produzierten Sojas importiert allein die EU als Tierfutter für die wachsende Fleischproduktion und für Weideflächen und den Sojaanbau werden jährlich ca. 1,4 Millionen Hektar Amazonas-Regenwald gerodet. Die starke Übernutzung der natürlichen Wasserressourcen und der Eintrag von Abwässern aus Landwirtschaft und Fischerei hat im wasserreichen Land Brasilien bereits zu großer Wasserverschmutzung, Trinkwasserengpässen und der Ausbreitung durch Wasser übertragbarer Krankheiten geführt. Für einen Ertrag von 125 ml Bohnenkaffee müssen in der Produktion 140 Liter Wasser aufgewandt werden.

Baumwolle wird neben China, den USA, Indien, Pakistan und Usbekistan beispielsweise in der Türkei angebaut, wo durch den exzessiven Einsatz von Insektiziden und Pestiziden Gewässer stark verschmutzt werden und durch ineffiziente Bewässerungsmethoden, wie Überflutung der Felder, viel Wasser unnötig verloren geht. 2006 konnten so infolge heftiger Dürreperioden und nicht ausreichender Wassermengen nur 86% der zu bewässernden Landwirtschaftsflächen tatsächlich bewässert werden. In der Türkei ist die Einhaltung der WRRL nicht notwendigerweise gesichert, z.B. wird ein großer Teil des Nutzwassers dem Grundwasser illegal entnommen und städtische Abwasser, ebenso wie Pestizide und Düngemittel aus der Landwirtschaft gelangen ungeklärt in Flüsse und Seen. Auch in Usbekistan wurden für den Baumwollanbau die beiden Zuflüsse zum Aralsee so übernutzt, dass immer weniger Wasser den See erreichte und er innerhalb der letzten 40 Jahre (Stand 2009) um 85% schrumpfte, was unter anderem zu Versalzungsprozessen führte – der Aralsee ist hierfür aber nicht das einzige regionale Beispiel. In Indien wird von Baumwoll-Farmer*innen jährlich eine Wassermenge von 250 km³ zur Feldbewässerung entnommen, obwohl durch Regen nur ca. 150 km³ nachgeliefert werden. Die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung und die Funktionalität von Ökosystemen wie Flussauen und Seen für die Zukunft sind dadurch ungewiss. Auch fallen 54 % von Indiens Pestizidverbrauch auf den Anbau von Baumwolle, obwohl die Anbauflächen nur 5% der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche Indiens beanspruchen.

In Spanien wird trotz sehr ariden Klimas ein Großteil der Obst- und Gemüseproduktion für den europäischen Markt angebaut. Etwa drei Viertel des gesamten jährlichen Wasserverbrauchs Spaniens sind durch Bewässerung in der Landwirtschaft bedingt. Aufgrund teils veralteter und verschwenderischer Bewässerungsmethoden wie der Feldüberflutung liegen die Wasserbedürfnisse der Landwirtschaft beispielsweise in Andalusien vier- bis fünfmal über der durch Regenfälle erneuerten Wassermenge. Die Ressourcenübernutzung wird hier auch durch die Politik gestützt, indem Wasserpreise extrem subventioniert werden, sodass die Wasserpreise für Farmer*innen nicht die realen Preise abbilden. Dazu kommt, dass Farmer*innen Wasser vielfach durch illegale Brunnen entnehmen und dies nicht effektiv rechtlich verfolgt wird. Das hat in Andalusien bereits zu starken Grundwasserdefiziten und einer Versalzung der Grundwasserkörper geführt. 

Forschung mit dem WFA hat gezeigt, dass durch den weltweiten Handel mit virtuellem Wasser, der durch In- oder Exporte von Produkten indirekt betrieben wird, bestehende globale Machtstrukturen manifestiert werden. Für die Politik bedeutet das: wo wir einen Fußabdruck hinterlassen, egal welcher Art, verändern wir natürliche Kreisläufe und Lebensrealitäten betroffener Menschen und daraus geht eine besondere Verantwortung hervor, die im Falle des WFA in einigen Ländern bedeutend größer, in anderen vielleicht geringer ausfällt. Wir sollten uns dieser Verantwortung annehmen und uns für eine nachhaltige Entnahme und schonende Beeinträchtigung der Ressource Wasser für unseren Verbrauch einsetzen, ebenso wie den Schutz der betroffenen Lebewesen und Ökosysteme, unabhängig davon, ob sie sich auf einem Territorium befinden, das wir als „unseres“ bezeichnen.

Vom Fußabdruck lernen

Wasserentnahmestrategien und Bewässerungsmethoden, genauso wie die Qualität der Wasserleitungen unterscheiden sich zwischen Ländern und Regionen stark und deshalb können mithilfe der Konzepte WFA und virtuelles Wasser kaum pauschale Aussagen getroffen werden. Es ist aber durchaus möglich, den eigenen Konsum ins Verhältnis zu setzen, grundlegende Tendenzen zu identifizieren und Sensibilität zu schaffen. Das ist sowohl für die Handels- und Entwicklungspolitik im größeren Rahmen als auch für den einzelnen Verbraucher von Bedeutung. So wissen wir nun, dass die Herstellung einer Jeans 11.000 Liter Wasser beansprucht, stehen ihrem gesamten Herstellungsprozess ein wenig ehrfürchtiger gegenüber, können auf den trendbedingten saisonalen Erneuerungswahn mit informierter Distanz blicken und uns sagen „ich brauche diese neue Hose nicht“. Oder wir verstehen, dass viele Tierprodukte sehr viel wasser- und verschmutzungsintensiver sind als viele pflanzliche Äquivalente und entschließen uns doch mal, der Reduktion unseres Fleischkonsums eine Chance zu geben. Und wir können uns noch bewusster zum Kauf von regionalem Obst und Gemüse entschließen, da wir wissen, dass Produkte aus dem Mittelmeerraum oder Nordafrika nur in Ausnahmefällen mit effizienten Bewässerungsmaßnahmen angebaut werden.

Beitragsbild: Mukesh Sharma auf Unsplash
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Der Artikel von Roxane Bradaczek erschien im moritz.magazin mm141.

Sammeln statt Kaufen

Sammeln statt Kaufen

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Es ist Mai. Bärlauch, Waldmeister und ebenso die ersten Holunderblüten sprießen und gedeihen zu dieser Jahreszeit. Um sich ein leckeres Pesto, eine erfrischende Brause oder einen wohltuenden Sirup aus ihnen herstellen zu können, muss man jedoch erst einmal an sie herankommen. Warum nicht einfach mal in die Natur losziehen und die Pflanzen sammeln gehen, anstatt wie üblich im Supermarkt dafür zu bezahlen?

Dafür muss man zunächst einmal wissen, wo Bärlauch und Co überhaupt wachsen. Zum Glück schafft die Internetseite mundraub.org für alle Unwissenden unter uns Abhilfe! Auf einer interaktiven Karte der Plattform kann man einsehen, an welchen Stellen sich öffentliche Nutzpflanzen befinden, welche im Gegensatz zu Pflanzen auf privaten Grundstücken von jedermann abgeerntet werden dürfen. Wenn diese Orte zur richtigen Jahreszeit aufgesucht werden, steht dem Sammeln nichts mehr im Wege.

Meist muss man sich dafür nicht einmal weit von seinem eigenen Zuhause entfernen, denn der nächste Obstbaum steht wahrscheinlich nur ein paar Straßen weiter. Schnell wird man sich bei dem Gedanken ertappen, warum einem das eigentlich nicht schon viel früher aufgefallen ist.

Nahrung selbst zu sammeln, freut übrigens nicht nur den Geldbeutel, sondern verhindert auch Ressourcen zu verschwenden. Am Ende hat niemand etwas davon, wenn Fallobst ungenutzt auf dem Boden vergammelt. Über unnötige Plastikverpackungen muss man sich beim Sammeln übrigens auch nicht ärgern und ganz nebenbei lernt man, seine Umgebung mit anderen Augen zu sehen.

So kommt es schon einmal vor, dass man selbst weiß, wo sich eine gute Stelle zum Sammeln befindet. Dieser Fundort kann dann ebenfalls in die interaktive Karte eintragen werden und wird so für andere mundräuber*innen sichtbar. Vorher muss man sich allerdings vergewissern, dass die Pflanze wirklich auf öffentlichem Grund steht und im Zweifelsfall die untere Naturschutzbehörde, das Grünflächenamt oder die Straßenverkehrsbehörde danach befragen. Ebenfalls Vorsicht geboten ist bei der gesammelten Ware selbst. Stets ist sicherzustellen, keine falschen und eventuell giftigen Lebensmittel zu sammeln.

Und nun? Werft einen Blick in den Erntekalender von mundraub.org, schnappt euch Körbe, Schüsseln, Beutel und sammelt, was das Zeug hält!

Bis die richtige Pilzsaison beginnt, dauert es zwar noch ein wenig, mit diesem Artikel könnt ihr euch allerdings schon mal auf das Pilze sammeln einstimmen.

Beitragsbild: Pascal Debrunner auf Unsplash
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