von moritz.magazin | 06.10.2010
Immer wieder ist von ärgerlichen Zwischenfällen mit dem Prüfungsamt zu hören
Notenlisten gehen verloren, Gutachten und Anträge kommen im Prüfungsamt gar nicht erst an. In den vergangenen Monaten wurden der moritz-Redaktion immer wieder Ärgernisse aus dem Prüfungsamt zugetragen. Zeit, einmal nachzuhaken.
Die meisten Probleme zielen auf fehlerhafte Abschlusszeugnisse und Dokumente, die zwischen Instituten und dem Zentralen Prüfungsamt scheinbar verschwinden. „Durch die wahrscheinlich zu geringe Mitarbeiterzahl werden wichtige Dokumente verschlampt und man muss deshalb oft hinterher sein, um Prüfungsnoten eingetragen zu bekommen“, berichtet uns Petra*.
Sebastian Franz, ein mittlerweile ehemaliger Sachbearbeiter des Prüfungsamtes, fiel besonders durch Unfreundlichkeit auf. „Herrn Franz fand ich vom Service nicht besonders nett, seine Unfreundlichkeit war, wie ich finde, unangemessen“, erzählt uns Monika*. Zudem hätten auch bei ihm Anträge wochenlang unbearbeitet im Ordner gelegen. Sind dies alles nur unglückliche Einzelfälle?
Wir horchen uns weiter um und befragen Studierende vor dem Prüfungsamt. Die meisten sind sehr zufrieden mit der Arbeit ihrer Sachbearbeiter und loben deren Freundlichkeit und Schnelligkeit. Von anderen hören wir aber, dass auch bei ihnen Notenlisten zwischen dem Institut und dem Prüfungsamt verloren gegangen seien, oder dass Anträge auf Notenverbesserungen oder Praktikumsanrechnungen über Monate unbearbeitet auf den Tischen der Sachbearbeiter lägen. Also doch keine Ausnahmen?
Wir wollen im Prüfungsamt nachfragen. Ursula von der Gönne-Stübing, Geschäftsführerin des Zentralen Prüfungsamtes, scheint stets sehr beschäftigt. Telefonisch ist sie für uns nicht zu fassen und auf unsere E-Mail-Anfrage müssen wir auch gut zwei Wochen warten. Dann erhalten wir eine kurze Antwort mit der Bitte, uns an Jan Meßerschmidt, den Pressesprecher der Universität, zu wenden. Von Herrn Meßerschmidt erfahren wir: „Das Prüfungsamt bemüht sich, ausreichend Personal einzustellen. Aufgrund der schwierigen Stellensituation an der gesamten Universität müssen wir mit befristeten Stellen leben. Trotzdem sind wir optimistisch, das wir den Anforderungen gerecht werden können.“ Zudem würden „die Arbeitsstrukturen und Arbeitsabläufe laufend den Erfordernissen angepasst werden. Das wurde bisher immer so gehandhabt. Wir haben jetzt auch eine Kollegin, die Routineabläufe mitbetreut und Sachbearbeiter entlastet“, so Meßerschmidt weiter. (mehr …)
von moritz.magazin | 06.10.2010
Studienanfänger werden bei uns liebevoll Erstis genannt. Genauso liebevoll werden sie mit der traditionellen Erstsemesterwoche empfangen. Aber liebe Erstis, würdet ihr in Süddeutschland studieren, würde man euch dort als „Quietschies“ bezeichnen. Das geht zurück auf die kichernden Geräusche von Teenagern (und viele von euch sind ja noch in den „Teens“), für die alles erst einmal neu und aufregend ist. Sowohl bei uns, als auch im Süden, seid ihr aber sehr willkommen, standen wir doch alle einmal dort, wo ihr jetzt seid.
Alles andere als willkommen an dieser Universität, sind dagegen antidemokratische Äußerungen. Das betonte das Rektorat nochmal ausdrücklich, als es vor ein paar Wochen in der Öffentlichkeit mit mutmaßlich rechtsradikalen Äußerungen eines Professors der Universität konfrontiert wurde. Eine in diesem Zusammenhang neu erlassene Hausordnung sorgte ebenso für bundesweite Aufmerksamkeit.
Nicht minder erschreckend sind die Geschichten, die uns über das Prüfungsamt immer wieder zu Ohren gekommen sind: Wichtige Dokumente oder sogar ganze Notenlisten seien dort verloren gegangen. Wir haben nachgehakt und begaben uns auf die Suche nach schwarzen Löchern.
Aber auch außerhalb der universitären Mauern gibt es brisanten Stoff. So sollen bald neue tonnenschwere Castor-Transporte aus Südfrankreich und Karlsruhe auf uns zu rollen. Der radioaktive Müll der Bundesregierung wird in Lubmin abgeparkt, bis das Endlageproblem gelöst ist – und das kann dauern. Wir waren vor Ort in den Hallen des Zwischenlagers Nord, sprachen mit dem Herrn des Atommülls und ließen uns durch sein nukleares Schloss führen.
Anschließend genossen wir unseren mit Atomstrom hergestellten Kaffee (weil er so schön günstig ist, und wir als Studierende doch alle aufs Geld achten müssen) und baten Dieter Birnbaum, ein ehemaliger Rektor der Universität, zum Gespräch. Er erzählte uns von seiner Amtszeit in den 80er Jahren und seinem neuen Hobby – der Wildjagd.
Aber nicht nur unsere Serie „Rektoren außer Dienst“ ist neu, auch im Feuilleton gibt es einige Veränderungen. So soll euch ab sofort eine Medien-ecke über spannende Diskussionen und interessante Entwicklungen aus der Greifswalder Medienlandschaft auf dem Laufenden halten. Außerdem nehmen wir ab sofort auch Hörbücher unter die Lupe.
Viel Spaß beim Erkunden und Beschnuppern, sowohl dieses Magazins, als auch unserer neuen Kommilitonen.
Annegret Adam
Das komplette Heft als pdf könnt ihr hier herunterladen, einzelne Artikel könnt ihr direkt auf der Seite lesen und kommentieren.
von moritz.magazin | 03.10.2010
Ein Bericht von Marco Wagner
November 2009 wurde das IKuWo zur Zielscheibe Rechtsextremer
Sonntag, 1. November 2009, 2 Uhr: Drei Betrunkene bewerfen das Internationale Kultur- und Wohnprojekt (IkuWo) in der Bahnhofstraße mit verschiedenen Gegenständen. Es entstehen Schäden an der Fassade des Hauses. Auf der Flucht zeigt einer der Täter einen Hitlergruß, ein anderer lässt einen Schlagring fallen. Ein Teil der Täter flüchtete zum Haus der Markomannia am Karl-Marx-Platz. Die Täter sind Zeugenberichten zufolge Mitglieder der Greifswalder Burschenschaft Rugia. Der Deutschlandfunk berichtete im Februar 2008, dass die Studentenverbindung „quasi den Hort der Rechtsextremen“ bilde und mit „rechtsextremen Kameradschaftsstrukturen“ zusammen arbeite. So waren beispielsweise die Brüder Stefan und Mathias Rochow Mitglied der Burschenschaft Rugia. Stefan Rochow war von 2002 bis 2007 Bundesvorsitzender der Jungen Nationaldemokraten, und arbeitete für die NPD-Fraktionen im Landtag von Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Beide sind 2008 beziehungsweise 2009 aus der NPD ausgetreten. Wie der Allgemeine Studierendenausschuss in einer Pressemitteilung berichtete, wurden Stefan und Mathias Rochow auf Grund von Disziplinarverstößen 2008 aus der Rugia ausgeschlossen. Das Greifswalder Straßenmagazin Likedeeler berichtete in einer Sonderausgabe 2006 darüber, dass „gute Kontakte“ zu den in Greifswald wohnenden „Neonazikadern“ Lutz Giesen und Paul Schneider bestünden.
Auch die Burschenschaft Markomannia musste sich in der Vergangenheit mit dem Vorwurf, im rechtsextremen Spektrum angesiedelt zu sein, auseinandersetzen. So schreibt beispielsweise die Frankfurter Rundschau 2005, dass immer dann, „wenn Rechte in der Stadt aufmarschierten, Markomannia, Rugia, gelegentlich auch die Schwesternschaft Athenia mit von der Partie“ seien. So habe man Burschen beider Verbindungen 2005 bei einer Kundgebung des Heimatbundes Pommern gesehen. 1994 brachte die Markomannia auf dem Burschentag in Eisenach einen Antrag zur Eingliederung Österreichs in die Bundesrepublik Deutschland ein. Darüber hinaus wurde in dem Skript die Wiedereingliederung der nach 1945 vorwiegend an Polen abgetretenen Deutschen Ostgebiete als erstrebenswertes Ziel erachtet. Diese Forderung ist auch heute noch in den Grundsätzen Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) verankert. Die Markomannia ist Mitglied dieser Organisation. Vor etwa einem Jahr gab der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) ein Informationsblatt mit dem Titel „Burschenschaften im rechtsextremen Spektrum“ heraus, in dem Erstsemester vor den Burschenschaften Rugia und Markomannia gewarnt wurden. Letztere druckte daraufhin eine Gegendarstellung, in der sie betonte, dass keine Kontakte zum rechtsextremen Spektrum bestünden.
„Wenn man bedenkt, dass diejenigen, die ihre Heimat vor 60 Jahren wirklich verteidigt haben, heute zum Teil als Mörder beschimpft werden, dann sieht man wie weit wir von dem entfernt sind, was Patriotismus wirklich heißt“, erklärt Professor Dr. Ralph Weber, Lehrstuhlinhaber für Arbeitsrecht an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Greifswalder Universität während eines Vortrages vor dem Verein Deutscher Studenten (VDSt). „Migration und Einbindung sind Verrat an der eigenen Kultur“, heißt es nach Angaben Carsten Schönebecks, der als Besucher auf der genannten Veranstaltung war, weiter.
Die DVU-Abgeordnete Birgit Fechner äußerte sich 2004 während einer Rede vor dem Brandenburgischen Landtag nahezu identisch, indem sie meinte, dass „Integration und Assimilation Raub an Heimat und Volkstum“ bedeuten und dass, „wer seine innere und äußere Heimat nicht mehr kennt, natürlich sehr viel leichter regiert und beherrscht werden“ könne. Dieser sei eher bereit, „sich zum kosmopolitischen Spaßbürger, Konsumsklaven und zum unmündigen Ja-Sager umerziehen zu lassen.“
Professor Weber ist die CDU zu links geworden. Er wünscht sich eine Deutsche FPÖ
Zudem soll nach Angaben der Ostsee-Zeitung, ein Treffen zwischen Weber und Udo Voigt dem Vorsitzenden der NPD sowie zwischen dem Professor der Rechtswissenschaften mit Mathias Faust von der DVU stattgefunden haben. Grund hierfür war die Erörterung einer Parteineugründung rechts der CDU. Für Weber sei die konservative Partei in den vergangenen Jahren zu weit nach links gerückt. Deshalb erwäge er die Gründung einer Partei rechts der CDU nach dem Vorbild Jörg Haiders FPÖ.
Nachdem am 30. Juni in der Ostseezeitung die Vorwürfe gegen Weber thematisiert wurden, verfasste dieser am 2. Juli eine Gegendarstellung, in der er sich in erster Linie über den journalistischen Stil, in dem die Autoren Kleine-Wördemann und Schönebeck berichteten, beschwerte. So hätten die Verfasser den Artikel mit der Absicht verfasst, den Jura-Professor aufgrund seiner konservativen Positionen „sofort auf den Eilzug ins rechtsextreme Lager“ setzen zu wollen. Weber beschwert sich weiter, dass „political correctness nur für Ansichten von ganz links“ gelte. „Rechts der Mitte dagegen wird man zum Freiwild von Fehlberichterstattungen und Ehrverletzungen übelster Art.“
Als besonders beklagenswert empfindet es der Jurist, dass „rechte, das heißt konservativ-christliche und patriotische Standpunkte“ nicht strikt von rechtsextremen Standpunkten getrennt werden. So würden politische Standpunkte, „die früher von namhaften Ministerpräsidenten der CDU wie Alfred Dregger, Franz-Josef Strauß, Hans-Karl Filbinger oder Altbundespräsident Karl Carstens vertreten wurden und das politische Erscheinungsbild der CDU prägten, heute als rechts gleich rechtsextrem bezeichnet und durch die Antifa geschulten Linken bekämpft.“
Unter den genannten, die Weber als rechts ungleich rechtsextrem bezeichnet, befinden sich zwei Nationalsozialisten: Hans-Karl Filbinger und Karl Carstens. Der spätere CDU-Politiker Hans-Karl Filbinger hatte als Marinerichter und NSDAP-Mitglied 1943 und 1945 vier Todesurteile beantragt beziehungsweise selbst gefällt. Karl Carstens, zwischen 1979 und 1984 Bundespräsident, war zwischen 1940 und 1945 ebenfalls Mitglied der NSDAP und trat bereits 1934 der SA bei.
Weber stellt in dem Brief an die Ostsee-Zeitung darüber hinaus klar, dass für ihn eine Zusammenarbeit mit der NPD und DVU nur dann in Frage käme, wenn diese sich von den Verbrechen des Naziregimes distanzierten und die freiheitlich-demokratische Grundordnung anerkennen würden. Da dies gegenwärtig nicht der Fall sei, käme keine Zusammenarbeit mit beiden Parteien in Frage, wenngleich es für ihn „keinen Unterschied“ ausmache, ob er „mit Herrn Voigt oder Frau Merkel“ rede.
Nach Angaben des Fachschaftsrates (FSR) Jura soll sich Weber zudem fremden- und frauenfeindlich geäußert haben, weshalb die betroffenen Studentinnen und Studenten Beschwerden beim FSR einreichten. Dieser habe daraufhin Weber ein Gesprächsangebot zur Klärung der Vorwürfe gemacht, dass der Jurist bisher nicht angenommen hat.
Unterdessen wurde die Universitätsleitung Ende Juli von der Landesregierung dazu aufgefordert, die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen Weber aufgrund des Verdachtes rechtsextremer Tätigkeiten zu prüfen. Zudem sollen Möglichkeiten überprüft werden, das Tragen der Kleidermarke Thor Steinar via Hausrecht zu verbieten.
Thor Steinar ist eine Kleidungsmarke, auf deren Produkten Abwandlungen rechtsextremer Symbole gezeigt werden. So mussten die Hersteller des in Königs Wusterhausen sitzenden Unternehmens ihr altes Logo verändern, da es der, aus Gründen der Verfassungsfeindlichkeit verbotenen Wolfsangel zu ähnlich war.
Die Ware wird fast ausschließlich in rechtsextremen Szeneläden feil geboten. Nach Angaben des Brandenburgischen Verfassungsschutzes betrachten Neonazis die Marke als „zur Szene gehörig“.
Wenngleich die Firma nicht mehr deutsch ist, sondern mittlerweile einem Unternehmer aus Dubai gehört, so hat sich an den Motiven der Kleidung nichts geändert. Die rechtsextremen Inhalte werden nach wie vor transportiert. So findet in der diesjährigen Winterkollektion das alte Logo erneut auf einem Feuerzeug mit dem Namen „TS-Sturm“ Verwendung. In dem Namen des Feuerzeugs verbirgt sich sowohl das Kürzel „S-S“ für Schutzstaffel, als auch die Silbe „Sturm“ der Sturmabteilung (SA) der NSDAP. In der Kapuzenjacke „Wings“ wird das Kürzel „TS“ dergestalt von Adlerflügeln flankiert, dass ein Bezug zum Hoheitszeichen der NSDAP hergestellt werden kann.
Am 3. September änderte die Universitätsleitung die Hausordnung der Universität dahingehend, dass „Verhaltensweisen zu unterlassen sind, die geeignet sind, die öffentliche Wahrnehmung der Universität als weltoffenes, pluralistisches, freiheitliches und demokratisches Zentrum von Forschung und Lehre zu beeinträchtigen.” Darüber hinaus werden insbesondere “die Verwendung von Kennzeichen mit verfassungswidrigen, rassistischen, fremdenfeindlichen, gewaltverherrlichenden oder anderen menschenverachtenden Inhalten” untersagt. Nachdem in den Medien, so unter anderem in der Wochenzeitung Die Zeit, vorerst fälschlicherweise die Nachricht übermittelt wurde, dass das Rektorat das Tragen von Thor Steinar verbieten wolle, dementierte Pressesprecher Jan Meßerschmidt kurz darauf, dass dies der Fall sei.
Ungeachtet dessen ist weder die Universität Greifswald, noch irgendeine andere Universität von dem Problem des Rechtsextremismus befreit. So berichtete beispielsweise der Unispiegel im Januar 2010 von Aktivitäten Rechtsextremer an verschiedenen deutschen Universitäten. Greifswald wird in diesem Zusammenhang ebenfalls erwähnt. Aktivitäten von Rechtsextremisten seien dem Unispiegel zufolge nicht zufällig. Neonazis studieren demnach vorrangig geisteswissenschaftliche Fächer und geben sich als „Vordenker einer neuen, rechten Avantgarde“. Eine Begründung dieser These bleibt die Autorin Ine Brzoska hingegen schuldig.
Der Biologiestudent Ragnar Dam auf einem Zeltlager der HDJ
Vor etwa einem Jahr veröffentlichte „Recherche Nord“ Informationen über rechtsextremistische Tätigkeiten des Greifswalder Biologiestudenten Ragnar Dam. Bis zum Verbot der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ) war er Chef der HDJ-Einheit „Mecklenburg-Pommern“ und „Führer“ der Leitstelle Nord. Hausdurchsuchungen in Dams Wohnungen in Berlin und Greifswald ergaben Berichten von „Recherche Nord“ zufolge, dass er in seiner Funktion „Rassenschulungen“ durchgeführt habe. Ziel der HDJ war es, für die „Blutsreinheit“ und das „Fortbestehen des Deutschen Volkes“ einzutreten. Aus diesem Grund wurde die Vereinigung am 31. März 2009 vom Bundesinnenministerium verboten. „Der Kampf um die Köpfe“, den Udo Voigt vor Jahren ausrief, hat längst begonnen. Universitätsstudium, Kleidung von Thor Steinar, Consdaple und die Schulhof-CD: Das ist das Gepäck, mit dem sich die Neuen Nazis auf den Weg in die Mitte der Gesellschaft machen. Regional ist es ihnen bereits gelungen. So erlangte die NPD bei den Wahlen zum Landtag Mecklenburg-Vorpommern in den Landkreisen Uecker-Randow, Demmin und Ostvorpommern zwischen 10 Prozent und 15 Prozent der Zweitstimmen. Nach Angaben der Sozialraumanalyse für Anklam seien etwa 17,5 Prozent der Befragten Bevölkerung der Ansicht, dass die Partei helfe, die Probleme vor Ort zu lösen. Die NPD hat die SPD bei der Wiederholung der Kommunalwahl am 27. September 2009 um 0,1 Prozent mit 7,4 Prozent knapp überholt. Ob den Rechtsextremen dies jedoch bundesweit gelingen wird, ist von der Zivilcourage derer abhängig, die sich keine Neuauflage des Dritten Reiches wünschen.
Eine Frage der (Doppel)moral
Ein Kommentar von Florian Bonn
Sollte der Staat seinen Bürgern vorschreiben dürfen, was sie anzuziehen haben? Diese, durch die Änderung der Hausordnung der Universität Greifswald aufgeflammte Debatte, wurde vor einigen Jahren schon einmal in Deutschland geführt. Damals kamen Befürworter und Gegner allerdings aus der politisch entgegengesetzten Richtung als in der heutigen Debatte. Heulen heute Konservative ob dieses Eingriffs in ihre Freiheit empört auf, hatten sie vor wenigen Jahren keinerlei Probleme damit, angehenden Lehrerinnen und anderen Staatsbediensteten das Tragen eines Kopftuches zu verbieten. Um Kleidung geht es in beiden Debatten nur sekundär, der Kern ist die Symbolkraft, die dahinter steckt. Ist also die Marke Thor Steinar ein Symbol für Rechtsextremismus, auch wenn keine verfassungsrechtlich zu beanstandenden Symbole auf den Kleidungsstücken zu finden sind? Diejenigen, die das nicht so sehen, argumentieren, dass Thor Steinar keine zu beanstandenden Symbole mehr verwendet und mittlerweile im Besitz eines ausländischen Investors ist. Doch zur Geschichte der Marke gehören das mittlerweile verbotene alte Logo, die rechtsextremen vormaligen Besitzer und recht eindeutige T-Shirt Motive wie eine große „88“ im Lorbeerkranz. Das ist auch der Weg, mit dem Thor Steinar zu einer profitablen, umsatzstarken Marke geworden ist. Thor Steinar Kleidung kann also durchaus als Symbol der Rechtsextremen bezeichnet werden Die aktuellen, vergleichsweise harmlosen Motive passen gut ins Bild eines Strategiewechsels innerhalb der Neonaziszene. Der Trend geht weg vom klassischen Skinheadoutfit. Autonome Nationalisten kann man rein optisch kaum als Neonazis identifizieren. Auch sonst versuchen sich NPD und andere durch Bürgerfeste und andere Veranstaltungen in der Mitte der Gesellschaft zu etablieren. Ein Thor Steinar tragender Professor kann für diese Bewegung schon fast als Maskottchen dienen. Durch ein Verbot von Thor Steinar Kleidung wird niemand aus der Uni ausgesperrt, kaum jemand dürfte ausschließlich Thor Steinar Kleidung in seinem Besitz haben. Was das Verbot allerdings darstellt, ist ein Verbot des Werbens für Rechtsextremismus. Ein solches ist kaum zu beanstanden, gerade weil auch Politische Parteien in den Räumen der Universität nicht werben dürfen.
Bildnachweis: Archiv/ Homepage des Trägervereins („ikuwo.de“) – IKuWo, Archiv/ Homepage „Recherche Nord“ („www.recherche-nord.com“) – Ragnar Dam, Dana via Wikipedia (FPÖ-Plakat), Archiv/ Artikel: Neonazis marschieren ungehindert durch Anklam
Dieser Artikel, sowie die Ausgabe in der Online-PDF sind an vereinzelten Stellen korrigiert worden und weichen daher in Teilen von der gedruckten Version ab.
von moritz.magazin | 08.07.2010
Liebe moritz-Leserinnen und Leser,
mussten wir euch im letzten Heft noch von schwarzen Kreuzen berichten, die bedrohlich über der Stadt hingen, so wurden diese mittlerweile durch eine strahlende Sommersonne ersetzt. Als nette Beilage gibt es noch die Fußballweltmeisterschaft dazu, die wieder die Massen zu Marktschreiern werden lässt. Doch unter dieser glänzenden Oberfläche verbergen sich die wirklich berichtenswerten Dinge, die wir für euch in das helle Tageslicht gebracht haben.
So wird Pedro Sithoe, der ehemalige stellvertretende AStA-Vorsitzende, die im letzten Heft geäußerte Kritik am AStA-Newsletter nie umsetzen können, da ihn das Atudierendenparlament in seiner unendlichen Weisheit abgesägt hat. Aber auch ohne Pedro liefert der AStA zurzeit genug Berichtenswertes, leider nicht unbedingt die schönsten Geschichten. Doppelloyalitäten, absolute Verschwiegenheit und Diebstahl führen stattdessen in Versuchung Marlon Brando als Vorsitzenden vorzuschlagen. Diese durchaus reizvolle Idee wird sich allerdings kaum umsetzen lassen, da er kein Student an unserer Universität ist, was ihn laut Satzung für diesen Posten leider disqualifiziert. Ach und tot ist er auch noch. So wird der AStA nach einem etwas holprigen Start wohl doch offensive Außenvertretung in einer etwas studentischeren Art und Weise betreiben müssen. Die sizilianischen Verhältnisse im AStA sind ein neues und hoffentlich bald vergessenes Problem. Ganz anders geht es da immer mehr Kommilitonen, die von ihren Problemen krank geworden sind und dringend therapeutische Hilfe benötigen, um ihre Depressionen zu überwinden. Welche Hilfe man wo in Greifswald bekommt, könnt ihr in diesem Heft lesen. Probleme ganz anderer Art sind kürzlich in den Wänden des ehemaligen Physikalischen Institutes aufgetaucht. Die dort gefundene Schadstoffbelastung behindert derzeit den Fortschritt der Umzugspläne der Universität.
Keinen Umzug, sondern einen Zusammenzug erwartet die Landesregierung von den vorpommerschen Theatern, diese sollen noch weiter zusammengelegt werden. In den betroffenen Städten wie Greifswald wird das als Einschränkung des künstlerischen Betriebs gesehen und Widerstand geleistet. Aber es gibt auch schöne Dinge über die wir für euch schreiben können. So lockte die fünfte Ausgabe des GrIStuF zahlreiche Studierende aus aller Welt nach Greifswald und brachte der Stadt ein wunderschönes Festival mit internationalem Flair und großen Partys. Engagement der ganz anderen Art zeigen Studierende und Uni-Mitarbeiter die eine spezielle Telefonzelle basteln um auf die drohenden Kürzungen an der Uni aufmerksam zu machen. Diese kreativen Ideen verbunden mit großem Einsatz sind es, die dafür sorgen, dass Greifswald das liebenswerte Provinzstädtchen der etwas anderen Art bleibt. Mögen wir weiterhin mit solchen Leuten und Ideen gesegnet sein, auch wenn etwas mehr Sizilien ab und zu ganz angenehm ist.
Florian Bonn
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von moritz.magazin | 08.07.2010
Vertreter aus der Greifswalder Studierendenschaft haben sich zusammengetan und ein Positionspapier zur Lehramtsausbildung in Greifswald verfesst.
Kein schöner Sommer: Über Schwerin ziehen dieser Tage dunkle Wolken auf. Und daran ist man im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur selbst schuld. Lange hat es gebraucht, bis konkrete Ergebnisse einer Studie zum Lehrerbedarf in Mecklenburg-Vorpommern (MV) präsentiert wurden. Nun hagelt es von allen Seiten Kritik.
Die Innenstadt wird mit Sprüchen und Plakaten dekoriert, mobilisieren lässt sich die Greifswalder Studierendenschaft aber nur in Grenzen
Auf 36 Seiten präsentieren Vertreter der Greifswalder Studierendenschaft, darunter AStA-Referenten sowie Mitglieder des Studierendenparlamentes (StuPa) und des Senats, zahlreiche Argumente, die für den Erhalt der Lehramtsausbildung in Greifswald sprechen und damit den bisherigen Eckwerten des Kultusministeriums widersprechen. Im Besonderen stellen sie der Studie des Kultus-Ministeriums die Klemm-Studie von der Gewerkschaft „Erziehung und Wissenschaft“ gegenüber, welche ebenfalls Zahlen über die Entwicklung des Lehrerbedarfs in MV erhob. Das Positionspapier wurde am 16. Juni durch das StuPa verabschiedet. (mehr …)