Politischer AStA? – Die Verantwortlichen im Gespräch

Die gemäßigte Politik des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) stand in der Vergangenheit stark in der Kritik. Wir sprachen mit den neuen Hochschulpolitischen Referenten.

moritz Was ist eure Vorstellung eines „politischen AStA“, wie er von zahlreichen StuPisten gefordert wird?
Franz Küntzel: Ein politischer AStA sollte ganz klar die Ausrichtung der Studenten bestimmen. Also sich in der Studierendenschaft umhören, was die Bedürfnisse der Studierenden sind, und die dann nach außen vertreten. Wir haben ja gerade die Diskussion mit Teschs Rücktritt. Das haben wir uns nicht einfach so ausgedacht, das ist ja aus der Demo hervorgegangen. Weswegen wir jetzt auch einen Beschluss gefasst haben, dass wir ganz klar den Rücktritt von Tesch fordern.
Björn Reichel: Wie Franzschon gesagt hat, wir müssen die Belange der Studierenden vertreten, aber das Ganze dann unter dem hochschulpolitischen Aspekt.
Franz: Wir haben halt kein allgemeinpolitisches Mandat, sondern ein hochschulpolitisches Mandat. (mehr …)

Unsichtbare Gefahren – Schadstoffe in Unigebäuden

An mehreren Instituten wurden Schadstoffbelastungen ermittelt. Wo kommen diese her und wie geht es weiter?

Das idyllische Flair des Nordischen Institut wird durch Asbestbelastungen im Keller getrübt

Das Nordische Institut hat seinen ganz eigenen Charme. Mit einem grünen kleinen Hinterhof, ruhig und doch im Zentrum gelegen. Doch seit einem Rundgang im Mai dieses Jahres ist man in dem kleinen Institut in der Fallada-Straße besorgt. Mitarbeitende des Greifswalder Betriebs für Bau und Liegenschaften (BBL) entdeckten im Frühjahr in den Kellerräumen gesundheitsgefährdende Schadstoffe. „Wir sind natürlich sehr besorgt und haben den Lehrbetrieb unten im Keller sofort eingestellt“, erklärte Marko Pantermöller, der beim Rundgang zur Renovierung des Gebäudes mit dabei war. (mehr …)

Von Hiddensee hinaus in die Welt – Greifswalder Bachwoche

Interview mit dem musikalischen Leiter der Greifswalder Bachwoche, Kirchenmusikdirektor Prof. Jochen A. Modeß

moritz Wie kam es 1946 zur Gründung der Greifswalder Bachwoche?
Prof. Jochen A. Modeß Es gab nach dem Krieg ein paar begeisterte Musiker, die sich um den Domorganisten und Domkantor Hans Pflugbeil scharten. Dieser hat dann mit einigen überlegt, in einem Strandkorb in Hiddensee, man müsste eigentlich in dieser kulturlosen Zeit wieder Musik machen. So haben sich dann diese ersten Bachtage entwickelt, die plötzlich jedes Jahr stattfanden. Die Bachwoche hat sich als ältestes Festival hier in Mecklenburg-Vorpommern etabliert. Wir sind froh, dass wir das jedes Jahr wieder machen können.

moritz Sie haben 1994 die musikalische Leitung übernommen. War das gleichzeitig Ihr erstes Jahr als Kirchenmusikdirektor?
Modeß Ja, ich bin im Oktober 1993 zum Professor berufen worden. Es war von vornherein so konzipiert, dass ich die Leitung der Bachwoche übernehmen solle. Seitdem bin ich jährlich dran. (mehr …)

Keine vergeudete Lebenszeit – Hans-Georg Soldat

1958 flieht der Greifswalder Student Hans-Georg Soldat aus der DDR nach Westberlin und landet Jahre später beim Rundfunk im Amerikanischen Sektor (RIAS). Er arbeitete dort 27 Jahre als Literaturredakteur, stark beobachtet von der Stasi. Ein Zeitzeuge im Gespräch.

Die kleine Hansestadt Greifswald – kein Schönwalde II, kein Ostsee-Viertel, nur 46 000 Einwohner. Keine Plattenbauten, kein Kernkraftwerk in Lubmin, die Altstadt ist vollständig erhalten – einige Autos fahren über den Marktplatz. An der Universität sind 2 500 Studenten eingeschrieben, davon 600 Studentinnen. Walter Ulbricht ist an der Macht und die Stadt gehört zum Bezirk Rostock. Es ist das Jahr 1955. Das Land trägt den Namen DDR.

Weniger Studierende heißt nicht weniger Lebenslust. Die Studentinnen und Studenten tanzen in ihrer Freizeit gern zu amerikanischer Tanzmusik. Die Platten kommen meist aus West-Berlin, werden von dort an die Küste mitgebracht. Die bekannte 60-40-Regel gibt es schon damals, an die vorgeschriebene Menge von nicht-amerikanischen Bands und Liedern wird sich auch in Greifswald selten gehalten. Es ist der Hochschulfunk, welcher zu dieser Zeit den damals noch kleinen Campus mit Musik versorgt. Und das ganz ohne Radio, sondern Drahtfunk: durch Leitungen und kleine Lautsprecher in die Mensa und alle Zimmer der Studentenheime, den Containerbauten an der Fleischerwiese kommen die unregelmäßigen Sendungen. (mehr …)

Das Ausbluten der Kulturhäuser – Kürzungen an den Theatern

Nach den Fusionsplänen der Landesregierung bangt nicht nur das Theater Vorpommern um seine Zukunft.

Schon seit Jahren drückt die finanzielle Schieflage in den Theaterhäusern des Landes. Kunst und Kultur müssten der Tatsache Rechnung tragen, dass das Land immer weniger Einwohner und daher immer weniger Steuereinnahmen habe, so die Forderung von Innenminister Lorenz Caffier (CDU). Zudem würden Fördermöglichkeiten immer geringer werden. Durch einen Zusammenschluss sollen Kosten in Millionenhöhe eingespart und die künstlerischen Sparten auf die verschiedenen Standorte verteilt werden. Die geplanten Fusionen könnten jedoch verheerenden Folgen haben…

Wichtigster Teil im Theater Vorpommern: das Philharmonische Orchester.

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Man denkt die Brust platzt – Depressionen

Was machen, wenn man nicht Herr seiner Emotionen ist?

Die Angst zu versagen kennen sicher viele. Doch wenn diese Angst zum Dauerzustand wird, man eine ständig gedrückte oder eingeengte Stimmungslage hat, dann ist dies ein starkes Signal für eine Depression.

Depressionen sind die am häufigsten auftretenden psychischen Erkrankungen und das Bundesgesundheitsministerium schätzt, dass rund fünf Prozent der Deutschen davon betroffen sind (die Dunkelziffer ist deutlich höher). Doppelt so häufig wie bei Männern wird diese Krankheit bei Frauen diagnostiziert, eine dieser Frauen ist Bea*. Sie ist 22 Jahre alt und studiert hier in Greifswald BWL im zweiten Semester.

„Ich habe gemerkt, dass es bei mir im Kopf anders läuft als bei anderen. Aber ich dachte dann, es wird schon einen Grund geben, warum ich mich für alles mögliche schuldig fühle und mich kaum noch an etwas erfreuen kann“, sagt sie zögerlich. Mittlerweile wisse sie, dass dies wahrscheinlich die Vorboten waren für das was danach kommen sollte. Sie sei schon immer eher zurückhaltend und ängstlich im Umgang mit neuen Dingen gewesen. Doch nun spürt sie häufiger dieses Gefühl des Versagens. Diese Vorahnung wurde am Ende des ersten Semesters zur Gewissheit: „`Nicht ausreichend‘, hieß es in dem Schreiben vom Prüfungsamt und ich wusste nicht mehr wo oben und unten war. Mich hat die Nachricht völlig aus der Bahn geworfen und ich hatte zwei Wochen lang durchweg das Gefühl weinen zu müssen. Doch ich blieb stark!“ (mehr …)