Ist Bio Abfall?

Ist Bio Abfall?

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

20 Jahre Bio-Siegel! Das Logo, welches uns suggerieren soll, dass Produkte nach bestimmten ökologischen Standards erzeugt wurden. Doch wie ökologisch und artgerecht ist die Versprechung „BIO“ eigentlich wirklich?

2001 wurde das Bio-Siegel ins Leben gerufen, um den Verbraucher*innen auf den ersten Blick zu verraten, ob das Produkt der Begierde nach EU-Vorschriften im ökologischen Landbau produziert wurde. Doch mittlerweile existieren nicht mehr nur das EU- und Bio-Siegel nach EG-Öko-Verordnung, den Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau. Inzwischen haben sich viele weitere Unternehmen „Bio“ auf die Fahne und vor allem auf ihr Logo geschrieben. Demeter, Bioland, Naturland, Biokreis und viele mehr sind heute in den Regalen unserer Supermärkte zu finden.

Aber was muss erfüllt sein, damit mein Müsli als „Bio“ gekennzeichnet werden darf?

Für den Anbau von Pflanzen gilt ganz allgemein, dass der Boden fruchtbar sowie das Wasser sauber bleiben und vielfältige Kulturen auf den Äckern wachsen sollen. Um das zu gewährleisten, sind die Bio-Bäuer*innen dazu angehalten, nur bestimmte organische Düngemittel zu nutzen und vom Bio-Recht vorgegebene Fruchtfolgen zu beachten. Dadurch wird festgelegt, welche Reihenflogen die angebauten Pflanzen auf einer Fläche einhalten müssen. Dies soll natürlich der Erhaltung von fruchtbarem Boden dienen. Auch ist vorgeschrieben, dass bereits bei der Anzucht von Pflanzen die Sprösslinge in echtem Boden aufwachsen müssen. Das Ziehen in Mineralwolle, einem nicht nachhaltigen Substrat, in welchem mithilfe von Nährstofflösungen Pflanzenkeimlinge heranwachsen sollen, ist demzufolge verboten. Diese Mineral- beziehungsweise Steinwolle ist nach einmaliger Verwendung nicht weiter nutzbar und muss im Abfall entsorgt werden, da die Reste nicht biologisch abbaubar sind.

Die Bio-Tierhaltung

Die Haltung von Bio-Tieren unterliegt selbstredend ebenfalls besonderen Vorschriften. Grob zusammengefasst wird bei der Tierhaltung darauf geachtet, dass die Tiere mehr Auslauf, Platz und Licht bekommen. Darüber hinaus sollen die Nutztiere eine längere Lebensdauer haben und keine schmerzhaften Eingriffe erfahren, wie zum Beispiel durch das Kupieren von Schwänzen. Dies ist sogar komplett verboten worden.

Über die Sache mit dem Platz hingegen müssen wir noch einmal reden. Zum Beispiel sind für die Haltung von Kühen mindestens 6 qm Stall- und 4,5 qm Außenfläche vorgeschrieben. Allein diese Mindestvorgaben lassen einen schon die Stirn runzeln. Man stelle sich einen ungefähr 2×2 Meter großen Teppich vor und darauf noch die umso größere Milchkuh. Bei diesen Maßen wird schon die Drehung um sich selbst knapp. Viel paradoxer daran ist nur, dass ein Freiland-Huhn fast die gleiche Außenfläche erhalten muss – also 4 qm pro Huhn. Die vergleichsmäßig große Außenfläche verrechnet sich jedoch mit der im Stall, da das Huhn dort mit 6-10 weiteren Artgenossinnen pro Quadratmeter leben muss. Ähnlich beengt leben auch die Bio-Schweine auf 0,8 qm Stall- und 0,6 qm Außenfläche.

Diese Zahlen sind aber natürlich nur Mindestwerte, dementsprechend können die landwirtschaftlichen Betriebe ihren Tieren auch wesentlich mehr Platz bieten. Als Verbraucher*in kann man folglich nur schwer bis gar nicht nachvollziehen, von welchen Höfen die einzelnen Siegel ihre tierischen Produkte beziehen, wie die Tiere dort gehalten worden sind und wie viel Fläche ihnen tatsächlich zur Verfügung stand. Einziger Anhaltspunkt, der einem mehr Aufschluss über die Haltungsformen geben kann, ist das vierstufige Tierwohlsiegel der Initiative Tierwohl.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Damit aber natürlich trotzdem die gegeben Vorschriften eingehalten werden, werden diese kontrolliert. Doch selbst bei den Kontrollen gelten zwischen den verschiedenen Bio-Siegeln unterschiedliche Regelungen darüber, wie oft kontrolliert werden muss. Bei den Siegeln von Naturland, Bioland und Biokreis werden einmal jährlich die Gegebenheiten überprüft. Damit sind diese Label schon Vorreiter, denn alle weiteren Siegel, sogar die der EU, werden entweder nur stichprobenartig begutachtet oder die Kontrollen sind gar nicht erst geregelt.

Sollte man überhaupt noch Bio kaufen?

Ja! Auch wenn die gerade genannten Aspekte zwar ziemlich negativ anmuten lassen, sind Bio-Produkte dennoch eine große Verbesserung, besonders was das Tierwohl angeht. Im Vergleich zur konventionellen Tierhaltung werden hier viel mehr Regelungen zu Gunsten der Nutztiere getroffen. Und auch beim Anbau von Nutzpflanzen sind unzählige Maßnahmen ergriffen worden, um möglichst umweltschonend und trotzdem ertragreich zu wirtschaften.

Bei diesen Faktoren sollte man sich dennoch bewusst sein, dass auch Bio nicht die ultimative Lösung in der Landwirtschaft ist. Trotzdem: Im Vergleich zum konventionellen Anbau stellt der Bio-Anbau eine deutliche Verbesserung dar.

Weitere Infos für euch:

Hier gibt es weitere Infos zum Bio-Siegel.

Mehr zum Bio-Pflanzenanbau findet ihr beim Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung und beim Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft.

Mehr über Bio-Tierhaltung erfahrt ihr ebenfalls beim Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung sowie beim Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft.

Beitragsbild: Elisa Schwertner

Früher war mehr Plastik!

Früher war mehr Plastik!

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Dass so gut wie jede*r sehr viel Plastik im Alltag verbraucht und die Menge des eigens produzierten Mülls während einer Pandemie noch weiter ansteigt, wundert kaum einen. Doch was bringen die neusten politischen Entwicklungen diesbezüglich und inwieweit werden sie unser tägliches Leben beeinflussen?

Was gibt’s Neues?

Am 6. November letzten Jahres war es endlich soweit, der Bundesrat und Bundestag stimmten dem schon länger diskutierten Verbot von Einwegplastik zu. Damit werden ab dem 3. Juli 2021 per Gesetz To-Go-Becher, Einweggeschirr, Fast-Food-Verpackungen aus Styropor, Trinkhalme sowie Rühr- und Wattestäbchen aus Kunststoff EU-weit nicht mehr erlaubt sein. Folglich wird nicht nur der Verkauf, sondern auch die Produktion in Europa abgeschafft werden.

Doch nur durch ein Verbot einzelner Einwegprodukte wird Europa nicht komplett frei von Müll. Deshalb ist des Weiteren der Vorschlag eines Exportverbots von Kunststoffabfällen in Entwicklungsländer geplant. Denn wie viele wissen, wird ein Großteil unseres Mülls nach Asien exportiert. Rund eine Million Tonnen Plastikabfälle aus Deutschland werden jährlich unter anderem in Malaysia, Indien und Indonesien abgeladen. Der Gesetzesvorschlag, der ein Verbot des Exports von Kunststoffabfällen vorsieht, soll jedoch nur für ungefährliche und nicht frei handelbare Abfälle gelten. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass gefährliche, stark verschmutzte und nicht mehr recycelbare Abfälle weiter nach Südostasien abtransportiert werden. In den Exportländern werden die Müllansammlungen dann zu großen Teilen verbrannt, was natürlich eine unheimliche Luftverschmutzung zur Folge hat.

Aber nicht alle Reststoffe können verbrannt oder recycelt werden. Das liegt daran, dass sie aus sogenannten Multilayer-Kunststoffen bestehen, welche aus vielen verschiedenen Stoffen zusammengeschmolzen und damit untrennbar voneinander gemacht wurden. Diese Art von Abfällen wird dementsprechend nicht mehr „entsorgt“, sondern bleibt liegen. Wodurch sich Mülldeponien in Südostasien aus unserem Müll bilden. Doch der Platz für solche „Deponien“ ist begrenzt, deshalb landet immer mehr Müll in Flüssen, Seen und schließlich auch im Meer.

Doch was ändert sich für uns im Alltag?

Unsere Mensen verfügen bekanntermaßen schon seit 2018 über das RECUP-Pfandsystem für Kaffeebecher und sind derzeitig fleißig dabei, auf biologisch abbaubare Menüschüsseln und aus „BIO-Kunststoff“ (PLA) gefertigte Salatbehältnisse umzusteigen. Geplant ist jedoch, das bereits bestehende Pfandsystem der Becher auch auf Essensbehälter auszuweiten. Die REBOWL sollte seit August letzten Jahres eingeführt werden, jedoch gab es von Seiten des Herstellers vermehrte Lieferschwierigkeiten, weshalb wir voraussichtlich bis Ende Januar auf die Bowls warten müssen. Bis dahin gibt es aber Umfüllstationen, an welchen man sein in der Mensa ausgeteiltes Essen in eigene Behälter umfüllen kann. Neben den Pfandsystemen wird auch anderweitiges Einwegplastik durch wieder verwendbares und/oder abbaubare Alternativen ersetzt.

Aber wie putz ich mir jetzt die Ohren?

Natürlich gibt es für alle Produkte, die im Laufe des Jahres verboten werden, Alternativen und einfache Ausweichmöglichkeiten. Angefangen beim Strohhalm und der kritischen Frage, ob man wirklich einen braucht, um sein Kaltgetränk richtig genießen zu können? Aber der wahre Genießer kann ganz einfach wiederverwendbare Halme aus Metall, Glas oder Silikon kaufen, welche man nach der Benutzung einfach abwaschen kann (oder man nutzt Bucatini Nudeln, also quasi hohle Spagetti). Das Wattestäbchen an sich wird natürlich nicht verboten, sondern nur solche mit einem Kunststoffröhrchen. Mittlerweile gibt es jedoch zahlreiche Wattestäbchen, welche einen Stab aus Papier haben. Und für sämtliches Essen kann man neben dem RECUP- und REBOWL-System natürlich seine eigene Dose oder den eigenen Kaffeebecher mitbringen und sich da sein Essen einfüllen lassen.

Falls euch das Thema jetzt so sehr gecatcht hat, dass Ihr unbedingt mehr darüber erfahren möchtet, dann sind im Folgenden noch weitere Artikel unserer Nachhaltigkeitskolumne passend zu dem Themenbereich verlinkt.

Das Problem mit den Flaschen: Einweg vs. Mehrweg, und worauf ihr beim Getränkekauf achten könnt.
Europäische Müllmeister: Deutschlands Müllproblem
Zero Waste- Ein Leben ohne Müll: Fünf Schritte, um bewusster mit Müll umzugehen.
Plastikfreies Badezimmer- Aber wie?: Alternativen zu den Wegwerfprodukten im Bad.

Beitragsbild: Jasmin Sessler auf Unsplash

Nachhaltige Geschenkideen

Nachhaltige Geschenkideen

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Als Kind waren Geschenke für die meisten (auch für mich) DAS Highlight zur Weihnachtszeit. Heute schätzen wir vielleicht die gemeinsame Zeit mit unserer Familie oder das leckere Essen noch viel mehr. Aber ich muss zugeben: Ich freue mich immer noch, wenn ich kleine Aufmerksamkeiten zu Heiligabend bekomme und liebe es, andere zu beschenken. Trotzdem denke ich mir bei den Stapeln unterm Weihnachtsbaum immer öfter: Muss das wirklich sein? Brauchen wir das alles? In dieser Nachhaltigkeitskolumne soll es daher um nachhaltige Geschenke gehen. Viele Pärchen oder Freund*innen haben sich vielleicht schon darauf geeinigt, sich nichts zu schenken – zumindest nicht unnötig und auf (gesellschaftlichen) Zwang. Wenn euch Schenken jedoch auch so viel Freude bereitet, ihr aber trotzdem Rücksicht auf den Planeten nehmen wollt, findet ihr hier ein paar Ideen.

Geschenke können auf verschiedene Art nachhaltig sein. Die Eigenschaft „nachhaltig“ muss nicht unbedingt bedeuten, dass ein Gegenstand recycelt, plastikfrei oder aus schnell wachsenden Rohstoffen ist. Ein Geschenk ist auch nachhaltig, wenn es lange genutzt wird und langanhaltend ist. Wenn ihr also Gegenstände verschenkt, dann stellt vorher sicher, dass die beschenkte Person das wirklich braucht und benutzen wird, und eure Geste am Ende nicht im Regal verstaubt

Produkte in fair/regional/bio/umweltfreundlich/secondhand

Der Nachhaltigkeitsmarkt hat, so wie viele zur Weihnachtszeit, zugenommen. Das heißt, für viele Geschenkideen gibt es eine nachhaltige Alternative – ob Kosmetik, Kleidung, Haushaltsgegenstände oder Deko. Oft muss man aufgrund der besseren Bedingungen allerdings mit einem kleinen Aufpreis rechnen. Übrigens ist das Weihnachtsfest auch eine gute Möglichkeit, bekannte neue Welten zu öffnen. Wiederverwendbare Beutel für Brot und Obst, statt Einwegtüten oder Mehrwegflaschen sind ein praktischer Einstieg in den nachhaltige(re)n Lebensstil.

Wasser, Bäume und Hühner

Eine schöne Geste mit nachhaltigem oder gemeinnützigem Hintergedanken sind Spenden. Das heißt, statt das Geld für das 96. Paar Socken auszugeben, können ein paar Euro an eine wohltätige Organisation gespendet werden. Oft lässt sich dafür übrigens eine Geschenkurkunde ausstellen, die symbolisch unter dem Weihnachtsbaum liegen kann.

Noch bildlicher sind konkrete Spenden. Bei OxfamUnverpackt kann man beispielsweise symbolisch ein Tier, Wasser, Schulbücher oder Essen kaufen und somit einem bedürftigen Menschen weiterhelfen. Ähnlich läuft es bei Projekten wie PRIMAKLIMA ab, über das ihr Baumpatenschaften verschenken könnt.

Selbstgebasteltes und Selbstgebackenes

Die Geste hinter selbstgemachten Geschenken ist oft allein schon so viel wert. Zusätzlich sind sie meistens kostengünstig und können in der Regel sogar aus Materialien und Produkten hergestellt werden, die ihr bereits zuhause habt.  

Bücher

Wissen und Geschichten bleiben lange und Bücher sind sowieso immer ein gutes Geschenk. Statt sie sich beim üblichen Verdächtigen zu kaufen, gibt es inzwischen Stores, die sich für nachhaltige Projekte einsetzen.

Fairer Weihnachtsmann

Süßes ist natürlich auch ein Klassiker unter den Geschenken. Aber auch Lebkuchen, Mandarinen und Schokoweihnachtsmänner gibt es in fair produzierten Versionen.

Wachsender Kalender

Eine schöne Idee sind wachsende Kalender. Dabei handelt es sich um Kalender, die pro Monat Samen in ihrem Papier enthalten, welche dann auf dem Balkon oder im Garten eingepflanzt werden. Über die Blumen oder das Gemüse freuen sich entweder die Natur oder der Magen des*der Beschenkten.

Zeit

Jaaa, so langweilig es auch klingen mag, aber auch Zeit ist eine nachhaltige Möglichkeit, verschenkt zu werden. Von Zeit miteinander profitiert man doch schließlich lange, oder?

Wie man Geschenke übrigens nachhaltig verpacken kann, lest ihr hier. Welche nachhaltigen Geschenkideen habt ihr? Gebt uns gerne noch mehr Inspiration im Kommentarfeld!

Banner: Jonathan Dehn
Beitragsbilder: Joanna Kosinska, Kira auf der Heide, Jan Canty auf unsplash

In der Regel nachhaltig

In der Regel nachhaltig

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Bis zu 17 000 Tampons und Binden werden pro menstruierender Person im Leben für die Periode verwendet. Binden und Tampons sind die Hygieneprodukte, mit denen wahrscheinlich die meisten Leute aufgewachsen sind. Abgesehen davon, dass solche Hygieneprodukte, auf die die Hälfte der Menschheit angewiesen ist, in Deutschland erst seit letztem Jahr nicht mehr unter die sogenannte Luxussteuer fallen, ist es bemerkenswert, dass die durchschnittliche Frau* in ihrem Leben etwa 7000€ für Verhütung und Menstruation zahlen muss. Umso fortschrittlicher ist es, dass das schottische Parlament erst diese Woche beschlossen hat: Wer Tampons oder Binden braucht, bekommt sie zukünftig kostenlos. Neben diesen Wegwerfartikeln gibt es aber inzwischen einen riesigen Markt an wiederverwendbaren Produkten. Das spart nicht nur eine Menge Geld, sondern ist auch besser für die Umwelt und zudem noch praktischer.

Auch Abfall, aber immerhin bio

Inzwischen gibt es viele Firmen, die die herkömmlichen Tampons und Binden aus Bio-Baumwolle anbieten. Klassische Tampons bestehen oft aus Zellulose, Baumwolle oder Viskose und sind zusätzlich mit Kunststoff beschichtet, um das Einführen zu erleichtern. Außerdem besteht das Rückholbändchen oftmals aus Plastik. Bio-Tampons sind im Vergleich zu nicht-bio Artikeln chlorfrei gebleicht, kompostierbar, ohne synthetische Zusatzstoffe und plastikfrei. Damit sind sie ein Produkt, das zwar auch weggeschmissen werden muss, aber nicht schädlich für den Körper und die Umwelt ist. Nachteil dieses Menstruationsprodukts ist der Preis: Bio-Tampons können bis zu 30 % teurer als herkömmliche sein. Wichtig ist natürlich immer noch, dass diese Artikel im Müll und nicht in der Toilette entsorgt werden müssen. Außerdem besteht wie bei gewöhnlichen Tampons die Gefahr des toxischen Schocksyndroms (TSS). Wohl ist das Risiko dafür bei Bio-Tampons geringer, trotzdem sollten auch diese spätestens nach 6 Stunden gewechselt werden.

Klassische Tampons und Binden enthalten Plastik, sind mit Chlor gebleicht und bestehen aus viel Verpackungsmaterial.

Auch Binden gibt es inzwischen in der Bio-Version. Ähnlich wie die Tampons werden sie chlorfrei gebleicht und ohne synthetische Zusatzstoffe aus Biobaumwolle hergestellt. Weiterhin sind in Bio-Binden keine Duftstoffe oder Plastik aus Erdöl enthalten. Durch die natürlichen Inhaltstoffe ist hier das Risiko von Intiminfektionen viel geringer, dafür sind sie ebenso wie Tampons in der Bio-Version etwas kostspieliger.

Schwamm drüber

Ähnlich wie Tampons können Menstruationsschwämme verwendet werden. Die feinporigen Schwämme sind ein nachwachsendes Naturprodukt und wiederverwendbar. Dafür ist das Produkt nicht vegan, denn bei diesen Naturschwämmen handelt es sich genaugenommen um ein wirbelloses Tier, das an Mittelmeerküsten abgebaut wird. Die Schwämmchen werden wie Tampons eingeführt und passen sich dann in ihrer Form an. Ähnlich wie Tampons müssen sie nur alle 2 bis 8 Stunden gewechselt werden. Dafür können sie nicht mit einem Rückholbändchen entfernt werden, sondern müssen mit den Fingern gegriffen und danach mit Wasser ausgespült werden. Ein Vorteil ist, dass es durch seine Flexibilität auch mit eingeführtem Schwamm möglich ist, Geschlechtsverkehr zu haben. Im Vergleich zu den anderen Produkten sind sie mit etwa 4 € sehr günstig.

Krasse Tasse

Seit einigen Jahren gewinnt ein neues Produkt auf dem Periodenartikelmarkt an Beliebtheit: Die Menstruationstasse. Ein trichterförmiges Gefäß aus Silikon, das durch eine spezielle Falttechnik eingeführt wird. Das Einführen bedarf zwar einiger Übung, entlastet dann aber den Alltag: Der Becher kann bis zu 35 ml Blut auffangen und muss daher nur etwa zweimal am Tag entleert und gesäubert werden. Nach der Periode kann die Menstruationstasse in kochendem Wasser oder der Mikrowelle desinfiziert werden. Zwar besteht die Tasse aus Kunststoff, kann aber für einen hochgerechnet niedrigen Preis (10 bis 30 Euro) gekauft und jahrelang verwendet werden.

Zwar aus Silikon, aber dafür langlebig: Menstruationstassen.

Period Panty

Wer die Nase (oder die Vagina) voll davon hat, sich Produkte einzuführen, wird vielleicht mit Periodenunterwäsche glücklich. Die Unterhosen sind mit einer Saugschicht ausgestattet, die einen Auslaufschutz garantiert – ähnlich wie klassische Binden. Die Slips können nach dem Tragen einfach ausgespült und in der Waschmaschine gewaschen werden. Vorteil der Unterwäsche ist nicht nur die Nachhaltigkeit, sondern auch der Komfort: Die Hose kann in jeder Situation getragen werden und das Anziehen bedarf keiner Übung. Dafür kann die Aufnahmefähigkeit für Menschen mit starker Periode ein Problem darstellen, denn im Durchschnitt kann eine Hose so viel aufnehmen, wie etwa zwei Tampons. Außerdem sind die Produkte recht teuer, denn der Preis geht bei etwa 20 € los und man muss sich natürlich mit mehreren Exemplaren ausstatten. Dafür produzieren die meisten Hersteller unter fairen Bedingungen, achten auf nachhaltige Materialien und die Panties sind sehr langlebig.

Gib mir Stoff(binden)!

Eine Mischung aus Periodenunterwäsche und Einwegbinden bieten Stoffbinden. Ähnlich wie die Unterwäsche können die Binden nach dem Tragen gewaschen werden. Außerdem wird damit geworben, dass es durch die natürlichen Materialien zu einer geringeren Geruchsbildung kommen soll. Nachteil ist erneut der Anschaffungspreis, der sich bei mehreren Exemplaren – je nach Hersteller – stark summieren kann.

Herkömmliche Menstruationsprodukte verursachen viel Abfall – mit Produkten wie wiederverwendbaren Stoffbinden kann er reduziert werden.

Free Bleeding

Um die Menstruation zu enttabuisieren und die Umwelt zu schonen, gibt es die Methode des „Free Bleedings„. Dieses Prinzip erfordert Übung, Körperkenntnisse und Timing: Der Blutfluss ist nicht permanent, sondern erfolgt in Schüben. Daher soll beim Toilettengang „kontrolliert geblutet“ werden, indem der Beckenboden entspannt wird. Gerne wird das Free Bleeding in Verbindung mit (Stoff-)Binden oder Periodenunterwäsche ausgeübt. Vorteil ist natürlich, dass bei Übung selbst langfristig keine Abfälle entstehen und das Körpergefühl wächst. Zusätzlich besteht kein Infektionsrisiko durch die Produkte, es wird Geld gespart und viele Personen geben an, weniger unter Regelschmerzen zu leiden. Problematisch kann der häufige Toilettengang sein. Auch der eigene Körper kann manchmal unberechenbar sein, sodass man es nicht rechtzeitig zur Toilette schafft.

Der Luxus der Wahl

Insgesamt haben alle Produkte ihre Vor- und Nachteile. Einige Artikel sind vielleicht auf den ersten Blick teurer und brauchen Zeit zur Eingewöhnung oder Umstellung. Eindeutig ist aber, dass sie oft nicht nur mit dem ökologischen Aspekt punkten können, sondern langfristig günstiger und praktischer sowie überwiegend hygienischer und bequemer sein können.

Neben all dem Für und Wider ist es wichtig, sich vor Augen zu führen, dass diese Auswahl an Möglichkeiten (leider) ein Luxus ist. In vielen Ländern haben Menstruierende oft keinen Zugang zu sanitären Anlagen, geschweige denn Periodenprodukten. Selbst in Deutschland ist die Periode für sozial schwache oder obdachlose Menschen ein Problem, da sie sich oftmals keins der aufgeführten Produkte leisten können. Projekte wie Social Period und UNICEF setzen sich daher für einen Zugang zu Periodenprodukten für die Menschen ein, die nicht diesen „Luxus“ genießen können.

Mehr Infos für euch
In unserer Nachhaltigkeitskolumne haben wir bereits genauer über die Menstruationstasse berichtet.
Auf VICE berichten Frauen, wie das Leben mit Periode auf der Straße ist.
Auf der Website von Erdbeerwoche, könnt ihr euch über das Thema Periode und Nachhaltigkeit informieren.

Beitragsbilder: Lilli Lipka
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Ein Herz für Innereien

Ein Herz für Innereien

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Auch wenn in Deutschland immer mehr Personen ihre Ernährung auf vegetarisch oder sogar vegan umstellen, wird trotzdem noch sehr viel Fleisch gegessen. Dabei wird immer mehr auf die „guten“ Stücke zurückgegriffen, wie das Rinderfilet oder -steak, das Schweineschnitzel oder die Hähnchenbrust und -keulen. Gerade bei Hühnerfleisch wird in einem Großteil der Fälle auf Lende, Brust und Hinterbein zurückgegriffen, und auch beim Rind machen die hauptsächlich konsumierten Teile nur einen kleinen Teil des gesamten Tiergewichts aus. Studierende werden sich wohl kaum ausschließlich von solchem Fleisch ernähren, aber auch die deutlich zu billigen Schweinenackensteaks für das Grillen im Sommer, auf die der eine oder die andere noch Wert legt, haben nicht viel Anteil an so einem Tier. Und alles was überbleibt, wird im besten Fall zu Wurst oder Tierfutter verarbeitet oder kommt im schlechteren Fall zu den Schlachtabfällen.

Dagegen hat sich seit einigen Jahren die Nose-to-tail-Bewegung entwickelt, welche als Ziel hat so viel wie möglich von einem Tier zu verwerten, wenn man es schon schlachtet. Ein sicher lobenswerter theoretischer Ansatz, auch wenn die praktische Realität da etwas anders aussieht: Insbesondere der Verzehr von Innereien hat in den letzten Jahrzehnten einen drastischen Rückgang erlebt. Dabei sind dort echt leckere und tolle Sachen dabei. In meiner Familie war das nie ein Tabuthema, und meine Schwester und ich haben diese Teile genauso vorgesetzt bekommen wie ein Schnitzel.

Meine persönliche Top 3 der Innereien sind: Herz, Zunge, Niere

Gerade bei Herz und Zunge ist ein Vorteil, dass diese fast ausschließlich aus Muskel bestehen. Dadurch schmecken sie nach der Zubereitung verhältnismäßig ähnlich wie das gewohnte Fleisch. Tatsächlich sind Innereien teilweise auch gar nicht so schwer zuzubereiten und zusätzlich recht günstig.

Gerade für Anfänger eignen sich besonders gut Herz, Magen und Leber. Zunge findet man manchmal bereits gegart, dann ist das natürlich auch sehr simpel. Nieren und Hirn sind dagegen schon etwas für Fortgeschrittene.

Bei Herzen und Mägen eigenen sich besonders gut die Hähnchenvarianten. Zum einen, da man diese am einfachsten bekommt und zum anderen, da sie von der Größe her gleich gegart werden können, ohne dass sie vorher noch auseinandergenommen werden müssen. Ich selbst bevorzuge Herzen ein wenig, da Mägen manchmal ziemlich zäh sein können.

Bei Leber ist es für mich relativ egal, ob sie vom Schwein oder Huhn kommt. Da ist beides wirklich lecker. Das einzige, worauf man achten sollte, ist zu kontrollieren, ob bei der Verarbeitung eine Gallenblase (grüne Blase) vergessen wurde und diese in dem Fall dann noch zu entfernen. Das Zeug ist nämlich so bitter, dass es einem das ganze Essen versauen würde.

Bei der Zunge ist die Frage, ob man sie roh oder bereits gegart kauft. Die rohe Zunge muss relativ lange gekocht werden, die gegarte kann gleich weiterverarbeitet, in Butter angebraten oder wahlweise auch als Aufschnitt aufs Brot gelegt werden.

Abschließend würde ich gerne noch Rezepte mitgeben, die schnell und einfach sind, falls sich jemand doch zum ersten Mal an Innereien traut. Bei den Mengen würde ich euch empfehlen selbst ein bisschen zu probieren, da diese vor allem von den Beilagen und dem individuellen Geschmack abhängig sind.

Herz-Reis-Eintopf

Ich koche mir tatsächlich immer erstmal eine Gemüsebrühe aus Suppengrün. Dieses wird rausgeholt, wenn es komplett weichgekocht ist und dann werden in der Brühe mit etwas Salz die Hühnerherzen gekocht. Man kann natürlich auch fertige Brühe oder Wasser nehmen.

Hühnerherzen brauchen ca. 30 bis 45 Minuten, bis sie richtig gar sind. Allerdings nehmen sie es einem auch nicht übel, wenn sie etwas zu lange im Topf bleiben. Und sie werden nie richtig weich, sondern bleiben ein bisschen bissfest, bestehen sie ja auch komplett aus Muskel. Das ist also kein schlechtes Zeichen.

Die fertigen Herzen werden rausgeholt und in kleine Stücke geschnitten, während gleichzeitig der Reis in einem Teil der Hühnerbrühe (wahlweise in Wasser) gekocht wird. Zum Schluss werden Reis, Brühe und Herzen wieder zusammengefügt, und wer mag, kann auch das Suppengrün wieder dazugeben.

Leber mit Kartoffelbrei

Das ist wohl eines der einfachsten Gerichte, die es gibt. Kartoffelbrei bekommt hoffentlich jede*r hin, und wenn es nur bei dem aus der Tüte bleibt. Parallel werden schön viele Zwiebel in Ringe geschnitten und in etwas Öl knusprig braun angebraten. Die Leber braucht tatsächlich je nach Größe nur 10 bis 15 Minuten. Zum Schluss alles auf einem Teller anrichten.

Beitragsbild: Svenja Fischer

Zappen oder clicken: Wie nachhaltig ist Streaming?

Zappen oder clicken: Wie nachhaltig ist Streaming?

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Spätestens seit den ersten Kontaktbeschränkungen im März ist die Frage um die Umweltverträglichkeit von Streamingdiensten auch in Deutschland angekommen. Keine Treffen im großen Freun­deskreis, keine Partys, zum Teil keine oder „nur“ digitale Lehre heißt vor allem eins: mehr Zeit zum Füllen. Natürlich gibt es dafür viele verschiedene Möglichkeiten – eine Radtour zum Strand oder ein Spaziergang in den Wald, wenn nicht sogar Pilze sammeln. Aber gerade jetzt, wenn die Tage immer kürzer, grauer und regnerischer werden, wird eine andere Alternative immer attraktiver. Pornos gucken. Oder Serien streamen.

Tatsächlich unterscheiden sich Pornhub und Netflix nicht sonderlich, jedenfalls was ihre Umweltverträglichkeit angeht. Damit wir die Filme auf unseren Endgeräten ansehen können, wird nicht nur unser privater Strom verbraucht, sondern auch jede Menge Rechnerleistung in dem Rechenzentrum, das wir dafür gerade anzapfen. Dieser Strom wird auch heute noch zu einem großen Teil aus fossilen Brennstoffen gewonnen, wobei CO freigesetzt wird. Eine Studie des französischen Unternehmens The Shift Project, die 2019 für großes Aufsehen sorgte, schätzte die dabei verursachte Emission auf 4 Prozent des globalen Wertes – im Vergleich zu 2,5 Prozent, die durch Flugzeuge verursacht werden. Mit 80 Prozent liegt die deutliche Mehrheit an über das Internet konsumierten Daten in Videoform vor: 34 Prozent als Videos on Demand (gestreamt über Plattformen wie Netflix oder Amazon Prime), 21 Prozent auf YouTube, Vimeo und ähnlichen Anbietern, 18 Prozent als Videos in sozialen Netzwerken, Video-Konferenzen und Co. und ganze 27 Prozent – und hier schließt sich der Kreis – durch Pornos. Insgesamt berechnete The Shift Project für die Emissionen durch Videos 300 Millionen Tonnen für das Jahr 2018, also etwa so viel wie ganz Spanien emittiert hat.

Die französische Studie ist aber nicht unumstritten. Anfang des Jahres wurde eine neue Studie veröffentlicht: „Recalibrating global data center energy-use estimates“ (oder auf Deutsch: Wir rechnen alles noch mal um), geführt von einem Forschungsteam der Northwestern University, des Lawrence Berkeley National Laboratory und von Koomey Analytics. Die Studie zweifelt die von The Shift Project aufgestellten Rechnungen an und nutzt dafür neuere Daten, unter anderem zu energieeffizienteren Möglichkeiten in den Rechenzentren. Beispielsweise führt eine Umstellung im Storage-Bereich von sich drehenden Platten zu All-Flash-Arrays zu einer Einsparung an Kilowattstunden. Das spart nicht nur an Strom für die Rechner selbst, sondern auch für deren Kühlungssysteme. Unter Einberechnung der neuen energieeffizienteren Methoden kommt die amerikanische Studie damit auf etwa 1 Prozent an weltweiten Emissionen, die durch Videos verursacht werden.

Erst vor einem Monat veranlasste das deutsche Umweltbundesamt eine erneute Untersuchung, dieses Mal auf „realen Messwerten“ statt auf „Annahmen“ beruhend, wie aus der Pressemitteilung hervorgeht. Berücksichtigt werden dabei die verschiedenen Servertypen und deren Auslastung sowie die tatsächlich genutzten Arten der Datenübertragung. Wer zum Streamen mobile Daten und eine UMTS bzw. 3G-Verbindung nutzt, produziert demnach 90 Gramm CO2 pro Stunde, wobei sowohl Datenübertragung als auch Rechenleistung, nicht aber der eigene Stromverbrauch am Endgerät einberechnet sind. Mit 5G sind es nur noch 5 Gramm, und mit Glasfaser oder einem WLAN Anschluss gerade noch 2 Gramm CO2 pro Stunde. Umweltministerin Svenja Schulze sagt deutlich, dass Streaming also nicht das neue Fliegen ist. Wichtig ist aber vor allem die Art, wie gestreamt wird.

Die Alternative: Fernsehen

Auf der Seite des Umweltbundesamts sind die verschiedenen Umweltbilanzen für Haushaltsgeräte aufgeschlüsselt, darunter auch die des Fernsehers. Grundsätzlich gilt: Umso größer der Bildschirm, desto mehr steigt auch der Stromverbrauch. Flachbildfernseher emittieren theoretisch deutlich weniger, als es ein alter Röhrenfernseher getan hat, es kommt aber auf die Größe an (wo sich der Kreis ein zweites Mal schließt). Ein Gerät mit über einem Meter Bildschirm-Diagonale verbraucht bei durchschnittlicher Nutzung etwas über 200 kWh im Jahr, also so viel wie zwei effiziente Kühlschränke.

Daneben sind sie voller wertvoller Metalle, seltener Erden und Schadstoffen wie Quecksilber. Ein weiterer wichtiger Punkt ist deshalb die richtige Entsorgung. Seit dem Elektrogesetz von 2015 bzw. 2018 ist eine Entsorgung über dafür vorgesehene Sammelstellen Pflicht. Welche kommunalen Wertstoffhöfe es dafür gibt, findet ihr im Abfallkalender oder direkt auf der Seite der VEVG (der Ver- und Entsorgungsgesellschaft des Landkreises Vorpommern-Greifswald). In Greifswald liegen die beiden Wertstoffhöfe übrigens im Eckhardsberg und in der Ladebower Chausee. So banal es klingt, aber die richtige Entsorgung ist immer noch ein Problem, wenn auch weniger auf privater als auf gewerblicher und staatlicher Ebene. So musste vor drei Tagen, am internationalen E-Waste-Day, die Bilanz gezogen werden, dass immer noch nur knapp 17 Prozent des Elektromülls richtig erfasst und recycelt werden. Über 44 Millionen Tonnen hingegen wurden 2019 deponiert, verbrannt oder illegal ins Ausland exportiert.

Achtet also beim Kauf eines Fernsehers auf die Größe und die Energieeffizienz. Bei der Größe gilt grundsätzlich, dass die Diagonale nur etwa halb so groß sein sollte wie eure Entfernung zum Fern­seher, das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch die Augen. Zusätzlich könnt ihr nach dem Kauf Bildschirmhelligkeit und Kontrast anpassen. Bei der Energieeffizienz hilft euch beim Kauf auch das EU-Energieetikett, bei dem die besten Stufen derzeit A++ und A+++ sind. Der „Blaue Engel“ kennzeichnet zusätzlich nicht nur Geräte, die einen geringen Energieverbrauch versprechen, sondern auch quecksilberfrei sind. Gleiches trifft übrigens auch auf Computer zu. Laptops verbrauchen im Allgemeinen bei gleicher Nutzung nur etwa 30 Prozent des Stroms eines PCs und enthalten zudem weniger Kunststoff, Glas und Edelmetalle. Und natürlich ist sowohl bei Fernsehgeräten als auch Computern wichtig, sie nach der Nutzung richtig auszuschal­ten, denn auch im Stand-by-Modus wird Energie verbraucht.

Wirklich eine Alternative?

Leider nein. Das Broadcasten von Filmen und Serien über den Fernseher oder von Musik übers Radio mag zwar besser sein, als die entsprechenden Filme und Lieder zu streamen, aber wie viele der Sendun­gen und Filme, auf die wir über die Streamingdienste zugreifen, laufen schon im Fernsehen? Und sie auf DVD zu kaufen, ist ebenfalls keine klimafreundliche Option, denn hier spielen wiederum hohe Produktions- und Transportemissionen mit rein. Davon abgesehen, ist – wie die neueren Studien zeigen – das Streamen an sich nicht das größte Problem, wenn die Technik mit­spielt, und die liegt nun einmal nicht in den Händen der Konsument*innen. Umweltmi­nisterin Schulze fordert deshalb den Ausbau des WLAN- und des Glasfasernetzes sowie eine größere Transparenz auf Verbraucher*innenseite beim Einsehen der Stromgewinnung der genutzten Rechenwerke.

Denn es geht auch „sauberer“: Die Studie „Clicking Clean“ von Greenpeace verlieh zum Beispiel YouTube die Note A in Sachen Umweltfreundlichkeit, da die Plattform bereits 56 Prozent ihres Stroms aus „clean energy“ bezieht. Oder wie wäre es mit einer nachhaltigen Nutzung der Rechnerleistung übers Internet hinaus? Ein Rechenzentrum in Stockholm bezieht beispielsweise seine Energie aus erneuerbaren Quellen und speist die Abwärme sofort ins Fernwärmenetz ein, das freut die Umwelt also gleich doppelt.

Und bis solche Methoden auch bei uns in Deutschland angekommen sind, gilt für uns als Streaming-Nutzende erst einmal ein Bewusstsein für das Thema Streaming und Umwelt zu entwickeln, und sich die kleinen alternativen Möglichkeiten vor Augen zu führen, die auch wir haben. Die Qualität zu reduzieren und auf kleineren Bildschirmen zu schauen. Nicht unterwegs, sondern nur Zuhause im WLAN zu streamen, oder alternativ die Videos schon einmal herunterzuladen, wo es denn legal ist. Weniger und achtsamer zu streamen und Stranger Things und Game of Thrones nicht nur als Hintergrund­geräusche zu missbrauchen. Oder einfach mal statt eines Filmabends einen Spieleabend einzulegen oder sich ein Buch zu schnappen – ob dort die digitale oder die analoge Alternative die bessere ist, könnt ihr übrigens in unserem letzten Nachhaltigkeitsartikel nachlesen.

Noch mehr Infos für euch:
Die Energieberatung steht euch mittlerweile mit mehr als 500 Beratungsstellen und kommunalen Stützpunkten zur Verfügung und berät über alles, was Stromsparen im eigenen Haushalt angeht. Seit den 70er Jahren wird das Unternehmen durch die Bundesregierung gefördert.

Beitragsbild: CardMapr auf Unsplash
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