Die ganze Welt ist eine Bühne

Die ganze Welt ist eine Bühne

Unter diesem Motto kommt russische Kultur nach Greifswald – und das gleich dreimal!

Das Theater-Studio der staatlichen Universität St. Petersburg kommt nach Greifswald und präsentiert mit Hilfe der Greifswalder*innen die russische Kultur und Theater.

„Das majestätische Wort“ macht den Auftakt. Der Slawistikchor unserer Uni „Choryllisch“ beginnt mit einem musikalisch-poetischen Abend. Am Mittwoch (26.06.) beginnt das Spektakel um 20 Uhr in der Freien Waldorfschule (Hans-Beimler-Straße 79-83). Es werden russische Gedichte aus dem 19. Jahrhundert, u.a. von A. S. Puschkin und M. J. Lermontov inszeniert.

Das Titelstück „Die ganze Welt ist eine Bühne“ ist ein Theaterspiel, frei nach russischen Autoren inszeniert. Das führen die russischen Studierenden des Theater-Studios aus St. Petersburg in russischer Sprache auf. Und zwar wieder in der Waldorfschule, am 27.06. um 19 Uhr.

Ein weiteres majestätisches Wort wird es am Freitag (28.06.) um 18 Uhr in der Aula der Universität (Domstr. 11, Eingang 2, 1. OG) geben. Dort führt zuerst die Theatergruppe des Greifswalder Slawistik-Instituts ein Stück frei nach dem Werk „Verstand schafft Leiden“ von A. S. Gribojedow auf. Gefolgt wird die Aufführung von einem Schauspiel des Theater-Studios aus St. Petersburg mit „Das majestätische Wort“. Regie führen M. Dulchenko und M. Sadovnikov und die Choreografie inszenierte N. Kozlov.

Kommt gerne vorbei, der Eintritt ist frei! Lernt die russische Kultur mal ganz anders kennen – als Theater!


“Ich studiere KIL” – “Du studierst WAS???”

“Ich studiere KIL” – “Du studierst WAS???”

Der Masterstudiengang Kultur – Interkulturalität – Literatur ist deutschlandweit einzigartig.

Man hat drei Module (drei Kurse) in Kulturwissenschaft, drei Module (sechs Seminare) in Interkulturalität, was eigentlich Deutsch als Fremdsprache ist, und je nach Schwerpunkt (Anglisitik/Amerikanistik, Germanistik, Skandinavistik und Slawistik) verschieden viele Kurse und Module. Da man den Studiengang mit insgesamt vier verschiedenen Schwerpunkten studieren kann, hatte ich gedacht, dass der Studiengang sehr beliebt sein würde. Denkste!

Bei nicht einmal 30 von über 10.000 Studierenden an der Universität Greifswald, haben nur die wenigsten Studierenden und Lehrenden eine Ahnung, was sich hinter dem Akronym KIL überhaupt verbirgt. Mir ist es auch schon oft vorgekommen, dass meine eigenen Dozenten nicht wussten, was ich studiere. Und so war ich zu Beginn meines Studiums erst mal überfordert, denn es gab keinen FSR (erst nach knapp einem Jahr habe ich bei den FSR-Wahlen mitbekommen, dass alle KIL-Studierenden zum FSR Nordistik gehören), der mich in der Erstiwoche begrüßte, es gab keine Infoveranstaltungen und zahlreiche Kurse haben sich bei der Stundenplanerstellung überschnitten.

Als ich bei anderen Studierenden Anschluss gefunden hatte, wurde schnell deutlich, dass viele Studierende mit dem Studiengang nicht zufrieden waren, und übers Abbrechen nachdachten. Auch viele Lehrende sind alles andere als begeistert. Besonders im DaF-Bereich darf ich mir seit mehreren Semestern wöchentlich anhören, dass die Seminare für uns ja nicht wirklich relevant sind, da wir ja eh nie unterrichten werden, wobei einige Studierende durchaus deutlich gemacht haben, dass sie schon Erfahrungen im Unterrichten haben und auch gerne als DaF-Lehrende arbeiten würden. So gut wie keiner der Studierenden hat vorher DaF studiert und da es keine aufeinander aufbauenden Module und keine Grundkurse gibt, haben nun einmal alle andere Voraussetzungen. Auch noch nach drei Semestern fällt es einigen schwer, grundlegende Dinge, wie den Unterschied zwischen DaF und DaZ zu erklären. Zudem gibt es auch DaF-Dozenten, die sich andauernd über uns lustig machen – mit einem Literaturstudium könne man später schließlich nichts anfangen. Pädagogisch wertvoll? Eher nicht.

Wie die meisten deutschen Masterstudiengänge ist auch der KIL-Master so angelegt, dass man ihn in zwei Jahren (also vier Semestern) abschließen kann. Doch nur die wenigsten machen ihren Abschluss in der Regelstudienzeit. Von rund 30 Studierenden sind über zehn Studierende im fünften, sechsten, achten oder neunten Semester. Doch wie kommt das? Zum einen ist das Konzept des Studienganges eher schlecht. Die DaF-Module finden nur jedes dritte Semester statt, kulturwissenschaftliche Module jedes zweite. Und auch in den Philologien werden Kurse nicht jedes Semester angeboten.

Viele Kurse überschneiden sich und der Arbeitsaufwand ist extrem hoch! Schon klar, es ist ein literaturwissenschaftlicher Masterstudiengang. Aber nur die wenigsten schaffen es, den Berg an Hausaufgaben zu bewältigen. Da es keine Anwesenheitspflicht gibt, fällt das nicht unbedingt auf. Das Angebot der Kurse ist teilweise auch sehr enttäuschend. Ich kam mit der Erwartung nach Greifswald, dass ich mich hier spezialisieren könnte, dass ich selbst die Wahl hätte, welche Kurse und Dozenten ich wählen würde. Aber nein; da die meisten Kurse nur versetzt angeboten werden, hat man keine Auswahl. Parallelkurse mit anderen Themen und Dozenten sind in der Kulturwissenschaft und Interkulturalität nicht vorgesehen. Lediglich in drei meiner Schwerpunkt-Module kann ich das Thema und den Dozenten frei wählen, vorausgesetzt, es überschneiden sich nicht zu viele Kurse mit meinen Pflichtkursen.

Ich hatte naiverweise auch angenommen, dass sich die Schwerpunkte nicht groß voneinander unterscheiden würden. Doch in der Germanistik darf/muss man ein vierwöchiges Pflichtpraktikum absolvieren, in der Skandinavistik hat man mehr Sprachpraxis-Module als in der Anglistik und in der Skandinavistik dürfen Haus- und Masterarbeiten auf Deutsch geschrieben werden – dass das viel leichter ist, ist ja wohl keine Frage.

Das einzig Positive an dem Studiengang ist, dass die verantwortlichen Lehrkräfte bemüht sind, den Studiengang zu optimieren. Es gab dazu Gespräche mit Studierenden und jedes Semester wird der Studiengang evaluiert. Dass wir von den Evaluationsergebnissen nichts mitbekommen und dass Änderungen oft erst nach Semestern bzw. Jahren vorgenommen werden, ist allerdings wieder suboptimal.

Wäre ich nicht von meinen BAföG-Auflagen abhängig gewesen (bei einem Studiengangswechsel im Master bekommt man keine weitere Förderung), dann hätte ich wohl auch abgebrochen.

Beitragsbild: archiv

Auf den Ruinen von Eden

Auf den Ruinen von Eden

Unsere Welt muss nachhaltig werden – diese Aufgabe hat die UNO der Menschheit gestellt. Das ist sehr inspirierend, doch unglaublich schwierig, und wahrscheinlich unmöglich unter den Bedingungen des Kapitalismus, der die Menschen zwingt, immer mehr und immer schneller zu konsumieren. Aber was ermutigt uns, an das Unmögliche zu glauben? Wir selbst! Genauer gesagt: das Beispiel der*diejenigen unter uns, die sich unter den widrigsten Umständen bemühen, die Welt zum Besseren zu verändern!

Ein Gastbeitrag von Danil Utyupin (Umweltjournalist aus Kasachstan).

Im Laufe der ganzen Geschichte träumten die Menschen von einer besseren Welt, als jener, die sie hatten. Diese imaginäre Welt wurde manchmal in der Vergangenheit angesiedelt, die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies oder dem Goldenen Zeitalter wachrufend, in dem die Menschen weder Krankheiten noch Hunger noch Kriege kannten und in duftenden Gärten mit den Göttern zechten. Manchmal wurde diese imaginäre Welt auch in die Zukunft projiziert, die dank wissenschaftlichem und technischem Fortschritt den Menschen Glück bringen sollte. Die Menschheit brachte viele Ideen hervor, die unsere Welt hätten perfekter machen sollen. Einige von ihnen blieben reine Abstraktionen, andere führten zu Massensterben und Tragödien, und wieder andere konnten das Leben der Menschen wirklich verbessern.

Wortspiel

Im laufenden Jahrhundert ist die Idee der „nachhaltigen Entwicklung“ zu einem Leitziel für die Menschheit geworden. Das steht für eine sorgfältige Haltung gegenüber dem Planeten, auf dem wir leben, und das harmonische Zusammenleben all seiner Bewohner. Kasachstan gehört zu den Ländern, die diese Idee verbal unterstützen. 2006 wurde das Konzept des Übergangs der Republik Kasachstan zu einer nachhaltigen Entwicklung für den Zeitraum 2007-2024 gebilligt. Und alle waren begeistert! Man verfasste muntere Artikel, laute Slogans erklangen, man führte Stammtische und Workshops durch. Dann stellte sich jedoch heraus, dass es viel schwieriger ist, dieses Modell ins Leben hineinzutragen, als darüber zu sprechen. Man konnte hören, dass die nachhaltige Entwicklung eine Art Utopie sei und Kasachstan darauf verzichten könne. Und so lange wie das Land über viele natürliche Ressourcen verfügt, müsse man diese Situation maximal nutzen. Im Jahr 2011 wurde das Konzept der nachhaltigen Entwicklung leise abgesagt. Stattdessen wurde das weniger ehrgeizige Konzept des „Übergangs“ zu einer “grünen Wirtschaft” gebilligt. Doch der Begriff „nachhaltig“ ist in Kasachstan in Gebrauch gekommen und wird in verschiedenen Kontexten benutzt. Das Wort „nachhaltig“ kann in Kasachstan folgendes bedeuten: 1) stabil, dauerhaft 2) umweltfreundlich 3) stetig, fortwährend 4) widerstandfähig, unerschütterlich, mit Nachdruck.

Die Zerstörung der Natur kann auch stabil sein. Und es scheint, diese ist in Kasachstan tatsächlich stabil. Glücklicherweise finden einige positive Veränderungen statt, auch wenn sie noch klein sind. Alternative Energien und Abfallrecycling entwickeln sich, die Zahl der Autos mit weniger toxischen Emissionen nimmt zu. Es steigt die Zahl der Fahrräder und Elektroscooter auf den Straßen. Umweltmessen und Umweltmärkte werden abgehalten. Am wichtigsten ist aber, dass die Zahl der Menschen wächst, die sich für den Umweltschutz engagieren. Dies betrifft hauptsächlich große Städte – Almaty, Astana, Karaganda, Ust-Kamenogorsk, Shymkent, Pavlodar, Temirtau. Früher wurden diese Ideen in der Gesellschaft entweder gleichgültig oder ironisch wahrgenommen, in letzter Zeit jedoch immer mehr mit Verständnis und Freude.

Ende und Beginn des Goldenen Zeitalters

Zu den Problemen, die in letzter Zeit in kasachischen Städten, aber vor allem für Almaty, immer akuter geworden sind, gehören die Bebauung von Baulücken und die Reduktion der Grünflächen und Erholungszonen in der Stadt und in ihrer Nähe. In der Sowjetzeit wurden Städte nach einem allgemeinen Plan errichtet, der zusammen mit Wohnanlagen und Betrieben den Bau von sozialen Einrichtungen (Krankenhäusern, Schulen, Kindergärten, Kulturzentren, Schwimmbädern, Sportplätzen) und auch Grünflächen, manchmal sogar Wasserbassins vorschrieb. Aber mit der Ankunft des wilden Kapitalismus entdeckten die Beamten der Stadtverwaltungen die Gelegenheit, den Unternehmern Grundstücke für den Bau von Großwohnsiedlungen, Einkaufszentren und Businesszentren zu verkaufen, dort, wo eigentlich Grünflächen und Erholungszonen waren oder sein sollten.

Die größte Stadt in Kasachstan ist Almaty – die ehemalige Hauptstadt. Sie befindet sich am Fuße des Trans-Ili Alatau-Gebirges. Diese Region gilt als Geburtsort der wilden Urformen von Äpfeln und Tulpen und als Anbaugebiet einer legendären Apfelsorte – dem Aport. Noch vor kurzer Zeit waren die Apfelplantagen in den Vorgebirgen die Hauptsehenswürdigkeit und das Lieblingserholungsgebiet von Einwohnern und Gästen. Die Leute wollten ihre Freizeit dort wie unbeschwerte Menschen aus dem Goldenen Zeitalter verbringen. Aber ihr Goldenes Zeitalter endete, als diese Gebiete in private Hände verkauft wurden. Und für andere Menschen begann ein Goldenes Zeitalter. Die Apfelplantagen wurden abgeholzt und an ihrer Stelle erschienen Villen, Hotels, Restaurants, Golfplätze. Gewöhnliche Menschen waren empört, konnten aber nichts dagegen tun. Es waren so mächtige Personen beteiligt, dass selbst die Generalstaatsanwaltschaft nicht in der Lage war, etwas zu unternehmen. Im Ergebnis wurden fast alle Vorberge in der Nähe von Almaty in private Hände überführt und bebaut. Einer der wenigen Orte zum Entspannen, der noch unbebaut ist, heißt Plateau «Kok-Zhailau», das kann aus der kasachischen Sprache übersetzt werden mit „himmlische Weide“. Dieser Ort ist sehr beliebt bei Menschen, die Wert auf unberührte Natur legen und sich vom städtischen Lärm und Stress erholen möchten. 

Aber die Stadtverwaltung will dort ein Bergresort mit Skipisten, Seilbahn, Umspannwerk, Straßen, Restaurants, Hotel und einem künstlichen See für die Beschneiung errichten, und das in einem erdbebengefährdeten Gebiet. Dies soll dem Tourismus und Skisport in der Region starke Impulse verleihen, behaupten die Lobbyist*innen des Resorts. Obwohl man schon heute die Klimaveränderung und extreme Wetterphänomene in der Region beobachten kann und auch die Luftverschmutzung für Almaty ein immer größeres Problem darstellt – über der Stadt hängt dichter, giftiger Smog. Eine weitere Bebauung des Gebirges würde die Situation nur verschlechtern. Das alles interessiert die Lobbyist*innenen jedoch nicht. Doch kasachische Umweltaktivist*innen haben eine Gegenbewegung geschaffen: «Schützen wir Kok-Zhailau!». Die Vertreter*innen dieser Bewegung wollen den Bau des Resorts verhindern und dieses Plateau den nächsten Generationen intakt übergeben: ohne Gebäude, Betonstraßen und elektrische Leitungen. So verstehen sie nachhaltige Naturnutzung und nachhaltigen Tourismus. 

Komische Dinge

Die Umwidmung von Grundstücken, einschließlich derjenigen, die zu Naturschutzgebieten gehören, wurde in Kasachstan mehr als einmal durchgeführt und hatte keine ernsthaften Konsequenzen für die Beteiligten. Eine Welle von Empörungen stieg an, aber nach einer Weile ließ sie nach, und die Aktivist*innen wechselten wieder zu anderen Aufgaben. Diesmal verläuft jedoch alles anders. Kok-Zhailau fand zahlreiche Beschützer*innen sowohl in Kasachstan als auch im Ausland. Darunter ist Professor Michael Succow, der 2013 mit seinen Kolleg*innen aus Greifswald Almaty und die „Himmlische Weide“ besuchte. Sie alle weisen auf den einzigartigen ökologischen Wert dieses Plateaus und die Risiken für die Stadt hin, die der Bau des Resorts mit sich bringen würde. Auf diesem Plateau und in seiner Nähe wachsen Pflanzen (Siewers-Apfel, Wildaprikose, Ostrovski-Tulpe, Albert-Iris usw.) und leben Tiere (Schneeleopard, Turkestan-Luchs, Steinmarder, Steinadler usw.), die in der Roten Liste Kasachstans und des IUCN aufgeführt sind. Aber gegen die Naturschützer arbeitet eine Staatsmaschinerie unter Nutzung der Verwaltungsressourcen, regierungsnaher Medien und Berater daran, die öffentliche Meinung zu manipulieren.

Seitens der Lobbyisten des Resorts wird an die Gesellschaft die Idee herangetragen, dass der Bau des Resorts auf jeden Fall schon unweigerlich beschlossen sei, Widerstand sich nicht lohne und es für die Aktivist*innen besser sei, sich anderen Aufgaben zu widmen. Tatsache ist, dass es Umweltaktivisten in Kasachstan selten gelingt, die Staatsmaschine zu besiegen. Und jeder weiß, dass es unglaublich schwierig ist, die Staatsmaschine in Kasachstan zu besiegen.  Aber dieses Mal kann man etwas Neues beobachten: Die Umweltaktivist*innen haben nicht vor, aufzugeben und zu anderen Problemen zu wechseln. Sie wollen Kok-Zhailau unbedingt vor Bebauung schützen, oder mit anderen Worten: Das fast Unmögliche tun. Wie schon oben erwähnt: Das Wort «nachhaltig» in Kasachstan bedeutet nicht nur umweltfreundlich, sondern auch widerstandsfähig, unerschütterlich. Diese Bezeichnungen können zu Recht auf die Verteidiger*innen von Kok-Zhailau angewandt werden. In ihrem Kampf geht es nicht „nur“ um Naturschutz, sondern auch um Zivilgesellschaft und moralische Werte sowie Beständigkeit im Allgemeinen. Und wenn sie Erfolg haben, kann das Land in jedem Sinne nachhaltiger werden und einen Schritt in Richtung einer grünen, nachhaltigen und strahlenden Zukunft machen.

Den Artikel findet ihr nochmal im moritz.magazin 139 mit mehr Infos zum Autoren Danil und dem Umweltthema in Kasachstan. Weitere Infos zum Projekt, der Central Asian Desert Initiative, gibt es auf dieser Website.

Beitragsbild: Anel Aibassova

Sommer, Sonne, Fête de la Musique

Sommer, Sonne, Fête de la Musique

Heute wird an 14 unterschiedlichen Orten in ganz Greifswald der längste Tag des Jahres gefeiert. Bands, Kleidertausch, Tanz und Musik zum Slbermachen. Das Programm der diesjährigen Fête de la Musique erlaubt euch auch die letzten Sonnenstrahlen des Tages noch mit Musik im Ohr zu genießen.

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Greifswald – rauchfrei?

Greifswald – rauchfrei?

Rauchen schadet Mensch und Umwelt – das weiß eigentlich jedes Kind. Trotzdem rauchen die „Erwachsenen“. Groningen in den Niederlanden will EU-weit die erste rauchfreie Stadt werden. Halten wir das für Greifswald möglich? Ein doppelter Kommentar aus der Chefredaktion: von einer Raucherin und einer Nichtraucherin. Beide Redakteurinnen haben ihre Ansichten unabhängig von einander geschrieben.

Das Projekt „rauchfreie Stadt“ finde ich an sich gut, auch wenn ich selbst Raucherin bin. Ich glaube aber nicht, dass es so umsetzbar ist.

Mir fallen immer wieder die Unmengen an Zigarettenstummeln auf, die in der Stadt verteilt, auf dem Wall oder auf Grünflächen liegen. Das finde ich schade, besonders, wenn nur fünf Schritte weiter der nächste Mülleimer zu sehen ist.

Gerade in einer Kleinstadt wie Greifswald ist auch das Angebot an Nichtraucherbars eher klein. Während ich mir unterschiedliche Artikel zu dem Pilotprojekt in Groningen durchgelesen habe, bin ich alle Bars, die ich kenne, durchgegangen und mir fiel auf, dass davon das Mitt’n drin und die Domburg die einzigen beiden Bars sind, in denen man auch als Nichtraucher entspannt sitzen kann. Wobei im Mitt’n drin vollständiges Rauchverbot gilt und in der Domburg durch einen oberen und unteren Bereich eine Abgrenzung möglich ist. Da stelle ich mir auch häufiger mal die Frage, ob die vielen Nichtraucher Lust haben, in einer verqualmten Location zu sitzen und am nächsten Tag noch den Geruch des Rauchs in Haaren und Kleidung zu haben.

Trotzdem stelle ich es mir schwierig vor, in einer ganzen Stadt das Rauchen zu verbieten. Natürlich wissen wir alle, Zigaretten sind einfach nicht gesund und wir Raucher riechen auch nicht sonderlich toll, nachdem wir wieder eine inhaliert haben. Trotzdem sollte es letztlich unsere Entscheidung bleiben, was wir mit uns anstellen.

Wenn ich mir vorstelle, plötzlich nicht mehr kurz eine Zigarette vor einer Vorlesung rauchen zu dürfen, weil es auf dem Gelände und der Straße untersagt ist, würde mich das schon nerven. Wir würden zurückkehren zu unserer Schulzeit, in der man sich heimlich hinter Gebäuden versteckt oder sich schnell ins nächste Gestrüpp gestellt hat. Denn eines ist klar: Nur weil etwas verboten ist, bedeutet das nicht, dass alle damit aufhören. Es würde sich nur aus bestimmten Regionen in andere verlagern, nämlich dahin, wo es keiner sieht. Aber das soll ja nicht der eigentliche Sinn eines solchen Projektes sein.

Den Gedanken, wenn es keine Vorbilder gibt, dann ist Rauchen auch nicht mehr attraktiv für jüngere Generationen, halte ich zudem für fragwürdig. Waren nicht viele von uns früher vom Verbotenen angezogen?

Ein kleines Bierchen mit 15 Jahren oder ein Wodka Soda, schnell von der ältesten Person der Clique besorgt. Der Adrenalinkick, als man die ersten Zigaretten probiert hat und dabei hektisch um sich blickte, dass es auch ja nicht die Erwachsenen mitbekommen.

Wer hat nicht einmal kurz überlegt, an dem netten gedrehten Ding zu ziehen, bestückt mit einer grünen Briese?

Es scheint mir allgemein eher so, dass weniger junge Menschen rauchen und viele ältere ihr Konsumverhalten reduzieren oder es komplett einstellen.

Es lässt sich schon jetzt erkennen, Rauchen wird unsexyund mit Glück bleibt dieser Trend bestehen. Warum will man also denen, die gerne die eine oder andere Zigarette rauchen, ihr Vergnügen nehmen, solange sie damit nicht andere belästigen?

Ich denke schon, dass Strafen auf das unbedachte Wegwerfen von Zigarettenstummeln eine sinnvolle Sache sind, denn man kann sie auch bis zum nächsten Mülleimer tragen (Das versuche ich weitestgehend auch). Und nicht jede Bar sollte nur aus einem Raucherbereich bestehen, das ist auch für Raucher schöner. Es gibt Bars und Kneipen, die ich selbst ungern besuche, weil mir die stickige, komplett verqualmte Luft einfach keine Freude bereitet.

Und natürlich sollten wir darauf achten, vor wem wir uns eine Kippe anzünden. Dann reißt man sich einfach mal zusammen und wartet, bis man an jüngeren Kindern vorbeigegangen ist.

Wir machen alle unsere eigenen Erfahrungen und das ist auch gut so. Manchmal sind es nicht so tolle, aber hey, wir sind ja lernfähig.

Annabell Hagen

Alltäglich wird überall geraucht. Mit Kleinkind rauchen ist verpönt, aber die Kippen auf dem Spielplatz lassen oder neben Kindergartengruppen und Klassen rauchen ganz normal. So geben die großen Bürger*innen den kleinen nur ein schlechtes Vorbild und die empfinden das schließlich als ganz normal und fangen so auch mit dem Rauchen an. Die Tabakindustrie macht jede Menge Geld und der Staat profitiert vom Tabak gleich doppelt. Erst die hohen Steuern, dann die steigenden Arztrechnungen.

Warum sollte sich überhaupt irgendjemand freiwillig den Tod in den Mund schieben wollen? Das frage ich mich täglich. Klar, mit 18 habe ich auch mal an einer Zigarette gezogen, aber danach nie wieder. Es ist einfach eklig. Rauchen schmeckt nicht, riecht eklig und zerstört Mensch und Umwelt. Schon auf den Tabakfarmen, u.a. in Malawi leiden Arbeiter*innen durch die toxischen Stoffe. Tabakprodukte selbst führten 2011 noch zu 7% der Todesfälle unter Frauen und 15% der Todesfälle unter Männern. Dann werden Kippen nicht ordentlich entsorgt und die Filter, die die giftigen Stoffe filtern sollen, gelangen schnell ins Grundwasser und verseuchen uns alle. Passivrauchen kommt dann noch dazu.

In meinem Familien- und Bekanntenkreis sind mittlerweile zwei Personen gestorben, die entweder durch das Rauchen selbst krank geworden sind oder wortwörtlich ihre Krankheit nur befeuert haben. Rauchen birgt Krebsrisiko und jede Menge andere Krankheiten – und das weiß doch eigentlich jede*r, oder?

 Vorbildfunktion Groningen

 Um die Gefahren, die Rauchen und Passivrauchen bergen, zu minimieren, will Groningen rauchfrei werden. Aber nicht durch Verbote oder Gesetze, sondern durch Aufklärung, Warnungen und Bildungsarbeit. Viele denken, das geht zu weit. Aber warum sollte eine Stadt sich nicht um ihre Einwohner*innen Sorgen machen und sich kümmern? Das könnte Greifswald doch auch! Wie in Groningen könnten mehr rookvrij-Schilder aufgestellt werden, mehr rauchfreie Zonen geschaffen werden.

Jetzt wird in Greifswald überall geraucht – auf dem Campus, auf dem Marktplatz, in der Bar. Dabei wird mehr Rücksicht auf die Raucher*innen genommen als auf die, die es stört. Vor allem in Bars! Eigentlich rauchen doch nur etwa 25% der deutschen Bevölkerung, aber sobald man sich in eine Bar begibt, raucht einfach jede*r. Gelegenheitsraucher*in nennt sich das Phänomen dann. Mit etwas Alkohol im Blut verspüren plötzlich gefühlte 99% den Drang nach einer Zigarette. Gift führt zu Gift. Wow. Und dann stinken meine Klamotten und ich habe wieder irgendwelche toxischen Dämpfe eingeatmet, obwohl ich nur einen entspannten Abend haben wollte. Das Nichtrauchergesetz hat das 2007 doch wenigstens für die Gastronomie wesentlich simpler gemacht. Drinnen trinken, draußen rauchen. Klingt doch ganz einfach!

Und klar soll Rauchen bei Nervosität helfen. Aber warum die eigenen Probleme mit Nikotin bekämpfen? Entspannung geht auch anders. Sport, Baden, Tee trinken – alles Möglichkeiten, die Nerven wieder runterzukriegen, ohne sie noch zusätzlich zu schädigen. Probiert es mal aus! Und Leute, ihr könnt auch anders neue interessante Menschen kennen lernen als in der Raucherpause. Coole Menschen gibt es auch außerhalb der Raucherzonen. Echt! Labert sie einfach mal an.

 Aufklären, statt verbieten

In einer Stadt wie Greifswald leben viele junge Leute die könnten sich in ihren verschiedensten Studiengängen mit dem Thema Rauchen auseinandersetzen und Projekte für die ganze Stadt organisieren. Mehr Aufklärungsarbeit auf Augenhöhe und die Folgen nicht nur auf der Zigarettenschachtel selbst sehen. Was in der Jugend cool war, bringt nur jede Menge Gefahren im Alter. Und was ist mit dem Müll? Auf Plastik verzichten alle, aber was mit einem Zigarettenstummel, den man mal so wegschnippt passiert, scheint vielen egal zu sein. Der verschmutzt die Gewässer gleich viel mehr. Deswegen gibt es immer mehr Städte, die genau für dieses Wegschnippen Strafen erheben. Ob das der richtige Weg ist, wird sich zeigen. Bildung scheint mir aber wesentlich sinnvoller. Menschen sollten von alleine verstehen, welche Folgen Rauchen haben kann und das auch nach und außerhalb der Schule, zum Beispiel im Rahmen des alljährlichen Weltnichtrauchertags von der Aktion rauchfrei.

Es sollte kein Verbot geben, jede*r kann mit seinem*ihrem Körper natürlich machen, was er*sie will, aber ein bisschen mehr Aufklärung in Sachen Rauchen täte wohl jedem*r gut. Dann tun das vielleicht nicht mehr so viele als Selbstverständlichkeit ab und Kindern wird es nicht mehr täglich genauso vorgeführt. Meinetwegen könnt ihr rauchen, solange ihr nicht eure Umwelt gefährdet. Raucht umwelt- und menschenfreundlich angebauten Tabak, achtet auf die Umgebung und entsorgt eure Zigarettenstummel ordnungsgemäß im (Taschen-)Aschenbecher. Und lasst doch mal die eine oder andere Zigarette weg, nicht nur eure Gesundheit wird es euch danken.

Anne Frieda Müller

 

Auch ausgedachte Probleme schaden unserer Umwelt

Auch ausgedachte Probleme schaden unserer Umwelt

Die Redakteur*innen der moritz.medien haben sich schon immer einen Kopf um unsere Umwelt gemacht und darüber berichtet. In unserer neuen Kolumne erzählen wir euch, was wir über das Thema Nachhaltigkeit denken und geben euch viele hilfreiche Tipps, um euer Leben (noch) nachhaltiger zu gestalten.

Das Smartphone ist kaputt. Was genau bedeutet das eigentlich? Ist wirklich das gesamte Telefon kaputt, oder nur der Bildschirm oder der Akku?

Vielleicht ist es auch einfach nur unerträglich langsam geworden und an das Abspielen von Netflixvideos ist gar nicht mehr zu denken? Eigentlich sollten unsere Handys technisch all unsere alltäglichen Dinge erledigen können, vieles konnten sie ja schonmal. Nur scheinen sie trotzdem alt zu werden, irgendwann gibt es keine Updates mehr und alles wird immer langsamer.

Zum Glück gibt ist ja in fast jedem Handyvertrag alle zwei Jahre ein neues, schnelles Smartphone. Und wenn man versucht vermeintlich alte Technik wieder auf den aktuellen Stand zu bringen, dann stellt man fest: Es geht nicht. Und das passiert mit voller Absicht. Viele Hersteller sperren ihre Nutzer aus und verhindern so, dass Updates, die von anderen geschrieben wurden, installiert werden können. Sie verbieten den Nutzer*innen ihr Gerät so zu nutzen wie sie es möchten, und begründen dies mit vermeinrtlich zu große Verantwortung für diese. Es wird viel Aufwand betrieben, möglichst jede Lücke zu schließen, durch die der*die Nutzer*in die Software seines Gerätes selbst verändern könnte. Dieser Aufwand stellt für technikbegeisterte Nachhaltigkeitsaktivist*innen ein Problem dar. Und zwar ein Ausgedachtes.

Einen alternativen Ansatz liefert eine kleine Gruppe von Enthusiast*innen die das Betriebssystem PostmarketOS entwickeln. Wie der Name schon sagt ist es ihr Ziel alten Handys ein Leben zu ermöglichen, nachdem sie von der Gesellschaft als wertlos deklariert wurden. Außerdem möchten sie diese so lange zu pflegen bis sie tatsächlich physisch kaputt gehen. Und hier stellt die Geheimhaltung der Originalsoftware ein weiteres Problem für die Entwicklung dar. So ist es auch nicht erstaunlich, dass sich ihr Projekt immer noch im Stadium einer „Machbarkeitsstudie“ befindet.

Immerhin Samsung schien 2017 einen Plan für die Geräte ihrer Galaxy-Reihe zu haben. So kündigten sie eine upcycling-Plattform für diese an. Man wollte den in die Jahre gekommenen, und mittlerweile in Schubladen lebenden Smartphones eine neue Lebensaufgabe geben. So sollte es für jeden möglich sein die enormen Fähigkeiten der kleinen Computer für eigene Projekte einzusetzen. Zum Beispiel um automatisiert ein Aquarium zu überwachen, die Fische zu füttern und ab und zu ein Bild an den Besitzer zu schicken. Auch für die Steuerung eines kleinen Gewächshauses wären die Geräte noch geeignet.
Leider schien jedoch das Interesse von Samsung nur für eine kleine Website und einen Image-Film zu reichen.

Alles in allem scheint auch in der Technikwelt, bis auf einige Ausnahmen wie das Fairphone, der Nachhaltigkeitsgedanke noch nicht angekommen zu sein. Es werden zwar Smartphones recycelt, aber ein langes Leben scheint weder bei Smartphones noch bei den neuen Laptops ein Kriterium zu sein. So erreichten zum Beispiel die Microsoft Surface Laptops auf der Website Ifixit einen Wert für die Reparierbarkeit von 0 bei möglichen 10 Punkten. Den Technikern war es nicht möglich irgendetwas an diesen Geräten zu tauschen ohne es ernsthaft zu beschädigen oder gar zu zerstören.

Und dennoch ist momentan das Selbstreparieren von Smartphone, Laptop & Co. die beste Möglichkeit nachhaltiger mit Technik umzugehen. Und eigentlich muss man auch keine Angst haben es zu versuchen. Quasi zu jedem Gerät gibt es eine ausführliche Anleitung im Internet, wie man fast jedes Teil austauscht. Und wenn das Gerät sowieso schon kaputt ist, dann kann man es wenigstens probieren und hat nichts mehr zu verlieren.

Auch ist die Auseinandersetzung mit Technik für jeden nachhaltigkeitsbegeisterten Menschen zwingend notwendig, da dies unseren Alltag so sehr durchdringt.
Auch in Greifswald fängt gerade eine kleine Gruppe an Technikinteressierten an sich zu organisieren. Es soll ein „Hackerspace“ gegründet werden. Dies bedeutet, dass man eine gemeinsame Werkstatt gründet, in der man gemeinsam Dinge baut und Wissen, Werkzeug und Material teilt, und so jedem einen Einstieg in diese Welt ermöglicht. Wer nach diesem Text Interesse an diesem Bereich hat, kann gerne die Augen und Ohren geöffnet halten und die ersten Veranstaltungen des „Makerspace Greifswald“ abwarten, oder hier einen Kommentar hinterlassen wenn man jetzt schon dabei sein möchte.

Nächste Woche schauen wir uns einmal an, wie schädlich das Internet für die Umwelt ist.

Beitragsbild: Ben Lefebvre

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