Das Problem mit den Flaschen

Das Problem mit den Flaschen

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Wer schnell noch eine Limo oder ein Bierchen für den Nachmittag am Hafen einkaufen geht, wird sich sicherlich nicht stundenlang mit den Fragen aufhalten, ob sein Wunschgetränk nun in Glas, Aluminium oder Plastik verpackt ist, geschweige denn, ob die Verpackung dem Einweg- oder Mehrwegsystem angehört. Warum man sich aber der Umwelt zuliebe mehr Gedanken um die Verpackung seiner (nicht nur spontan gekauften) Getränke machen sollte und was das Ganze eigentlich mit dem Pfandsystem zu tun hat, verraten wir euch in diesem Beitrag.

Die Verpackung macht’s

Eine Verpackung mehrmals zu nutzen, anstatt sie jedes Mal zerstören und neu produzieren zu müssen, schont Ressourcen. Darüber war sich im Jahr 2003 auch die Politik einig, und führte deshalb das gesetzliche Pflichtpfand für Einwegflaschen ein. Damit sollte die Quote für Mehrwegflaschen auf 80 Prozent gesteigert werden. Man hoffte darauf, dass Kunden*innen so eher zu Mehrwegflaschen greifen würden, für die man der Sache nach schon immer Pfand zahlen musste, weil nun auch Einwegflaschen einem Pfand unterlagen. Doch genau das Gegenteil zum gewünschten Ziel trat ein, denn im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden Einwegflaschen immer beliebter. Der Anteil der Mehrweggetränkeverpackungen nimmt dagegen laut dem Umweltbundesamt kontinuierlich ab. So wurden im Jahr 2017 nur etwa 42 Prozent der Getränke in Mehrwegverpackungen abgefüllt. Im Vergleich dazu lag dieser Wert 2010 immerhin noch bei 48 Prozent. Mit Inkrafttreten des neuen Verpackungsgesetzes im Januar 2019 versuchte man diesem negativen Trend nun mit einer gesetzlich vorgeschriebenen Mehrwegquote von 70 Prozent entgegenzuwirken.

Wo war nochmal der Unterschied?

Nicht ohne Grund sieht das neue Verpackungsgesetz zudem auch vor, dass Supermärkte verpflichtet sind, schon am Getränkeregal deutlich auszuweisen, welche Produkte Einweg und welche Mehrweg sind. Dies ist für Verbraucher*innen nicht immer einfach und schon gar nicht am Pfand zu erkennen. Mittlerweile werden am Markt sogar Einwegflaschen in Mehrwegkästen angeboten, die Verwirrung ist also berechtigterweise groß.

Weniger verwirrend ist die Tatsache, dass Ein- und Mehrweggetränkeverpackungen erst einmal im gleichen Pfandautomaten landen. Jedoch werden PET-Einwegflaschen direkt vom Automaten zerdrückt und später zu sogenannten Flakes weiterverarbeitet, welche wiederum in neue PET-Einwegflaschen recycelt oder zum Beispiel zu Kosmetikverpackungen oder Fleece-Kleidung downgecycelt werden. Immer häufiger in den Regalen findet man auch wieder Getränkedosen aus Aluminium, die nach der einmaligen Benutzung eingeschmolzen und recycelt werden und deshalb ebenso zum Einweg zählen. Mehrwegflaschen werden dagegen nach der Rückgabe gereinigt und wieder befüllt. Sie können sowohl aus PET (Polyethylenterephthalat, einem in den meisten Fällen aus Erdöl oder seltener aus Zuckerrohr hergestelltem Kunststoff) bestehen oder aus Glas gefertigt sein.

Einige Getränkeverpackungen wie Milch- oder Saftkartons landen natürlich nicht oder nur versehentlich im Pfandrückgabeautomaten, da sie eigentlich in die Gelbe Tonne gehören. Auch sie werden nach einmaligem Gebrauch recycelt und zählen zum Einweg, besitzen allerdings aus den verschiedensten Gründen keinen Pfand.

Einweg vs. Mehrweg

Das neue Verpackungsgesetz macht das Erkennen von Mehr- und Einweg zwar etwas leichter, hat allerdings die Debatte um die Frage, welche von beiden Optionen weniger umweltschädlich ist, neu entfacht.

PET-Mehrwegflaschen können etwa 20 bis 25 Mal wieder befüllt werden. Im Falle von Mehrwegflaschen aus Glas sind es sogar bis zu 50 Mal. Weil Mehrwegflaschen häufiger genutzt werden können, verteilt sich der Aufwand in ihrer Produktion also anders als bei Einwegflaschen auf mehrere Lebenszyklen. Laut dem Bundesumweltamt sind Mehrwegflaschen deshalb deutlich umweltfreundlicher als Einwegflaschen, zusätzlich ist der Energie- und Ressourcenverbrauch für ihren Rücktransport und ihre Reinigung geringer als der Herstellungsaufwand für neue Einwegflaschen. Laut der Deutschen Umwelthilfe (DUH) lassen sich durch den konsequenten Einsatz von Mehrwegflaschen jährlich 480.000 Tonnen Rohöl und Erdgaskondensate zur Neuherstellung von Einwegplastikflaschen einsparen.

Trotzdem setzt die Industrie vermehrt auf PET-Einwegflaschen. Das liegt vor allem am Faktor Geld. Einwegflaschen sind nicht nur in ihrer Herstellung günstiger, denn ihr Transport nach Rückgabe am Pfandautomaten ist mit deutlich weniger logistischem Aufwand und entsprechend niedrigeren Kosten verbunden. Natürlich lassen sich zusammengepresste Plastikflaschenblöcke besser transportieren als gestapelte Mehrwegkästen, weil sie zum einen weniger wiegen und sich zum anderen mehr Flaschen auf einmal transportieren lassen. Auch bei den Verbraucher*innen sind die PET-Einwegflaschen aufgrund ihres geringen Gewichts beliebt, aber letztendlich werden Getränke in Einwegflaschen vor allem aufgrund ihrer geringen Preise gekauft.

Diese können nicht nur wegen der günstigeren Logistik und den niedrigeren Herstellungskosten zustande kommen, sondern auch weil Einwegflaschen, laut einer Dokumentation des NDR, ungewollt vom Staat subventioniert werden. So führen die Befreiungen von der EEG-Umlage besonders stromintensiver Unternehmen, zu welchen vor allem Einwegflaschenhersteller und nicht Reinigungs- und Abfüllfirmen für Mehrwegflaschen gehören, zu Kosteneinsparungen dieser Betriebe. Das BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und die DUH fordern deshalb eine Lenkungsabgabe von 20 Cent pro gekaufter Einweggetränkeverpackung, um die Preisunterschiede zwischen Ein- und Mehrweg anzugleichen.

PET-Einweg per se schlecht?

Man kann sich durchaus einmal die Frage stellen, ob die PET-Einwegflasche ihren Ruf als Umweltsünde verdient hat. Der Lobbyverband der Bund Getränkeverpackungen der Zukunft (BGVZ) sieht gerade im geringen Gewicht der Einweggetränkeverpackung entgegen der Ansicht des Umweltbundesamts einen großen Vorteil, weil dies zusätzlich zur Einsparung von Kohlenstoffdioxid beim Transport beiträgt. Darin sieht der BGVZ zusammen mit einem hohen Recyclatanteil (Anteil des Herstellungsmaterials, welches aus zuvor recycelten Einwegflaschen stammt) in neu produzierten Einwegflaschen die Einsparung von wertvollen Rohstoffen und Energie.

Laut der Deutschen Umwelthilfe werden etwa 99 Prozent der Einwegflaschen recycelt, allerdings wird nur ein Drittel von ihnen zu neuen Flaschen verwertet. Der Rest wird downgecycelt. Das liegt vor allem daran, dass neues PET günstiger als das recycelte PET ist. Trotzdem gibt es mittlerweile Firmen, die bewusst auf einen sehr hohen Recyclatanteil ihrer Einwegflaschen hingearbeitet haben. Dem Getränkehersteller Bad Dürrheimer hat es geschafft, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem es möglich ist, eine Einwegflasche mit 100 Prozent Recyclatanteil herzustellen, und sein Sortiment dementsprechend umgestellt. Damit ist das Unternehmen allerdings eine Ausnahme, denn im Jahr 2017 lag der durchschnittliche Anteil von Recyclat in Einwegflaschen bei nur 26,6 Prozent. Ressourcen wie Erdöl werden derzeitig also nur zum Teil geschont. Die DUH hält daneben selbst Flaschen aus 100 Prozent Recyclat für keine geeignete Lösung, weil bei der Aufbereitung der Recyclate viel Energie verbraucht wird. Sie bestreitet, dass es einen geschlossenen Materialkreislauf gibt, wie es der BGVZ behauptet.

Das neue Verpackungsgesetz schreibt übrigens einen Recyclatanteil von 58,8 Prozent vor. Was aber passiert, wenn das und die geforderte Mehrwegquote von 70 Prozent von den Herstellern nicht umgesetzt werden, steht nicht im Gesetz geschrieben. Es heißt also erst einmal abwarten und [hier beliebiges Getränk einfügen] trinken. Genauso müssen wir weiterhin auf eine neue Ökobilanz (Verfahren, das umweltrelevante Vorgänge erfasst und bewertet) warten, um mit Sicherheit sagen zu können, ob Einwegflaschen und ihr sehr hoher Recyclatanteil mit der Ökobilanz von Mehrwegflaschen mithalten können.

Einweg, Mehrweg, Ausweg?

Weil momentan nur einzelne Hersteller PET-Flaschen mit einem Recyclatanteil von 100 Prozent anbieten und noch nicht geklärt ist, welche Ökobilanz diese gegenüber herkömmlichen Mehrwegflaschen besitzen, sollten wir auf dem Weg zum Hafen lieber zur Mehrwegflasche aus Glas oder PET greifen. Zusätzlich dazu sollten wir auch Getränke so regional wie möglich kaufen. Wer sich bei seiner Kaufentscheidung jetzt immer noch nicht sicher fühlt, der Umwelt aber trotzdem etwas Gutes tun will, trinkt am besten Leitungswasser. Das hat in Deutschland nicht nur eine hervorragende Qualität, sondern ist auch günstig und kann am Wasserhahn eurer Region gezapft werden.

Mehr Infos für euch:

Seite des Umweltbundesamtes: https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/essen-trinken/mehrwegflaschen

Seite der Deutschen Umwelthilfe (DUH): https://www.duh.de/mehrweg-klimaschutz0/

Seite des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU): https://www.bmu.de/faqs/einweg-und-mehrweg/

Seite der Bundeszentrale für politische Bildung: https://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/152198/10-jahre-dosenpfand-28-12-2012

Seite des Natursschutzbund (NABU): https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/ressourcenschonung/einzelhandel-und-umwelt/mehrweg/nabumehrwegguide.html

Seite der Verbraucherzentrale: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/abfall/mehrweg-oder-einweg-verwirrung-total-beim-pfand-11504

Seite des Bund Getränkeverpackung der Zukunft (BVGZ): https://www.bgvz.de/

Seite des Deutschen Pfandsystems (DPG): https://dpg-pfandsystem.de/index.php/de/

Für ganz Interessierte:

Doku des ZDF: “Ab in die Presse – das Mehrwegmärchen”

Doku des Handelsblatt: “Einweg-Pfandflaschen: Auf der Spur der PET-Flasche”

Doku des NDR: “Einwegflaschen bevorzugt gegenüber Mehrwegflaschen: Subventionen durch EEG”

Doku von Puls: “Warum verschwinden so viele Bierflaschen? Dem Pfand auf der Spur”

Beitragsbild: Nick Fewings auf Unsplash

Mit Taucherflossen in die Freiheit – Flucht über die Ostsee

Mit Taucherflossen in die Freiheit – Flucht über die Ostsee

Mehr als vier Millionen Menschen verließen zwischen 1949 und 1989 die DDR, weil sie mit der Politik und dem Leben in dem SED-Staat unzufrieden waren. Ein Forschungsteam des Instituts für Politik- und Kommunikationswissenschaft untersucht seit Juli 2019 die Todesfälle bei Fluchtversuchen aus der DDR über die Ostsee. Eine Suche nach Zeitzeugen und Zeitzeuginnen hat begonnen …

„Als ich über die Ostsee wollte, war ich 16. Es ging uns ganz gut, wir hatten eigentlich alles, was wir brauchten für unsere Verhältnisse. Mein Vater führte einen Konsum und meine Familie hatte in Bergen auf Rügen ein Haus. Eine meiner Schwestern lebte schon seit einigen Jahren in Schweden. Mein Schwager besaß dort eine erfolgreiche Rennwerkstatt und war europaweit unterwegs. Das wollte ich auch, die Welt entdecken! Also haben meine beiden Kumpels und ich uns entschlossen zu dritt nach Schweden zu gehen. Unsere Flucht aus der DDR war sehr kurzfristig geplant, ein halbes Jahr vorher begannen die Vorbereitungen. Vom Darß über Gedser in Dänemark nach Schweden. Das war damals die kürzeste Strecke. Vom Hören und Sagen sind von dort aus auch schon viele mit Booten los.

Mitte September sollte es losgehen. Wir wollten rüber schwimmen. Ein Bruder von meinem Kumpel hatte Kontakte zu den Kampftauchern der DDR. Er wusste als einziger von unserem Vorhaben und hat uns Taucherflossen und Schwimmwesten besorgt. Das war nicht einfach, aber du hast ja alles bekommen, wenn du Kontakte hattest. So war das im Osten eben. Mit den Taucherflossen haben wir im Sommer am Strand von Binz trainiert. Dann kam der August und ein Kumpel sprang ab. Drei Tage vorher hat dann auch mein zweiter Kumpel abgesagt. Ich war allein, aber fest entschlossen es zu versuchen.

Am späten Nachmittag des 15. Septembers 1979 bin ich mit meiner Schwalbe von Rügen losgefahren und war gegen 23 Uhr auf dem Darß. In einer kleinen Strandstraße hielt ich an. Rechts waren ein paar Dünen und dann ging’s runter zum Wasser. Meine Schwalbe versteckte ich im Busch und schaute über die Dünen. Unten am Strand liefen zwei Grenzer, direkt vor mir! Sie rauchten und sprachen miteinander. Ich musste also noch eine Weile warten und zog mich derzeit im Gebüsch um. Später kam ich zurück und wartete bis die zwei Grenzer nicht mehr zu sehen waren. Schnell rutschte ich auf dem Bauch die Küste runter, legte mich im Wasser auf den Rücken und begann zu schwimmen. Ich musste sofort aus der 3 Meilen Zone raus! Um den Hals trug ich meinen Brustbeutel mit Papieren und einem kleinen Cognac. Wenn mir kalt wird, dann hilft der bestimmt. Es war eine klare Nacht. Über mir konnte ich den hellen Mond und die vielen Sterne am Himmel sehen. Die See war ruhig. Mit den Taucherflossen war ich sehr schnell unterwegs und schon bald weit entfernt vom Strand. Zuversichtlich und zielstrebig schwamm ich sogar an einigen großen Booten vorbei. Doch plötzlich verschwand der Mond und der Himmel wurde dunkler. Ein starker, kalter Wind brachte die See zum Toben und die Wellen wurden immer größer! Manchmal konnte ich noch Land sehen, doch dann sah ich nur noch schwarzes Wasser und verlor die Orientierung. Panische Angst durchdrang nun meinen Körper.

Ich muss hier raus, scheißegal! Ich kann nicht mehr! Mit all meiner Kraft schwamm ich weiter und wollte nur noch an Land. Nur noch an Land! Plötzlich wurde es flacher und ich habe Sand gespürt. Endlich, ein Strand! Ich war erschöpft, enttäuscht und wusste nicht, wo ich war. Es war eiskalt. All meine Klamotten zog ich aus und ließ sie genervt nach und nach fallen, als ich vom Strand wegging. Ich war am Ende und lief eine Weile gedankenversunken auf einem Feld entlang, bis ich eine Vogelscheuche entdeckte. In der Dunkelheit wäre ich da fast gegen gelaufen. Die hat ja Klamotten an! Eine Hose und eine Kunstlederjacke. Also habe ich die Vogelscheuche gekappt und mir die Sachen angezogen. Die viel zu große braune Hose musste ich irgendwie um meine Beine wickeln. Aber es war nicht mehr ganz so kalt. Eine Weile lief ich weiter, bis ich mich müde ins Stroh legte und einschlief. Doch schon bald weckte mich die Kälte wieder. Es dämmerte bereits, doch trotzdem wusste ich noch immer nicht wo ich war. Deshalb entschloss ich mich noch einmal Richtung Strand zu gehen und hörte lautes Hundegebell in der Ferne. Langsam und leise bin ich zur Küste gekrabbelt, um einen Blick auf den Strand zu riskieren. Da liefen sechs oder sieben Männer mit Hunden. Die müssen wohl irgendwas von mir am Strand gefunden haben. Da wusste ich wo ich bin. Ich bin wieder im Osten.“

Ein Bericht über den Fluchtversuch aus der DDR von Roland.
Heute lebt er mit seiner Familie auf der Insel Rügen und arbeitet in Schweden.

Das Verbundprojekt „Grenzregime“ in Greifswald

Die Gründe für eine Flucht aus der DDR waren vielfältig. Viele Menschen hatten keine Möglichkeit, ihren Lebensweg frei zu gestalten. Neben der kaum vorhandenen Meinungs- und Reisefreiheit fehlte auch die Möglichkeit, die eigene berufliche Karriere selbstbestimmt zu verfolgen. Angehörige in der BRD, sogenannte Westverwandtschaft oder auch ein akademischer Hintergrund in der Familie wurden für viele zum Problem. So wurden manche Schüler*innen zum Beispiel nicht zum Studium zugelassen, oder es gab Unterdrückungsmaßnahmen von der FDJ oder der SED. War man nach deren Auffassung politisch nicht angepasst genug, dann kam es oft zu Repressionen sowohl unmittelbarer als auch mittelbarer Art. Doch der Wunsch nach Selbstbestimmung wurde oftmals mit dem Tod bestraft. Die SED als herrschende Staatspartei versuchte Fluchten gewaltsam zu verhindern bzw. die Menschen im Land zu halten. Somit endeten Fluchtversuche in den Westen oftmals tödlich. Viele Todesfälle von DDR-Bürger*innen wurden bereits aufgeklärt, jedoch gibt es bislang einige Lücken in der Forschung.

Um diese Lücke zu schließen, wurde das Forschungsprojekt „Todesfälle bei Fluchtversuchen über die Ostsee“ an der Universität Greifswald ins Leben gerufen. Es ist Teil des durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojektes „Grenzregime“ und erfolgt in Kooperation mit Forschungsteams der Universität Potsdam und der Freien Universität Berlin von 2019 bis 2022. Das Potsdamer Forschungsteam untersucht die Funktion des DDR-Justizministeriums im SED-Staat und die Willkürjustiz gegen Ausreisewillige und Flüchtende, während die Freie Universität Berlin zur Aufklärung über Todesfälle von DDR-Bürger*innen bei Fluchtversuchen über Ostblockstaaten forscht. Das Teilprojekt an der Universität Greifswald unter der Leitung von Prof. Dr. Hubertus Buchstein führt Recherchen zu den Opfern des DDR-Grenzregimes an der Ostsee durch und rekonstruiert ihre Biografien. Über die Zahl der bei Fluchtversuchen in der Ostsee ertrunkenen DDR-Flüchtlinge liegen nämlich nur unvollständige Angaben vor.

Allerdings bringt die Auswertung von überliefertem Schriftgut in Archiven aus Ost- und Westdeutschland, Dänemark und Schweden viele Herausforderungen mit sich. Neben den großen Landesarchiven in MV und Berlin sind vor allem die kleinen Archive von Bedeutung, da diese die lokalen Unterlagen verwahren, die für die Rekonstruktionsarbeit von großer Bedeutung sind. Viele Reisen sind dafür notwendig und manchmal steht man aufgrund von beschränkten Öffnungszeiten oder Personalmangel vor verschlossenen Türen, was zu längeren Wartezeiten führt. Hinzukommt, dass jedes Archiv seine eigenen Regeln und Satzungen zu Fotogenehmigungen oder teilweise gebührenpflichtigen Reproduktionsaufträgen hat. Auch die Datenschutzauflagen sind für dieses sensible Material hoch, weshalb so einige Anträge gestellt werden müssen. Eine weitere, eher methodische Herausforderung ist die Zuordnung der Opfer. Es gibt viele ungeklärte Todesfälle, aber nicht jeder ist ein Fluchtfall. Schon im Archiv muss dann entschieden werden, dass diese Personen nicht mit aufgenommen werden, da sie sich zum Beispiel eindeutig als Badeunfall identifizieren lassen.

Nach dem bisherigen Kenntnisstand handelt es sich um ca. 5.600 Menschen, die eine Flucht über die Ostsee, entlang der stark kontrollierten Küstenabschnitte, wagten. Die bisher ausführlichste Analyse von Christine Voigt-Müller geht davon aus, dass nur 16% der Menschen die Flucht gelang, während 174 Flüchtlinge in der Ostsee starben. Ihre Leichen wurden an Land gespült oder in Fischernetzen gefunden. Diese Zahlen sind jedoch noch nicht vollständig, weshalb sich das Greifswalder Forschungsteam dieser Thematik nun wissenschaftlich widmet.

Häufig beschäftigen sie sich mit sehr tragischen Schicksalen, die zum Nachdenken anregen. Es waren nicht immer Einzelpersonen, die diese gefährliche Flucht bestritten, sondern auch Familien und Freundesgruppen. Es gibt zum Beispiel eine Familie, bei der zwei Personen überlebten und mit ansehen mussten, wie die anderen im kalten Wasser erfroren und untergingen. Oder auch die Tatsache, dass es sehr viele junge Menschen waren, die loszogen und verunglückten. Die meisten waren unter 25. Diese Tatsache zeigt jedoch, dass trotz all des wissenschaftlichen Interesses immer noch die Menschen und ihre Individualität dahinter sichtbar sind. Die Forschungsergebnisse finden Eingang in eine an der Freien Universität entwickelte Internetplattform und in regionalspezifische Multimediapräsentationen. Von der Universität Potsdam wird es eine Monographie geben. Die Biografien der Todesopfer werden in einem biografischen Handbuch veröffentlicht.

Hilf mit!

Du kennst Zeitzeug*innen oder Angehörige, die Auskunft zu Fluchten aus der DDR über die Ostsee geben können? Oder bist im Besitz von Dokumenten und Material? Dann melde dich beim Forschungsteam! Allen Hinweisen wird nachgegangen. Mailadresse: merete.peetz@uni-greifswald.de

Der Artikel erscheint in der neuen Ausgabe des moritz.magazins, mm146.

Von Kaffee und Corona – Ein Interview mit dem Küstenkind

Von Kaffee und Corona – Ein Interview mit dem Küstenkind

Obwohl inzwischen fast ein Dreivierteljahr vergangen ist, seitdem das Wort “Coronavirus” unsere Schlagzeilen prägt, sind die Pandemie und die damit einhergehenden Konsequenzen immer noch allgegenwärtig. Vor allem kleine Unternehmen und Betriebe bekommen die Auswirkungen zu spüren. So auch das Greifswalder Küstenkind: Das Café, das Anfang 2018 von den Studentinnen Debora und Samin eröffnet wurde, hatte sich zu einem Treffpunkt für Studierende etabliert, um gemütlich einen Kaffee zu trinken und das Treiben auf der Langen Straße zu beobachten. Und dann plötzlich: Ladenschließung, Lockdown, Lieferservice. Wir haben beim Café Küstenkind nachgehakt, wie sie auf die Pandemie reagiert haben und wie sie heute mit der Situation umgehen. Das Gespräch mit Samin lest ihr hier.

moritz.medien: Am 22. März 2020 mussten offiziell alle Gastronomiebetriebe in Deutschland schließen. Wie lief das bei euch?

Samin: Wir haben ein bisschen früher geschlossen. Wir haben zwar versucht, alle Regelungen einzuhalten, die veröffentlicht wurden, aber der Druck auf Instagram war sehr hoch. Das ist völlig okay, aber das war das erste Mal, dass wir mit äußerem Druck konfrontiert wurden. Wir haben dann beschlossen, zu schließen, auch wenn das für uns mit Verlusten einherging.

m.m: Man hat in den umliegenden Ländern ja schon die verschiedenen Reaktionen auf das Virus beobachten können. Trotzdem haben einige Gastronomiebetriebe nicht mit der Schließung gerechnet. Inwiefern wart ihr auf die Schließung vorbereitet?

Samin: Das kam schon völlig aus dem Nichts. Der Montag war schon ein bisschen leer, da haben wir uns gedacht: “Wie wird das jetzt in der nächsten Zeit? Schaffen wir das jetzt von den Umsätzen, wenn das so ruhig bleibt?” Am Dienstag (17. März, Anm. d. Red.) haben wir noch einen halben Tag gemacht und dann haben wir entschieden, dass das überhaupt keinen Sinn macht und haben zugemacht.

m.m: Wie war euer Vorgehen nach der Schließung?

Samin: Erst dachten wir, wir lassen einfach geschlossen. Wir arbeiten sowieso sehr viel, haben ein Studium nebenbei. Wir haben uns gedacht, vielleicht ist das jetzt mal die Möglichkeit, runterzufahren und auch mal was für einen selbst zu tun.

Zwei Tage später haben wir dann doch den Lieferservice aufgebaut. Irgendwas mussten wir machen, um die Mitarbeiter, die auf das Geld angewiesen sind, zu unterstützen. Wir haben auch recht viele entlassen müssen, aber mit einer Wiedereinstellungsklausel. Aber für diejenigen, die sich komplett selbst finanzieren, wollten wir etwas aufbauen, um weiter Gehälter zu zahlen – auch wenn es uns direkt nicht so viel gebracht hat.

m.m: Wie wurdet ihr noch unterstützt?

Samin: Wir haben das große Glück, dass wir ein extrem tolles Team haben, das von einem auf den anderen Tag eine Spendenaktion eingerichtet hat. Da waren wir total überwältigt, weil sie jeden Tag auf Instagram gepostet und erinnert haben. Da kam so viel Geld zusammen, knapp 2000€. Wir haben dafür gar nichts gemacht und die Küstenkinder haben sich so dahintergeklemmt und so einen Wirbel gemacht. Das war nicht nur finanziell eine Unterstützung.

Es war so bewundernswert, dass Leute, die gerade ihren Job verloren haben, so an dem Café und auch an uns hängen und ihr Geld abgeben, obwohl sie gerade gar keins verdienen. Das war phänomenal. Davon waren wir sehr gerührt und das hat uns total Mut gemacht. Wir wussten, es ist eine blöde Situation, wir müssen wie in der Gründungsphase arbeiten. Aber wenn man dann Leute hat, die einen unterstützen, fällt das wesentlich leichter.

Eine Erleichterung waren auch die Zuschüsse vom Staat. Die Summe hat unsere Ausgaben komplett gedeckt und unser Vermieter hat uns glücklicherweise einen Aufschub gegeben und alles, was man an Steuern zahlen musste, konnte man erstmal aufschieben und später abarbeiten.

m.m: Die ganze Situation hat euch bestimmt viel Kraft gekostet und ihr musstet viele Mitarbeitende entlassen. Habt ihr zwischendurch Angst gehabt, euer Café komplett schließen zu müssen?

Samin: Ja, uns hat sich die Frage gestellt: Wie viel Geld lohnt es sich, hier rein zu stecken? Wir beide studieren, ich bin dieses Semester überhaupt nicht zum Studieren gekommen. Ich möchte irgendwann mal fertig werden und dann in dem Job als Psychotherapeutin arbeiten. Wenn man irgendwann den Absprung vom Café schaffen will und nicht mehr hauptberuflich hier arbeiten möchte, muss man sich überlegen, wie viel man hier noch finanziell investieren möchte – das war die ganze Zeit im Hintergrund.

Wir hatten eigentlich ein extrem gut laufendes Unternehmen, das gut strukturiert war. Die Mitarbeiter waren so gut eingearbeitet, dass alles von alleine lief und wir müssen nicht mehr jeden Tag da sein. Durch die Umstände mussten wir plötzlich wieder 16 Stunden am Tag arbeiten und hatten gar kein Geld. Das war schon beängstigend, denn mit sowas rechnet man gar nicht. Das Verwirrende war, dass man gute Arbeit geleistet hat, gute Rückmeldung bekommen hat – das hat aber einfach keine Auswirkungen gehabt.

m.m: Wie hat sich die Pandemie sonst noch bemerkbar gemacht?

Samin: Witzigerweise war es eine Zeit lang ein großes Problem, Hefe zu bekommen. Da habe ich meine Mitarbeiter immer beauftragt, Ausschau zu halten und mir sofort Bescheid zu sagen. Das war absurd, denn das ist etwas, was man eigentlich selbstverständlich hat.

m.m: Euer Café ist inzwischen seit Anfang Mai wieder geöffnet. Habt ihr Unterschiede im Betrieb zu „vor Corona“ gemerkt?

Samin: Das war ganz lustig, weil Debora und ich da unterschiedlicher Meinung waren. Ich habe gedacht, die Leute trauen sich nicht und wir müssen nicht so viel vorbereiten und bestellen. Debora dachte, die Leute werden direkt den Laden stürmen.

Es hat zwei Tage gedauert, in denen alle ein bisschen abgewartet haben und geguckt haben, was die anderen machen. Die Leute waren dann aber wahrscheinlich auch dankbar, mal wieder rauszukommen. Nach zwei Tagen ging es los und wir kamen gar nicht hinterher. Die Hygienemaßnahmen sind natürlich ein größerer Mehraufwand und eine Aufgabe, die dazugekommen ist. Aber die Leute nehmen es dankend an.

Wir haben mehr Touristen hier, ganz Deutschland macht hier gerade Urlaub. Es war schon immer eine stark besuchte Zeit im Sommer, aber nicht in diesem Ausmaß.  Wir haben bessere Umsätze als im Jahr vorher, obwohl wir weniger Tische haben.

m.m: Welche Hygiene-Maßnahmen habt ihr im Küstenkind getroffen?

Samin: Wir dürfen nichts mehr auf den Tischen stehen haben, was von mehreren Gästen gleichzeitig benutzt werden könnte, also Salz- und Pfefferstreuer oder Besteck, weil die jedes Mal desinfiziert werden müssten.

Wir wollten eigentlich immer ganz viel auf Plastik verzichten und jetzt haben wir laminierte Karten, weil es nicht anders geht. Wir hatten zwar mal mit QR-Codes auf den Tischen angefangen, leider ist das schwieriger als gedacht. Bei einigen Handys funktioniert es gut, manche Leute sind da affin, andere dafür eher nicht so. Deswegen geben wir wieder Karten raus und die müssen immer desinfiziert werden.

Die Leute dürfen sich nicht mehr mit mehreren Parteien an einen Tisch setzen, man darf sich keine Decken nehmen, keine Polsterkissen haben. Wir müssen unsere schönen Möbel mit Plastikfolie abdecken, weil alles desinfizierbar sein muss.

Man ist viel am Erklären, was die Regeln sind und warum wir das machen müssen. Da fühlt man sich manchmal ein bisschen belehrend.

m.m: Gibt es auch manchmal Probleme mit Kund*innen, die sich nicht an die Maßnahmen halten wollen?

Samin: Es gibt die klassischen Maskengegner, die einem dann passiv-aggressiv zu verstehen geben: „Ich verstehe sie nicht unter ihrer Maske, können Sie die bitte absetzen?“.  Wir haben uns die Regel ja nicht ausgedacht, dass wir Maskenpflicht haben möchten und die ganze Zeit Desinfektionsmittel benutzen wollen – das Rumsprühen ärgert nämlich auch viele.

Da muss man dann erklären, dass das die Vorschriften sind und wir das ja für uns alle tun. Es sind Anweisungen vom Staat, und oft müssen unsere Kellner dann ertragen, dafür angegangen zu werden.

m.m: Wie würdet ihr mit einer zweiten Welle umgehen?

Samin: Ich würde sagen, wir reagieren dann entspannter. Wir wissen jetzt, was wir leisten können. Es würde wieder einen Lieferservice geben, aber in einem kleineren Rahmen. Wir haben das ganze Verpackungsmaterial, das würde jetzt schneller funktionieren. Wir haben Rezepte, das Menü steht, man kennt die Fahrtwege.

m.m: Was würdet ihr bei einem erneuten Lockdown anders machen?

Samin: Wir haben ja beim ersten Lockdown sehr breit reagiert und hatten erst jeden Tag geöffnet. Es ist wichtiger, sich nicht zu überarbeiten und nicht super gestresst zu sein. Klar, wenn sowas zu oft passiert, wird es schwierig. Auch für Mitarbeiter, die unsicher beschäftigt sind.

m.m: Was wünscht ihr euch von eurer Kundschaft, falls es erneut zur Schließung kommt?

Samin: Wir wünschen uns eigentlich gar nichts von unserer Kundschaft, wenn wir noch mal schließen würden. Wir wünschen uns jetzt, dass sich alle an die Regeln halten. Sowohl andere Gastronomen als auch unsere Kundschaft, damit das gar nicht erst nochmal passiert und soweit kommt. Es ist frustrierend, zu versuchen, alles richtig zu machen, wenn dann nicht an allen Stellen mitgearbeitet wird.

m.m: Was liegt euch sonst noch auf dem Herzen?

Samin: Wir sind super froh über die ganze Infrastruktur, die wir über die Zeit hatten. Dass uns so viel Verständnis entgegengebracht wurde, gerade von unseren Mitarbeitern, die eine Stütze waren und keine Forderungen gestellt haben. Wir sind dankbar, für jeden, der Geduld hat, dass wir gerade versuchen die Maßnahmen so gut es geht zu erfüllen.

Das Interview wurde am 13. August 2020 geführt.

Beitragsbilder: Lilli Lipka

Die moritz.medien Medien.Tipps

Die moritz.medien Medien.Tipps

Damit ihr euch in der vorlesungsfreien Zeit nicht langweilen müsst, haben wir aus allen Redaktionen der moritz.medien die besten Empfehlungen aus der Kategorie Medien zusammengetragen. Von Serien und Filmen über Bücher bis hin zu YouTube- und Instagramkanälen ist alles dabei. Lasst euch inspirieren und teilt uns gerne in den Kommentaren mit, was ihr in letzter Zeit gern geschaut, gehört, gespielt und gelesen habt.

SERIEN UND FILME

Arrested Development
– Diese Serie kann man nicht wirklich beschreiben, die Charaktere sind alle vollkommen bekloppt und das geniale Drehbuch fügt alles perfekt zu einer mit viel Liebe geschriebenen Komödie zusammen. Eine Serie, die man unbedingt auf Englisch sehen sollte, weil sie zu einem nicht unerheblichen Teil aus kleinen aber feinen Wortspielen besteht, die dann nach mehreren Staffeln Pause plötzlich zum perfekten Zeitpunkt wieder aufgegriffen werden. Eine Serie für Menschen mit einem etwas eigenen Sinn für Humor und einem großen Herz für verrückte Charaktere und Geschichten. Da eine Folge nur 20 Minuten lang und die Hauptstory sehr leicht verständlich ist, ist Arrested Development perfekt geeignet, um es nebenbei zu gucken. Und wegen der unzählbar vielen subtilen Anspielungen kann man die Serie immer und immer wieder gucken und sich jedes Mal wieder über neue Details freuen!

The Bold Type
– Drei junge Frauen, die für ein internationales (Frauen-)Magazin in New York arbeiten. Alle drei sind sehr liebenswert, halten zusammen, unterstützen sich gegenseitig und jede Folge behandelt ein anderes sehr zeitgeistiges Thema. Die Farben, Kostüme und Sets sind toll, machen Spaß beim Ansehen – wenn einem so etwas auffällt. Inspiriert ist die Serie von der Lebensgeschichte der ehemaligen Cosmopolitan-Chefredakteurin Joanna Coles. Mich hat die Serie sehr angesprochen und ich freue mich auf die 4. Staffel.

Bones und The Mentalist
– Alt aber noch gut, selbst wenn man sie schon kennt 😉 Bei Bones kann man etwas über Knochen und zwischenmenschliche Beziehungen lernen. Die Serie basiert auf dem Leben der forensischen Anthropologin und Autorin Kathy Reichs. In The Mentalist hilft Patrick Jane dem CBI durch seine erstaunliche Beobachtungs- und Kombinationsgabe Mordfälle aufzuklären.

Dark
– Es war ja schon in aller Munde, aber es lohnt sich wirklich! Mit jeder Folge entstehen mehr Fragezeichen (und keine Sorge, irgendwann auch Ausrufezeichen) und man wird süchtig danach, jedes Puzzleteil zu registrieren und es in einen größeren Zusammenhang setzen zu wollen. Trotz (oder vielleicht sogar wegen) der zunehmenden Verwirrung macht es Spaß, eigene Theorien aufzustellen und mitzurätseln! Die Serie eignet sich vor allem, um sie in der WG zusammen zu schauen, aber jegliche inhaltliche Zusammenfassung wäre wahrscheinlich schon ein kleiner Spoiler – von daher schaut doch selbst! Tick…tack…

Game Night 
– Die Thriller-Komödie mit Jason Bateman und Rachel McAdams in den Hauptrollen hat mich super positiv überrascht. Spannend, komisch und irgendwie anders.

Jane the Virgin
– Das pinke Cover und der Name könnten zwar abschrecken, doch die Serie ist genial gemacht und mit liebenswerten Charakteren gespickt. Unglaublich ironisch und überzogen und dabei so clever. Selbst für Menschen, die keine Telenovela-Fans sind, einen Versuch wert – zumindest, wenn man auf der Suche nach leichter Kost ist.

The Marvelous Mrs. Maisel
Im New York City der 50er Jahre begleitet man das Leben von Miriam Maisel (Rachel Brosnahan), die in einer alles verändernden Nacht von ihrem Mann verlassen und als Stand Up-Talent entdeckt wird (Trailer). Doch das ist aufgrund ihres familiären Backgrounds und der damaligen Bedingungen nicht gerade unproblematisch. Wer es noch nicht kennt, sollte sich die drei Staffeln auf jeden Fall (wenn möglich auf Englisch) ansehen – eine Fortsetzung folgt.

Stralsund
– Öffentlich-rechtliche Krimi-/Thriller-Serie mit Lokalkolorit. Erwartungen übertroffen. Hier zu finden: https://www.zdf.de/serien/stralsund.

DOKUMENTATIONEN

explained
– Die Serie auf Netflix gibt in jeder Folge einen Überblick über ein anderes Thema. In rund 20 Minuten wird über Inhalte von Sekten über Piraten und Programmieren bis hin zur Monogamie informiert. Ein cooler Gedankenanstoß und motiviert, sich näher mit einigen Fragen zu beschäftigen.

Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender
– Da möchte ich mich jetzt nicht auf eine festlegen. Stöbert einfach mal durch die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen, den Rundfunkbeitrag zahlen wir sowieso. Insbesondere bei Natur-, aber auch im Bereich Gesellschaftsdokus findet sich hier eigentlich für alle etwas.
– Die Arte-Mediathek ist auch recht interessant. Ich habe das Gefühl Arte vergisst man schnell oder denkt zumindest nicht sofort daran, wenn von den Öffentlich-Rechtlichen die Rede ist. Und Arte ist auch definitiv nicht mehr nur etwas für alte Leute, wie ich es als Kind immer empfunden habe.
– Empfehlung: Eine ganze Reihe über Korea, interessant und beunruhigend: Büro 39 – Nordkoreas schwarze Kassen.

(HÖR)BÜCHER

Dan Brown – Die Robert-Langdon-Reihe (angefangen bei Illuminati)
– Vielleicht kennt ihr ja die Filme bereits, aber hier lohnt es sich, die Bücher zu wälzen! Die Spannung ist teilweise fast nicht mehr auszuhalten und da es sie bei Spotify sogar als Hörbücher gibt, kann man die Sucht schön in den Alltag integrieren, hehe. Die Bücher sind unglaublich gut recherchiert und begleiten den Harvard-Professor für religiöse Ikonographie und “Symbolologie” (fiktiv), der plötzlich in rätselhafte Morde, Geheimorden und Verschwörungen verwickelt wird und mit seinem unglaublichen Wissen versteckte Zusammenhänge, Ambigramme und Hinweise aufdeckt (natürlich meistens unter einem nervenaufreibenden Zeitdruck). Die Bücher sind also nicht nur spannend, sondern bieten auch super viele fun facts, mit denen ihr beim nächsten Galeriebesuch ein wenig angeben könnt. 😀

Don Winslow – Savages
– Im Deutschen mit dem Untertitel “Zeit des Zorns”, aber auf Englisch tausend mal mehr zu empfehlen. Ein Krimi über den Drogenhandel in Kalifornien. Im Vordergrund steht die polyamoröse Liebesbeziehung zwischen der weiblichen und den zwei männlichen Hauptfiguren und die Frage, was einem Menschen passieren muss, damit er selbst bereit ist, zu einem “savage” zu werden. Ein relativ blutiges Buch, wobei gewaltvolle Themen aber immer mit viel Respekt behandelt werden. Winslow arbeitet mit einer großen Liebe für Sprache / Wortspiele (daher im Englischen noch einmal wesentlich besser) und einem tiefen psychologischen Blick, nicht nur für seine Hauptfiguren, sondern auch für jede einzelne Nebenfigur.

Richard DawkinsDas egoistische Gen
– Ist auf Englisch noch besser, aber über SpringerLink nur auf Deutsch verfügbar. Kategorie Sollte man gelesen haben.

PODCASTS

HarryPodcast
– Coldmirror analysiert in jeder Folge 5 Minuten des ersten Harry-Potter-Films bis ins kleinste Detail – Geduld nötig.

Mordlust
– Ein True Crime-Podcast, in dem sich zwei Frauen über wahre Kriminalfälle unterhalten und dabei auf strafrechtliche und psychologische Hintergründe eingehen.

WG Wesensfremd
Nachdem Matze Hielscher in Hotel Quarantäne – einer Spezialausgabe seines Interview-Podcasts Hotel Matze – ganze sieben horizonterweiternde Gespräche mit der Autorin Sibylle Berg führte, starteten die beiden Anfang August ihren eigenen Podcast WG Wesensfremd. Bei ihren Gesprächen über das Leben pendelt man als Zuhörer*in zwischen Grübeln und Grinsen und hofft am Ende, dass bald die nächste Folge kommt.

MUSIK

John Butler – Ocean (Live Version)
– “Wer hätte gedacht, dass Herr Tumnus so gut Gitarre spielen kann?” Nach dem kurzen Verspieler am Anfang wohl eines der schönsten Gitarrenstücke überhaupt und ein Song, um sich mit Kopfhörern nach einem langen Tag ins Bett zu legen, die Augen zu schließen und sich in eine andere Welt entführen zu lassen (vielleicht ja nach Narnia?).
https://www.youtube.com/watch?v=hQjwkXrcUrs

JPatterson
– Der (noch) recht unbekannte Künstler hat gerade erst ein neues Album namens “Mood” rausgebracht. Richtig coole Mischung aus Reggae, Dub und Elektro, die durchbrochen wird von der immer wiederkehrenden Trompete. Perfekt für den Sommer.

Meute – Slip (Deadmau5-Cover)
– Früher mochte ich weder Uniformen noch Marschkapellen, dann habe ich Meute entdeckt. Akustischer Techno in Perfektion, mehr kann und braucht man dazu nicht zu sagen.
https://www.youtube.com/watch?v=NMefxohehPQ

Parcels – “Live Vol.1”
– Die Studio-Session der australisch-berlinerischen Band Parcels enthält alles, was man für den Spätsommer in Greifswald braucht: Ein Hauch von Fernweh nach Down-Under und dem Lebensgefühl der bunten Bundeshauptstadt verpackt in funky Melodien und Disco-Beats, bei denen selbst die Studierenden der Rechts- und Staatswissenschaften nicht ruhig sitzen bleiben können. Und das alles in technischer Perfektion und live aufgenommen in den Hansa-Studios. Ein kleiner musikalischer Vorgeschmack auf die erste post-Corona Turbomate in unseren studentischen Clubs:
https://www.youtube.com/watch?v=e4TFD2PfVPw

Portugal.The Man – So Young (Live Stripped Down Session)
– Der Song für den Morgen nach der Party, auch ohne Party am Abend davor! Akustisch und noch gefühlvoller als die Album-Version, einfach schön.
https://www.youtube.com/watch?v=9vyGu2O7xNQ

VIDEOSPIELE

Assassin’s Creed: Odyssey
– Wenn du immer schon einen Faible für die griechische Mythologie hattest und im Sommer mindestens 100 Stunden Zeit findest, um sie am PC oder der Konsole zu verbringen (hasst du die Sonne oder was???), dann ist AC Odyssey das perfekte Spiel für dich! Schlüpfe in die Fußstapfen von Alexios oder Alexandra und erkunde die offene Welt des antiken Griechenland. Begegne deinem liebsten Freund aus dem Mathe-Unterricht – Pythagoras, oder führe tiefgründige Diskussionen mit Sokrates. Geh auf die Jagd nach mystischen Wesen und begib dich auf die Antwort nach den großen Fragen der Menschheit. Achja, und nebenbei gilt es auch noch, die eine oder andere Schleichmission oder Schlacht zu meistern. Es ist also für alle etwas dabei!
Nur ein kleiner Makel trübt den Gesamteindruck dieses eigentlich genialen Spiels: Wenn du eine Idee haben solltest, wie sich die Story sinnvoll in das AC-Universum einfügen lässt, melde dich gerne bei Ubisoft, die könnten da noch etwas Unterstützung gebrauchen!

TrackMania
– TrackMania is back! Ganz richtig, wer schon länger das masochistische Verlangen verspürt hat, sich das eigene spielerische Mittelmaß in Zahlen vor Augen zu führen, wird bei der Neuauflage des Rennspielklassikers von Nadeo regelmäßig die eigenen Erwartungen (nicht) erfüllt sehen! Und das auch noch gratis! Grafisch hat sich am Spiel selbst im Vergleich zu Nations Forever eigentlich nicht viel verändert und das im absolut positiven Sinne! Ein Hauch von Kindheit und LAN-Party-Lückenfüllern! Wie im Original gibt es auch in der Neuauflage die Möglichkeit, Bundesland und Stadt auszuwählen, aber da Greifswald überraschenderweise nicht vertreten ist, könnt ihr euch stattdessen auf Ergebnisse wie “Platz 573 in Rostock” freuen! Sehr amüsiert hat mich auch das Vodafone-Werbeplakat im Spiel: “Trackmania zocken mit 1.000 Mbit/s!” Haha, gebt mir erstmal die 250, für die ich bezahle…

Zusatztipp: LAN-Partys
Es sind Semesterferien, aber das Wetter spielt nicht mit? Schnappt euch ein paar Leute, tragt Pizza, Chips, Bier, die billigsten Energy-Drinks und alles, was irgendwie nach Computer aussieht (“Nein Patrick, Mayonnaise ist kein Computer!“) in die gemütlichste Bude, die ihr finden könnt, schaltet für eine Nacht die Handys ab und genießt die Reise in eine einfachere Zeit!
Hinweis: Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses für diesen Artikel am 01.09. waren private Versammlungen in Mecklenburg-Vorpommern erlaubt. Haltet euch bitte verantwortungsvoll an die Corona-Regelungen und spielt bei neuen Kontaktbeschränkungen getrennt und von Zuhause aus über das Internet miteinander! Vielen Dank!

YOUTUBE

Baumgartner Restoration
– Englischer Kanal zum Thema Restauration von Gemälden, auch ASMR-geeignet: https://www.youtube.com/channel/UCvZe6ZCbF9xgbbbdkiodPKQ

CGP-Grey
– Englischer Kanal mit Erklärfilmen zu Themen wie: “How to become Pope” und “Who owns the statue of liberty”: https://www.youtube.com/channel/UC2C_jShtL725hvbm1arSV9w

Critical Role
– Legendäre Dungeon&Dragons Webserie von professionellen Synchronsprecher*innen mit ziemlich großer, kreativen Fanbase:
https://www.youtube.com/channel/UCpXBGqwsBkpvcYjsJBQ7LEQ

Mailab
– Muss man dazu noch was sagen? (Kanal zu allen wissenschaftlichen Themen, die man schon immer mal erklärt haben wollte):
https://www.youtube.com/channel/UCyHDQ5C6z1NDmJ4g6SerW8g

INSTAGRAM-BLOGS

@celebface
– Perfekt für alle, die ab und zu mal einen Reality-Check brauchen, weil sie auf Social Media nur noch perfekt gefilterte Gesichter und Körper sehen. Das Profil vergleicht Instagrambilder oder operierte Gesichter mit der Realität. Keineswegs herablassend, aber man merkt: Hinter den makellosen Bildern im Internet stecken auch nur gewöhnliche Menschen.

@goodnews_movement
– Wie der Name schon verrät, werden hier lauter positive Neuigkeiten und Akte der Nächstenliebe gesammelt und geteilt. Hilft vor allem bei Weltschmerz jeglicher Art und stärkt die Hoffnung auf Menschlichkeit und Zusammenhalt, wenn einen die negativen Geschehnisse zu überrollen drohen, ist aber auch so einfach herzerwärmend anzuschauen und kann einen Stunden beschäftigen – Rumscrollen der guten Art und vor allem Inspiration für das eigene Verhalten!

@lenalademann
– Auf den ersten Blick wirkt ihr Instagramprofil wie das einer Bloggerin, die ein Auge für Ästhetik, Mode und Architektur hat. Wenn man ihr folgt, wird man aber öfter von ihren Alter-Egos in ihren Insta-Stories überrascht. Extrem witziger Kontrast.

@maltezierden
– Bekannt aus dem Fynn Kliemann-Universum. Immer wieder unglaublich witzige Stories über seine Erlebnisse in den öffentlichen Verkehrsmitteln, seine Gaumenspaltung oder seine Bemühungen um ein Foto von ihm in der Pferdezeitschrift Wendy (da tut sich gerade was!). Aber auch soziale Projekte werden angesprochen: Gerade baut und unterstützt er Heime für Straßenhunde in Griechenland.

Die moritz.familie wünscht euch noch eine schöne vorlesungsfreie Zeit!

Beitragsbild: JESHOOTS.COM auf Unsplash

Hygiene für Athen

Hygiene für Athen

In den vergangenen Monaten ist Hygiene für uns zu einer Lebensnotwendigkeit geworden. Immer wieder werden Stimmen laut, die das obligatorische Tragen eines Mundschutzes kritisieren oder sich über das ständige Händedesinfizieren beim Betreten von öffentlichen Gebäuden beschweren. Was viele von ihnen dabei vergessen, ist: Hygiene ist keine Strafe, sie ist ein Privileg.

Viren wie das COVID-19 machen nicht an Ländergrenzen halt, das konnte man gerade am Anfang der Pandemie immer wieder in den Nachrichten hören und lesen. Das bedeutet aber nicht nur, dass wir die Infektionen in anderen Ländern genauestens im Auge behalten müssen, weil es die Gefahr erhöht, dass es auch in Deutschland (wieder) zu einem Anstieg kommen kann. Es bedeutet vielmehr, dass Corona auch diejenigen treffen wird, die sich noch weniger dagegen schützen können als wir. Die Bilder von Geflüchtetenlagern wie dem bei Moria sind nichts Neues, auch die grauenvollen Hygienebedingungen dort sind uns bekannt. In Corona-Zeiten kann ein solcher Mangel an Sanitäranlagen oder das Fehlen von grundlegenden Hygieneartikeln wie Feuchttüchern oder Seife förmlich zu Zündstoff für eine Katastrophe werden.

Die Möglichkeiten, wie wir hier denen dort drüben helfen können, sind begrenzt aber trotzdem vorhanden. Geboten werden sie oft von Initiativen, die zu einem großen Teil auf ehrenamtlicher und Spendenbasis arbeiten. Der Bund deutscher Pfadfinder*innen M-V ist so eine Organisation. In weniger als zwei Wochen macht sich eine Gruppe von Rostocker Pfadfinder*innen auf den Weg nach Griechenland, um dort in erster Linie die Vernetzung von Hilfsprojekten aus M-V und Griechenland zu stärken. Dabei werden sie sich insbesondere mit Initiativen treffen, die sich in Athen und Umgebung für Menschen mit Fluchthintergrund einsetzen. Eine Idee, wie sie die Arbeit vor Ort unterstützen können, ist die Bereitstellung von Hygienekits.

Um bei dieser Aktion mitzuhelfen, hat Greifswald hilft e.V. vor Kurzem über Facebook zu einer Spendenaktion aufgerufen. Am vergangenen Freitag standen sie dafür bereits auf dem Campus Loefflerstraße, um die gespendeten Artikel entgegenzunehmen. Heute, am Montag den 31.08., werden sie zwischen 16 und 18 Uhr noch einmal sammeln – dieses Mal in ihrem Vereinshaus, dem Pari (Kapaunenstraße 20). Gesucht werden vor allem Zahnbürsten, Zahnpasta, Feuchttücher, Handseife (Stück) und Hand-Desinfektionsmittel. Wer sich beteiligen will, muss aber nicht gleich ein fertiges Kit mitbringen, jeder einzelne Gegenstand hilft. Solltet ihr zu dem Termin keine Zeit haben, könnt ihr Greifswald hilft auch direkt anschreiben und ein persönliches Treffen vereinbaren. Und falls ihr euch gerade nicht in Greifswald aufhaltet, bietet euch der Verein die Möglichkeit an, Geldspenden mit dem Verwendungszweck „Griechenland“ auf sein Konto zu überweisen, mit denen die Mitglieder im Anschluss selbst die benötigten Hygieneartikel kaufen werden. 7 Euro genügen bereits für ein gesamtes Kit.

In Rostock konnten für den Bund deutscher Pfadfinder*innen bereits 200 Hygienekits zusammengestellt werden. Wie viele kann Greifswald noch dazu beisteuern?

Mehr Informationen zum BdP M-V findet ihr auf deren Website: http://bdpmv.org/
Zum Facebook-Aufruf des Greifswald hilft e.V. für die heutige Spendenaktion gelangt ihr hier: https://www.facebook.com/Greifswaldhilft/

Beitragsbild: Mrdidg auf Pixabay

Autorenlesung: Gregor Gysi im Boddenhus

Autorenlesung: Gregor Gysi im Boddenhus

“Erstaunlich, was sich alles ereignen muss, damit irgendwann das eigene Leben entstehen kann.” Für Gregor Gysi ist ein Leben nicht genug. Er selbst war nicht nur lange Zeit als Vorsitzender der SED/PDS und später der Linken in der Politik tätig, sondern arbeitete auch als Rechtsanwalt und Moderator, ist gelernter Facharbeiter für Rinderzucht und versuchte sich zuletzt auch als Autor.

Die Erlebnisse, die er bei all dem machen durfte, hält Gysi in seiner Autobiografie fest – angefangen bei den Familienverhältnissen, in die er geboren wurde, und seiner Kindheit, über seine hohe Stellung in DDR-Zeiten, die scharfe Kritik nach der Wiedervereinigung und seiner Rückkehr durch Talkshows. Gysi beschreibt die Zeit vor und insbesondere kurz nach der Wende aus der Sicht von jemandem, der mitten im Geschehen stand, und bietet damit vor allem Politikbegeisterten und denjenigen, die selbst als Kinder der DDR geboren wurden, einen interessanten Lesestoff.

Am Dienstag, dem 01. September, lädt das Boddenhus Gregor Gysi zur Lesung seiner Autobiografie “Ein Leben ist zu wenig” mit anschließendem Gespräch ein. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde bereits eine zweite Veranstaltung geplant. Die erste, für die es noch Karten gibt, beginnt um 16 Uhr (Einlass ab 15 Uhr), um 18 Uhr findet die bereits ausverkaufte Veranstaltung statt. Die Karten kosten 25 Euro, für das leibliche Wohl wird im Garten gesorgt. Wegen der Corona-Maßnahmen sind die Kapazitäten allerdings stark begrenzt, eine Anmeldung im Voraus ist also zwingend notwendig.

Weitere Infos (inklusive Mail- und Telefonkontaktdaten zur Anmeldung) könnt ihr unten dem Flyer entnehmen, der freundlicherweise vom Boddenhus bereitgestellt wurde. Wenn euch “Ein Leben ist zu wenig” bereits Lust auf DDR-Biografien gemacht hat, dann findet ihr daneben noch einen weiteren Hinweis auf eine Veranstaltung am 09. September.

“Aus dieser Mischung aus Adel, Jüdinnen und Juden, Ärzten – mein Großvater väterlicherseits war Arzt – aber auch einem Ingenieur … Ich weiß nicht, daraus wird dann so was Komisches wie ich.”

Gregor Gysi im Interview mit “Idealism Prevails”

Beitragsbild: Boddenhus Greifswald