Das bin ich! – Senat

Das bin ich! – Senat

Heute werden die nächsten Seiten des Gremienwahlen-Freundschaftsbuches aufgeschlagen. Nach den Bewerber*innen für den FakRat geht es heute weiter mit denen, die sich für den Senat aufstellen lassen und bei uns einen ausgefüllten Steckbrief eingereicht haben. In den nächsten Tagen folgen weitere Vorstellungen vom StuPa und FSR. Hier findet ihr außerdem eine Übersicht mit allen Kandidierenden für FakRäte und Senat.

Von links nach rechts: Bianca Mägdefrau, Fabian Fleßner, Johannes Johnke, Maximilian Schutt,
Melissa Seidel, Rick Sobirai, Sandra Grubert

Mit einem Klick kommst du zur großen Freundschaftsbuchansicht der Bewerbungen.


Nicht vergessen: Die Wahlen finden schon in der nächsten Woche, vom 12. bis zum 14. Januar, statt.

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull
nach Pinocchio (Nippon Animation und Apollo Film)
und Tabaluga (Yoram Gross Film Studios)

Das bin ich! – Fakultätsräte

Das bin ich! – Fakultätsräte

Heute werden die ersten Seiten des Gremienwahlen-Freundschaftsbuches aufgeschlagen. Den Anfang machen die Bewerber*innen aus den Fakultätsräten, die bei uns einen ausgefüllten Steckbrief eingereicht haben. In den nächsten Tagen folgen weitere Vorstellungen von Senat, StuPa und FSR. Hier findet ihr außerdem eine Übersicht mit allen Kandidierenden für FakRäte und Senat.

Von links nach rechts: Maja Urschel, Maximilian Schutt, Rick Sobirai

Mit einem Klick kommst du zur großen Freundschaftsbuchansicht der Bewerbungen.


Nicht vergessen: Die Wahlen finden schon in der nächsten Woche, vom 12. bis zum 14. Januar, statt.

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull
nach Heidi (Zuiyo Eizo)
und Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson
mit den Wildgänsen (Studio Pierrot, Apollo Film, Gakken)

Adventskalender Türchen No. 24: Ente, Wahn, Ich

Adventskalender Türchen No. 24: Ente, Wahn, Ich

Weihnachtszeit ist Vorfreude und Geheimnistuerei, Nächstenliebe und Besinnung. Sie duftet nach heißem Glühwein, frisch gebackenen Keksen und mühsam gepellten Mandarinen. Der Dezember lebt von kleinen Aufmerksamkeiten und Traditionen, wie den Adventssonntagen mit der Familie, dem mit Süßigkeiten gefüllten Schuh am Nikolausmorgen und dem täglichen Öffnen des Adventskalenders. Weißt du noch, wie du jeden Tag vor Weihnachten aufgeregt aufgestanden bist, um vorfreudig zu deinem Schokoadventskalender zu tappen? Die moritz.medien verstecken das Weihnachtsgefühl hinter 24 Fenstern. Im heutigen Fenster: Ente, Wahn, Ich.

Vom Club der Dichter*innen aus den geteilten BBB-Notizen: Annica, Frank, Lilli und Lukas.

Ihr wisst nicht, wie ihr die nächste weihnachtliche Auseinandersetzung überstehen sollt? Dann verschafft euch doch hier ein bisschen rhetorische Inspiration.

Das folgende Schauspiel findet in einem Wohnzimmer irgendwo in Deutschland statt.
In der Ferne hören wir die Glocken klingen, die Bäuche sind voll und die Familienfeier findet ihren feierlichen Höhepunkt in der großen Bescherung. Am Baum versammelt haben sich schon die Zwillinge Tim und Tom, Oma Hannelore legt am Plattenspieler feierlich die klassische Weihnachtsmusik auf, Opa Gustav muss noch den Braten verdauen und liegt schlafend auf der Couch. Onkel Immanuel hat sich während des Essens bereits etwas mit seiner Flamme Michelle entzweit, da sie so lange an ihrem Instagram-Hashtag-Weihnachtsessens-Post saß, dass Oma Hannelore dachte, ihr würde es nicht schmecken. Doch seine Aufforderung, ihren Social-Media-Konsum etwas einzuschränken, war ihr einfach zu kategorisch. Auch bei Vater Maximilian und Jutta, der Mutter, ist die Lage schon etwas angespannt, schließlich wollte Maximilian eigentlich auch alle Nachbarn einladen und ließ sich nur mit großer Mühe davon abbringen.
Ihr wisst selbst nicht mehr so genau, wie ihr eigentlich hier gelandet seid, aber nach diesem verrückten Jahr hinterfragt ihr es auch nicht mehr genauer. Und jetzt, da ihr alle Familienmitglieder kennt, lasst uns den weihnachtlichen Familiengesprächen unter dem Tannenbaum lauschen! Wir präsentieren das nicht zum Nachmachen gedachte Weihnachtsschauspiel:

Ente, Wahn, Ich.


Onkel Immanuel: *sitzt im Sessel und stützt die Arme seitlich in die Hüften, während er fragend in die Runde guckt*
“Wollen wir etwa bis morgen warten, bis wir die Geschenke auspacken?!”

Oma Hannelore: *sitzt ganz manierlich und gerade auf einem Hocker und guckt verwirrt in Immanuels Richtung*
“Was ist morgen?”

Baby: *lacht mit strahlenden Augen*
“Dada!”

Vater Maximilian:
“Tausend Jeschenke, die niemand will… Et is JEDET Jahr dat selbe!”

Jutta, die Mutter: *Steht auf und verkündet feierlich*
“Noch sind wir bei Sinnen,
lasst die Bescherung beginnen!
Doch nicht bevor wir sie hören,
die Gedichte, die uns betören.”

Vater Maximilian: *rollt mit den Augen*
Da musste nur in die Lügenpresse schauen. Da lieste sowat täglich!

Opa Gustav: *schnarchschmatzschmatzschmatzschmatz*

Michelle: *blickt Kaugummi-kauend kurz von ihrem youPhone 25 auf*
“Wow, Hashtag cringe…”

Oma Hannelore: *ängstlich und verwirrt*
“Der Grinch?”

Zwilling Tim: *voll freudiger Erwartung*
“Gustav, gib gute Geschenke.
Geschwister geben gute Gedichte.”

Zwilling Tom: *jetzt schon vollkommen genervt von allem*
“Zickezacke Hühnerkacke.”

Onkel Immanuel:
“Kann ein Gedicht NOCH kürzer sein?”

Zwilling Tom:
“Gustavs große, graue Gänse grasen gern im grünen Gras, grasen gierig gi-ga-gack, grasen den ganzen Garten ab.”

Jutta, die Mutter: *mit vollkommen schriller Singstimme*
“Oh wie schön,
jetzt kann es losgöhn!”

Vater Maximilian:
“Ja, jetzt fangen wa mal mit dem Auspacken an, sonst sitzen wa ja noch morgen hier.”

Oma Hannelore:
“Was willst du besorgen?”

Michelle: *öffnet hektisch die Kamera-App*
“Wait, diesen moment muss ich catchen!”

Baby: *rülpst*

Michelle: *dreht sich angewidert weg*
“Boah, Leute, dieses Baby ist sowas von uninstagramable. Erstmal muten und Filter drüber. Und Hashtag pummelig.”

Jutta, die Mutter: *weist mit großer Geste auf den gewaltigen Stapel an Geschenken unter dem Baum*
“So ihr lieben Kinderlein,
als erstes soll es euer Stapel sein.”

*Die Zwillinge Tim und Tom packen die Geschenke aus.*

Zwilling Tim: *dreht sich begeistert zu den Eltern um*
“Geiler Geschenkestapel, gute Gutscheine! Große Geste! Gönnjamin!!”

Zwilling Tom: *rennt wutentbrannt zu Jutta, seiner Mutter, und fuchtelt vor ihrem Gesicht mit einem Pappkarton herum*
“Ernsthaft? Eine ekelhafte Ex-PS4-Konsole? Eine endgeilomatische Epic-PS5 erwünschte er eurer, ehrenwerte Eltern.”

Onkel Immanuel: *wirft weise vom Sessel aus seinen Kommentar ein*
“Ach so, ja klar, darf es sonst noch was sein?”

Michelle: *durch den sich mutmaßlich anbahnenden Streit amüsiert*
“Savage.”

Zwilling Tom: *geht mürrisch zurück zum Geschenkestapel und murmelt vor sich hin*
“Blöde Bescherung, besser Braten brutzeln.”

Zunächst kehrt wieder Ruhe ein im Wohnzimmer und es passiert nicht viel, während die Kinder weitere Geschenke (Geld, Bücher, noch mehr Geld) auspacken. Immer mal wieder hört man von Opa Gustav: *omnomnom*

Vater Maximilian:
“Dit dauert ja wieder hunnert Jahre, bis alle mit ihren Jeschenken fertig sind.”

Jutta, die Mutter:
“Schatz, nun nimm das Päckchen hin,
ist bestimmt was schönes drin! Etwas Badesalz oder –”

Zwilling Tom: *immer noch sauer wegen des falschen Geschenkes*
“Oder Opas Ohrenschmalz!”

Opa Gustav: *Grunzt*

Jutta, die Mutter:
Tom, mein Junge,
hüte deine Zunge!

Baby:
“Dai!”

Onkel Immanuel: *mit vielsagendem Blick*
“Vielleicht ist es ja auch was Nützliches?”

Vater: *packt aus wie Attila*
“Dit kann doch jetz nich wahr sein, auch noch an Weihnachten dieser Coronaquatsch?!
N’Maulkorb oder wat soll dat?
Als nächstet verfolgt Merkel mich och noch auf’s Klo oder wie?”

Oma Hannelore: *verwundert*
“Maultaschen? Seid ihr nicht satt geworden?”

Opa Gustav: *schmatzt*

Jutta, die Mutter: *mit versöhnlichem, verständnisvollen Tonfall und einem Lächeln*
“Aber Bummi,
das schützt deine Lungi.”

Zwilling Tim: *übergibt selstgemaltes Bild*
“Für frohere Festtagsstimmung fabrizierten Tom und ich für Frau Mama fantastische Formen voll fabelhafter Farben.”

Jutta, die Mutter: *voller Freude*
“Oh schau nur diese bunten Tön’,
wie schön, danke meine Söhn’!
Ich danke Euch von Herzen fein,
für dieses schöne Bildelein.”

*blickt sich um zu den Großeltern*
“Für Oma und Opa haben wir
in guter alter deutscher Manier
einen Kasten glühenden Wein,
los doch ihr Lieben, haut rein!”

Oma Hannelore: *erschrocken*
“Schlägerei? Ersatzbein?”

Michelle:
“Ehrenfrau!”

Opa Gustav: *setzt im Traum die Weinflasche an*
“glugggluggglugg”

Michelle: *mit ihrem Handy beschäftigt*
“Sheeesh, lost man!” 

Onkel Immanuel: *mit sarkastischem Einwurf von der Seite*
“Mensch wie wäre es dann mal wieder mit Socken?”

Jutta, die Mutter: *überreicht Onkel Immanuel sein Geschenk*
“Immanuel, damit du nicht erfrierst,
sondern stets weiter philosophierst.”

Onkel Immanuel: *verärgert*
“Wow, tatsächlich Socken, soll ich mich darüber freuen?”

Jutta, die Mutter: *entrüstet, ob der plötzlichen Beschwerde*
“Jedes Jahr dasselbe Leid,
versuche ich Euch zu machen doch eine Freud.
Es passen die Geschenke nicht,
so hau doch ab, du Wicht!
Die gute Laune zerstörst du mit all deinem Sagen,
ich kann das so langsam nicht mehr ertragen!
Wenn dir nicht passt, was wir dir gaben,
musst du dich nicht länger an unserem Weine laben!”

Michelle: *excited*
“OMG, jetzt gibt’s Hashtag Beef!”
*holt wieder die Smartphone-Kamera raus*
“Jetzt fehlt mir der Anfang, Jutta, kannst du das für meine Story nochmal wiederholen? Geht bestimmt meeega viral!”

Oma Hannelore:
“Brauchst du wat aus’n Regal?”

Onkel Immanuel: *beleidigt*
“Ihr wollt also, dass ich gehe?”
*dreht sich um zu Michelle*
“Schön, dann gehen wir. Tschüss.”

Michelle: *mit vorwurfsvollem Blick*
“Aber Manu, bei den Freaks kann man voll gut Content createn. Ich will doch die 10K!”

Onkel Immanuel:
“Dir ist dein “Fame” also wichtiger als ich? Schön, dann gehe ich. Tschüss.”

Michelle: *winkt ihm nach, während sie ein Selfie-Video dreht*
“Ok, Boomer. Früher warst du mehr fly.”

*Onkel Immanuel verlässt wütend das Haus*

Opa Gustav: *ist durch den lauten Wortwechsel aufgewacht*
“Hmpf.”

Zwilling Tom: *sadistisch durch den Streit beglückt*
“Toller Tumult. Weiche weg, widerlicher Wüstling!”

Zwilling Tim: *im verzweifelten Versuch, die Stimmung zu beruhigen und das Fest zu retten*
Ping, pang, pong, schwing den Gong!
Ping, pong, pang, nicht zu lang!
Ping, pang, pung, –

Jutta, die Mutter: *mit beginnender Migräne nicht mehr ganz so in Festtagsstimmung wie zuvor*
Jung, nun ist’s genung!

Michelle:
“Hashtag Germanistik”

Zwilling Tim: *traurig, weil das fehlende Lob seiner Mutter, Jutta, seine tiefen Selbstzweifel wieder einmal hervorbringt*
“PS playen! Problem, Papa?”

Zwilling Tom: *streift seine Jacke über und winkt einmal sarkastisch in die Runde*
“Bis bald, Bitches. Bin bei Boris’ bigger Baronaparty.”

Vater Maximilian: *umarmt Tom mit strahlenden Augen*
“Dit is mien Junge!”

Tim und Tom verlassen das Zimmer und Opa Gustav schläft wieder ein. Auf dem Schlachtfeld der Bescherung stehen die verbliebenen Familienmitglieder und gucken sich etwas ratlos an.

Vater Maximilian: *kratzt sich am Kopf*
“Boah guckt euch mal diese Berge von Jeschenkpapier an. So ‘ne Verschwendung Da kannste ja ‘nen Forst von pflanzen.”

Baby: *ballt energisch die Faust und ruft voller Überzeugung*
“Hambi bleibt!”

Vater Maximilian: *entsetzt*
“Dit is nich mein Kind! Sieht mir auch gar nicht ähnlich.”

Oma Hannelore:
“Bambi lebt?”

Jutta, die Mutter: *ganz entzückt von ihrem Baby und sehr genervt vom Vater und mit der Gesamtsituation unzufrieden*
“Die ersten Worte gut und fein
vom kleinen, lieben Babylein.
Ganz anders als der Macker,
klingst du, mein süßer Racker!”

Michelle: *verlässt den Raum*
“Leute, bin off. Gehe 20 Uhr live mit der Crowd. Hashtag bye.”

Jutta, die Mutter: *fasst sich ans Herz*
“Das war ja ein tolles Fest,
ich mach’ jetzt ‘nen Corona-Test.”

Gut gemeinter Rat der Redaktion: Please don’t try this at home.

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull

Vergesst uns nicht – Ein Interview mit dem Küstenkind und der STRAZE

Vergesst uns nicht – Ein Interview mit dem Küstenkind und der STRAZE

Wir vermissen es, entspannt durch Greifswald zu bummeln, dort mit Freund*innen spontan einen Kaffee trinken zu gehen und anschließend kulturelle Veranstaltungen zu besuchen. Wehmütig denken wir an die Zeit zurück, an denen solche Nachmittage so selbstverständlich waren und schätzen umso mehr, was wir hatten. Wir zehren von der Hoffnung, dass nächsten Sommer vielleicht alles wieder so wie “vor Corona” ist. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass viele Einrichtungen zur Zeit um ihre Existenz kämpfen und Veranstaltungen oder der “spontane Kaffee” nach der Coronakrise vielleicht nicht mehr so selbstverständlich sein werden. Wir haben mit der STRAZE und dem Café Küstenkind gesprochen und gefragt, wie es ihnen in der jetzigen Situation geht.

Die Interviews stammen vom 23. und 24. November 2020.

Wie geht es eurer Einrichtung?

Küstenkind: Unser Café leidet. Durch den To-Go Verkauf von Kaffee und Kuchen unterstützen wir jene Mitarbeiter*innen, die dringend auf das Gehalt angewiesen sind. Wir versuchen uns flexibel an die immer neuen Regeln anzupassen und Konzepte zur Aufrechterhaltung des Verkaufs zu entwickeln. Dies bedeutet aber trotz teilweiser Schließung und weniger Umsatz sehr viel Arbeit. Laufende Kosten, wie die Miete sind gleichbleibend hoch und stehen damit nicht mehr annähernd im Verhältnis zu den momentanen Einnahmen.

STRAZE: Für uns ist die aktuelle Situation bittersüß. Die STRAZE konnte nach siebenjähriger Bau- und Vorbereitungsphase eröffnen. Wir haben uns vor über einem Jahr den 15. Oktober 2020 als Termin gewählt, mit einem großen Knall an den Start zu gehen. Und natürlich war es eine große Zitterpartie: Ist das zu schaffen? Wird es überhaupt möglich sein? Kommt der zweite Lockdown pünktlich zur Eröffnung? Das zweieinhalbwöchige Eröffnungsprogramm stand seit Monaten fest und wurde wieder und wieder umgebaut, um auf die aktuellen Entwicklungen zu reagieren. Aus dem großen Knall wurden sechs kleinere Knalle: Um möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu geben, teilzunehmen, haben wir zwei Tage durcheröffnet. Und Glück im Unglück: Dieses Eröffnungsprogramm lief bis zum 1.11. – am 2.11. mussten wir wieder schließen. Natürlich hatten wir auch schon eine Menge für den November geplant, aber wir sind doch glücklich, immerhin dieses extrem aufwändige Programm durchgeführt zu haben.

Was ist die derzeit größte Herausforderung?

Küstenkind: Geduld zu bewahren. Wir hören oft: „Aber euer Café ist doch vorher so gut gelaufen.“ Als würde es uns deshalb nicht treffen. Oder: „Ihr bekommt doch 75% des Umsatzes gezahlt.“ Ja, so sieht das alles gar nicht so schlimm aus. Aber die Anträge sind noch nicht einmal verfügbar und bei uns ist noch nichts angekommen. Wir rechnen nicht vor dem neuen Jahr mit einer tatsächlichen Unterstützung. Es ist eine große Herausforderung der Angst vor dem finanziellen Ruin im Alltag nicht zu großen Raum zu geben.  

STRAZE: Die Situation ist, den Umständen entsprechend, einigermaßen tragbar. Ein unfassbar großer Teil der Arbeit im Haus ehrenamtlich läuft – an dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an die unzähligen Helfer*innen, die die Vision eines selbstorganisierten Kultur- und Bildungszentrum mit so viel Herzblut mittragen und ohne die hier gar nichts gehen würde – bleiben wir handlungsfähig, ohne gleich an den Rand des Ruins getrieben zu werden. Gleichzeitig müssen aber natürlich laufende Kosten gedeckt werden – wer schon bei uns im Haus war und den Saal gesehen hat, wird sich denken können, dass beim nahenden Winter einiges an Nebenkosten ins Haus steht – und auch Kredite wollen bedient werden. Uns fallen durch die fehlenden Ticket- und Getränkeverkäufe die meisten Einnahmequellen weg, das Café rotiert seit Wochen und erarbeitet ein Konzept, das am 23.11. live gegangen ist und worauf wir sehr gespannt sind: Es wird ein Take-Away-Mittagstisch etabliert, mit hochwertigem Essen aus nachhaltiger Bio-Landwirtschaft.

Was konntet ihr aus dem ersten Lockdown lernen?

Küstenkind: Dass weniger manchmal mehr ist. Während des ersten Lockdowns hatten wir fast jeden Tag ein Angebot an herzhaften und süßen Speisen. Wir haben diese auch geliefert, mussten aber natürlich dafür auch mehr Mitarbeiter*innen zahlen. Nun bieten wir nur noch 4x die Woche für ein paar Stunden nachmittags Heißgetränke und Kuchen an. Das Arbeitspensum ist damit für uns nicht mehr so belastend, sodass wir, wenn eventuell auch finanziell angekratzt, mit gesunder Psyche aus der Krise hervorgehen.

STRAZE: Für den aktuellen Betrieb haben wir aus dem ersten Lockdown nicht so viel lernen können, weil wir da noch in einer ganz anderen Situation waren, nämlich mitten in der heißen Endphase der Baustelle. Auch die war zentral angewiesen auf selbstorganisierte DIY-Aktionen, ehrenamtliche Subbotniks, einen großen Teil der Baumaßnahmen haben wir gemeinsam gewuppt. Was wir dabei gelernt haben, ist, dass sich Wände hochziehen, Parkett verlegen, Streichen, Verputzen, Mörteln, Schleifen, Spachteln echt schlecht aus dem Home Office regeln lässt. Das hat uns erheblich in Verzug gebracht, neben allem anderen was noch so anstand. So haben Menschen sich nächtelang die Köpfe zerbrochen, um zur Eröffnung ein dreißigseitiges Hygienekonzept vorlegen zu können, das in engster Abstimmung mit dem Gesundheitsamt abgesegnet und minutiös umgesetzt wurde. Besucher*innen-Lenkung im Einbahnstraßensystem, Online-Ticket-Vorbuchung mit Kontaktdatenerfassung, um Trauben am Einlass zu vermeiden, mit dem Zollstock vermessene Abstände zwischen den Sitzplätzen bei jeder einzelnen Veranstaltung. All das, um nach nicht einmal drei Wochen, und keinem einzigen in unserem Haus gemeldeten COVID-Fall, doch wieder schließen zu müssen.

Es hinterlässt einen sehr bitteren Beigeschmack, als Kultureinrichtung offensichtlich so verzichtbar zu sein, dass ungeachtet all dieser Bemühungen, die unsere Szene da vorgelegt hat, in einem Rundumschlag wieder alles in den Lockdown geschickt wird – “light” ist der für viele andere Branchen, für unsere ist er hart, obwohl wir und viele andere Einrichtungen sehr tragfähige Hygienekonzepte vorgelegt und umgesetzt haben. Hier wünschen wir uns mehr Augenmaß und auch eine Haltung in der Politik, die nicht nur Marktinteressen in den Blick nimmt sondern überprüft, welcher Stellenwert einem Theaterstück, Konzert, Vortrag beikommt für das öffentliche Leben und das geistige Wohlergehen. Es geht dabei nicht nur ums Geld – wir machen das ja vor allem, weil es für uns zentraler Antrieb ist, diesen von uns als so wichtig erlebten Inhalten eine Plattform zu geben und Menschen den Zugang dazu zu ermöglichen.

Welche Unterstützung wünscht ihr euch von der Regierung?

Küstenkind: Dass die Einschränkungen gleichermaßen verteilt werden. Dies ist eine Krise, die von allen getragen werden sollte. Mit 75% des Umsatzes auszukommen heißt für uns 25% aus eigener Tasche zu zahlen. Es gibt Einkommensklassen, die könnten dies leichter tragen als die Gastronomie, die Kulturschaffenden oder Solo-Selbstständige. Wir alle haben mit unseren Tätigkeiten eine Relevanz für unsere Gesellschaft. Das medizinische Personal, auf das wir mehr denn je angewiesen sind, ist mit seinen Kräften bald am Ende. Die momentane finanzielle Entlohnung kann dies nicht aufwiegen. Die Kulturbranche, Gastronomie und der Tourismus, die unsere Gesellschaft sonst so lebenswert machen, sind finanziell ausgelaugt. Es gibt sehr schwere Portemonnaies in Deutschland, die in dieser Zeit noch schwerer werden und keinen Beitrag zum Überwinden dieser Krise leisten müssen. Das ist zum Verzweifeln.

STRAZE: Natürlich geht es auch um Geld: Wir wollen bei den nächsten Lockerungen weiterhin am Start sein können. Es braucht da unbürokratischere Direkthilfen, um über solche Durststrecken zu kommen. Uns bringt es nichts, wenn Hilfszahlungen in Aussicht gestellt werden, die 75 % des Vorjahresmonats umfassen – da gab es bei uns noch keinen Betrieb. Und wir kennen Menschen in der Branche, die seit Jahrzehnten dabei sind, und denen das genauso wenig bringt. Freiberufliche Tontechniker*innen beispielsweise: Als Soloselbstständige können nur Geschäftsausgaben geltend gemacht werden, die es aber so in der Regel gar nicht gibt. Da gibt es keine Büroräume, Dienstwagen, Arbeits-PCs, das wird alles von zu Hause am privaten Handy geregelt. Diesen Menschen, diesen vielen Soloselbstständigen, ohne die der Kulturbetrieb komplett baden geht, bleibt in solchen Zeiten nur der Rückzug auf die Grundsicherung via Hartz 4, oder aufzugeben und die Branche zu wechseln. Die bisherigen Hilfsprogramme unterstützen vor allem die großen Player unter den Kulturinstitutionen, die aber allesamt auf unsere “Freien” (Anm. d. Red.: Freiberufliche Kulturschaffende) angewiesen sind. Und auch diese großen Institutionen stehen vor riesigen neuen Problemen, wenn die dazu gezwungen werden, sich krisensicher neu zu orientieren.

Welche Lockdown-konformen Angebote gibt es bei euch zur Zeit?

Küstenkind: Take away Service und kleine Freuden wie einen Café Küstenkind Adventskalender. Wenn der Lockdown anhält, schauen wir, welche weiteren kleinen Weihnachtsaktionen wir organisieren können.

STRAZE: Aktuell bieten wir den oben erwähnten Take-Away-Mittagstisch an. Außerdem werden wir immer besser in Streaming-Angeboten. Einige der für November geplanten Filmvorführungen plus Gespräche konnten wir über Videokonferenzen realisieren, es wurde ein Ein-Personen-Theaterstück von zu Hause aus übertragen, und in Kooperation mit radio 98eins haben wir eine wunderschöne Show aus dem Saal auf die Beine gestellt, mit Livemusik und Gesprächen mit den Künstler*innen.

Was wünschen ihr euch von den Greifswalder*innen?

Küstenkind: Dass sich alle an die Maßnahmen halten, auf sich, ihre Lieben und alle im Abstand von 1,50m achten, damit dies alles schnell ein Ende hat. Wir möchten aber auch danke sagen an alle lieben Greifswalder*innen, die uns mit ihren warmen Worten motivieren weiterzumachen, mit Ihrem Kauf von Gutscheinen an die Zukunft des Café Küstenkind glauben und ihren Kaffee weiter auch to go bei uns trinken.

STRAZE: Von den Greifswalder*innen wünschen wir uns, dass sie uns die Bude einrennen, sobald wir wieder aufmachen. The show must go on, aber ohne euch ist es nicht dasselbe <3

Das Café Küstenkind hält euch über Facebook und Instagram auf dem Laufenden.
Auch die STRAZE könnt ihr über Facebook, Instagram oder die Website verfolgen. Dort könnt ihr auch den Mittagstisch bestellen.

Auf dem webmoritz. findet ihr außerdem ein Interview mit dem CDFZ und dem Pommerschen Landesmuseum, der Tanzschule D&D und dem Freizeitbad, der Boulderhalle und dem Paintballbunker sowie den Studiclubs Kiste, Club 9 und Geographenkeller.

Beitragsbilder: Lilli Lipka

Vergesst uns nicht – ein Interview mit der Boulderhalle und dem Paintballbunker

Vergesst uns nicht – ein Interview mit der Boulderhalle und dem Paintballbunker

Wir vermissen es, im Freundeskreis sportlich gegeneinander anzutreten oder miteinander steile Wände zu bezwingen. Wehmütig denken wir daran zurück, wie wir uns aufs Fahrrad geschwungen haben und für ein paar unterhaltsame Stunden miteinander ins Gewerbegebiet geradelt sind, und schätzen umso mehr, was wir hatten. Wir zehren von der Hoffnung, dass nächsten Sommer vielleicht alles wieder so wie “vor Corona” ist. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass viele dieser Sporteinrichtungen zur Zeit um ihre Existenz kämpfen, und sich gegenseitig mit bunten Kugeln zu beschießen oder sich an bunten Griffen empor zu hangeln nach der Coronakrise vielleicht nicht mehr so selbstverständlich sein wird. Wir haben mit der Grips Boulderhalle und dem Paintballbunker gesprochen und gefragt, wie es ihnen in der jetzigen Situation geht.

Die Interviews stammen vom 22. und 24. November 2020.

Wie geht es Ihrer Einrichtung?

Boulderhalle: Wir stehen aktuell kurz vor der Eröffnung. Vom derzeitigen Lockdown wären wir betroffen, hätten wir schon eröffnet, aber diverse, nicht in dem Umfang vorhergesehene, Baumaßnahmen im Bereich Brandschutz haben unseren Eröffnungstermin verzögert. Wir hoffen darauf, die Türen öffnen zu dürfen, wenn der Bau abgeschlossen ist und wir dann nicht von einem weiteren Lockdown getroffen werden.

Paintballbunker: Leider sieht es bei uns nicht besonders gut aus. Da wir jetzt wohl bis mindestens 20.12.2020 (Anm. d. Red.: Stand Ende November) schließen müssen, hatten wir dieses Jahr fast 6 Monate Zwangspause. Wir mussten sogar noch schließen als man bereits mit 10 Leuten Restaurants besuchen durfte. Leider wurden Argumente, dass wir über 1000 m2 für Gruppen von maximal 10 Leuten zur Verfügung hätten, ignoriert und es wurden strikt die Verordnungen des Landes durchgezogen, obwohl man auch Einzelfallentscheidungen hätte treffen können.

Leider zählen weder Paintball noch Lasertag in Deutschland als Sportarten, sodass wir immer in die Rubrik Freizeit gedrückt werden. Nach so langer Zeit konnten wir natürlich Vorräte wie Paintballs oder Getränke auch nicht verkaufen und haben dort auch herbe Verluste gehabt, deshalb sind von unseren 4 Studierenden auch nur noch 2 bei uns. Wir versuchen Ihnen noch ein paar Stunden an Arbeit zu ermöglichen, aber leider fehlt uns dazu einfach das Geld, da für den November immer noch keine Hilfen geflossen sind. Nachdem wir wieder öffnen durften, lief das Geschäft sehr gut und wir haben gehofft, die verlorene Saison wieder etwas aufzuholen, aber diese Hoffnung wurde dann im Oktober zerstört und nun sitzen wir wieder auf einer Lieferung an Paintballs, die für das Ende der Saison gedacht waren. Auch die Hoffnungen, im Dezember mit speziellen Angeboten die Lager zu leeren, sind leider gestorben.

Was ist die derzeit größte Herausforderung?

Boulderhalle: Die Ungewissheit, ob wir eröffnen können, sobald wir fertig sind. Zudem arbeiten wir an unserem Webshop, über den wir Gutscheine, Merchandising-Artikel und Kletterausrüstung verkaufen wollen, um auch mit geschlossenen Türen Einnahmen zu generieren. Wir groß daran das Interesse ist, können wir bislang noch nicht einschätzen – uns gab es ja vor dem Lockdown noch nicht.

Paintballbunker: Es ist im Moment wirklich nur das nackte Überleben. Da wir große Flächen brauchen, die in Greifswald leider nicht günstig sind und die Hilfen auf die Umsätze ausgelegt sind, wird es wirklich schwierig, mit 75 % vom Umsatz der schwachen Monate klar zu kommen, da es leider nur Nebensaison ist.

Was konnten Sie aus dem ersten Lockdown lernen?

Boulderhalle: Wir haben aus den Erfahrungen von anderen Boulderhallen gelernt: So wissen wir, was wir an Hygieneausstattung benötigen. Auch gab es nach dem ersten Lockdown eine Begrenzung der Besuchszahlen, wir haben dafür ein System erworben, mit dem die Auslastung erfasst wird und online gecheckt werden kann, wie viele Menschen gerade da sind. Wenn es nötig sein sollte, können wir technisch auf eine Zeitfenster-Buchung umstellen, um zu garantieren, dass zu einem Zeitpunkt eine begrenzte Zahl von Besucher*innen da ist.

Paintballbunker: Gelernt haben wir, dass es ganz schnell gehen kann, dass alles vorbei ist. Wir haben schon immer gelernt, mit wenig Geld auszukommen, da wir sehr von der Saison abhängig sind, aber das war jetzt die größte Herausforderung in den ganzen 16 Jahren meiner Selbstständigkeit. Ohne Freunde und Familie hätte ich bereits aufgegeben, da uns nur sehr wenige Firmen entgegen gekommen sind. Vermieter- und die meisten Werbefirmen bestehen auf Ihr komplettes Geld.

Welche Unterstützung wünschen Sie sich von der Regierung?

Boulderhalle: Wir haben bereits den ersten Festangestellten, da greift möglicherweise eine Kurzarbeiter-Regelung, wenn es einen Lockdown gibt. Wir Gründer allerdings sind Selbständige, da hoffen wir, nicht durchs Raster zu fallen, sollte es noch einmal ernst werden. Wir hoffen auch, dass die Menschen bald wieder Sport treiben dürfen. Das ist nicht nur für uns wichtig, sondern auch für das körperliche und seelische Gleichgewicht der Menschen.

Paintballbunker: Zu den Soforthilfen mussten wir noch 25.000 € Kredite aufnehmen um überhaupt über die Runden zu kommen und da muss die Regierung ansetzen. Man sollte die einzelnen Sachen genau prüfen und die Gelder fair verteilen und nicht pauschalisieren. Auch für Schäden was die Betriebsmittel angeht muss eine Lösung gefunden werden.

Welche Lockdown-konformen Angebote gibt es bei Ihnen zur Zeit?

Boulderhalle: Wir vertreiben derzeit die ersten Merchandising-Artikel und Boulderausrüstung über den Webshop, bald startet auch der Gutscheinverkauf.

Paintballbunker: Keine, denn wir können keinen Lieferservice anbieten für Minigolf oder Lasertag. Wir dürfen auch unsere Außenbereiche nicht öffnen, was sich wahrscheinlich auch nicht lohnen würde.

Was wünschen Sie sich von den Greifswalder*innen?

Boulderhalle: Wir freuen uns darauf, bald aufzumachen und die vielen Menschen, die uns jetzt schon super Feedback geben, hier begrüßen zu dürfen! Wir können uns eigentlich nicht mehr wünschen, als wir ohnehin schon bekommen: Wir wurden von der tatkräftigen Unterstützung einiger Greifswalder*innen und von denjenigen, die online bereits Sachen bestellt haben, überrascht – dafür sind wir schon jetzt dankbar!

Paintballbunker: Erst mal wünsche ich mir, dass alle Greifswalder*innen gesund durch diese schwere Zeit kommen und sich alle gegenseitig unterstützen. Gutscheine zu kaufen lohnt sich leider nicht wirklich, weil es das ganze Problem nur verschieben würde und dann wird es wohl noch schlimmer. Wir haben einige Angebote bekommen für Hilfen bei der Instandhaltung unserer Anlage, aber die meisten haben selber genug zu tun in dieser Zeit. Schön wäre es, wenn wir einfach nur unterstützt werden mit Werbung – auch online, dass man mal einen Beitrag teilt. Wir bitten auch um Verständnis, wenn wir unsere Preise anheben müssen, das haben wir bisher nicht getan aber werden wohl nicht drum rum kommen.

Wir danken Euch für ein offenes Ohr. Auch wenn es viel Gejammer ist, denke ich, dass wir viel aus der Zeit lernen können und die Menschen noch mehr zusammen halten! Bleibt schön gesund und man TRIFFT sich dann im neuen Jahr.

Die Grips Boulderhalle bringt euch über Facebook, Instagram und ihre Website auf den neuesten Stand.
Auch den Paintballbunker findet ihr auf Facebook, Instagram und ihrer Website.

Auf dem webmoritz. findet ihr außerdem ein Interview mit dem CDFZ und dem Pommerschen Landesmuseum, der Tanzschule D&D und dem Freizeitbad sowie den Studiclubs Kiste, Club 9 und Geographenkeller.

Beitragsbilder:  Markus Spiske und roya ann miller auf Unsplash