Adventskalender Türchen 24: Maries turbulenter Drive Home for Christmas IV

Adventskalender Türchen 24: Maries turbulenter Drive Home for Christmas IV

Auf ihrem Weg nach vorn merkt Marie, dass außer ihr niemand mehr im Bus ist. Außer ihr und… dem blonden Mädchen. Zusammengekauert sitzt es auf einer der Bänke, schaut aus dem Fenster und schluchzt vor sich hin.

„Ähm…hey“, flüstert Marie, „geht es dir gut?“ Das Mädchen zuckt zusammen und schaut auf: „Ich dachte es wäre niemand mehr im Bus. Ich dachte… mir geht es gut.“ Das Mädchen wischt sich die Tränen ab und schaut sie abweisend an. Doch jetzt will Marie nicht lockerlassen. Immerhin hat sie auch sonst nichts anderes zu tun. „Kann ich mich setzen?“, fragt sie. „Meinetwegen“, kommt es patzig von der Sitzbank zurück. Marie setzt sich und schaut sich im Bus um. Noch immer ist niemand wieder reingekommen. Stockend fängt sie an zu fragen: „Also. Ich weiß ja nicht, aber wenn du Hilfe…“

„Es ist ja soooo schrecklich“, platzt es aus dem Mädchen heraus. Jetzt weint sie auch wieder ein bisschen. „Ich hatte eine Aufgabe und jetzt mit der Panne wird das wohl nichts. Und irgendwie dachte ich, du gehörst zu uns. Wegen der vielen Geschenke und so.“ „Zu euch?“, fragt Marie verwundert. Das Mädchen wischt sich ein zweites Mal die Tränen ab und atmet tief ein: „Also: Ich bin ein Weihnachtself und ich dachte du auch. Also es gibt ganz viele Weihnachtselfen auf der Welt. Wir verteilen Liebe und kleine Wunder zu den Feiertagen und natürlich die Geschenke. Unsere Anweisungen bekommen wir per magischer Post von der Zentrale. Wer das genau ist, weiß ich jetzt auch nicht. Vielleicht das Christkind oder der Weihnachtsmann oder sonst wer. Ich bin für ein Kinderkrankenhaus in Berlin eingeteilt und sollte auf dem Weg den Leuten in den Autos ein paar Wunder mitgeben. Aber das ist ja nun völlig nach hinten losgegangen.“

Marie dreht sich der Kopf. Vielleicht hätte sie auf den Schuss im Tee verzichten sollen. Langsam kann sie einen Satz formen: „Warum sollte ich zu euch gehören?“ „Achso. Du hattest so viele Geschenke dabei und dann dachte ich. Na ja, es gibt viele Weihnachtselfen. Manche machen es hauptberuflich, so wie ich. Viele Eltern sind auch Weihnachtselfen und dann nur für ihre Kinder zuständig. Oder die älteren Geschwister werden Weihnachtselfen. Schließlich braucht es viele Hände für eine magische Zeit. Aber nur die hauptberuflichen Elfen können zaubern.“ Das Mädchen kichert. Doch dann endet das Lachen und sie schürzt die Lippen: „Du darfst das niemandem verraten. Das musst du mir versprechen.“ Marie nickt: „Versprochen.“

Eine Weile sitzen beide schweigend da. Das Mädchen spielt fahrig mit ihren Haaren, Marie sortiert ihre Gedanken. Erst formt sich eine Erkenntnis und dann eine Frage in ihrem Kopf: „Hast du die Panne verursacht?“ Immer nervöser wandern die Finger des Mädchens durch ihre Haare: „Also naja…nicht direkt. Also vielleicht schon ein bisschen. Also vielleicht hat mir die Zentrale gesagt, dass ich erstmal bei den kleinen Wundern bleiben soll. Aber im Auto nebenan war ein Vater. Seine Tochter hat ihn für Heiligabend ausgeladen. Ich übe noch an meinen Versöhnungszaubern, aber der Streit geht schon lang und die Wunden auf beiden Seiten sind tief. Auf jeden Fall ging irgendwas schief und auf einmal hat es aus dem Bus geraucht.“ Wieder kullern ihr Tränen über die Wangen. „Aber einen Bus-Reparatur-Zauber hast du nicht im Repertoire?“, fragt Marie vorsichtig. Die Weihnachtselfe schüttelt den Kopf. Wieder Schweigen im Bus. Marie startet einen zweiten Anlauf: „Wollen wir kurz raus und uns die Beine vertreten? Draußen kann man besser denken.“ Das Mädchen nickt und gemeinsam gehen die beiden zur Tür.

Draußen schneidet Marie die kalte Luft ins Gesicht. Die Elfe scheint die Kälte nicht zu merken. Sie schaut gedankenverloren auf die Fahrbahn, auf der die Autos wie Lichtblitze in der eisigen Dunkelheit vorbeirauschen. Langsam spazieren sie zum Busende. Dort stehen die anderen Fahrgäste und halten mit zitternden Händen ihre Handytaschenlappen an die Heckklappe. Einige wärmen sich in einem Kreis. Mit Ankunft der Elfe wird es plötzlich heller. Marie vernimmt die schüchterne Frage: „Wollen wir etwas singen?“ Kurz bekommt sie Angst, dass sich jemand an Wham! versucht. Doch vorsichtig klingen die ersten Töne von „Maria durch ein Dornwald ging“. Alle im Kreis singen mit. Die Musik am Rande der kalten Autobahn, die Lichter der Handys und der Scheinwerfer. Marie wird warm.

Als der letzte Ton verstummt, knallt auf einmal die Heckklappe. Stefan hat die Panne behoben und geht stolz voran zurück in den Bus. Die Fahrgäste trotten ihm hinterher. Das Rascheln von Mänteln füllt den Wagenraum. Marie setzt sich zurück an ihren Platz. Neben ihr das blonde Mädchen. „Glück gehabt“, flüstert sie ihr zu. Die Elfe nickt stumm. Die Wärme in Maries Herz macht sie schläfrig. Der Bus brummt sanft, als die Zündung startet. Marie schaut aus dem Fenster und denkt nach: Vielleicht hat das Mädchen ja geflunkert und sich die ganze Geschichte aus Langeweile ausgedacht? Doch Zweifel haben in dieser Nacht keinen Platz. Mit dem Gedanken an Wunder und endlich auf dem Weg nach Berlin schläft Marie selig ein.

Betragsbild: Laura Schirrmeister

Adventskalender Türchen 23: Fragen, die wir alle lieben.

Adventskalender Türchen 23: Fragen, die wir alle lieben.

Hier folgen nun ein paar Fragen, die wohl wirklich niemand von uns gerne hört, die aber in unseren Familien von so großer Beliebtheit sind, dass wir Jahr für Jahr auf’s Neue mit unangenehmen Situationen konfrontiert werden. Traditionell werden von den engsten Verwandten Existenzkrisen kreiert, in Fettnäpfchen getreten wie ein fünfjähriges Kind in Regenpfützen und allgemein die besinnliche Stimmung gestört.

Kind, was macht die Schule? Für die Großeltern ist es manchmal schwer, die letzten Jahre zeitlich einzuordnen, da kann man schnell mal das Studium mit der Schule verwechseln. In beiden Institutionen sollte man schließlich etwas lernen, von daher einfach einmal fragen, wie es in der Schule läuft. Erzählt doch einfach einmal ein bisschen vom Studium – natürlich ist das auch abhängig davon, wie viele Nachfragen ihr zu eurem Studium hören wollt! Wenn ihr die Frage schnell abspeisen wollt und vor allem auch könnt, antwortet doch einfach mit “gut”. Das klappte in der Schule ja auch immer.

Was macht man dann damit? Eine Frage, vor der sich viele Menschen vermutlich sehr fürchten. Bis heute ist uns keine ädaquate Antwort auf diese Frage eingefallen. Für den Fall, dass ihr geisteswissenschaftliche Fächer studiert: “Taxi fahren” kommt nicht bei allen Verwandten gut an. Been there, done that. Doch egal, wie man es dreht und wendet, diese Frage kann gut und gern schon einmal eine kleine Existenzkrise auslösen. Ihr seid nicht allein!

Wie lang studierst du noch? Und da kommt sie direkt und ohne Vorwarnung: die nächste Existenzkrise. Die nächste Frage, die man nicht genau beantworten kann. Aus eigener Erfahrung, kann man einfach eine Zahl nennen und abwarten. Die Verwandten vergessen am Ende sowieso meist, was man da gesagt hat. Was auch bedeutet, dass man diese Frage sehr häufig erneut beantworten darf. Aber hey, Kopf hoch! Das Konzept Regelstudienzeit ist für uns alle ein dummes Konzept, was abgeschafft gehört!

Was macht die Liebe? Das ist der Moment, in dem man wegrennt. Es ist eine Falle. Wenn ihr euch die Schmach geben wollt, dann seid gern ehrlich. Aaaaaaaaber: unsere Familien sind nicht darauf vorbereitet, dass wir das Thema vielleicht ein bisschen anders angehen, als sie es damals getan haben. Andere Generation. Andere Vorstellungen. Ach, ihr wisst, worauf wir hinaus wollen.

Wann kann man denn bei euch (endlich) mit Nachwuchs rechnen? Eine Frage, die man als Paar unbedingt hören möchte. Nein, natürlich nicht. Dass diese Frage unangebracht und übergriffig ist, brauchen wir vermutlich nicht mehr zu diskutieren. Vielleicht sollte man auch einfach den neugierigen Verwandten erklären, warum diese Frage nicht gestellt werden sollte.

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Ach! Und du bist jetzt also vegetarisch/vegan? Grundsätzlich handelt es sich hier um keine schlimme Frage. Zumindest solang die Verwandtschaft mit einem einfachen “Ja” glücklich wäre. Aber stattdessen darf man sich in diesem Moment weitere Fragen anhören. Man fühlt sich plötzlich wie ein Fremdkörper am Essenstisch und wird als der Grund betrachtet, dass das Essen jetzt kompliziert wird, weil man ja kein Fleisch mehr servieren könne. Noch besser wird es allerdings dann, wenn einem das Essen vor die Nase gestellt wird und man nochmals kurz darauf hinweisen muss, dass man das doch gar nicht isst.

Hast du schon alle Geschenke zusammen? First of all: Niemand hat jemals alle Geschenke zusammen. Irgendetwas wird immer vergessen oder noch besser: Man fragt eine Person, was sie sich wünscht und erhält keine Antwort. Dann ist diese Aufgabe ja gar nicht machbar. Außerdem können wir doch alle auf das Gefühl verzichten, das sich einstellt, wenn wir wieder daran erinnert werden, dass einem noch (fast) alle Geschenke fehlen.

Was wünscht du dir denn zu Weihnachten? Die Frage, die sich durch die Vorweihnachtszeit zieht. Eine Frage, die man natürlich auch sofort beantworten kann – nein. Alle haben das gleiche Problem und keiner hat eine gute Lösung dafür. Das Dilemma entsteht allerdings erst dadurch, dass man sich dann gegenseitig typische Last-Minute-Ideen in die Hände drückt und dabei das typische Lächeln aufsetzt. Falls ihr einen guten Weg sucht, Weihnachtsgeschenke zu finden, dann schaut einmal in unser Türchen 19. Dort hat Clara beschrieben, wie man gute Weihnachtsgeschenke finden kann.

Wie findest du das Geschenk? Diese Frage ist quasi der dritte Teil, der tödlichen Kombination, aus den vorherigen Fragen. Was soll man denn darauf antworten? “Öhh, das ist aber praktisch” oder “Uhhh, gute Idee”. Im besten Fall folgt auf die eigene Antwort noch der Satz “Wenn nicht ist auch nicht schlimm, man kann es noch umtauschen”. Dann hat man eigentlich auch schon verloren.

Hast du ab-/zugenommen? Da man seine geliebte Familie ab einem Punkt im Leben einfach nicht mehr so häufig sieht, kann man direkt mit solch einer Frage rechnen. Auch wenn man sich im engsten Kreis der Familie befindet, diese Frage ist NIE angebracht. Über Weihnachten laufen viele von uns ohnehin Gefahr, bei Plätzchen und leckerem Essen einmal mehr zuzuschlagen und die Bewegung kommt meist auch eher etwas zu kurz. Das angeknackste Selbstbewusstsein an der Stelle nochmal mit der verbalen Blutgrätsche zu Boden zu bringen, ist dann doch etwas unnötig.

Und jetzt, wo wir euch schon einmal ein Best-Of der Fragen geliefert haben, könnt ihr noch den heutigen Tag nutzen, um euch mental auf die Fragen vorbereiten und euch die ein oder andere gute Antwort zurecht zu legen.

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Adventskalender Türchen 22: schneeige Gedanken

Adventskalender Türchen 22: schneeige Gedanken

Pünktlich zu Weihnachten ist der Schnee geschmolzen. Wir möchten euch so kurz vor dem Fest trotzdem winterlich verschneite Gedanken machen und zeigen euch heute eine kleine Winterfoto-Galerie aus unseren Redaktionen. Viel Spaß beim Betrachten!

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Adventskalender Türchen 21: Lohnt sich der Uni-Adventskalender?

Adventskalender Türchen 21: Lohnt sich der Uni-Adventskalender?

Die moritz.medien verstecken das Weihnachtsgefühl traditionell hinter 24 weihnachtlichen Beiträgen. In Beitrag Nummer 21 nehmen wir euch mit zum Uni-Adventskalender.

Bisher war ich bei Online-Adventskalendern immer etwas skeptisch (außer natürlich bei unserem Adventskalender vom webmoritz.). Viele Institutionen haben inzwischen einen. Meistens interessieren mich die Inhalte nicht, oder ich verliere nach wenigen Türchen das Interesse. Aber vielleicht bin ich auch nicht offen genug. Ich habe deshalb den Online-Adventskalender unserer Uni ausprobiert.

Auf der Website der Uni Greifswald und auf dem Instagram-Kanal wird jeden Tag ein Türchen geöffnet. So weit, so typisch Adventskalender. Hinter den digitalen Türchen verstecken sich weihnachtliche Geschichten: So wünscht am 14. der AStA ein frohes Fest. Oder am 6. wird zum Nikolaussingen im Dom St. Nikolai eingeladen. Das Design spricht mich total an. Wunderbar übersichtlich kann man alle bereits geöffneten Türchen einsehen.

Zugegeben, ich habe erst seit dem 16. angefangen, jeden Tag in den Adventskalender zu schauen. Schnell hatte ich mich durch die bisherigen Türchen gescrollt. Die Inhalte sind kurzweilig und ich war schon ein bisschen traurig, als es keine neuen Türchen mehr gab. Umso gespannter war ich die nächsten Tage und wurde nicht enttäuscht. Insgesamt sind die Inhalte des Kalenders gut ausgewählt. Es bleibt thematisch passend und das Profil unserer Uni wird sichtbar. So lernt man in mehreren Beiträgen etwas über weihnachtliche Traditionen der Ostsee-Anwohnerstaaten. Einige “Lückenfüller” sind auch dabei. So kann man beispielsweise erfahren, dass unser studentischer Prorektor seinen Glühwein am liebsten mit Rum trinkt. Ich bin eher Team Amaretto, aber gut.

Mein liebstes Türchen ist bisher noch die Nummer 16. Es geht um den Julenissen. Das ist der norwegische Weihnachtswichtel, der die Geschenke bringt. Hinter dem Türchen erfahrt ihr auch, was die Kinder dem Julenissen zum Essen auf die Fensterbank stellen. Kekse sind es nämlich nicht.

Wenn ihr also nach unserem moritz.adventskalender noch nicht genug vom Türchen öffnen habt, kann ich den digitalen Kalender der Uni empfehlen. Ein paar Türchen kommen ja noch.

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Adventskalender Türchen 20: Rudi und Olf im Weihnachtsfieber

Adventskalender Türchen 20: Rudi und Olf im Weihnachtsfieber

Die moritz.medien verstecken das Weihnachtsgefühl traditionell hinter 24 weihnachtlichen Beiträgen. In Beitrag Nummer 20 könnt ihr eine kleine Geschichte über einen Baby-Elch lesen.

„Es war einmal ein kleiner Baby-Schneemann, der hatte eine Möhre anstatt der Nase, Steine anstatt Augen und Mund. Als er…“, begann die Weihnachtsgeschichte. „Hä, Mama? Das geht doch gar nicht? Ein Baby ohne richtige Nase, Augen und Mund. Wie kann der denn überleben?“, fragte der kleine Baby-Elch seine Mama. Diese antwortete ganz genervt: „Rudi, es ist eine Geschichte. Lass sie doch auf dich wirken. Dann schläfst du vielleicht auch langsam ein und der Weihnachtselch kommt, um die Geschenke zu bringen. Außerdem wirst du morgen doch schon ein Jahr alt.“ Rudi zeigte sich einsichtig und wollte sich seiner Mama zuliebe auf die Geschichte einlassen, um endlich einzuschlafen. Umso näher rückte der Weihnachtsabend. Als braver Baby-Elch schloss er seine Augen und lauschte der Stimme seiner Mama.

Rudi erwachte, als er bemerkte, wie nass sein Fell war. „Woher kommt das?“, fragte er sich ganz verschlafen. Mit halb geschlossenen Augen schaute er sich um und erschrak umgehend. Zwei große Knopfaugen blickten ihn an und vor ihm stand ein großes weißes Etwas. „Hallo du, ich bin Olf. Wer bist du?“, tropfte Olf Rudi voll. „Olf, was für ein dummer Name. Hört sich an wie Olaf aus dem Film ,Die Eiskönigin’. Wenn du Olf heißt, bist du bestimmt ein Schneemann. Ich bin übrigens Rudi“, antwortete der Baby-Elch skeptisch. „Und Rudi ist jetzt besser als Olf? Dann bist du auch nur der Namens-Abklatsch von ,Rudolf mit der roten Nase’. Und dass ich ein sprechender Schneemann bin, war für dich anscheinend sehr schwer zu erraten! Was hat mich verraten, der Schnee etwa?“, fragte Olf Rudi ironisch. Rudi fand den kleinen Schneemann ganz schön frech und vorlaut. Sobald Schneemenschen in der Nähe eines Feuers sind, schmelzen die doch. Vielleicht sollte er den nervigen Babyschneemann in die Nähe eines richtig schönen heißen Feuers locken.

„Kommst du jetzt endlich?“, fragte der Babyschneemann Rudi. Rudi, der vollkommen in Gedanken versunken war, schreckte auf. „Wo sollte ich mit dir bitteschön hingehen wollen? Ich kenne dich doch gar nicht“, warf Rudi ein. Olf schien das nicht zu kümmern. Er schlich mit seinen Schneeschuhen über den Pulverschnee und blickte nur kurz zurück, um zuschauen, ob Rudi ihm folgen würde. Rudi tat das sehr widerwillig und nur, weil er neugierig war. „Dafür, dass du ein Elch bist, bist du ganz schön langsam. Das soll uns aber nicht aufhalten, ans Ziel zu kommen“, sagte Olf. „Welches Ziel meinst du und wo gehen wir hin?“, fragte Rudi genervt.

Da begann Olf damit, ausschweifend über den Ort zu erzählen, wo sich alle Waldtierkinder und Schneewesen versammeln würden, die ein Jahr zuvor am Heiligen Abend geboren wurden, um ihre Weihnachtswesen und -tiere willkommen zu heißen. Dort sollten sie zusammenkommen, feiern, spielen und ganz viel Spaß haben in einer wunderschönen Winter-Wald-Landschaft. Als Baby-Elch kannte Rudi natürlich schon den Wald, Schnee und vom Weihnachtselch hatte er auch schon gehört. Er dachte aber immer, dass der Weihnachtselch alle Tiere beschenken würde. Da irrte er sich anscheinend. Während Olf vor Rudi hin und her tapste, unterhielten sie sich über ihre Erwartungen an ihr erstes richtiges Weihnachtsfest. Eine Sache interessierte Rudi vor allem: „Woher weißt du das alles, Olf, und warum gehst du mit mir zusammen dorthin?“ Olf erklärte ihm, dass die Schneewesen die Paten der Waldtiere seien und diese es oft nicht mitbekommen würden, dass sie die Auserkorenen seien. Das leuchtete Rudi ein. Er war manchmal ein ganz schön unaufmerksamer Tollpatsch. Je länger er sich mit Olf unterhielt, desto netter fand er ihn auch.

Auf einmal kamen sie an der wunderschönen Waldlichtung an, die sich zu einem hell erleuchteten Ort verzaubert hatte. Überall waren kleine Waldtiere zu sehen. Rehe, Füchse, Eichhörnchen und viele mehr. Alle tummelten sie sich zusammen, umgeben von Schneewesen. Dazu gehörten Schneemenschen, Schneeengel, Yetis und viele mehr. Alle schienen sie zusammenzugehören. Wie eine große Weihnachtsfamilie. Sie tanzten zusammen, tollten herum und bewarfen sich mit Schneekugeln. Rudi und Olf schlugen sich ins Getümmel und machten bei all den Spielereien begeistert mit. Doch dann herrschte auf einmal Stille. Ein Schneewirbel kam auf und aus ihm heraus plumpsten jeweils der zuständige Weihnachtselch, Weihnachtsyeti und Weihnachtsfuchs heraus. Alle kleinen Schnee- und Waldwesen waren ganz aufgeregt und staunten über das Geschehen. Obwohl es alles unterschiedliche Weihnachtswesen und Weihnachtstiere waren, einte sie der große Geschenksack, ein roter Mantel mit schwarzem Gürtel, eine Weihnachtsmütze und ein weißer Bart. Sie ließen sich nicht weiter beirren und liefen auf die Kleinen zu und überreichten ihnen ihre Geschenke. Rudi erhielt von seinem Weihnachtselch eine Schneekugel, die Rudi mit Olf im Schnee zeigte. Olf erhielt das gleiche Geschenk.

In seinem Traum noch weiter lachend und feiernd, wachte Rudi am nächsten Morgen auf. Seine Mama weckte ihn ganz sanft: „Guten Morgen Rudi. Ich wünsche dir frohe Weihnachten und alles Gute zu deinem Geburtstag.“ Rudi, der sich fragte, ob er das alles geträumt hatte, wurde immer wacher und sein Blick fiel auf die Schneekugel. Das Geschenk, das ihn an sein Abenteuer erinnern sollte.

Titelbild: Laura Schirrmeister

Beitragsbilder: Patrick Pahlke und Myriam Zilles auf Unsplash