Die moritz.medien Medien.Tipps

Die moritz.medien Medien.Tipps

Damit ihr euch in der vorlesungsfreien Zeit nicht langweilen müsst, haben wir aus allen Redaktionen der moritz.medien die besten Empfehlungen aus der Kategorie Medien zusammengetragen. Von Serien und Filmen über Bücher bis hin zu YouTube- und Instagramkanälen ist alles dabei. Lasst euch inspirieren und teilt uns gerne in den Kommentaren mit, was ihr in letzter Zeit gern geschaut, gehört, gespielt und gelesen habt.

SERIEN UND FILME

Arrested Development
– Diese Serie kann man nicht wirklich beschreiben, die Charaktere sind alle vollkommen bekloppt und das geniale Drehbuch fügt alles perfekt zu einer mit viel Liebe geschriebenen Komödie zusammen. Eine Serie, die man unbedingt auf Englisch sehen sollte, weil sie zu einem nicht unerheblichen Teil aus kleinen aber feinen Wortspielen besteht, die dann nach mehreren Staffeln Pause plötzlich zum perfekten Zeitpunkt wieder aufgegriffen werden. Eine Serie für Menschen mit einem etwas eigenen Sinn für Humor und einem großen Herz für verrückte Charaktere und Geschichten. Da eine Folge nur 20 Minuten lang und die Hauptstory sehr leicht verständlich ist, ist Arrested Development perfekt geeignet, um es nebenbei zu gucken. Und wegen der unzählbar vielen subtilen Anspielungen kann man die Serie immer und immer wieder gucken und sich jedes Mal wieder über neue Details freuen!

The Bold Type
– Drei junge Frauen, die für ein internationales (Frauen-)Magazin in New York arbeiten. Alle drei sind sehr liebenswert, halten zusammen, unterstützen sich gegenseitig und jede Folge behandelt ein anderes sehr zeitgeistiges Thema. Die Farben, Kostüme und Sets sind toll, machen Spaß beim Ansehen – wenn einem so etwas auffällt. Inspiriert ist die Serie von der Lebensgeschichte der ehemaligen Cosmopolitan-Chefredakteurin Joanna Coles. Mich hat die Serie sehr angesprochen und ich freue mich auf die 4. Staffel.

Bones und The Mentalist
– Alt aber noch gut, selbst wenn man sie schon kennt 😉 Bei Bones kann man etwas über Knochen und zwischenmenschliche Beziehungen lernen. Die Serie basiert auf dem Leben der forensischen Anthropologin und Autorin Kathy Reichs. In The Mentalist hilft Patrick Jane dem CBI durch seine erstaunliche Beobachtungs- und Kombinationsgabe Mordfälle aufzuklären.

Dark
– Es war ja schon in aller Munde, aber es lohnt sich wirklich! Mit jeder Folge entstehen mehr Fragezeichen (und keine Sorge, irgendwann auch Ausrufezeichen) und man wird süchtig danach, jedes Puzzleteil zu registrieren und es in einen größeren Zusammenhang setzen zu wollen. Trotz (oder vielleicht sogar wegen) der zunehmenden Verwirrung macht es Spaß, eigene Theorien aufzustellen und mitzurätseln! Die Serie eignet sich vor allem, um sie in der WG zusammen zu schauen, aber jegliche inhaltliche Zusammenfassung wäre wahrscheinlich schon ein kleiner Spoiler – von daher schaut doch selbst! Tick…tack…

Game Night 
– Die Thriller-Komödie mit Jason Bateman und Rachel McAdams in den Hauptrollen hat mich super positiv überrascht. Spannend, komisch und irgendwie anders.

Jane the Virgin
– Das pinke Cover und der Name könnten zwar abschrecken, doch die Serie ist genial gemacht und mit liebenswerten Charakteren gespickt. Unglaublich ironisch und überzogen und dabei so clever. Selbst für Menschen, die keine Telenovela-Fans sind, einen Versuch wert – zumindest, wenn man auf der Suche nach leichter Kost ist.

The Marvelous Mrs. Maisel
Im New York City der 50er Jahre begleitet man das Leben von Miriam Maisel (Rachel Brosnahan), die in einer alles verändernden Nacht von ihrem Mann verlassen und als Stand Up-Talent entdeckt wird (Trailer). Doch das ist aufgrund ihres familiären Backgrounds und der damaligen Bedingungen nicht gerade unproblematisch. Wer es noch nicht kennt, sollte sich die drei Staffeln auf jeden Fall (wenn möglich auf Englisch) ansehen – eine Fortsetzung folgt.

Stralsund
– Öffentlich-rechtliche Krimi-/Thriller-Serie mit Lokalkolorit. Erwartungen übertroffen. Hier zu finden: https://www.zdf.de/serien/stralsund.

DOKUMENTATIONEN

explained
– Die Serie auf Netflix gibt in jeder Folge einen Überblick über ein anderes Thema. In rund 20 Minuten wird über Inhalte von Sekten über Piraten und Programmieren bis hin zur Monogamie informiert. Ein cooler Gedankenanstoß und motiviert, sich näher mit einigen Fragen zu beschäftigen.

Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender
– Da möchte ich mich jetzt nicht auf eine festlegen. Stöbert einfach mal durch die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen, den Rundfunkbeitrag zahlen wir sowieso. Insbesondere bei Natur-, aber auch im Bereich Gesellschaftsdokus findet sich hier eigentlich für alle etwas.
– Die Arte-Mediathek ist auch recht interessant. Ich habe das Gefühl Arte vergisst man schnell oder denkt zumindest nicht sofort daran, wenn von den Öffentlich-Rechtlichen die Rede ist. Und Arte ist auch definitiv nicht mehr nur etwas für alte Leute, wie ich es als Kind immer empfunden habe.
– Empfehlung: Eine ganze Reihe über Korea, interessant und beunruhigend: Büro 39 – Nordkoreas schwarze Kassen.

(HÖR)BÜCHER

Dan Brown – Die Robert-Langdon-Reihe (angefangen bei Illuminati)
– Vielleicht kennt ihr ja die Filme bereits, aber hier lohnt es sich, die Bücher zu wälzen! Die Spannung ist teilweise fast nicht mehr auszuhalten und da es sie bei Spotify sogar als Hörbücher gibt, kann man die Sucht schön in den Alltag integrieren, hehe. Die Bücher sind unglaublich gut recherchiert und begleiten den Harvard-Professor für religiöse Ikonographie und “Symbolologie” (fiktiv), der plötzlich in rätselhafte Morde, Geheimorden und Verschwörungen verwickelt wird und mit seinem unglaublichen Wissen versteckte Zusammenhänge, Ambigramme und Hinweise aufdeckt (natürlich meistens unter einem nervenaufreibenden Zeitdruck). Die Bücher sind also nicht nur spannend, sondern bieten auch super viele fun facts, mit denen ihr beim nächsten Galeriebesuch ein wenig angeben könnt. 😀

Don Winslow – Savages
– Im Deutschen mit dem Untertitel “Zeit des Zorns”, aber auf Englisch tausend mal mehr zu empfehlen. Ein Krimi über den Drogenhandel in Kalifornien. Im Vordergrund steht die polyamoröse Liebesbeziehung zwischen der weiblichen und den zwei männlichen Hauptfiguren und die Frage, was einem Menschen passieren muss, damit er selbst bereit ist, zu einem “savage” zu werden. Ein relativ blutiges Buch, wobei gewaltvolle Themen aber immer mit viel Respekt behandelt werden. Winslow arbeitet mit einer großen Liebe für Sprache / Wortspiele (daher im Englischen noch einmal wesentlich besser) und einem tiefen psychologischen Blick, nicht nur für seine Hauptfiguren, sondern auch für jede einzelne Nebenfigur.

Richard DawkinsDas egoistische Gen
– Ist auf Englisch noch besser, aber über SpringerLink nur auf Deutsch verfügbar. Kategorie Sollte man gelesen haben.

PODCASTS

HarryPodcast
– Coldmirror analysiert in jeder Folge 5 Minuten des ersten Harry-Potter-Films bis ins kleinste Detail – Geduld nötig.

Mordlust
– Ein True Crime-Podcast, in dem sich zwei Frauen über wahre Kriminalfälle unterhalten und dabei auf strafrechtliche und psychologische Hintergründe eingehen.

WG Wesensfremd
Nachdem Matze Hielscher in Hotel Quarantäne – einer Spezialausgabe seines Interview-Podcasts Hotel Matze – ganze sieben horizonterweiternde Gespräche mit der Autorin Sibylle Berg führte, starteten die beiden Anfang August ihren eigenen Podcast WG Wesensfremd. Bei ihren Gesprächen über das Leben pendelt man als Zuhörer*in zwischen Grübeln und Grinsen und hofft am Ende, dass bald die nächste Folge kommt.

MUSIK

John Butler – Ocean (Live Version)
– “Wer hätte gedacht, dass Herr Tumnus so gut Gitarre spielen kann?” Nach dem kurzen Verspieler am Anfang wohl eines der schönsten Gitarrenstücke überhaupt und ein Song, um sich mit Kopfhörern nach einem langen Tag ins Bett zu legen, die Augen zu schließen und sich in eine andere Welt entführen zu lassen (vielleicht ja nach Narnia?).
https://www.youtube.com/watch?v=hQjwkXrcUrs

JPatterson
– Der (noch) recht unbekannte Künstler hat gerade erst ein neues Album namens “Mood” rausgebracht. Richtig coole Mischung aus Reggae, Dub und Elektro, die durchbrochen wird von der immer wiederkehrenden Trompete. Perfekt für den Sommer.

Meute – Slip (Deadmau5-Cover)
– Früher mochte ich weder Uniformen noch Marschkapellen, dann habe ich Meute entdeckt. Akustischer Techno in Perfektion, mehr kann und braucht man dazu nicht zu sagen.
https://www.youtube.com/watch?v=NMefxohehPQ

Parcels – “Live Vol.1”
– Die Studio-Session der australisch-berlinerischen Band Parcels enthält alles, was man für den Spätsommer in Greifswald braucht: Ein Hauch von Fernweh nach Down-Under und dem Lebensgefühl der bunten Bundeshauptstadt verpackt in funky Melodien und Disco-Beats, bei denen selbst die Studierenden der Rechts- und Staatswissenschaften nicht ruhig sitzen bleiben können. Und das alles in technischer Perfektion und live aufgenommen in den Hansa-Studios. Ein kleiner musikalischer Vorgeschmack auf die erste post-Corona Turbomate in unseren studentischen Clubs:
https://www.youtube.com/watch?v=e4TFD2PfVPw

Portugal.The Man – So Young (Live Stripped Down Session)
– Der Song für den Morgen nach der Party, auch ohne Party am Abend davor! Akustisch und noch gefühlvoller als die Album-Version, einfach schön.
https://www.youtube.com/watch?v=9vyGu2O7xNQ

VIDEOSPIELE

Assassin’s Creed: Odyssey
– Wenn du immer schon einen Faible für die griechische Mythologie hattest und im Sommer mindestens 100 Stunden Zeit findest, um sie am PC oder der Konsole zu verbringen (hasst du die Sonne oder was???), dann ist AC Odyssey das perfekte Spiel für dich! Schlüpfe in die Fußstapfen von Alexios oder Alexandra und erkunde die offene Welt des antiken Griechenland. Begegne deinem liebsten Freund aus dem Mathe-Unterricht – Pythagoras, oder führe tiefgründige Diskussionen mit Sokrates. Geh auf die Jagd nach mystischen Wesen und begib dich auf die Antwort nach den großen Fragen der Menschheit. Achja, und nebenbei gilt es auch noch, die eine oder andere Schleichmission oder Schlacht zu meistern. Es ist also für alle etwas dabei!
Nur ein kleiner Makel trübt den Gesamteindruck dieses eigentlich genialen Spiels: Wenn du eine Idee haben solltest, wie sich die Story sinnvoll in das AC-Universum einfügen lässt, melde dich gerne bei Ubisoft, die könnten da noch etwas Unterstützung gebrauchen!

TrackMania
– TrackMania is back! Ganz richtig, wer schon länger das masochistische Verlangen verspürt hat, sich das eigene spielerische Mittelmaß in Zahlen vor Augen zu führen, wird bei der Neuauflage des Rennspielklassikers von Nadeo regelmäßig die eigenen Erwartungen (nicht) erfüllt sehen! Und das auch noch gratis! Grafisch hat sich am Spiel selbst im Vergleich zu Nations Forever eigentlich nicht viel verändert und das im absolut positiven Sinne! Ein Hauch von Kindheit und LAN-Party-Lückenfüllern! Wie im Original gibt es auch in der Neuauflage die Möglichkeit, Bundesland und Stadt auszuwählen, aber da Greifswald überraschenderweise nicht vertreten ist, könnt ihr euch stattdessen auf Ergebnisse wie “Platz 573 in Rostock” freuen! Sehr amüsiert hat mich auch das Vodafone-Werbeplakat im Spiel: “Trackmania zocken mit 1.000 Mbit/s!” Haha, gebt mir erstmal die 250, für die ich bezahle…

Zusatztipp: LAN-Partys
Es sind Semesterferien, aber das Wetter spielt nicht mit? Schnappt euch ein paar Leute, tragt Pizza, Chips, Bier, die billigsten Energy-Drinks und alles, was irgendwie nach Computer aussieht (“Nein Patrick, Mayonnaise ist kein Computer!“) in die gemütlichste Bude, die ihr finden könnt, schaltet für eine Nacht die Handys ab und genießt die Reise in eine einfachere Zeit!
Hinweis: Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses für diesen Artikel am 01.09. waren private Versammlungen in Mecklenburg-Vorpommern erlaubt. Haltet euch bitte verantwortungsvoll an die Corona-Regelungen und spielt bei neuen Kontaktbeschränkungen getrennt und von Zuhause aus über das Internet miteinander! Vielen Dank!

YOUTUBE

Baumgartner Restoration
– Englischer Kanal zum Thema Restauration von Gemälden, auch ASMR-geeignet: https://www.youtube.com/channel/UCvZe6ZCbF9xgbbbdkiodPKQ

CGP-Grey
– Englischer Kanal mit Erklärfilmen zu Themen wie: “How to become Pope” und “Who owns the statue of liberty”: https://www.youtube.com/channel/UC2C_jShtL725hvbm1arSV9w

Critical Role
– Legendäre Dungeon&Dragons Webserie von professionellen Synchronsprecher*innen mit ziemlich großer, kreativen Fanbase:
https://www.youtube.com/channel/UCpXBGqwsBkpvcYjsJBQ7LEQ

Mailab
– Muss man dazu noch was sagen? (Kanal zu allen wissenschaftlichen Themen, die man schon immer mal erklärt haben wollte):
https://www.youtube.com/channel/UCyHDQ5C6z1NDmJ4g6SerW8g

INSTAGRAM-BLOGS

@celebface
– Perfekt für alle, die ab und zu mal einen Reality-Check brauchen, weil sie auf Social Media nur noch perfekt gefilterte Gesichter und Körper sehen. Das Profil vergleicht Instagrambilder oder operierte Gesichter mit der Realität. Keineswegs herablassend, aber man merkt: Hinter den makellosen Bildern im Internet stecken auch nur gewöhnliche Menschen.

@goodnews_movement
– Wie der Name schon verrät, werden hier lauter positive Neuigkeiten und Akte der Nächstenliebe gesammelt und geteilt. Hilft vor allem bei Weltschmerz jeglicher Art und stärkt die Hoffnung auf Menschlichkeit und Zusammenhalt, wenn einen die negativen Geschehnisse zu überrollen drohen, ist aber auch so einfach herzerwärmend anzuschauen und kann einen Stunden beschäftigen – Rumscrollen der guten Art und vor allem Inspiration für das eigene Verhalten!

@lenalademann
– Auf den ersten Blick wirkt ihr Instagramprofil wie das einer Bloggerin, die ein Auge für Ästhetik, Mode und Architektur hat. Wenn man ihr folgt, wird man aber öfter von ihren Alter-Egos in ihren Insta-Stories überrascht. Extrem witziger Kontrast.

@maltezierden
– Bekannt aus dem Fynn Kliemann-Universum. Immer wieder unglaublich witzige Stories über seine Erlebnisse in den öffentlichen Verkehrsmitteln, seine Gaumenspaltung oder seine Bemühungen um ein Foto von ihm in der Pferdezeitschrift Wendy (da tut sich gerade was!). Aber auch soziale Projekte werden angesprochen: Gerade baut und unterstützt er Heime für Straßenhunde in Griechenland.

Die moritz.familie wünscht euch noch eine schöne vorlesungsfreie Zeit!

Beitragsbild: JESHOOTS.COM auf Unsplash

“Schönwaldoku” feiert am Freitag Premiere

“Schönwaldoku” feiert am Freitag Premiere

“Wie wächst man hier in Schönwalde auf? Mit welchen Problemen hat man hier zu kämpfen und was für Chancen hat man als Teenager im Stadtteil? – Dieser Film zeigt Schönwalde aus der Sicht eines jungen Erwachsenen namens Felix. Es wird klar: hier zu leben kann auch ganz schön sein.” Das verspricht ein neuer Dokumentarfilm aus und über die beiden Randbezirke Schönwalde I und II, der morgen Abend, am 2. November im Kinder- und Jugendhaus Labyrinth seine Premiere feiert. (mehr …)

Ein Fundstück – Ozeano Nox

Eine Rezension von Stephanie Napp

Wie eine Erinnerung, die man vergessen hat und langsam wiederfindet – so muten die alten Filmaufnahmen aus dem Jahre 1912 an, die der Filmemacher Georg Wasner ausgehend von einem sechsminütigen Zeitdokument in ein mondänes Stück Kunst verwandelt hat, das den Namen „Oceano Nox“ trägt. Die Bilder, die uns zerkratzt und staubig entgegen flackern, wurden kurz nach der schicksalshaften Fahrt der Titanic aufgenommen. Lediglich die erste Aufnahme springt vor das Ereignis. Wir sehen Kapitän Edward John Smith, einer der 1500 Menschen, die den Untergang nicht überlebten.

In den folgenden Bildern ist die Katastrophe schon vergangen. Überlebende Mitglieder der Crew stehen in Position für die Kamera und starren in das Objektiv, ganz fasziniert von diesem neuen, unbekannten Medium. Einer setzt ein Lächeln auf, ein anderer stiert – wie in Trance – mit offenem Mund. Man sieht ihnen nicht an, dass sie erst vor Kurzem den eisigen Wellen entkommen sind. Unser Blick wandelt über die einzelnen Gesichter der Besatzungsmitglieder. Dabei hat der Regisseur die alten Bilder jedoch nicht einfach aneinander geschnitten, sondern künstlerisch instrumentalisiert.

Stasis des Augenblicks

Beobachter im Hintergrund – ein Spiegelbild des Zuschauers?

Die ursprüngliche Länge des Filmmaterials dehnt der gebürtige Wiener auf 15 Minuten. Dabei wiederholt Wasner einzelne Momentaufnahmen in Zeitlupe: Eine reiche Dame mit Federhut holt aus ihrem Wagen Kleidung für die überlebenden Passagiere. Große Säcke, aus denen etwas Stroh herausragt. Vielleicht gefüllt mit warmem Schuhwerk. Normale Koffer folgen, auch hier lässt sich der Inhalt nur erahnen. Aber: wir haben Zeit, darüber nachzudenken. Die Aufnahme ist um ein Vielfaches verlangsamt. Schwarzbild.

Dann läuft die gleiche Sequenz in normaler Geschwindigkeit ab. Wieder Schwarzbild.

Es folgt dieselbe Aufnahme in Zeitlupe, aber dieses Mal mit einem anderen, vergrößerten Bildausschnitt. Zwei Männer, ein langer und ein kurzer, stehen hinter dem Vehikel. Sie beachten die Dame nicht, sondern blicken ungläubig und gespannt in die Kamera. Die Beiden scheinen mehr Interesse an diesem neuen Instrument, als an dem Geschehen zu haben, das sich vor ihnen abspielt.

Nach diesem Muster verfährt der Filmemacher mit allen Momentaufnahmen. Als würde man immer wieder versuchen, die Zeit anzuhalten, um der Wahrnehmung des Bildes genug Raum zu lassen. Zweifelsohne aber eine gelenkte Wahrnehmung, denn der Betrachter bekommt nur die Details zu sehen, die der Regisseur ihn sehen lassen will. Dabei gelingt es Wasner, dem Zuschauer einen Spiegel vor die Augen zu halten. Während wir einen Einblick in den Nachklang der Katastrophe erhalten, nehmen wir als Zuschauer eine ähnliche Position wie die Personen hinter der reichen Dame ein – Beobachter, Gaffer, Voyeure. Die Spiegelfläche zwischen ihnen und uns bildet das Zelluloid.

Die Momentaufnahmen sind stetig durchsetzt mit Schwarzbildern, die uns die Möglichkeit geben, das gerade Gesehene wieder zu erinnern. Wie bei eine Schallplatte mit Sprung, werden wir stets von Neuem an dasselbe Bild herangeführt. Um zu starren.

Die stummen Filmaufnahmen sind mit einfachen Klavierklängen unterlegt, die die Nostalgie des Visuellen auch auf die auditive Ebene hinübertragen. Die nachdenklichen Töne machen grundlegend die Stimmung von „Oceano Nox“ aus; sie bilden den melancholischen Nachklang, der uns neben den Gaffern stets an die nicht sichtbaren Verunglückten erinnert.

Schwarzbild. „Oceano Nox! O Wellen! von welch traurigen Ereignissen könnt ihr erzählen“ heißt es im Zwischentitel. Der Ausruf stammt aus Victor Hugos gleichnamigem Gedicht. „O flots! Que vous savez de lugubres histoires!“ Nachdem der Romantiker im Jahre 1836 einen gewaltigen Sturm an der nordfranzösischen Küste beobachtet hatte, schrieb er das kurze Versepos über diese düsteren Nächte auf dem Ozean. Das Gedicht erzählt von den unzähligen Seefahrern, deren Körper im Meer und deren Namen in der Zeit versunken sind. Dieses Bild macht sich Wasners Titel zunutze und lässt es wie einen dunklen Schatten über den Aufnahmen schweben.

Alte Filmstreifen üben immer eine gewisse Faszination aus. Ein vergangener Moment wird aus der Rumpelkammer gekramt und uns – staubig wie er ist – präsentiert. Aber der Moment ist mehr als nur ein voyeuristischer Blick in die Vergangenheit. Er ist eine zu Kunst gemachte Geschichtsaufnahme. Ein Fundstück aus dem Filmarchiv, das uns in knappster Form an das Schicksal derer heranführt, die gerade nicht auf dem zerkratzten Zelluloidstreifen zu sehen sind.

Am Ende bleibt das weite, endlose Meer. Wir blicken auf den Atlantik und eine hinter den Wolken durchschimmernde Sonne aus dem Jahre 1912. „Oceano Nox“ schließt wie das Gedicht von Victor Hugo. Die Seelen ruhen auf dem Meer, ihre Namen geraten der Vergessenheit an. Doch mit diesem Film hat Georg Wasner den Schiffbrüchigen eine Erinnerung geschaffen, die über ein bloßes Zeitdokument hinausgeht. Er macht sich die Faszination der Nostalgie und den voyeuristischen Charakter der Menschen zunutze, um ein Stück Filmpoesie zu schaffen. Wir blicken auf die Menschen, dessen Leben sich mit dem der Verunglückten kreuzt und wissen nicht recht, ob wir weiter hinschauen sollen oder nicht.

Regie: Georg Wasner, Österreich, 2011

Anmerkung: Am 9. Dezember wurde diese Rezension von der Autorin überarbeitet.

 

Wie eine Erinnerung, die man vergessen hat und langsam wiederfindet – so muten die alten Filmaufnahmen aus dem Jahre 1912 an, die der Filmemacher Georg Wasner ausgehend von einem sechsminütigen Zeitdokument in ein mondänes Stück Kunst verwandelt hat, das den Namen „Oceano Nox“ trägt. Die Bilder, die uns zerkratzt und staubig entgegen flackern, wurden kurz nach der schicksalshaften Fahrt der Titanic aufgenommen. Lediglich die erste Aufnahme springt vor das Ereignis. Wir sehen Kapitän Edward John Smith, einer der 1500 Menschen, die den Untergang nicht überlebten.

In den folgenden Bildern ist die Katastrophe schon vergangen. Überlebende Mitglieder der Crew stehen in Position für die Kamera und starren in das Objektiv, ganz fasziniert von diesem neuen, unbekannten Medium. Einer setzt ein Lächeln auf, ein anderer stiert – wie in Trance – mit offenem Mund. Man sieht ihnen nicht an, dass sie erst vor Kurzem den eisigen Wellen entkommen sind. Unser Blick wandelt über die einzelnen Gesichter der Besatzungsmitglieder. Dabei hat der Regisseur die alten Bilder jedoch nicht einfach aneinander geschnitten, sondern künstlerisch instrumentalisiert.

Die ursprüngliche Länge des Filmmaterials dehnt der gebürtige Wiener auf 15 Minuten. Dabei wiederholt Wasner einzelne Momentaufnahmen in Zeitlupe: Eine reiche Dame mit Federhut holt aus ihrem Wagen Kleidung für die überlebenden Passagiere. Große Säcke, aus denen etwas Stroh herausragt. Vielleicht gefüllt mit warmem Schuhwerk. Normale Koffer folgen, auch hier lässt sich der Inhalt nur erahnen. Aber: wir haben Zeit, darüber nachzudenken. Die Aufnahme ist um ein Vielfaches verlangsamt. Schwarzbild.

Dann läuft die gleiche Sequenz in normaler Geschwindigkeit ab. Wieder Schwarzbild.

Es folgt dieselbe Aufnahme in Zeitlupe, aber dieses Mal mit einem anderen, vergrößerten Bildausschnitt. Zwei Männer, ein langer und ein kurzer, stehen hinter dem Vehikel. Sie beachten die Dame nicht, sondern blicken ungläubig und gespannt in die Kamera. Die Beiden scheinen mehr Interesse an diesem neuen Instrument, als an dem Geschehen zu haben, das sich vor ihnen abspielt.

Nach diesem Muster verfährt der Filmemacher mit allen Momentaufnahmen. Als würde man immer wieder versuchen, die Zeit anzuhalten, um der Wahrnehmung des Bildes genug Raum zu lassen. Zweifelsohne aber eine gelenkte Wahrnehmung, denn der Betrachter bekommt nur die Details zu sehen, die der Regisseur ihn sehen lassen will. Dabei gelingt es Wasner, dem Zuschauer einen Spiegel vor die Augen zu halten. Während wir einen Einblick in den Nachklang der Katastrophe erhalten, nehmen wir als Zuschauer eine ähnliche Position wie die Personen hinter der reichen Dame ein – Beobachter, Gaffer, Voyeure. Die Spiegelfläche zwischen ihnen und uns bildet das Zelluloid.

Die Momentaufnahmen sind stetig durchsetzt mit Schwarzbildern, die uns die Möglichkeit geben, das gerade Gesehene wieder zu erinnern. Wie bei eine Schallplatte mit Sprung, werden wir stets von Neuem an dasselbe Bild herangeführt. Um zu starren.

Die stummen Filmaufnahmen sind mit einfachen Klavierklängen unterlegt, die die Nostalgie des Visuellen auch auf die auditive Ebene hinübertragen. Die nachdenklichen Töne machen grundlegend die Stimmung von „Oceano Nox“ aus; sie bilden den melancholischen Nachklang, der uns neben den Gaffern stets an die nicht sichtbaren Verunglückten erinnert.

Schwarzbild. „Oceano Nox! O Wellen! von welch traurigen Ereignissen könnt ihr erzählen“ heißt es im Zwischentitel. Der Ausruf stammt aus Victor Hugos gleichnamigem Gedicht. „O flots! Que vous savez de lugubres histoires!“ Nachdem der Romantiker im Jahre 1836 einen gewaltigen Sturm an der nordfranzösischen Küste beobachtet hatte, schrieb er das kurze Versepos über diese düsteren Nächte auf dem Ozean. Das Gedicht erzählt von den unzähligen Seefahrern, deren Körper im Meer und deren Namen in der Zeit versunken sind. Dieses Bild macht sich Wasners Titel zunutze und lässt es wie einen dunklen Schatten über den Aufnahmen schweben.

Alte Filmstreifen üben immer eine gewisse Faszination aus. Ein vergangener Moment wird aus der Rumpelkammer gekramt und uns – staubig wie er ist – präsentiert. Aber der Moment ist mehr als nur ein voyeuristischer Blick in die Vergangenheit. Er ist eine zu Kunst gemachte Geschichtsaufnahme. Ein Fundstück aus dem Filmarchiv, das uns in knappster Form an das Schicksal derer heranführt, die gerade nicht auf dem zerkratzten Zelluloidstreifen zu sehen sind.

Am Ende bleibt das weite, endlose Meer. Wir blicken auf den Atlantik und eine hinter den Wolken durchschimmernde Sonne aus dem Jahre 1912. „Oceano Nox“ schließt wie das Gedicht von Victor Hugo. Die Seelen ruhen auf dem Meer, ihre Namen geraten der Vergessenheit an. Doch mit diesem Film hat Georg Wasner den Schiffbrüchigen eine Erinnerung geschaffen, die über ein bloßes Zeitdokument hinausgeht. Er macht sich die Faszination der Nostalgie und den voyeuristischen Charakter der Menschen zunutze, um ein Stück Filmpoesie zu schaffen. Wir blicken auf die Menschen, dessen Leben sich mit dem der Verunglückten kreuzt und wissen nicht recht, ob wir weiter hinschauen sollen oder nicht.