Bildung in M-V: Größte Fortschritte im Ländervergleich

Nach einer Studie im Auftrag der von Arbeitgeberverbänden getragenen und verschiedentlich kritisierten “Initiative neue soziale Marktwirtschaft” hat Mecklenburg-Vorpommern im vergangenen Jahr die größten Fortschritte im Bildungssektor im Vergleich zu den übrigen Bundesländern germacht. Das geht aus dem “Bildungsmonitor 2009” hervor, der in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde.

Im “Dynamik-Ranking“, das die Weiterentwicklung der einzelnen Länder auflistet, belegt Mecklenburg-Vorpommern mit 11,35 einen abgeschlagenen ersten Platz vor Sachsen mit 6,53 Punkten. Diese Siegerposition verkündete das Bildungsministerium in der letzten Woche stolz. Im letzten Jahr lag das Land in diesem Ranking auf dem vorletzten Platz 15.

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Ausschnitt aus dem "Dynamik-Ranking" der Studie (Klicken zur vollst. Ansicht)

Im “Bestands-Ranking” sieht es hingegen bei Weitem nicht so positiv aus: Dort belegt M-V den zehnten Platz und liegt damit in der unteren Hälfte. Allerdings belegte Mecklenburg-Vorpommern im Vorjahr noch den letzten Platz – insofern liegt auch hier eine kräftige Verbesserung vor.

Die Studie beschäftigt sich allerdings stärker mit anderen Bildungsfeldern als den Hochschulen. Zu den Faktoren, die für das Gesamtergebnis des Rankings verantwortlich sind, gehören Werte wie “Inputeffizienz” und “Förderinfrastruktur”. Auch unter dem nach Hochschulen klingenden Feld “Akademisierung” verstehen die Forscher eher, wie viele Schüler eine Hochschulzugangsberechtigung erwerben und wie hoch der Anteil der Akademiker an der Gesamtbevölkerung ist.

INSMEbenfalls Teil der Untersuchung war der Bereich der “MINT-Förderung“, in dem überprüft wurde, wie hoch der “Anteil der mathematischen, informatik- und naturwissenschaftlichen sowie technischen Qualifikationen und Fächer in Bildung und Forschung” ist. Das ist nach Ansicht der Autoren der Studie, die vom “Institut der deutschen Wirtschaft” in Köln durchgeführt wurde, offenbar besonders wichtig für die Qualität der Bildung. In diesem Bereich belegt M-V den sechsten Platz, im Bereich der Absolventen aus mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern ist es sogar auf dem zweiten Rang.

Weniger erfreulich ist der Faktor “Ausgabenpriorisierung“, der misst, wie viel ein Bundesland im Vergleich zu den Gesamtausgaben des Landes in die Bildung investiert. Hier belegt Mecklenburg-Vorpommern Platz 13 – nur Brandenburg, Berlin und Bremen verwenden einen noch kleineren Teil ihrer Ausgaben für den Bildungshaushalt. Im “Dynamik-Ranking” liegt M-V aber auch in dieser Kategorie auf Platz 2.

10 Millionen Euro für junge Lehrer

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Das Land will intensiver um Jung-Lehrer werben

Anfang dieser Woche gab die Landesregierung bekannt, ein 10-Millionen-Euro Sonderprogramm zur Anwerbung von jungen Lehrern aufzulegen. Verschiedene Medien (darunter auch der webMoritz) hatten in den vergangenen Wochen von den eher schlechten Bedingungen für junge Lehrer im Land berichtet. Das neue Programm sieht nun vor, die Zahl der jährlichen Referendare auf 500 auf zu stocken (von bisher 340). Der umstrittene jährliche Einstellungsrhythmus soll nach Informationen des NDR aber vorerst nicht wieder auf den Halbjahrestakt umgestellt werden.

Kritisiert wurde das Paket unter anderem für das in ihm enthaltende Versprechen, die neuen Lehrer würden von der Zwangsteilzeitregelung, die derzeit für einen Teil der Lehrer im Land gilt, ausgenommen. Lehrerverbände sagten dazu, die älteren Lehrer fühlten sich betrogen.

Bilder: INSM (Diagramm) und user “wolfra” via Flickr.

Studenten sind Wachstumsmotor für Greifswald

Vor einigen Wochen ist die neueste Ausgabe des „Sachstandsberichts“ von Professor Manfred Matschke erschienen. Der Bericht analysiert vor allem die Lage im Bereich Wirtschaftswissenschaften, enthält aber auch einen Teil über die regionale wirtschaftliche Bedeutung der Studenten. Hierbei widmet sich Matschke in bestimmten Untersuchungen ausdrücklich nicht nur den Studenten seines Fachbereichs, sondern allen Studenten der Universität.

Tendenzen: Weniger Studierende aus M-V, mehr Frauen

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Schlichtes Cover, viele Zahlen: Der Sachstandsbericht 2009

Vor seinen Ausführungen über die Kaufkraft der Studenten wirft Matschke einen Blick auf die Herkunft der Studenten. Im Sommersemester 2009 waren an der Universität 11.593 Studierende immatrikuliert. Im Wintersemester 08/09 waren es noch 12.240 gewesen; im Sommersemester sind aber stets weniger Studierende als winters eingeschrieben. Nur 39,8 % der Studierenden kommen aus Mecklenburg-Vorpommern. Dieser Anteil lag 2002 noch bei 46,3 % und hat sich seit dem Wintersemester 04/05 bei etwa 40% eingependelt. 57,5 % der Studierenden sind weiblich, dieser Wert ist seit 10 Jahren relativ konstant, lag aber 1996 noch bei circa 50 Prozent. Gemessen an den Studierenden vom WS95/96 hat sich die Gesamtzahl  mehr als verdoppelt (auf 238,4% im Wintersemester 08/09).

„Landeskinder“ wandern ab

In seiner Untersuchung benennt Matschke auch, dass zwar immer mehr Schulabsolventen aus Mecklenburg-Vorpommern auch in ihrem Heimatland ein Studium beginnen, dass aber auch die Zahl der „Auswanderer“ stark gewachsen ist – und zwar deutlich stärker als die der Studierenden, die im Land bleiben. Die Daten sind allerdings schon zwei Jahre alt: So sei die Zahl der in M-V bleibenden Studenten von 1998/99 bis 2006/07 um 23,0% gestiegen, die der in die übrigen Bundesländern abgewanderten Studierenden allerdings um 63,6 % gestiegen. Fazit des Professors: „Mecklenburg-Vorpommern hat also in diesem Zeitraum an Attraktivität als Studienort für seine „Landeskinder“ verloren.“ Außerdem stellt er fest: „Denn netto gesehen „exportiert“ Mecklenburg-Vorpommern junge, intelligente Menschen in andere Bundeskänder.“ Dem muss allerdings gegenübergestellt werden, dass mehr als die Hälfte der an hiesigen Unis ausgebildeten Studenten ja – wie oben ausgeführt – „importiert“ werden.

Kaufkraft um 6% gestiegen (mehr …)

NPD: Moderne Nazis in den Parlamenten

Die NPD legt in den Kommunalwahlen in M-V zu – und die Wissenschaft ist überfordert, der Journalismus manchmal auch.

Wenn man die Broschüre des Statistik-Amts zur jüngsten Kommunalwahl in Mecklenburg-Vorpommern von hinten aufschlägt, schaut man auf ein Land, dessen braune Flächen sich gegenüber der letzten Kommunalwahl 2004 umgekehrt haben: War die NPD 2004 lediglich in drei Kreisen und einer Stadt mit Kandidaten angetreten, so schaffte sie es dieses Mal bis auf drei Kreise und zwei Städte in allen anderen anzutreten. Mecklenburg-Vorpommern nach der Kommunalwahl 2009 ist braun. In Greifswald stellte die NPD keine Kandidaten auf, dafür aber im umliegenden Landkreis Ostvorpommern gleich neun. Insgesamt 75 Kandidaten der rechtsextremen Partei traten dieses Jahr landesweit zu den Kommunalwahlen an.

Das Kommunalwahlrecht kennt keine Fünf-Prozent-Hürde und begünstigt damit die kleineren Parteien, die auch mit wenig Stimmen einen Abgeordnetensitz erringen können. Ist zusätzlich die Wahlbeteiligung gering, steigen die Chancen nochmals. Und es dürfen auch schon 16-Jährige wählen. Gerade Jugendliche sind eine bevorzugte Zielgruppe der NPD.

npd-wahlbeteiligung-klein-300x469-landeswahlleiter-mvMit einem Gesamtstimmenanteil von 3,2 Prozent landesweit kann die NPD ab sofort 26 Parlamentarier in 13 Kreistage und Stadtparlamente entsenden, dazu kommen weitere Abgeordnete in Gemeindevertretungen. Gegenüber der Kommunalwahl von 2004 legte sie um 2,4 Prozentpunkte zu. In Ostvorpommern und Ludwigslust sitzen seit 2004 NPD-Abgeordnete im Kreistag, in beiden Kreisen konnte die Partei Prozentpunkte zulegen. Im Kreis Müritz und in Stralsund, wo sie ebenfalls seit 2004 in Parlamenten vertreten ist, verlor sie leicht.

So zieht beispielsweise Marianne Pastörs, Frau des NPD-Fraktionsvorsitzenden Udo Pastörs, gemeinsam mit dessen Wahlkreismitarbeiter Andreas Theißen in den Gemeinderat Lübtheen ein. In elf weiteren Gemeinden hat die NPD wohl Mandate erzielt; sie selbst präsentiert auf ihrer Homepage stolz 35 Abgeordnete in Gemeindevertretungen.

Zwischen Schock und Beschwichtigung

Nun sind angesichts dieser Zahlen alle möglichen Reaktionen denkbar, die von Erschrecken über Beschwichtigung bis zu Freude auf Seiten der NPD reichen. Die Amadeu-Antonio-Stiftung äußert sich gegenüber endstation-rechts.de „schockiert“ über die Wahlergebnisse. Die Leiterin des M-V-Landesbüros, Anne-Rose Wergin, analysiert, „dass sich gerade in den Hochburgen der rechtsextremen Szene die Zahl der NPD-Wähler gesteigert hat.“ Die grenznahe Region Uecker-Randow habe beispielsweise mit Abstand die erschreckendsten Wahlergebnisse, so Wergin, die Strategie der „national befreiten Zonen“ sei hier aufgegangen. Dem widerspricht Landeswahlleiter Klaus Hüttebräuker auf endstation-rechts.de. „Sowohl prozentual als auch absolut ist der Rückhalt der NPD in der Bevölkerung gegenüber den Landtagswahlen 2006 deutlich gesunken“, so Hüttebräuker. Das sei vor allem vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl deutlich unter der der Landtagswahl 2006 gelegen habe – was von Wahlforschern eigentlich als Vorteil für die NPD gewertet worden sei. Es bleibt aber fraglich, inwieweit man Kommunal- und Landtagswahlen vergleichen und daraus solche Schlüsse ziehen kann, sowohl die Themen als auch die Kandidaten sind unterschiedlich. (mehr …)

Scandlines zieht aus Rostock fort

Blick auf ein Schiff der Reederei in Warnemünde

Blick auf ein Schiff der Reederei in Warnemünde

Neuer Schock für die Arbeitnehmerwelt in Mecklenburg-Vorpommern: Nach Informationen der Lübecker Nachrichten will die Reederei Scandlines ihren Unternehmenssitz von Rostock-Warnemünde nach Puttgarden verlegen. Letzten Mittwoch tagte der Aufsichtsrat hinter verschlossenen Türen. Von offizieller Seite wurde die Verlegung noch nicht bestätigt, doch soll der Umzug noch bis zum Ende 2009 erfolgen. (mehr …)

Vorzeigetunnel in Mecklenburg-Vorpommern

Beim diesjährigen ADAC-Tunneltest schneidet Mecklenburg-Vorpommern exzellent ab. Der Warnowtunnel in Rostock erhielt in allen Testkriterien die Note sehr gut. Damit landete der seit 2003 privat betriebene Tunnel nach dem ADAC Testurteil noch vor den in Berlin und München getesteten Tunnelanlagen. Getestet wurden europaweit 13 Tunnel, die im Gegensatz zu den Vorjahren bis auf eine Ausnahme alle gute bis sehr gute Ergebnisse erzielten. Beurteilt wurden die Röhren dabei u.a. auf Brandschutz, Lüftung, Fluchtwege oder Verkehrsüberwachung.

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Gut, aber teuer: Der Rostocker Warnowtunnel. (Foto: gemo-netz.de)

Im ersten mautpflichtigen Tunnel in unserem Land lobt der ADAC vor allem, dass neben der Videoüberwachung zusätzlich beide Röhren rund um die Uhr mit geschultem Personal überwacht werden. Diese führen regelmäßig Übungen mit der Feuerwehr durch. Darüber hinaus sorgt ein automatisches Brandmeldesystem im Falle eines Feuers für die Alarmierung der Feuerwehr, die Aktivierung der Lüftung sowie die sofortige Sperrung des Tunnels. Außerdem stehen alle 150 Meter Feuerlöscher und Notrufe zur Verfügung, die Fluchtwege sind mehr als ausreichend gekennzeichnet und durch Querschläge können zur Selbstrettung die anderen Röhren erreicht werden.

Fazit des ADAC: „So sollte eine moderner Tunnel aussehen” der Tunnel könne als „Vorbild dienen”.

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(Foto: gemo-netz.de)

In der Vergangenheit sorgten die jährlich durchgeführten ADAC Test regelmäßig für Aufregung, weil einige Tunnel besonders durch ihre Negativbewertungen auffielen. Betroffen davon waren häufig italienische Röhren. 2009 konnte der ADAC jedoch keinen italienischen Tunnel testen, da in den meisten Bauarbeiten stattfinden. Schlusslicht dieses Jahr ist der Tunnel Vue-des-Alpes bei La Chaux-de-Fonds in der Schweiz. Er wurde als einziger nur mit ausreichend bewertet. Erschreckend ist, dass gerade die Flucht- und Rettungswege mit mangelhaft beurteilt worden. Aber auch bei der Verkehrsüberwachung ist er einsames Schlusslicht.
In Deutschland brauchen sich die Autofahrer jedoch keine Gedanken über die Sicherheit zu machen. Die vier getesteten Anlagen sind dieses Jahr europaweit Spitzenreiter. Dennoch mahnt der ADAC stetig zu verbessern und nachzurüsten, damit Europas Tunnel noch sicherer werden.

Links zum Thema:

Fotos: www.gemo-netz.de (Nicht CC-lizentiert!)

Herr Sellering und die DDR

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident hat am Wochenende mit einem Interview in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) für Wirbel gesorgt. In dem Interview hat er unter anderem gesagt, er verwahre sich dagegen “die DDR als den totalen Unrechtsstaat zu verdammen.” Der Koalitionspartner CDU und auch die übrigen demokratischen Parteien des Schweriner Landtags kritisierten Sellerings Aussagen umgehend.

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Erwin Sellering

CDU-Fraktionsvorsitzender Harry Glawe sagte dem NDR, es handle sich wohl um ein “Wahlkampfmanöver” Sellerings und mutmaßte, er wolle Sympathiepunkte bei der Bevölkerung sammeln. Gleichzeitig nahm der Koalitionär “seinen” Ministerpräsidenten aber auch in Schutz: Daran, dass die DDR ein Unrechtsstaat gewesen sei, herrsche wohl bei niemandem ein Zweifel.

Das geht aus den Aussagen Sellerings auch halbwegs eindeutig hervor. Der Vollständigkeit halber geben wir Sellerings Äußerungen hier im Zusammenhang der Fragen wieder:

War die DDR eine Diktatur?

Sie war gewiss kein Rechtsstaat. Ich verwahre mich aber dagegen, die DDR als den totalen Unrechtsstaat zu verdammen, in dem es nicht das kleinste bisschen Gutes gab. Allerdings stimmt: Der Staat machte vielfach, was er wollte. Es gab keine Kontrolle durch unabhängige Gerichte. Insofern hat zur DDR immer auch ein Schuss Willkür und Abhängigkeit gehört. (mehr …)