Jedes Jahr im Oktober ist am Darßer Bodden die Hölle los. Über 50.000 grau gekleidete Zweibeiner machen einen Heidenlärm, fressen bis zum Umfallen und pendeln zwischen Festgelände und Schlafbereich hin und her. Was ein bisschen nach dem letzten Festival der Saison klingt, ist in Wirklichkeit ein eindrucksvolles Naturschauspiel: Die Kranichrast am Darßer Bodden. Auf der Reise nach Südfrankreich und Spanien fressen die Vögel sich hier Fettreserven an und sammeln sich zu den charakteristischen großen Schwärmen.

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Wenn, wie derzeit, aufgrund ungünstiger Winde Zugstau herrscht, sammeln sich auch mal mehr als 65.000 Kraniche, die den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft als Rastplatz nutzen. Die Bestände des Grus grus, des Graukranich, seien stabil, erzählt Anne Kettner vom Kranichzentrum Groß Mohrdorf. Bis wann das Spektakel gehe, sei immer schwer abzuschätzen. Je nachdem, wie viele Reserven sich die Kraniche wieder anfressen müssten, wie warm oder kalt es sei und wie die vorherrschende Windrichtung sei, zögen die Vögel zwischen Mitte Oktober und Anfang November weiter.

Der wohl spektakulärste Anblick während der Rast ist wohl die allabendliche Rückkehr der Kraniche zu ihren Schlafplätzen. Zu tausenden fliegen sie im schönsten Abendlicht über die Köpfe der Beobachter hinweg hinaus auf den Bodden, zum Beispiel zu den Inseln Kleiner und Großer Werder, östlich des Darß. Die besten Beobachtungspunkte sind kein Geheimnis, so bietet unter anderem das vom Kranichschutz Deutschland getragene Kranichzentrum in Groß Mohrdorf Führungen und Tipps an. Außerdem kann man sich vor Ort über das Leben und die Bedeutung der Kraniche für die lokale Bevölkerung und die Ökosysteme informieren. Unter anderem erfahrt ihr hier, warum die Kraniche auch „Vögel des Glücks“ genannt werden.

Zu Risiken und Nebenwirkungen…

Solltet ihr euch die Vögel auf eigene Faust anschauen wollen, so achtet bitte darauf, mindestens 300 Meter Abstand zu wahren. Geht ihr dichter heran, flüchten die Vögel, und ihr habt nichts davon. Außerdem sei euch davon abgeraten, die Vögel berühren zu wollen, sofern ihr doch so dicht an sie heran kommt: Die Kraniche werfen sich dann auf den Rücken und schlagen mit ihren Krallen nach dem Oberkörper der vermeintlichen Angreifer.

Im Frühjahr ist übrigens deutlich weniger los am Darßer Bodden, da die Kraniche den Zug in ihre Brutgebiete in kleineren Gruppen antreten und auch weniger Zeit mit der Futteraufnahme verbringen. Dafür führen sie dann ihren Balztanz auf, ebenfalls ein sehr lohnendes Schauspiel.


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Anfahrt nach Groß Mohrdorf

[Update 20:42] Unsere Leserin Judith Hohmann war schon einmal mit ihrer Kamera bei der Kranichrast am Darßer Bodden und hat uns ein paar Bilder für folgende Galerie zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Titelbild: Marek Szczepanek, CC-Lizenz; Galerie: Judith Hohmann