Kino: Let’s make money – Kapitalismus extrem

Seit Donnerstag läuft der neue Film von Erwin Wagenhofer, dem Regisseur von „We feed the world“, im Greifswalder Kino. Wir haben ihn uns für Euch angeschaut:

„Let’s make money” versucht seinen Zuschauern einen Einblick in den Irrsinn unserer Finanzwelt zu geben und setzt damit die Globalisierungskritik aus Wagenhofers erstem Film fort. Gedreht wurde der Film bereits einige Zeit vor der aktuellen Finanzkrise, die sich damals allerdings schon andeutete.

Der Film beginnt mit der Suche nach Gold: Ohne Worte wird jeder einzelne Schritt der Herstellung gezeigt. Anschließend kann der Zuschauer die Verteilung des Kapitals auf der Leinwand lesen. Schon hier wird die Hauptthese des Filmes deutlich: die Armen werden immer ärmer, während die Reichen unserer Erde immer reicher werden.

Überhaupt arbeitet der Film vor allem mit Bildern. Gesprochen wird nur von den Personen, die sich und ihre Arbeit vorstellen: Männer in schwarzen Anzügen sitzen im Auto und reden von „emerging markets” und von Investitionen. Eine indische Wirtschaftsstudentin führt durch ein Slum, afrikanische Frauen zeigen ihre Arbeit auf Baumwollplantagen. Die Szene in einem afrikanischen Steinbruch bleibt besonders in Erinnerung. Vor allem Frauen und Kinder verrichten hier körperliche Schwerstarbeit für einen Hungerlohn.

Zudem arbeitet Wagenhofer mit Kontrasten. Während der Banker im Auto von günstigen Bedingungen für Investitionen in Indien spricht, fliegen hinter den Fenstern die Wellblechhütten indischer Slums vorbei. Dann berichtet der Investor Mark Mobius in seinem Büro, wie günstig die Steuern für sein Unternehmen in Singapur seien. Danach afrikanische Arbeiter in einem Steinbruch gezeigt.

Mit diesen Kontrasten führt Wagenhofer einmal mehr den Zuschauern vor Augen, wie die Spanne zwischen reich und arm auf unserer Welt immer größer wird und wie sehr die Vermehrung von Kapital die Geschäfte der westlichen Welt dominiert.

Doch das ganze Problem findet nicht nur weit weg vom Zuschauer, in den großen Finanzzentren der Welt oder auf Plantagen in Afrika statt, sondern auch in Europa. Dies verdeutlicht der Filmemacher vor allem an Hand der Immobilienblase in Spanien. Mit den Erklärungen eines Bauherrn und mit erschreckenden Fakten wird dem Zuschauer vermittelt dass sich dieser finanzielle Irrsinn direkt vor seiner Haustür abspielt.

Doch das Finanzsystem unserer Welt, das sich aufgrund der Globalisierung immer weiter international verstrickt, ist ein komplexes Thema. Vielleicht zu komplex für einen Kinofilm und auf jeden Fall zu komplex für einen Film, der hauptsächlich mit Bildern arbeitet.

Der Zuschauer bekommt einen Einblick in die Finanzstruktur unserer Banken und erfährt ungefähr welchen Weg sein Geld nimmt, nachdem es auf die Bank gebracht wurde. Doch zusammenhängende Erklärungen kommen zu kurz.

Es ist wichtig den Menschen die Probleme der aktuellen Politik vor Augen zu führen, doch der Erkenntnisgewinn des Zuschauers von „Let’s make money” wäre mit weniger Bildern und komplexeren Erklärungen sicherlich größer gewesen.

  • Wer sich intensiver für das Thema interessiert, kann zu einer Veranstaltung im IKuWo am 13.11. gehen. Dort wird ebenfalls ein Film gezeigt und danach über Privatisierung diskutiert. Mehr Infos in unserem Kulturtipp hier
  • Filmwebsite: Let’s make Money

Privatisierung: “Armut für alle”

Am 13. November findet im IKuWo eine Informationsveranstaltung zum Thema “Glauben sie, dass durch Privatisierung alles besser wird?” statt. Das IKuWo bezieht sich mit der Veranstaltung auf lokale Ereignisse. Im Pressetext heißt es zur Veranstaltung:
“Wohnungen, Bahnverkehr, Kliniken, Straßen, Wälder und vieles mehr kommen unter den Hammer. Was vorher allen gehörte, wird Privateigentum. In Greifswald ist der Anteilsverkauf der Kommunalen Wohnungsverwaltung WVG an die Kommunale Wohnen AG (KWG) umstritten. Schon der von den Befürwortern des Anteilsverkaufes gelenkte Volksentscheid zum Anteilsverkauf sorgte für Diskussionsstoff. Nun zahlt der Investor nicht und die Stadt will möglicherweise die Einnahmen nicht für die Schuldentilgung nutzen.”
Das Programm sieht einen Vortrag und Film mit anschließender Diskussionsrunde vor. Referenten sind unter anderem Mitarbeiter des “Rostocker Soziale Bildung e.V“. Die Veranstaltung ist offen für alle und kostenlos.
Das Gebäude des IKUWO befindet sich in der Goethe-Straße 1. Beginn ist 21 Uhr.

Donnerstag: Eine-Frau-Elektronik-Armee

weird kickin electronic music – no lapdog!

„Ich weiss was zu tun ist- ich bin eine scheppernde Rockband ohne Gitarre. Ich bin ein Orchester im Fleischwolf in Miniaturausführung, der Dirigent dreht am Rad. Das Orchester auch. Ich bin das Orchester. Ich bin der Dirigent. Der Dirigent ist eine Frau. Ehrenamtlich. Die Pauken in doppelter Besetzung. Frau Electronic Rockband, die auf unter und hinter einen Tisch passt. Und das alles mitten ins Herz. No Computers – no safety? Ich fühle.“

Mitunter erinnert sich die eine oder andere noch an die Berliner Noiseformation „Das zuckende Vakuum“. Das war die Wirkungsstätte Tonia Reehs, bevor sie zu Monotekktoni wurde. Vor etwa fünf Wochen erschien das mittlerweile vierte Album ihrer Eine-Frau-Elektronik-Armee – der scheppernden Rockband ohne Gitarre, wie sie sich selbst beschreibt. Sie ist die Verkörperung eines popkulturellen hauptstädtischen Sektors, irgendwo zwischen Prekariat, Gentrifizierung und Ladyfest. (mehr …)

Freitag: Horror & Indierock auf der Bühne

Das Studententheater Greifswald präsentiert am 31. Oktober um 20 Uhr in der Mensa am Schießwall das Theaterstück „Die Nacht der Puppen”, ein Gastspiel der Freien Bühne Düsseldorf.

Lars Krückeberg, Gründer und Leiter der Freien Bühne Düsseldorf ist verantwortlicher Regisseur des Stücks. Sowohl die Romanvorlage des Spaniers Fernando Arrabal, als auch die szenische Umsetzung des vielgelobten Krückebergs lassen auf schwer verdaulichen, aber mitreißenden Theaterabend schließen.

Ein kurzer Auszug aus der Story:

Protagonist Cavanosa lernt im Park ein junges Mädchen kennen: Ihr gesteht er den Mord an seiner Mutter. Ängstlich und fasziniert zugleich bleibt sie bei ihm. Es entsteht eine Abhängigkeitsbeziehung. Auch seine durch Grausamkeiten geprägte Beziehung zur Mutter enthüllt sich dem Zuschauer nach und nach.

Theaterplakat

Theaterplakat

Die schockierende Inszenierung wird im heimischen Rheinland nach Angaben der Künstler mit positiven Kritiken überhäuft und auch vom Theaterpublikum gefeiert. Das Ensemble klingt vielversprechend: Das Land Nordrhein-Westfalen prämierte zwei Schauspieler als beste Nachwuchsdarsteller 2007.

Sollte jedoch am Reformationstag keine Zeit für einen Theaterbesuch sein, wird es eine weitere Aufführung der „Nacht der Puppen” am Samstag, den 1. November, um 20 Uhr im IKuWo geben.

Ankündigung

Allerdings kann man nur am Freitagabend in der Mensa nach der Aufführung die musikalischen Lokalhelden „Naked Neighbours on TV” und „Pazifika” live erleben. Die Naked Neighbours werden – wie bereits von vergangenen Konzerten bekannt – ihre Musik, die sowohl aus Indie- als auch aus Post-Rock-Elementen besteht, mit Visuals untermalen. Es wird also sowohl akustisch als auch optisch einiges geboten.

Sollte dann noch immer nicht genug sein, findet nach den Konzerten eine Party statt.

Kosten: regulär 7 Euro, ermäßigt 5 Euro.

Links zu den Bands:

Link zur Theaterinszenierung:

Doppel-Tipp: 24h-Vorlesung und Clubs-U-Night

Während wir moritze nach Glashagen fahren, gibt es für alle anderen auch in Greifswald am kommenden Wochenende ein grandioses Programm mit gleich zwei Großveranstaltungen:

Los geht’s mit der 24 Stunden Vorlesung, die der AStA dieses Jahr bereits zum siebten mal veranstaltet. Die 24h-Vorlesung findet dismal vom Freitag, den 24.10. 18 Uhr bis Samstag, den 25.10. 18 Uhr im Audimax statt. Als Dozenten werden wieder viele Professoren und Mitarbeiter der Universität dabei sein, aber auch zahlreiche Externe wie zum Beispiel Bildungsminister Henry Tesch oder ein Vertreter von Bundesinnenminister Dr. Schäuble. Auf der Themenliste stehen unter anderem

  • „Bis dass der Tod euch scheidet?! – Das Dilemma der modernen Liebe”
  • „Warum psychischer Stress krank macht. Der Unterschied zwischen dir und mir” oder auch
  • „Krebs durch Atomanlagen?”.

Alle Studierenden und andere Interessierte sind ganz herzlich eingeladen. Der AStA sorgt während der Veranstaltung für Essen und Trinken zu günstigen Preisen. Das Programm ist abwechslungsreich: Naturwissenschaft, Medizin, Politik, Geschichte und Kultur. Und ganz wichtig: Das ganze Programm gibt’s hier als PDF.

Praktisch ohne Unterbrechung geht es am Samstag Abend mit der Clubs-U-Night weiter. Hierbei handelt es sich um die größte Studentenparty des Nordostens, die seit zehn Jahren von allen fünf Greifswalder Studentenclubs in der Mensa am Wall gemeinsam veranstaltet wird.

Wie jedes Jahr gibt es wieder mehrere Live-Bands. Im kleinen Saal der Mensa treten die Elektropunker Egotronic, die Poprock-Band Jenix, die dieses Jahr auch auf dem Southside spielten, und zum Abschluss Marycones, die sich dem Chanson-Ska verschrieben haben, auf. Davor spielt zur Einstimmung die Hamburger Rock`n` Roll Truppe Helldriver im Foyer.

Kennt ihr alles nicht? Noch nicht! Schon in den vergangenen Jahren luden die Veranstalter unbekannte Bands ein und trafen damit den Geschmack der Gäste. Unter anderem The Wohlstandskinder, Die Happy und Tempeau. Letztere sind in der Stadt mit dem Lied “Mädchen aus Greifswald” (hier auf dem webMoritz anhören) bekannt.

Natürlich gibt es nicht nur Livemusik. Im Mensaclub legen DJane Ull und Mensa-Urgestein DJ CoolX auf. Mit ihrem 80er Jahre Mix sorgen sie regelmäßig für Partystimmung. Im Keller sorgt DJ Lord Nelson vom C9 für “Caribean Vibes”. Am Kiste-Clubstand im Foyer vor der Cafeteria präsentieren euch DJ Pete Severano und DJ Lechium Elektro Vs. Rock. Nicht vergessen werden sollen die beiden Keller: Die Geologen feieren das erste Barberafest und die Geographen sind diesmal Stars in Stripes – beide ebenfalls im Foyer.

Karten sind in der Stadtinformation erhältlich, ab Montag während der Essenszeiten in der Mensa am Wall und während der Partys in den Studentenclubs. Zudem Samstags ab 19:30 an der Abendkasse. Für Studenten kostet der Spaß im Vorverkauf 6,50€ und an der Abendkasse 8,50€. Alle anderen müssen 8 bzw. 10€ zahlen. Los geht es am Samstag um 19:30 Uhr.

Weiter Infos findet ihr unter Clubs-U-Night.de.

(Dieser Beitrag wurde ursprünglich am 19. Oktober veröffentlicht.)