Für die Liebhaber elektronischer Musik unter uns führte an diesem Mann in den letzten Jahren eigentlich kein Weg vorbei. Die Rede ist von Oliver Koletzki. Wahlweise alleine als DJ oder zusammen mit seiner Band „The Kolletzkis“ beschallte er im Sommer die Festivals SonneMondSterne, Melt! und Fusion, sowie regelmäßig auch die besten Clubs der Republik mit feinster elektronischer Musik. Sein Label „Stil vor Talent“ versorgt die Szene schon seit Jahren mit interessanten Newcommern.
Nun hat er auch noch mit Fran, der Stimme von „The Koletzkis“, ein weiteres Projekt gestartet. Das neue Album „Lovestoned“ steht seit dem 3. September in den Läden und wirkt zunehmend poppiger als frühere Veröffentlichungen des Künstlers. Es ist also durchaus auch etwas für diejenigen, die mit elektronischer Musik sonst nichts anfangen können. Natürlich darf auf der Album-Release-Tour Greifswald nicht fehlen!
Als Mainact der 33. Zu Gast bei Freunden-Party tritt Oliver Koletzki feat. Fran am Freitag, 29. Oktober ab 23 Uhr im TV Club auf. Als Support haben sich Lars’N Rinstroem und Ericcxon angekündigt. Alles in allem verspricht der Abend also eine vollkommene Abwechslung zu den sonstigen BWLer-, Juristen-, Ü30- oder Mediziner-Partys im TV-Club zu werden.
Anlässlich des einhundertsten Geburtstages des bedeutenden spanischen Dichters Miguel Hernandez finden diese Woche mehrere Veranstaltungen rund um das Leben des Poeten, die Zeit des spanischen Bürgerkrieges und fremdsprachige Literatur statt.
Der spanische Poet verfasste zahlreiche Werke in Gefangenschaft.
Miguel Hernandez wurde am 30. Oktober 1910 in ärmliche Verhältnisse geboren. Neben einem kurzen Aufenthalt an einer staatlichen Schule blieb Hernandez nur das Selbststudium, um seinen literarischen Neigungen nachzugehen. In seinen ersten Werken als Jugendlicher noch deutlich vom spanischen Barock beeinflusst, beschäftigte er sich später zunehmend mit dem Surrealismus und den sozialen Verhältnissen in Spanien. So machte ihn sein Engagement für die Republikaner während des Bürgerkrieges zu einem Feind Francos. Nach Beendigung des Krieges wurde er daher auf der Flucht nach Portugal gefasst und zu einer 30-jährigen Haftstrafe verurteilt. Während dieser Zeit verfasst er einen Großteil seines literarischen Werkes, in dem er sich neben seiner eigenen Inhaftierung und dem Bürgerkrieg auch mit dem Tod seines Sohnes und der Armut seiner Familie beschäftigt. Im März 1942 erliegt Hernandez schließlich in Gefangenschaft einer Tuberkuloseerkrankung.
Veranstaltungen im Falladahaus, im IKuWo und dem Antiquariat Rose
Am Mittwoch, dem 27. Oktober, eröffnet um 18 Uhr im Falladahaus (Steinstraße 59) eine Ausstellung zum Leben des spanischen Volkshelden. Neben erläuternden Vorträgen wird es auch Musik, Filmausschnitte und Fotos aus der Zeit und dem Leben des Dichters geben. Darüber hinaus wird mit einem Buffet auch für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt sein. Um 21 Uhr geht es dann im Café Pariser in der Kapaunenstraße 20 weiter. Hier werden fremdsprachige Bücher gelesen und besonders gehört, und wer selbst ein fremdsprachiges Buch hat und dieses gerne einmal in der Öffentlichkeit gelesen hören möchte, kann jederzeit mit Buch unterm Arm in der Kapaunenstraße vorbeischauen.
Im IKuWo findet ein Informationsabend über den Dichter am 28. Oktober statt.
Um einen Einblick in die Zeit des Spanischen Bürgerkriegs zu erhalten, veranstaltet das IKuWo (Goethestraße 1) am Donnerstag, dem 28. Oktober, ab 18 Uhr einen Informationsabend zum Thema. Dieser beinhaltet neben Originalfilmen aus der Zeit einen Vortrag mit dem Titel „Loyalty and comradeship in the literary Work of Miguel Hernandez“ und die Vorführung des Films „Ay Carmela“, der das Schicksal dreier Republikaner in den letzten Monaten des Krieges darstellt.
Im Antiquariat Rose (Steinbeckerstraße 20) werden sich am Freitag, dem 29. Oktober, Michael Gratz von der Universität Greifswald und Francisco Martinez Muran, der bereits im IKuWouwo referrierte, auf eine Flasche Wein einfinden und über Literatur und Politik in der Zeit von Miguel Hernandez unterhalten.
Da keine Geburtstagsfeier komplett wäre ohne Geburtstagstorte, wird am Samstag, dem 100. Geburtstag Hernandez‘ um 14 Uhr in der Alten Bäckerei (Feldstraße/Mehringstraße) zu Kaffee und Kuchen geladen. Backt, schnappt euch euer Lieblingsbuch und genießt den Nachmittag bei Musik, Literatur und Kaffee und Kuchen.
Am kommenden Mittwoch startet im Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg in der Martin-Luther-Straße 14 eine Vorlesungsreihe unter dem Titel „Literatur. Kultur. Theorie“. Der Schwerpunkt in diesem Wintersemester werden die Themen „Fakt und Fiktion: Wirklichkeit, Authentizität und Realismus“ sein. In der Vortagsreihe wird der Diksurs thematisiert, wo genau Fiktion endet und Realität beginnt. Dies wird anhand von gegenwärtigen literatur- und kulurwissenschaftlichen Ansätzen zur Diskussion gestellt.
Der Flyer zur Vorlesungsreihe "Literatur. Kultur. Theorie."
Den Auftakt macht Professor Eckard Schumacher mit seiner Lesung „Fiktionsfiktion. Über die Realität der Literatur“ am 27. Oktober. Schumacher ist Lehrstuhlinhaber für neuere deutsche Literatur und Literaturtheorie am Institut für die deutsche Philologie. Von ihm stammt auch das Konzept der Vortragsreihe.
Weiterhin folgen am 24. November eine Vorlesung zur deutschen Literaturgeschichte der empathischen Moderne von Professor Moritz Baßler der Universität Münster. Am 12. Januar spricht Professor Susanne Knaller der Universtität Graz dann über visuelle Wirklichkeit in Kunst und Literatur.
Die Eröffnungsveranstaltung beginnt um 18.15 Uhr und dauert voraussichtlich 90 Minuten. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Ein Leckerbissen also – nicht nur für Germanistikstudenten.
Seit dem 19. Oktober wurde in Greifswald zu Musik getanzt, gesprungen, spannende und abwechslungsreiche Choreographien präsentiert. Nun neigen sich die Tanztendenzen dem Ende zu. Am Samstag, dem 23. Oktober, tritt das „Theater der Klänge“ aus Deutschland, sowie „Cie Blanck Blanc Beur“ aus Frankreich im Theater Vorpommern Greifswald um 20 Uhr zur Abschlussveranstaltung auf. Bereits zum 17. Mal finden die Festtage für den zeitgenössischen Tanz in Greifswald statt.
In diesem Jahr sind Nachwuchschoreographen aus England, Israel, Italien, Burkina Faso, Frankreich, Senegal und der Schweiz anlässlich der Veranstaltungsreihe in die Universitäts- und Hansestadt gereist, um ihre Kunst vorzustellen. Das Festival wurde vor fast einer Woche traditionell im sozio-kulturellen Zentrum St. Spiritus feierlich eröffnet. Den vorläufigen Höhepunkt stellte die Begegnung zwischen Andréya Ouamba und Matthias Sperling (Großbritannien) mit ihrem Duo „Diplomacy II“, einem Auftragswerk des Dance Umbrella Festivals London, dar. Die Abschlussveranstaltung beginnt am 23. Oktober um 20 Uhr, der Eintritt beträgt 14, ermäßigt neun Euro.
Fotos: Laura Lietzmann/ jugendfotos.de (Aufmacher), Jara Lenz/ jugendfotos.de (Artikel)
Das Literaturzentrum Vorpommern präsentiert ab Freitag eine neue Veranstaltungsreihe. „Zu Gast bei Koeppen“ heißt diese und verspricht, durch Zusammenarbeit mit Literaturmuseen und literarischen Zeitschriften, dass sich Literatur vielschichtig genähert wird. Den Auftakt dieser Veranstaltung bildet die Beschäftigung mit dem deutschen Dramatiker und Lyriker Heinrich von Kleist, der 1777 in Frankfurt/Oder geboren wurde. Im kommenden Jahr wird das Kleist-Jahr zelebriert, sein Todestag jährt sich zum 200. Mal.
Zu Gast bei Koeppen: Heinrich von Kleist.
Am Freitag, dem 22. Oktober, ist der Direktor des an der Oder gelegenen Frankfurter Kleist-Museums, Dr. Wolfgang de Bruyn, also zu Gast zu im Koeppen. Ab 20 Uhr wird er über den Schriftsteller sprechen, einige Texte Kleists lesen und über das Kleist-Jahr referieren. Außerdem möchte er dem Publikum nahe bringen, warum es sich heute noch lohnt, „Der zerbrochne Krug“, „Der Prinz von Homburg“ oder die Novellen „Die Marquise von O…“, „Das Erdbeben von Chili“ und „Michael Kohlhaas“ zu lesen.
Heinrich von Kleists Werke sind vielschichtig und auf den ersten Blick inhaltlich und sprachlich nicht immer leicht zu begreifen. Beispielsweise die Novelle „Die Marquise von O…“, die 1808 erschien. Die Novelle beginnt mit einer Zeitungsannonce, in der die Marquise nach dem Vater ihres ungeborenen Kindes sucht. Während des Krieges wurde sie vergewaltigt und nun sucht sie den Täter, der sie dann heiraten solle. Eine verzwickte Geschichte wird dann erzählt. Zuerst rückblickend, wie sich der Vorfall ereignete, bis hin zur Annonce und den Folgen aus dieser. Erzähltheoretisch gehört Kleist unbestritten zu den Klassikern der deutschen Literatur, er wurde allerdings zu seiner Lebzeit von seinen Zeitgenossen nicht gewürdigt. Skeptisch stand ihm seinerzeit die geistige Elite gegenüber. Heute jedoch erfährt Heinrich von Kleist Anerkennung, seine komplexe Persönlichkeit und seine zahlreichen Werke, die oft mit dem Extremen spielen, faszinieren. Im kommenden Jahr wird es neben der Ausstellung im Kleist-Museum auch eine Ausstellung im Ephraim-Palais in Berlin geben. In der Hauptstadt verstarb der Schriftsteller nämlich am 21. November 1811.
Rom, die ewige Stadt: In einem heruntergekommenen Vorort, in dem tagsüber Obdachlose und nachts Prostituierte die Straßen beherrschen, lädt ein Casino ein, den Sorgen des Alltags für eine gewisse Zeit zu entfliehen. In den verrauchten Räumen – zügelloses Glücksspiel, käuflicher Sex und Whiskey, der einen tiefer und tiefer in einen Abgrund ohne Wiederkehr zu ziehen scheint.
Dieses Szenario hat sich die italienische Band Spiritual Front als Rahmen für ihr neues Album „Rotten Roma Casino“ gewählt, das vor einigen Wochen erschienen ist. Spiritual Front – das sind Frontmann Simone „Hellvis“ Salvatori und seine Mitstreiter. Seit Ende der Neunziger Jahre im Untergrund aktiv, wandte man sich nach martialisch- bis neofolkloristischen Anfängen vor einigen Jahren einer poppigeren Gangart akustischer Musik zu.
Der Sound der Truppe, den sie selbst „Nihilist Suicide Pop“ tauften, setzt sich aus Akustik- und Westerngitarren, Violinen und Trompeten, hin und wieder einem Klavier und Simones variantenreichem Gesang zusammen. Spiritual Front verweben diese zu einem Klangteppich, der den Hörer in besagtes Casino versetzt. Doch auch Assoziationen zu alten Spaghetti-Western werden wach. Allzu oft sieht man sich als Hörer Django über die Schulter in das Gesicht seines Gegners blicken. Oft erinnern die Stücke mit ihren Westerngitarren, Tormpetensoli und der zeitweise eingestreuten Mundharmonika an Soundtracks von Ennio Morricone. Dies verwundert nicht, griff die Band doch tatsächlich auf das Orchester zurück, mit dem bereits Morricone arbeitete.
Inhaltlich jedoch beschäftigen sich die zwölf Stücke jedoch kaum mit Colts schwingenden Desperados. Simone singt in den größtenteils schnelleren, teilweise regelrecht beschwingten Stücken von Liebe, Sex und Sehnsucht. Eine tiefe Verbeugung vor dem „Man in Black“ Johnny Cash ist zudem der „Song for Johnny“. Alle Lieder graben sich tief in die Gehörgänge ein und bleiben dort, bis sie von einem anderen Stück dieser Platte abgelöst werden. Einzig das letzte Lied „Overkilled Heart“, ein Duett mit Sonja Kraushofer, weiß nicht zu gefallen. Kraushofers musicalhafter Gesang, den einige Leser sicher bereits von L’Âme Immortelle oder Persephone kennen, mag sich nicht so recht in das verottete Casino, das Spiritual Front ausmalen, einfügen.
Insgesamt aber besticht die Platte durch grandiose Instrumentierung, abwechselungsreichen, gefühlvollen Gesang und einen Ohrwurmcharakter, der seines Gleichen sucht. Bleibt nur noch Platte kaufen, und sich hineinversetzen lassen in den heruntergekommenen Saloon oder das abgewrackte Casino.