von Fabian Kauschke | 30.06.2021
Stell dir vor, du hast ein minderes Problem. Du bekommst zum Beispiel eine Dose köstlicher Dosenravioli nicht auf, weil du keinen Dosenöffner besitzt und die Kraft deiner Pranke nicht ausreicht, die Oberfläche einfach aufzureißen. Was also tun? Achtung Lifehack! Du brauchst: Gabel, Akkuschrauber, Heißklebepistole, Dosenöffner, Plastikschirmchen. Anleitung: Bohre zwei Löcher in die Enden der Gabel, klebe das Plastikschirmchen für den Style an die Zinkenseite der Gabel, kauf dir einen Dosenöffner, öffne mit dem Dosenöffner die Dose. Dank mir später.
Lifehacks können kleine Lebenshilfen sein, das ist vermutlich nicht abzustreiten. Aber um diese zu finden, muss man durch eine Menge von absurdem Blödsinn durch. Ein beliebtes Mittel für jede Art von Tipp ist der Einsatz von Klebemitteln. So ist die Heißklebepistole des Lifehackers heiliger Gral. Genauso, nämlich mit dem altbewerten Outside-the-Box-Denken, müssen in einer modernen Gesellschaft Probleme angegangen werden. Die Lösung ist ganz klar, wenn man beispielsweise zwei Striche in einem bestimmten konstanten Abstand nebeneinander zeichnen möchte. Einfach zwei Stifte aneinandergeklebt und tada! Warum man so etwas tun sollte? Na weil es möglich und es angeblich so einfach ist. Brandblasen beim Benutzen von Heißklebepistole gehen aufs Haus.
Vielleicht liegt es an der medialen Darstellung, dass Lifehacks bei mir nicht auf den intendierten Erfolg treffen. Das ist aber auch einfach zu erklären, denn niemand sucht wirklich nach diesen Tipps. Sie werden einfach in die Timeline irgendeiner Plattform gespült und prompt kann ich sehen, wie ich hippe Löcher in meine Hose bekomme (Ja, die Antwort ist, wie es wohl zu erwarten war, eine Schere zu nehmen und Löcher einzuschneiden. WOW).
Clickbait is coming home, wie auch sonst sollte man Aufmerksamkeit generieren. Sinnvolle Inhalte sind ja wirklich das Letze. Stattdessen lieber die Zuschauer*innen auffordern, die Inhalte nicht selbst Zuhause nachzumachen, obwohl das eigentlich genau der Sinn von Lifehacks ist. Egal, lieber noch ein paar crazy Emoticons daneben und fertig ist ein schickes Lifehackvideo mit Tipps für niemanden. Das Pacing dabei ist, wie überall in der modernen Gesellschaft, eines der wichtigsten Elemente. Ein richtiges Lifehackvideo möchte möglichst unpassend schnell die Tipps geben. Das bedeutet, dass beispielsweise ganze Einrichtungen von Wohnzimmern durch den Teilchenbeschleuniger geschossen werden, sodass der*die Zuschauer*in absurde Mengen an Bildern ohne zu erkennenden Zusammenhang präsentiert bekommt und daher gar nicht mehr versteht, was passiert.
Gehen wir aber von dem wirklich seltenen Fall aus, dass jemand einen Lifehack sieht und sich denkt: Das sieht doch cool aus! Dann kann ich nur versichern, dass es einen einfacheren Weg für die Lösung des Problems gibt. Du möchtest dein Popcorn nicht aus der gleichen Schüssel snacken wie dein Geschwisterchen? Dann kannst du entweder die eine Schüssel nehmen, sie in Folie einwickeln, mit Klebestreifen abkleben und dann bügeln, sodass eine neue sau hässliche Plastikschüssel entsteht. Oder, und auf die Idee muss man doch wirklich erst einmal kommen, man nehme sich eine zweite Schüssel aus dem Schrank. Der aufmerksame Lifehack-Kenner würde darauf vermutlich antworten, dass es genau darum geht, keine zweite Schüssel zu haben, sondern sich Alternativen zu suchen. Na dann isst der eine halt aus der Schüssel und der andere aus der Tüte! So schwer kann das doch nicht sein, denn der Aufwand der hier künstlich erschaffen wird, ist wohl um einiges größer.
Kommen wir aber zum Schluss, zu der eigentlichen Kernaufgabe von Lifehacks: den Menschen zu helfen. Leider versagen die kleinen süßen Tipps und Tricks auch darin, sodass man wohl eher Omas Küchenratgeber folgen sollte, in dem jeder Tipp nur aus irgendwas mit Natron besteht. In den meisten Fällen ergeben sich nach dem Konsum der lustigen Videos sowieso mehr Fragen, als man vorher hatte. Meistens lauten diese: Warum? Weshalb? Wieso denn bloß?
Also ist letztendlich wirklich nur ein einziger Lifehack wichtig: schaut keine Lifehacks.
Beitragsbild: Jo Szczepanska auf unsplash.com
Gif via Giphy.com
von Fabian Kauschke | 15.06.2021
Musik – Töne mit Zusammenhang, oder gerne auch ohne. Im Prinzip systematischer Krach. Jede*r hat schonmal Musik gehört, aber was ist die Geschichte hinter den einzelnen Stücken, auch Lieder genannt, und womit verbinden wir sie? Was lösen sie in uns aus und wer hat sie erschaffen? webmoritz. lässt die Pantoffeln steppen, gibt vor, was angesagt ist und buddelt die versteckten Schätze aus. Unsere Auswahl landet in eurer moritz.playlist.
Cage The Elephant verfolgen keineswegs Ambitionen in einer Karriere als Tierfänger. Im Gegenteil: Der Name entstand im Gründungsjahr 2006, als ein psychisch beeinträchtigter Mann die Gruppe nach einem Auftritt aufsuchte, den Sänger Matt Shultz umarmte und immer wieder sagte: „You have to cage the elephant“. Von da an verkehrten sie als Cage The Elephant und produzierten bis zum heutigen Tag fünf Studioalben, beginnend im Jahre 2008 mit dem kreativen gleichnamigen Album „Cage The Elephant“. Dabei verhielt sich ihr Song „Aint‘t No Rest For The Wicked“ für die aus Kentucky stammende Gruppe eindeutig als Dosenöffner Richtung Ravioli der ganz großen Bühne. Fortan waren auch die kommenden Platten „Thank You Happy Birthday“ und „Melophobia“ große Erfolge, da die Musik mit traumhaften Melodien geschmückt wurde. Melophobia bedeutet dabei eigentlich so viel wie „Angst vor Musik“, soll jedoch dafür stehen, Musik unter falschen Voraussetzungen zu schreiben, um den sozialen Standards gerecht zu werden oder unter die Etikette des „Cool-Seins“ zu fallen. Die neuesten Alben „Tell Me I’m Pretty“ und „Social Cues“ gewannen jeweils den Grammy Award als beste Rockalben.
Bei Cage The Elephant findet man alles, was man in einer Indie Rockband suchen kann. Vom Punkeinfluss der früheren Alben entwickelten sie einen ganz eigenen Sound, der sich nur schwer beschreiben lässt. Besonders ist er allemal, denn es wird sich nie zu sehr auf etwas festgelegt. Stile werden innerhalb der Alben, von Lied zu Lied, gelegentlich geändert, dem Kernkonzept wird jedoch immer treu geblieben. Zu außergewöhnlichen Gitarrenriffs gesellen sich ruhige Passagen an den passenden Stellen. Thematisiert wird oft das Sonderbare oder Besondere in der Masse. So sind auch Depressionen und das Nicht-Funktionieren häufig besprochene Komplexe.
Auf die moritz.playlist kommen drei ganz besondere Lieder der Gruppe selbst sowie zwei Lieder der Support-Acts der letzten Tour 2020 – SWMRS und Post Animal. Der erste Song ist „Back Against The Wall“ aus dem Debütalbum „Cage The Elephant“. Er spiegelt die Divergenz, von der die Band bereits in frühen Tagen lebt, perfekt wider. Durch den sichten Beginn wird bis zur letzten kräftigen Note ein Spannungs- und Euphorieaufbau vollzogen. Anders verhält es sich mit „Cigarette Daydreams“. Das Lied ist vom ersten bis zum letzten Ton einfach nur perfekt. Kein weiterer Kommentar nötig.
„Telescope“ ist ein textliches und emotionales Meisterwerk. Interpretationsfreiheiten lassen offen, ob es reine Depressionen und das Gefühl der Verlorenheit thematisiert, oder als Anlass zum Aufstehen und Etwas-Schaffen gewertet werden kann. Allemal lädt es zum Träumen ein, wobei auch mal eine Träne verdrückt werden kann.
Der Support-Act meiner persönlichen Cage The Elephant-Erfahrung – SWMRS – ist auf dem Weg, ein ähnlich wunderbares Werk zu schaffen. In „Lose it“ schafft die Band, in der auch Billie Joe Armstrongs Sohn Joey Armstrong Mitglied ist, eine nostalgisch soft-punkige Atmosphäre.
Schlussendlich bietet Post Animals „Googles“ einen Einblick in den psychedelic Rock.
Mit Cage the Elephant kann man sehr lange Spaß haben. Die Musik lädt dazu ein, ein Album nach dem anderen durchzuhören. Und dann, wenn man die Songs kennen und lieben gelernt hat, bleiben sie an einem heften wie Heftklammern. Die textlich und audiotive Mischung bringt einen zum nostalgischen Schwelgen, oft kann man einfach die Seele baumeln lassen. Gleichzeitig gibt es aber auch genug zum aus allen Löchern Mitsingen und zum hektischen aber begeisterten Füßewippen. Was möchte man schon mehr in einer Zeit von austauschbarer Belanglosigkeit?
Titelbild: blocks auf unsplash.com
Beitragsbild: Patrick Perkins
von Marcel Knorn | 09.06.2021
Anger, Hass, Zorn: All diese Feelings verbindet man so manches Mal mit hippen Denglisch-Speakern. Therefore ist diese Kolumne da. Wann immer wir uns gepflegt über Sprache auslassen, lest ihr das hier.
Die Hipster-Welt ist eine gut durchdachte: Ihr Kaffee ist fair gehandelt, ihr Gemüse aus lokalem Anbau, eine digitale Lösung jagt die nächste. Nur ihre Sätze sehen aus wie im Schulbus abgeschrieben. Wer früher im Verkauf arbeitete, ist heute Sales Manager. Was gestern toll war, wird jetzt appreciated. Und der Zeitgeist heißt Cringe. Honestly?
„Sprache formt das Denken“, tweeten Befürworter*innen des Genderns. Sie haben Recht. Denn schon der Gelehrte Samuel Johnson wusste, dass Sprache die Kleidung der Gedanken ist. Wenn das stimmt, tragen viele jedoch ihren geistigen Schlüpfer über der Hose. Oder habt ihr noch nie gestruggelt, wenn eure Crowd awkward performt?
Wir alle tun es. Wir mischen Deutsch und Englisch, als wäre es ein Cocktail aus der Hölle von Chefkoch.de. Dabei geht es nicht um Anglizismen oder ihre Pseudogeschwister. Sprache gibt – und wenn sie nichts hat, dann nimmt sie. Doch Denglisch nimmt nicht, es zersägt und klebt wie Dr. Frankenstein. Denglisch ist das Wingdings des Redens.
“Total unusual zu Weihnachten nicht am Beach zu sein“ – Lisa (19) war letztes Jahr noch in Australien.
Irgendjemand auf Jodel
The reason for that ist eigentlich klar: Unsere Welt ist zweisprachig. Englisch ist kein Marktvorteil, sondern ein Muss. Wir haben internationale Freund*innen und schauen Netflix in OmU, „weil ich mir die Synchronisation einfach nicht anhören kann“. Ein Jahr in Australien ist heute so ungewöhnlich wie Zelturlaub in Dessau-Roßlau.
Auf Dauer zerschrammt dieses Durcheinander unsere Festplatte. Was rauskommt, klingt wie der Google-Übersetzer in der Beta-Version. Aber die Denglisch-Jünger*innen schwören drauf, denn das sei hip und international. Aber lasst uns ehrlich sein: Auch ein Flat White Caramell Flavour macht aus Ückeritz nicht Soho.
Das Pseudo-Internationale begräbt die Teilhabe, denn wer nur Englisch oder Deutsch kann oder erst lernt, kann mit Denglisch nichts anfangen. Alle anderen übrigens auch nicht. Wenn Mutti falsch gendert, rollen wir die Augen. Aber was ein Outcome ist, soll sie mal selbst rausfinden. Boomer Cringe und so.
„This is my mom. Ich hab‘ in Englisch zwar ‘ne fünf, but this is my mom.“
Caroline Kebekus
Warum du trotzdem Denglisch sprichst? Weil es Zeit spart – allerdings nur dir. Du oder die anderen, eine*r muss sich plagen, denn verständlich zu sprechen ist Arbeit. In Stellenanzeigen steht schließlich nie, man brauche „Gutes German in Word und Shrift“. Ergo: Sprich bitte, als hätten alle einen Job für dich. Das darf von Stammhirn bis Stimmlippen auch gerne mal länger dauern.
„Die Deutsche Sprache schafft sich ab“, murmelt so mancher (meist männlicher) Zeitungsredakteur – und hätte mit diesem Text wohl seine Freude gehabt. Bevor also die Purismus-Blase jubelt, kommt hier ein Gruß in eigener Sache:
Lieber Verein Deutsche Sprache, das ist kein Mimimi für dich. Die deutsche Sprache ist toll – das ist unbestritten. Sie kann sich biegen, winden und drehen. Sie kennt mehr Wörter, als J. R. R. Tolkien auf Ritalin je eingefallen wären. Doch wer vom Sprachterror spricht, hat von Sprache so viel verstanden wie Attila Hildmann von Virologie.
An alle, die Sprache wirklich lieben, dieser Text ist für euch. Pimpt eure Sätze genauso auf wie eure Kleidung. Wenn’s mal sein muss, nehmt halt das Brainstorming. Diversity kannst du aber dalassen, wir haben noch Vielfalt zuhause. Vorschlag zur Güte: Die Sprach-Querdenker*innen lassen die Untergangsmetaphern in der Schublade. Wir anderen überlegen uns, wann es Denglisch wirklich braucht. Cringe over.
Beitragsbild: Marcel Knorn
Hi there, hier ist Annica trotz wirklicher Belustigung beim Lesen mit einem kleinen Konter-Vibe aus dem Lektorat, der einfach nicht unsaid bleiben kann: Wenn es erstmal established ist, dann ist da no way back. Man muss einfach mehr appreciaten, dass sich Sprachen auch da mischen – Von daher go with the flow!
von Adrian Siegler | 26.05.2021
Wut, Hass, Zorn: All diese Gefühle verbindet man so manches Mal mit Mode. Genau für solche Momente ist diese Kolumne da. Wann immer wir uns mal gepflegt über viel zu enge T-Shirts auslassen oder uns auch generell mal der Schuh drückt, lest ihr das hier.
Doch bevor ich mit dem Artikel starten möchte, zuerst etwas in eigener Sache: Ich suche seit Tagen nach meinem guten Freund Jens. Er geht nicht an sein Telefon und ich kann ihn nicht erreichen. Lasst ihn mich beschreiben. Er sieht eigentlich sehr außergewöhnlich aus und man sollte ihn gut erkennen können. Er ist Anfang 20, circa 1,85m groß und hat kurze, lockige Haare. Er trägt in der Regel eine zu enge Cargo-Hose, Nike Airs, einen Hoodie oder eine Daunenjacke von seiner Lieblings-Modemarke mit dem Logo als All-Over Print und auf dem Kopf trägt er oft eine einfache Cap der gleichen Marke.
Falls ihr in den letzten Tagen das Haus verlassen haben solltet und euch jetzt die Befürchtung überkommt, „Verdammt, ich habe Jens gestern bestimmt achtmal gesehen“, dann spricht dieser Artikel euch hoffentlich aus der Seele.
Wieso so oberflächlich?
Mode ist ein ziemlich heikles Thema, bei dem die Meinungen schnell auseinander gehen können. Auch interessiert sich gar nicht jede*r für Mode, obwohl sie doch jede*r trägt. Ich persönlich sehe in unseren Klamotten eine weitere Möglichkeit seinem Inneren Ausdruck zu verleihen. Ähnlich wie mit der Frisur, Körperschmuck oder Tattoos. Der einzige Unterschied besteht darin, dass Hosen und Pullover schneller zu wechseln sind als ein Haarschnitt, meist billiger als ein Tattoo sind und je nach Jahreszeit euren ganzen Körper schmücken können.
„…anytime you’re putting barriers up in your own life, you’re just limiting yourself. There’s so much joy to be had in playing with clothes.“ – Harry Styles 2020
Der Wunsch nach Individualität ist mit der stetig wachsenden und sich ständig innovierenden Modebranche größer als je zuvor. Es gibt heute nicht mehr nur den einen Trend, dem jede*r hinterherlaufen muss. Die generelle Perspektive hat sich stark geändert, sodass es nun sehr viele parallele Styles und Ästhetiken gibt, an denen sich die Allgemeinheit bedienen kann. Mode ist irgendwo ein Drahtseilakt zwischen Aussehen und Komfort. Wenn meine Klamotten so gemütlich sind wie ein Kängurubeutel, ich aber auch damit aussehe wie ein Känguru, fühl ich mich am Ende des Tages tendenziell trotzdem nicht wohl. Auf der anderen Seite sind die Fetzen, die wir uns täglich überwerfen, für genau den Zweck gemacht, unsere Körper zu bedecken, warm zu halten und vor Witterung zu schützen.
Hot Take:
„Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“ – Karl Lagerfeld 2012
Aus einer Hose, welche für Tragekomfort und sportliche Aktivitäten entwickelt wurde, machen viele Menschen heutzutage einen festen Teil ihrer Alltagsgarderobe. Ein Trend, der Diversität in die Modewelt bringt, mich aber nach wie vor abschreckt. Ich selbst trage fast nie Jogginghosen und wenn doch, stelle ich sicher, dass ich in ihnen nicht das Haus verlasse. Die Jogginghose gibt mir einfach das Gefühl noch etwas träger und langsamer zu sein, als es ich es im Lockdown sowieso schon bin. Ich fühl mich einfach nicht wohl und kann auch nur bedingt nachvollziehen, wie sich andere darin wohlfühlen.
„Wie viel ist dein Outfit wert?“
Ich habe keine Ahnung und es ist mir auch absolut egal. Natürlich bin ich mir im Klaren darüber wie teuer meine Klamotten waren und der Preis spielt natürlich immer eine Rolle. Jedoch ist dieses Zitat in meinen Augen sehr aussagekräftig für eine höchst unangenehme und unsympathische Subkultur, die sich in den letzten Jahren vorwiegend über Social Media ausgebreitet hat. Hierbei steht im Vordergrund, wie teuer das Outfit ist, während das eigentliche Aussehen, der Komfort oder die allgemeine Kohärenz Zuhause bleiben (wie es auch die Jogginghose tun sollte). Es gilt möglichst aufzufallen. Dass das Ergebnis dabei aussieht wie eine missglückte Fusion aus Lil-Wayne und meinem ersten Schultag bleibt zweitrangig.
Angst?
Trends kommen und gehen, heißt es immer. Aber warum gibt es sie überhaupt? Meist kommt ein*e Modedesigner*in mit einer guten, neuen, innovativen Idee um die Ecke, die bei der Masse auf Anklang stößt. Und zirka eine Kollektion später haben so ziemlich alle Modehäuser und Designer eine sehr, sehr ähnliche, innovative, neue, gute Idee. Und weil die Idee so gut, neu und innovativ ist, möchte natürlich niemand der Trottel sein, der nicht auch von der Idee überzeugt ist.
Als Beispiel möchte ich nochmal den anfangs angeschnittenen Trend der Cargo-Hosen anführen. Vor noch nicht mal 10 Jahren galt es schon fast als Fashion-Sünde mit einer solchen Hose rumzulaufen und heute möge man mir eine namhafte Marke nennen, die im Jahr 2020 keine Cargo-Hose in ihrer Kollektion hatte.
Ich möchte damit nicht sagen, dass die Cargo-Hose nicht modisch ist oder sie niemand tragen sollte. Ich möchte vielmehr sagen, dass nicht jede*r eine tragen sollte. Ihr solltet vielmehr kaufen und tragen, was euch glücklich macht. Männer dürfen Röcke und Frauen dürfen Sackos tragen. Der Wert an Kleidung, die man mit dieser Einstellung haben kann, ist unendlich. Nie wieder werdet ihr nicht wissen, was ihr anziehen sollt, sondern ihr freut euch schon am Vorabend darauf, was ihr am nächsten Tag anziehen dürft.
Der Trend der Cargo-Hosen ist jetzt schon auf dem absteigenden Ast und wird sicherlich so schnell nicht wiederkommen. Doch was mach‘ ich jetzt mit meinen fünf neuen Hosen, die ich letztes Jahr auf Rat eines guten Freundes gekauft habe? Verschenken? Zu schade. Ich hab sie ja erst drei mal getragen. Verkaufen? Wer kauft im Jahr 2021 noch Cargo-Hosen? Tragen? Ich möchte mich doch nicht zum Obst der Woche machen.
Beitragsbild: Adrian Sieger
von Elisa Schwertner | 20.05.2021
Die Vögel zwischern Rolf Zuckowskis „Vogelhochzeit“, die Krokusse strahlen in den Vorgärten – es ist Frühling! Mit dem Aufkommen des Frühlings erwachen in vielen von uns auch die Hobbygärtner*innen. In Omas Garten erfahrt ihr, welche Pflanzen ihr auf eurem Balkon, eurem Schrebergarten oder eurem Fenstersims anbauen und anziehen könnt und wie euch das am besten gelingt. In den nächsten Wochen lernt ihr hier außerdem alles Wichtige zum Einpflanzen, Pflegen und Ernten von Obst und Gemüse.
Endlich sind keine frostigen Nächte mehr zu erwarten, was bedeutet, dass man endlich wieder die Blumenkästen für Balkon und Fensterbrett herausholen kann. Für bestimmte Sprösslinge können diese jedoch auch in der Wohnung am Fenster platziert werden. Aus unserer Redaktion wurde mir wiederholt der Wunsch nach Kräutern für die Küche zum Kochen herangetragen und, ob das auch in der Wohnung auf dem Fensterbrett möglich wäre. Darauf gibt es natürlich eine ganz klare Antwort: Ja!
Dafür bieten sich alle möglichen und verschiedensten Kräuter an. Drum folgt nun ein kleiner Guide durch verschiedene Kräuter und wie ihr sie am besten am Leben erhaltet.
Der Klassiker – Basilikum
Fast jede*r von euch wird schon einmal eine kleine Pflanze Basilikum aus dem Supermarkt eurer Wahl mit nach Hause genommen haben, mit dem Vorsatz, sein Essen mit zumindest einer frischen Zutat zu garnieren. Meistens endet es aber nur darin, dass man dabei zuschaut, wie der kleine Strauch unaufhaltsam eingeht. Trotz all der Liebe, dem täglichen Wässern und dem hoheitlichen Platz auf der Fensterbank lässt die Pflanze schon bald die Blätter hängen und man ist früher oder später dazu gezwungen, sie zu entsorgen.
Es scheint aussichtslos, aber das ist es auf gar keinen Fall! Es gibt nämlich ganz klare Fehler, die viele machen, weshalb sich dieses Fiasko immer wieder wiederholt.
Was solltet ihr also ändern?
Zuallererst solltet ihr umtopfen. Meist kann man bereits bestehende Pflänzchen in kleinen Plastiktöpfchen kaufen. Aus denen solltet ihr die Pflanzen schleunigst befreien, da sich in ihnen weder die Wurzeln weiter ausbreiten können, noch irgendwelche benötigten Nährstoffe in der gegegeben Erde enthalten sind. Das heißt also: Umtopfen in einen größeren Topf. Dabei sollte aber darauf geachtet werden, dass der Topf ein Loch am Boden besitzt, durch welches überschüssiges Wasser ablaufen kann. Sofern diese Möglichkeit des ablaufenden Wassers nicht gegeben ist, könnten die Wurzeln anfangen zu faulen und das führt zum Absterben der Pflanzen. Alternativ zu dem Topf mit Loch könnt ihr auch eine ca 3-5 cm hohe Schicht Steine im Topf platzieren, bevor ihr die Erde draufgebt.
Diese Tips sind universell für alle Kräuter, die ihr so vorgezogen kaufen könnt. Einschließlich Minze, Zitronenmelisse, Schnittlauch, Rosmarin und was man noch so findet.
Beim Kauf solcher Pflanzen solltet ihr immer zuerst inspizieren, ob ihr Blattläuse oder anderweitige Schädlinge erblicken könnt. Blattläuse sind kleine grüne Käfer, die meist unter den Blättern und an den Stielen sitzen. Bei der Suche nach Schädlingen ist es immer empfehlenswert unter den Blättern nachzusehen, da sich dort sehr viele Arten mit Vorliebe verstecken.
Wer selbst ein bisschen mit seinem grünen Daumen aktiv werden möchte, kann auch versuchen, selbst Kräuter anzuziehen. Dazu eignen sich vor allem Kresse und Petersilie. Beides lässt sich einfach zum Aussäen als Samen in kleinen Tütchen erwerben. Diese verstreut man dann meistens auf der angefeuchteten Erde und verkrümelt sie anschließend mit einer dünnen Schicht Erde, ohne diese noch einmal anzudrücken.
Bei allen Kräutern heißt es anschließend täglich gießen und an einen möglichst warmen und sonnigen Platz stellen. Sie sollten dennoch vor der extremen Mittagssonne im Sommer geschützt werden, da sie sonst zu verbrennen drohen. Hierbei fangen sie zwar kein Feuer, trocknen aber so sehr aus, dass keine Rehabilitation mehr möglich ist.
Wenn ihr eure Zöglinge noch besser unterstützen möchtet, könnt ihr Dünger mit unter die Erde mischen. Dazu reicht der preiswerteste aus dem Baumarkt. Wer jedoch Kontakte zu Perdebesitzer*innen hat oder generell in Reichweite zu Reitställen lebt, könnte dort auch nachfragen, ob man sich einen kleinen Eimer voll Mist abholen- oder einsammeln dürfte. Pferdemist ist nämlich reichhaltig an Mineralien und ideal zur Unterstützung des Bodens und dem Wachstum der Pflanzen.
von Fabian Kauschke | 19.05.2021
Was sagen wohl die Sterne, was flüstert der Fisch dem Steinbock zu und welche Energie durchströmt wohl diese Woche deine innere Aura? Das möchtest du erfahren? Dann hol die Klangschale heraus, zünde die Räucherstäbchen an und lasse dich fallen. Horoskope, der Weg zur Spiritualität für den kleinen Mann. Was für manche nur ein Lückenfüller in der Tageszeitung ist, bietet anderen den täglichen Weg zur Erleuchtung. Kleine süße Sprüche, die aus den Sternen und der Natur lesen, was für die einzelnen Sternzeichen bevorsteht und was diese am besten verfolgen oder lassen sollten – das sind Horoskope.
Ich persönlich betrachte sie als geniale komödiantische Erfindung. Lustig in jeder ihrer Wendungen und von unausschöpfbarer Kreativität. Die Verbindung des Unbefahrbaren mit leeren Sinnsprüchen ist wohl so überzeugend, wie die Erzähltechnik der Bibel (vier Mal dieselbe Geschichte hintereinander ist gewagt, aber wem es gefällt). Wie sonst, als durch Horoskope, kann man Menschen vage Informationen mitteilen, um sie in ihrer Verhaltensweise zu verunsichern? Aber kommen wir erst einmal zu den Basics. Wie ist ein Horoskop überhaupt aufgebaut?
Ein Horoskop ist immer einem Sternzeichen zugehörig und widmet sich damit einem bestimmten Zeitabstand. Das kann ein Tag sein, eine Woche, ein Jahr oder jedes andere erdenkliche Zeitintervall. Völlig egal. Das ist sowieso das Motto jedes Horoskopes. Völlig egal wann, warum und welche Bedeutung. Die Sterne werden schon wissen, wie ich mich fühlen muss.
Es gibt außerdem noch Regeln, die generelle Eigenschaften der Sternzeichen widerspiegeln. So lieben alle Krebse beispielsweise den Mond, alle Zwillinge sind gerne alleine und alle Fische suchen Nemo. Diese Bestimmungen können natürlich immer auch hintergründige Bedeutungsweisen haben. Demnach kann das Motto des Schützen: „Ich will wachsen“, auch als Traumkarriere als Kerzenzieher*in oder Intimhaarentferner*in gewertet werden. Allgemein kann jedes Wort als jeder andere, attraktiver erscheinende Begriff aufgenommen werden. Wie auch immer.
Zu Beginn wird die astrologische oder astronomische Gegebenheit beschrieben. Dazu gehört meist ein Planet, eines der klassischen Elemente, sowie ein Sternenbild, nahe oder entfernt des Gürtel des Orion. Anschließend werden aus diesen Bildern die aktuelle Gemütslage und eine vorgeschlagene Verhaltensweise gelesen. Das aber leider in kryptischer Weise, sodass die Leser*innen, wie bereits erkannt, einen ganzen Raum voller Interpretationsspielraum vor sich haben. Daher kommt nun auch die große Schwäche der Horoskope immer mehr zum Vorschein: Die Menschen brauchen konkrete Anweisungen von den Sternen und nicht ein vieldeutiges Geschwader. Was genau soll ich tun, oh Saturn, Herr der Ringe, sag es mir?
Menschen ziehen aber trotzdem Erkenntnis aus den lustigen Sprüchlein, sodass sich ein regelrechter Horoskop-Fetischismus, besonders angesichts Liebespartner*innen, ergeben hat. Jedes Sternzeichen ist nämlich nur mit manchen anderen Sternzeichen kompatibel, sodass nach dem guten alten Schlüssel-Schloss-Prinzip manche zusammenpassen und andere nicht. Schade. Daher muss in der modernen Gesellschaft das Geburtssymbol von jedem klar sichtbar am Körper getragen werden. Nicht dass sich unnötigerweise Hoffnung gemacht wird, und dann die große Überraschung ins Haus steht: Oh nein, er ist Waage!! Das geht leider nicht. Sorry. Da kann man nix machen.
Die Idee von Horoskopen, sollte aber trotzdem nicht klein geredet werden. Denn sie strotzen nur so von humoristischem Potenzial. Daher werden im Folgenden Horoskope präsentiert, die für jedes Sternzeichen genau das bieten, was sie brauchen: aus den Sternen handverlesene Weisheiten, Tipps, Tricks und Lifehacks. Diese sind auch nicht auf einen bestimmten Zeitraum beschränkt, sondern gehören digital ausgeschnitten und an die Pinnwand gehängt, als wichtiger Begleiter des Lebens und für brenzlige Situationen.
Widder:
Für den Widder ist alles ein steiniger Weg.
So auch die Reise zu deinem Ziel. Der Mars ist dem Widder die Heimat, die schon so lange gesucht wird. Also befreie dich von deinem Dickschädel. Werde Astronaut. Auf dem Weg dahin kannst du aber ruhig mal den Müll mit nach unten nehmen.
Stier:
Der Stier packt seine Probleme und seine Konkurrenz an den Hörnern. Stierkampf ist aber verboten, sodass sich nach Alternativen umgeschaut werden muss. Die Venus empfiehlt dir, deine sinnliche Seite zu entdecken. Mach mal wieder einen Wellnessurlaub. Du hast es dir verdient.
Zwillinge:
Der Merkur spürt in dir, dass du dich nie richtig allein fühlst. Immer schaut dir jemand aus dem Schatten über die Schulter. Du hast es auch erkannt. Es ist deine Arbeit. Kündige. Zieh zurück zu deinen Eltern aufs Land. Stecke deine Eltern in ein Altersheim und besuche sie nie. Jetzt hast du das Haus für dich allein. Allein! Das ist Erfüllung!
Krebs:
Der Krebs steht unter dem Bild der knusprigen, ja fast schon krossen Krabbe. Burgerbraten, du musst Burgerbraten um dir deinen Unterhalt zu verdienen. Dabei verspürst du deine ausgeprägte Geizigkeit. Du verlierst alle deine Freund*innen. Aber hey, dafür hast du Geld. Geld macht doch auch glücklich, oder?
Löwe:
Brüll! Die Sonne erkennt, wie wild du bist. Dein edles Herz leuchtet dir den Weg. Werde Teil eines Theaterensembles für Fabeln. Du spielst immer den Löwen. Du spielst in jedem Stück mit. Jackpot. Du wirst reich!
Jungfrau:
Der Gürtel des Orion steht quer. Doch die Jungfrau analysiert die Situation und bleibt ruhig. Du weißt, was du möchtest: Einen zu speziellen Blumenladen. Nur Pinselblumen.
Waage:
Was hält die Welt in der Waage? Das bist du. Auf deinen Schultern lastet unendlich viel Welt. Wirf alles ab. Weg mit der ganzen Welt. Erfreue dich an den kleinen Dingen. Kauf dir ein Schloss.
Skorpion:
Stich! Stich! Der Mond wird hell angestrahlt von der Sonne und versetzt den Skorpion in Angriffsstimmung. Du verspürst einen starken Drang nach alkoholhaltigen Süßigkeiten. Yammie!
Schütze:
Der Schütze hat Angst, sein Ziel zu verfehlen. Doch er hat Glück: Der Uranus geleitet ihn zurück auf seinen Weg. Nutze deine Zielgenauigkeit. Werde Darts-Profi. Verdiene viel Geld in zu großen Shirts.
Steinbock:
‚Was ist nun der Unterschied zwischen Widder und Steinbock?‘, könnte man sich fragen. Der Steinbock hat den Durchblick. Komplizierte Situationen sind für dich eine Leichtigkeit. Schach wäre doch was. Naja, das ist schon ziemlich schwierig. Du wirst professionelle*r Dame-Spieler*in.
Wassermann:
Der Wassermann folgt seinem großen Gebieter Aquaman. Ein Fisch ist dein Begehren der Liebe. Du schreibst dem Fisch ein Liebeslied. Es hat den Titel ‚Den Fisch um das Stäbchen wickeln‘. Keine Antwort.
Fische:
Immer schwimmen, schwimmen, schwimmen. Damit ist jetzt Schluss! Finde Land und reise auf eine tropische Insel. Lebe deinen Traum als Robinson Crusoe. Vermisse die Strömung. Du möchtest zurück. Du kannst nicht mehr schwimmen.
Dam Dam Dam Dam!!!
Beitragsbild von Elisa Schwertner
Gif von giphy.com