von Lilli Lipka | 14.04.2022
Das Theater Vorpommern hat für das kommende Osterwochenende seinen Spielplan geändert: Statt geplanter Familienkonzerte organisiert es nun Benefizkonzerte mit dem Philharmonischen Orchester Vorpommern. Die Einnahmen sollen ukrainischen Geflüchteten zugutekommen.
Musik kann eine Form der grenzüberschreitenden Verständigung sein. Und sie kann Hoffnung vermitteln. Diesem Gedanken geht das Theater Vorpommern am Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag nach. „Wir sehen, was vor unserer Haustür passiert und sind alle tief erschüttert. Wir möchten mit den Mitteln, die wir am besten beherrschen, dazu beitragen, diejenigen Menschen zu unterstützen, die brutal aus ihrer Heimat vertrieben werden“, erklärt Intendant Ralf Dörnen. Die ursprünglich geplanten Familienkonzerte am Osterwochenende wurden kurzerhand in „Benefizkonzerte für den Frieden“ umgemünzt. Unter Leitung des Generalmusikdirektors Florian Csizmadia spielt das Philharmonische Orchester Vorpommern, um seinen Beitrag für den Frieden zu leisten.
Die sinfonische Dichtung „Ukraïna“ des in Belarus geborenen und in der Ukraine aufgewachsenen Komponisten und Pianisten Boris Kosak eröffnet das dreiteilige Programm. Auf das anschließende Harfenkonzert von Reinhold Glière aus Kiew folgt Johannes Brahms‘ erste Sinfonie. Das Programm kombiniert Werke ukrainischer, russischer und deutscher Komponisten. Die Musik als universelle Sprache der Menschheit schaffe kulturelle Verbindungen, die anderswo derzeit abgerissen sind, erläutert Csizmadia.
Musik schenkt nicht nur allseitig Hoffnung. Die Einnahmen der Konzerte sollen an den Flüchtlingsrat Mecklenburg-Vorpommern gespendet werden, um humanitäre Hilfe für ukrainische Geflüchtete vor Ort zu leisten. In den drei verschiedenen Spielstätten kosten die Karten einheitlich 25 €.
Termine
Karfreitag, 15.04.2022, 18 Uhr – Stralsund, Großes Haus
Ostersonntag, 17.04.2022, 18 Uhr – Greifswald, Großes Haus
Ostermontag, 18.04.2022, 18 Uhr – Theater Putbus
Hier gibt es die Tickets
Beitragsbild: Peter van Heesen
von Maret Becker | 13.04.2022
Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.
Eine Woche lang versuchte ich, nur Sachen von Frauen zu konsumieren. Dieses Vorhaben brauchte viel Vorbereitung. Das lässt erahnen, wie schwierig das Umkrempeln meiner Gewohnheiten wurde. Ich wollte bei Büchern, Filmen/Serien, Musik, Podcasts und wissenschaftlichen Texten darauf achten, dass es sich um Autorinnen, Interpretinnen und Moderatorinnen handelte.
Hinweis: Zum Zeitpunkt des Experiments befand ich mich in häuslicher Isolierung. Wenn ich schreibe, dass ich mich an dem Tag auf eine Sache konzentriert habe, stimmt das auch tatsächlich. Ich hatte einfach nichts anderes zu tun.
Erster Tag: Fokussierung auf Serien/Filme
Als ich eine Serie gucken wollte, musste ich erst einmal nachschauen, von wem diese ist. Ich konzentrierte mich auf die Autorinnen oder Regisseurinnen. Falls das bei dem Streaming-Dienst nicht angegeben wurde, musste ich recherchieren, wer die Idee zu der Serie hatte. Meine ursprüngliche Serie, die ich vor dem Experiment geschaut habe, war damit erst einmal vergessen. Auch viele andere Serien, die auf meiner Watchlist standen, fielen weg. Schade. Also schaute ich eine Serie, auf die ich nicht die größte Lust hatte: „Gossip Girl“. Als ich meine Watchlist durchforstete, fiel mir auf, dass Frauen noch nicht einmal an den „typischen“ Frauenserien teilnahmen. Es war so verdammt schwierig, Filme und Serien zu finden, an denen zumindest eine Frau als Autorin oder Regisseurin beteiligt war. Das hat mich so aufgeregt.
Frauen sind stark unterrepräsentiert, was die Film-Branche angeht. Das sollte jetzt den meisten klar sein. Hier einige Beispiele: Regisseurinnen gibt es nur bei 16 % der Filme, Produzentinnen schneiden mit 28 % am besten ab, während der Anteil der Autorinnen 12 % beträgt. In Deutschland sind es um die 20 % Regisseurinnen, obwohl an deutschen Filmhochschulen das Verhältnis zwischen männlich und weiblich ausgeglichen ist. Der spätere Berufseinstieg für Frauen sei jedoch schwerer.
Zweiter Tag: Fokussierung auf Bücher
Da ich fast ausschließlich feministische Lektüre lese und in diesem Feld die meisten Bücher von Frauen sind, stellte es für mich kein Problem dar, nur von Autorinnen zu lesen. Ich führe ein Bücher-Tagebuch, wo ich festhalte, wann ich welches Buch gelesen oder gehört habe. In den letzten vier Monaten las oder hörte ich zwölf (Hör-) Bücher. Genau eines dieser Bücher war von einem Autoren. Ich lebe also in einer großen feministischen Blase. Dass Autorinnen im deutschen Verlagswesen stark unterrepräsentiert sind, war mir aufgrund meines Konsumverhaltens nicht wirklich bewusst. Ich wurde eines Besseren belehrt.
Die Studie #frauenzählen der Universität Rostock (2018) bestätigt ein klares Ungleichgewicht in der medialen Repräsentation von Autorinnen und Autoren. In Print standen 65 % besprochene Autoren 35 % Autorinnen gegenüber. Auffällig war, dass Kritiker mit 74 % überproportional oft Autoren besprachen, während Kritikerinnen sich beinahe gleichwertig Autorinnen und Autoren widmeten. Die Studie kommt zu dem folgenden Fazit:
Autoren und Kritiker dominieren den literarischen Rezensionsbetrieb: Zwei Drittel aller
Rezensionen würdigen die Werke von Autoren, Männer schreiben weit überwiegend über Männer
und ihnen steht ein deutlich größerer Raum für Kritiken zur Verfügung. Einzig das Kinder- und
Jugendbuchgenre erscheint als ausgeglichenes Genre; die als intellektuell oder „maskulin“
empfundenden Genres wie Sachbuch und Kriminalliteratur werden von Autoren wie Kritikern
vereinnahmt.
Dritter Tag: Wissenschaftliche Lektüre für die Universität lesen
Wie sich die meisten vorstellen können, war das die größte Herausforderung. Und ich konnte daran nur scheitern, obwohl ich positiv überrascht war. Ich hatte nur zwei (sehr lange) Texte zur nächsten Woche vorzubereiten. Einer war von einer Frau. Eine Seltenheit, wenn man nicht gerade ein Seminar zu Gender Studies oder Feminismus belegt. Für meine Studienfächer lese ich oft Texte von „sehr alten weißen Männern“. Das fiel mir nicht erst zu Beginn des Versuches auf. Den Anteil von Autoren in meiner Lektüre würde ich auf ca. 90 % schätzen. Abgesehen von meiner Lektüre sehe ich das auch bei meinen Dozierenden. Zu 70 % scheinen es Männer zu sein. Nur weil es (oft alte) Männer sind, heißt es nicht, dass ihr Unterricht schlecht ist. Ganz im Gegenteil. Ich hatte oft mit Dozenten zu tun, deren Seminare perfekt vorbereitet waren und die außerdem genderten. Ich habe aber auch andere Erfahrungen gemacht. Manche blieben im Mittelalter hängen, dementsprechend gestalteten sie auch ihr Seminar. Immerhin werde ich dieses Semester von drei Männern und zwei Frauen unterrichtet, es ist also fast ausgeglichen.
Vierter Tag: Fokussierung auf Musik
Ich wollte Musik hören, und zwar von Interpretinnen. Ich dachte, das wäre einfach. Schließlich höre ich nach Gefühl viele Interpretinnen. Ich täuschte mich und musste ganz schön viel scrollen, um Interpretinnen meiner Wiedergabeliste hinzuzufügen. Das war etwas enttäuschend. Diese Lieder wären in Bezug auf meine Lust an Musik nicht meine erste Wahl gewesen, dementsprechend hörte ich an diesem Tag eigentlich gar keine Musik.
Auch in der Musikbranche bleiben Frauen stark unterrepräsentiert. Das fand die University of Southern California Annenberg (USC) in ihrem jährlichen Report zu Frauen in der Musikindustrie heraus. Hier ein paar Facts aus dem Report des Jahres 2020:
- 21,6 Prozent der Top-Songs sind von ausführenden Künstlerinnen,
- Songwriterinnen: 12,6 %,
- 2,6 % Produzentinnen #wtf.
Fünfter Tag: Fokussierung auf Podcasts
Die ganze Woche hörte ich Podcasts zum Einschlafen. Als Regel stellte ich mir für die Podcasts auf, dass ich nur welche hören würde, wo ausschließlich Frauen die Moderatorinnen sind.
Wer macht heutzutage keinen Podcast? Sei das Oliver Pocher, Axel Bosse, Rezo oder die Geissens. Sogar Freunde von mir haben einen Podcast gestartet. Als ich mich informieren wollte, wie viele Podcast-Moderator*innen weiblich sind, wurde ich nicht fündig. Was mir aber während meiner Recherche auffiel, war, dass bei den Spotify Top-Podcasts in Deutschland bei den ersten zehn Plätzen kein rein weibliches Moderationspaar dabei ist. Die ersten vier waren reine Männerpaare: Kaulitz Brüder, Gemischtes Hack und Co. Erst Platz 14 mit ‚Mordlust‘ war rein weiblich. Erschreckend.
Sechster und siebter Tag: Halte ich durch?
Am sechsten Tag scheiterte ich an dem Experiment. Das dauerhafte Verzichten, vor allem auf Filme und Serien, bereitete mir sehr, sehr schlechte Laune. Ich stellte mir das Experiment einfacher vor. Da hat mir das patriarchale System allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht. Meine Recherche zu den jeweiligen Themen hob meine Laune nicht gerade. Die Ergebnisse hätte ich nicht erwartet. Ich war und bin sauer, traurig und wahnsinnig enttäuscht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Menschen, die sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zuordnen, es noch viel schwerer in all den Branchen haben. In meiner feministischen Blase sehe ich, dass sich unsere Gesellschaft verbessert hat. Die Ergebnisse meines Experiments haben mich dann allerdings auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Daher fällt mir zum Schluss für alle Frauen und diversen Personen nur ein: Kämpft dafür, die Bücherregale, Universitäten und Podcastcharts zu erobern. Damit man für dieses Experiment eine größere Auswahl an Filmen, Serien, Büchern und Podcasts hat.
Beitragsbild: Maret Becker
von webmoritz. | 08.04.2022
Das Semester geht wieder los und die Stadt sowie die Universität begegnet neuen Gesichtern. So gehört es mindestens zum guten Ton und ist inzwischen sowas wie Tradition, dass die moritz.medien zum Semesterauftakt das medien.café veranstalten.
Was das medien.café ist und warum ihr unbedingt dahin kommen solltet erfahrt ihr hier!
Die moritz.medien rufen bereits seit Anbeginn der Zeit zum medien.café auf und laden natürlich jeden*r Studierende*n ein, uns dabei Gesellschaft zu leisten. Die letzten Semester konnte das medien.café leider nur in digitaler Form stattfinden. Doch nicht dieses Mal. Das Ganze findet morgen, am Samstag, den 09.04. um 14 Uhr im alten Audimax in der Rubenowstraße 1 im Hörsaal 3 statt.
Was erwartet euch da? Wir natürlich! Wenn ihr euch für das Erstellen von Medien jeglicher Art, redaktionelles Arbeiten oder Videodreh und -schnitt interessiert, haben wir mit Sicherheit etwas, was eure Herzen höher schlagen lässt. Alle 3 Redaktionen, das sind das moritz.magazin, moritz.tv und der webmoritz, werden vor Ort sein und mit euch in gemütlicher Runde über Gott und die Welt quatschen. Zum Einen könnt ihr dabei uns und die Redaktionen besser kennenlernen, zum Anderen wollen wir auch wissen, wie ihr tickt, was euch interessiert und wofür ihr brennt. Außer einer Maske und eurem 3G-Nachweis müsst ihr nichts mitbringen (okay, gute Laune ist immer cool und gut!). Wir freuen uns auf euch!
Das Wichtigste auf einen Blick:
Was? medien.café der moritz.medien
Wann? 14:00 Uhr (s.t.)
Wo? Rubenowstraße 1 im Hörsaal 3
Wichtig! Bringt bitte eine Maske und euren 3G-Nachweis zur Veranstaltung mit
Beitragbild: Annica Brommann