Wahlfreiheit: Ist eine Quote die Endlösung?

Ein Essay von Arik Platzek

 

„Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät gehört in Sachen Frauenförderung zu den Spitzenreitern in Deutschland. An der Fakultät sind 18 Prozent aller Lehrstühle von Professorinnen besetzt.“ Darüber freute sich Mitte letzten Novembers Professor Klaus Fesser, Leiter dieses akademischen Aushängeschilds der Universität Greifswald. Schenkt man nun weiteren Quellen Glauben, wird unser Planet heute die 100. Sonnenumkreisung beenden, nachdem Menschen zum ersten Mal einen Frauentag zelebrierten. Geboren wurde diese Idee im Kampf um das politische Stimmrecht für Frauen. Heute ist dieses fast überall Realität. Gibt es jetzt Anlass für ein euphorisches Resümee?

Unendlich viel wurde gestritten um das Thema Gleichberechtigung und Gerechtigkeit aus geschlechtsspezifischer Perspektive. Fakten wurden unzählige Male zitiert und wieder bestritten, Studien und Statistiken erstellt und wieder verrissen, Theorien entworfen und erbittert bekämpft. Vergebens?

Was bleibt nun noch Hilfreiches zur Frage beizutragen, ob und wie der Kampf um ein faires und menschenwürdiges Verhältnis zwischen Männern und Frauen, Frauen und Staat oder Frauen und weiblicher Natur heute zur Pflicht gehört oder die Kür darstellt? Auf der Suche nach einem plausiblen Standpunkt habe ich noch gestern mit einer Sozialwissenschaftlerin mit solch fachlichem Schwerpunkt (liebevoll) über die Frage gestritten, was zum Kampf um die Rechte der Frauen heute zu sagen bleibt.

Brauchen wir eine Frauenquote?

Wäre die Quote die Rolltreppe in die Chefetagen?

Ist es wahr, dass in Deutschland mittlerweile eine sich verselbstständigte Gender-, Gleichstellungs- und Gleichberechtigungsindustrie in diesem Bereich von Politik und Gesellschaft gewachsen ist, wie einige meinen? Stimmt es, dass der Streit für die Rechte von Frauen bereits vergleichbar irrationale und unhaltbare Ansichten wegen fanatisierter und verklärter Standpunkte hervorbringt, wie sie ihrer Natur nach einst Ausgangspunkt von grotesk anmutenden Herabsetzungen für die längste Zeit Teil der Menschheitsgeschichte waren – freilich regelmäßig zum Nachteil von Frauen? Ist es wahr, dass es heute Zeit für eine Debatte über Männerdiskriminierung wegen eines ausufernden und irrationalen Gleichstellungswahns wird? Nicht wenige meinen das. Und nicht wenige sind Frauen.

Brauchen wir etwa eine „Frauenquote“ in unserer Gesellschaft oder enthält schon diese Idee eine Herabsetzung beider Geschlechter? Der Frauen, weil die Quote als Testament einer sonst nicht zu kompensierenden Unfähigkeit gesehen werden kann. Der Männer, weil sie als politischer Hebel im Kampf gegen die Konsequenzen eventueller Stärken wirken kann. Ist diese Quote einer offenen Gesellschaft aus mündigen und freien Bürgern würdig oder nicht? Und warum erhalten Frauen bei Wahlen nicht einfach das doppelte Stimmrecht zur Durchsetzung ihrer Interessen gegenüber ihren männlichen Konkurrenten?

Man kann jedenfalls mit Fug und Recht behaupten, dass eine freie Gesellschaft nicht auf der drastischen Maximierung gesetzlicher Regulierungen basieren sollte – was vermutlich die Folge einer solchen „Quote“ und notwendiger Justierungen nach Klagen von Männern vor den Gerichten des Landes wäre. Die Praxis einer offenen Vernunft unter Mitgliedern unserer zweifellos vernunftbegabten Spezies sollte mit möglichst wenig und möglichst einfachen Gesetzen auskommen können, um das gerechte und friedliche Miteinander zu klären. Wo hakt es, nachdem eine streitbare und streitende Marxistin vor so langer Zeit ihre Ideen in die Welt setzte?

Denn wohin man auf der Welt schaut: Fast überall – und auch in den vermeintlich aufgeklärten Gesellschaften Europas – scheint die Existenz von einem Penis als tragfähiges Indiz für die Chance auf gesellschaftlichen und persönlichen Erfolg und vor allem auf Führungspositionen gelten zu können. Auch in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät in Greifswald. Warum? Aber sogar die dort arbeitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden uns nicht endgültig abschließend die Frage beantworten können, welches Set unbestreitbarer Tatsachen und Qualitäten in der menschlichen Natur die vieldiskutierten Gleichberechtigungs- und Gleichstellungsprobleme letztlich hervorruft und am stärksten bestimmt.

Wo hat die Diskriminierung ihre Wurzeln?

Es gibt Institutionen, die an den Pranger gehören. Denn dort wird die scheinbar fehlende Emanzipation und Unfreiheit nicht unablässig problematisiert, sondern propagiert. Dort ist es, wo unsere Kultur auf Basis von rationaler Kritik nicht evolviert, sondern wo man sich gegen Kritik mit allen Mitteln immunisiert. Schauen wir nicht nach Schwerin oder Berlin. Denn im Herzen von Rom und Freiburg finden sich bemerkenswertere Ansprechpartner bei der Frage, wo Diskriminierung ihre Wurzeln haben könnte. Hier in Greifswald darf man die Frage stellen, wie sich das Phänomen des Katholizismus und ihrer Verfechter im Kampf um die Emanzipation von Frauen ausgewirkt hat und weiterhin auswirkt.

Der Blick auf die historischen Ursprünge spricht zunächst für sich. Weder Clara Zetkin noch die Mehrheit der Fürstreiter von Frauenrechten in der europäischen Geschichte zeigten sich als Anhänger des Papsttums und der damit verbundenen Ideen. Das Gegenteil ist der Fall.

Man sollte sich also die Frage stellen, welche Geistes- und Denkhaltungen von einer so einflussreichen Instanz gefördert oder auch bekämpft werden. Eine Instanz, welche die Chancen auf ihre zentralsten Ämter unmittelbar nach der Geburt eines Menschen und einem kurzen Blick auf primäre Geschlechtsmerkmale beurteilen kann. Benedikt XVI., Robert Zollitsch und ihre Mitstreiter schaffen so etwas. Finden wir also hier prägende Zusammenhänge oder lediglich bloße Scheinkorrelationen?

Verbot von Burka und Co?

Man muss sich nicht groß wundern, woher verklärte Ansichten und die Unmöglichkeit in der Bewältigung von „echten“ Gerechtigkeitsdefiziten rühren, wenn mitten im angeblich aufgeklärten Europa die Differenzierung von Chancen auf höchste Ämter mit Unterscheidung nach Geschlecht millionenfach Anhänger findet. Wo vehement die Ansicht verteidigt wird, das Frauenrecht auf praktizierte Liebe zu einem liebenswerten Mann muss an der Rolle als Seelsorger und Bibelausleger scheitern.

Dass in diesen Sphären etwas anderes möglich ist, bewies Margot Käßmann. Auch wenn ihre Verteidigung von seltsamen Theologien teilweise äußerst kurios wirkt, war sie Symbol einer irgendwie progressiven Alternative. Ein Symbol des Fortschritts und der Beweis, dass man die Dinge auch anders sehen kann. Anders machen kann. Und Käßmann, die Ikone, wurde nicht zuletzt durch ihren protestantischen Mut populär, unbequeme Feststellungen zu treffen. „Nichts ist gut in Afghanistan“, hat sie berühmt gemacht. Ihre scharfe Kritik an der Verklärung des westlichen Engagements beim gescheiterten Versuch, nicht nur Wahlfreiheit und Frauenrechte in diese ferne Gegend der Welt zu tragen, veränderte unsere Gesellschaft – ein wenig. Ein in Afghanistan auffindbares Phänomen bestimmte sogar hier im letzten Jahr für einige Wochen die mediale und politische Debatte. Wird in Deutschland ein Verbot gegenüber spezifischen Formen der Verhüllung von Frauenkörpern benötigt, so lautete die Frage. Anknüpfungspunkt war hier die Überzeugung oder vielleicht auch die Tatsache, dass Kleidungsstücke wie Burka, Nikab oder Kopftuch Symbole für die systematische Unterdrückung und Benachteiligung von Frauen wären.

Aber auch diese Forderung ist ebenso fragwürdig wie der Ruf nach einer Frauenquote. In einer aufgeklärten, freien und offenen Gesellschaft sollten Frauen das Recht haben, sich zu kleiden, wie sie es wollen und als sinnvoll erachten. Die Ursache über den bis heute in einige Kreise fortwirkenden Streit lag für manch engagierte Verteidiger der Frauenrechte woanders. Denn es bleibt unklar, ob Körperverhüllungen tatsächlich als Recht oder als Pflicht praktiziert werden. Stellt man sich nun die Frage nach der Emanzipation und Freiheit von Frauen, wird klar: Solange erheblich Zweifel daran bestehen, ob die Bedeckung ihrer Körper ein Ausdruck der Selbstbestimmung oder Entmündigung und Verpflichtung ist, ist ein wichtiges Ziel im Kampf um Freiheit, Wahlfreiheit und Frauenrechte nicht erreicht.

Klein anfangen statt Quotenkeule

Der Aspekt des Rechts auf „Wahlfreiheit“ müsste daher auch noch 100 Jahre nach dem ersten „Frauentag“ im Kampf um das Wahlrecht die Debatte bestimmen. Nicht nur beim erledigten Thema des politischen Stimmrechts, auch bei Fragen über die Freiheit zur Auswahl und Gestaltung weiterer Lebensperspektiven. Etwa, ernsthaft die Lehrtätigkeit an einer Universität anzustreben oder Führungspositionen inne zu haben – und dabei nicht die Familie, sein Seelenheil oder die Liebe opfern zu müssen. Das gilt daher auch bei Erörterung der Frage, ob der geringe Anteil von Hochschullehrerinnen in manchen Fächern ein ernstes Problem für eine aufgeklärte und ihrer Vernunftfähigkeit würdigen Menschheit ist oder nicht. Es könnte sich dabei sogar herausstellen, dass mehr als 20 Prozent in speziellen Disziplinen in diesem Stadium unserer Evolution nicht vernünftigerweise zu realisieren sind – das müsste zu akzeptieren sein, will man zwischen Wunschdenken und Wirklichkeit unterscheiden. Die Notwendigkeit, im Rahmen einer entsprechenden Klärung alle eindeutig irrationalen und unhaltbaren Meinungen zu kritisieren, besteht jedenfalls.

Streichen wir also doch zunächst die offenkundig überholten Ansichten aus einer ausufernden Debatte heraus und schauen dann weiter. Schauen wir hinter die Kulissen, wenn die Parteien im Bundestag oder Landesparlamenten über die „richtige“ Familien-, Sozialpolitik oder „beste“ Frauenförderung streiten. Und über das Recht auf Geburtenkontrolle oder die aktuell brisante Frage, unter welchen Umständen sich Frauen gegen eine vermeidbare Schwangerschaft mit wahrscheinlich schwerstbehinderten Nachkommen entscheiden dürfen.

Ein Ergebnis meiner Beobachtungen ist nun, dass die hiesige Menschheit und insbesondere ihre Frauen eher von etwas mehr als einem Internationalen Frauentag, wie von den Vereinten Nationen 1977 praktisch unverbindlich anerkannt, profitieren würde. Es wäre eine sanfte und simple Regelung. Fangen wir klein an, anstatt die Quotenkeule rauszuholen.

Vergebliche Suche nach verbindlichem Frauentag

Kein verbindlicher Feiertag - der Frauentag.

Es wird so wohl Zeit, für einen in unseren Landesgesetzen festgeschriebenen und deutlich „verbindlicheren“ Frauentag einzutreten. Als Zeichen der Ernsthaftigkeit, als Zeichen des Respekts und als Ausdruck unserer Prioritäten. Als garantierte Chance zur Reflexion oder zur Feier des Erreichten. Anstatt der „Quote“ und ihren unabsehbaren Konsequenzen.

Die Hamburger Politikerin und – amüsanterweise wiederrum – bekennende Sozialistin und „Linke“-Mitglied Kersten Artus geht hier seit einiger Zeit voran. Seit Jahren plädiert sie dafür, dass in der Hanse- und Universitätsstadt der Frauentag im Feiertagsgesetz verankert wird. Ein Argument ist die Tatsache, dass entsprechende Situationen in vielen Ländern der Welt bereits Realität sind. Frauentage sind dort offizielle Feiertage. Hier seltsamerweise nicht. Einen für die Mehrheit arbeitsfreien Tag, um sich jährlich und breitenwirksam der kritischen Reflexion oder Würdigung von Frauen in unserer Gesellschaft zu erinnern und diese Debatte so gesellschaftlich zu verankern, sucht man vergebens.

Dabei wäre das, folgt man den zahllosen Kommentaren zu den Bestimmungen im Grundgesetz, auch deren vornehmste Aufgabe und kulturelle Funktion zur Sinn- und Identitätsstiftung. In der Regel, bis auf die heutige Ausnahme, huschen diese „Frauentage“ aber überwiegend unbemerkt vorüber oder werden als kommerzialisiertes Symbol praktiziert. Als ein Schatten von Zivilisation und progressivem Denken.

Die Anhänger von Martin Luther brauchen sich bei diesem kritischen Plädoyer nun nicht fürchten, denn der Aufklärung durch Bibelübersetzungen und dem Wagemut zum Einsatz für fortschrittlichere Thesen kann man sicherlich auch in Zukunft einiges abgewinnen. Trotzdem sollte die Entwicklung hier nicht verharren, wenn das Bemühen um Gleichberechtigung und eine auf breiter Front verwirklichte Chance auf Wahlfreiheit für unsere Damen, die Nachwelt und unseren eigenen Anspruch auf intellektuelle Redlichkeit plausibel wirken soll.

Das Essay wurde für den webMoritz gekürzt. Den Beitrag in voller Länge findet ihr hier.
Fotos: Miriam Pastor, Fernando Luna, Mickey Rodriguez via flickr

Bologna: „Bildungs- und wissenschafts-politische Katastrophe“

Prorektor Professor Micheal Herbst

„Prüfungsstress, Überforderung, Ökonomisierung, Verschulung. Studierende sind nicht nur Studierende, sondern auch Menschen, die sich engagieren, Kinder haben oder arbeiten müssen.“ Diese Klagen werden regelmäßig von Bachelor- und Masterstudenten geäußert. Jene Kritik an der ökonimisierten Studienart wurde am Dienstagnachmittag vor etwa 60 Teilnehmern jedoch nicht von einem Studenten, sondern von Prorektor Professor Dr. Michael Herbst geäußert. Das Publikum, Studenten und Professoren, diskutierte über den aktuellen Stand der Bologna-Reform, der Umstellung von Diplom- und Magisterstudiengängen in zweistufige Studiengänge mit Bachelor und Master.

„Es ist eine bildungs- und wissenschaftspoltische Katastrophe“, bündelte Herbst seine vernichtende Kritik am Bologna-Prozess. Dennoch habe Bologna einen Vorteil: „Ein schnelles straffes Studium. Wir wollen das Beste aus der Reform der Bologna-Reform machen“, verwies Herbst auf das neue Landeshochschulgesetz, die vom Senat verabschiedete Bologna-Reform und die aktuell diskutierte Rahmenprüfungsorndung: Wegfall Masterhürde, Wiedereinführung des Diplom-Titels, erleichterte Möglichkeiten zum Auslandaufenthalt, Teilzeitstudium, keine Benotungspflicht für alle Module.

Aufregung um BWL-Diplom

Walter Ried will das BWL-Diplom erhalten.

Es ging aber nicht nur um Bologna, sondern auch um den Diplom-Studiengang der Betriebswirtschaftslehre (BWL). Für Aufregung sorgte Kurt Schanné vom Landesbildungsministerium: Aus der BWL solle ein mehrstufiger Studiengang im Zeitraum der fünfjährigen Zielvereinbarung werden. Dazu werde die Uni vom Land noch aufgefordert. Dass die BWL in Greifswald einen Preis vom Verein für deutsche Sprache erhalten habe, sei „bedeutungslos und nichts wissenschaftliches“. Der Preis sei auch aufgrund der Verbindung eines Lehrenden der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät zustande gekommen.

Dekan Walter Ried ließ das nicht auf sich sitzen: „Die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät geht – ebenso wie das Rektorat der Ernst-Moritz-Arndt-Universität –  davon aus, dass sie den Diplomstudiengang Betriebswirtschaftslehre über die gesamte Laufzeit der aktuellen Zielvereinbarung fortführen darf.“ Prorektor Herbst ergänzte, dass „wir sachliche Gründe für das Diplom in der BWL als attraktiven und konkurrenzfähigen Studiengang sehen“. Auch die Vorwürfe zum Sprachpreis wies Ried zurück: „Die Fakultät hat den Institutionenpreis Deutsche Sprache aufgrund der Entscheidung einer unabhängigen und hochkarätig besetzten Jury erhalten.“

„Ziel von Bologna wurde erreicht: einheitlicher Bildungsraum in 47 Ländern“

Marina Steinmann sieht mit dem einheitlichen Bildungsraum ein Ziel von Bologna erreicht.

Aber nun wieder zurück zu Bachelor und Master. „Das Ziel von Bologna wurde 2010 erreicht, nämlich ein einheitlicher Bildungsraum in 47 Ländern, der nach außen auch so wahrgenommen wird“, betonte Marina Steinmann, Referatsleiterin Bologna-Reform beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), der die Veranstaltung mitorganisierte. Sie räumte jedoch ein, dass „die Universitäten Fehler bei der Umsetzung gemacht haben“.

Inzwischen seien 82 Prozent aller Studiengänge in Deutschland auf Bachelor und Master umgestellt, jedoch fordere Bologna nur gestufte Studiengänge und keinen Bachelor nach sechs Semesternm, sagte sie. Von der Umstellung seien 16 Millionen Studenten an 4000 Hochschulen betroffen, fügte Professor Manfred Hampe ( TU Darmstadt) hinzu. Der Bologna-Experte des DAAD kritisierte das mecklenburg-vorpommerische Landeshochschulgesetz als „systemwridig“, weil es den Diplom-Ingenieur für den ersten (Bachelor) und zweiten Zyklus (Master) gleichzeitig vergebe. Ein Urteil über den Bachelor wollte er noch nicht treffen: „Der Arbeitsmarkt entscheidet in nächsten Jahren über die Annahme des Bachelors.“

Konkurrenz zwischen Bachelor und beruflicher Bildung?

In der anschließenden Diskussion ging es um verschiedene Fragen. Eine  war, ob der Bachelor in Konkurrenz zu den Berufsabschlüssen der dualen Ausbildung stehe. „Unternehmen bestätigen, dass der Bachelor brauchbar ist“, bezog sich Steinmann auf eine Studie von 2007, die ergab: „Es gibt keine Konkurrenz“. Dem schloss sich Schanné an, auch wenn es  in der Realität Überschneidungen wegen Kooperationen von Fach- und Hochschule gebe.

Hampe meinte, dass einige Menschen besser eine Berufsausbildung machten als auf die Uni zu gehen. Die Hochschulen sollten sich ihre Studierenden genau anschauen, denn „nicht jeder Bachelorstudent hat das Zeug zum Master“. Passend hierzu forderte eine Studentin aus dem Publikum: „Jeder Student soll entscheiden, ob er/sie einen Master machen soll oder nicht“. Dies hänge von den Ressourcen für die Masterstudiengänge ab, schränkte Schanné ein und ergänzte, dass Wechsel zwischen den Hochschulen Probleme machen könnten, was aber nicht zum System werden sollte und nicht Absicht der Hochschulen sein.

Professor Volker Gehmlich sieht den Master nicht als ein Muss.

„Der Master ist kein Muss“, machte Professor Volker Gehmlich von der Fachhochschule Osnabrück deutlich. Den Master würden auch die Bachelorstudenten machen, die nichts auf dem Arbeitsmarkt gefunden hätten. Einige Bachelorstudenten fühlen sich nach sechs Semestern noch nicht fit für den Arbeitsmarkt, wie eine Bachelorstudentin mit der Fächerkombination Geschichte und Kunstgeschichte formulierte, die fehlenden Praxisbezug in ihrem Studium kritisierte.

Dem stimmte Herbst zu: „Wir können uns nicht recht vorstellen, dass jemand, der sechs Semester Theologie studiert, befähigt ist, ein Pfarramt zu führen.“ Auf einen Bachelor könne man einen Master draufsatteln, ergänzte Schanné. „Ein Bachelorstudent sollte überall seinen Master machen können“, fügte Hampe hinzu.

Auslandsaufenthalt wichtiger als ein Semester mehr Regelstudienzeit

Absicht des Bologna-Prozesses war, die Mobilität der Studierenden zu erhöhen. Viele Bachelorstudenten klagen aber, dass sie sich einen Auslandsaufenthalt nicht leisten können. In finanzieller Hinsicht verwies Schanné auf Auslands-Bafög oder Stipendien. In zeitlicher Hinsicht sorgt ein Senatsbeschluss der Universität dafür (Bologna-Richtlinie), dass künftig ein Auslandssemester nicht mehr auf die Regelstudienzeit angerechnet werden muss.

Herbst sprach sich für ein „Mobilitätsfenster“ aus und sieht Probleme bei mehrsemestrigen Modulen. „Die Modulgröße muss so klein sein, dass sie einen Auslandsaufenthalt nicht verhindert und so groß sein, dass sich die Prüfungslast verringert“, machte Hampe deutlich, der sogar einen verlustfreien Auslandsaufenthalt durch eine bessere Abstimmung mit den Partneruniversitäten als möglich ansieht. Der verlustfreie Auslandsaufenthalt werde dadurch möglich, dass es grundsätzlich das Recht auf Anerkennung der ausländischen Leistung gebe, ergänzte Steinmann. Sie schränkte jedoch ein, dass ein Auslandssemester den Unternehmen mehr bedeutet, als die Überziehung der Regelstudienzeit um ein Semester, wenn die Anrechnung doch nicht klappt.

„Bachelor kann nur notwendiges Rüstzeug geben, aber nicht sinnvolle Anwendung des Wissens“

Kurt Schanné (Landesbildungsministerium) sieht den Masterzugang abhängig von den Ressourcen der Hochschule.

Überschreitet man die Regelstudienzeit um ein Semester, steht man manchmal vor dem nächsten Problem zum Master: Man ist im Winter fertig und kann erst im nächsten Winter mit dem gewünschten Master weiter machen. „Wir sollten die Immatrikulation für einen Master auch im Sommersemester ermöglichen“, schlug Herbst hierzu vor, schränkte allerdings ein: „Als kleine Uni stoßen wir dann an unsere Grenzen.“ Um sich für einen bestimmten Master zulassen zu können, werden bestimmte Credit Points (ECTS) in einigen Fächern gefordert. „Was mache ich, wenn ich dies nicht schaffe?“, fragte ein Student und erhielt eher ausweichende und allgemeine Antworten. „Die Credit Points sind zeitliche Orientierungspunkte und nur relevant mit dem Ergebnis“, sagte Gehmlich. „Kompetenzorientierte Prüfungen und deren Anerkennungen sind gewünscht“, fügte Schanné hinzu.

Die genaue Kompetenz eines Bachelors wurde aber nicht deutlich: Ein Physiker von Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät gab zu bedenken: „Die Industrie weiß nicht, was sie braucht. Der Bachelor kann das notwendige Rüstzeug gegeben. Er kann dem Absolventen aber nicht die sinnvolle Anwendung des Wissens geben, zum Beispiel in Form einer ausführlichen zweisemestrigen Masterarbeit“. Hampe nutzte die Gelegenheit und wies allgemein auf den Personalbedarf der Industrie hin: „Sie braucht hochqualifiziertes Personal, davon ein Drittel Master- und zwei Drittel Bachelorabsolventen.“

Wie sieht es mit Bologna 2020 aus?

Professor Manfred Hampe will die Zweistufigkeit der Bologna-Reform nicht zurückdrehen

Die letzte Frage war, wie es mit Bologna 2020 aussieht, beispielsweise ob man zu den Titeln Magister oder Diplom zurückkehren wird. „Wir wünschen uns den Titel Diplom-Ingenieur zurück, jedoch nicht einer Rückkehr zur einstufigen Struktur“, verlangte Hampe und will damit die Zweistufigkeit mit Bachelor und Master beibehalten. Hampe schloss sich auch der Forderung Gehmlichs an, wonach dann unterschiedliche Bezeichnungen notwendig seien. Auch Schammé will keine Aufgabe des gestuften Studiensystems. „Wir machen das Beste aus Bachelor und Master“, ist vielleicht ein passender Schlusssatz von Herbst zur Debatte Bologna unter der Lupe.

Fotos: David Vössing

 

AStA muss umziehen

Wer das AStA-Gebäude von außen sieht, merkt schnell, dass es nicht das Neueste ist. Jetzt soll der AStA das Gebäude bis Oktober räumen und umziehen. Das berichteten am Montag Abend StuPa-Präsident Erik von Malottki und AStA-Vorsitzende Daniela Gleich auf der AStA-Sitzung, bei der es auch um einem vertagten Bahn-Antrag und die Wohnungsbörse ging.  In einem Gespräch mit dem zweiten stellvertretende Kanzler Dr. Peter Rief wurde Daniela und Erik deutlich gemacht, dass der AStA nicht in seinen jetzigen Räumlichkeiten bleiben könne. Ab Oktober soll der AStA dann sich in der Loefflerstraße Ecke Wollweberstraße befinden (Nähe Poliklinik).

AStA-Umzug „Mehr Fläche, aber im Wald“

Der AStA soll bis Oktober in die Loefflerstraße/Ecke Wollweberstraße umziehen

„Wir haben mehr Fläche, sind aber im Wald“, fasste Referent Jens Pickenhan treffend zusammen. Mit dem Umzug steht dem AStA mehr Bürofläche zur Verfügung, wird damit von der Nähe zum Audimax abschnitten sein. Wenn der AStA zusätzlich noch ein Büro auf dem neuen Campus Beitz-Platz bekomme, ist man mit dem Umzug einverstanden, so der Tenor. Finanzreferentin Corinna Kreutzmann meinte, dass der Umzug dieses Jahr nicht mehr stattfinden werde.

Das Gespräch mit Rief brachte auch positive Ergebnisse hervor. Die Universität will beim Land eine Wohnsitzprämie beantragen, die die Uni für jeden Studenten mit Erstwohnsitz erhält, der sich in Mecklenburg-Vorpommern neu eingeschrieben hat. Dafür müssen aber die betroffenen Studenten ihre Zustimmung aus Datenschutzgründen erteilen. „Wir unterstützen dies, wenn wir mit entscheiden dürfen“, machte Daniela die Position des AStA deutlich. „Es geht um eine enorme Summe, bis zu zwei Millionen Euro. 25 Prozent davon stehen der Uni zur freien Verfügung“, ergänzte Erik.

Juso-Antrag auf Sitzung in zwei Wochen vertagt

Einer der Antragsteller: Eric Makswitat

Erst einmal vertagt auf die nächste Sitzung hat der AStA mit zehn Ja-Stimmen bei jeweils zwei Gegenstimmen und Enthaltungen einen Antrag von Christopher Denda, Martin Hackbarth, Eric Makswitat, Julien Radloff, Michael Seifert und Erik von Malottki. In dem Antrag forderten die Jusos, die Referenten für politische Bildung, Kilian Dorner, Ökologie, Stefanie Pfeiffer sowie die Referentin für regionale Vernetzung, Sabine Wirth, auf, eine Veranstaltung in der Woche vor Ostern zu organisieren, „in der die Ausschreibung über die Bahnstrecken des Regionalverkehrs dargestellt und danach mit fachlich kompetenten Gästen diskutiert wird. Als Referenten stellte sich Eric Landesverkehrsminister Volker Schlotmann oder den Geschäftsführer der Landesverkehrsgesellschaft Detlef Lindemann vor. Die Diskussion solle mit Vertretern demokratischer Parteien geführt werden. „Ziel ist es, über die Ausschreibung der Strecke Stralsund – Berlin zu informieren“, begründete Eric den Antrag. Unter den AStA-Referenten herrschte aber Unzufriedenheit, weil der Antrag so kurzfristig eingereicht wurde. Nach einem Geschäftsordnungsantrag von Kilian wurde der Antrag auf die nächste AStA-Sitzung in zwei Wochen verschoben. Bereits auf der letzten und vorletzten Sitzung befasste sich der AStA mit dem Thema Bahn.

Wohnungsbörse am 14. März

Referent für Wohnen Tommy Kube organisiert die WG-Börse.

Gleich um zwei Themen von Wohnreferent Tommy Kube ging es auf der AStA-Sitzung. Am 14. März findet eine Wohnungsbörse statt. Dort stellen die beiden großen Greifswalder Wohnungsgesellschaften ihre Angebote für die kommenden Erstsemester vor, die mit ihrem Immatrikulationsbescheid des Studierendensekretariats einen Hinweis auf die Wohnungsbörse erhalten. Vertreten sind dort die  Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft (WVG) und die Wohnungsbau-Genossenschaft (WGG). In Verhandlungen zur WGG steht Tommy auch noch wegen der Ratenzahlung bei den Genossenschaftsanteilen (Ersatz für Kaution). Jedoch weigere sich die WGG eine Ratenzahlung zuzulassen, die über den Einzugstermin hinausgehe. Die Genossenschaftsanteile seien bis zum Einzug komplett zu bezahlen.

Wegen der zunehmenden Probleme hinsichtlich der allgemeinen Ordnung und Sauberkeit des Wohnheimes Makarenkostraße des Studentenwerkes steht ein Projektvertrag zwischen dem Studentenwerk und AStA bevor, wie aus einem schriftlichen Bericht Tommys hervorgeht. Den Problemen sollen Flursprecher entgegenwirken, die von den jeweiligen Bewohnern einer Etage gewählt werden. Einige Etagen haben dies schon getan. Bei monatlichen Etagengesprächen sollen Probleme angesprochen werden und klare Regeln mit Konsequenzen die Probleme beseitigen. Die Flursprecher sollen dann an den Wohnheinmtutor und das Studentenwerk Gesprächsnotizen geben. Die drei Parteien wollen sich dann zwei bis dreimal im Semester treffen. Die Flursprecher sollen für ihre Tätigkeit eine Aufwandsentschädigung von 50 Euro im Semester erhalten.

Hell- und dunkelblaue Ersti-Shirts mit gelbem Logo bestellt

Das neue Ersti-Logo

Das neue Ersti-Logo wird auf den Ersti-Shirts gelb.

Die Erstsemester im kommenden Sommer- und Wintersemester erhalten zur Begrüßung ein dunkelblaues T-Shirt mit gelben Schiffslogo, so Erstsemesterreferent Max Willmann. Auch die Tutoren kriegen das gelbe Schiffslogo auf ihre hellblauen T-Shirt. Insgesamt wurden 3.400 T-Shirts für 7.600 Euro bestellt. Thema der AStA-Sitzung war auch das bevorstehende dreitätige Treffen aller Allgemeinen Studierendenausschüsse in MV. Verschiedene Themen am ersten Märzwochenende sind das Landeshochschulgesetz oder Wahlbausteine anlässlich der Landtagswahl im September. Ansonsten geht es in den verschiedenen Workshops Themengebiete der Referenten. Insgesamt gibt es 36 Teilnehmer, davon 14 aus Greifswald.

Beim Tagesordnungspunkt Berichte bestätigte Franz Küntzel, Referent für Hochschulpolitik, dass alle Plätze für das StuPa-Wochenende im April reserviert seien. Sozialreferent Philipp Hellberg erzählte, dass ab kommenden Semester zwei studentische Mitarbeiter die Behindertengerechtigkeit aller Universitätsgebäude prüften. Zur internationalen Sportwoche während der Ersti-Woche hat Valeria Kupreeva, Referentin für ausländische Studierende die Rückmeldung, dass sich Afrikas Renaissance und das islamische Kulturzentrum beteiligen. Eine weitere Sportwoche im Mai plant Sportreferentin Ekatarina Kurakova: „Ich habe schon Zusagen für Rasenplätze und Hallen erhalten und erste Sponsoren gewonnen.“

Kilian Dorner, Referent für politische Bildung

Am Sonntag Abend hatte Kilian eine Live-Übertragung der Hamburg-Wahl im ersten Stock des AStA-Gebäudes durchgeführt und damit seinem Arbeitsauftrag aus dem StuPa entsprochen. „Es waren sieben Leute anwesend“, zog Kilian ein zurückhaltendes Fazit. Am 20. und 27. März sind die nächsten Landtagswahlen. Erik forderte Kilian zu einer früheren Uhrzeit auf. Er will sich auch um andere Räumlichkeiten kümmern. Passend zum Thema Wahlen berichtete Jens Pickenhan, Referent für Gremien und Fachschaften, von einer Gesamtwahlordnung für die Fachschaften. Die Fachschaftswahlen können dann parallel zur StuPa-Wahl stattfinden.

Fotos:
David Vössing,
webMoritz/ Archiv (AStA-Logo),
Annegret Adam (Tommy Kube),

Super-Anne/ Jugendfotos.de (Umzugskiste)
Ersti-Logo (keine CC-Lizenz)

Die Castoren kommen, der Widerstand ist schon da

Seit Samstag wird gegen den Castor-Transport mobilisiert.

Angela Merkel wird die Atomindustrie heiraten. Am heutigen Mittwoch um 16 Uhr in Stilow am Bahnübergang der Strecke Greifswald-Lubmin. Merkel und die Atomindustrie werden dann, bis das der Tod sie scheidet, gemeinsame Wege in die Zukunft gehen. Organisiert wird das Fest von der linksjugend [’solid] Mecklenburg-Vorpommern, welche die Mahnwache in Stilow-Siedlung betreut.

Bereits seit gestern werden überall entlang der Strecke Mahnwachen errichtet, mehrere Blockadeaktionen zwischen Greifswald und Lubmin erwartet. Alleine in Kemnitz sind zwei Wachen errichtet worden. Eine in der Dorfmitte, eine weitere südlich der Bahnschienen. In Kemnitzerhagen steht in der Dorfstraße 17 ein weiteres Mahnwachenzelt. Weitere Mahnwachen gibt es in Brünzow, Guest und Wusterhusen.

Mahnwache in Greifswald, Kinderfest in Kräpelin

Auch in Greifswald werden zwei Wachen, je eine am Bahnhof und am Fischmarkt, aufgebaut. Um 19 Uhr wird ein Infoplenum in der Museumswerft stattfinden, um 18 Uhr will die evangelische Kirchengemeinde gemeinsam mit allen interessierten Demonstrierenden mit Kerzen ein „Licherkreuz“ zur Mahnung bilden. In Kräpelin findet eine Mahnwache mit Kinderfest und Laternenumzug am Abend statt.

Auch der Fleischervorstadtblog hat sich in einem Interview und einem kurzen Artikel mit den Vorbereitungen zur Demo und der Arbeit der Polizei beschäftigt, die von manchen als unverhältnismäßig angesehen wird.

Castor ist unterwegs

In der Zwischenzeit ist der Castor-Zug seit mehreren Stunde unterwegs. Bereits in Karlsruhe wurde die Abfahrt seit gestern durch mehrere Greenpeace-Aktivisten behindert. Sie ketteten sich laut Castor-Ticker seit Dienstag morgen an die Gleise und das Werktor der Wiederaufbereitungsanlage. Die Räumung dauerte insgesamt über neun Stunden. Gegen 14:19 Uhr ist das Anschlussgleis von den Umweltschützern befreit worden.

Erste Blockaden in Karlsruhe

Der Castorzug ist seit mehreren Stunden unterwegs. Hier der Zug vom Dezember.

Am Abend folgte die nächste Blockade. Die Nachtsitzblockade begann kurz nach 21 Uhr mit 150 Menschen, zuletzt waren über 700 Menschen in Karlsruhe Neureut auf den Gleisen. Gegen 1:30 Uhr erfolgte die Räumung der Gleise. Etwa zwei Stunden später war die Nachtsitzblockade aufgelöst, seit vier Uhr morgens rollt die strahlende Fracht quer durch Deutschland. Er besteht aus zwei Loks, jeweils eine vorne und hinten, fünf Castorwagen sowie zwei Personenwagen und ist damit deutlich kürzer, als der Zug im Dezember.

Bislang ist der Zug ohne besondere Zwischenfälle unterwegs und hat laut Castor-Ticker gegen zehn Uhr bei Würzburg planmäßig für einen Personalwechsel zum Stehen gekommen. Die Fahrtzeit des Zuges lässt sich schlecht vorhersagen, da dieser teilweise relativ schnell (bis zu 100 km/h) und streckenweise sehr langsam unterwegs ist. Nach Angaben der Polizei wird die Zufahrt zum Werkbahnhof ab 18 Uhr vollständig gesperrt. Lediglich Polizei, Presse und Versorgungs-beziehungsweise Betriebsfahrzeuge werden dann noch Zugang in Richtung des Werksgeländes haben.

Daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Castoren noch heute zumindest die Stadt Greifswald passieren werden. Erwartet wird der Zug jedoch erst in den frühen Stunden des 17. Februar. Nach Angaben der Ostsee-Zeitung kostet der Castor-Transport dem Land Mecklenburg-Vorpommern insgesamt 1,5 Millionen Euro, etwa 4.000 Polizisten sind im Einsatz. Aus taktischen Gründen wolle man die genaue Zahl der Einsatzkräfte der Polizei nicht nennen.

der webMorit hält Euch auf dem Laufenden

Der webMoritz wird euch, sobald sich der Zug Vorpommern nähert, ständig mit aktuellen Infos auf dem laufenden halten. Wir werden einen Live-Ticker sowie Informationen über Twitter bereitstellen.

Fotos: David Voessing (Demo), Christine Fratzke (Castortransport, Demofahrrad)

Anti-Castortransport: Etwa 2.000 Demonstranten, sechs Trecker und ein Schaf

Atomkraft? Nein Danke! meinten viele Demonstranten in Greifswald

Wie auf dem Symbol der Antiatombewegung strahlte die Sonne über Greifswald. Das Motto „Atomkraft nein danke“ lag förmlich in der Luft. Gut gefüllt war der Marktplatz, auf dem die Hauptkundgebung stattfand. Viele Greifswalder, jung und alt, politisch Aktive und Familien waren vor Ort und lauschten zunächst der Lokalband Stonebirds. Die Stimmung war ausgelassen und das Wetter weitaus besser als bei der Demonstration im Dezember.

Wie im Wendland?

Organisiert wurde der Aktionstag vom Anti-Atom Bündnis NordOst.

Dennoch wurden bei der Kundgebung laut Polizeiangaben zunächst nur 650 Demonstranten gezählt. Neben Greifswald gab es Kundgebungen in 23 weiteren Städten am 12. Februar, unter anderem in Karlsruhe. Von hier aus wird der Castor am 16. Februar starten. Aber auch in Kassel, Halle oder Bernau demonstrierten  Atomgegner. Auf dem Greifswalder Marktplatz wurde die Menge von Mignon Schwenke (Die Linke.) und Daniel Dedlow vom Anti-Atom Bündnis NordOst begrüßt. „Das ist ein tolles Bild hier. Es sind auf gar keinen Fall weniger als im Dezember“, glaubte Mignon Schwenke. Weiterhin rief sie: „Wir brauchen Solidarität des ganzen Landes!“ und freut sich auch darüber, dass die lokalen Landwirte mir ihren Treckern ebenfalls auf dem Marktplatz waren. Dabei fühlte sie sich ans Wendland erinnert.

Jeder Castortransport ist ein Risiko

Gegen Atomkraft war anscheinend auch dieses Schaf.

Als Nächstes sprach Nadja Tegtmeyer vom Anti-Atom Bündnis. Sie forderte in ihrer Rede einen sofortigen Ausstieg und den respektvollen Umgang mit der Umwelt und Natur. „Die Atomenegie bremst die regenerativen Energien aus“, stellte sie dar. Vor allem sehe sie die ungeklärte Endlagerfrage kritisch. Für eine Dauerlösung sei die Atomindustrie selbst verantwortlich. „Jeder Transport birgt ein Risiko“, sagte Fleckmeier und fuhr fort, dass es für Zwischenfälle keinen Katastrophenplan geben würde. Immer wieder klatschte die Menge anerkennend. Für große Freude sorgte indes ein Schaf, dass sich auf dem Marktplatz befand und ein grünes Banner auf dem Rücken trug.

Veranstalter spricht von 2.000 Demonstranten

Ein wenig später setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung. Vom Marktplatz aus ging es über die Lange Straße, am Tierpark vorbei zum Bahnhof. Hier fand eine Zwischenkundgebung statt. Während des Zuges sind offenbar mehr Demonstranten hinzugekommen – die Veranstalter sprachen von insgesamt 2.000 Teilnehmern.

Der Kundgebung wohnten zunächst noch 650 Menschen bei.

Vergleicht man diese Demonstration mit der im Dezember, so lässt sich feststellen, dass insgesamt weniger protestierten und oft waren es doch wieder die gleichen Gesichter, die zu sehen waren. Vor allem waren die Grünen, die mit Claudia Roth aufwarteten und „Die Linke.“ erneut mit zahlreichen Flaggen und Luftballons vor Ort. Der Veranstalter Anti-Atom Bündnis NordOst spricht insgesamt von einem Erfolg. Noch weitere Aktionen sind rund um den Transport geplant. Der Castor wird voraussichtlich am frühen Morgen des 17. Februar den Werkbahnhof Lubmin erreichen.

Text: Christine Fratzke, Fotos: Christine Fratzke, David Vössing (Aufmacher), Marco Wagner (Anticastordemo Dezember)