Ein Bericht von Marco Wagner und Christine Fratzke

Auch wenn es seit Tagen in Greifswald nicht danach aussieht: Es ist Sommer. Der offizielle Sommeranfang ist der 21. Juni. Anlässlich dieses Tages findet in Greifswald alljährlich die Fête de la Musique statt. Das Veranstaltungsprogramm, das der GrIStuF e.V. mit anderen Vereinen auf die Beine stellte, war vielfältig: Vier Bühnen an vier Standorten, zwei in der Innenstadt, eine am Museumshafen und eine an der Werner-Seelenbinder-Halle in der Nähe des Studentenclubs Kiste. Zwar sah es am Vormittag noch sehr sonnig aus, doch kaum war die Mittagszeit verstrichen, verdunkelte sich der Himmel wieder unsommerlich, aber für Greifswald typisch. Dennoch hielt das die Wenigsten davon ab, die zahlreichen Konzerte sowie das Kinderprogramm auf dem Fischmarkt anzusehen.

Picknick-Feeling an der Sporthalle III neben der Kiste

Während sich am Museumshafen mehrere hundert Menschen versammelten, um der Musik, die auf der Bühne gespielt wurde, zu lauschen, begaben sich nur sehr wenige in die Randgebiete der Stadt. Zwar betreute der Studentenclub Kiste auf der Sportwiese hinter der Werner-Seelenbinder-Halle eine Bühne, allerdings wurde diese deutlich spärlicher besucht. Zu Spitzenzeiten waren bis zu 50 Menschen auf der Wiese, die sich jedoch alle nicht auf die Tanzwiese vorwagten. Zwischendurch besuchte die Polizei das Gelände: “Es gibt hier äußerst sensible Bewohner, denen die Musik zu laut ist. Deshalb müssen wir sie jetzt nach einer Spielgenehmigung fragen”, erläuterte einer der beiden Polizisten. Selbstverständlich gab es die Genehmigung. Der äußerst sensible Anwohner, der sich um 17 Uhr von der Musik gestört fühlte, musste also Kraft seiner Toleranz die Musik Wohl oder Übel über sich ergehen lassen. Die Veranstaltung hatte Picknick-Feeling und es dominierte typischer Rock von Bands aus dem studentischen Milieu. Zwischenzeitlich kamen bei der Band Unicore auch Ausflüge in den Funk vor.

Familienatmosphäre auf dem Fischmarkt

Sie machten ernst: Die Improgruppe Ma´ma ernst vom StuThe. (Foto: C. Fratzke)

Familiär ging es auf dem Fischmarkt zu. Vom Stadtjugendring e.V. wurde eine Bühne gestellt. Den Auftakt machte am Nachmittag der Kinderchor des Montessori Kinderchores, danach spielte die Schülerband Stone Cold Sober. Die konnten die großen und kleinen Zuschauer mit solider Gitarrenmusik, gutem Gesang und Schlagzeug überzeugen. Im Anschluss zeigte die Improgruppe Ma´ma Ernst vom Studententheater StuThe ihr Können. Zum Anfang trat der dreiköpfige Sänger auf, dann kam das Alltagsturnier, Werbepausen und eine weniger lustige Beichte – und das alles improvisiert. Gerade die jüngeren Gäste freuten sich über den interaktiven Anteil, die das Publikum beim Improtheater hat. Es sollten verschiedene Begriffe gerufen werden, die dann von der StuThe-Gruppe spielerisch umgesetzt werden sollten. Dabei kamen amüsante Begriffe, wie “Lachsknoblauchpressen-Fanta” oder “rosa Hühner” raus. Die Umsetzungen der Jung-Schauspieler waren, wie man es gewohnt ist, kreativ, lustig und ein wenig verrückt. Nachdem das Blasorchester gespielt hat, waren die Elendshuren an der Reihe. Da dies aber ein Kinder- und Familienfest sei, benannte sich die Punkband kurzerhand in die unordentlichen Liebesarbeiterinnen um. Viele Kinder waren gar nicht mehr da, dafür einige Fans der Band.

Am Museumshafen war die größte Bühne von GrIStuF und offensichtlich auch die meisten Besucher. Jales und Knopf, zwei HipHop-Musiker aus Hamburg, performten mit selbstgebasteltem Auto und eingängigen Melodien und Texten. Bei ihrem letzten Song konnten sie sogar die Zuschauer, die es sich bis dahin auf der Wiese bequem gemacht hatten, zum tanzen bringen. Das Publikum war gut gemischt: Studierende, Dozenten, Kinder, ältere Gäste. Am Hafen waren außerdem einige Stände, zum Beispiel vom Aktionsbündnis studentisches Leben und UNICEF, aufgebaut. Nach Jales und Knopf kam die kleine Kapelle Radost, die sich dank ihrer schwungvollen und tänzerischen Balkanklänge größter Beliebtheit erfreuten. Begann der musikalische Umzug der Kapelle Rados zunächst mit lediglich 50 Menschen, schwoll der Tross, der vom Fischmarkt ausgehend hinter den Musikern hinterher lief, bis zum Museumshafen unaufhörlich bis auf etwa 100 Menschen an. Für das leibliche Wohl sorgte die Greifswalder Volxküche, die veganen Pita-Gyros kochte.

Aftershowpartys auf dem Insomnale-Gelände, im KLEX und im Pariser

Die Aftershowparty bei der Insomnale in Zusammenarbeit mit den Greifswalder Hedonisten war gut besucht. Zu Elektromusik wurde ausgiebig getanzt, dazu waren im Tanzraum einige Äste aufgestellt. Das Dschungelambiente war, dank schweißtreibenden Tanzen und schwüler Luft, perfekt. Außerdem gab es eine Videoprojektion, die gut zur der aufgelegten Musik passte. Doch nicht nur in der Insomnale, auch im KLEX und im Pariser gab es Aftershow-Partys. Während im KLEX Punk gespielt wurde, konnte man, ähnlich der Insomnale, im Pariser ebenfalls zu Electro-Musik tanzen. Im Unterschied zur Insomnale war das Ambiente hier deutlich gemütlicher und heimischer. Das Nachsehen hatte an diesem Abend ein wenig das IKuWo. Aufgrund der zahlreichen Partys blieb der Tresen, wie uns einige Besucher berichteten, an diesem Abend fast leer. Wenngleich von einigen Co-Organisatoren die Organisation der Fête kritisiert wurde, hat der Besucher davon nichts gemerkt und war augenscheinlich zufrieden. Warum sonst hätten sie in strömenden Regen einfach weiter getanzt?

Fotos: Christine Fratzke, Marco Wagner, Philipp Blank