Auf die Plätze, fertig, radeln! – Das Stadtradeln hat begonnen!

Auf die Plätze, fertig, radeln! – Das Stadtradeln hat begonnen!

Was macht die Stadt Greifswald und ihre Bewohner*innen aus? Genau, ihre Liebe zum Rad. Und perfekt zu dieser Thematik findet auch dieses Jahr wieder das dreiwöchige Event in unserer Stadt statt: Am 1. Mai hat das Stadtradeln in Greifswald begonnen. Und ihr habt noch bis zum 21. Mai Zeit, so richtig kräftig in die Pedale zu treten, um Radkilometer zu sammeln.

Aber wozu sollte ich mich von meiner gemütlichen Couch hochbewegen?

Es wird Deutschlands fahrradaktivste Kommune mit den meisten Radkilometern insgesamt sowie mit den meisten Radkilometern pro Einwohner gesucht. Natürlich steht dabei das Radfahren für das Klima im Fokus. Damit einher geht die Radförderung und die Lebensqualität in deiner Kommune. Falls dich das noch nicht überzeugen konnte, packt dich jetzt vielleicht hiermit der Ehrgeiz: Greifswald tritt nämlich gegen die US-amerikanische Partnerstadt Newport News an. Achtung Spoiler! Bisher sind wir (VIEL) besser aufgestellt als sie. Für Greifswald radeln schon 139 Teams. Tendenz steigend. Aber meinen persönlichen Anreiz stellt der Gewinn eines Pokales dar. Wer liebt keine Pokale?!

Wer darf mitmachen?

Natürlich alle Personen jeder Altersstufe, die einen fahrtüchtigen Drahtesel besitzen und in Greifswald wohnen, arbeiten, einem Verein angehören oder eine (Hoch-)Schule besuchen. Nützlich wäre es vor allem, wenn man beruflich und privat radelt.

Wie kann ich mich anmelden?

Das geht ganz einfach. Hier kannst du dich und dein Team anmelden, um für deine Kommune loszuradeln. Du kannst dich jederzeit (vom 1.-21.Mai) für das Stadtradeln anmelden. Es gibt übrigens auch eine spezielle App zum Stadtradeln. Die findest du bestimmt auch in deinem App-Store. Die App hilft dir nicht nur deine Strecken zu tracken, sondern auch die Radinfrastruktur vor deiner Haustür zu verbessern.

Manche machen es sich zu einer extra Challenge, 21 Tage auch auf das Auto zu verzichten, um aufs Rad umzusteigen. Das sollte aber für die meisten Studierenden in Greifswald kein großes Hindernis darstellen.

Ein kleiner Tipp zum Schluss: Es gibt sogar einen Stadtradeln Podcast.

Beitragsbild von Murillo de Paula auf unsplash.com

CoFit-19 – Sportlich durch den Lockdown mit dem Hula-Hoop

CoFit-19 – Sportlich durch den Lockdown mit dem Hula-Hoop

Das Fitnessstudio habt ihr seit mindestens einem Jahr nicht mehr von innen gesehen, die Sportmatte hat es sich mit den Wollmäusen unterm Bett gemütlich gemacht und auf dem Rad dem Greifswalder Gegenwind standzuhalten, ist so anstrengend wie noch nie? Kennen wir. Unsere Redaktion versucht, sich aufzuraffen und neue sportliche Aktivitäten während des Lockdowns auszuprobieren. Mit etwas Glück entdeckt ihr in unserer neuen Reihe also vielleicht etwas, woran ihr auch Spaß findet. Vielleicht liegt ihr aber auch lieber im Trainingsanzug auf der Couch und zieht euch die zweite Pizza rein während ihr unsere Artikel lest – auch okay, wir wünschen euch jedenfalls viel Spaß!

 Hullern, hullern, hullern!

Das Verb „hullern“ hat es bis jetzt zwar noch nicht in den Duden geschafft, doch ist die sportliche Aktivität mittels Hula-Hoop(-Reifen), die es beschreibt, voll im Trend. Zumindest suggerieren uns das zahlreiche Influencer*innen auf TikTok, Instagram und Co. Weil die Effekte, die das Hullern verspricht, viel zu verlockend klangen, blieb auch mir natürlich nichts anderes übrig, als auf diesen Trend aufzuspringen. Seit Januar steht der Hula-Hoop nun Tag für Tag angelehnt an meiner Zimmerwand und wartet darauf, sich an meine Hüften zu schmiegen, um meine Rumpfmuskeln zu stärken, meinen Stoffwechsel anzuregen und die Durchblutung zu fördern. Wie das geklappt hat und ob der Sport mit dem Hula-Hoop auch etwas für euch ist, erfahrt ihr hier.

 Für wen eignet sich ein Hula-Hoop?

Hullern ist für alle geeignet. Ihr müsst keine bestimmten Anforderungen erfüllen und braucht vorher auch keine Sportskanone zu sein. Je nach Stand der Vorkenntnisse, werdet ihr aber mehr oder weniger Übung benötigen, um mit dem Reifen warm zu werden.

 Was benötige ich?

  • Einen Hula-Hoop, der auf die eigene Größe und das Körpergewicht abgestimmt sein sollte. Es ist zugegebenermaßen etwas kompliziert den Dschungel an Hula-Hoops zu durchblicken, weshalb es sich empfiehlt dieses YouTube-Video von Elli Hoop anzusehen und danach zu entscheiden, welcher Reifen für euch Sinn ergibt.
  • Genug Platz, damit nichts zu Bruch geht, falls doch mal etwas daneben hullert.

Wie viel Geld muss ich dafür ausgeben?

Wie bei so vielen Dingen, ist auch die Preisgrenze für Hula-Hoops nach oben offen. Der Preis hängt sowohl von der Art als auch der Größe des Reifens ab. Einen guten, neuen Reifen für Anfänger*innen bekommt ihr für 30 bis 50 Euro. Vielleicht findet ihr aber auch einen gebrauchten Reifen oder ihr legt mit euren Mitbewohner*innen für einen WG-Hoop zusammen.

 

 

Wie viel Zeit muss ich dafür einplanen?

Hullern ist der perfekte Zeitvertreib für zwischendurch oder zum Aufwärmen für ein anschließendes Workout mit selbstgemachten Gewichten geeignet. Für den Anfang wird empfohlen nicht mehr als 5 Minuten am Stück zu hullern und sich erst nach und nach auf bis zu 30 Minuten zu steigern. Es kann allerdings sein, dass blaue Flecken auftreten. Dann sollte solange pausiert werden, bis keine Flecken mehr vorhanden sind. Weniger ist beim Hullern zu Anfang also definitiv mehr!

Durchführung

„Hula-Hoop, also das mit dem Reifen um die Hüfte kreisen, na das kann doch jedes Kind!“, kam es zu Anfang noch aus meinem Mund. So leicht wie ursprünglich gedacht, ist das mit dem Hula-Hoop dann aber irgendwie doch nicht. Mein Können aus Kindheitstagen habe ich anscheinend irgendwo zwischen Pubertät und Erwachsenwerden verloren. Nach gefühlt 10.000 gescheiterten Versuchen, mussten also Tipps her, wie der Reifen nicht bereits nach wenigen Sekunden auf den Boden fällt. Für euch habe ich diese im Folgenden einmal kurz zusammengefasst:

  • Grundhaltung: Die Füße sollten etwas weiter als schulterbreit nebeneinander oder wie beim Gehen hintereinander aufgestellt werden.
  • Grundbewegung: Mit dem Reifen ordentlich Schwung holen und die Hüfte entweder von links nach rechts oder hinten nach vorne bewegen. Der Bauch muss dabei stets angespannt bleiben, ansonsten bleibt der Reifen beim Kreisen nicht oben.
  • Außerdem: Enganliegende Kleidung tragen, da der Reifen auf losem Stoff keinen Grip besitzt.

Befolgt ihr diese Tipps, klappt es gleich viel besser. Diese und noch weitere Tricks werden in einem anderen YouTube-Video von Elli Hoop noch einmal anschaulicher erklärt. Übrigens solltet ihr nicht verzagen, wenn der Reifen nicht von Anfang an so will, wie ihr es selbst gerne hättet. Es ist schließlich noch kein*e Hula-Hoop-Meister*in vom Himmel gefallen. Mein größter und letzter Geheimtipp lautet daher auch: üben, üben, üben!

Ist man dann aber so richtig gut im Hüften-Schwingen geworden und kann mittlerweile 30 Minuten am Stück ohne Probleme hullern (Spoiler: Ich bin noch lange nicht soweit), kann man das ganze Training durch kleine Tanzeinlagen oder Sportübungen vertiefen. Dafür findet man online eine riesige Auswahl an Hula-Hoop-Workouts.

Mein Fazit

Die größte Herausforderung am Hullern ist für mich auf jeden Fall das Durchhaltevermögen. Davon braucht ihr gerade am Anfang ziemlich viel, wenn ihr keine Vorkenntnisse besitzt und kein absolutes Ausnahmetalent darstellt. Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich mich nach dem zu Boden gegangen Reifen bücken musste. Andererseits kann das ewige Bücken eigentlich auch als Teil des Trainings gesehen werden und ist dann irgendwie nur noch halb so schlimm. Mittlerweile schaffe ich es, den Reifen 3 Minuten am Stück oben zu halten. Nach dieser Zeit finde ich es super anstrengend, meine Bauchmuskeln machen schlapp und lassen sich nicht mehr richtig ansteuern. Abgefahrene Tanzschritte oder Übungen kann ich nebenbei demnach noch nicht durchführen. Trotzdem ergibt das Training mit dem Hula-Hoop Sinn für mich. Nebenbei schaue ich mir gerne YouTube-Videos oder auch mal die Nachrichten an. Da habe ich Zeit, die ich sonst rumsitzen würde, effektiv genutzt.

Darüber hinaus hätte ich nicht gedacht, dass ein Training mit einem Hula-Hoop so anstrengend sein kann und ich sogar ins Schwitzen kommen würde. Trotzdem macht es Spaß, sodass ich mich eigentlich immer für eine kurze Runde mit dem Reifen motivieren kann. Große Erfolge, was den Muskelaufbau betrifft, kann ich bei mir zwar noch nicht erkennen, aber mein Körpergefühl und meine Koordination haben sich auf jeden Fall gesteigert. Ich kann mir sogar vorstellen, dass ein Hula-Hoop-Workout auch zu einem richtigen Kraftakt werden kann, der bei regelmäßiger Durchführung den ein oder anderen Fitnessstudiobesuch ersetzen könnte. Neben dieser Anpassungsfähigkeit an eigene Bedürfnisse ist ein anderer Vorteil, dass ihr zu jeder Tageszeit hullern könnt, sobald ihr über die Einstiegs-Phase hinweg seid. Wenn der Reifen nämlich nicht mehr ständig zu Boden fällt, bekommt die Nachbarschaft nichts von den eigenen sportlichen Aktivitäten mit.

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Spaßfaktor

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Schweißfaktor

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Effizienz

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Preis-Leistungs-Verhältnis

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Trendpotential

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Nachbarschafts-verträglichkeit

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Anfänger*innen-tauglichkeit

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Spontanität

Beitragsbild: Nina Jungierek 

web.woche 03.-09. Mai

web.woche 03.-09. Mai

Was geht eigentlich ab in Greifswald? In der web.woche geben wir euch eine Übersicht über die kommenden Veranstaltungen in und um unsere Studierendenstadt. Hier findet ihr Termine, Neuigkeiten und Altigkeiten, von Politik und Region, über Universität und Wissenschaft bis hin zu Kultur und Sport.

Kultur & Sport

VERANSTALTUNGEN

NEUIGKEITEN

  • Vom 07. bis zum 22.05. findet der Nordische Klang im Online-Format statt, der dieses Jahr sein 30. Jubiläum feiert. Das vielfältige Programm und weitere Infos findet ihr auf der Website des Nordischen Klangs.
  • Schlechte Nachrichten: Sowohl das Fischerfest Gaffelrigg als auch der Klostermarkt sind für dieses Jahr aufgrund der aktuellen Pandemielage leider abgesagt.

ALTIGKEITEN

  • Derzeit könnt ihr im Kunstkubus CUBIC am Karl-Marx-Platz die Ausstellung „Seiten einer Frau“ bestaunen, für welche sich Schüler*innen in einem Projekt mit dem Thema Weiblichkeit beschäftigten.
  • Im PKBKunstLADEN (Feldstr. 20) habt ihr die Möglichkeit, die Ausstellung „Vier vom Verein zu den regulären Öffnungszeiten (Freitag und Samstag, 11 bis 16 Uhr) zu besichtigen.

Uni & Wissenschaft

VERANSTALTUNGEN

NEUIGKEITEN

  • Die Prüfungsanmeldung hat begonnen! Ihr könnt euch (inzwischen ohne TAN) bis zum 17. Mai für eure Prüfungen eintragen.
  • Im aktuellen Rektoratsforum geht die Prorektorin für Lehre, Lehrer*innenbildung und Internationalisierung, Dorthe G.A. Hartmann, auf das aktuelle digitale Semester ein.
  • Die Informationsveranstaltung der Universitätsmedizin zur Coronapandemie ist nun online und mit einem Universitätsaccount anzuschauen. Dazu gehören folgende Themen: Einschätzung zur epidemiologischen Lage von Prof. Dr. Lars Kaderali, die Aussagekraft der Corona-Tests von Prof. Dr. Karsten Becker, Mythen, Masken und Mutanten – Infektionsgefahren und wirksame Prävention von Prof. Dr. Nils Hübner und Impfen von Prof. Dr. Barbara Bröker.

ALTIGKEITEN

  • Die Teddybär-Kran­ken­haus-Woche wird in diesem Jahr trotzdem stattfinden – wenn auch ohne Präsenzgespräche. Die Kinder können dafür bis zum 7. Mai Briefe oder E-Mails an die ehrenamtlichen Studierenden schicken und somit ihre Angst vor Ärzt*innen-Besuchen auf spielerische Weise angehen. moritz.tv stellte in diesem Video das Konzept der Initiative vor und zeigte in diesem Video einen Tag im Leben eines TeddyDocs.

Region & Politik

VERANSTALTUNGEN

NEUIGKEITEN

  • Am 01. Mai hat das Greifswalder Stadtradeln begonnen. Dieses geht bis zum 21. Mai.
  • Der Lockdown wurde für Mecklenburg-Vorpommern bis auf weiteres verlängertHier findet ihr nähere Informationen zu den Regeln, die für den Lockdown in Mecklenburg-Vorpommern gelten. Die 7-Tage-Inzidenz liegt im Kreis Vorpommern-Greifswald zur Zeit bei 135,5 (Stand: 01.05.2021).

ALTIGKEITEN

  • Hier befinden sich momentan die Testzentren in Greifswald: In der Heinrich-Hertz-Straße 20 b – der Firmensitz der SoPHi Greifwald GmbH, in der Alten Mensa, am Fischmarkt und in der Sporthalle II neben der Fischer-Schule in Schönwalde.
  • Es wurde außerdem eine Übersichtskarte erstellt, die euch anzeigt, wo im ganzen Landkreis Schnelltests zur Verfügung gestellt werden. Diese wird dann regelmäßig aktualisiert. Zum Verzeichnis kommt ihr hier.
  • Weiterhin werden Wahlhelfer*innen für die Bundes- und Landtagswahl am 26.09.2021 gesuchtHier könnt ihr euch online anmelden. Es gibt übrigens eine Entlohnung von 40€.

Wir haben ein wichtiges Event in dieser Woche vergessen? Ihr habt noch einen heißen Tipp für die nächste Woche? Schreibt uns einen Kommentar oder eine Nachricht, wenn ihr etwas zur web.woche beisteuern wollt!

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull

Liveticker zur Demonstration am 1. Mai: Keinen Meter — NPD-Aufmarsch verhindern

Liveticker zur Demonstration am 1. Mai: Keinen Meter — NPD-Aufmarsch verhindern

Bereits vor 10 Jahren blockierten Greifswalder*innen den letzten Aufmarsch der NPD. Und jetzt ist es leider wieder soweit. Die Neonazis der NPD wollen heute, am 1. Mai, in Greifswald aufmarschieren. Greifswalder*innen müssen wieder zeigen, dass ihre Stadt für Vielfalt und Weltoffenheit steht. Aus diesem Anlass finden heute in der ganzen Stadt antifaschistische Kundgebungen und Mahnwachen statt. Und der webmoritz. ist live dabei. Die erste Mahnwache wird um 10 Uhr in der Nähe des Hauptbahnhofs stattfinden. Weitere Mahnwachen und mehr Informationen zu den heute geplanten Veranstaltungen findet ihr hier.

Die NPD-Demo selbst, soll um 13 Uhr am Hauptbahnhof beginnen.

Natürlich befinden wir uns immer noch in einer Pandemie. Um alle schützen zu können, bringt bitte folgende Sachen mit:

  • FFP2- oder medizinische Maske (auch Wechselmasken)
  • warme Kleidung und genügend Verpflegung
  • ggf. Fahrrad
  • und ganz wichtig: immer Abstand einhalten!

um 10:00 Uhr geht’s los

„Nazis haben keinen Platz in Greifswald und nirgendwo sonst. Wir bitten die Greifswalder*innen, sich dieser Bedrohung gemeinsam entgegen zu stellen und den Neonazis der NPD und ihrer Ideologie (in unserem Greifswald) keinen Meter Straße zu überlassen“

Gregor Kochhan, Sprecher des Bündnisses ‚Greifswald für alle‘ (aus der Pressemitteilung „Auf die Straße gegen die NPD!“

Für alle, die nicht mit demonstrieren können oder wollen: Die STRAZE hat Plakate vorbereitet, die ihr euch kostenlos abholen könnt, um damit zum Beispiel eure Fenster zu dekorieren und so auch aus der Wohnung heraus Flagge und Farbe zu zeigen. Mehr Infos auf dem Instagram-Account der STRAZE.

Aktuell wird noch gewartet. Es haben sich einige Menschen zur ersten Mahnwache am Hauptbahnhof versammelt und wahrscheinlich noch viel mehr Polizist*innen. Laut eigenen Aussagen will die Polizei heute mit insgesamt 1.000 Einsatzkräften vor Ort sein.

10:10 Uhr

Das akademische Viertel wurde nicht ganz erreicht, denn es geht jetzt schon los.
Es wird gleich mit ein paar organisatorischen Schwierigkeiten begonnen: Der Bereich, der für die Mahnwache am Hauptbahnhof vorgesehen ist, ist nur für 50 Menschen zugelassen. Anwesend sind aber doch ein paar mehr (offizielle Zahlen gibt es noch nicht, aber unsere Redakteur*innen vor Ort tippen auf mindestens das Doppelte bis das Vierfache, Tendenz steigend).

Die Versammlung ist bisher ein bunter Haufen aus Zivilpersonen und verschiedenen Organisationen. Auch die Greifswalder LGBT+ Community ist vertreten (wir sind bunt!). Die SPD sorgt vom Wall aus für Partystimmung mit lauter Musik (ABBA geht immer!).

Es wurden jetzt Bereiche gekennzeichnet, in denen sich die Demonstrierenden aufhalten dürfen. Wer ebenfalls demonstriert, aber außerhalb des Bereiches steht, kann mit Besuch von den anwesenden Polizist*innen rechnen. Demonstrieren in Corona-Zeiten ist also nicht unmöglich, aber doch etwas tricky.

Die Polizei bittet per Durchsage um Kooperation und dementsprechend auch um die Einhaltung der Hygieneregeln. Sie wünschen sich ein buntes Versammlungsgeschehen und allen Anwesenden einen schönen Tag in Greifswald. Sie werden heute mit Rat und Tat zur Seite stehen und betonen, wie wichtig es ist, sich für gute Sachen einzusetzen.

Reden oder ähnliches gibt es bisher (noch) nicht, dafür aber immer noch schöne Musik. Die Musik kommt aus der Fetten Elke — ein hübscher kleiner roter Bus.
Interessante Message auf einem Demoschild: „Marzipan statt Naziwahn!“. Da sind wir dabei, ein bisschen Marzipan wäre jetzt wirklich super.

10:45 Uhr

Aus der Fetten Elke wird eine kleine Begrüßungsansprache an die Demonstrierenden gehalten.
Die Hygienemaßnahmen sind immer noch ein Problem, aber man gibt sich Mühe, Corona und Demo unter einen Hut zu bekommen.

Einer unserer Redakteur*innen beschreibt die Mahnwache bisher als: „Volksfeststimmung, alles gechillt“.
Es wurde dazu aufgerufen, sich mehr mobil zu machen und in der Stadt zu verteilen. Die Botschaft, dass Greifswald bunt ist, soll in der ganzen Stadt sichtbar sein.

Wir machen uns jetzt auch mal durch die Stadt auf. Die Mahnwachen und Demonstrationen gehen ja noch eine ganze Weile, die „Action“ wird sich also heute wohl über den ganzen Vormittag und Mittag verteilen. Und natürlich auch räumlich. Immerhin befinden wir uns immer noch in einer Pandemie. Deshalb denkt dran: Flagge zeigen geht nicht nur am 1. Mai, sondern auch an jedem anderen Tag im Jahr. So wichtig es also auch ist zu zeigen, dass wir vielfältig sind und gegen Hass einstehen — ihr habt dazu in eurem Leben sicher noch viele andere Gelegenheiten, auch wenn ihr heute nicht dabei sein könnt 😉 (So, genug der Rührseligkeiten! Das passiert, wenn man bei einer solchen Demo das queer kid als einziges zum Tickern zu Hause abstellt und nichts passiert, da wird man gleich sentimental….)

Die Redakteur*innen vor Ort (Ortadkeut*innen) sind jetzt in einer Wall-Wanderung gelandet. Die Atmosphäre hat etwas von Wandertag, aber das ist nicht schlimm, immerhin geht es ja nur darum präsent zu sein, und darüber wieder mal Kind zu sein, freuen wir uns doch alle.

11:15 Uhr

Am Bahnhof ist die Stimmung gerade etwas eingeschlafen, es sind aber immer noch Leute vor Ort, und die Polizei geht weiterhin rum und weist darauf hin, den Abstand einzuhalten. Die ersten treffen jetzt außerdem am Markt ein, da ist aber bislang außer vieler Polizeiwagen nichts zu sehen. Auf Jodel wurde berichtet, dass schon vermummte Menschen durch die Straßen rennen, aber unseren Ortakteur*innen ist bislang noch nichts aufgefallen. Das schlimmste, was euch derzeit passieren kann, ist wahrscheinlich, dass ihr euer Auto umparken müsst, falls ihr es in einer Straße abgestellt habt, durch die der Demozug gehen könnte.

Für alle, die dachten, in den großen Polizei-LKWs befänden sich ein verstecktes SWAT-Team: Es sind nur Zäune für die Absperrungen drin. Die Erkenntnis ist fast schon enttäuschend.

Die Leue, die sich bisher auf dem Markt eingefunden haben, scheinen auch eher zufällig als Passant*innen da zu sein. Aber wie gesagt: Präsenz zeigen. Das ist heute das Wichtigste.

Auf dem Platz vor dem Hbf gab es eine Polizeidurchsage: Die Menschen auf dem Platz zwischen Bahnhof und Wall sind jetzt offiziell als Versammlung anerkannt. Die Hygieneregeln werden laut Polizei gut eingehalten.

An der Europakreuzung ist bislang nur die Polizei anwesend. Auch an der Kreuzung bei der Brasserie Hermann ist nur Polizei zu entdecken.

11:45 Uhr

Die meisten Leute sind wohl immer noch beim Hbf, aber auch hier ist es deutlich leerer geworden. Anscheinend haben sich die meisten wirklich durch die Stadt verteilt. Oder wir müssen jetzt einfach darauf warten, dass um 13 Uhr der NPD-Aufmarsch beginnt.

Langsam finden sich auf dem Markt die ersten NPDler*innen ein. Bis zur geplanten Demo ist es allerdings noch genau eine Stunde hin.
Bei den sonstigen Versammlungstreffpunkten in der Stadt ist es weiterhin ziemlich still.

Für alle, die ein bisschen zwischen den einzelnen Standorten hin und her radeln wollen, anstatt immer nur zu laufen: Nutzt eure gefahrenen Kilometer doch gleich fürs Stadtradeln!

12:15 Uhr

Mittlerweile sind die Seitenstraßen der Bahnhofstraße alle von Polizeiwagen geblockt. Es kommen Züge an, aus denen größere Gruppen Menschen steigen, vielleicht für die Demo hier. Viele Straßen sind auch mit Zäunen abgesperrt, sodass ihr nicht überall entlang kommt, auch nicht als Passant*in. Plant also ein bisschen mehr Zeit ein, falls ihr irgendwohin auf dem Weg seid.

Auf dem Markt sind jetzt auch ein paar Gegendemonstrierende unterwegs. (Ergänzung: Die meisten davon waren wohl doch eher Passant*innen. Aktuell — Stand 13 Uhr — ist auf dem Markt noch nicht so viel los).
Beim Hbf ist es noch ziemlich ruhig.
Von Zuhause aus bekomme ich auch endlich etwas mit, auch wenn es nur in Form des Polizeihubschraubers ist, der immer wieder über mir entlang fliegt.

Der angemeldete Demozug soll sich vom Hbf aus die Bahnhofstraße hinunter bis zum Marktplatz bewegen.

12:40 Uhr

„Greifswald ist eine bunte Stadt und hat keinen Platz für jedwede menschenverachtende Ideologie oder für die Menschen, die sie gerne verbreiten möchten. Das wollen wir heute deutlich machen.“

eine Organisatorin, bei der Fetten Elke

Die ersten Reden beginnen. Die Message der Gegendemo wird deutlich gemacht. Auch der Polizei wird gedankt, denn diese hat sich ebenfalls dazu ausgesprochen, dass sie ein buntes Greifswald wollen. Jubel und Klatschen aus der Menge. Es gibt auch Konfliktmanager*innen der Polizei, zu erkennen an den gelben Westen, die für jedes Problem zur Seite stehen.

Auch unser Oberbürgermeister Stefan Fassbinder hält jetzt eine Rede. „‚Greifswald ist bunt‘ ist das Motto für heute. Aber nicht nur für heute oder für morgen, sondern hier in Greifswald für immer. […] Jede*r ist uns willkommen.“ In Greifswald wird nicht nach Hautfarbe, Religion, Sexualität unterschieden. Hier gelten Vielfalt, Demokratie und Kompromisse. Auch lange Diskussionen dürfen mal drin sein, wenn es am Ende zu besseren Ergebnissen führt. Nicht willkommen sind aber diejenigen, die missachten und einzelne Menschengruppen ihrem „Wert“ nach einteilen. „Antisemitismus hat keinen Platz in Greifswald. Islamophobie hat keinen Platz in Greifswald.“ Niemand soll dafür diskriminiert werden, wer man ist, wen man liebt, woher man kommt oder an was man glaubt. In Greifswald geht es um Menschenfreundlichkeit.
Stefan Fassbinder redet jetzt auch von 1933. Auch damals hätte man gehofft, es würde schon nicht so schlimm werden. Aber dem war offensichtlich nicht so. Wir müssen dafür sorgen, dass sich das nicht noch einmal wiederholt, auch nicht im Kleinen.

Auch die NPD hat jetzt angefangen, Reden zu halten. Die aktuellen Schutzmaßnahmen werden verhöhnt. Es gibt Buhrufe auf der Gegenseite. „Nazis raus!“-Rufe werden laut.

Es gibt erste Zahlen von den Teilnehmenden. Am Hbf sind wohl gerade 21 NPDler*innen unterwegs. Am Markt scheint noch nichts los zu sein.

Die meisten Demonstrierenden der NPD-Seite tragen keine Masken und halten keinen Abstand ein. Die Polizei fordert sie erneut zum Beachten der Hygienemaßnahmen auf.

Es gibt wieder Reden von der Fetten Elke aus. Es geht um die Geschichte des 1. Mais. Dass es bei dem Tag der Arbeit nicht um eine Annäherung an die sozialistische Arbeiterbewegung ging, sondern um das weitere Ausgrenzen von allen, die nicht ins Bild passen, „Asoziale“, Sinti und Roma, Jüd*innen.
Die NPD sei eine „Trümmertruppe“ geworden. Man müsse sich gegen die Entfremdung und Entmenschlichung aussprechen.

Es wird politische Musik gespielt, darunter auch „Sage Nein“ von Konstantin Wecker (für diejenigen von euch, die nach einem Musiktipp suchen).

Die Gruppe aus Nazis besteht zum größten Teil aus Männern, bisher haben unsere Ortakteur*innen nur 2 Frauen darunter gesichtet (Angaben natürlich ohne Gewähr).

In der Gützkower Straße gibt es die erste Auseinandersetzung. Scheinbar wurde jemand niedergeschlagen, von welcher Seite wissen wir noch nicht.

Bei der Kreuzung der Brasserie Hermann sind Leute über die Absperrung geklettert. Eine große Truppe Polizist*innen war sofort zur Stelle und es gab eine kleine Auseinandersetzung, scheinbar aber ohne Verletzte.

Es gibt wieder Reden am Bahnhof. „Wir wollen nicht zulassen, dass die Nazis auch nur einen Meter Straße in unserer Stadt kriegen!“ Die Gegenseite fordert die NPDler*innen auf, wieder zu verschwinden. „Haut ab!“-Rufe ertönen.

13:20 Uhr

Gerade ist ein Zug angekommen, es steigen Leute aus, die scheinbar auch für den NPD-Aufmarsch angereist sind. Gleichzeitig kommen noch mehr Polizist*innen dazu.

(Noch mehr Musiktipps: „Sage nein“ gibt’s auch von ASP, genauso zu empfehlen :))

Die Gruppe aus dem Zug ist etwa 30 bis 40 Personen groß (schwer einzuschätzen, weil die schwarz gekleideten Polizist*innen dazwischen nicht sonderlich auffallen). Es werden NPD-Fahnen geschwungen.

Die Nazis und die Gegendemonstrant*innen sind durch den Zaun voneinander getrennt. Diejenigen, die aus dem Zug gekommen sind, wurden sofort mit einem „Haut ab!“-Chor begrüßt.

Bei der Kreuzung Brasserie Hermann rollen in der Zwischenzeit die ersten Wasserwerfer an. Größere Ausschreitungen scheint es aber noch nicht gegeben zu haben.

Wenn ihr in der Zwischenzeit schon alle ASP-Alben durchgehört habt, geht’s hier weiter mit der nächsten Songempfehlung, die derzeit auf der Demo gespielt wird: Schrei nach Liebe von den Ärzten. An der Brasserie Hermann wird gesungen.

13:45 Uhr

Am Hbf beginnt die Naziseite mit Reden, die aber von der anderen Straßenseite aus, wo sich die Gegendemonstrierenden aufhalten, kaum zu hören geschweige denn zu verstehen sind. Die Gegenrufe machen das Verstehen zusätzlich schwer.

Anscheinend gibt es Probleme mit dem Naziaufmarsch. Da viele keine Maske tragen, dürfen sie auch nicht loslaufen (Info von der Kreuzung Brasserie Hermann). Immerhin gab es ja auch schon im Vorfeld genaue Anweisungen, wie das Hygienekonzept einzuhalten ist. Maske und Abstand. Ist eigentlich nicht so besonders schwer.

Die NPD-Seite hält eine Rede, in der auch die Europakreuzung / der Platz der Freiheit vorkommt. Europa und die Freiheit seien zwei Werte, für die es sich zu kämpfen lohnt. Europa solle „verteidigt“ werden.
Von der linken Seite scheint es Pläne zu geben, die Europakreuzung zu blockieren.

Mittlerweile sind es etwa 60 Nazis. Sie haben ebenfalls angefangen, Musik zu spielen, aber es scheinen nicht besonders empfehlenswerte Lieder dabei zu sein. Statt um Menschenrechte und Nächstenliebe, sind es wohl rechte Kampflieder.

13:55 Uhr

Der Demozug setzt sich jetzt langsam in Bewegung, auch wenn die meisten Nazis immer noch keine Masken tragen.
Das heißt aber nicht, dass die Polizei die Coronamaßnahmen nicht achtet. Es gibt weiterhin Durchsagen, sich an die Maßnahmen zu halten und jetzt auch eine Erklärung der Polizei Vorpommern-Greifswald über Twitter, warum doch relativ wenige Nazis da sind (zumindest im Vergleich zu den 300, die angekündigt waren):

„1354 Die Versammlungsbehörde hat 80 Personen von der Versammlung der #NPD ausgeschlossen, da sie nicht aus #MV kommen. Diese Personen werden nun von uns im Bereich des Bahnhofes festgehalten. #HGW0105

Polizei Vorpommern-Greifswald

Die Gegendemonstrierenden begleiten den NPD-Zug (die meisten über den Wall). Es gibt weitere Durchsagen per Megafon: „Wir können nichts mit euch anfangen, ihr seid hier falsch. Alle Mesnchenverächter können unsere Stadt so schnell wie möglich wieder verlassen!“ Es wird gepfiffen und gebuht.

(Falls ihr es übrigens bis jetzt nicht in die Stadt geschafft habt, wird’s schwierig.)

Der gesamte Wall-Bereich von der Rubenowstraße bis zur Martin-Luther-Straße ist von einem Zug aus Gegendemonstrierenden gefüllt. Die NPD-Seite kommt währenddessen die Bahnhofstraße entlang. Jetzt, wo sich die Truppe in Bewegung gesetzt hat, wird sichtbar, dass es doch eine ganze Menge zu sein scheint.

Der Zug kommt gleich an der Kreuzung Brasserie Hermann vorbei.

Anscheinend kam es zu einer Sitzblockade auf der Bahnhofstraße. Auch am Mühlentor wurde eine Sitzblockade eingerichtet. Die Polizei ruft über Twitter noch einmal auf: „Bitte nehmt Euer Recht auf freie Meinungsäußerung friedlich in Anspruch.“

An der Kreuzung Brasserie Hermann gab es keine weiteren Auseinandersetzungen. Der NPD-Zug zieht jetzt weiter Richtung Europakreuzung.

Update von der Polizei über Twitter zur Sitzblockade Bahnhofstraße: „In der Bahnhofstraße hatten mehrere Personen eine Sitzblockade eingerichtet. Unsere Kommunikationsteams haben diese angesprochen, ohne Erfolg. Die Personen wurden zur Seite getragen & können dort weiter protestieren. Die #NPD-Versammlung wurde vorbeigeführt.“

Der NPD-Demozug hat jetzt fast die Europakreuzung erreicht. Dort und vor der alten Mensa wartet bereits eine große Anzahl Gegendemonstrierender auf sie.

Auf den Bannern der NPDler*innen sind Parolen wie „Wir sind das Volk!“ und „Zwangsimpfung stoppen!“ zu lesen (wo haben die das gehört, ich hätte gern ’ne Impfung!).

Der Zug hat die Europakreuzung erreicht, die komplett abgeriegelt ist. Auch der Hansering Höhe Einfahrt Loeffler-Straße ist von Mülltonnen blockiert. Beim Mühlentor gibt es einen Tanzflashmob zu „Sing Hallelujah„.

Offizielle Zahlen von der Polizei: ungefähr 750 Gegendemonstrant*innen entlang der Aufzugsstrecke der NPD. Im Bereich Mühlentor befinden sich ca. 500 Personen.

Für alle, die mittanzen wollen.

Ein kleiner Junge in der Nähe unserer Ortakteur*innen meinte eben, die Nazis hätten hier keine Chance. Auf jeden Fall nicht, wenn ihr weiter so schön singt und tanzt, Kleiner.

Wegen der Sitzblockade auf der Europakreuzung und der Mülltonnen auf dem Hansering wurde der Demozug der NPD erst einmal gestoppt. Die Polizei ruft erneut dazu auf, friedlich zu demonstrieren und keine Blockaden mehr einzurichten.
Es haben sich aber scheinbar schon ein paar Nazis einen Weg durch die Absperrungen auf die Seite der Gegendemonstrierenden verschafft. Der überwiegende Teil ist aber weiterhin auf der Europakreuzung.

Auf der Wallseite wird die Blockade von Gegendemonstrierenden gefeiert.

14:55 Uhr

Jetzt setzt sich der Demozug wieder in Bewegung, allerdings nur sehr langsam. Anscheinend konnte die Blockade aufgehoben werden.

Es geht jetzt weiter über den Hansering. Die Mülltonnen scheinen aus dem Weg geräumt worden zu sein. Ein Polizist beim Mülltonnenwegräumen: „Ach, kein Problem, dafür sind wir ja da.“

Die Gegendemo geht die Lange Reihe lang. Gegendemonstrierende möchten die Fleischerstraße dicht machen. Außerdem versuchen Leute der Gegenseite die NPD-Seite von hinten einzukesseln, die Polizei ist aber mit vor Ort.

Es wird weiter getanzt. Die NPD-Demo im Hintergrund tanzt nicht. Eigentlich schade.

Es gibt sogar von Seiten der Polizei Lob an die Tanzenden: „An einer Brücke am Wall befinden sich ca. 120 Personen und tanzen ausgelassen. So stellen wir uns friedlichen Protest vor. Vielen Dank und weiter so.“

Es läuft allerdings nicht alles friedlich ab. Scheinbar gab es am Hansering einen Angriff auf 4 Personen der NPD-Versammlung. Die genauen Umstände werden derzeit ermittelt.

Die 80 nicht aus MV stammenden Personen, die vorübergehend am Bahnhof festgehalten wurden, bekommen von dem Tanzen übrigens nichts mit: Sie werden jetzt in Begleitung der Bundespolizei per Zug wieder nach Hause gebracht.

Und auch der Demozug geht wieder nach Hause bzw. zurück zum Bahnhof. Zumindest hat die NPD-Fraktion umgedreht und ist jetzt wieder auf dem Rückweg die Goethestraße hinunter.

Ein Ortakteur hat gerade einen Stein aus den Reihen der Gegendemonstrierenden auf die NPDler*innen fliegen sehen. Nicht gut. Bitte nur mit Worten gegensteuern, nicht mit Aggression, das sendet kein gutes Zeichen und führt zu nichts.

Die NPDler*innen bewegen sich jetzt auf die Bahnhofstraße zu. Die Gegendemonstrierenden folgen über den Wall.

Die NPD-Demo ist wieder auf der Bahnhofstraße angekommen. Sie haben weiterhin einen Wagen mit Megafonen dabei, von dem aus jetzt eine Kundgebung gerufen wird. Es wird lautstark dagegen gerufen, gepfiffen und gebuht. Von dem wenigen, das zu verstehen ist, her zu schließen, geht es wohl um die Landtagswahlen.

Es wird außerdem etwas gegen Oberbürgermeister Fassbinder geschrien. Dass er vorhin 5 Minuten lang nur vor sich hin geschwurbelt und eine Lüge nach der anderen erzählt hätte, dass die NPDler*innen, die Feinde wären (unserer Meinung nach ging es bei Stefan Fassbinders Rede zwar genau ums Gegenteil, also um Nächstenliebe und Toleranz, aber das ist wohl objektive Wahrnehmungssache).

Jetzt zitiert die NPD-Seite George Orwell, 1984. Das können wir auch! Wie wär’s zum Beispiel hiermit: „In neun von zehn Fällen ist ein Revolutionär bloß ein Aufsteiger mit einer Bombe in der Tasche.“

Die Demo bewegt sich langsam auf den Bahnhof zu. Hier warten noch ein paar der Gegendemonstrierenden mit schöner Musik.

15:50 Uhr

Die ersten Polizist*innen erreichen jetzt wieder den Bahnhof, von der Demo ist aber noch niemand da (Außenortakteur*innen: „Am Bahnhof ists grad recht langweilig“).

Scheinbar hat sich aber gerade der Demozug wieder in Bewegung gesetzt. Es gab wohl eine längere Zwischenkundgebung, bei der auch die aktuellen Coronamaßnahmen ein zentrales Thema waren. Auch Wut auf Kanzlerin Angela Merkel und Grünen-Bundesvorsitzende Annalena Baerbock ist gefallen. Irgendwas mit Gender (was haben wir jetzt schon wieder damit zu tun?).
Jetzt sollten sie den Bahnhof aber bald erreichen.

Die Nazi-Demo nähert sich wieder dem Bahnhof. Vor dem Edeka steht ein einzelner Sprecher und brüllt etwas in ein Mikrofon. Aus dem NPD-Block ertönen grölende Antworten. Wirklich zu verstehen ist aber, außer für die Leute auf der Demo selbst, nichts davon.

16:10 Uhr

Jetzt hat die Demo komplett den Bahnhof erreicht. Die Gegenseite, die gewartet hatte, empfängt sie mit „Haut ab!“-Rufen.

Die Seitenstraßen werden jetzt nach und nach wieder freigegeben.

Die ganze Demo ist jetzt erst einmal wieder vor dem Bahnhof und wartet. Das Bild ist eigentlich das gleiche wie vor ca. 3 Stunden, nur dass der Himmel etwas grauer geworden ist.

Auf dem Bahnhof werden jetzt noch ein paar Kundgebungen gehalten. Man möchte die Geschichte der alten weißen Männer wieder auf den richtigen Weg zurückleiten. Außerdem: „Wir wollen bleiben, was wir sind und wir wollen behalten, was uns gehört! Deutschland!“ Dann viel Applaus aus der NPD.

Noch ein paar Ausschnitte aus der Zwischenkundgebung Ecke Brasserie Hermann: „Darauf ist zu lesen: Geht nicht nachts spazieren, sondern tags arbeiten. Und dabei handelt es sich um nichts anderes, als die Verachtung der Arbeit und des Arbeiters.“ Der anständige deutsche Arbeiter würde bekämpft werden. Es seien nicht die heimatliebenden Nationalisten und Patrioten, „die unser Volk einsperren. Die unseren Leuten Maulkörbe verpassen.“ Es seien zwar noch zu wenige auf der Straße, aber doch genug, die zeigen, dass sie ein Deutschland wollen, das für sie wieder lebenswert ist. „In dem wir wieder Kinder großziehen können. In dem unsere Frauen und Männer wieder Arbeit haben.“

16:25 Uhr

Die Demo wurde jetzt offiziell beendet. Fazit der letzten Rede: Der Besuch im schönen Greifswald war erfolgreich und die NPD is back aus der politischen Versenkung.

Falls ihr diesen Demotag auch „erfolgreich“ feiern wollt, kommt ihr hier noch mal zu einer schönen Playlist von „gay vibe songs„.

Um 16:39 Uhr geht für die Nazis wohl der Zug zurück. Gut so.

Das Tickerteam vor Ort, unsere fleißigen Ortakteur*innen, verabschieden sich damit für heute. Und ich gönn mir jetzt auch erst mal ein bisschen Girl in Red. Macht’s gut, und bleibt gesund und bunt!

Beitragsbild: STRAZE auf _stra.ze_ (Instagram)
Beitragsbilder: Maret Becker, Annica Brommann, Leo Walther, Philipp Schweikhard
es tickern: Maret, Annica, Laura, Lena, Leo, Philipp und Julia als zurückgebliebene Tickerkoordination

Die unendliche Geschichte – Teil 2

Die unendliche Geschichte – Teil 2

Einfach mal abheben in ein anderes Universum, auch dafür ist der webmoritz. da! Ihr könnt jeden Freitag ein anderes Redaktionsmitglied auf einem neuen Teil der intergalaktischen Reise unserer unendlichen Geschichte begleiten. Die Rahmenbedingungen haben wir in einer gemeinsamen Sitzung aus unseren Ideen zufällig ausgewürfelt, danach haben wir die Geschichte jedoch der individuellen Kreativität und Gnade unserer Redakteur*innen überlassen. Wohin die unendliche Geschichte führen wird, ist für uns also auch noch ungewiss, aber wir bieten Corona-Craziness, Ärger und Spaß ohne Ende – garantiert!

Was bisher geschah …
In Teil 1 fand sich die Schildkröte Gerhard, die als investigativer Entenfotograf bekannt ist, in der Raumstation Kosmische Ente wieder. Zwei Jahre lang waren sie auf Mission in Richtung des Planeten Meridia gewesen und Gerhard hatte es geschafft, all die Zeit unentdeckt zu bleiben. Kurz bevor er als blinder Passagier auffliegen konnte, waren er und ein Teil der aus Enten bestehenden Besatzung in Richtung Meridia abgestürzt. Etwas benommen ist er dort aufgewacht, weil ihm ein seltsames Geschöpf anstupste: Dieses Wesen war unverkennbar ein Tier und es besaß einen Schnabel, so viel war klar. Und so stand für ihn fest, dass er soeben Bekanntschaft mit einem Schnabeltier gemacht haben musste…

Teil 2 – Feels like home

Erfreut über seine Entdeckung dieses einzigartigen Geschöpfes und gespannt auf dessen Habitat, wagte er nun, seinen Kopf weiter aus dem Panzer zu stecken. Nachdem er zwei Jahre lang nur die eintönige Einrichtung des Raumschiffs gesehen und in Dauerschleife Teenage Mutant Ninja Turtles geguckt hatte, traute er seinen kleinen, schrumpeligen Augen kaum. Er befand sich direkt am Meer, umgeben von braunem Sand und grünem Wald. Der Ozean war klar und blau – nicht so wie auf der Erde, wo man kaum noch in Ruhe seine Runden schwimmen konnte, ohne dass ein ekelhafter Strohhalm die Nase verklebte oder Fischernetze sich in den Beinen verhedderten. Die Bäume, die er vom Boden aus nur erahnen konnte, wirkten gigantisch und raschelten wegen des leichten Windes, der durch die Landschaft strich. Überhaupt war die Luft so rein und frisch, wie Gerhard es auf der Erde nur ein einziges Mal bei einer Besteigung des Brocken im Harz erlebt hatte. Kein Smog färbte den Himmel grau, kein Mikroplastik wehte durch die Gegend und keine lästigen Gerüche nach Apfel-Himbeere oder Kaffee-Zitrone aus E-Zigaretten störten ihn. „Das muss das Paradies sein“, sagt Gerhard leise zu sich. Während sein Blick völlig beseelt auf dem Ozean verschwamm, merkte er nicht, dass das von ihm getaufte Schnabeltier, das erst erschrocken zurückgewichen war, wieder näher kam und sich an seinem Panzer zu schaffen machte. Erst, als es übermütig wurde und kraftvoll versuchte, seine kleinen Zähnchen in Gerhards Panzer zu versenken, fuhr Gerhard empört auf: „Was soll das denn? Ist das eure Art, Besucher zu empfangen?“ Das Schnabeltier schaute ihn mit großen Augen an und fing wie aus dem Nichts an zu plärren und zu zetern.

„Justus, was ist denn jetzt schon wieder?“, hörte Gerhard da aus der Ferne rufen. Ein weiteres Schnabeltier näherte sich den beiden. „Ach, entschuldigen Sie bitte die Umstände“, sagte das zweite Schnabeltier, das etwa drei Mal so groß wie der kleine Justus war, zu ihm, „Der kleine Justus hat noch kein Mittagessen gehabt und er hat einfach immerzu Appetit – typisch Wachstumsphase …“ Es musterte die ungewöhnlich aussehende Galapagos-Schildkröte: „Darf ich fragen, sind Sie auch gerade auf dem Weg zu Brigittes Kostümparty? Das ist ja wirklich ein urschräges Outfit!“, fügte es hinzu. Völlig verdattert und leicht empört fand Gerhard seine Sprache wieder: „Wie? Kostüm? Also ich bitte Sie, haben Sie denn alle gar keine Manieren auf diesem Planeten? Ich bin eine Galapagos-Schildkröte, wie es im Buche steht! Mein Name ist Gerhard Schmitt – ja genau, ich bin DER Gerhard Schmitt. Journalist und Entenfotograf.“ Das große Schnabeltier wurde blass – zumindest konnte man es unter seinem dunklen Fell vermuten. „Gehören Sie etwa zu den Außerirdischen, die unseren Planeten einnehmen wollen … dies-dieses Raumschiff Enteprise?“ – „Raumstation Große Ente“, korrigierte Gerhard ungeduldig. Das große Schnabeltier zog den kleinen Justus beschützend hinter seinen Rücken: „Wenn das so ist, dann muss ich unumgänglich das Meritär rufen“, sagte es bestimmt, „Das Raumschiff wird als größte Gefährdung des Planeten in der Geschichte eingestuft und Sie, Sie haben meinen Sohn belästigt!“ Gerhard erschrak und versuchte zu erklären: „Aber nein, haben Sie keine Angst vor mir! Ich bin doch nur ein kleiner Fotograf und ganz zufällig und aus Versehen in diesem Raumschiff gelandet. Ich bin ganz harmlos! Ich bin weltbekannt in der Medienbranche – ich könnte Sie und ihren Planeten übrigens ganz groß rausbringen …“ Das große Schnabeltier erwiderte: „Aber was habe ich davon, wenn ich Sie nicht verrate? Außer einem unbedeutenden Artikel bei Promiflash?“ Gerhard überlegte panisch und kramte in den Tiefen seines Panzers. Er fasste in eine weiche, kühle Masse – der Sauerteig! „Hier“, sagte er und überreichte dem Schnabeltier den Teig, „Dies ist eine Spezialität meines Heimatplaneten. Damit können Sie Brot backen und ihre Familie versorgen! Das tolle an einem Sauerteig ist nämlich, dass man aus ihm immer wieder neue Massen züchten kann.“ Sichtlich beeindruckt von dieser Erfindung eines anderen Planeten begutachtete das Schnabeltier den hellen, weichen Klumpen. „Nun gut, ich will dem eine Chance geben – aber wenn der saure Teig nicht hält, was Sie versprechen, rufe ich Nachbar Jürgen vom Meritär an und Sie sind schneller hinter Gittern, als sie ‚Sauerteig‘ sagen können!“ Das Schnabeltier schnappte Justus und watschelte mit ihm in Richtung Wasser davon.

Erleichtert, dass er seinen ersten Konflikt mit einem Ureinwohner elegant gelöst hatte, begab sich Gerhard auf Erkundungstour: „Hoffentlich gibt es hier noch mehr Wesen wie diese Schnabeltiere.“ Er kroch in die Richtung, wo er die Seen vermutete, die er vom Himmel gesehen hatte, und hoffte auf eine kühle Erfrischung. Er humpelte durch die sandige Landschaft, die mit riesigen Bäumen und bunten, fremden Pflanzen geschmückt war. „Das muss ich später alles für den quarkmoritz. dokumentieren, die freuen sich sicherlich auch, weitere geschnabelte Tiere als nur die Enten zu Gesicht zu bekommen. Ei, was für ein Spaß!“, freute sich Gerhard. Er war eben einfach ein Journalist durch und durch.

Plötzlich stieß ihm ein seltsamer, süßlicher Geruch in die feinen Nasenlöcher. „Nicht, dass die auf diesem Planeten auch schon die E-Zigarette entdeckt haben“, stöhnte er. Schon einige Minuten später erkannte er, woher diese Dämpfe rührten. Gerhard näherte sich einer Lichtung, auf der er buntes Treiben und sonderbare Klänge ausmachen konnte. Langsam kroch er vorwärts und beobachtete die seltsamen Kreaturen, die sich mit komischen Bewegungen über die Wiese bewegten. Ihrer Silhouette nach handelte es sich dabei auch um Schnabeltiere, sie trugen aber Kleidung, die Gerhard an irgendetwas erinnerte. Das eine Tier trug Tennissocken, ein anderes war mit einem Tanktop bekleidet, auf dem „I love beer“ stand, noch eines hatte eine Kopfbedeckung auf, die an einen Cowboyhut erinnerte. Als er näher kam, konnte Gerhard sogar die Musik erkennen, bei der die Menge mitgrölte: „Einen Stern, der deinen Namen trägt …“. Der beißende Geruch, der ihn hierhergelockt hatte, stieg aus seltsamen Gebilden hervor, an denen einige Schnabeltiere mittels Schläuchen zogen und Rauch in Form von Ringen ausstoßen. Da sprang ihm auch schon ein mit Glitzersteinen verziertes Schild ins Auge, das in der Mitte der Wiese prangte: „Brigittes Mottoparty: Feiern wie die Erdlinge“. „Na super …“, dachte Gerhard, „jetzt geht’s hier genau so weiter, wie es vor zwei Jahren aufgehört hat.“

Da es langsam dunkel wurde, suchte er sich am Rande der Wiese ein kleines Plätzchen und zog sich in seinen Panzer zurück. Er öffnete seinen kleinen Guckschlitz aus Panzerglas und schaute dem bunten Treiben zu, bis ihm seine kleinen, schrumpeligen Augen zu fielen. „Irgendwie schön, ein bisschen Heimat in der Fremde“, dachte er, während er zu Helene Fischers Atemlos durch die Nacht langsam einschlief.

Er schreckte auf, als es schon komplett dunkel war. Er hörte aufgeregtes Quaken. „Die Enten kommen“, dachte er, kramte seine Kamera heraus und machte sich bereit, seiner Mission als Entenfotograf nachzugehen.

Na das klingt ja fast so, als wäre Meridia der neue Ballermann! Hättet ihr das von diesem Planeten erwartet? Ob sich Gerhard ins Getümmel schmeißen, eine Runde raven und an der Shisha ziehen oder doch lieber weiter auf Entdeckungstour gehen wird? Wie es weitergeht, erfahrt ihr nächste Woche von Annica im dritten Teil der unendlichen Geschichte.

Illustration: Elisa Schwertner

Umgekrempelt: Vegetarisch leben

Umgekrempelt: Vegetarisch leben

Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.

Der Hintergrund für diesen Umgekrempelt-Artikel liegt in der Fastenzeit, welche auch für viele nicht-religiöse Menschen einen Anlass für Verzicht darstellt. Fasten selbst beschreibt dabei traditionell den Verzicht auf bestimmte Speisen, Getränke oder Genussmittel, hat seinen Ursprung in der katholischen Kirche und symbolisiert dort die Vorbereitung auf das Osterfest. Mittlerweile wird der Begriff jedoch synonym für jedwede Form von Verzicht benutzt. Beliebte Beispiele sind das Smartphone– oder das Social-Media-Fasten. Der in meinem Fall korrekte Begriff wäre die Abstinenz von Fleisch in meiner Ernährung.

Ich habe meine Ernährung vom 17.02. bis zum 03.04. komplett vegetarisch gestaltet. Das mag sich zwar nach keiner großen Herausforderung anhören und auch ich muss gestehen, dass ich nicht damit gerechnet habe mich einer schwierigen Aufgabe gegenüber zu sehen. Jedoch fiel es mir tatsächlich nicht immer so leicht, Fleisch komplett aus meinem Speiseplan zu kürzen. In welchen Situationen dies der Fall war, erfahrt ihr hier.

Der vegetarische Lebensstil ist heutzutage immer verbreiteter und hat den Ruf eines Trends längst abgestreift. Gleiches zeigt auch der Markt, welcher seine Produktpalette an die steigende Nachfrage nach vegetarischen oder veganen Alternativen angepasst hat. Eine Entwicklung, die in vielerlei Hinsicht einen Fortschritt darstellt. Auf der einen Seite bedeutet das einen Rückgang in der Massentierhaltung, auf der anderen Seite entsteht durch den Verzicht auf Fleisch Platz auf dem Speiseplan für andere Lebensmittel, was in einer ausgewogeneren Ernährung resultiert.

Da hab ich mir die Frage gestellt, warum ich nicht schon früher den Versuch gewagt habe, mich fleischfrei zu ernähren. Schließlich ist vegetarisch leben heutzutage einfacher und zugänglicher als je zuvor.

Aller Anfang ist schwer?

In das Experiment bin ich ohne allzu große Vorbereitung gestartet. Ich habe mir auch wenig Gedanken über die ersten Tage gemacht, da ich bereits vor dem Fasten nur gelegentlich Fleisch gegessen habe. Das bedeutet, vielleicht an zwei bis drei Mahlzeiten die Woche. Trotz dessen habe ich noch nie für einen längeren Zeitraum vegetarisch gelebt.

Wie zu erwarten, verflogen die ersten 10 Tage wie im Flug, bis zu dem Punkt, an dem ich in meinem Alltag zum ersten Mal bewusst wahrgenommen habe, wie lange ich bis dato eigentlich schon ganz ohne Fleisch gelebt habe. Diese Erkenntnis brachte große Motivation mit sich, das Experiment ohne Probleme durchzuziehen. Ich war selbst überrascht, dass ich gar nicht daran gedacht habe, dass ich ja vegetarisch lebe.

Hochmut kommt vor dem Fall

Kaum motiviert, hat sich ein paar Tage danach immer wieder ein starkes Bedürfnis eingestellt, ein schönes Wiener Schnitzel oder einen Döner zu essen. Irgendwas anderes als Reis mit Scheiß oder Nudeln mit Pesto, die mich bis dahin gut über Wasser gehalten haben. Das bedeutete für mich, dass ich mich auf die Suche nach Alternativen machen musste, um meine Ernährung etwas abwechslungsreicher zu gestalten. Gleichzeitig hatte ich aber in der noch herrschenden Prüfungsphase wenig Lust darauf, aufwendigere Gerichte zuzubereiten. So stieß ich nebenbei auf Joghurt sowie Soja-, Mandel- oder Hafermilch, da mir diese besser schmecken als normale Milch. Das hat zwar nichts mit meiner Aufgabe an sich tun, dennoch wollte ich diesen willkommenen, neuen Trend in meiner Ernährung festhalten. Von den tatsächlichen Fleischalternativen habe ich schon vor dem Experiment nicht allzu viel gehalten und auch während meines Experiments konnte ich nicht so ganz über meinen eigenen Schatten springen. Musste ich aber auch nicht.

Selbst nach den ersten zwei Wochen konnte ich die „Fleischeslust“ gut unterdrücken und habe mich im Großen und Ganzen sehr wohl gefühlt. Die nächtlichen Albträume von riesigen Rinderfilets, die sich vor meinen Augen in Kohlrabi, Blumenkohl oder Rote Beete verwandelt haben und mich schweißgebadet haben aufwachen lassen, blieben also aus.

Habe ich durchgehalten?

Die weiteren Wochen haben sich nicht großartig anders angefühlt. Deswegen möchte ich darauf auch nicht besonders eingehen. Mein meal of choice blieb weiterhin Nudeln mit allem, was mir in die Finger kam und meinen Fleischbedarf konnte ich weiterhin gut unterdrücken. Die Lust nach Fleisch trat immer in Kombination mit einem generellen Hungergefühl auf und ging auch wieder mit dem Hunger. Demnach hat es immer gereicht, wenn ich einfach irgendwas gegessen habe. Und da ich kein Fleisch im Haus hatte, war das Problem schnell erledigt.

Mit voranschreitender Zeit habe ich die Beobachtung gemacht, beziehungsweise das Gefühl gehabt, entweder den Geschmack von Fleisch vergessen zu haben oder anderen Speisen einen fleischähnlichen Geschmack zuzuordnen. So habe ich die typische Deftigkeit, die Fleisch nun einmal mit sich bringt, in anderen Lebensmitteln und Gerichten wiedergefunden. Besonders, wenn ich zum Beispiel Zwiebeln angebraten oder Spiegeleier zubereitet habe. Anfangs war ich auch gespannt, ob ich mich nach den Mahlzeiten generell fitter oder schlapper fühle. Jedoch ist mir diesbezüglich nichts aufgefallen. Das lag wohl auch daran, dass mein Fleischkonsum schon vor dem Experiment eher in Maßen statt in Massen ausgefallen ist.

Fazit

Während des Experiments kam mir überschwänglich der Gedanke, mich vegan zu ernähren. Nach kurzer Evaluation warf ich diesen Gedanken jedoch schnell wieder über den Haufen. Das lag vor allem an den Produkten auf Milchbasis, die wegfallen würden. So hat schon Erfolgsrapper Moneyboy in seiner Kult-Kochshow Traphouse-Kitchen formuliert: „Butter kann durch nichts ersetzt werden.“

Auch wenn mir bereits bewusst war, dass ich ein Leben komplett ohne Fleisch führen könnte, hat mir dieser Versuch nochmal vor Augen gehalten, dass ich in dieser Annahme durchaus Recht behalten habe. Dennoch wird sich an der Höhe meines Fleischkonsums voraussichtlich nicht allzu viel ändern. Dafür schmeckt mir Fleisch einfach zu gut. Darüber hinaus habe ich erneut gelernt, wie sehr ich Fleisch doch zu schätzen weiß und auch zu schätzen wissen sollte. Ohne jetzt zu sehr die Moralkeule schwingen zu wollen, möchte ich doch darauf hinweisen, dass ein regelmäßiger Verzehr von Fleisch alles andere als selbstverständlich ist und als Privileg angesehen werden sollte. Deswegen kann ich nur allen, die es nicht ohnehin schon tun, ans Herz legen, auch den Versuch zu wagen, mal Schnitzel oder Filet von der Karte zu streichen.

Beitragsbild: Adrian Siegler