web.weekly vom 10. Februar bis zum 16. Februar

web.weekly vom 10. Februar bis zum 16. Februar

Was geht eigentlich ab in Greifswald? Ihr wollt etwas unternehmen, wisst aber nicht was? Wir haben da was für euch! Ob kreative Work-Shops, spannende Vorträge oder faszinierende Ausstellungen – hier stellen wir euch jede Woche unsere Veranstaltungstipps rund um die Themen Uni und Wissenschaft, Politik und Region sowie Kultur und Sport vor.

Mit Empfehlungen von Vanessa Finsel, Simon Fortmann und Luise Markwort

Ihr liebt klassische Musik oder habt einfach einmal Lust, etwas Neues auszuprobieren? Dann wäre vielleicht das Wintermärchen des Kammerorchesters Greifswald etwas für euch. Von Tschaikowski bis Brahms ist alles dabei!

Wann? Samstag, 15. Februar, 19:30 Uhr
Wo? Straze
Eintritt? frei


Es ist wieder Sonntagsbücherflohmarkt des Bücherfreunde Greifswald e.V. Also schnappt euch eure Freund*innen, stöbert durch die Bücherkisten und findet euren neuesten Lieblingsschmöker.

Wann? Sonntag, 16. Februar, 13-16 Uhr
Wo? Spiegelsdorfer Wende, Haus 1


Das Winterkino der Freiwilligen Feuerwehr Neuenkirchen zeigt The Zone of Interest. Ein Film über die Familie um Rudolf Höß, welcher Lagerkommandant vom KZ Auschwitz war. Der Film schafft es, das Böse in all seinen Zügen einzufangen und zu porträtieren. Eine Rezension sowie Hintergründe zum Film findet ihr in diesem Artikel.

Wann? Donnerstag, 20. Februar, 19:30 Uhr
Wo? Wampener Straße 8
Eintritt? unbekannt
Mehr Infos findet ihr hier.

Um den Judendeportationen zu gedenken, welche am 12. und 13. Februar 1940 begonnen hatten, laden der pommersche Arbeitskreis Kirche und Judentum sowie die Universitäts- und Hansestadt Greifswald zu einem Stolpersteinrundgang mit anschließender Andacht in der Marienkirche ein.

Wann? Donnerstag, 13.02.2025, 15:00 Uhr (Start Stolpersteinrundgang), Andacht beginnt 16:30 Uhr
Wo? Treffpunkt Stolpersteinrundgang: vor dem Störtebeker Braugasthaus, Andacht: in der Annenkapelle der Marienkirche


Das Aktionsbündnis Queer in Greifswald holt die bundesweite Kampagne der CSD-Bewegung mit dem Titel „Wähl Liebe!“ auch nach Greifswald. Es wird eine Kundgebung um fünf vor zwölf stattfinden um die Rechte der queeren Community zu verteidigen und ein Schutzschild zu bilden.

Wann? Samstag, 15. Februar, 11:55 Uhr
Wo? Fischmarkt
Mehr Infos findet ihr hier.


Auf dem Marktplatz findet am Sonntag eine Kundgebung unterdem Titel „Nie wieder ist jetzt! Für Demokratie und Solidarität“ statt. Das Bündnis Greifswald Für Alle möchte ein Zeichen gegen menschenfeindliche Politik, Hass und Hetze setzen und sich für demokratische Werte, Toleranz und Solidarität einsetzen.

Wann? Samstag, 16. Februar, 14 Uhr
Wo? Marktplatz
Mehr Infos findet auf der Instagramseite von Greifswald Für Alle


Fridays for Future Greifswald ruft unter dem Titel „Wir haben ein Recht auf Zukunft!“ zum Klimastreik auf. Dabei soll während eines Demonstrationszuges durch die Innenstadt eine klimagerechte Legislatur vom neuen, noch zu wählenden Bundestag gefordert werden.

Wann? Freitag, 14. Februar, 14:02Uhr
Wo? Mühlentor
Mehr Infos findet ihr auf der Instagramseite von Fridays For Future Greifswald


Am 23. Februar ist Wahltag. Wir bitten all unserer wahlberechtigten Leser*innen ihr Recht wahrzunehmen und wählen zu gehen!

Beim StuPa geht es trotz vorlesungsfreier Zeit „heiter weiter“, wie Robert sagen würde. Unter anderem gibt es wieder AStA-Wahlen, und es wird um uns, die moritz.medien, gehen. Stay tuned!

Wann? Dienstag, 11. Februar, 20:15 Uhr
Wo? Konferenzraum, Uni-Hauptgebäude


Vor 85 Jahren, am 12./13. Februar 1940 erfolgte die erste Massendeportation deutscher Juden. Die Provinz Pommern wurde als erste Region „judenrein“ gemacht und fungierte als Testregion für spätere Ausrottungsmaßnahmen. Der Ausstellungskurator Heiko Wartenberg erläutert im Vortrag „Ermordet, aber nie vergessen“, wie dieser Tiefpunkt der pommerschen und deutschen Geschichte im Pommerschen Landesmuseum dargestellt wird.

Wann? Mittwoch, 12. Februar, 17 Uhr
Wo? Rathaus Greifswald


Weitere Veranstaltungen könnt ihr im Veranstaltungskalender der Uni (hier) finden.

Beitragsbild: Vanessa Finsel

Bürgerschaft beschließt kleinere Unterkünfte für Geflüchtete

Bürgerschaft beschließt kleinere Unterkünfte für Geflüchtete

Am 27. März fand die Sondersitzung der Greifswalder Bürgerschaft statt. Das ursprüngliche Containerdorf war bereits seit zwei Wochen vom Tisch. Doch bedarf es einer neuen Lösung, um den ankommenden Geflüchteten ein warmes Bett bereitstellen zu können. Über eine Stunde hörte sich die Bürgerschaft hierzu die Beiträge von Bürger*innen der Stadt Greifswald an. Anschließend gab es eine knapp dreistündige Diskussion der Anträge mit anschließender Abstimmung.

Pünktlich um 19 Uhr begann die Sondersitzung der Bürgerschaft. Der Präsident, Egbert Liskow, begrüßte alle Anwesenden. Das Interesse an dieser Sondersitzung war im Verhältnis zu anderen Sitzungen der Bürgerschaft deutlich größer. Neben den Mitgliedern der Bürgerschaft waren an diesem Abend auch einige Pressevertreter*innen sowie knapp 300 Bürger*innen anwesend. Außerdem folgten zeitweise knapp 800 Personen der Sitzung über den Livestream.

Zu Beginn wies Liskow darauf hin, dass es sich um eine Bürgerschaftssitzung handelt und damit keine Meinungsbekundungen oder Proteste aus dem Zuschauer*innenbereich zugelassen sind. Dass es zu genau diesen kam, war bei der Brisanz des Themas dennoch zu erwarten und so geschah es auch mehrfach.

Bevor es jedoch an die drei zuvor eingereichten Beschlussvorlagen ging, durften noch Fragen, Vorschläge und Anmerkungen von Einwohner*innen eingebracht werden. Hierzu hatten sich im Vorfeld bereits einige Personen angemeldet. Die eigentlich dafür veranlasste Zeit entsprach 30 Minuten. Nachdem Bündnis 90/die Grünen jedoch einen Geschäftsordnungsantrag auf Verlängerung der Aussprache auf 60 Minuten gestellt hatten, durften noch weitere Einwohner*innen zu Wort kommen.

Landrat Sack zur aktuellen Lage

Der Landrat, Michael Sack (CDU), zeigte zu Beginn des Tagesordnungspunktes nochmals deutlich das derzeitige Problem. In Greifswald leben aktuell, gemessen an der Gesamtbevölkerung, 3,5 % Geflüchtete. In seiner Präsentation zeigte er jedoch auch die Anzahl bzw. den Anteil der Geflüchteten in anderen Gemeinden im Landkreis. So beträgt der Anteil in der Gemeinde Plöwen beispielsweise knapp 26 %. Er sprach dabei auch an, dass die Infrastruktur und auch die Wohnbedingungen in diesen kleinen Gemeinden lange nicht so gut seien wie in Greifswald.

Außerdem wies er auf die aktuelle Belegung der Unterkünfte hin. Eine Unterkunft gilt, so Sack, mit 75 % als belegt. Die durchschnittliche Belegung liegt aktuell bei 82 %, wobei die Notunterkunft in Loitz nicht voll belegt werden kann. Der Anteil liegt dort bei 46 %. Sobald diese aus der Berechnung genommen wird, steigt der Anteil nochmals deutlich an. Das ist nicht einmal ein hypothetischer Fall: Die Notunterkunft soll demnächst geschlossen werden.

Der Landrat möchte keineswegs in Turnhallen gehen. Er machte jedoch auch klar, dass es dafür anderer Möglichkeiten bedarf. Zum Mai diesen Jahres fallen außerdem zwei weitere Unterkünfte weg, da diese wieder für ihren ursprünglichen Zweck eingesetzt werden.

Wenn man die derzeitigen Zahlen betrachtet, fehlt es an hochgerechnet 1.600 Unterbringungsplätzen im Landkreis. Der Landkreis selbst rechne jedoch sogar mit mehr. Sack machte noch einmal deutlich, dass die Unterbringungen geschaffen werden müssen. Es sei egal, ob man Plätze habe oder nicht, die Geflüchteten werden zugewiesen.

„Wir haben die Verpflichtung, sie (die Geflüchteten [Anm. d. Red.]) abzunehmen. Sie warm, trocken und satt zu machen. (…) Mir wäre es lieber, wir bekommen die Zuweisungen aufgrund dessen, was wir an Platzkapazitäten haben. So ist aber die Welt leider nicht.“

Landrat Michael Sack (CDU)

Außerdem steht der Landkreis in Kontakt mit der Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft mbH Greifswald (WVG). Diese könnte knapp 100 Wohnungen sowie ein Objekt in der Loeffler-Straße zur Verfügung stellen. Damit ist die Unterbringung von 300 Personen möglich. Jedoch befinden sich diese Wohnungen in teils sehr sanierungsbedürftigen Zuständen – bei 28 dieser Wohnung belaufen sich diese Sanierungskosten auf ungefähr 15.000 € pro Wohneinheit. Das Land stellt jedoch lediglich 4.500 € pro Wohnung zur Verfügung. Bisher konnten die Kosten für die Unterbringung der Geflüchteten beim Land abgerechnet werden. Darüber hinaus können die Wohnungen auch nicht in der Kürze fertiggestellt werden, wie der Landkreis die Zuweisungen erhält.

Beschlussvorlagen und fast drei Stunden Debatte

Nach dem Vortrag von Landrat Sack folgten Einbringung, Debatte und Abstimmung der Beschlussvorlagen. Die Beschlussvorlage der Stadtverwaltung wurde nicht noch einmal eingebracht. Auf die Nachfrage, ob dies notwendig sei, meldete sich niemand. Wer eine kurze Zusammenfassung der Beschlussvorlage lesen möchte, kann dies in diesem Beitrag des webmoritz. tun.

Es wurde fortgefahren. Nikolaus Kramer brachte kurz und knapp die Beschlussvorlage der AfD ein. Kurze Zusammenfassung der kurzen Beschlussvorlage: Rücknahme des Angebots der Unterbringung, kein Abschluss eines Pachtvertrages, Aufnahmestopp im Landkreis, Aufnahmestopp in der Stadt Greifswald.

„Die Vorlage ist selbsterklärend. Sie spricht für sich.“

Nikolaus Kramer (AfD)

Die dritte Beschlussvorlage kommt von den Fraktionen der Parteien SPD, die Linke, PARTEI FÜR MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ, Bündnis 90/die Grünen sowie Antonia Linea Huhn. In dieser geht es vor allem um eine dezentrale Lösung. Außerdem wird der Oberbürgermeister damit beauftragt, gemeinsam mit der WVG nach ungenutzem Wohnraum zu suchen. Weiterhin schlagen die Fraktionen vor, dass die Stadt dem Landkreis die folgenden Flächen für eine Modulbauweise vorschlägt:

  • Festspielplatz an der Jungfernwiese
  • Wiese in der Lise-Meitner-Straße
  • Sportplatz in der Feldstraße 86
  • Philipp Müller Stadion

An dieser Stelle sei erwähnt, dass „je nach Ausgang der Bürgerentscheids“ diese Flächen vorgeschlagen werden sollen. Das Bürgerbegehren – die Unterschriftenlisten, die man in einigen Greifswalder Lokalitäten finden konnte – habe über 7.000 Unterschriften erreicht. Diese müssen nun händisch geprüft werden. Gültig sind nur Unterschriften von Personen, die ihren Wohnsitz in Greifswald haben. Entsprechend muss für jede Person der Wohnort ermittelt werden. Das Ergebnis lag zur Sondersitzung am Montagabend noch nicht vor.

Weiterhin fordern die Antragsteller*innen, dass nicht mehr als 100 Personen pro Einheit untergebracht werden sollen. Die Stadt dürfe weitere Flächen vorschlagen.

Der Antrag wurde von Dr. Andreas Kerath (SPD) und Alexander Krüger (Bündnis 90/die Grünen) eingebracht.

„Wir haben uns auch hinsichtlich des Bürgerbegehrens positioniert und wir akzeptieren natürlich ein solches Ergebnis, wenn es denn rauskommt. Und deswegen schlagen wir vor, dass, wenn denn keine Container gebaut werden sollen, wir stattdessen Unterbringungen in Modulbauweise errichten. Denn eins muss uns klar sein und ist hoffentlich auch denjenigen klar, die das Bürgerbegehren unterzeichnet haben: Allein, dass wir keine Containerdörfer bauen – Herr Sack hat es ja deutlich gemacht – heißt ja nicht, dass keine Menschen kommen. Und diese Menschen müssen untergebracht werden.“

Dr. Andreas Kerath (SPD)

Die Anträge wurden anschließend ausgiebig diskutiert und debattiert. Es folgte die namentliche Abstimmung der Anträge. Der Antrag der AfD wurde mehrheitlich abgelehnt. Mehrheitlich angenommen wurde der Antrag der Fraktionen der Parteien SPD, die Linke, PARTEI FÜR MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ, Bündnis 90/die Grünen sowie Antonia Linea Huhn. Die Verwaltung zog ihren Antrag zurück. Damit wurde die Sitzung gegen 23 Uhr beendet.

Was am Rande geschah

Vor der Bürgerschaftssitzung fanden drei Demonstationen statt. Zwei davon waren angemeldet. An der Versammlung „Für Humanismus und Weltoffenheit – Greifswald als sicherer Hafen“ nahmen 90 Personen teil. An der Versammlung „Solidarität mit allen Geflüchteten!“ knapp 140 Personen. Eine dritte, nicht angemeldete, Demonstration vom Bürgerbegehren bestand aus 17 Personen.

Noch bevor die Beschlussvorlagen eingebracht wurden, haben einige Personen aus dem Publikum (lautstark) die Mehrzweckhalle verlassen. Nach Informationen der Polizei ist es außerdem während der Sitzung zu einer Handgreiflichkeit eines 54-jährigen Deutschen gegen eine 28-jährige Ukrainerin gekommen. Hier wurde ein Verfahren wegen des Verdachts auf Körperverletzung sowie Nötigung eingeleitet.

Die Demonstrationen vor der Mehrzweckhalle sind laut Informationen der Polizei ruhig verlaufen. Lediglich ein Ermittlungsverfahren gegen einen 11-Jährigen und einen 18-Jährigen wegen versuchter Körperverletzung und Landfriedensbruch wurde eingleitet. Hier wurden Eier auf Versammlungsteilnehmer*innen geworfen. Außerdem wurde eine Strafanzeige wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gestellt. Ein 50-Jähriger hat auf dem Parkplatz den Hitlergruß gezeigt. Diese Person stand wohl nicht in Verbindung mit einer der Demonstrationen.

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

moritz.uncut Folge 2: Frauen in der Politik

moritz.uncut Folge 2: Frauen in der Politik

In der zweiten Episode des neuen moritz.medien-Podcasts sprechen moritz.magazin-Ressortleiterinnen Anna und Carolin mit Dr. Corinna Kröber. Sie ist Juniorprofessorin für vergleichende Politikwissenschaften an der Uni Greifswald und beschäftigt sich mit weiblicher Repräsentation in der Politik.

moritz.uncut findet ihr hier im web.moritz, auf der Podcast-Plattform eurer Wahl…

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moritz.uncut Folge 2: Frauen in der Politik

moritz.uncut Folge 1: Hase und Igel mit Putin

In der ersten Episode des neuen moritz.medien-Podcasts spricht moritz.magazin-Redakteur Robert mit Dr. Anke Giesen. Sie ist Vorstandsmitglied bei Memorial International und Memorial Deutschland.

Weitere Informationen zu Memorial und ihrer Arbeit könnt ihr hier auf ihrer Website nachlesen.

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Null Bock auf Klimakrise: Das Bürger*innenbegehren von Greifswald Zero

Null Bock auf Klimakrise: Das Bürger*innenbegehren von Greifswald Zero

Eine nachhaltige Lebensweise und privates Engagement für das Klima reichen nicht mehr, haben die Begründer*innen der Initiative Greifswald Zero gemerkt. Daher haben es sich die Greifswalder*innen zur Aufgabe gemacht, einen Klimaentscheid in unserer Stadt durchzusetzen. Seit dem 14. Januar haben Bürger*innen die Möglichkeit, ihre Unterschrift für das Klimabegehren „Stadt Greifswald klimaneutral bis 2030!“ zu setzen.

Wenn ein nachhaltiger Lifestyle nicht mehr reicht

Etwas in der Stadt verändern und nicht tatenlos zusehen. Aktiver Einsatz für die klimapolitische Verantwortung Greifswalds. Und vor allem eines: eine lebenswerte, bessere Zukunft für sich und die eigenen Kinder. Das wünschen sich Fanny, Anne, Uwe, Maren und Tiemo, die sich neben Studium, Beruf und Alltag für die Initiative Greifswald Zero engagieren.

Besonders motiviert mich, dass ich drei Töchter habe, und für diese wünsche ich mir ein Leben, das nicht durch Klimakatastrophen bestimmt wird. Und ich möchte ihnen später in die Augen schauen können, wenn sie mich fragen: „Was hast du eigentlich getan?“

Uwe, Greifswald Zero

Alleine für das Klima aktiv zu werden reicht allerdings nicht, machen Fanny und Maren deutlich, und das frustriert sie. Fanny hat oft das Gefühl, dass die Verantwortung an Einzelpersonen weitergereicht werde, ohne auf Bundes- oder Länderebene Entscheidungen zu treffen. Doch nicht zu fliegen oder vegan zu essen brächte vergleichsweise wenig, betont Maren, wenn große Sektoren wie Industrie und Energiewirtschaft beinahe 60 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland ausmachen.

Daher stehe ich als Individualperson dem Klimawandel erstmal fast machtlos gegenüber. Mit dem Klimaentscheid kann ich aber auf eben diese Faktoren, auf die ich als Einzelperson keinen Einfluss habe, einwirken und hoffe, da mit vielen Menschen gemeinsam etwas verändern zu können.

Maren, Greifswald Zero

Gamechanger für den Klimaschutz in Mecklenburg-Vorpommern

„Gemeinsam etwas verändern“ trifft das Anliegen des Klimaentscheids auf den Kopf. Greifswald Zero macht deutlich, dass das 1,5-Grad-Ziel eingehalten werden muss, um eine lebenswerte Zukunft für kommende Generationen zu gewährleisten. Mit dem Entschluss der Uni, bis 2030 klimaneutral zu werden, seien in Greifswald schon die ersten Schritte gemacht worden. „Wenn wir erreichen, dass sich nach der Universität auch die Stadt Greifswald zur Klimaneutralität bis 2030 bekennt, dann kann das ein ‚Gamechanger‘ für den Klimaschutz in M-V werden!“, erklärt Tiemo. Doch der Weg, der Greifswald bis zur Klimaneutralität bevorsteht, ist noch lang. Bisher hätte Greifswald einen Handlungsplan für die Klimaneutralität bis 2050, doch die 1,5-Grad-Marke wird voraussichtlich bereits mit den 2030er Jahren geknackt.

Das bedeutet, dass das Ziel des Pariser Abkommens verfehlt wird, denn bis 2050 werden wir mit durchschnittlichen Emissionen 2,0 Grad Erderwärmung erreicht haben. Um die Stadt zum Handeln zu bewegen, ist der Klimaentscheid notwendig. Wir sehen als Bürger*innen der Stadt momentan keinen anderen Weg, um dies zu erreichen.

Greifswald Zero

Mit ihrem Bürger*innenbegehren setzt sich die Initiative für ein Planungsbüro ein, das einen Klimaaktionsplan erstellen soll. Dieser Klimaplan soll deutlich machen, wie und ob das Ziel der Klimaneutralität bis 2030 möglich ist und welche Maßnahmen wann ergriffen werden müssen. So könnte der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs betroffen sein oder die Sektoren Bauen und Sanieren, Landwirtschaft und Energie. Doch nicht nur konkrete Maßnahmen könnte der Klimaentscheid von Greifswald Zero erreichen. Man erhofft sich neben einem Beschluss der Stadt, „dass Klimaneutralität zum Stadtgespräch wird“ und „Druck ’nach oben‘ auf die Landes- und Bundespolitik“ ausgeübt werden kann.

Unterstützung mit einer Unterschrift

„Bürgerbegehren und daran anschließende Bürgerentscheide sind bewährte Bausteine der direkten Demokratie“, erklärt uns Greifswald Zero. Der erste Schritt, das Bürger*innenbegehren, ist mit der Unterschriftensammlung im vollen Gange – nun müssen mindestens 4.000 Einwohner*innen ab dem 16. Lebensjahr ihre Unterschrift für das Begehren setzen. Ist die nötige Anzahl an Unterschriften erreicht, kann die Stadt die Forderung des Bürger*innenbegehrens selbst umsetzen. Ginge die Stadt nicht auf dieses Bürger*innenbegehren ein, würde daraus automatisch ein Bürger*innenentscheid werden, und Greifswald müsste den Einwohner*innen ermöglichen, über die gestellten Forderungen abzustimmen.

Bisher ist die Aktion gut angekommen, finden die Aktivist*innen. Sie hatten schon Gespräche mit dem Oberbürgermeister und der Umweltabteilung der Stadt.

Dass mehr in Sachen Klimaschutz getan werden muss, ist allen Beteiligten bereits klar, aber die Mühlen mahlen langsam. Es gab auch Bedenken, ob der Bürgerentscheid zu unseren Gunsten entschieden werden würde. Im Gespräch wurde uns jedoch vermittelt, dass die Stadt unseren Forderungen positiv gegenübersteht und wir weiterhin in Kontakt bleiben wollen.

Greifswald Zero

Auch der Eindruck auf der Straße und in Einzelgesprächen sei bisher sehr positiv, berichten die Organisator*innen. Um die 1000 Unterschriften konnten in den ersten zwei Wochen schon gesammelt werden. Doch sie möchten noch mehr Menschen erreichen.

Vor allem Bürger*innen, die sich selbst noch nicht eingehend mit klimapolitischen Fragen beschäftigt haben, sind teilweise noch skeptisch, wie ein solcher Klimaentscheid ihr Leben beeinflussen könnte. Wir möchten den Bürger*innen von Greifswald vermitteln, dass wirksame Klimapolitik nicht hauptsächlich Verlust oder Verzicht, sondern einen Gewinn an Lebensqualität für uns und unsere Stadt bedeutet.

Greifswald Zero

Noch mehr Infos für euch:

Beitragsbild: Greifswald Zero