FAKTOR WOHNEN – Der Traum vom Eigenheim war noch nie so nachhaltig

FAKTOR WOHNEN – Der Traum vom Eigenheim war noch nie so nachhaltig

Auf zwei Dinge ist jeder Mensch mit dem Traum vom selbstgebauten Eigenheim zu irgendeinem Zeitpunkt in seinem Leben angewiesen: Geld und Baustoffe. Letztere sind in der heutigen Zeit nicht nur teuer, sondern auch Thema der von Plant³ veranstaltete Ausstellung “FAKTOR WOHNEN – Ökologisch um:bauen mit regenerativen Baustoffen”.

Mittels elf interaktiver Schaukästen zeigt die Wanderausstellung der Stiftung trias und bauraum MV nach Aussage der Veranstalter, dass regenerative Baustoffe mehr als nur eine Alternative zu gewöhnlichen Baustoffen seien.

Die Ausstellung ist vom 17. November bis 18. Dezember 2023 im Z4 – Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie, Walther-Rathenau-Straße 49b, geöffnet. Eine Besichtigung ist mittwochs bis freitags von 12:00 bis 18:00 Uhr möglich. Samstags von 10:00 bis 15:00 Uhr. Weitere Details werden noch von Plant³ veröffentlicht.

Ein Auszug des Programms

17.11.2023:

Eröffnung der Ausstellung u.a. durch den Bauminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern Christian Pegel. Key Note durch Dr. Frank Heinlein, Werner Sobek AG: Warum das Bauwesen eine Revolution braucht. Anschließende Führung durch die Ausstellung.

15:00 – 19:00 Uhr, Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie (Z4), Greifswald

23.11.2023:

Fachveranstaltung „Bauwende: Globale Notwendigkeiten und Wege der Umsetzung“, u.a. Klaus Dosch (ResScore GmbH), Eva-Maria Friedel (Bauhaus Erde), den Architekten Christoph Meyn und Andreas Flock.

15:30 – 16:30 Uhr Fachführung durch die Ausstellung
17:00 – 19:00 Uhr Workshop

08.12.2023:

Workshop „Welche Dämmung passt zu mir“. Eine Veranstaltung im Rahmen der Initiative „Zukunft Zuhause – Nachhaltig sanieren“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Referent Andreas Skrypietz, DBU.

09:00 – 11:00 Uhr Workshop

Das Wichtigste auf einen Blick:
Was?
Ausstellung “FAKTOR WOHNEN – Ökologisch um:bauen mit regenerativen Baustoffen”
Wann?
17. November bis 18. Dezember 2023
Wo?
Z4 – Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie, Walther-Rathenau-Straße 49b
Sonstiges?
Nähere Informationen und das gesamte Programm auf der Website von plant³

Beitragsbild: Samantha Fortney auf Unsplash

Einzigartiges für Greifswald – der Hörsaal der Alten Chemie wird wiederbelebt!

Einzigartiges für Greifswald – der Hörsaal der Alten Chemie wird wiederbelebt!

Ein pensionierter Professor klettert täglich durch die Baustelle des ehemaligen Chemiehörsaals in Greifswald, öffnet im festen Ablaufplan alle Fenster und misst an immer den gleichen Stellen die Temperatur. Er erzählt von Marsmännchen, die hier auf der Baustelle gearbeitet haben und einem weltweiten Alleinstellungsmerkmal Greifswalds, das hoffentlich im nächsten Jahr in diesen Räumen eröffnet wird. Für den webmoritz. durfte ich ihn auf einer Runde begleiten. // Lesedauer ca. 8 min

Viel zu klein

Ich treffe Hans Joosten an einem sonnigen Freitag unweit vom Greifswalder Bahnhof in einem Raum voll mit Büchern. Dieser Raum befindet sich in der Villa Ellernholz, wo auch die Succow Stiftung und die Ostseestiftung beheimatet sind. Hier hat der ehemalige Moorprofessor vor zehn Jahren einen großen Raum mit seiner Sammlung von Moorbüchern als Moorbibliothek benannt. Heute ist diese Sammlung so gewachsen, dass sich nur noch etwa ein Viertel aller Bücher hier befindet. Nun bekommt sie endlich mehr Platz; Zehntausende von Moorbüchern wohnen bald in einem gemeinsamen Raum. Das Hörsaalgebäude der Alten Chemie wird zur Moorbibliothek umgebaut. Die Bibliothek bekommt sogar einen Lesesaal. „Die Moorbibliothek wird ein wichtiger Teil der Hardware-Ausstattung der Moorforschung in Greifswald werden“, so Hans Joosten. Nicht nur beim Umfang von wissenschaftlichen Daten zu Moorverbreitung und -zustand hat Greifswald ein weltweites Alleinstellungsmerkmal – es gibt nirgends eine vergleichbare Sammlung von Moorliteratur. Bereits jetzt kommen Moorliebhaber:innen und -forschende aus der ganzen Welt, um in diesem gesammelten Moorschatz zu lesen und damit zu arbeiten.

Die Alte Chemie

Zusammen laufen wir nur wenige Meter bis zum besagten Gebäude. Vor über hundert Jahren wurde die Alte Chemie gebaut. Seit 2008 stand dieses Gebäude leer. In diesem webmoritz. Artikel könnt Ihr Fotos aus dem Gebäudeinneren von damals sehen. Im Oktober 2010 hat es im Gebäude gebrannt. Haben damals Satanisten oder sogar die Illuminaten das Feuer gelegt? Kurze Zeit später wurde ein Teil der Alten Chemie zu kleinen Studi-Appartements umgebaut. Das Hörsaalgebäude (also der Bereich des Gebäudes mit Baugerüst auf dem Foto rechts) blieb weiter ohne Nutzung. Entgegen früherer Pläne wird darin nun weder ein Café, noch eine Kantine oder ein Club gebaut, sondern die weltweit größten Fachbibliothek für Moorliteratur, die Moorbibliothek.

Hans Joosten vor der alten Chemie (C) M. Manzenberger

Das giftige Problem

Der Vorlesungssaal und der Vorbereitungsraum in diesem Teil des Gebäudes waren laut Hans Joosten „schwer quecksilberverseucht“. Das Projekt ist daher eine enorme Herausforderung, die lange Zeit nur durch Optimismus getragen wurde. So ergab sich nach der vollständigen Entkernung des Gebäudes, dass der Quecksilbergehalt in der Raumluft entgegen der Erwartungen zu- statt abgenommen hat. Nun war klar: es müsste sich noch viel flüssiges Quecksilber in der Decke befinden, welches weiterhin in die Raumluft ausdunstet. Also musste die ganze Decke zwischen Erd- und Obergeschoss auch noch entfernt werden. Wie es sich gehört, sind die neu eingezogenen Decken so öko wie es nur geht (Emissionen zu Normalbeton um 208 CO Äquivalente pro m³ reduziert, restliche Emissionen über Moorfutures kompensiert). Laut Hans Joosten handelt es sich hierbei um den ersten grünen Beton in ganz MV.

Dann fehlte durch die Covid-Einschränkungen eine Chemikalie zur Unschädlichmachung von Quecksilber in den Wänden, TMT-15 (kurze Erklärung: Das flüssig-giftige Quecksilber wird in einer Verbindung gefangen und bleibt unschädlich in den Wänden). In Deutschland konnte niemand dieses TMT besorgen. Die weltweit einzige Fabrik, die es herstellt, steht in China. Die Transportwege waren Covid-bedingt stark beeinträchtigt. Daher nutzte Hans Joosten einen ausgeklügelten Kommunikationsweg, suchte die Firma im Internet und schrieb ihr eine Mail. Das Problem: Er musste in Vorkasse gehen und blind darauf vertrauen, dass die Firma das TMT auch wirklich verschickt. Da der Baufortschritt zu diesem Zeitpunkt allein an diesem Baustoff hing, ging er das Risiko ein. Mit Erfolg!

Da die Preise für Containertransporte sehr niedrig sind, war der Preis der Lieferung nach Hamburg der gleiche wie für die Lieferung nach Shanghai. Sieben Wochen später, die für Hans Joosten, der die Bootreise über das Internet monitorte „wie ein Abenteuer waren“, kam das bestellte TMT in Deutschland an und die Wände der zukünftigen Moorbibliothek konnten damit behandelt werden.

Kanister der Chemikalie TMT-15

Alle Herausforderungen gemeistert?

Am Ende dieser Maßnahmen zeigt sich ein deutlicher Erfolg: Die Quecksilberbelastung in der Luft ist beeindruckend abgesunken. Sogar weit unter den zulässigen Grenzwert für Wohnungen von Schwangeren, so Hans Joosten. Allerdings könnte sich die Konzentration noch erhöhen, wenn die Wand-Temperaturen ansteigen. Damit dies möglich wird und beobachtet werden kann, geht Hans Joosten täglich durch die Räume und lüftet. Einerseits, um mit der sommerlichen Außenluft die Innentemperatur zu steigern und dann bei hohen Temperaturen wieder die Quecksilberkonzentration zu messen. Andererseits, um möglichst verbliebene geringe Mengen an Quecksilber nach draußen zu lüften. Lüften als Lösung für Probleme. Und selbstverständlich wird noch ein Sanierputz aufgebracht um die Ausgasung von dann eventuell noch vorhandenen Resten vollständig zu unterbinden. Weitere unangenehme Überraschungen scheinen nicht mehr möglich. Wir gehen zum nächsten Fenster. Einen provisorischen, reversiblen Griff nutzt er als Werkzeug, denn fast allen Fenstern fehlt noch der Griff. Damit öffnet er ein Fenster nach dem anderen. Wir bewegen uns weiter auf dem Gerüst durch das Gebäude.

Hans Joosten gerät ins Schwärmen und Philosophieren, als es um die Bedeutung dieses Ortes für die Zukunft geht. Im Vergleich zu digitalen Archiven sei die analoge Bibliothek inspirierend; hier würde eine Verbindung von allem geschaffen, das für und in Mooren relevant ist: Torf, Mensch und Kultur. Hier könne man bei der Suche wertvolleres finden, als man ursprünglich gesucht hat: das Prinzip der Serendipität. Kurz zusammengefasst soll die Moorbibliothek alles zu Mooren zusammenbringen. Auch Menschen. Deshalb wird die Moorbibliothek für alle zugänglich sein. Das bedeutet ebenso, dass das gesamte Gebäude rollstuhlgerecht ausgebaut wird.

Alles, was jemals in der Welt über Moore geschrieben wurde, soll hierher.

Die Moorbibliothek hat große Ziele: „Alles, was jemals in der Welt über Moore geschrieben wurde, soll hierher“. Auch wenn es sicher noch ein weiter Weg bis dahin ist: Die Bibliothek beheimatet bereits jetzt Zehntausende Moorbücher. Alle Bücher der Moorbibliothek werden über die Unibibliothek katalogisiert (ihr findet sie dann auch im OPAC), und bei denen es rechtlich erlaubt ist, digitalisiert. Hans Joosten antwortet auf die Frage, ob er alle Bücher in der Bibliothek selbst gelesen hat, mit einem Rechenbeispiel: Bei einer Lesegeschwindigkeit von einem Buch am Tag würde eine Person derzeit 82 Jahre brauchen, um alle Bücher zu lesen. Selbst mit Hans‘ fotografischem Gedächtnis ist es also illusorisch, alle Bücher lesen zu können. In der Sammlung finden sich schon heute einzigartige Bücher: Autor:innenexemplare mit zig Seiten händischer Notizen, teilweise zwei Jahrhunderte alt. So können Leser:innen sogar am Denkprozess dieser Menschen teilhaben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kontrolle der Innentemperatur

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im ehemaligen Höörsaal

 

 

 

 

 

 

 

 

 Zur Rekonstruktion mussten Backsteinspezialanfertigungen gebacken werden

Neues Leben für alte Gemäuer

Wir sind unter dem Dach angekommen und Hans Joosten hat die letzten Fenster geöffnet. Während er erzählt (und das kann er gut) gehen wir langsam zurück zum ersten Fenster, denn mit wissenschaftlicher Gründlichkeit werden die Fenster in derselben Reihenfolge geöffnet wie geschlossen. Daher begeben wir uns wieder ins Erdgeschoss. Im unteren Teil des Gebäudes soll die Miete von zwei Kleinwohnungen zusammen mit einer im Obergeschoß zur langfristigen Finanzierung der Moorbibliothek beitragen.

Für den Bau stellt Hans Joosten allerdings klar, dass ein Neubau bedeutend weniger Geld gekostet hätte, als die aufwändige Sanierung dieses Gebäudes. Die Arbeitenden trugen Ganzkörper‑Schutzanzüge („Marsmännchen“), absolvierten zur Sicherheit drei Reinigungsduschen hintereinander und die quecksilberverseuchten Stoffe mussten teuer entsorgt werden. „Auch wenn die Entsorgung für uns teuer war – für die Gesellschaft ist die korrekte Entsorgung am günstigsten“. Warum also dieser Aufwand – warum nicht neu bauen? Dieses Gebäude hat für Hans Joosten eine Geschichte, eine Ausstrahlung, es ist „ein wunderschönes Gebäude“. Und außerdem könnte die Lage für die Moorforschung nicht besser sein: Das stetig-wachsende Netzwerk von Moorexpert:innen, die im Greifswald Moor Centrum vereint sind und koordiniert werden, arbeitet überwiegend in wenigen hundert Metern Umkreis.

Wir stehen nun im ehemaligen Hörsaal. Nur der große Raum, die Wände und die an die Schräge der Hörsaalbänke angepassten Fenster erinnern an frühere Nutzung. Ich betrachte den Bauplan an der Wand und Hans Joosten beschreibt, wie der Raum bald aussehen wird. Zwei der Wände werden zusammen etwa 60 Tausend Bücher tragen. Etwa das doppelte der jetzigen Sammlung. Über eine Treppe und einen Aufzug kann die Empore erreicht werden. Ich stehe im leeren Raum und frage mich, wie es hier in einem Jahr aussehen wird – ich bin gespannt!

Die nach links aufsteigenden Fenster erinnern noch an die Hörsaalbebankung

Für die Finanzierung dieses Riesenprojekts hat er die „Stiftung Moorbibliothek“ gegründet. Sein Preisgeld des Deutschen Umweltpreises 2021 hat er vollständig in das Projekt investiert. Als er erwähnt, dass die Baukosten Moorbibliothek noch nicht vollständig finanziert sind, lacht er und weist auf die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden [IBAN DE47 1505 0500 0102 1170 47 Michael Succow Stiftung, zu Gunsten der Stiftung Moorbibliothek] hin.

Auf dem Weg zurück sprechen wir noch über die Alte Physik, die quecksilberbelastet ist und daher ungenutzt auf dem Unigelände verweilt. Dieser Umbau des Alten Chemiehörsaals ist ein Beispiel, dass die Alte Physik saniert werden kann. Eins ist allerdings klar: Es kostet Geld.

Zum Schluss des Textes möchte ich festhalten, dass ich beeindruckt bin. Von der Vision, dem Einsatz und der Energie, die Hans Joosten mit seinen Mitstreiter:innen in dieses Projekt gesteckt hat. Man merkt deutlich, dass dieser Professor im Unruhestand durch seine Herzensangelegenheit Greifswald zu einem besonderen Highlight verhelfen wird.
Kann auch ich dabei mithelfen? Hans, gib mir Bescheid, wenn ich beim Bücherschleppen helfen kann!

#Moormussnass & #MoorbücherindieMoorbibliothek!

Ältestes Buch der Bibliothek (Jahre)

Portrait Hans Joosten (C) M. Manzenberger

Bücher in der Moorbibliothek

Hans Joosten im Raum der alten Moorbiblitheksraum (C) M. Manzenberger

Alle Fotos: (C) Marvin Manzenberger

Nachhaltigkeitspreis zu gewinnen!

Nachhaltigkeitspreis zu gewinnen!

Bis zum 15. April 2023 können wieder Abschluss- und Promotionsarbeiten für den Nachhaltigkeitspreis eingereicht werden. Der Begriff Nachhaltigkeit wird hierbei in seiner vollen Dimension betrachtet, weswegen Arbeiten aller fünf Fakultäten beurteilt werden.

Es können Abschluss- und Promotionsarbeiten, die in den Jahren 2022 und 2023 eingereicht wurden, für den Preis ausgewählt werden – sofern dies nicht bereits im vergangenen Jahr geschehen ist. Die Arbeiten werden an den Nachhaltigkeitsbeauftragten der Universität, Dr. Tiemo Timmermann, geschickt. Es wird darum gebeten, die Arbeit als PDF sowie Kopien der Originalgutachten ebenfalls als PDF per E-Mail einzusenden. Das Preisgeld beträgt 500 €. Die E-Mail Adresse findet ihr im Kasten am Ende des Beitrags.

Bisherige Preisträger*innen

2019 wurde der Preis an zwei Masterarbeiten aus den Fächern Nachhaltigkeitsgeographie und Landschaftsökologie verliehen. Julia Merkelbach erhielt den Preis für ihre Abschlussarbeit mit dem Titel “Erstellung, Umsetzung und Hemmnisse einer kommunalen Nachhaltigkeitsstrategie am Beispiel der Stadt Ratingen” und Alexander Seliger für seine Masterarbeit zu “Management options for the conversion of non-native coniferous forest patches towards more natural species composition in the Western Pomerania Lagoon Area National Park (Germany)”.
Im darauffolgenden Jahr gewann Johanna Braun den Preis für ihre Masterarbeit im Fach Umweltwissenschaften, tituliert mit “Sustaining Global Food Supply within the Planetary Boundary for Freshwater Use – A quantitative Analysis on the Potentials of Dietary Changes”.
Auch 2021 ging der Nachhaltigkeitspreis an zwei Abschlussarbeiten. Durch ihre Bachelorarbeit “How does the individual’s responsibility compare with those of industry, government, and the media in the effort to mitigate the climate crisis?” überzeugte Johanna Czichowski aus dem Fach Umweltnaturwissenschaften. Die Landschaftsökologie studierende Katharina Pickl reichte ebenfalls erfolgreich ihre Bachelorarbeit ein. Der Titel dieser lautete “Die Biodiversität in Privatgärten und das handlungsbasierte Wissen der Gartenbesitzer: Eine Studie zur Gartenkultur in Ingolstadt”.
Im letzten Jahr gewann Sabine Wichmann mit ihrer Promotion zum Thema “The economics of paludiculture: Costs & benefits of wet land use options for degraded peatlands – with a focus on Reed and Sphagnum moss” den Nachhaltigkeitspreis. In dieser beschäftigte sie sich mit nachhaltiger Bewirtschaftung von Paludikultur.

Das Wichtigste auf einen Blick:
Was? Nachhaltigkeitspreis der Universität Greifswald
Bis wann? 15. April 2023
Wie? Einreichen der Abschluss- oder Promotionsarbeit sowie Kopien der Originalgutachten als PDF per Mail an Dr. Tiemo Timmermann (E-Mail Adresse: tiemo@uni-greifswald.de)
Was kann man gewinnen? 500 € Preisgeld

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Adventskalender Türchen 1: Weihnachtsbäume, Ökobilanzen und Alternativen

Adventskalender Türchen 1: Weihnachtsbäume, Ökobilanzen und Alternativen

Jedes Jahr zum ersten Advent stand normalerweise der traditionelle Weihnachtsbaum-Kauf mit den Eltern an und damit verbunden auch immer die Suche nach dem perfekten Tannenbaum. Doch sind Weihnachtsbäume in ihrer traditionellen Form als echte Bäume überhaupt noch zeitgemäß? Gibt es gute Alternativen?

Der Zyklus des Lebens eines Weihnachtsbaumes ist, auf das Minimum heruntergebrochen, eigentlich ganz schön traurig: Stell dir vor, du wächst auf deinem Platz, betreibst Photosynthese und hilfst der Menschheit so beim Atmen, nur um am Ende unliebsam gefällt zu werden. Mit Lametta, Lichterketten und Kugeln behangen, stehst du dann in einem Wohnzimmer. Menschen starren dich an und bewerten dich – in Süddeutschland nennt man das “Christbaum loben”. Du fällst Haustieren zum Opfer, die ihre Blase entleeren müssen oder deine mit Kugeln behangenen Zweige mit ihrem Spielzeug verwechseln. Nach wenigen Tagen wirst du wieder abgeschmückt und endest als Feuerholz im Kamin. Alternativ wirst du zum Sterben auf den Balkon oder in den Garten verbannt oder fliegst, wie in der Werbung eines schwedischen Möbelhauses, einfach auf den Gehweg.

Ein echter Baum soll es sein

Nadelbäume, die als Weihnachtsbäume fungieren, wachsen meist auf „Weihnachtsbaumplantagen“ (also reinen Monokulturen). Ich hatte irgendwann vor vielen Jahren mal Biologie im erhöhten Anforderungsniveau und erinnere mich ein wenig an Monokulturen: Es war nicht viel Positives dabei.
Bei Monokulturen wird auf einer Fläche lediglich eine Pflanzenart angebaut – in unserem Fall Nadelbäume. Diese benötigen logischerweise auch die gleiche Nährstoffzufuhr, weswegen die Böden in diesen Fällen „einseitig“ belastet werden. Außerdem steigt das Risiko für Ertragsminderung, da Schädlinge vermehrt auftreten und diese auch Resistenzen gegen die eingesetzten Pestizide bzw. Herbizide entwickeln können. Das wiederum führt dazu, dass Pestizide (und Herbizide) stärker verwendet werden müssen. Kurzzusammenfassung: Monokulturen sind ziemlich schädlich. Genaueres zu Monokulturen gibt es bei Quarks nachzulesen.

Es gibt auch Bio- und Öko-Weihnachtsbäume. Hierbei unterscheidet die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) in zwei Richtungen: Bäume, die auf Plantagen in der Region wachsen oder Bäume, die direkt aus dem Wald stammen. Die SDW merkt zusätzlich an, dass man darauf achten solle, dass es sich um umweltfreundlichen Anbau handelt. Das bedeutet, dass keine chemischen Pestizide eingesetzt wurden, sondern dass umweltfreundliche Alternativen wie Schafe zur Unkrautbekämpfung zum Einsatz kamen – hier werden zusätzlich die Ausscheidungen als Dünger genutzt. Eine Win-Win-Situation sozusagen.

Eine weitere Möglichkeit ist übrigens ein Weihnachtsbaum-Verleih. Neben hippen Berliner Start-Ups mit komischen Namen machen dies wohl auch einige regionale Baumschulen. Der Vorteil besteht darin, dass man den Baum tatsächlich nur für Weihnachten in einem Topf ausleiht und der Baum anschließend nicht nur zurück in die Baumschule wandert, sondern sogar wieder in den Boden eingeplanzt wird. Jedoch kann es auch hier passieren, dass der Baum am Ende weite Wege zurücklegen muss, was der Ökobilanz dann wiederum nicht besonders zugute kommt. Bevor man also im Internet einen Baum zum Ausleihen bestellt, sollte man erst einmal in der Region nachfragen.

Hauptsache grün und geschmückt

Alternativen zum echten Weihnachtsbaum stellen scheinbar Plastikbäume dar. Für diese sprechen vor allem die Nutzungsdauer von meist mehreren Jahren sowie der einfache Umstand, dass kein Baum für die Christmas-Feelings sterben musste.

Doch so nachhaltige Alternativen stellen die Plastikbäume gar nicht dar. Einerseits stammen viele Plastikbäume nach wie vor aus Ländern wie China, was die Ökobilanz schon aufgrund der langen Anreise mittels diverser Transportmittel zerstört. Andererseits sind Kunststoffe gerade in der Produktion und der Entsorgung alles andere als ökologisch. Laut einer Berechnung von Quarks müsste ein Plastikweihnachtsbaum 17 bis 20 Jahre genutzt werden, um die Ökobilanz eines herkömmlichen Weihnachtsbaumes zu übersteigen. Genauere Hintergründe zur Berechnung findet ihr im Quarks-Artikel.

Falls ihr viele (größere) Pflanzen habt, könntet ihr auch einfach diese etwas festlich schmücken. So habe ich mit meiner Mitbewohnerin zu Internatszeiten immer die Yucca-Palme (Egbert – sie hatte wirklich den Namen Egbert) mit Lichterkette und ein wenig Baumschmuck behangen. Ihr solltet jedoch darauf achten, wie eure Pflanzen das direkte Licht an den Blättern verträgt, nicht dass sie sich dort verbrennt.

Kreativ soll es sein!

Vielleicht sagt ihr euch ja auch, dass so ein Baum, egal ob nun künstlich oder echt, einfach zu viel Platz wegnimmt. Auf Pinterest findet man durchaus platzsparende Alternativen, wie aufgemalte bzw. angeklebte “Bäume” für die Wand oder Bastelanleitungen für kleinere Dekorationen. Auch das bereits oben erwähnte, schwedische Möbelhaus hat eine Wanddekorationsalternative zum Weihnachtsbaum im Angebot, dieses soll hier natürlich nur als Beispiel dienen. Es gibt scheinbar auch Menschen, die ihre Klappleitern weihnachtlich schmücken. Wieso eigentlich nicht?

Fazit

Ihr seht schon, dass es gar nicht so einfach ist. Auf den ersten Blick schneidet der Bio- bzw. Ökobaum noch am besten ab, wenn man die Bastelalternativen aus dem Blick lässt. Für den Fall, dass ihr euch tatsächlich einmal mit der genauen Ökobilanz diverser Bäume, ihren Transportwegen und -arten, sowie der Nutzungsdauer und Größe auseinandersetzen wollt, gibt es von ESU-service ein nützliches Tool zur ziemlich exakten Berechnung der Ökobilanz. Doch egal, wie ihr euch am Ende entscheidet: Genießt euren (alternativen) Weihnachtsbaum und die vorweihnachtliche Zeit!

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Der Unverpacktladen uver im Interview

Der Unverpacktladen uver im Interview

Am Dienstag, dem 18. Oktober, haben die beiden webmoritz.-Redakteur*innen Leonie und Adrian die Inhaber*innen des Greifswalder Unverpacktladens uver zu einem Interview getroffen. Dort haben sie einige Einblicke in den aktuell laufenden Rechtsstreit mit dem Dienstleistungskonzern Uber aus San Francisco bekommen. Doch wie kommt eigentlich ein weltweit agierendes Unternehmen mit über 11 Mrd. US-Dollar Jahresumsatz auf die Idee, einen kleinen Unverpacktladen aus Greifswald aufgrund von Markenrechtsverletzungen zu verklagen?

Ein Beitrag von Adrian Siegler und Leonie Vogelsang

Im Interview haben die beiden Inhaber*innen Esther und Philippe uns erklärt, was es mit dieser Klage auf sich hat, inwiefern Uber und eine Münchener Anwaltskanzlei in den Streit verwickelt sind und warum eine solche Klage nicht nur ein Problem für uver, sondern auch für viele andere Kleinstunternehmen darstellt. Außerdem im Interview dabei ist Markus, der versucht, wo es auch nur geht, die beiden bei allen möglichen Aufgaben und Herausforderungen im Hintergrund zu unterstützen.

Das Interview:

Hallo ihr drei, zuallererst vorweg …

Wie geht es euch gerade so? Die letzten Tage und Wochen waren ja sicherlich ziemlich anstrengend und stressig für euch.

Esther: Schön, dass ihr da seid. Es waren auf jeden Fall ein paar stressige Tage, aber mir geht es trotzdem ganz gut. Ich kann den Stress gut von meinem Privatleben trennen.

Philippe: Wir haben aufgrund der Thematik sehr viel zu tun und es gibt die ganze Zeit irgendwelche Sachen zu regeln. Das begleitet einen schon mit in den Alltag, da uns die ganze Geschichte je nach Ausgang auch echt gefährlich werden kann.

Würdet ihr euch und natürlich euren Laden einmal kurz vorstellen?

Esther: Ich bin Esther, bin zusammen mit Philippe hierher gekommen und wohne seit 2018 in Greifswald. Vor circa 2 bis 3 Jahren haben wir uns überlegt, dass wir gerne einen Unverpacktladen in Greifswald gründen wollen würden, da wir das hier noch etwas vermisst haben und selbst gerne nachhaltiger und unverpackt einkaufen wollen. Und nun hat der Laden seit mittlerweile knapp 1,5 Jahren offen – uver. Hier findet man alles für den täglichen Bedarf – Lebensmittel, Haushaltswaren wie Shampoo, Waschmittel und Drogerieprodukte und alles unverpackt oder in Pfandgläsern.

Philippe: Ich bin Philippe und auch Teilhaber von uver. Wir haben hier die Mission, Greifswald ein Stück nachhaltiger zu machen, indem wir es möglich machen, plastik- und müllfrei einzukaufen, sodass jede*r im Alltag was tun kann, um aktiv Umweltschutz zu betreiben.

Markus: Hallo, ich bin der Markus. Ich bin schon ein bisschen länger in Greifswald und habe Philippe und Esther bei einer Tour durch Mecklenburg-Vorpommern kennengelernt. Da war ich so begeistert von der Idee, dass sie hier in Greifswald was Nachhaltiges auf die Beine stellen wollen, dass ich da unbedingt einsteigen wollte. Die beiden waren so lieb, mir das Vertrauen zu schenken und seitdem versuchen wir gemeinsam, hier in Greifswald unverpacktes Einkaufen anzubieten.

Es gibt ein Problem mit Uber – Könntet ihr den Sachverhalt nochmal für uns zusammenfassen?

Philippe: Das Thema ist Uber und uver. Wir haben vor einiger Zeit ein Schreiben von einer Anwaltskanzlei für Patent- und Markenrecht erhalten, welche mit Uber zusammenarbeitet. Und die sind jetzt irgendwie dazu gekommen, uns unseren Namen streitig zu machen, da laut ihnen eine Verwechslungsgefahr zwischen den Namen “Uber” und “uver” bestünde. Das ist das Problem: Eine Anzeige, in der gefordert wird, unsere Marke und unseren Namen zu löschen.

Was bedeutet der Name uver eigentlich und wie seid ihr auf ihn gekommen?

Esther: Uver mit V ist quasi ein Wortspiel aus unverpackt und dem Ufer, in Bezug auf das Meer und den Ryck hier in der Nähe. Unser Mediendesigner ist auf die Idee gekommen und wir fanden es passend und haben den Namen direkt übernommen. Wir waren lange auf der Suche nach einem guten Namen, den man auch schnell aussprechen kann. “Ich gehe mal kurz zum Unverpacktladen” klingt da etwas zu umständlich. Aber “Ich gehe mal kurz zum uver” kann man gut sagen.

Die Forderung der Anwaltskanzlei, euren Namen und eure Marke zu löschen – Werdet ihr weiter darauf eingehen und wenn ja, wie?

Markus: Worum es uns hier eigentlich geht und warum wir die Öffentlichkeit mit euch suchen, ist die Tatsache, dass wir hier nicht nur unverpackte Lebensmittel anbieten, sondern auch für einen sozialeren Umgang – nicht nur im privaten Leben – stehen. Wir vertreten bestimmte ethische Werte, die unser Unternehmen auch ausmachen: Wie wir unseren Kund*innen und Geschäftspartner*innen gegenübertreten, sie behandeln wollen. Und das ist auf fairer Ebene und auf Augenhöhe. Und was uns ein bisschen stört – was heißt ein bisschen? Was uns richtig fertig macht, ist der Fakt, dass hier sofort wieder mit Anwälten kommuniziert wird, ohne die Möglichkeit, vorher mit Uber mal auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen. Wenn du so ein Schreiben in den Händen hältst, weißt du als Kleinstunternehmen: Es wird gefährlich, weil so etwas Anwaltskosten mit sich zieht, die besonders in der Start-up-Phase überhaupt nicht zur Verfügung stehen. Wir suchen weiterhin eine Kompromisslösung, die für beide Seiten vertretbar ist. Und daran arbeitet aktuell auch unser Anwalt.

Was könnten im schlimmsten Fall diese Forderungen von Uber für euch und euren Laden bedeuten?

Philippe: Im schlimmsten Fall müssten wir auf diese Forderungen eingehen – also die Marke löschen. Und da steckt vielmehr dahinter, als man jetzt so im ersten Moment denkt. Wir müssten uns nicht nur einen neuen Namen ausdenken, ein neues Logo designen und eine neue Marke eintragen, sondern auch die ganze Arbeit und Ressourcen, die bereits reingesteckt wurden, um uver als Marke aufzubauen, gehen verloren. Nach 1,5 Jahren erreichen wir nun so langsam den Punkt, wo der Name “uver” in Greifswald vielen Leuten ein Begriff ist. Das wäre dann komplett verloren. Wir müssten quasi nochmal bei null anfangen, was ein riesengroßes Problem ist, weil vor allem Marketing so ein großes Thema und unfassbar teuer ist. Es wäre für uns fatal, damit noch einmal von vorn anzufangen.

Seid ihr bereits im Austausch mit der Anwaltskanzlei?

Markus: Wir selber natürlich nicht, weil wir gar nicht den juristischen Background haben. Wir haben einen Marken- und Patentanwalt in Berlin kontaktiert, der uns aktuell vertritt. Dieser hat sofort das Telefon in die Hand genommen und gefragt, wie wir zu einer Lösung kommen. Die Münchener Anwaltskanzlei, die Uber vertritt, hat ihm und uns zuerst zu verstehen gegeben, dass wir die Kategorien einkürzen müssen, für die wir unsere Marke eingetragen haben. Das bedeutet, man meldet beim Marken- und Patentamt den Namen “uver” an. Dabei muss man auch entscheiden, wofür man die Marke einträgt. Wir haben uns für etliche Kategorien eingetragen, die auch perspektivisch unser Unternehmen ergänzen sollen. Zum Beispiel auch für einen Lieferdienst innerhalb von Greifswald, mit dem wir beispielsweise Senioren mit dem Lastenrad beliefern können. Dort müssen wir nun schauen, ob wir nicht durch Einkürzung von Kategorien noch irgendwie unsere Marke retten können.

Uber-Deutschland hat einen eurer Posts auf Instagram kommentiert – sie haben von der Sache gehört und möchten sich bei euch melden. Haben sie das schon?

Esther: Wir haben uns riesig gefreut, dass wir ihre Aufmerksamkeit auf uns ziehen konnten. Aber nein, es ist noch nichts passiert.

Wie könnte ein Vorschlag von Uber aussehen?

Markus: Das ist gar keine so einfache Frage, beziehungsweise haben wir da keine einfache Antwort drauf. Wir haben einfach Hoffnung – und das könnt ihr sicherlich nachvollziehen – dass wir unsere Marke behalten können. Der Vorschlag, den wir uns erträumen, ist, dass Uber auf uns zukommt und sagt: “Okay, wir haben das gar nicht gewusst mit den Anwälten. Wir screenen grundsätzlich den Markt – so ist das ja üblich. Und vielleicht haben wir in dem Fall einen Fehler gemacht, weil wir nicht wussten, dass ihr ein Kleinstunternehmen seid, mit zwei Inhaber*innen, die selbst im Laden stehen und zusätzlich bei dem Thema Umweltschutz ganz stark aktiv sind.”

Eine Traumvorstellung wäre natürlich: “Okay, das war jetzt so ein harter Schlag für euch – wir unterstützen euch auf dem Weg oder bei einem anderen Umweltprojekt, was Relevanz hat.”

Denn der Umweltbericht von Uber hat Visionen bis in das Jahr 2030 oder 2040. Was wir hier betreiben ist Umweltschutz sofort. Oder vielleicht – man wird ja noch träumen dürfen – sagt Uber auch: “Wir gehen aus der Nummer gemeinsam gestärkt raus.” – und sie unterstützen uns einfach.

Ihr habt zu dem Thema auch eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Wie läuft diese bis jetzt und reichen die Spenden um die Anwalts- und sonstigen Kosten zu decken?

Philippe: An dieser Stelle schonmal ein riesiges Dankeschön an alle Leute, die uns unterstützt haben. Es ist wirklich Wahnsinn. Wir haben das auf Instagram geteilt und es war wirklich unglaublich, was passiert ist. So viele Leute gingen darauf ein und es gab so viel Zuspruch von allen möglichen Seiten. Die Kampagne selbst läuft über betterplace und dort sind richtig schnell die Anwaltskosten in Höhe von 3000 €, die wir initial hatten, wieder reingekommen. Wir haben die Crowdfunding-Kampagne dann wieder runtergenommen. Auf weitere Spenden sind wir zunächst weniger angewiesen und wollen eher die Öffentlichkeit nutzen, um auf das Thema aufmerksam zu machen.

Markus: Auf das Thema aufmerksam zu machen bedeutet, dass wir kein Einzelfall sind. Dadurch, dass wir an die Öffentlichkeit gegangen sind, bekommen wir ganz viele Rückmeldungen von anderen Kleinstunternehmen – auch viele aus der Unverpacktbranche – dass das ein tagtägliches Geschäft ist: Unterlassungserklärungen, Abmahnungen, Markenverletzungsschreiben gehen raus und gerade die kleinen Unternehmen haben damit sehr hart zu kämpfen. Damit wollen wir an die Öffentlichkeit. Wir sind sehr dankbar für die finanzielle und emotionale Unterstützung, aber hier geht es um etwas viel Größeres. Wir hinterfragen die Praktiken, die in Deutschland (darüber hinaus kann ich es nicht einschätzen) vorherrschen, da wir permanent mit solchen Problemen konfrontiert sind. Das ist jetzt das zweite Mal innerhalb eines Jahres. Es ist nicht der erste Rechtsstreit, den wir haben. Und nun haben wir uns nicht anders zu helfen gewusst, als an die Öffentlichkeit zu gehen, was der richtige Weg zu sein scheint. Wir erhalten sehr viel Unterstützung – vielen Dank dafür.

Wollt ihr zum Abschluss noch ein paar Worte loswerden, die euch auf dem Herzen liegen?

Markus: Nach dem ganzen Schock und dem Stress, den wir erleben, erfahren wir aber auch – und da wiederholen wir uns an der Stelle – einen unglaublichen Support. Das schwenkt diese Negativerfahrung sofort in etwas Positives um. Kurz wird dieses Weltbild erschüttert und man fragt sich, ob wir jetzt wieder im Hardcore-Kapitalismus angekommen sind – etwas wofür uver überhaupt nicht steht, wir haben andere Werte. Und diese Werte teilen anscheinend auch ganz viele, viele andere Menschen, obwohl wir noch nicht einmal so richtig in der Öffentlichkeit sind. Wir haben einen minimal-kleinen Social-Media-Kanal mit nicht einmal 2000 Follower*innen und trotzdem haben darüber hinaus so viele Menschen Anteil genommen. Der Kabarettist Moritz Neumeier hat die Story innerhalb einer Stunde aufgegriffen und in seinen Stories veröffentlicht, weil anscheinend eine Followerin hier aus Greifswald das Ganze so schockieren fand, dass sie das einfach an ihn weitergeleitet hat. Danach ist die ganze Crowdfunding-Kampagne völlig explodiert. Und das gibt uns Kraft bei der ganzen Geschichte. Die Unverpacktbranche ist insgesamt eine ganz schöne Herausforderung – hier in Greifswald eher weniger – aber dennoch zu sehen, dass Umweltschutz eine Rolle spielt für die Leute, ist einfach fantastisch.

Vielen Dank für eure Zeit und die interessanten Einblicke. Die moritz.medien wünschen euch nur das Beste!

Beitragsbild: Markus