Mit Laternen gegen den Castor

Mit Lampions und guter Laune haben sich heute Abend circa 60 Greifswalder auf die bevorstehenden Proteste gegen den Transport von Castor-Behältern nach Lubmin eingestellt, der in der nächsten Woche bevorsteht. Auf Initiative des Anti-Atom-Bündnis Nordost und der Greifswalder Domgemeinde zogen die Demonstranten von der Europakreuzung zum Dom, wo man sich an einem Feuer mit Punsch wärmte.

An dem Umzug nahmen auffallend viele Kinder teil, die von ihren Eltern begleitet wurden. Viele hatten sich selbst Laternen mit einem gelben X gebastelt, dem Erkennungszeichen der örtlichen Castor-Gegner. Mit Parolen wie “Wir wollen euren Castor nicht” und “Ihr Kinderlein kommet zum Castor doch all” taten die großen und kleinen Demonstranten ihre Meinung kund.

Der Umzug war Auftakt einer Reihe von Protesten, die den Castor-Transport begleiten sollen, der unbestätigten Angaben zufolge am 16. Dezember eintreffen soll. Höhepunkt der Proteste wird am kommenden Samstag eine Demonstration in Greifswald sein, zu der mehrere Tausend Demonstranten aus der gesamten Republik erwartet werden. Näheres zu den geplanten Protesten lest ihr in Kürze auf dem webMoritz.

Fotos: Gabriel Kords, Torsten Heil (kleines Aufmacherfoto: “Atomkraft? Nein Danke!”.

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Grüne laden zum “Tacheles reden” ein

Die Grünen laden in die Brasserie Hermann ein, um "Tacheles" zu reden.

In Greifswald gibt es ständig Brennpunkte, über die es sich zu beschweren, kritisieren, diskutieren und empören lohnt. Bürgerinnen und Bürger machen ihrem Unmut zumeist in der Kneipe um die Ecke bei einem Glas Bier Luft. In London gibt es seit Jahren im Hyde Park den “Speakers Corner”. Zu bestimmten Zeiten versammeln sich Menschen, um an dieser Ecke des Hyde-Parkes ihr Statement zu bestimmten tagesaktuellen, politischen Themen abzugeben.

Die Greifswalder Grünen haben nun diese Idee aufgegriffen. Am Dienstag, dem 16. November, findet in der Brasserie Hermann um 20 Uhr eine ähnliche Veranstaltung unter dem Motto “Tacheles reden” statt. Wie der Pressemitteilung der Greifswalder Grünen zu entnehmen ist, darf  an diesem Abend jeder “auf ein Kistchen steigen und die Welt von seiner Meinung überzeugen.” Die Themenwahl ist dabei jedoch nicht beliebig, sondern bleibt auf Greifswald beschränkt. Darüber hinaus darf jeder nur ein Thema nennen und erläutern, anschließend muss er sich wieder hinten anstellen, bis er erneut “Rederecht” hat. Die Veranstaltung wird von Michael Steiger moderiert.

Für den Fall, dass der eine oder andere Besucher an der Veranstaltung teilnehmen will, ihm allerdings kein diskussionswürdiges Thema einfällt, haben die Organisatoren bereits einige Themen vorgeschlagen, über die diskutiert werden kann. Eigene Themen dürfen freilich auch mitgebracht werden. Zu beachten bleibt, dass es die Gemeinde Lubmin nicht gestattet, wenn ihr Dorf im öffentlichen Raum in einem Atemzug mit dem Zwischenlager, das nur einen Steinwurf des Seebades entfernt liegt, genannt wird. Da das “Zwischenlager Nord”, das auf dem Gelände des ehemaligen “Kernkraftwerkes Lubmin” bei Greifswald errichtet wurde, auf der Gemarkung der Gemeinde Rubenow liegt, muss ab sofort vom “Zwischenlager Nord Rubenow” gesprochen werden. Andernfalls erfolgt eine Unterlassungserklärung von Seiten der Gemeinde Lubmin. Darüber berichteten in der Vergangenheit sowohl die Ostseezeitung, als auch die Greifswalder Grünen. Wer den entsprechenden Beschluss des Gemeinderates Lubmin als Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit empfindet, kann sich daher am Dienstag um 20 Uhr in der Brasserie Hermann einfinden und “Tacheles reden”.

Bildnachweis: Greifswald wird grün (Banner)

“Schicht C – Eine Stadt und die Energie” erneut auf der Greifswalder Theaterbühne

Nachdem das Theaterstück “Schicht C – Eine Stadt und die Energie” bereits vor zwei Jahren erfolgreich auf den Bühnen des Theaters Vorpommern aufgeführt wurde, findet nun am 10. November im Rahmen der Entwicklungspolitischen Tage eine Wiederaufnahme des Schauspielprojekts statt.

Abgeschnitten von der Außenwelt sind die Mitarbeiter des Kernkraftwerkes Lubmin auf sich allein gestellt

Die Aufführung verarbeitet die Geschehnisse im Kernkraftwerk Lubmin im Winter 1978/79, als heftige Schneestürme weite Teile der Infrastruktur der DDR zum Erliegen brachten. Durch den Wegfall der Schienen- und Straßenanbindung waren sowohl Greifswald als auch das Kernkraftwerk “Bruno Leuschner” in Lubmin und seine Mitarbeiter von der Außenwelt abgeschnitten. Am schlimmsten traf es die Schicht C, die auf Grund der Schneeblockaden mehrere Tage auf ihre Ablösung warten musste.

“Schicht C” ist allerdings mehr als eine Rekonstruktion der damaligen Ereignisse. Basierend auf den Geschichten und Erlebnissen von Zeitzeugen entstand ein Porträt des Kraftwerkes, das über viele Jahrzehnte hinweg ein integraler Bestandteil des Greifswalder Lebens war. Dieses zeichnet die Geschichte des Kraftwerkes vom Bau über die Entwicklung bis hin zum Rückbau und seiner Schließung, das  auch ein Porträt Greifswalds und einer Gesellschaft im Umbruch ist.

Für diesen Mittwoch sind noch Karten zum Standardpreis von 15,50 Euro zu erhalten. Wem dieser Termin zu kurzfristig ist, der kann sich die Aufführung noch am 7. Dezember ebenfalls um 20 Uhr im Rubenowsaal anschauen.

Bilder: Fotos und Plakat – Theater Vorpommern

TITEL Die Herren des Atommülls – Das Zwischenlager in Lubmin

Das Zwischenlager Nord nahe Lubmin erwartet in den nächsten Monaten radioaktiven Müll aus Südfrankreich und Karlsruhe

Das stillgelegte Atomkraftwerk Greifswald in der Nähe von Lubmin aus der Luft

Laute Sirenen tönen und fiepen bis in jede Synapse der Ohren. Mit viel Druck ertönt während des Störgeräusches eine undeutliche dröhnende Frauenstimme: „Bitte verlassen Sie sofort das Gelände“ oder ähnliches ist noch knapp verständlich in der 28000 Quadratmeter großen Halle, die von grauen, ungeheuerlich wirkenden – zehn Meter großen – Betonwänden umgeben ist. Blaue Riesenquader sind bis zu Vierer-Reihen aufeinander gestapelt. Gelbe Tonnen mit dem radioaktiven Warnsymbol stehen geordnet in Reih und Glied. Steriles grelles Licht beleuchtet das Innere der überdimensionalen Halle, welche am Rand des Naturschutzgebiets Lubminer Heide liegt. In direkter Nachbarschaft ragen die großen tristen Quaderblöcke des abgeschalteten Kernkraftwerks bei Lubmin in den Himmel. Von dort werden abgebrannte Brennelemente und andere – mit Strahlung kontaminierte – Maschinenteile in das eigens dafür angelegte Zwischenlager Nord (ZLN) transportiert, damit sie dort abgeschottet von der Außenwelt ausstrahlen können und einen Großteil ihrer Strahlung verlieren.

Während alle, die sich im ZLN befinden, eine ebenso grau in grau wirkende Tür öffnen und sich vor dem grollenden Warnsignal im Umkleideraum sichern, verbietet das Feueralarmgeräusch jegliche Konversationen. Am Kontrollpunkt zum ZLN wirkt die Situation entspannt, es scheint offensichtlich, dass Begebenheiten wie diese Routine sind bei den Mitarbeitenden. Es wird gelacht, sich ausgetauscht, eine Zigarette geraucht, bis der Alarm vorbei ist. Es käme öfter vor, dass Probealarme stattfinden, erfahren wir während des gemeinsamen Abwartens. Allerdings nur Fehlalarm, wie Marlies Phillip, Pressesprecherin der Energiewerke Nord GmbH (EWN) uns später mitteilen wird. (mehr …)

Strände im Visier

Seit einigen Wochen ist nun schon vorlesungsfreie Sommerzeit. Wem bei 25 Grad, blauem Himmel und Sonnenschein nicht danach ist, in der stickigen Bibliothek zu lernen oder Hausarbeiten zu schreiben, der oder die wird sicherlich etwas anderes mit der Zeit anfangen wollen.

Die einen fahren in den Urlaub, andere bleiben hier, unternehmen Tagesausflüge, erkunden das Land oder fahren an den Strand. Vielen Studierenden dürfte die eine oder andere hier im Strandtest vorgestellte Badestelle bereits bekannt vorkommen. Es wurden ausschließlich Strände aus der nähren Umgebung unter die Lupe genommen. Der am nächsten gelegene Strand ist Eldena.

Zwischen Kloster und Fischerdorf: Strandbad Eldena

Nur einen Steinwurf vom Strand in Eldena entfernt, liegt das Kloster

Der Boddenstrand liegt zwischen dem Kloster Eldena und dem Fischerdorf Wieck. Mit dem Fahrrad fährt man etwa zwanzig Minuten. Im Gegensatz zu den übrigen vorgestellten Stränden muss für diesen bezahlt werden. 1,50 Euro muss man löhnen, wenn man Studierender ist und in das kühle Nass springen will.

Nachdem ein Damm als Schutz vor Sturmfluten quer über das Strandareal aufgeschüttet wurde, hat das Bad leider einiges an Flair einbüßen müssen. Während es zuvor einen breiten Strandstreifen gab, der dann in kleinere Baumgruppen mündete, muss man nun erst einmal über den Deich um an den Strand zu gelangen. Daher wirkt alles sehr künstlich angelegt. Dennoch, zum Sonnen und Beachvolley-Ball spielen ist Eldena auf jeden Fall geeignet.

Wem es nichts ausmacht, durch einen Algenteppich zu schwimmen, der kommt auch hier voll auf seine Kosten. Der Weg, bis man wirklich schwimmen kann, ist jedoch ausgesprochen weit. Dennoch: Wenn man wenig Zeit hat, aber zwischendurch oder am Abend mal am Strand entspannen will, lohnt sich Eldena auf jeden Fall.

Wampen – Strand im Naturschutzgebiet

In entgegengesetzter Richtung ist in Wampen im Naturschutzgebiet noch ein weiterer Strand gelegen. Geld muss man hier nicht bezahlen. Dafür gibt es auch keinen Imbisswagen, ein Rettungsturm fehlt genau so, wie Beach-Volleyball-Plätze. Dafür bekommt man hier besonders viel Natur geboten. Vom Dorf aus muss noch eine etwa 500 Meter lange Strecke über einen Feldweg und anschließend über einen schmalen Trampelpfad durch Wildwuchs zurück gelegt werden. Der Sand ist etwas steiniger, als in Eldena. Da der Strand relativ weit abgeschieden liegt, ist er auch nicht ganz so voll, wie die meisten anderen.

Badegäste sind jedoch nicht nur Menschen und – was auch recht oft vorkommt – Hunde, man kann hin und wieder auch einmal sehen, wie Reiterinnen und Reiter ihren Pferden eine Abkühlung gönnen. Insgesamt strahlt der Wampener Strand mit Umgebung sehr viel Ruhe aus, wenngleich es durch die emsig umher fliegenden Vögel aus dem in unmittelbarer Nähe gelegenen Naturschutzgebiet keineswegs leise ist. Fürs Entspannen, Lernen und FKK ist Wampen bestens geeignet. Im Wasser sollte man aber schon hin und wieder mal aufpassen und nicht zu schnell rein rennen. Andernfalls kann es passieren, dass man über eines der zwei im Wasser liegenden Rohrleitungen stolpert. Am Uferrand sind zahlreiche Algen angeschwemmt. Das Wasser ist jedoch größtenteils von Algen befreit. Von Greifswald aus braucht man über Neuenkirchen nach Wampen etwa 20 Minuten bis eine halbe Stunde zum Strand.

Mit einer kleinen Steilküste ausgestattet ist hingegen der Strand von Loissin, zwischen Ludwigsburg und Lubmin gelegen. Mit dem Rad fährt man eine halbe bis dreiviertel Stunde. Der Sand ist nicht gerade der Feinste, das Wasser auch nicht am Klarsten. Dafür ist es nun mal ein Naturstrand und wird mit einer reizvollen Umgebung belohnt. Und sollte es doch einmal so warm sein, dass man krebsrot gebrannt wird, kann man sich ohne weiteres für kurze Zeit in eines der vielen schattigen Plätze unterhalb des Hanges zurück ziehen. Oberhalb des Hanges führt vom Zeltplatz ausgehend ein schmaler Weg in Richtung Ludwigsburg. Aufgrund der Verwildertheit wäre es unangemessen, diesen Weg als Strandpromenade zu bezeichnen. Für einen kleinen Naturspaziergang ist er hingegen bestens geeignet.

Lubmin – einziges Seebad an der Boddenküste

Nur wenige Kilometer weiter südöstlich gelegen ist das hier in der Umgebung vermutlich bekannteste Strandbad: Lubmin. Wer besonders viel Zeit hat, kann auch in Loissin baden gehen und dann immer die Küste entlang nach Lubmin laufen, schließlich sind beide Strände miteinander verbunden. Unterwegs werden die Strände in Gahlkow, Vierow sowie der dortige Hafen durchstreift. Lubmin kann sich zurecht mit stolz als das einzige Seebad entlang der Ostseeküste bezeichnen. Das Dorf kann mit einer Strandpromenade zum Flanieren, zahlreichen Restaurants, Cafes und Bäderarchitektur aufwarten. Der Strand ist sehr weitläufig und auch während der Hochsaison nicht so überfüllt, wie mancher “richtiger” Ostseestrand. Der Sand ist sehr weich, das Wasser algenfrei. Mehrere Beachvolleyball-Felder sind am Strand aufgebaut. Lubmin ist auch der einzige Ort an der Boddenküste mit einer Seebrücke. Von hier aus kann man einen Blick übers Meer nach Rügen schweifen lassen.

Blick über den Peenestrom: Strand in Zinnowitz auf Usedom

Die zweitgrößte Insel Mecklenburg-Vorpommerns soll nun auch unter die Lupe genommen werden. Die Wahl fiel auf Zinnowitz. Eine Anfahrt mit dem Auto ist zur Zeit alles andere als empfehlenswert – es sei denn, man fährt besonders frühzeitig los. Mit der Bahn lässt es sich deutlich entspannter, bequemer und zudem auch umweltfreundlicher nach Usedom fahren. Die Usedomer Bäderbahn (UBB) fährt von Greifswald im Zweistundentakt auf die Insel. In Zinnowitz angekommen, empfängt dem Besucher ein hübsch gestalteter Bahnhof, indem ein kleines Museum untergebracht ist. Über eine lange Allee läuft man anschließend – an zahlreichen Hotels, Restaurants, Pensionen und Cafès vorbei – zum Strand. Dieser ist insbesondere um die Mittagszeit und frühe Nachmittagszeit außerordentlich gut belegt. Wie die Ölsardinen wird hier Seite an Seite gelegen. Viel Ruhe und Entspannung hat man nicht, schließlich kommt ständig noch jemand, um zu baden oder sich zu sonnen. Insgesamt also alles sehr hektisch. Der Ganze Strand ist von Strandzelten übersät, die traditionellen Strandkörbe machen sich, nicht zuletzt aufgrund doch recht hoher Mietpreise, rar. Es bietet sich also an, den Strand von Zinnowitz erst in den frühen Abendstunden aufzusuchen. Ansonsten ist die Badestelle ähnlich ausgestattet wie Lubmin. Die obligatorische Seebrücke darf auch hier für ein Ostseebad nicht fehlen. Der Weg zum schwimmen im Wasser ist hingegen deutlich kürzer. Wer also vorrangig zum schwimmen an den Strand fährt, kommt hier voll auf seine Kosten.

Fotos: Marco Wagner