Der feministische Kampftag in Greifswald

Der feministische Kampftag in Greifswald

In Mecklenburg-Vorpommern haben wir an diesem 8. März das erste Mal frei. Der 8. März ist in unserem Bundesland nämlich ein gesetzlicher Feiertag. Aber nicht nur das! Es ist ebenso der feministische Kampftag, auch Frauentag genannt. Und in unserer Stadt werden diesbezüglich erstaunlich viele Veranstaltungen stattfinden. Und das schon vor dem Feiertag. Welche das sind, erfährst du in diesem Artikel.

Im letzten Jahr organisierte die Greifswalder Aktionsgruppe Neonlila in Greifswald die Aktionen zum feministischen Kampftag. Dieses Jahr beteiligt sich auch die Stadt Greifswald selbst, Aktionen hinsichtlich des 8. März zu organisieren. In der Pressemitteilung vom 2. März wird Claudia Kowalzyck zitiert. Sie ist die Beauftragte für Gleichstellung, Familie und Senioren der Stadtverwaltung und gibt Antwort darauf, warum der 8. März so wichtig ist: „Der Aktions- und Feiertag bietet die Chance, darüber nachzudenken, was konkret getan werden kann, um einer wirklichen Gleichberechtigung näher zu kommen. Er bietet insofern den Rahmen für Mahnung, Erinnerung, Sichtbarkeit und Wertschätzung für die Gleichberechtigung von Frauen. Abgesehen davon engagiert sich die Universitäts- und Hansestadt Greifswald nicht nur am 8. März für eine gleichberechtigte Gesellschaft, unabhängig vom Geschlecht.“ Das vielfältige Angebot an Veranstaltungen und Aktionen in Greifswald zeigt, wie wichtig den Initiativen, Vereinen und Einrichtungen der 8. März ist. Hoffentlich ist auch etwas für dich dabei!

DIE Demonstration

Führungen

  • Was? Führung mit „Margarethe Friedrich“ – Schwägerin von Caspar David Friedrich erzählt von ihrem Leben in der Seifensiederei um 1809
  • Wann? Mittwoch, 8. März 2023, 11 Uhr
  • Wo? Caspar-David-Friedrich-Zentrum
  • Anmeldung? Dienstag bis Samstag zwischen 11 und 17 Uhr, telefonisch unter 03834/884568, persönlich im Caspar-David-Friedrich-Zentrum oder per E-Mail unter zentrum@caspar-david-friedrich-gesellschaft.de
  • Eintritt? 8 Euro

Partys

  • Was? Die große Frauentagsparty – mit Buffet, Strip-Show & DJ
  • Wann? Mittwoch, 8. März 2023, 18 Uhr
  • Wo? Kulturbahnhof
  • Anmeldung? Reservierungen/Ticketverkauf im Kulturbahnhof, per E-Mail unter reservierung@kuba-hgw.de oder telefonisch unter 03834/8359185
  • Eintritt? 35 Euro

Filme

  • Was? Street Heroines
  • Wann? Montag, 6. März 2023, 20 Uhr
  • Wo? STRAZE
  • Eintritt? 5 Euro

Weiteres

Das war nur eine Auswahl der vielfältigen Veranstaltungen, die in Greifswald anlässlich des 8. März stattfinden. Auf der Homepage der Stadt und auf dem Instagram-Account von Neonlila findet ihr weitere Veranstaltungen.

Beitragsbild: Natalie Hua auf unsplash

Feministische Aktionswochen

Feministische Aktionswochen

Die Greifswalder Aktionsgruppe NEONLILA hat anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März viele Aktionen mit lokalen Initiativen rund um das Thema Feminismus geplant. Vom 26. Februar bis zum 31. März werdet ihr mit einem vollen Kino-, Radio-, Theater- und Bastelprogramm gut versorgt.

Den 8. März kennt ihr vielleicht eher als “Frauentag” anstatt als “feministischen Kampftag“. Im Grunde geht es aber um das Gleiche, bloß die Wortwahl ist eine andere. Bereits seit mehr als 100 Jahren wird an diesem Tag weltweit auf Frauenrechte, die Gleichstellung der Geschlechter und bestehende Diskriminierungen aufmerksam gemacht. Da Frauen in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen immer noch stark benachteiligt werden, kämpfen Frauen heute noch für eine Gleichberechtigung der Geschlechter. NEONLILA schreibt in der Pressemitteilung: “Mit dieser Veranstaltungsreihe möchten die Akteur*innen ein Zeichen setzen für Chancengleichheit und Selbstbestimmungsrechte unabhängig vom Geschlecht.” Das spiegeln auch ihre Veranstaltungen wider.

Das Programm ist auch auf Instagram unter @neonlila_greifswald komplett und mit allen Updates einsehbar.

DIE Demonstration

  • Was? Laufdemo zum Feministischen Kampftag!
  • Wann? Dienstag, 8. März, 17:30 Uhr
  • Wo? Bahnhof Greifswald

Bastelarbeiten/Kreatives

  • Was? Bastelaktion und Demovorbereitung mit dem IKUWO e.V.
  • Wann? Samstag, 26. Februar, 12 Uhr
  • Wo? IKUWO Saal
  • Was? Gestaltung von Demo-Bannern und -schildern
  • Wann? Sonntag, 27. Februar, 14 Uhr
  • Wo? IKUWO Saal
  • Was? Feministisches Halstuchdrucken in der STRAZE Druckwerkstatt
  • Wann? Donnerstag, 3. März, 16 bis 18 Uhr
  • Wo? STRAZE Druckwerkstatt oder bei schönem Wetter im Garten der STRAZE
  • Was? FLINTA* Bootsbau-Workshop
  • Wann? Samstag und Sonntag, 12. und 13. März, 10 bis 17 Uhr
  • Wo? Museumswerft Greifswald e.V., Salinenstr. 20
  • Anmeldung? boddenpirat.innen@systemausfall.org

Filme/Theater

  • Was? Film “Die Unbeugsamen”
  • Wann? Montag, 28. Februar, 20 Uhr
  • Wo? online oder im STRAZE Saal
  • Was? Filmisches Theater “Damenwahl” von hashtagmonike
  • Wann? Samstag, 5. März, 20 Uhr + ggf. Vorstellung draußen am Nachmittag
  • Wo? IKUWO Saal
  • Was? Film “Tove” von Zaida Bergroth
  • Wann? Montag, 7. März, 20 Uhr
  • Wo? STRAZE Saal
  • Kosten? 5 Euro
  • Was? Film “Luchadores” von Paola Calvo und Patrick Jasim
  • Wann? Freitag, 11. März, 20 Uhr
  • Wo? Koeppenhaus
  • Kosten? 3/5 Euro

Vorträge/Gespräche

  • Was? Vortrag der Juristin Prof. Dr. Ulrike Lembke zum Thema “Reproduktive Rechte”
  • Wann? Dienstag, 1. März, abends
  • Wo? online
  • Anmeldung? akj-greifswald@systemausfall.org
  • Was? Austausch über Pro-Feminismus und Männlichkeitskritik
  • Wann? Samstag, 26. März, 13 bis 18 Uhr
  • Wo? IKUWO Saal
  • Was? von Qube veranstalteter tin* Tratsch für trans*, inter* und nicht-binäre Menschen
  • Wann? Donnerstag, 31. März, 16 bis 18 Uhr
  • Wo? STRAZE

Radiosendungen

  • Was? Feministische Bewegungen, 1. Sendung
  • Wann? Mittwoch, 2. März, 18 Uhr und Donnerstag, 3. März, 9 Uhr
  • Wo? Radio LOHRO (Mittwoch) und MEDIATOP.Radio (Donnerstag)
  • Und danach? Nach der Ausstrahlung kann die Sendung in der mmv-mediathek.de und unter bildung-verquer.de/radio nachgehört werden.
  • Was? Feministische Bewegungen, 2. Sendung
  • Wann? Mittwoch, 16. März, 18 Uhr und Donnerstag, 17. März, 9 Uhr
  • Wo? Radio LOHRO (Mittwoch) und MEDIATOP.Radio (Donnerstag)
  • Und danach? Nach der Ausstrahlung kann die Sendung in der mmv-mediathek.de und unter bildung-verquer.de/radio nachgehört werden.

Beitragsbild: Vonecia Carswell auf unsplash

Frauen*tag in Greifswald

Frauen*tag in Greifswald

Der 8. März ist der Internationale Frauentag. In Greifswald wurde dieser nicht mit Rosen, sondern unter anderem mit einer Demonstration und einem Konzert “zelebriert” – bzw. eben nicht.

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Zum Nachlesen: (Vor-)letzter StuPa-Ticker

Zum Nachlesen: (Vor-)letzter StuPa-Ticker

Grafik: Jakob PallusEs nimmt kein Ende. In der letzten Woche musste die Sitzung des Studierendenparlamentes (StuPa) vorzeitig abgebrochen werden, weil das Mammut-Programm nicht mehr zu stemmen war. Heute geht es mit der letzten Sitzung für diese Vorlesungszeit weiter, die wieder mit reichlich neuen Themen gefüllt wurde. Getagt wird ab 20 Uhr im Konferenzsaal des Uni-Hauptgebäudes und der Ticker ist mit dabei. (mehr …)

100 Jahre internationaler Frauentag

100 Jahren gilt der 8. März als „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frauen und den Weltfrieden“ oder kurz: Internationaler Frauentag. An diesem Tag setzen sich vor allem Frauenbewegungen weltweit für die Gleichberechtigung von Mann und Frau ein.

Clara Zetkin schlägt 1910 internationalen Frauentag vor

Die sozialistische Frauenrechtlerin Clara Zetkin.

Obwohl 1958 in den Römischen Verträgen im Artikel 119 festgelegt wurde, dass in der EU Frauen für gleichwertige Arbeit nicht schlechter bezahlt werden dürfen als Männer, verdienen in der Bundesrepublik Deutschland Frauen in vielen Berufen auch heute noch bei gleichwertiger Arbeit pro Stunde bis zu 23% weniger als ihre männlichen Kollegen. Daher ist der Weltfrauentag auch heute noch von großer Bedeutung um auf die Rolle der Frau hinzuweisen.

Deutsche Frauen spielten in der Entwicklung des Weltfrauentages eine entscheidende Rolle: 1910 schlug die deutsche Sozialistin Clara Zetkin auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen erstmals die Einführung eines internationalen Frauentages vor. Inspiriert wurde sie dabei von den Frauen der Sozialistischen Partei Amerikas die einen internationalen Kampftag für das Stimmrecht der Frau einführten. Damals war die primäre Motivation für diesen Tag noch die Einführung des Frauenwahlrechts. Nachdem dieses Ziel erreicht wurde, nutze die Frauenbewegung diesen Tag stets um auf ihre aktuellen Forderungen hinzuweisen wie etwa Senkung der Lebensmittelpreise oder einen legalen Schwangerschaftsabbruch.

Grüne und SDS mit Aktionen zum Frauentag

Durch das Aufkommen der Frauenbewegung in den 60er Jahren gewann der internationale Frauentag in der Bundesrepuplik und in anderen Ländern an Bedeutung. Schließlich wurde 1977 der 8.März  von der Generalversammlung der Vereinten Nationen zum offiziellen Feiertag erklärt.

Heute fanden nicht zuletzt aufgrund des hundertjährigen Jubiläums verschiedene Veranstaltungen rund um den Internationalen Frauentag statt. So verteilten die Jusos Greifswald an Passantinnen Rosen und gratulierten ihnen zum Frauentag. Im Pommerschen Landesmuseum fand ein Festakt, zu dem unter anderem Ministerpräsident Erwin Sellering anwesend war, statt. Die Grüne Jugend machte um 17 Uhr vor dem Pommerschen Landesmuseum mit einer Aktion darauf aufmerksam, dass der Frauenanteil in Führungspositionen Deutscher Unternehmen immer noch sehr gering ist. 2010 nahmen Frauen nach Angaben der Pressemitteilung der Grünen Jugend lediglich drei Prozent der Vorstandssitze der größten 200 Firmen Deutschlands ein. Die Grüne Jugend baute für diese Aktion einen Tisch und Stuhl auf, dazu ein Schild mit der Aufschrift “Ich will keine Rosen, ich will eine Führungsposition”. Im Folgenden konnte sich jede Frau, entweder mit einem Schild “Chefin”, oder “Professorin” bestückt, in den Chefsessel setzen und auf einem Blatt Papier aufschreiben, wo sie noch Nachholbedarf in Sachen Gleichstellung sehen.

Claudia Sprengel (SDS) als Rosa Luxemburg vor der Greifswalder Mensa.

In die Geschichte tauchte die Greifswalder Ortsgruppe von Die Linke.SDS/ linksjugend [‘solid] ein. Um 13 Uhr stellte sich Rosa Luxemburg, dargestellt von Claudia Sprengel, Sprecherin der Hochschul- und Jugendgruppe, vor die Mensa und hielt eine Rede der sozialistischen Frauenrechtlerin. Schwerpunkt der Rede war das Frauenwahlrecht. Darüber hinaus verteilten Mitglieder der Gruppe Flugblätter an Vorbeigehende, auf denen über die Geschichte der Frauenbewegung, auf das bisher Erreichte, sowie ein Ausblick in die Zukunft gegeben wurde.

webMoritz-Umfrage zum Frauentag

Anlässlich des internationalen Frauentages machte sich der webMoritz auf den Weg und befragte 100 Passanten in der Greifswalder Innenstadt zum Thema Gleichstellung, Frauenquote und die Rolle der Frau in der modernen Gesellschaft. 60 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Männer und Frauen auch im 21. Jahrhundert in der Bundesrepublik noch nicht vollständig gleich gestellt sind. Besonders an den immer noch ungleichen Löhnen in vielen Berufen zeige sich dies deutlich. Allerdings fiel deutlich auf, dass die männlichen Befragten eher der Auffassung sind, in Deutschland seien Männer und Frauen gleichwertig.

Bezüglich der Lohnunterschiede sind sich alle Greifswalder Bürger einig: Ausnahmslos alle Befragten stimmten der Aussage vollkommen zu, dass Männer und Frauen für gleichwertige Arbeit denselben Lohn erhalten sollten. „Wir sind ja schließlich alle gleich“, denkt ein Rentner zu diesem Thema. Wer gleiches leistet solle daher auch gleich entlohnt werden, unabhängig vom Geschlecht.

Meinungen zur Frauenquote gespalten

Bei der Einführung einer gesetzlich festgelegten Frauenquote gehen die Meinungen jedoch auseinander. Die knappe Mehrheit hält es für sinnvoll, den Frauenanteil in Führungspositionen gesetzlich festschreiben zu lassen. Überraschenderweise  sind mehr Männer als Frauen für die Einführung der Quote. „Ich denke nicht, dass die Frauenquote Sinn macht,“ erzählte uns eine Passantin. „Arbeitsplätze, insbesondere Führungspositionen sollten nach Qualität der Bewerber vergeben werden. Wenn ein Mann aufgrund seiner Fähigkeiten besser geeignet ist, dann soll er den Job auch bekommen.“
„Eine festgesetzte Zahl ist nicht repräsentativ für die Qualität der weiblichen Berufstätigen“, meinte eine andere Greifswalder Bürgerin.

Mehrheit war überrascht zu hören, dass Frauentag ist

Zwar gaben 80 Prozent der Befragten an, der Frauentag sei wichtig um an die Rolle der Frau in der Gesellschaft zu erinnern, jedoch war die Mehrheit der Greifswalder überrascht zu hören, dass am 8. März der internationale Frauentag gefeiert wird. Die meisten Frauen wurden erst auf „ihren Tag“ aufmerksam, als ihnen von der Jugendorganisation der SPD (Jusos) oder Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering eine Rose in die Hand gedrückt wurde.

„Der internationale Frauentag ist nach wie vor ein Kampftag“, so Sellering. Männer und Frauen seien auch 2011 in der Bundesrepublik noch lange nicht gleich gestellt. Besonders was das Berufsleben angeht herrschen große Defizite auf Seiten der Frauen. „Es ist Aufgabe der Politik, dies zu ändern und für eine verbesserte Stellung der Frau in der Gesellschaft zu sorgen“. Sellerings Meinung nach könne dies jedoch nicht durch eine gesetzlich festgeschriebene Frauenquote erreicht werden. Vielmehr müssen Politiker wie er selbst sich dafür einsetzen, dass die Löhne angepasst werden und Frauen für gleichwertige Arbeit genauso entlohnt werden, wie ihre männlichen Kollegen.

Im großen und ganzen zeigte unsere Umfrage, dass die Greifswalder Bürger zwar der Gleichstellung der Geschlechter überwiegend positiv gegenüberstehen, der internationalen Frauentag den meisten aber relativ unbekannt ist.

Fotos: Marco Wagner (Claudia Sprengel), Gilbert Badia/ wikipedia.de (Clara Zetkin), unbekannter Autor (Plakat Frauenrechtsbewegung)

Anmerkung der Redaktion: Unter dem Abschnitt Grüne und SDS mit Aktionen zum Frauentag wurden inhaltliche Korrekturen vorgenommen.