Was macht mein*e Dozent*in eigentlich beruflich? – Klaus Beck

Was macht mein*e Dozent*in eigentlich beruflich? – Klaus Beck

Was macht mein*e Dozent*in eigentlich sonst so beruflich?
Diese Frage haben wir uns in letzter Zeit in der Redaktion häufiger gestellt.
Als Student*in vergisst man manchmal, dass die Lehre nur einen Aspekt der Uni ausmacht. Und selbst wenn man ahnt, womit sich der*die ein*e oder andere Dozent*in und seine*ihre Arbeitsgruppe in dem eigenen Studienfach beschäftigen, so bleibt es oft bei dieser groben Idee. In den Arbeitsalltag anderer Fakultäten oder sogar Institute erhält man selten einen Einblick.

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Stellungnahme der Studierendenschaft der Universität Greifswald zum Thema Pädagogische Hochschulen

Stellungnahme der Studierendenschaft der Universität Greifswald zum Thema Pädagogische Hochschulen

Sehr geehrte Damen und Herren,

Wir, die Vertreter*innen der Studierendenschaft der Universität Greifswald, lehnen den Aufbau einer Pädagogischen Hochschule und die Verlegung einzelner oder aller Lehramtsstudiengänge dorthin aus tiefster Überzeugung ab.

Eine gute, umfassende und ganzheitlich ausgerichtete Lehramtsausbildung in den allgemeinbildenden Fächern braucht ihre historisch gewachsene Anbindung an die Universitäten und, im Falle des Fachs Musik, die Hochschule für Musik und Theater.

Nur dort ist es den Lehramtsstudierenden besagter Fächer möglich, sich gemäß des humboldtschen Bildungsideals zu entwickeln und zu verwirklichen – ob als Studierende des Lehramts an Gymnasien oder des Lehramts an Regionalen Schulen. Nur dort ist es ihnen möglich, ihren Horizont zu erweitern, aus zahlreichen Bei- und Drittfächern wie Niederdeutsch, Deutsch als Fremdsprache oder Schwedisch zu wählen oder sogar mehrere Studiengänge gleichzeitig zu studieren und sich so zu spezialisieren. Nur dort ist es ihnen möglich, aus den Bachelor- in die Lehramtsstudiengänge und gegebenenfalls auch umgekehrt zu wechseln und so einem endgültigen Studienabbruch vorzubeugen.

Eine Verlegung einzelner oder aller Lehramtsstudiengänge nach Mecklenburg würde nahezu alle an der Lehrerbildung beteiligten Fächer und somit den Status der Universität Greifswald als Volluniversität massiv bedrohen – mit unabsehbaren Konsequenzen für die Region. Sie würde die Anbindung der vorpommerschen Schulen an die Lehrerbildung in der Ersten Phase aufgrund der räumlichen Entfernung immens einschränken – und der Region so die wertvolle Beteiligung an der Praxisausbildung der Lehramtsstudierenden sowie den damit einhergehenden Austausch vorenthalten. Zudem wird die Bereitschaft von Studierenden und Absolvent*innen, sich im ländlichen Raum Vorpommerns anzusiedeln, massiv sinken, da die Attraktivität der Region für viele Studierende erst mit einer durch das Studium bedingten, beginnenden Verwurzelung in dieser gesteigert wird. Der Region und ihren Einwohnern würde langfristig ein unermesslicher Schaden zugefügt werden.

Die aktuellen Probleme in der Lehrerbildung lassen sich unseres Erachtens – unter anderem – durch folgende, vom Land Mecklenburg-Vorpommern sowohl auf finanzieller, als auch auf rechtlich- organisatorischer Ebene geschaffene Rahmenbedingungen erklären, deren Beseitigung das Land weniger kosten dürfte als der Aufbau einer Hochschule:

Eine gute und starke Lehrerbildung braucht ausreichend und vor allem feste Stellen. Kostenneutralität hat sich zu einem omnipräsenten Stichwort entwickelt – gute Bildung verursacht jedoch Kosten, die im Idealfall tausendfach zurückgezahlt werden: Durch engagierte Lehrerinnen und Lehrer, die ihren Schülerinnen und Schülern – der Zukunft des Landes – helfen, ihren Weg ins Leben zu finden. Lehrer*innen, die im Land bleiben möchten.

Stattdessen dürfen wir Studierende seit Jahren mitansehen, wie um jede einzelne Stelle, egal ob in den Bildungswissenschaften, in den Fachdidaktiken oder in den Fachwissenschaften, hart gekämpft werden muss. Wir dürfen mitansehen, wie Institute um ihr Überleben kämpfen und qualifizierte Dozierende gezwungen werden, abzuwandern, weil sie in diesem Bundesland keine Zukunft für sich sehen können.

Die dennoch gute Qualität des Lehramtsstudiums ist engagierten Dozierenden zu verdanken, die sich trotz aller Widrigkeiten nicht unterkriegen lassen, für unsere Bildung kämpfen und dabei weit mehr leisten, als ihr Stundendeputat vorschreibt. Vorübergehende Programme wie die Qualitätsoffensive Lehrerbildung (LEHREN in M-V) sind wertvoll und haben eine spürbare Erleichterung herbeigeführt– reichen jedoch auf Dauer nicht aus.

Auf rechtlich-organisatorischer Ebene sind zum einen der schwierige Übergang von der ersten in die zweite Phase der Lehramtsausbildung, zum anderen die für angehende Regionalschullehrer*innen ungerechte und undurchlässige Doppelqualifikation zu nennen.

Die Bewerbungs- und Einstellungsfristen im Land MV sind nicht an die tatsächlichen Prüfungs- und Abschlusstermine angepasst. Aktuelles Beispiel: Die Bewerbungsfrist für den Einstellungstermin 1. April ist Mitte Dezember abgelaufen, einem Zeitpunkt, zu dem die Staatsexamensprüfungen noch nicht abgeschlossen waren.

Konsequenz daraus ist, dass Absolvent*innen trotz mittlerweile vier Einstellungsterminen, was eine deutliche Verbesserung zur Vergangenheit darstellt, in andere Bundesländer abwandern werden.

Die aktuellen Regelungen zur Doppelqualifikation im Land MV tragen zu einer ungerechten und anachronistischen Hierarchisierung der Lehramtsstudiengänge bei.

Seit der Modularisierung im Jahre 2012 wird in den Lehrämtern mit selbem Aufwand, jedoch unterschiedlicher Schwerpunktsetzung studiert. Absolvent*innen des Lehramts an Gymnasien bekommen die Möglichkeit, im Rahmen der Doppelqualifikation bereits während des Referendariats das 2. Staatsexamen für das Lehramt an Regionalen oder Grundschulen ergänzend zu erwerben –obwohl ihre im Referendariat erworbene sonderpädagogische Ausbildung keineswegs äquivalent zu den sonderpädagogischen Studienanteilen im Studium des Lehramts an Regionalen Schulen ist, die insgesamt drei Module mit mehr als 600 Arbeitsstunden umfassen. Gleichzeitig wird Absolvent*innen des Lehramtes an Regionalen Schulen verwehrt, bereits im Rahmen ihres Referendariats das 2. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien zu erwerben – obwohl die Unterschiede in den fachwissenschaftlichen Studien der Lehrämter, häufig unterschiedliche Prüfungsformen oder ein Modul mehr, marginal und ohne größeren Aufwand aufzuarbeiten sind.

Konsequenz daraus ist, dass Studierende ein erhebliches Maß an Idealismus brauchen, um Lehramt an Regionalen Schulen oder Grundschulen zu studieren – denn laut aktueller Landesregelungen besitzt der zu erreichende Abschluss trotz gezielter Qualifikation für die Schulform weniger Wert als der Abschluss für das Lehramt an Gymnasien. Hinzu kommen Seiteneinsteiger*innen, die keine der universitären Ausbildung äquivalente fachdidaktisch-pädagogische Ausbildung durchlaufen – und am Schluss mit dem 2. Staatsexamen dennoch den Abschluss bekommen, für den gezielt ausgebildete Lehramtsstudierende mindestens 6 1⁄2 Jahre brauchen.

Wir befürchten, dass eine Verlegung insbesondere des Lehramtsstudiengangs für Regionale Schulen, und, im Falle der Universität Rostock und der HMT des Lehramtsstudiengangs für Grundschulen an eine Pädagogische Hochschule diese anachronistische Hierarchisierung verstärken wird und sämtliche Bemühungen der letzten Jahre, eine längst überfällige Gleichstellung der Lehrämter zu erreichen, zunichte gemacht werden.

Die Pädagogische Hochschule ist keine reelle Lösung für die derzeitigen Probleme der Lehrerbildung im Land. Sie würde diese nicht nur verstärken, sondern eine ganze Reihe neuer Probleme hervorbringen – Probleme, die langfristig alle Bewohner*innen Mecklenburg-Vorpommerns betreffen werden. Bildung und die Teilhabe der einzelnen Landesteile daran ist keine Verhandlungsmasse, sondern sollte in einem Flächenland stets an erster Stelle stehen. Die Lehrerbildung ist auf einem guten Weg, sich den Anforderungen einer sich wandelnden Gesellschaft anzupassen. Gremien wie das landesweite Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung und die jeweiligen universitären Äquivalente mitsamt AGs, die an der Lehrerbildung beteiligten

Fachdidaktiker*innen und Fachwissenschaftler*innen, die studentischen Gremien der Universitäten und Hochschulen, die zahlreichen außeruniversitären in der Lehrerbildung tätigen Akteur*innen sowie aktuell die AG Studienerfolg arbeiten unermüdlich für eine Verbesserung des Lehrerbildung, mit Erfolg – wie wir, die Betroffenen und ihre Kommiliton*innen, Ihnen versichern können.

Die Studierendenschaft der Universität Greifswald:

Die Mitglieder des Forum Schnellen Rates Lehramt

Tobias Hagedorn
Kassandra Jabusch
Marie-Luise Brack
Marcel Knorn
Morris Thurian
Christoph-Isaak Krebes
Lea Stunkat
Dinah Hamm
Lia Grahl

Die Fachschaftsräte der lehrerbildenden Fächer
Der Allgemeine Studierendenausschuss
Das Studierendenparlament
Die studentischen Mitglieder in der Zentralen Koordinierungsgruppe Lehrerbildung

Kassandra Jabusch
Dinah Hamm
Dietrich Wenzel
Keven Karkossa

Die studentischen Mitglieder im Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät

Dinah Hamm
Jessica Thomas
Timo Neder
Anne Groß
Till Junker

Die PARTEI Hochschulgruppe Universität Greifswald

Lukas Rörentrop
Felix Fäcknitz
Niklas Washausen
Lea Siewert
Anna Mangels
Joschua Storch
Esther Erwin
Aaron Struwe
Cord Masche
Anne Bach
Hendrik Imm
Goswin Schreck
Niklas Lengner
Ben Lefebvre

Ein Gastbeitrag

Beitragsbild: FSR Lehramt

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HoPo-Dienstag Nachhaltig Nachgefragt

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