Kommunikationskulturen

Ein Buch geht der Frage nach, warum Ost und West aneinander vorbeireden

Nach 15 Jahren Einheit spaltet sich unser Land immer noch in zwei Teile. Ost und West. Dass dies nicht an Einkommensverhältnissen oder politischen Ansichten liegt, behauptet Olaf Georg Klein, der Autor des Buches ?Ihr könnt uns einfach nicht verstehen – Warum Ost- und Westdeutsche aneinander vorbeireden?. Klein, der auch ?personal coach? in Berlin ist, bewegt sich auf dem Gebiet von zwischenmenschlicher Kommunikation, wozu schon Paul Watzlawick entscheidende Axiome aufgestellt hat.

Die wichtigsten zwei Grundannahmen: ?Man kann nicht nicht kommunizieren? und ?Jeder Dialog besitzt einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt? werden von Klein voll und ganz aufgegriffen. Auf diese Aussagen gestützt, begründet er, warum ?Ossis? und ?Wessis? aneinander vorbeireden. Hier sind auf nonverbaler Ebene die Länge des Blickkontaktes, der Abstand zweier Personen im Gespräch, spontane Berührungen und Pausen während des Sprechens entscheidend. In diesen Punkten soll es kulturelle Differenzen geben, so dass in der östlichen Kommunikationskultur ein Blickkontakt von vier Sekunden als normal gilt während in der westlichen Kommunikationskultur alles über einer Sekunde als unangenehm empfunden wird. Anhand dieser Beispiele sieht Klein die Begründung, warum Ost und West sich einfach nicht verstehen können.
Denn selbst wenn auf nonverbaler Ebene eine Übereinstimmung erreicht wird, folgt die nächste Hürde der Kommunikation, das Gespräch. Schon  in den ersten Worten liegt die Schwierigkeit auf Symphatie zu stoßen, denn in der Gesprächseröffnung gehen westliche und östliche Kulturen verschiedene Wege. Im Osten hebt man sich nicht zu sehr hervor, im Westen hingegen beginnt man ein Gespräch positiv und auf sich selbst bezogen. Kommt es dann auch noch zu einer Diskussion, stehen sich wieder einmal kommunikativ zwei verschiedene Menschen gegenüber. Der eine geht auf Konsens und Übereinstimmung, der andere lebt seine Streitkultur aus und versucht, Probleme offen anzusprechen um sie lösen zu können. Spätestens wenn alle nur noch schweigen, versteht der Wessi den Ossi nicht mehr und umgekehrt. Denn während in der östlichen Kommunikationskultur das Schweigen als ?Nein? interpretiert wird, versteht die westliche Kommunikationskultur stillschweigende Zustimmung.
Diese Ja-Nein-Falle beendet dann schließlich auch das letzte Gespräch und Olaf Georg Klein kommt zu Hilfe. Zu dieser Ansicht kommt auch die Frankfurter Rundschau, wo Birgit Loff den Autor hoch lobte. Doch nicht immer werden die Ansichten von Klein vertreten und so meint die Süddeutsche Zeitung, dass Klein den Osten zu sehr liebe und den Westen zu wenig kenne um ihn scharfsinnig analysieren zu können. Olaf Georg Klein scheint jedenfalls hinter seinem Konzept zu stehen, das er nach jahrelanger Erfahrung im Praxisbereich mit Wirtschaftsunternehmen gesammelt hat.
Bleibt nur noch die Frage offen, ob es denn sinnvoll erscheint, das Problem zwischen Ost- und Westkulturen allein von einer einzigen Seite aufzurollen und sein Gesichtsfeld auf den Aspekt der Kommunikation zu beschränken oder ob man vielleicht auch die politischen, soziologischen und  kulturellen Faktoren miteinbeziehen sollte.
Klein trägt sicherlich zu den Problembehebungen zwischen Ost und West bei, jedoch schließt man aus rein kommunikativer Sicht leicht Aspekte aus, die zur Lösung beitragen würden.
Zum Schluss ist der politische Wandel nicht zu unterschätzen. Denn wie kann eine Generation, die seit der Weimarer Republik nicht auf demokratischen Boden gelebt hat in gerade einmal 15 Jahren Demokratie lernen?
Und auf der anderen Seite, kann eine Generation, die 40 Jahre länger das Gut der Demokratie besaß, kann nicht meinen, von heute auf morgen ein sozialistisch geprägtes Land zu vereinnahmen und die Ansicht vertreten, dass der Ossi zum Wessi werden muss, weil er dann ein besserer Mensch ist.
Nach 15 Jahren der Einheit gibt es eines ganz gewiss: Zwei Kulturen, die lernen müssen einander zu tolerieren und kennenzulernen. Denn wer sich nicht kennt, kann auch nicht über den anderen urteilen und nur so kann es in Richtung einer wirklichen Einheit gehen. Wenn man dazu Kommunikationstheorien in praktischen Nutzen umsetzt um dem anderen aufgeschlossen entgegenzutreten, dann kann auch Kommunikation zwischen Ost und West funktionieren.

Geschrieben von Kilian Jäger

Zur Lage der Nation

Dem Deutschen Volke eine Jahresabschlussbilanz

Wir Deutschen sind schon ein tolles Völkchen. Ein Volk, das seine besten Zeiten gehabt zu haben scheint. Wir hatten Dichter, Denker, Demagogen, den Dreißigjährigen, Den Ersten und Den Zweiten (Welt)Krieg. Wir hatten alles, was es gibt, sogar Demokratie und Durchbruch.


Ja Leute, ich will ehrlich sein, der Drops ist wohl oder übel gelutscht. Den Blick ostwärts gerichtet stelle ich fest, “Jetzt sind andere am Zuge”.

Vorbei die Zeit der üppigen Industrienation mit einer handvoll Arbeitslosen. Jeder Aufschwung, und sei er noch so schön, ist irgendwann vorbei. Und für uns scheint dieser Zeitpunkt gekommen zu sein. Lange angekündigt, aber nun erst so richtig in Rollen gebracht, beginnt heute die Zeit der deutschen Zurückentwicklung. Oder anders: Jetzt fängt es an Spaß zu machen.

So doof wie Hundert Meter Feldweg

Da haben wir den ersten Indikator: Die gesamtdeutsche Verblödung. Pisa hin Pisa her, blöd zu sein ist gar nicht schwer. Das Beste daran ist ja noch, dass es den Leuten egal ist, was sie nicht wissen. Doch mal ehrlich, Hand auf Herz: Wie und Wo lernen wir denn heute überhaupt noch etwas? Ist es nicht so, dass ein Großteil der Bürger ihr Wissen bei Galileo und Barbara ?Ich will keine Schokolade? Salesch empfängt. Wo ist der Fünfzehnjährige, der den Namen des deutschen Umweltministers weiß? Wo bist du, Oh Herr?

Mal ganz abgesehen davon, dass das niemanden wirklich interessiert, sind wir damit schon bei Bergab-Indikator Nummer Zwo. Politik. Denn wenn einer Schuld am Niedergang dieses unseres Landes zu tragen hat, dann ja wohl dieser unfähige Haufen alter S[zensiert]e im Bundestag. Ach wie fühlt man sich da an Heines Wintermärchen erinnert und möchte am liebsten ein paar Strophen hinzudichten oder zumindest auswendig lernen. Prost Pisa übrigens. Unsere Regierung, dieses Sammelsurium menschlich bedauernswerter Geschöpfe, die sich in dubiosen Machenschaften ergehen jenseits von veruntreuten Parteigeldern. Ach wie haben wir sie lieb.

Doch Leute, in einem Punkte, da bin auch ich glücklich über unsere Regierung, da kann sich einfach fast jeder freuen. Das ist der Punkt, da sage auch ich ?Ja? zu deutschen Größen wie Fischer, Schröder, Trittin und natürlich auch zu Hans ?Ich bin kein Teil des Gliedes? Eichel. Das liegt allein daran, dass nur wegen denen dieses Land nicht von den anderen, der Opposition, gelenkt wird. Wenn es dann doch irgendwann mal die erste schwarze Kanzlerin gibt, na dann Prosit Merkel, äh, Mahlzeit. Wenigstens würde sich der Bush freuen, denn dann ist Deutschland endlich wieder mit dabei, wenn es heißt, ?Endlich Krieg?. Und was das Beste daran ist: Am Ende sind wir Schuld. Und in den Geschichtsbüchern, sofern es noch welche geben wird, wohl aber in der BILD-Zeitung, wird stehen: ?Deutschland! Schuld am dritten Weltkrieg?. Aber vielleicht geht’s dann ja mal wieder bergauf. Kennt doch jeder Geschichtsstudent den Leitsatz: Krise, Krieg Aufschwung.

Abgesehen von stupidem Machtgerangel, Bürgerschwindel, Stasiaktenherauskramen von unbequemen Nachfragern, Magenkuhleboxen, ________________,  (Platz für eigene Kreationen) haben unsere Politiker also alles andere zu tun, als dieses Land zu regieren.
Nichtsdestotrotz aber sind sie doch nur unser, der Bürger, verlängerter Arm. Unsere Repräsentanten. Und wenn man bedenkt, dass man von den Leuten regiert wird, die man verdient, dann wird man erkennen, dass sie eigentlich alles richtig machen beim Repräsentieren.

Wir Deutschen selber sind also Indikator Nummer drei. Ein verstrittenes, verbohrtes, jammerndes Häufchen Elend im Herzen Europas. Man mag kaum glauben, dass wir zu einer friedlichen Einigung im Jahre 90 fähig waren. Dass das wir selber, wir das Volk, waren. Unglaublich! Schaut uns doch an. Es kümmert doch keine Sau, wenn selbst dieser unser Feiertag, der Tag des deutschen ?Wir sind ein Volk? Volkes abgeschafft werden soll. Feige, und ranzig wie alte Butter, die mit ihrem gelben, zerlaufenen Fett unsere Küche verpestet warten wir auf das Jungle-Camp und die obligatorischen Scheißhausfliegen in Gestalt vergilbter Prominenter. Puh, wie es stinkt! Ein bisschen Spaß muss sein…

Wer auf die Straße geht wird ausgelacht. Wer nicht auf die Straße geht, guckt Salesch und Jungle-Camp. Nur meckern tun wir alle. (Außer Herr Esser.) Man hat mittlerweile gelernt immer die anderen für das eigene Elend zu hassen. Das befreit und ist einfach zu machen. So sind irgendwie alle Schuld, nur ist sich dessen keiner bewusst. Haha.

Wir graben uns das eigene Grab, verschrumpeln langsam zu einem widerwärtigen Volksgeschwür. Wenn so zusammenwächst, was zusammengehört, na dann Prosit Neujahr Herr Brandt. Das hätten sie nicht gewollt. Doch wer macht uns so träge, so ängstlich, so dumm? Sind es Existenzängste, die gescheut durch Arbeitsplatzerpressung hervorgerufen werden? Eine gute Frage, die uns den vierten Indikator auf dem Weg zum Postentwicklungsland näher bringt. Die gute alte deutsche Industrie. Unsere Zwei Kriege gingen auch auf deren Rechnung, vor allem aber ging die Rechnung für diese auf.
Da sind unsere Konzerne, die die Manager mit Geldern bezahlen, die 100 andere zusammen nicht in zwanzig Jahren erwirtschaften.

Da sind die Forderungen nach der 50- und 60- bald auch noch 100-Stunden Woche. Man droht ganz einfach mit Kündigung und Standortwechsel. Oder man kürzt Zusatzleistungen mit den Worten: ?Seid froh, dass ihr noch arbeiten dürft.? Da muckt doch keiner mehr auf, hierzulande. Ob die Gewerkschaften ein weiterer Bergab-Indikator sind, steht auch noch zur Debatte, beweisen doch sie, dass Organisationen ab einer bestimmten Größe irgendwann nur noch zum Selbstzweck wirtschaften.

O ja, wie ineffizient wir arbeiten, wir Deutschen. Wenn es eines gibt, was hier noch günstig ist, dann sind es wohl die Managergehälter. Denn die kriegen sogar bei Rauswurf die Millionen nur so nachgeworfen.

Mähh!

“Wir sind ein Dummes Volk. Mähhh.” Das habe ich 1992 an einem der Wohnblöcke meiner Heimatstadt gelesen. Von Jahr zu Jahr habe ich mehr das Bedürfnis dem Sprayer für diese Aussage die Hand schütteln zu müssen. Ich ging jeden Morgen daran vorbei, zur Schule. Ich musste lachen. Heute kann ich nicht mehr lachen. Heute mache ich nur noch Mähhh.
Ja und sehen sie, wie einfach es geht! Probieren sie es aus: Mähhh. Mähhh. Mähhhh. Arztpauschale 10 Euro! Mähhh! Geht halt keiner mehr zum Arzt der, keine Kohle hat, steigen halt die verschleppten Grippen, kostet halt 3 Milliarden. Mähh! Senken wir eure Löhne! Und wenn ihr streikt – Mähh. Bauen wir halt ein Werk in der Ukraine! Mähh. Benzin muss teurer werden! Mähh. Das Geld stecken wir uns in den Hintern! Mähh! Zahlt Krankenversicherung! Mähh! Und zahlt eure Medikamente selber! Mähh. Zahlt, Zahlt und macht Mähh, und geht doch zu Hause.

Ja so könnte ein jeder von uns diesen Schafschor um ein bis tausend Beispiele ergänzen. Mähh! Es ist schon traurig, nicht wahr? Wenn man es sich so vor Augen hält. Fehlt eigentlich nur noch, dass Gott unserem Kanzler erscheint, um ihn von der Richtigkeit seiner Kanzlerschaft zu überzeugen.

Es ist, als würden wir bergab rollen, leider noch nicht schnell genug, darum müssen wir treten und treten. Alle Hand in Hand, bringen wir dies Land so richtig die Abfahrt runter, wieso auch nicht: Runter geht ja besser als hoch. Ich bin nur mal gespannt, was unten auf uns wartet.

Vielleicht ja wieder mal eine Mauer. Oder ist das alles gar nicht wahr? Bauschen wir diese ganzen Dinge nur auf, um was zum Meckern zu haben oder zum Mähen? Möähh! Geht es uns noch viel zu gut, uns Deutschen?

Sind wir nicht noch viel zu klug für Pisa? Sind nicht unsere Politiker die Besten? Sind wir nicht ein Volk? Haben wir nicht die netteste Industrie der Welt?

Und nun? Was jetzt?

Nein, ich schreibe hier keine Zusammenfassung, keine belehrenden Worte, die mit Basta enden, ich will nur noch eine Frage stellen, obwohl ich schon viel zu viel gefragt habe.
Glaubt ihr im Osten etwa immer noch, dass ihr irgendwann auf Hundert Prozent kommt? Da zumindest eure 100 Prozent den Wessis so was von egal sind, und da es euch Ossis nur um Gleichberechtigung geht, wird zumindest dieses Problem schon seit Monaten gelöst.
Stichworte wie Opel, Mercedes, Minus Weihnachtsgeld, Minus Urlaubsgeld… reichen doch wohl aus, um zu erkennen, dass man nicht bestrebt ist den Osten auf Westniveau zu bringen, sondern den Westen auf Ostniveau. So hat der Osten seine Gleichberechtigung und dem Westen war es ja eh egal. Mähh!

Ja genau EGAL. Ist es womöglich jenes EGAL, dass uns geißelt? Das Kifferwort EGAL! Egal ist 88 erklärt dann ja wohl auch die Landtagswahlen in Sachsen Anhalt. Macht das EGAL, die Deutschen so schwach. Lässt sie zwar meckern, aber egal (Mähh!).

Vielleicht sollte es uns nicht egal sein, wenn Feiertage abgeschafft werden sollen, Menschen für ihren Rauswurf 30 Millionen. kassieren, Lohn gekürzt und Abgaben erhöht werden. Vielleicht sollte uns Deutschen im Neuen Jahr 2005 einfach nicht mehr soviel egal sein. Aber egal.

Geschrieben von Eric Wallis