TITEL Osterspaziergang vs. Bratmaxe-Song – Eine Konsumkrise?

„Sag Ja zum Konsum“, so lautete schon Mitte 2007 die Überschrift eines Essays von Stuart Simpson in der Zeitung „Die Welt“. Nur Wohlstand und Verbrauch könne die Probleme dieser Welt lösen, heißt es dort. Verurteilt werden die ewigen Moralapostel, welche den Konsum als die Geißel der Menschheit propagieren. Zu diesem Zeitpunkt war die Weltwirtschaftskrise noch eine Immobilienkrise amerikanischer Häuslebauer. Mittlerweile hat sie sich zu einer globalen Bedrohung für den Wohlstand des Planeten ausgewachsen. Politiker werden nicht müde zu predigen: Kauft, kauft um euer Leben!

Doch würde man damit nicht genauso weiter machen wie bisher? Wäre damit nicht die Möglichkeit vertan, diese einmalige Situation in der Geschichte als Chance zu nutzen, unsere Gesellschaft tiefgreifend zu verändern? Die Etablierung anderer Werte als die eines neuen iPods oder der Louis-Vuitton Tasche. Das Schaffen eines Miteinanders statt der Ellenbogengesellschaft auf der Jagd nach Geld. Und schließlich ein bewusster Umgang mit Ressourcen, denn die Erde verträgt kein endloses Wachstum. (mehr …)

„Scheitere besser!“ – Gedanken zum 32. Deutschen Kirchentag

„Antonius zur Predig
Die Kirche findt ledig.
Er geht zu den Flüssen
Und predigt den Fischen;
(…)“

moritz-print-78-38-feuilleton-kirchentag-bild7-arvid hansmannkleinFür knapp fünf Tage herrschte in der Hansestadt Bremen eine Mischung aus Aufbruchstimmung und Weltbürgertum: Vom 20. bis 24. Mai fand in der Innenstadt, dem Messegelände und dem eigens dafür hergerichteten Areal in der Überseestadt der 32. Deutsche Evangelische Kirchentag statt. Aus allen Teilen der Republik kamen mehr als 100 000 Besucher zusammen, um an dem größten Ereignis der protestantischen Laienbewegung in der Republik teilzuhaben. Mit ihrem Optimismus und Tatendrang erweckten sie den Eindruck einer „lebendigen Kirche“, einer christlichen Gemeinschaft, welche die irdischen Verhältnisse mit der gleichen Inbrunst kritisch diskutieren wie tranceartig hinter sich lassen wollte. Mit aktivem und progressivem Charakter schienen sie den Problemen dieser Welt entgegenzutreten, Perspektiven der Hoffnung aufzuzeigen. Doch ist dies das Bild der „Ekklesia“, wie es sich in der allgemeinen Wahrnehmung zeigt?

Wenn man die Assoziationen zur evangelischen Kirche in unseren Breiten aufgreift, so ist hier die Rezessionsmentalität der Finanzkrise schon weit vorausgeeilt: Seit Jahren gibt es Fusionsverhandlungen (Stichwort „Nordkirche“) und vermeintliche Überkapazitäten an „Altimmobilien“. Die hier tumorartig prosperierenden Gedanken gehen von Umnutzungskonzepten (das Plakativum „Von der Kirche zur Moschee“ ist schon rein liturgisch hinfällig) bis hin zu „Abwrackideen“ – umkreisen jedoch die immer wieder die fokussierte Frage: Welche Rolle kommt der Kirche in der heutigen Gesellschaft zu? (mehr …)

Greifswald hat gewählt? – Kandidaten im Gespräch

…ganz Greifswald? Nein, und erschreckenderweise ist es nicht nur ein kleiner Teil, der sich widersetzte. Knappe 40 Prozent gingen wählen, zu groß schien die Politikverdrossenheit, das schlechte Wetter demotivierte zusätzlich. Dabei hatten gerade die Studenten die Qual der Wahl, wer sich in Zukunft gerade für ihre Belange einsetzen würde. Denn auf den Listen wimmelte es nur so von Studenten und Dozenten.
moritz traf einige universitäre Verteter im Interview.

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moritz Beschreiben Sie bitte kurz Ihre Gedanken, als Sie erfahren haben, dass Sie in die Bürgerschaft eingezogen sind.
Franz-Robert Liskow Als mein Name in der Wahlnacht fiel, habe ich mich sehr gefreut. Leider musste ich den Abend mit einem lachenden und einem weinenden Auge beenden, da ich über das Wahlergebnis meiner Partei sehr enttäuscht war und bin. Für mich hätten es nicht nur mindestens drei Sitze mehr sein müssen, sondern auch mehr Kandidaten der Jungen Union sein können. (mehr …)

Alt-Tellin – Fleischproduktion der Superlative

Eigentlich ist das Leben nicht wie im Film. Manchmal liegen jedoch sogar in der vorpommerschen Provinz Realität und Fiktion sehr nah beieinander. Eine alte LPG-Anlage, Korruption, ausländische Investoren, viele tausend Schweine – das ist der Stoff, aus dem man gut einen Polizeiruf 110 drehen kann. Dabei soll in Alt-Tellin im Landkreis Demmin, 40 Kilometer südlich von Greifswald, die größte Ferkelproduktionsanlage Europas enstehen.Es geht um Fleischproduktion der Superlative, 10.000 Muttersäue, die 250.000 Ferkel jährlich werfen. 65.000 Schweine würden permanent auf einer Fläche von sechs Hektar stehen – das macht ungefähr einen Quadratmeter pro Schwein. Obwohl laut einer Umfrage 60 Prozent der Dorfbevölkerung das Projekt ablehnen, entschied der Gemeinderat mit fünf zu vier Stimmen, dem Investor grünes Licht zu geben. 40 Arbeitsplätze sind der Köder, den der niederländische Unternehmer Adriaan Straathof ausgeworfen hat – der Gemeinderat hat angebissen. Und was entschieden ist, ist entschieden. (mehr …)

Dabeisein ist alles – Die dritte „Fête de la Musique“ in Greifswald und DeIn! Festival

Über der Tür im GrIStuF-Büro klebt ein Zettel auf dem steht „Fête wird fett“. Er ist kurz vor der letzten Fête de la Musique aufgehängt worden, als klar war, dass das Wetter schön werden würde und die größte Sorge der Veranstalter sich in Luft auflöste. Die erste Fête in Greifswald, die 2007 auf der Wiese am Hansering stattfand, hatte da weniger Glück. Es regnete in Strömen. Man zog kurzerhand ins klex um, wo Yellow Umbrella und die Ruffians der Menge einheizten.moritz-print-mm77-43-fete-de-la-musique2008 konnten dann dank fabelhaften Sommerwetters über 1000 Besucher, darunter auch die rund 200 Teilnehmer des „Greifswald International Students Festival“, den Sommer mit Bierchen und den Füßen im Sand begrüßen. Drei Bühnen verwandelten den Strand in Eldena zu einer Konzertkulisse der besonderen Art, Bands wie [dunkelbunt] & Cloud Tissa, Dikanda, Abassi Hi-Power feat. Brother Culture und viele andere brachten den entsprechend Sound dazu. Wollt ihr mehr wissen?  (mehr …)

TITEL Profs, privat (1) – Hans Pechtl (BWL)

Profs, privat – Sie lehren und forschen, lesen und schreiben. Und vor allem haben sie einen akademischen Titel. Die Professoren. Vorlesungen, Seminare, Prüfungsgespräche und Forschung bringen die schlauen Köpfe unter einen Hut. Doch welche Menschen stecken hinter den emsig Forschenden und Lehrenden. Woher kommen sie? Wohin wollen sie? Diesen und anderen Fragen stellen sich von nun an Professoren im Gespräch mit moritz. Den Anfang macht Professor Hans Pechtl, Lehrstuhlinhaber für Betriebswirtschaftslehre.

moritz-print-mm77-26-universum-hans-pechtl-profs-privat-grit-preibischProfessor Hans Pechtl lehnt sich in seinen Stuhl zurück. Vor ihm ein aufgeräumter Schreibtisch. Neben ihm ein dicht gefülltes Bücherregal. Der Lehrstuhlinhaber für allgemeine Betriebswirtschaftslehre (BWL), insbesondere Marketing, ist bereits seit zehn Jahren an der Uni Greifswald und fühlt sich in seinem Büro in der Loefflerstraße pudelwohl. moritz sprach mit dem gebürtigen Münchner über Privates, Professorendasein und Pils.

moritz Wie verschlägt es einen Bayern in den hohen Norden?
Hans Pechtl Das hat sich so ergeben. Eine Lehrstuhlvertretung war ausgeschrieben. Als junger Habilitand habe ich mich darauf beworben. Wählerisch war ich damals nicht. Ich habe mich auf fast alles beworben. Große Hoffnungen habe ich mir nicht gemacht, dass die Bewerbung erfolgreich wäre. Umso überraschter war ich als mich der Anruf mit der Zusage erreichte. (mehr …)