…ganz Greifswald? Nein, und erschreckenderweise ist es nicht nur ein kleiner Teil, der sich widersetzte. Knappe 40 Prozent gingen wählen, zu groß schien die Politikverdrossenheit, das schlechte Wetter demotivierte zusätzlich. Dabei hatten gerade die Studenten die Qual der Wahl, wer sich in Zukunft gerade für ihre Belange einsetzen würde. Denn auf den Listen wimmelte es nur so von Studenten und Dozenten.
moritz traf einige universitäre Verteter im Interview.

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moritz Beschreiben Sie bitte kurz Ihre Gedanken, als Sie erfahren haben, dass Sie in die Bürgerschaft eingezogen sind.
Franz-Robert Liskow Als mein Name in der Wahlnacht fiel, habe ich mich sehr gefreut. Leider musste ich den Abend mit einem lachenden und einem weinenden Auge beenden, da ich über das Wahlergebnis meiner Partei sehr enttäuscht war und bin. Für mich hätten es nicht nur mindestens drei Sitze mehr sein müssen, sondern auch mehr Kandidaten der Jungen Union sein können.

moritz Was sind Ihre Erwartungen an die Bürgerschaft und speziell an Ihre Zeit in der Bürgerschaft?
Liskow Da ich schon häufig Bürgerschaftssitzungen besucht habe, weiß ich in etwa was auf mich zukommt. […] In meiner Fraktion möchte ich für etwas frischen Wind sorgen und auch die Anliegen der Jungen Union mit einbringen.
Zudem liegt mir meine Heimatstadt sehr am Herzen und ich möchte, dass Greifswald so schön bleibt und künftig als Wirtschaftsstandort noch ein bisschen attraktiver wird. Ich weiß aber, dass wir städtische Gelder nicht mit vollen Händen ausgeben können, deshalb wäre ich auch gerne Mitglied im nächsten Finanzausschuss der Bürgerschaft.
Mein wichtigstes Ziel ist der Erhalt der Kreisfreiheit Greifswalds. Leider kann ich als Bürgerschaftsmitglied darauf nur sekundär Einfluss nehmen, möchte dies aber trotzdem hervorheben.

moritz Was sind Ihre Ziele, was wollten Sie erreichen als Sie sich zur Wahl aufgestellt haben?
Liskow Wie schon in dem Positionspapier der Jungen Union erwähnt, will ich mich besonders für die Haushaltskonsolidierung stark machen, damit wir auch in Zukunft handlungsfähig bleiben und weiterhin in Infrastrukturprojekte, wie Schulen, Kitas und Radwege investieren können. Als BWL-Student habe ich großes Interesse daran den Wirtschaftsstandort Greifswald zu stärken. […]

moritz Ihre Meinung zur Greifswalder Wahlbeteiligung?
Liskow Ich denke, dass die leicht gestiegene Wahlbeteiligung im Vergleich zur letzten Kommunalwahl 2004, trotz des schlechten Wetters, ein positives Signal ist. Das zeigt, dass die Politikverdrossenheit wieder ein wenig abnimmt und sich die Bürger/innen für die politischen Themen in ihrer Heimatstadt interessieren. Auch im Landesschnitt Mecklenburg-Vorpommerns hat die Wahlbeteiligung zugelegt, was ein weiteres Indiz dafür ist.
moritz Wir beurteilen sie den aktuellen Trend bezüglich politischen Engagements im Allgemeinen?
Liskow Ich denke, dass das politische Engagement im Allgemeinen zunimmt. Als Kreisvorsitzender der Jungen Union Greifswald habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich viele junge Leute für Politik interessieren und sich auch engagieren wollen. Die Junge Union hatte in den vergangenen Jahren starken Zulauf. Das zeigt, dass sich die Jugendlichen ihrer politischen Verantwortung für die Zukunft bewusst sind. Auch in der CDU Greifswald können wir jährlich einen Zuwachs verbuchen, somit ist ein positiver Trend erkennbar.

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moritz Beschreiben Sie bitte kurz Ihre Gedanken, als Sie erfahren haben, dass Sie in die Bürgerschaft eingezogen sind.
Anne Klatt „Oha!!!“

moritz Was sind Ihre Erwartungen an die Bürgerschaft und speziell an Ihre Zeit in der Bürgerschaft?
Klatt Ich hoffe, dass die sachliche und freundliche Auseinandersetzung über den aggressiv-persönlichen Streit triumphiert!

moritz Was sind Ihre Ziele, was wollten Sie erreichen als Sie sich zur Wahl aufgestellt haben?
Klatt Ich möchte, dazu beitragen, die feindselige Atmosphäre etwas zu entspannen. Bisher braucht man drei dicke Felle, um in dieser Arena mit zu„kämpfen“. Inhaltlich möchte ich mich dafür einsetzen, dass die Politik sich nicht einfach als Katalysator für weiteres Wuchern des Konsums versteht, sondern genauer hinschaut, welche Vor- und Nachteile beispielsweise ein Investor mit sich bringt.

moritz Wie stehen Sie zur Greifswalder Wahlbeteiligung?
Klatt In Gesprächen mit Nichtwählern spüre ich eine große Enttäuschung über die aktuelle Situation insbesondere bezüglich Arbeitslosigkeit und der ungleichen Verteilung des Vermögens. Trotz Beteuerungen der Politik, dass man alles zur Verbesserung der Lage tue, hat sie sich aus Sicht der Menschen nichts verbessert, zum Teil verschlechtert. Solange sich diese Wahrnehmung nicht ändert, werden die Leute ihre Demokratieverdrossenheit vermutlich beibehalten.

moritz Ein kurzes Statement zum Trend bezüglich politischem Engagement im Allgemeinen?
Klatt Ich würde mir wünschen, dass mehr derjenigen, die so enttäuscht sind, in die Parlamente strömen! Meckern ist bequem, ändert aber nichts. Darum: Nicht nur mosern, sondern mitwirken!

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moritz Beschreiben Sie kurz Ihre Gedanken, als Sie erfahren haben, dass Sie in die Bürgerschaft eingezogen sind.
Wolfgang Joecks Ich habe mich gefreut, dass ich so viele Stimmen bekommen habe.

moritz Was sind Ihre Erwartungen an die Bürgerschaft und speziell an Ihre Zeit in der Bürgerschaft?
Joecks Ich hoffe auf eine sachliche Zusammenarbeit zum Wohle der Stadt.

moritz Was sind Ihre Ziele, was wollten Sie erreichen als Sie sich zur Wahl aufgestellt haben?:
Joecks Ich will mich für ein lebenswertes Greifswald einsetzen – dazu gehören auch Radwege, auf denen man nicht ständig in Lebensgefahr schwebt. Am Herzen liegen mir auch die sozial Schwächeren und insbesondere deren Kinder (Stichwort: Kindermittagstisch)

moritz Wie beurteilen Sie die Greifswalder Wahlbeteiligung?
Joecks Eine Katastrophe!

moritz Ein kurzes Statement zum Trend bezüglich politischem Engagement im Allgemeinen:
Joecks Die Leute ziehen sich zurück. Da hilft nur Vormachen und die Menschen ansprechen.

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moritz Beschreiben Sie bitte kurz Ihre Gedanken, als Sie erfahren haben, dass Sie in die Bürgerschaft eingezogen sind.
Manfred Jürgen Matschke Viel Arbeit wartet auf mich! Aber auch Freude: Denn die FDP hat ihr Wahlziel, mit einer Fraktion in der Bürgerschaft vertreten zu sein, erreicht.

moritz Was sind Ihre Erwartungen an die Bürgerschaft und speziell an Ihre Zeit in der Bürgerschaft?
Matschke Ich möchte helfen, die auf die Stadt zukommenden Probleme, die gelöst werden müssen, möglichst sachger echt im Interesse der Bürger zu lösen.

moritz Können Sie das konkretisieren? Schildern Sie beispielsweise Ihre Erwartungen in Bezug auf die Sitzungen oder Ihre persönliche Durchsetzungskraft?
Matschke So etwas kann man nicht im Voraus bestimmen! Das kommt immer auf das Umfeld an.
Generell werde ich sachlich argumentieren und ich hoffe doch sehr, dass sich Sachargumente durchsetzen werden!

moritz Was sind Ihre Ziele, was wollten Sie erreichen als Sie sich zur Wahl aufgestellt haben?
Matschke Das Beste für die Gemeinschaft möchte ich erreichen, und dabei mein Wissen und meine Erfahrungen einbringen! Lassen Sie es mich „altmodisch“ ausdrücken: Förderung des Gemeinwohls.

moritz Wie beurteilen Sie die Greifswalder Wahlbeteiligung?
Matschke Eine geringe Wahlbeteiligung betrübt mich als Demokraten, weil das allgemeine Wahlrecht etwas ist, wofür lange Zeit gekämpft werden musste, so dass man es nicht so achtlos behandeln sollte.

moritz Oft merken die Medien jedoch positiv an, dass die Wahlbeteiligung angestiegen ist. Wie stehen Sie dazu?
Matschke Das ist einfach albern! Die Wahlbeteiligung ist betrüblich gering und aus Prozentpunkten lässt sich erstmal nicht viel entnehmen, denn hierbei kommt es auf die sich ständig ändernde Basis an.
Es kann also sogar sein, dass die Wählbeteiligung prozentual steigt, obwohl sie absolut sinkt.

moritz Ein kurzes Statement zum Trend bezüglich politischem Engagement im Allgemeinen?
Matschke Glücklicherweise findet politisches Engagement nicht bloß in der Parteien und in den Volksvertretungen statt, so dass die Lage besser als der Schein ist. Das hoffe ich zumindest!

moritz Sie hoffen – was sagt denn Ihr Bauchgefühl? Wohin geht der Trend?
Matschke Als politisches Engagement sehe ich jede Art von sozialem Engagement, einschließlich Engagement im Taubenzüchterverein. Es beschränkt sich also nicht auf parteiliches Engagement.
Ich finde nicht, dass es einen allgemeinen Abwärtstrend bezüglich allgemeinem Engagement gibt. Im Hinblick auf das Parteiliche ist es jedoch erschreckend niedrig!

Die Wahlergebnisse in Greifswald

Die Fragen stellte Anna Seifert; Fotos: Privat