Auf den Ruinen von Eden

Auf den Ruinen von Eden

Unsere Welt muss nachhaltig werden – diese Aufgabe hat die UNO der Menschheit gestellt. Das ist sehr inspirierend, doch unglaublich schwierig, und wahrscheinlich unmöglich unter den Bedingungen des Kapitalismus, der die Menschen zwingt, immer mehr und immer schneller zu konsumieren. Aber was ermutigt uns, an das Unmögliche zu glauben? Wir selbst! Genauer gesagt: das Beispiel der*diejenigen unter uns, die sich unter den widrigsten Umständen bemühen, die Welt zum Besseren zu verändern!

Ein Gastbeitrag von Danil Utyupin (Umweltjournalist aus Kasachstan).

Im Laufe der ganzen Geschichte träumten die Menschen von einer besseren Welt, als jener, die sie hatten. Diese imaginäre Welt wurde manchmal in der Vergangenheit angesiedelt, die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies oder dem Goldenen Zeitalter wachrufend, in dem die Menschen weder Krankheiten noch Hunger noch Kriege kannten und in duftenden Gärten mit den Göttern zechten. Manchmal wurde diese imaginäre Welt auch in die Zukunft projiziert, die dank wissenschaftlichem und technischem Fortschritt den Menschen Glück bringen sollte. Die Menschheit brachte viele Ideen hervor, die unsere Welt hätten perfekter machen sollen. Einige von ihnen blieben reine Abstraktionen, andere führten zu Massensterben und Tragödien, und wieder andere konnten das Leben der Menschen wirklich verbessern.

Wortspiel

Im laufenden Jahrhundert ist die Idee der „nachhaltigen Entwicklung“ zu einem Leitziel für die Menschheit geworden. Das steht für eine sorgfältige Haltung gegenüber dem Planeten, auf dem wir leben, und das harmonische Zusammenleben all seiner Bewohner. Kasachstan gehört zu den Ländern, die diese Idee verbal unterstützen. 2006 wurde das Konzept des Übergangs der Republik Kasachstan zu einer nachhaltigen Entwicklung für den Zeitraum 2007-2024 gebilligt. Und alle waren begeistert! Man verfasste muntere Artikel, laute Slogans erklangen, man führte Stammtische und Workshops durch. Dann stellte sich jedoch heraus, dass es viel schwieriger ist, dieses Modell ins Leben hineinzutragen, als darüber zu sprechen. Man konnte hören, dass die nachhaltige Entwicklung eine Art Utopie sei und Kasachstan darauf verzichten könne. Und so lange wie das Land über viele natürliche Ressourcen verfügt, müsse man diese Situation maximal nutzen. Im Jahr 2011 wurde das Konzept der nachhaltigen Entwicklung leise abgesagt. Stattdessen wurde das weniger ehrgeizige Konzept des „Übergangs“ zu einer „grünen Wirtschaft“ gebilligt. Doch der Begriff „nachhaltig“ ist in Kasachstan in Gebrauch gekommen und wird in verschiedenen Kontexten benutzt. Das Wort „nachhaltig“ kann in Kasachstan folgendes bedeuten: 1) stabil, dauerhaft 2) umweltfreundlich 3) stetig, fortwährend 4) widerstandfähig, unerschütterlich, mit Nachdruck.

Die Zerstörung der Natur kann auch stabil sein. Und es scheint, diese ist in Kasachstan tatsächlich stabil. Glücklicherweise finden einige positive Veränderungen statt, auch wenn sie noch klein sind. Alternative Energien und Abfallrecycling entwickeln sich, die Zahl der Autos mit weniger toxischen Emissionen nimmt zu. Es steigt die Zahl der Fahrräder und Elektroscooter auf den Straßen. Umweltmessen und Umweltmärkte werden abgehalten. Am wichtigsten ist aber, dass die Zahl der Menschen wächst, die sich für den Umweltschutz engagieren. Dies betrifft hauptsächlich große Städte – Almaty, Astana, Karaganda, Ust-Kamenogorsk, Shymkent, Pavlodar, Temirtau. Früher wurden diese Ideen in der Gesellschaft entweder gleichgültig oder ironisch wahrgenommen, in letzter Zeit jedoch immer mehr mit Verständnis und Freude.

Ende und Beginn des Goldenen Zeitalters

Zu den Problemen, die in letzter Zeit in kasachischen Städten, aber vor allem für Almaty, immer akuter geworden sind, gehören die Bebauung von Baulücken und die Reduktion der Grünflächen und Erholungszonen in der Stadt und in ihrer Nähe. In der Sowjetzeit wurden Städte nach einem allgemeinen Plan errichtet, der zusammen mit Wohnanlagen und Betrieben den Bau von sozialen Einrichtungen (Krankenhäusern, Schulen, Kindergärten, Kulturzentren, Schwimmbädern, Sportplätzen) und auch Grünflächen, manchmal sogar Wasserbassins vorschrieb. Aber mit der Ankunft des wilden Kapitalismus entdeckten die Beamten der Stadtverwaltungen die Gelegenheit, den Unternehmern Grundstücke für den Bau von Großwohnsiedlungen, Einkaufszentren und Businesszentren zu verkaufen, dort, wo eigentlich Grünflächen und Erholungszonen waren oder sein sollten.

Die größte Stadt in Kasachstan ist Almaty – die ehemalige Hauptstadt. Sie befindet sich am Fuße des Trans-Ili Alatau-Gebirges. Diese Region gilt als Geburtsort der wilden Urformen von Äpfeln und Tulpen und als Anbaugebiet einer legendären Apfelsorte – dem Aport. Noch vor kurzer Zeit waren die Apfelplantagen in den Vorgebirgen die Hauptsehenswürdigkeit und das Lieblingserholungsgebiet von Einwohnern und Gästen. Die Leute wollten ihre Freizeit dort wie unbeschwerte Menschen aus dem Goldenen Zeitalter verbringen. Aber ihr Goldenes Zeitalter endete, als diese Gebiete in private Hände verkauft wurden. Und für andere Menschen begann ein Goldenes Zeitalter. Die Apfelplantagen wurden abgeholzt und an ihrer Stelle erschienen Villen, Hotels, Restaurants, Golfplätze. Gewöhnliche Menschen waren empört, konnten aber nichts dagegen tun. Es waren so mächtige Personen beteiligt, dass selbst die Generalstaatsanwaltschaft nicht in der Lage war, etwas zu unternehmen. Im Ergebnis wurden fast alle Vorberge in der Nähe von Almaty in private Hände überführt und bebaut. Einer der wenigen Orte zum Entspannen, der noch unbebaut ist, heißt Plateau «Kok-Zhailau», das kann aus der kasachischen Sprache übersetzt werden mit „himmlische Weide“. Dieser Ort ist sehr beliebt bei Menschen, die Wert auf unberührte Natur legen und sich vom städtischen Lärm und Stress erholen möchten. 

Aber die Stadtverwaltung will dort ein Bergresort mit Skipisten, Seilbahn, Umspannwerk, Straßen, Restaurants, Hotel und einem künstlichen See für die Beschneiung errichten, und das in einem erdbebengefährdeten Gebiet. Dies soll dem Tourismus und Skisport in der Region starke Impulse verleihen, behaupten die Lobbyist*innen des Resorts. Obwohl man schon heute die Klimaveränderung und extreme Wetterphänomene in der Region beobachten kann und auch die Luftverschmutzung für Almaty ein immer größeres Problem darstellt – über der Stadt hängt dichter, giftiger Smog. Eine weitere Bebauung des Gebirges würde die Situation nur verschlechtern. Das alles interessiert die Lobbyist*innenen jedoch nicht. Doch kasachische Umweltaktivist*innen haben eine Gegenbewegung geschaffen: «Schützen wir Kok-Zhailau!». Die Vertreter*innen dieser Bewegung wollen den Bau des Resorts verhindern und dieses Plateau den nächsten Generationen intakt übergeben: ohne Gebäude, Betonstraßen und elektrische Leitungen. So verstehen sie nachhaltige Naturnutzung und nachhaltigen Tourismus. 

Komische Dinge

Die Umwidmung von Grundstücken, einschließlich derjenigen, die zu Naturschutzgebieten gehören, wurde in Kasachstan mehr als einmal durchgeführt und hatte keine ernsthaften Konsequenzen für die Beteiligten. Eine Welle von Empörungen stieg an, aber nach einer Weile ließ sie nach, und die Aktivist*innen wechselten wieder zu anderen Aufgaben. Diesmal verläuft jedoch alles anders. Kok-Zhailau fand zahlreiche Beschützer*innen sowohl in Kasachstan als auch im Ausland. Darunter ist Professor Michael Succow, der 2013 mit seinen Kolleg*innen aus Greifswald Almaty und die „Himmlische Weide“ besuchte. Sie alle weisen auf den einzigartigen ökologischen Wert dieses Plateaus und die Risiken für die Stadt hin, die der Bau des Resorts mit sich bringen würde. Auf diesem Plateau und in seiner Nähe wachsen Pflanzen (Siewers-Apfel, Wildaprikose, Ostrovski-Tulpe, Albert-Iris usw.) und leben Tiere (Schneeleopard, Turkestan-Luchs, Steinmarder, Steinadler usw.), die in der Roten Liste Kasachstans und des IUCN aufgeführt sind. Aber gegen die Naturschützer arbeitet eine Staatsmaschinerie unter Nutzung der Verwaltungsressourcen, regierungsnaher Medien und Berater daran, die öffentliche Meinung zu manipulieren.

Seitens der Lobbyisten des Resorts wird an die Gesellschaft die Idee herangetragen, dass der Bau des Resorts auf jeden Fall schon unweigerlich beschlossen sei, Widerstand sich nicht lohne und es für die Aktivist*innen besser sei, sich anderen Aufgaben zu widmen. Tatsache ist, dass es Umweltaktivisten in Kasachstan selten gelingt, die Staatsmaschine zu besiegen. Und jeder weiß, dass es unglaublich schwierig ist, die Staatsmaschine in Kasachstan zu besiegen.  Aber dieses Mal kann man etwas Neues beobachten: Die Umweltaktivist*innen haben nicht vor, aufzugeben und zu anderen Problemen zu wechseln. Sie wollen Kok-Zhailau unbedingt vor Bebauung schützen, oder mit anderen Worten: Das fast Unmögliche tun. Wie schon oben erwähnt: Das Wort «nachhaltig» in Kasachstan bedeutet nicht nur umweltfreundlich, sondern auch widerstandsfähig, unerschütterlich. Diese Bezeichnungen können zu Recht auf die Verteidiger*innen von Kok-Zhailau angewandt werden. In ihrem Kampf geht es nicht „nur“ um Naturschutz, sondern auch um Zivilgesellschaft und moralische Werte sowie Beständigkeit im Allgemeinen. Und wenn sie Erfolg haben, kann das Land in jedem Sinne nachhaltiger werden und einen Schritt in Richtung einer grünen, nachhaltigen und strahlenden Zukunft machen.

Den Artikel findet ihr nochmal im moritz.magazin 139 mit mehr Infos zum Autoren Danil und dem Umweltthema in Kasachstan. Weitere Infos zum Projekt, der Central Asian Desert Initiative, gibt es auf dieser Website.

Beitragsbild: Anel Aibassova

Mit dem Motorrad durch die Berge Vietnams

Mit dem Motorrad durch die Berge Vietnams

Nun sitze ich in der Stadt Da Lat in Vietnam gemütlich beim Frühstück in meinem Hostel und warte darauf, abgeholt zu werden. Nur zwei Tage zuvor hatte ich einen schweren Busunfall, den ich glücklicherweise unverletzt überstanden habe. Doch brauchte ich danach erst mal eine Pause von den Reisebussen. Die logische Schlussfolgerung lag also auf der Hand: Weiter ging die Reise hinten auf dem Motorrad eines fremden Mannes.

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Das 18. Drachenbootfest

Das 18. Drachenbootfest

Morgen früh geht es endlich los. Zum 18. Mal startet das Drachenbootfest am Ryck, am HSG Universität Greifswald e.V..

Samstag und Sonntag (15. und 16.06.) könnt ihr vorbeikommen und euch bei gutem Wetter und bester Laune das Spektakel über die gesamten Tage verteilt ansehen. 

Wie in jedem Jahr auch wird es Kurz- und Langstreckenrennen geben. Erfreut euch an den Teilnehmer*innen und ihren lustigen, kreativen Namen, wie Radaudampfer, Team Rocket oder auch Steuersünder & Rechtsverdreher.

Beitragsbild: Anne Frieda Müller

Mein Zuhause ist der Strand

Mein Zuhause ist der Strand

Ein Ranking der 10 besten Ostseestrände (fast immer) in unserer Nähe.

Disclaimer: Die Einschätzung der Strände erfolgte auf Basis persönlicher Eindrücke und Erfahrungen. Aus den Begründungen beziehungsweise den Texten geht das nochmals genauer hervor. Außerdem möchte ich kurz auf den Naturschutz hinweisen, da viele Strände in Naturschutzgebieten liegen. Respektiert bitte die Tiere, die Pflanzen, die Regeln (kein Feuer, Hunde nur angeleint) und entsorgt anfallenden Müll immer ordnungsgemäß.

Platz 10: Boltenhagen

Der Boltenhagener Strand zwischen Klützer Bach und Redewisch

Boltenhagen hat es bei mir schwer. Vielleicht liegt es an der Nähe zu Hamburg und den Tourist*innen dort. Vielleicht liegt es auch an den Quallen, die ich dort antreffen durfte. Ich schätze, es ist eine Mischung aus beidem.

Vor 17 Jahren war ich das erste Mal dort. Damals gab es einige Badegäste, welche Nesselquallen aus der direkten Umgebung kennengelernt haben. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass es solche Quallen auch in der Ostsee gibt und ich wollte meinen Greifswalder Bodden, den Ort, wo es nur tote Fische gibt, zurück.

Vor einigen Jahren hatten zwei Freunde und ich dann die dümmste aller Ideen: Anbaden am 1. Januar. Die Blicke der Passant*innen lagen zwischen begeistert, amüsiert und verwirrt. Mit dabei waren neben uns auch – wieder einmal – die Quallen. Seltsame Quallen, die die Größe von großen Tellern hatten und eine eigenartige Färbung. Ihr seht schon: Wenn ihr in Boltenhagen das Wasser erkunden solltet, passt bitte auf euch und die Quallen auf.

In Boltenhagen ist es, meiner Meinung nach, recht egal, welchen Strandabschnitt man auswählt. Wichtig ist nur, zu wissen, dass der Strand zwischen Ostseeklinik und Klützer Bach sandig ist und steinig wird, je weiter man in Richtung Redewisch kommt.

Platz 9: Göhren Nordstrand

Nordstrand Kunst

Der Göhrener Nordstrand ist, wenn man ihn komplett betrachtet, vermutlich einer der typischen touristischen Ostseestrände: feiner Sand, sauberes Wasser, Sanitäranlagen in Reichweite, von der DLRG abgesichert und guter Zugang zu Essen.

Von daher kommt hier der Geheimtipp: Wer gleich den ersten Strandzugang nutzt und anschließend nach rechts in Richtung Nordperd läuft, kommt an eine wunderschöne Steilküste, mit einer Stein-Sand-Mischung und bewachsenen Steinen. Ab und an findet man dort auch Treibholz. Wer einfach nur einen Strandspaziergang abseits der Tourist*innen wünscht, wird sich dort wohlfühlen. Wer baden gehen will, sollte sich am Nordstrand an den richtigen Zugängen ein Plätzchen suchen.

Platz 8: Göhren Südstrand

Der Göhrener Südstrand in Richtung Lobbe

Der Südstrand von Göhren dagegen ist ein reiner Naturstrand mit einem Stück Steilküste. Man könnte nun vermuten, dass dort weniger Menschen unterwegs sind, aber leider wurden dort in den letzten Jahren einige Ferienhäuser und auch ein Ferienressort gebaut. Deswegen ist der Südstrand mittlerweile nicht mehr menschenleer, aber auch noch lange nicht so überlaufen wie die anderen Strände der Urlaubsorte.

Platz 7: Ueckermünde

Wenn ich an Ueckermünde denke, erinnere ich mich immer wieder an den Moment, als ich nach draußen schwamm, zu meinem Mitschwimmer sah, ihn fragte, ob er denn noch stehen könnte (bei einer Körpergröße von 1,90m) und er „Nein“ sagte. Wir waren gerade einmal auf Höhe der Buhne, sahen uns nur leicht schockiert an und einigten uns wortlos, wieder Richtung Strand zu schwimmen.

Ueckermünde liegt am Stettiner Haff, also an einer Art „See“ zwischen der Peene/Oder-Mündung und Usedom. Es gibt einen richtig schönen Sandstrand mit einer Länge von 800 Meter. Das Stettiner Haff ist eigentlich Flachwasser, weil die tiefste Stelle nur sechs Meter tief ist, allerdings erreicht es diese Tiefe recht schnell. Des Weiteren ist das Wasser dort kein Salzwasser, sondern Süßwasser, und es ist im Schnitt auch 2–3 Grad wärmer als das Ostseewasser.

Platz 6: Sassnitz Nordstrand

Hier findet man alles! 😉

Auch dieser Strand ist ein Naturstrand mit Steilküste und Steinen. Der Strand ist hauptsächlich hier in der Liste, weil ich aus meiner eigenen WG weiß, dass Treibholz und Ähnliches gern gesucht und als Deko benutzt werden. Das ist auf jeden Fall einer der Strände, an denen man einiges davon findet. Der Nordstrand eignet sich auch super für Spaziergänge, da Sassnitz direkt an den Nationalpark Jasmund anschließt und der Strand direkt unterhalb dieses Nationalparks liegt.

Platz 5: Wampen

weitläufige Wasserlandschaft: Wampen

Auch Wampen besitzt einen kleinen Naturstrand. Je nachdem, wo man in Greifswald wohnt, ist Wampen fünf bis zehn Kilometer entfernt. Die Strecke ist demnach auch mit dem Fahrrad zu bewältigen. Die letzten zwei bis drei Kilometer fährt man allerdings von Neuenkirchen nach Wampen auf der Landstraße. Wer gern Offroad unterwegs ist, kann auch von Wieck durch das Ladebower Moor auf Feld- und Waldwegen nach Wampen gelangen.

In Wampen dann die letzte Straße (Strandweg, schwer zu finden, weil es doch eher Feldweg ist) nach rechts nehmen und dem Feldweg folgen bis zum Dünenbeginn. Am Dünenbeginn solltet ihr euch für den rechten Abzweig entscheiden und auf diesem bleiben. Et voilà: Naturstrand Wampen.

Wer wirklich schwimmen gehen möchte, sollte Ausdauer mitbringen. Der Weg ins Wasser ist etwas länger.

Platz 4: Ludwigsburg bei Loissin

Ausgestattet mit gutem Blick auf Greifswald

Erst vor einigen Wochen habe ich eine kleine Radrunde gemacht und bin recht zufällig an den Strand in Ludwigsburg gekommen. Das ist im Prinzip der Strand direkt gegenüber von Wieck und Eldena an der Dänischen Wiek. Ein kleiner Naturstrand, der mit dem Fahrrad und dem Auto zu erreichen ist. Dort gibt es zwei Parkplätze und bis zum Strand führen Straßen und Radwege, welche gut zu befahren sind.

Wer noch weiter in Richtung des Waldes geht, findet noch mehr Strand, der dann schon zum Greifswalder Bodden herausgeht.

Platz 3: Lubmin

Lubmin ist bei jedem Wetter einen Ausflug wert

Wahrscheinlich war jede*r Leser*in bereits einmal in Lubmin am Strand, denn für Greifswalder Studierende ist das irgendwie der Place To Be. Leider kommt man nur unter vier Bedingungen dort hin:

1. Man besitzt ein Auto.
2. Man kennt jemanden, der*die ein Auto besitzt.
3. Man hat tatsächlich genug Geld für den Bus.
4. Man fährt gern 50 Kilometer mit dem Fahrrad. (25 Kilometer pro Strecke)

Falls man dann aber tatsächlich nach Lubmin gelangt, sollte wirklich der gesamte Tag an diesem Strand verbracht werden. Dabei ist es auch relativ egal, welche Jahreszeit ist oder ob man baden gehen möchte oder nicht. Es handelt sich hier, möchte ich behaupten, um den schönsten Strand in der Umgebung Greifswalds (Umkreis 30 Kilometer).

Platz 2: Wohlenberger Wiek

Aufgrund der vielen Winter- und Herbsturlaube in Boltenhagen habe ich auch die Wohlenberger Wiek kennengelernt (und mich vielleicht auch ein wenig verliebt). Wohlenberg liegt in Nordwestmecklenburg, genau an der L01, also an der Straße, die von Klütz nach Wismar (oder umgekehrt) führt. Das Dorf besteht – gefühlt – aus 50 Häusern, von denen 70 Ferienwohnungen sind (ja, das ist mathematisch nicht möglich), und zwei Parkplätzen. Der Parkplatz im Ort an der L01 ist gegenüber einer Fischräucherei, dort kann man weiter durchgehen zu einem Anleger, welcher ein wenig so aussieht, als hätte er zwischen 1933 und 1945 seine Hochzeit der Verwendung erlebt, allerdings wurde er erst 1977/78 errichtet.

Steht man nun auf diesem Anleger, gibt es links und rechts Strand: Der linke Strand – nach Weiße Wiek/Boltenhagen – ist ein Hundestrand und der rechte Strand – nach Niendorf/Gramkow – ist unfassbar schön. Da es sich nun einmal um eine Wiek handelt, ist das Wasser eben sehr weit weg und das lädt zu weiten Spaziergängen ein. Wer doch etwas mehr Wasser und richtigen Sandstrand genießen will, kann bis nach Niendorf oder Gramkow fahren und dort an den Strand. In Gramkow ist dann auch eine Surfschule und ein Bootsverleih zu finden.

Platz 1: Thiessow Natur-/Surfstrand

Thiessow ist ein kleiner Fischerort auf Rügen. Genauer gesagt: auf Mönchgut im Südosten. Das coole an diesem Ort ist, dass es drei Strände gibt: den Surfstrand nach Klein Zicker, den Naturstrand und den Hauptstrand, der die Tourist*innen anzieht.

Nach zwanzig Jahren Thiessow kann ich den Surfstrand und den Naturstrand absolut empfehlen. Der erste Strand liegt am Greifswalder Bodden (und ja, man kann Lubmin von dort sehen). Der Naturstrand dagegen liegt genau zwischen Ostsee und Greifswalder Bodden, weswegen es dort oftmals seltsame Strömungen gibt.

Beide Strände sind eher weniger besucht, da sie auf der Dorfseite liegen, keine wirklichen Parkplätze vorhanden sind und vor allem der Surfstrand – surprise, surprise – von Wind- und Kitesurfer*innen genutzt wird.

Der Surfstrand mit Blick auf Klein Zicker

Am Surfstrand liegen dazu noch einige Fischernetze aus, welche gekennzeichnet und, bis auf eine Reuse, die vom Strand ins Wasser verläuft, auch eher weiter entfernt sind.

Für die Surfer*innen unter den Leser*innen: Ein Campingplatz mit Kite- und Windsurfmaterialausleih liegt an der Hauptstraße zwischen Thiessow und Klein Zicker, sowie noch eine weitere Kitesurfschule mit Verleih direkt daneben. Auf die grundlegende Trennung von Kite- und Windsurfer*innen auf dem Wasser ist zu achten (der Kitesurflehrer erinnert euch gern lautstark an die Regel).

Der Endhaken in Thiessow

Ein Tipp für Menschen, die gern spazieren gehen: Man kann auch vom Surfstrand direkt zum Hauptstrand an der Küste entlang gehen. Wasserdichte Schuhe werden empfohlen, da an einigen Stellen Strand, Seegras und Wasser nicht voneinander zu unterscheiden sind.
Es ist demnach möglich, dass man auf Seegras tritt und anschließend im Wasser versinkt. Mir ist es auch schon einmal passiert, dass ich im vom Wasser aufgeweichten Sand stand und plötzlich bis knapp über das Knie darin versank und nicht herauskam.

Nutzt den Sommer und entdeckt vielleicht einen neuen Lieblingsstrand!

Fotos: Laura Schirrmeister

retro.kolumne: Unser Sandmännchen

retro.kolumne: Unser Sandmännchen

Retro, retro, retro yeah! Die neue Kolumne über alte Dinge. Kennt Ihr diese Spiele, Filme, Accessoires noch? Aus der Kindheit, meist noch aus den 90ern, stammen sie und sind vielleicht ja doch noch ein Guilty Pleasure des ein oder anderen.
Dieses Mal mit dem Thema: Unser Sandmännchen

Zu dem Sandmännchen hatte ich als Kind immer eine ganz besondere Beziehung. Bis ich in der 4. Klasse war, hatten wir zu Hause drei Fernsehprogramme: Das Erste, ZDF und MDR. Da blieben meiner Schwester und mir eigentlich nur eine Sendung, welche wir uns abends anschauen konnten. Wir waren wie die meisten Kinder mit dem Sandmännchen aufgewachsen.

Alles fing 1959 an. Damals war Deutschland geteilt und auch unser allseits geliebtes Sandmännchen war ein Produkt des Wettrüstens. Das Sandmännchen, welches wir heute kennen, ist die Ostvariante und entstand in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, nachdem westdeutsche Pläne für so eine Figur durchgesickert waren. So kam es, dass das Ostmännchen am 22. November und sein Westkollege am 1. Dezember 1959 auf Sendung gingen. (Hier findet ihr ein paar Bilder beider Figuren.)

Natürlich gab es auch kleine Anfangsschwierigkeiten: Kinder wollten ihre Betten hergeben, da der Ostsandmann am Ende an einer Straßenecke einschlief.

1960 bekam der Ostsandmann endlich sein noch heute bekanntes Gesicht, während der inzwischen weitgehend unbekannte Westsandmann vom Aussehen her auch im Hamburger Hafen stehen könnte.

Während der Westsandmann meist auf einer Wolke herbeiflog, konnte der Ostsandmann einen Fuhrpark mit über 200 Fahrzeugen sein Eigen nennen. Er bereiste außerdem, entgegen der angespannten Grenzpolitik, die ganze Welt.

Neben den alltäglichen, politischen oder reiselustigen Situationen und Abstechern ins Märchenland des Sandmännchens, waren natürlich die kleinen Filme bei den Kindern besonders beliebt.

Gerade beim Ostsandmann gehen die Ursprünge einiger Figuren sehr weit zurück. Fuchs und Elster sowie Pittiplatsch und Schnatterinchen gab es schon in den Anfängen. Viele Formate gibt es heute leider nicht mehr, wie zum Beispiel Puppendoktor Pille. Auch das Sandmännchen entwickelte sich weiter. Zu meiner Zeit waren Der kleine König, Pickeldi und Frederick (übrigens ein Überbleibsel der Westvariante) oder Der kleine Rabe Socke beliebte Figuren. Heute gehen die Kinder mit vielen alten, aber auch einigen neueren Figuren, wie Lola Langohr und Pondorondo, ins Bett.

Rückblickend muss ich sagen, dass mir damals die moderneren Produktionen besser gefielen. Doch je älter ich wurde, desto mehr begann ich mich über die alten Figuren, wie Fuchs und Elster, zu freuen.

Insgesamt hat man spielerisch Tugenden wie Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit vermittelt.

Zum Schluss streut der Sandmann immer den Schlafsand, damit die Kinder müde werden – dabei hatte ich in meiner Kindheit zwei Phasen. Erst habe ich meine Augen weit aufgerissen, damit möglichst viel Sand hineinkommt und ich besser schlafen konnte. Und später bin ich immer, kurz bevor der Sand kam, aus dem Zimmer gerannt oder habe die Augen fest zusammengekniffen, weil ich noch nicht schlafen wollte.

Und so gingen und gehen damals wie heute viele Kinder in ganz Deutschland mit dem Sandmännchen ins Bett.

Titelbild von stine moe engelsrud auf Pixabay

Traduire contre le racisme

Traduire contre le racisme

Was ist eigentlich „Zuhause“? Was bedeutet es für einen deutschen Studenten in Greifswald oder für eine Griechin in Athen? Was bedeutet es für eine syrische Familie, die aus einem zerstörten Land geflüchtet ist? Und wie übersetzt man dieses Konzept, „Zuhause“?

Dieser und anderen Fragen stellten sich im Kontext des Festival contre le racisme Tobias Reußwig und Dirk Uwe Hansen am 07.06. bei einer Lesung im Café Küstenkind. Die beiden sind Übersetzer, Tobias Reußwig stellt Texte vor, die er aus dem Englischen übersetzt hat, die Texte von Dirk Uwe Hansen stammen von griechischen Schriftsteller*innen. Sie schreiben auch eigene Texte, aber an diesem Abend steht vor allem die Übersetzung im Vordergrund.

Übersetzen hat immer auch eine anti-rassistische Tendenz, erklären sie. Einen Text aus einer anderen Sprache und Kultur zu nehmen und in die eigene zu übertragen, bedeutet in erster Linie, sich auf etwas Anderes, Fremdes einzulassen und es ernst zu nehmen. Zugleich stellen alle Texte auch immer Intertexte dar, sie stehen in ihrem eigenen Kontext, reflektieren den Erfahrungshorizont der Schriftsteller*innen. Die Gedichte, die Hansen vorstellt, sind von griechischen Autor*innen verfasst, viele von ihnen schreiben über das Ausland – Schweden, die USA, Afrika. Das Fremde durch die Augen einer*s Fremden.

Trotzdem betonen sie, wie schön es ist, dass Übersetzen so schwierig ist. Jede Sprache hat ihre eigenen, individuellen Wege, um letztendlich das gleiche zu tun, erklärt Reußwig, aber dabei spiegeln sie immer auch die Eigenheiten der jeweiligen Kultur wider. Es kann daher keine Auseinandersetzung mit einer sprachlichen Äußerung geben, ohne sich zuerst auf die Meinung der*des anderen einzulassen. Man kann Leute nur dann völlig verstehen, fügt Hansen an, wenn man dazu bereit ist, ihre Welt auch durch ihre Sprache zu sehen. Er überlegt, wie wichtig es eigentlich wäre, Übersetzen an Schulen zu unterrichten. Den Schüler*innen näherzubringen, wie das geht, sich auf die Denkweise der anderen einzulassen.

Wenn also jede Sprache ihre eigenen Besonderheiten hat, die eine andere Sprache nie gänzlich wiedergeben kann, gibt es dann überhaupt eine perfekte Übersetzung, eine Übersetzung, mit der wir als Leser*innen wirklich zufrieden sein können? Nein, ist die kurze Antwort von Hansen. Aber gleichzeitig auch Ja. Denn trotz der Tatsache, dass bei jeder Übersetzung etwas verloren geht, wird auch immer etwas gewonnen. Neue sprachliche und kulturelle Eigenheiten, die das Original nicht liefert und liefern kann.

At home, a casa, heima. Der Begriff „Zuhause“ scheint auf den ersten Blick die einfachste Übersetzung der Welt zu sein, und trotzdem wird das übersetzte Wort niemals das sagen können, was der Originaltext meint. Vielleicht ist es unmöglich, mit einer Übersetzung an das tatsächliche Konzept heranzukommen, überlegt Hansen. Aber er hofft dennoch, mit seinen eigenen Texten und seinen eigenen Worten am Ende in den Leser*innen in etwa das gleiche Gefühle auszulösen, wie es das Original schafft.

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull