retro.kolumne: Unser Sandmännchen

retro.kolumne: Unser Sandmännchen

Retro, retro, retro yeah! Die neue Kolumne über alte Dinge. Kennt Ihr diese Spiele, Filme, Accessoires noch? Aus der Kindheit, meist noch aus den 90ern, stammen sie und sind vielleicht ja doch noch ein Guilty Pleasure des ein oder anderen.
Dieses Mal mit dem Thema: Unser Sandmännchen

Zu dem Sandmännchen hatte ich als Kind immer eine ganz besondere Beziehung. Bis ich in der 4. Klasse war, hatten wir zu Hause drei Fernsehprogramme: Das Erste, ZDF und MDR. Da blieben meiner Schwester und mir eigentlich nur eine Sendung, welche wir uns abends anschauen konnten. Wir waren wie die meisten Kinder mit dem Sandmännchen aufgewachsen.

Alles fing 1959 an. Damals war Deutschland geteilt und auch unser allseits geliebtes Sandmännchen war ein Produkt des Wettrüstens. Das Sandmännchen, welches wir heute kennen, ist die Ostvariante und entstand in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, nachdem westdeutsche Pläne für so eine Figur durchgesickert waren. So kam es, dass das Ostmännchen am 22. November und sein Westkollege am 1. Dezember 1959 auf Sendung gingen. (Hier findet ihr ein paar Bilder beider Figuren.)

Natürlich gab es auch kleine Anfangsschwierigkeiten: Kinder wollten ihre Betten hergeben, da der Ostsandmann am Ende an einer Straßenecke einschlief.

1960 bekam der Ostsandmann endlich sein noch heute bekanntes Gesicht, während der inzwischen weitgehend unbekannte Westsandmann vom Aussehen her auch im Hamburger Hafen stehen könnte.

Während der Westsandmann meist auf einer Wolke herbeiflog, konnte der Ostsandmann einen Fuhrpark mit über 200 Fahrzeugen sein Eigen nennen. Er bereiste außerdem, entgegen der angespannten Grenzpolitik, die ganze Welt.

Neben den alltäglichen, politischen oder reiselustigen Situationen und Abstechern ins Märchenland des Sandmännchens, waren natürlich die kleinen Filme bei den Kindern besonders beliebt.

Gerade beim Ostsandmann gehen die Ursprünge einiger Figuren sehr weit zurück. Fuchs und Elster sowie Pittiplatsch und Schnatterinchen gab es schon in den Anfängen. Viele Formate gibt es heute leider nicht mehr, wie zum Beispiel Puppendoktor Pille. Auch das Sandmännchen entwickelte sich weiter. Zu meiner Zeit waren Der kleine König, Pickeldi und Frederick (übrigens ein Überbleibsel der Westvariante) oder Der kleine Rabe Socke beliebte Figuren. Heute gehen die Kinder mit vielen alten, aber auch einigen neueren Figuren, wie Lola Langohr und Pondorondo, ins Bett.

Rückblickend muss ich sagen, dass mir damals die moderneren Produktionen besser gefielen. Doch je älter ich wurde, desto mehr begann ich mich über die alten Figuren, wie Fuchs und Elster, zu freuen.

Insgesamt hat man spielerisch Tugenden wie Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit vermittelt.

Zum Schluss streut der Sandmann immer den Schlafsand, damit die Kinder müde werden – dabei hatte ich in meiner Kindheit zwei Phasen. Erst habe ich meine Augen weit aufgerissen, damit möglichst viel Sand hineinkommt und ich besser schlafen konnte. Und später bin ich immer, kurz bevor der Sand kam, aus dem Zimmer gerannt oder habe die Augen fest zusammengekniffen, weil ich noch nicht schlafen wollte.

Und so gingen und gehen damals wie heute viele Kinder in ganz Deutschland mit dem Sandmännchen ins Bett.

Titelbild von stine moe engelsrud auf Pixabay

Traduire contre le racisme

Traduire contre le racisme

Was ist eigentlich „Zuhause“? Was bedeutet es für einen deutschen Studenten in Greifswald oder für eine Griechin in Athen? Was bedeutet es für eine syrische Familie, die aus einem zerstörten Land geflüchtet ist? Und wie übersetzt man dieses Konzept, „Zuhause“?

Dieser und anderen Fragen stellten sich im Kontext des Festival contre le racisme Tobias Reußwig und Dirk Uwe Hansen am 07.06. bei einer Lesung im Café Küstenkind. Die beiden sind Übersetzer, Tobias Reußwig stellt Texte vor, die er aus dem Englischen übersetzt hat, die Texte von Dirk Uwe Hansen stammen von griechischen Schriftsteller*innen. Sie schreiben auch eigene Texte, aber an diesem Abend steht vor allem die Übersetzung im Vordergrund.

Übersetzen hat immer auch eine anti-rassistische Tendenz, erklären sie. Einen Text aus einer anderen Sprache und Kultur zu nehmen und in die eigene zu übertragen, bedeutet in erster Linie, sich auf etwas Anderes, Fremdes einzulassen und es ernst zu nehmen. Zugleich stellen alle Texte auch immer Intertexte dar, sie stehen in ihrem eigenen Kontext, reflektieren den Erfahrungshorizont der Schriftsteller*innen. Die Gedichte, die Hansen vorstellt, sind von griechischen Autor*innen verfasst, viele von ihnen schreiben über das Ausland – Schweden, die USA, Afrika. Das Fremde durch die Augen einer*s Fremden.

Trotzdem betonen sie, wie schön es ist, dass Übersetzen so schwierig ist. Jede Sprache hat ihre eigenen, individuellen Wege, um letztendlich das gleiche zu tun, erklärt Reußwig, aber dabei spiegeln sie immer auch die Eigenheiten der jeweiligen Kultur wider. Es kann daher keine Auseinandersetzung mit einer sprachlichen Äußerung geben, ohne sich zuerst auf die Meinung der*des anderen einzulassen. Man kann Leute nur dann völlig verstehen, fügt Hansen an, wenn man dazu bereit ist, ihre Welt auch durch ihre Sprache zu sehen. Er überlegt, wie wichtig es eigentlich wäre, Übersetzen an Schulen zu unterrichten. Den Schüler*innen näherzubringen, wie das geht, sich auf die Denkweise der anderen einzulassen.

Wenn also jede Sprache ihre eigenen Besonderheiten hat, die eine andere Sprache nie gänzlich wiedergeben kann, gibt es dann überhaupt eine perfekte Übersetzung, eine Übersetzung, mit der wir als Leser*innen wirklich zufrieden sein können? Nein, ist die kurze Antwort von Hansen. Aber gleichzeitig auch Ja. Denn trotz der Tatsache, dass bei jeder Übersetzung etwas verloren geht, wird auch immer etwas gewonnen. Neue sprachliche und kulturelle Eigenheiten, die das Original nicht liefert und liefern kann.

At home, a casa, heima. Der Begriff „Zuhause“ scheint auf den ersten Blick die einfachste Übersetzung der Welt zu sein, und trotzdem wird das übersetzte Wort niemals das sagen können, was der Originaltext meint. Vielleicht ist es unmöglich, mit einer Übersetzung an das tatsächliche Konzept heranzukommen, überlegt Hansen. Aber er hofft dennoch, mit seinen eigenen Texten und seinen eigenen Worten am Ende in den Leser*innen in etwa das gleiche Gefühle auszulösen, wie es das Original schafft.

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull

Nachhaltige Kleidung

Nachhaltige Kleidung

Die Redakteur*innen der moritz.medien haben sich schon immer einen Kopf um unsere Umwelt gemacht und darüber berichtet. In unserer neuen Kolumne erzählen wir euch, was wir über das Thema Nachhaltigkeit denken und geben euch viele hilfreiche Tipps, um euer Leben (noch) nachhaltiger zu gestalten.

Von verbrannten Klamotten bis hin zu eingenähten Hilferufen – die Modeindustrie kommt in den Medien nicht besonders nachhaltig rüber. Sich nachhaltig zu kleiden wirkt erstmal wie eine Mammutaufgabe. Und klar, muss jede*r für sich selbst recherchieren. Überblicksseiten geben genau das – einen Überblick über Fair-Fashion-Marken. Aber was ist Fair Fashion eigentlich? Und was ist zu beachten?

Fair, ethical, sustainable

Es gibt viele Zertifikate, die eine Bekleidungsmarke haben kann. Viele überschneiden sich und sind teilweise unterschiedlich definiert. Hier ist ein Versuch, die Bezeichnungen zu unterscheiden. Eine Bezeichnung ist Fair Fashion. Fair Fashion heißt, dass die angebotene Kleidung unter guten Arbeitsbedingungen und zu guten Konditionen, also gerechter Bezahlung für die Arbeiter*innen, hergestellt wird.

Sustainable Fashion ist Kleidung, die unter ökologisch tragbaren Bedingungen hergestellt wird. Das können sozusagen die Inhaltsstoffe sein, die ökologisch korrekt angebaut wurden und die Umwelt nicht belasten. Das können Textilien aus Bio-Baumwolle sein oder aus recycelten Stoffen, wie z. B. altes Plastik. Damit kann aber auch nur die Behandlung der Inhaltsstoffe gemeint sein, die dann ohne giftige Chemikalien o. Ä. auskommt.

Ethical Fashion kombiniert beides und bezeichnet Kleidung, die unter ökologisch und sozial korrekten Bedingungen hergestellt wird. Die Bezeichnungen können aber variieren und manchmal heißen alle drei das gleiche. Es gibt in der Branche aber mittlerweile jede Menge Zertifikate. Aber Achtung: Einige können in die Irre leiten und verkaufen oft ein besseres Image als die Realität hergibt.

Warum fair?

Mit jedem Kauf eines Fast-Fashion-Kleidungsstücks unterstützt der*die Käufer*in schlechte Arbeitsbedingungen, schlechte Inhaltsstoffe in der Kleidung und ein Konsumverhalten, das für die Erde nicht tragbar ist. Genau so kann jede*r gute Arbeitsbedingungen, eine ökologisch sicherere Verarbeitung und Anbau von Stoffen unterstützen – mit dem Kauf von nachhaltiger Mode. Auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen und eine gute Qualität sollte bei Kleidung gesetzt werden, nicht auf jeden Trend.

Außerdem ist Sustainable Fashion meist aus natürlichen Produkten wie Baumwolle oder Hanf gefertigt, die für ein besseres Gefühl auf der Haut sorgen und gesund sind. Bei Kleidung aus beispielsweise Polyester werden mit jedem Waschgang kleine Mikroplastikfasern ins Grundwasser getragen – das ist schädlich für die Umwelt und so auch für uns. Um dem vorzubeugen, wurde der „Cora Ball“ erfunden, der dieses gelöste Mikroplastik in der Waschmaschine auffangen soll. Eine gute Idee, die aber noch ausbaufähig ist.

Reuse, reduce, recycle, refuse

Schon existierendes Plastik muss immer weiter recycelt werden, denn dieses hat sich zu einer endlosen „Ressource“ entwickelt, die wir erstmal nicht mehr loswerden. So gibt es viele Firmen, die Schuhe oder Rucksäcke aus gesammeltem Plastik herstellen.

Kleidung an sich kann jede*r recyceln: entweder mit einfachen Nadelstichen etwas aufpimpen und nochmal neu tragen oder an Menschen im Umfeld verschenken, zu Secondhandläden bringen oder auf Kleidertauschpartys (z. B. am 21. Juni in der Kabutze) mitbringen. Jede Klamotte sollte so lange getragen und genutzt werden wie es nur geht. Kleidung aus zweiter Hand ist meist preiswerter als neue. Und so kann mit wenig Aufwand alten Klamotten ein zweites oder sogar drittes Leben gegeben werden.

Es muss nicht jeder Trend mitgemacht werden. Die Modesaisons werden immer kürzer und öfter. So wechseln die Trends ständig und die Klamotten in den Schaufenstern auch. Die Kleidung wird immer kurzlebiger, um die Menschen zum Shoppen anzuhalten. Einfacher und auf Dauer preiswerter ist es da, einen eigenen Stil zu entwickeln und nur im Notfall neue Kleidung zu kaufen. Bunte, lustige, aber auch einfache und stilechte Mode ist überall.

Bei Fragen fragen!

Die richtigen Labels zu finden ist schwierig, weil viel undurchsichtig bleibt und verschleiert wird. Um die Modeindustrie durchsichtiger erscheinen zu lassen und den Endverbraucher*innen das Kaufen zu erleichtern, erstellt fashionrevolution.org jedes Jahr einen Transparenzindex für 200 Marken. Die Organisation erfasst u. a. die Richtlinien und Umsetzung dieser, sowie die Erreichbarkeit und Veröffentlichung der Textilienanbieter. Ein wichtiges Indiz für eine nachhaltige und faire Herstellung von Klamotten ist oft der Social-Media-Auftritt von Firmen: Wenn offen gezeigt wird, wie die angebotene Kleidung hergestellt wird und wo sie herkommt, gibt es keine Geheimnisse.

Viele Blogs setzen sich mit dem Thema auseinander und verweisen aufeinander. So hat mir Karo von conscious by Karo viele Fragen beantwortet. Zusätzlich gibt es in vielen Universitäten Green Offices (in Greifswald wird auch daran gearbeitet), in denen engagierte Leute sitzen, von denen sich bestimmt jemand mit genau dem Thema der nachhaltigen Kleidung auskennt. Die Studis kann man natürlich auch immer erreichen.

Ein nachhaltiges Leben muss nicht schwer sein, mit Klamotten kann jede*r als Verbraucher*in ein Zeichen setzen. Man muss sich nur informieren.
Nächste Woche geht es dann weiter mit der Kategorie: Leihen statt Kaufen.

Beitragsbild: Anne Frieda Müller
Banner: Jonathan Dehn

Folge 30 – Podcast an, Film ab

Folge 30 – Podcast an, Film ab

Nachdem wir über die Wahl des Europäischen Parlaments, sowie über die Bürgerschaftswahl gesprochen haben, werden wir es heute etwas ruhiger angehen lassen und haben deshalb unseren Fokus auf Serien, Filme und Spiele, die uns in den letzten Wochen beschäftigt haben gelegt.

Dabei werden wir klären, was Heinz-Christian Strache mit dem Blair Witch Project zu tun hat. Mit dabei sind dieses mal Jonathan, Felix, Mathias, Tom und Mels.

Worüber wir wann reden:
01:16 Daedalic Entertainment – Edna bricht aus (Tom)
10:25 Impulse (Jonathan)
17:50 Game of Thrones (Mathias) 
35:50 Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu (Felix)
47:12 Iron sky (Jonathan)
52:05 Avengers: Endgame (Jonathan)
1:02:00 Strache Video Ibiza (Mels)

Wir hoffen, Ihr habt etwas Spaß mit den von uns besprochenen Filmen/Serien und Spielen.

Bei Fragen und Anregungen könnt Ihr uns wie immer unter der E-Mailadresse web-podcast@moritz-medien.de erreichen.

Die EU in MV? Geförderte Projekte stellten sich mit anschließendem Bürgerforum vor

Die EU in MV? Geförderte Projekte stellten sich mit anschließendem Bürgerforum vor

Ein Beitrag von Annica Brommann und Julia Schlichtkrull

Die Europaparlamentswahlen sind durch und mit den Ergebnissen mag der eine mehr, die andere weniger zufrieden sein. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, ist es wichtig, sich daran zu erinnern, wie viel Gutes eine Europäische Union leisten kann. Vor zwei Wochen fand in diesem Zuge das Bürgerforum „EU & Du – Europa bei uns in Mecklenburg-Vorpommern“ im Pommerschen Landesmuseum statt, bei dem auch Projekte rund um den Ostseeraum vorgestellt wurden, die sich aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung finanzieren. Diese kleine Messe und das anschließende Bürgerforum konnten eindrücklich zeigen, wie vielschichtig und wichtig EU-Politik sowohl international als auch auf kleinerer Bundeslandebene eigentlich ist.

Interreg

Ein Begriff, der dabei immer wieder unweigerlich fällt, ist Interreg. Offiziell als „europäische territoriale Zusammenarbeit“ bekannt, versucht Interreg schon seit gut 20 Jahren, Kooperationen auf verschiedenen wirtschaftlichen Ebenen zu stärken, sowohl zwischen verschiedenen Ländern und Regionen, als auch zwischen einzelnen Städten innerhalb einer Region. Diese Zusammenarbeit kann sich auf unterschiedliche Bereiche beziehen, zum Beispiel auf die Verbesserung des Umweltschutzes oder der Infrastruktur, die Schaffung von Arbeitsplätzen oder die Stärkung lokaler Unternehmen. Statt einer Zentralverwaltung durch die Europäische Kommission gibt es für die verschiedenen Projekte von Interreg jeweils eine regionale Leitung, die sich aus Vertreter*innen aller beteiligten Kommunen oder Mitgliedsstaaten zusammensetzt. Dementsprechend kann diese zielführend entscheiden, welche Maßnahmen für ihre Region am besten geeignet sind.

Fische und Umweltschutz

Im Falle MVs und des Ostseeraums drehen sich wohl die meisten der vorgestellten Projekte um das Thema Schifffahrt und Fischerei. Immer wieder wird betont, was für ein bedeutendes Fischerei-Erbe unsere Region darstellt. Zander, Steinbutt und Dorsch und die Räuchereien und Gastronomien, in denen sie verarbeitet und verkauft werden, tragen viel zum Tourismus im Land bei. Deshalb haben es sich Projekte wie MyFish und Fish Markets zur Aufgabe gemacht, genau diese kleinen Fischereibetriebe zu fördern, finanziell zu unterstützen und überregional und international miteinander zu verknüpfen.

Das MORPHEUS-Projekt (Model Areas for Removal of Pharmaceutical Substances in the South Baltic) klärt über die drastischen Folgen von Medikamenten-Entsorgung in der Toilette oder Spüle auf.

Andere Projekte wie LiveLagoons und SBOIL (South Baltic Oil Spill Response) kümmern sich um regionalen Umweltschutz. Sowohl Eutrophierung (also eine erhöhte Nährstoffanreicherung in den Gewässern, verursacht u.a. durch Industrien und Abwässer, die zu Pflanzenwucherungen führt, die dann Meerestieren den Sauerstoff entziehen), als auch Öllacks sind in unserer Ostsee leider noch immer ein schwerwiegendes Problem. LiveLagoons versucht daher durch die Anlage sogenannter Floating Barriers aus Schilf, Ried und Rohrkolben, die überschüssigen Nährstoffe aus unseren Gewässern herauszufiltern. Bei größeren Ölkatastrophen soll SBOIL durch Forschung und Weiterbildungen die BioBind-Methode verbreiten, bei der Öl gezielt aus Flugzeugen abgeworfene Bindungsmaterialien aufsaugt und dann über große Netze an Schiffen an Land gebracht werden kann.

Zu sehen sind die Bindungsmaterialien von SBOIL.

Förderberatung des Leea e.V.

Leea, das Landeszentrum für erneuerbare Energien Mecklenburg-Vorpommern e.V., ist Träger einer Beratung zu Fördermitteln bei Klima- und Energieprogrammen für Privatpersonen, Unternehmen, Kommunen und Investor*innen. Es ist ein unabhängiges Projekt, das nicht in die freie Wirtschaft eingreifen darf, und leistet vor allem Hilfe bei der technischen Beratung, der Prüfung für mögliche Fördermittel und der Weitervermittlung zu Ansprechpartner*innen, um die Umwelt durch geringere CO2-Emissionen zu entlasten.

Das Team von 2 Mitarbeiter*innen und einer halben Stelle beurteilt vor Ort die Möglichkeiten, Fördermittel zu beantragen und eine Energiewende durch effizientere Energienutzung voranzubringen. So können teilweise sogar bis zu 80% der Kosten durch Fördermittel abgedeckt werden. Unter anderem können Heizungsanlagen optimiert, bessere Maschinen gekauft und generell Hilfe geleistet werden bei Möglichkeiten zu einem sparenden Stromverbrauch im Haushalt. Häufig sind viele Wege noch gar nicht ausgeschöpft oder bislang unbekannt.

Diese Beratung ist kostenfrei und ist bisher auf gute Resonanz gestoßen. Zu Großprojekten gehört zum Beispiel auch der Pommersche Diakonieverein. 

InGRiP

Das InGRiP-Projekt arbeitet an einer besseren Zusammenarbeit der Rettungsdienste aus Deutschland und Polen, da es in diesem Bereich zu erheblichen Problemen des rechtlichen Rahmens und der Verständigung kommt.

So besteht vor allem eine Grauzone, was die Zuständigkeit bei Notrufen und dem Patiententransport angeht. Wer, wann und wo zuständig ist und wie der rechtliche Rahmen genauer festgelegt werden soll, wird von den Mitarbeiter*innen analysiert und bei der Gesetzgebung als Beratung hinzugezogen. Momentan besteht zum Beispiel noch das Problem bei zu langen Transportwegen auf Usedom: das Gesetz sieht vor, dass das weiter entfernte Krankenhaus in Wolgast angefahren werden muss, wo doch das polnische Krankenhaus in Swinemünde weitaus näher liegt. 

Ein weiterer Aufgabenbereich ist die Sprachschulung der Rettungsteams, sodass sich diese möglichst zweisprachig, sowohl untereinander als auch mit den Patient*innen, verständigen können. Darüber hinaus sollen die Bedingungen für eine gemeinsame Luftrettung verbessert und festgelegt, sowie die gemeinsame, zweisprachige Schulung in Simulationsübungen und Rettungsdienstszenarien vorangetrieben werden.

Partner des Projektes sind unter anderem die Universitätsmedizin Greifswald, das Greifswalder Institut für Slawistik und mehrere Luft- und Rettungsdienste, zum Beispiel aus Stettin, Greifswald oder Szczecin-Goleniów.

EU-Verdrossenheit?

Anschließend an die Messe fand am 15.05. ein zweistündiges Bürgerforum statt, bei dem dann doch wieder der Eindruck aufkommen konnte, dass EU-Politik vom einzelnen Bürger recht weit entfernt ist. Alle geladenen Gäste – darunter der Generaldirektor für Regionalpolitik und Stadtentwicklung bei der Europäischen Kommission Marc Lemaître und die Landräte der Landkreise Vorpommern-Greifswald und Vorpommern-Rügen Michael Sack und Dr. Stefan Kerth – betonen zwar in einer kleinen Fragerunde, dass für sie die EU auch privat eine zentrale Rolle spiele, nicht zuletzt für Friedenssicherung oder kostenloses Roaming. Aber viele Fragen aus dem Publikum blieben dennoch unbeantwortet. Warum gelingt es Politiker*innen oft nicht, das Interesse der Bevölkerung an wichtigen politischen und wirtschaftlichen Themen zu wecken? Warum ist das Einheitsgefühl, das die EU vermittelt, zum Teil außerhalb der EU stärker zu spüren als innerhalb? Warum sind die lautesten Stimmen aus den Reihen der Politiker*innen oft die derer, die gar keine EU wollen? Auch Artikel 13 und Fridays for Future wurden erwähnt und die vielleicht drängendste Frage: Warum nimmt das Europäische Parlament die Sorgen der Bevölkerung, vor allem der jüngeren Generation, oft nicht ernst?

Ob es der EU gelingt, bürgernäher zu werden und gleichzeitig die gute, bereits existierende Zusammenarbeit an lokalen Projekten beizubehalten, müssen die nächsten fünf Jahre zeigen.

v.l.n.r.: Uwe Ambrosat (Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Rügen-Stralsund-Nordvorpommern), Dr. Rieke Trimcev (Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Greifswald), Marc Lemaître (Generaldirektor für Regionalpolitik und Stadtentwicklung bei der Europäischen Kommission), Dr. Stefan Kerth (Landrat des Landkreises Vorpommern-Rügen) und Michael Sack (Landrat des Landkreises Vorpommern-Greifswald)

Beitragsbilder: Julia Schlichtkrull

How to: Unverpacktladen

How to: Unverpacktladen

Die Redakteur*innen der moritz.medien haben sich schon immer einen Kopf um unsere Umwelt gemacht und darüber berichtet. In unserer neuen Kolumne erzählen wir euch, was wir über das Thema Nachhaltigkeit denken und geben euch viele hilfreiche Tipps, um euer Leben (noch) nachhaltiger zu gestalten.

Ein großer Schritt in das Zero-Waste-Leben ist unverpackt einzukaufen. Aber wie kaufe ich unverpackt ein? Und wo ist der nächste Unverpacktladen? Das erkläre ich Euch hier und stelle Euch den Unverpacktladen Green Goldie aus Rostock vor, der sich noch in der Planung befindet.

Das Prinzip von Unverpackt ist eigentlich ganz einfach: es gibt einen Laden, der in großen Behältern Lebensmittel verkauft, die Du Dir dann daraus in Gläser oder Beutel abfüllen kannst.


Getreide, Mehl, Nudeln, Müsli – all sowas gibt es meist in den ganz großen Behältern, unter die jede*r Gläser oder Beutel halten und dann per Hebel die gewünschte Menge sozusagen „fallen lassen“ kann. Damit dabei nix neben das Glas fällt, gibt es oft auch Trichter, die in die Glasöffnung gesteckt werden können. Das ist dann vor Ort einfacher, als hier beschrieben.

Gewürze sind meistens in großen Gläsern abgefüllt, die sich jede*r mit großen Löffeln in die eigenen Behältnisse löffeln kann. Schokolade und andere Süßigkeiten kann sich so auch jede*r selbst portionieren.

Im Kosmetikbereich gibt es oft Seifen, die meist in einer Papierverpackung sind oder es gibt Seifensäckchen, in welche die Seifen gut reinpassen. Zahnpastatabs u.Ä. kann sich jede*r selbst abfüllen. Auch Waschmittel für die Waschmaschine oder Reinigungsmittel für den Haushalt gibt es oft in großen Kanistern zum Selbstabfüllen. Passend dazu hängen auch Naturschwämme und Bürsten meist nebenan.

Ihr merkt, in Unverpacktläden füllt sich jede*r Kunde*in die Lebensmittel selbst ab – ganz nach dem eigenem Bedarf. Das empfinde ich als sehr praktisch, da jede*r nur die Mengen an Lebensmitteln kaufen muss, die er oder sie wirklich braucht. So können sich die Lebensmittelabfälle gleich mit dem Plastik mit verringern.

Leider haben wir in Greifswald (noch) keinen Unverpacktladen, denn wie die Gründerinnen von Green Goldie aus Rostock richtig sagen: „Wenn man sich die Landkarte der Unverpacktläden anschaut, sieht man dass MV leider ein sehr leerer Fleck ist.“ Das hat die jungen Gründerinnen Janina und Nadja dazu bewegt, einfach selbst einen Unverpacktladen in Rostock zu eröffnen.

Beide versuchen so plastikfrei wie möglich zu leben und wollen das jedem so leicht wie möglich machen. Was es für Hürden dabei gibt, haben sie uns erzählt:

Was muss man bei einem Unverpacktladen besonders beachten?
„Die erste Frage, die wir uns stellten, war: Wo bekommen wir Lebensmittel in Großgebinden (25 kg Papiersack) her? Also haben wir uns Bio-Großhändler gesucht, die Großgebinde und/oder Pfandsysteme anbieten. Ganz ohne Verpackung geht es natürlich auch bei Unverpackt nicht – wir haben zum Glück schon Ideen, wie wir die großen Papiersäcke weiter verwerten können.

Außerdem ist Lebensmittelhygiene ein sehr wichtiges Thema. Wir müssen ein HACCP (Gefahrenanalyse kritischer Kontrollpunkte) erstellen. Dies beinhaltet z.B. die Einhaltung der Temperatur im Kühlschrank, den täglichen Reinigungsplan und den Spuckschutz für alle Lebensmittel im Verkaufsraum.

Vor Eröffnung mussten wir eine Schulung beim Gesundheitsamt/IHK ablegen, das ist in jedem Bundesland etwas anders. Die Bestimmungen sind, wenn man mal drüber nachdenkt, ziemlich logisch. Der Boden muss „wischbar“ sein, sowie die Küchenwände auch, da fällt einem dann aber auch auf, dass in keinem Supermarkt Teppichboden liegt.

Wir müssen viel umsetzen. Die meiste Zeit müssen wir wahrscheinlich putzen, aber schwer ist es nicht, solange wir unsere Reinigungspläne einhalten und sobald sich eine Routine entwickelt hat.

Für die Unterstützung und Planung, die bei jeder Gründung wichtig ist, haben wir einen Existenzgründerkurs und den Unverpacktworkshop bei Unverpackt Kiel mitgemacht.“

Das persönliche Ziel
„Was uns persönlich sehr wichtig ist, ist es einen Ort zu schaffen an dem sich alle austauschen können. Es soll eine Gemeinschaft geben, wo sich alle gut aufgehoben und verstanden fühlen. Oft setzen sich viele sehr unter Druck, wenn es um Müllvermeidung geht. Sie haben dieses Bild im Kopf, dass sie nur ein Glas voller Müll im Jahr produzieren dürfen. Da können wir nur sagen: macht Euch keinen Stress, wir haben auch klein angefangen, jeder Schritt wie klein er auch scheinen mag, ist eine Verbesserung.

Genau um diese Gemeinschaft zu fördern, wollen wir ein kleines Café im Laden haben, wo wir auch unsere Workshops anbieten werden.“

Wie funktioniert das mit den Gläsern?

„Unsere Kundschaft hat verschiedene Optionen:

1. eigenes Glas mitbringen
2. Pfandsystem nutzen
3. die von Kunden für Kunden Behälterkiste nutzen
4. ein Glas bei uns kaufen

Alle Kund*innen können so schauen, was am besten für sie ist. Dabei macht es keinen Unterschied, ob sie ein eigenes Glas haben oder es aus der von Kunden für Kunden Kisten nehmen.

Wenn die Kund*innen ein Glas bei uns kaufen, haben sie den Vorteil, dass zu Hause im Regal alle Gläser gleich aussehen (wer es einheitlich mag). Und wir machen natürlich mehr Umsatz, da muss man sich nichts vormachen. Mit dem Idealismus in unserem Herzen ist es egal, wir möchten nur jeden dazu anregen unverpackt einzukaufen.

Bei den neuen Gläsern sollte die Klimabelastung bedacht werden. Aus Sicht des Umweltschutzes ist es also am besten, benutzte Gläser zu recyclen. Dafür wird es auch die von Kunden für Kunden Kiste geben, in der benutzte, ausgewaschene Gläser, abgegeben werden können.“

Wo, wann, wieviel?
„Am liebsten würden wir in die Kröpeliner-Tor-Vorstadt und haben da bereits eine Fläche in Aussicht. Falls das nicht klappen sollte, können wir uns auch vorstellen in die östliche Altstadt zu gehen.

Es sind schon Öffnungszeiten geplant (Montag bis Mittwoch 10-19, Donnerstag & Freitag 11-20, Samstag 10-15 Uhr), wir würden uns nach der Eröffnung im Herbst an die Kundenfrequenz anpassen.

Preislich werden wir uns bei Bio-Preisen ansiedeln, da wir überwiegend Bio-Produkte anbieten werden.“

Tierisch und Kosmetisch?
„Es wird keine tierischen Produkte geben, weil wir keine Kapazitäten für eine Kühlung haben werden. Außerdem wollen wir der Lebensmittelverschwendung entgegen wirken und tierische Produkte sind immer schnell verderblich. In Rostock ist jeden Tag Markt, wo Käse, Fleisch und Wurst (in eigenem Behälter) gekauft werden können.

Wir werden Naturkosmetik wie Deo, Seife, Zahnkreide und mehr anbieten. Dekorative Kosmetik wie Lippenstift wird es vorerst nicht geben. Ist aber für die Zukunft geplant.“

Wie können wir Euch unterstützen?
„Redet darüber! Erzählt vielen Menschen, dass wir im Herbst eröffnen werden. Im Juli startet unser Crowdfunding, da könnt Ihr natürlich mitmachen und auch wieder fleißig verbreiten. Und sobald wir anfangen zu renovieren, können wir immer helfende Hände gebrauchen oder super liebe Menschen, die ein paar vegane Snacks vorbeibringen.“

Unverpackt einkaufen, wird also zumindest in Rostock bald nicht mehr so schwer sein. Besucht die Webseite und haltet Euch auf dem Laufenden.
Nächste Woche geht es um nachhaltige Klamotten.

Beitragsbilder: Anne Frieda Müller
Banner: Jonathan Dehn